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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Die erste Forderung, die des Anteils am Regiment, entsprach der uralten Art der Deutschen. Der rechte Mann mußte auch ein freier Mann sein, der selbständig über sich mit beschließe. Die andere Forderung aber entsprach nicht alter Ueberlieferung. Immer nur hat äußerer Zwang und Druck ein Zusammenschließen der Germanen veranlaßt. Das gilt schon von der Zeit, als sie unter Armin gegen die Römer kämpften. Sein Versuch, ein dauerndes, nationales Band zu schaffen, kostete ihm das Leben.
Aehnlich ist es später in der Zeit der Völkerbünde und auch in der der Völkerwanderung gewesen. Und selbst das Frankenreich, welches doch nach diesen Bewegungen zur umfassendsten Staatsbildung der Deutschen wurde, entwickelte sich nur deshalb so, weil es auf altrömischem Boden den Wert staatlichen Zusammenhaltens erkennen mußte. Es geschah dies aber doch auch nur, solange bestimmte große Aufgaben es wünschenswert machten. Nach ihrer Erledigung folgte daher auch fast regelmäßig die Teilung der Reiche, und zwar stets, als ob es sich um einen größeren Privatbesitz handelte, nach den willkürlichsten Grundsätzen. Die ungewöhnliche Persönlichkeit eines Karls des Großen und der Beistand der Kirche, die diesen König „von Gottes Gnaden“ aus guten Gründen unterstützte und ihm die römische Kaiserkrone deutscher Nation aufsetzte, schufen indes ein Reich, das auch noch nach 843 in seinem östlichen deutschen Teile sich leidlich zusammenhielt und dann im wesentlichen ununterbrochen etwa 1000 Jahre als das heilige römische Reich deutscher Nation bestanden hat. Im Grunde aber war dieser einheitliche Bestand ein so ungesicherter, daß die Geschichte vorzugsweise von dem zunehmenden Auseinanderfallen der Teile zu berichten hat. So namentlich auch, als die Habsburger die Krone empfingen. Und sie trugen sie fast ausschließlich bis zur Auflösung des Reiches! Sie — und ebenso auch ihre Nebenbuhler — benutzten den Besitz wohl zur Ausbreitung ihrer Hausmacht, kümmerten sich aber herzlich wenig um das, was „da draußen im Reiche“ sich zutrüge. So wurde dieses ihnen fremd und fremder und damit der vollsten Auflösung auch vom Kaiser nicht mehr gewehrt. Unter Maximilian I. freilich, als so etwas wie Morgenluft durch alle Länder ging, besann man sich auf die Mittel, die das zerfallende Reich zusammen-
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Extrahierte Personennamen: Armin Karls Maximilian_I.
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an die übrigen Deutschen herbeizuführen. Das galt um so mehr, als Bayern jetzt ebenso wie Preußen die Wacht am Rhein zu übernehmen hatte. Kirchlich und politisch hatten sie demnach jetzt ähnliche Aufgaben. Eine Verständigung der beiden Hüter lag also sehr nahe. Vollkommen gelang diese aber doch erst dann, als die Wünsche des westlichen Nachbaren deutlicher wurden und sich unmittelbar auf den Besitz bayrischen Landes richteten. Es mußten erst die Jahre 1866 bis 1870 kommen und Napoleon Iii. selber helfen, die Verständigung der Deutschen herbeizuführen.
Daß Württemberg und Baden seit 1792 bedeutend vergrößert wurden, verdanken diese Staaten, ähnlich wie Bayern, Napoleon I. Es war demgemäß die Vergrößerung zunächst ein französisches Interesse; Frankreich brauchte militärkräftige Nachbaren. Es war aber auch vom deutschen Standpunkt aus wünschenswert, daß der hochbegabte Stamm der Schwaben und ebenso der der ändern Alemannen in lebenskräftigen staatlichen Gebilden sich zusammenschloß.
Baden war im Norden namentlich um Pfälzer und Leiningensche Gebiete, im Süden um solche von Vorderösterreich und Fürstenberg gewachsen. Im ganzen hatte unter Karl Friedrich das Land um das Zehnfache sich vergrößert, und das Verwachsen so vieler neuer Elemente mit der ursprünglichen Markgrafschaft vollzog sich nicht leicht. Es wurde auch dadurch .• nicht begünstigt, daß die Freiburger im Süden und die Mannheimer im Norden aus größeren Verbänden stammten.
Und diese größeren Verbände — es waren Oesterreich und Bayern — vergaßen die alte Zusammengehörigkeit auch nicht gern. Das erfuhr das Fürstenhaus, als die Bekämpfung der national-katholischen Bewegung von Wien aus unterstützt wurde, und nicht minder, als König Ludwig von Bayern von der linksrheinischen Pfalz aus die Erinnerungen an die alte Herrschaft der Wittelsbacher in der ganzen Pfalz wieder wachrief. Diese Vorgänge brachten naturgemäß Baden zu einer Annäherung an Preußen, das keine Landesteile des Großherzogtums für sich begehrte. — Zu den äußeren Schwierigkeiten kamen innere. Hier galt dies und dort jenes Herkommen; das zusammengewürfelte Land schien jeder Einheit zu entbehren. Geographisch aber war eine solche doch schon durch die Lage
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Kriege bewirkten also fast plötzlich, was die lange schonende Behandlung vorher nicht zuwege gebracht: die wirkliche Verschmelzung.
Es ist bezeichnend, wie im Gegensatz zu den Einrichtungen der Franzosen die neue Verwaltung das geschichtlich Ueberlieferte zu erhalten bemüht war. Die Franzosen hatten das geschichtlich Gewordene grundsätzlich nicht anerkannt und nach Flüssen und Bergen die neuen Grenzen gezogen, oft mitten durch ein Dorf, ja mitten durch ein Gehöft hindurch. Ja, es kamen Fälle vor, daß mitten durch ein Geschäft die politische Grenze gezogen wurde, daß der Laden diesseits und das Lager jenseits derselben war. Die preußische Verwaltung dagegen beachtete selbst in der Gestaltung der Provinzen und Kreise das Herkommen, d. h. das geschichtlich Zusammengewachsene. So wurde die Grenze von Rheinland und von Westfalen da gezogen, wo schon in den Zeiten der Karolinger die Sachsen und Franken sich voneinander schieden. — Am schwierigsten war natürlich die Befriedigung der Polen. Hier waren Konfession, Nationalität und geschichtliche Ueberlieferung bedenkliche Hindernisse und das um so mehr, als Adel und Geistlichkeit Plan und Zusammenhang in den Widerstand hineinbrachten. Immerhin war es ein Fortschritt, daß im neuen Preußen nicht mehr, wie 1795, der dritte Einwtohner ein Pole war, sondern nur der fünfte, d. h. von 10 500 000 Einwohnern fast 2 000 000 Polen. (Jetzt 3 600 000) Diese kleinere Zahl von Nichtdeutschen ertrug man um so leichter, als man damals nicht wie heute den Wert der Nationalität besonders hoch schätzte und viele Deutsche lange noch arglos für die Wiederaufrichtung Polens schwärmten, das noch immer nicht verloren sei.
Es begreift sich, daß mit diesen widerstrebenden Elementen nicht sofort ein einheitlicher Verfassungsstaat zu bilden war. Um so mehr war man bemüht, auf wirtschaftlichem und geistigem Gebiete eine Einheit herzustellen. Dazu wußte der Staatskanzler Hardenberg, der besonnen und weitausschauend die Gestaltung der Provinzen betrieb, für diese die rechten Männer zu finden. So Vincke für Westfalen, Sack für Pommern, Schön für Preußen. Selber bedürfnislos, bereisten und durchwanderten sie ihr Arbeitsfeld und gaben in Fleiß, Sparsamkeit und praktischer Tätigkeit schon durch ihr Beispiel die besten Anregungen.
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Bei der Neuordnung empfahl nun Belcredi, fünf in Personalunion vereinigte Königreiche zu bilden: Oesterreich, Ungarn, Böhmen, Polen, Kroatien-Slawonien. Das hätte aber, wie Beust versicherte, fünf getrennte Staatengruppen geschaffen, deren Einheit nur in dem gemeinsamen Besitz der Hauptstadt Wien keinen angemessenen Ausdruck gefunden hätte. Die Deutschen widerstrebten deshalb diesem Plane durchaus und setzten unter dem Minister Beust die Zweiteilung durch. (Dualismus.) Was hinter der Leitha lag (Transleithanien), sollte zu der einen Gruppe gehören. Das waren außer Ungarn noch Kroatien und Siebenbürgen. Was diesseits lag (Zisleithanien), sollte die andere Gruppe werden. Diese ist aber, wie schon die Karte zeigt, ein seltsames Gemenge von Ländern, die nur das gemeinsam haben, nicht zu Transleithanien zu gehören. Man hoffte nun, daß sich wenigstens in dieser Hälfte Oesterreichs das Uebergewicht der Deutschen genug geltend machen werde.
Diese Rechnung war aber deshalb eine gewagte, weil auch die slavischen Völker anfingen, sich lauter geltend zu machen. Jedenfalls aber hatte die Zweiteilung des Staates die üble Folge, daß die 2 000000 Deutsche jenseits der Leitha ihrem Stamm nahezu verloren gingen. Und dann war es fraglich, ob die übrigbleibenden 9000000 Deutsche in sich die Einigkeit haben würden, welche die anderen sämtlich hatten.
Die Zeit des Dualismus nach 1867.
Für die äußere Geschichte hätte das Jahr 1870 verhängnisvoll werden können. An einflußreichen Stellen war man geneigt, Napoleon gegen Deutschland zu unterstützen. Es war nicht bloß der Gedanke der Wiedervergeltung, der dazu drängte; es war auch die Abneigung gegen die neuzeitliche Entwicklung der Geschichte. Als aber die französischen Heere Schlag auf Schlag erhielten und dazu die preußenfreundliche Stellung Alexanders Ii. von Rußland bekannt wurde, blieb Oesterreich doch neutral und als dann nach dem Kriege Deutschland sich glänzend neugestaltet hatte, erkannte Oesterreich aufrichtig die neue Ordnung an. Besuche Kaiser Wilhelms I. und Bismarcks vervollständigten die Versöhnung. Ihren Wert bestätigte der Berliner Kongreß 1878. Denn hier erhielt Oesterreich die Unterstützung Deutschlands und infolge davon das „Mandat“, Bosnien
Rothert, Vaterländische Geschichte. 19
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Rothert
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im wesentlichen die Neutralität gewahrt. Daß aber Frankreich 1859 Chablais und Faucigny nahm, hat es diesem gegenüber bald verwunden und da!3 Preußen ihm Neuenburg ließ, hat es ihm nie gedankt. Die Zuneigung der Schweiz gehört also trotz der Sprache und trotz der Geschichte mehr den Franzosen und wir tun gut, auf ihre Mitwirkung Frankreich gegenüber niemals zu rechnen.
So ist es ein Glück, daß Deutschland sich den westlichen Nachbarn gegenüber nicht auf andere verlassen hat.
Zu Händeln fehlte es unmittelbar nach den Freiheitskriegen überall an Neigung; alle, zumal aber die Franzosen, waren kriegesmüde. Noch im Jahre 1840, als ein Krieg drohte, reichte doch die Gewißheit, daß Preußens Truppen ihn aufnehmen würden, dazu aus, die Kampfesgelüste zu unterdrücken.
Seit 1865 suchte der alternde Napoleon dreimal Erfolge im Osten; er hoffte 1866, 1867 und 1869 Landerwerbungen auf friedlichem Wege zu machen und griff dann, als dies nicht gelang, zu seinem Verderben zum Schwerte.
Nach der Beendigung des Krieges aber wurden den Franzosen noch erheblich stärkere Schranken gesetzt. Nicht genug, daß die Deutschen sich einten und jetzt mit gewaltigen Heeresmassen den Frieden zu schützen vermögen, schoben sie die Grenze westwärts auch dahin, wo sie von Natur hingehört, an die Vogesen. Es war nicht bloß die Nationalität der Elsässer, die dies veranlaßte, es waren in noch höherem Grade Gründe der Verteidigung. Die Vogesen begrenzen die oberrheinische Tiefebene im Westen, wie der Schwarzwald es im Osten tut. Während dieser aber mancherlei Pässe und Wege hat, stehen die Vogesen fast mauerartig da. Sie, in Verbindung mit den großen Festen Metz und Straßburg, erschweren einen neuen Angriff dermaßen, daß wir am Rhein jetzt ziemlich sicher wohnen.
So kann Deutschland es abwarten, daß sich die Elsässer und die Franzosen in die Veränderung finden; mögen dies nun 50 Jahre sein, die Moltke für die Beruhigung der Feinde für nötig hielt, oder 200, die Bismarck zu warten bat. „Wenn die Herren (Elsässer) erst einmal 200 Jahre zu Deutschland gehört haben werden (wie 200 Jahre zu Frankreich), dann bin ich überzeugt, daß sie bei uns im ganzen doch angenehmer gelebt haben werden.“
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linksrheinisch zu Schaden gekommen, sollten nun rechtsrheinisch Ersatz erhalten. Dasselbe sollte aber hier auch noch für die Herzöge von Toscana und Modena geschehen, die im österreichischen Kaiserhause warme Fürsprecher hatten. Und fast alle diese Entschädigungen sollten dazu überreichlich sein! Woher nun die Länder nehmen und nicht andere berauben?
Die Sache machte sich doch überraschend einfach. Bei der „Aufklärung der Zeit“ fand man dazu die geistlichen Länder, in denen es sich unter dem Krummstab so gemächlich, aber auch so tatenlos gelebt hatte, ferner die der zahllosen Reichsgrafen, Reichsritter, Reichsdörfer äußerst geeignet. Verschwinden mochten Gebiete, die oft nur „zehn Untertanen und einen Juden“, oft auch noch weniger Einwohner hatten. Sie waren in der Tat nicht mehr lebensfähig und wurden auch nur dann noch gehalten, wenn recht mächtige Beschützer wie Kaiser Franz und Kaiser Paul für sie eintraten. Noch wirksamer war freilich der Wille Bonapartes, bei dem Talleyrand besonders dann ein Fürwort einlegte, wenn man die Stärke der Gründe durch möglichst hohe Geldbeilagen noch recht zu steigern vermochte. Oft überbot ein Bewerber den ändern. Wer am meisten gab, erhielt das Begehrte.
Der oberste Gesichtspunkt Bonapartes bei der Verteilung war natürlich der Vorteil Frankreichs; demgemäß sollte aus „Gründen des europäischen Gleichgewichtes“ Preußen, das für einen Verbündeten Frankreichs galt, erheblich vergrößert werden. Es erhielt für 48 linksrheinische Quadratmeilen 150 im Osten des Flusses, aber nur im Norden Deutschlands, nicht Bamberg oder Nürnberg, das zur Abrundung Ansbach-Bayreuths begehrt wurde.
Im Süd westen Deutschlands dagegen wurden Staaten geschaffen, die vereint und unter der Leitung Frankreichs eine starke Wehr gegen Oesterreich bilden konnten. In der nun durchgeführten Dreiteilung Deutschlands sollten sie scheinbar lebenskräftig und selbständig, doch nur eine weitere Steigerung der ohnehin so gemehrten französischen Macht sein. Noch bestimmter kam dies in dem bald darnach gestifteten Rheinbund zum Ausdruck.
Und doch war es schließlich ein Segen, daß jetzt größere Verbände entstanden, die in abgerundeten Grenzen eine ziemlich gleichartige Bevölkerung erhielten und den Aufgaben Staat-
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Größere Mittel aber hatte doch der preußische Staat, der 1898 wieder 100 Millionen hergeben konnte, 1902 nochmals 150 Millionen, 1907 wieder 400 Millionen und 1908 aufs neue 275 Millionen. Diese letzten sollte dazu dienen, auch zwangsweise solche Güter zu erwerben, die zu einer gedrängteren Ansiedlung erwünscht werden möchten. Der planmäßigen Verhetzung der Polen setzte man also deutscherseits die Gewalt entgegen. Angewendet ist dieser Zwang bislang aber noch nicht. Mit solchen Mitteln ist es natürlich gelungen, umfangreiche, deutsche Bauerndörfer zu schaffen. Sie sind vorzugsweise nördlich und südlich von Bromberg. Einzelne Kreise, wie der von Mogilno, haben bereits an 1000 Bauernfamilien aufgenommen. Auch deutsche Rückwanderer aus Rußland und Galizien hat man erfolgreich dort angesiedelt; im ganzen mögen etwa 25 000 Familien Aufnahme gefunden haben.
Hand in Hand mit der Ausbreitung der deutschen Landsleute geht auch die der deutschen Sprache. Die Gegenpartei sträubt sich grundsätzlich gegen den Gebrauch; sie will das Deutsche nicht lernen. Obschon nun im allgemeinen der Satz gilt, daß man Wohltaten nicht aufdrängt, macht die Regierung doch in diesem Falle von ihren Machtmitteln Anwendung und schützt die Sprache in der Schule, im Verkehr und im Vereinsleben. Ein Schulstreik, der 1901 in Wreschen begann und nach und nach sich auf 50 000 Schulkinder ausdehnte, flaute bald ab, als die Bewegung sich als unvernünftig erwies. Als auch weitere unbequemere Folgen eintraten (Sitzenbleiben), erlosch er bald vollständig. — Ein Gesetz aus dem Jahre 1907 bestimmt, daß in öffentlichen Versammlungen deutsch verhandelt werden müsse. Gemeint sind mit diesen Bestimmungen die Vereinsversammlungen im westfälischen Industriegebiet. Hier waren die Polen so zahlreich geworden, daß sie das Beaufsichtigungsrecht der deutschen Beamten durch den Gebrauch ihrer Sprache umgehen und verhöhnen zu können glaubten.
Der Staat gibt nun durch seine Gesetze zu erkennen, daß er doch Herr im eigenen Hause bleiben will. Es wäre traurig, wenn er im Besitze reichster Machtfülle des vordrängenden Slaventums sich nicht einmal im kerndeutschen Westfalenlande zu erwehren vermöchte. Ein festes, unbeugsames und gerechtes Auftreten wird ihn am besten zum Ziele führen.
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Deutsche Geschichte.
1. Deutschland und feine Bewohner.
Deutschland hieß in alter Zeit Germania. Es war rauh und unfruchtbar, mit zahlreichen Wäldern und Sümpfen bedeckt. In den Wäldern hausten Bären, Wölfe, Auerochsen und Elenne. Rinder und Pferde waren klein und unansehnlich. Getreide wurde nur wenig gebaut.
Die Bewohner des Landes hießen Germanen. Sie waren aus Asien eingewandert, ein kräftiges Volk mit blauen Augen und blonden Haaren. Sie zerfielen in viele Völkerschaften, die aber alle in Sprache und Sitten übereinstimmten. Ihre Hütten lagen zerstreut in den Wäldern, waren aus Holz und Lehm erbaut und mit Stroh gedeckt. Eine Anzahl solcher Höfe bildete einen Weiler, mehrere Weiler einen Gau. Dem Gau stand in Friedenszeiten ein Graf vor; er führte im Kriege die Männer desselben an. Jagd und Krieg waren der Deutschen liebste Beschäftigung. Ihre Hauptwaffen waren Lanze und Schild. Das Aufgebot zum Kriege hieß Heerbann. Ging der Zug in ein fremdes Land, so zogen Frauen und Kinder mit. Ihre Tracht war ein Rock, der mit einer Spange oder einem Dorn über der Brust zusammengehalten wurde; einige trugen auch Thierfelle mit Pelzwerk besetzt. Sie genossen einfache Speisen; die Früchte des Feldes, frisches Wild und geronnene Milch; als Getränk diente ein aus Gerste oder Weizen gebrautes Bier. Ihre Götter verehrten sie in heiligen Hainen. Der oberste Gott hieß Wodan, auch Allvater genannt. Thor oder Thunar war der Gott des Blitzes und Donners. Hoch verehrt wurden auch Hertha, die Göttin der Erde und Freia, die Gemahlin Wodans. Die Opfer waren theils Feldfrüchte, theils Thiere, besonders Pferde. Die Priester, die Diener der Götter, standen in hohen Ehren; auch gab es weise Frauen, welche die Zukunft
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Extrahierte Personennamen: Freia
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Asien Wodans
Erster Abschnitt.
Die germanische Zeit.
Land und Volk der Germanen.
Die Germanen treten als tchtiges, sugendfrifches Naturvolk in die Geschichte ein. Ihre Kraft liegt in deu Stmmen des Westens, die frh von Nomaden zu Bauern werden. Eine gemeinsame Gttersage ist noch das einzige nationale Band des Volkes. In der Abgeschiedenheit seiner Wohnsitze reift es der geschichtlichen Aufgabe, an die Stelle des Rmer-tu ms zu treten, entgegen.
1. Das Land. Die ltesten Nachrichten der unser Vaterland sind uns von den Rmern berliefert. Es erstreckte sich in ihrer Zeit vom Rhein und von der Donau bis hinauf in den skandinavischen Norden und weit hinaus der den Weichselstrom. Nach dem Vor-gange der Gallier nannten sie die Bewohner Germanen, d. h. Nachbarn (Nahbauern), während die Bezeichnung deutsch, volkstmlich, erst vor kaum 1000 Jahren blich geworden ist.
Um die Zeit von Christi Geburt war Germanien noch ein sehr rauhes Land. Weithin bedeckten es von Smpfen unterbrochene Wlder, in denen neben der Eiche, Buche und Tanne auch die Linde, der Lieblingsbaum der Germanen, rauschte. Ein Gewirr von Baum-wurzeln, Schlinggewchsen und Gestrpp berzog den feuchten Wald-boden. Unberhrt durch die Jahrhunderte und so alt wie die Welt", reckten die bemoosten Baumriesen ihre Wipfel empor. Bren und Wlfe, Elentiere und Auerochsen strichen durch die endlosen Forste, und in den dsteren Baumkronen hausten Schwrme von wilden Bienen.
Nur in den Lichtungen der Flutler dehnte sich Acker- und Weideland. Als gewhnliche Kornfrucht gedieh drftig der Hafer, hin und wieder Roggen und Gerste. Fr edles Obst war das rauhe Waldklima nicht geeignet; nur kmmerlich reiften die sauren Frchte des wilden Apfelbaumes. Dagegen trug der Ackerboden auch Flachs und allerlei Wurzel- und Bohnengemse, wie Rben, Linsen, Erbsen und besonders Rettiche. Ungehegt lagen die Waldwiesen, auf denen kleine, unansehnliche Pferde und Rinder grasten.
Selten und nur mhsam drang ein Fremdling tiefer in das weite, dnn bewohnte Land.
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6
Dennoch geno die Frau eine hohe Achtung. Ihr Name, sie weibliche Form zu Fr, bedeutet denn auch Herrin". Auf ihrer Verletzung stand eine hhere Strafe als auf der des Mannes. Sie war der Mittelpunkt der Familie, die Hterin der guten Sitte; Zucht und Keuschheit waren ihre schnste Zier. Viel gab der Germane auf ihren Ausspruch und Rat; ja, er glaubte, da in dem weiblichen Gemte etwas Heiliges und Ahnungsreiches" liege und die Kraft der Weissagung verborgen sei. Darum traten Frauen auch als Prophetinnen auf. Sie zogen sogar nicht selten mit in den Krieg, pflegten hinter der Schlachtreihe die Verwundeten und gingen im uersten Falle mit ihren erliegenden Mnnern in den Tod.
So war die Frau Herrin und Dienerin zugleich; an Achtung stand sie der dem Mann, an Recht unter ihm. Von ihrer kraftvollen sittlichen Natur aber ging Segen aus der das ganze Volk.
8. Standes- und Stammesverhltnisse. Wie bei allen Natur-Vlkern, gab es bei den Germanen Freie und Unfreie. Die wehrhaften Freien bildeten das eigentliche -Volk. Aus ihnen ragte der Adel hervor, dessen Stellung auf Kriegsruhm und vornehmer Abstammung beruhte. Die Unfreien, die man Schalke, d. h. Knechte, nannte, waren meist durch Krieg oder Kauf erworben. Sie waren rechtlos, hausten aber vielfach in eigener Wohnung und hatten von dem Ertrage des ihnen zugewiesenen Bodens eine Abgabe an den Herrn zu entrichten. Auch halfen sie in Gehft und Feld. Ihre Be-Handlung war im allgemeinen milde.
Von den Freien unterschieden sich die Knechte durch kurz ge-schorenes Haar; la mich ungeschoren", d. h. unbehelligt und frei, sagen wir noch heute.
Die Familien einer Verwandtschaft, die nachbarlich zusammen-wohnten, bildeten die Sippe oder Sippschaft. Auf ihr beruhte das Band der Gemeinde. Aus einer Anzahl von Gemeinden bestand der G^l u ; an seiner Spitze waltete ein Edler als Huptling oder Fürst, d. h. Erster. Mehrere Gaue machten den Stamm aus. Im Kriegsfalle wurde von diesem ein tapferer Huptling als Herzog gewhlt, der mit dem Heere zieht". Zum Zeichen der Erwhlung hob man ihn aus den' Schild. Behielt der Herzog auch irrt Frieden, wie es bei einzelnen Stmmen der Fall war seine Fhrerstelle bei, so wurde er Kunink, König ; der Name bedeutet Sprling eines (groen) Geschlechts.
der den Stamm hinaus gab es fr den Germanen nichts. Ein Gefhl der Zusammengehrigkeit, selbst einen gemeinsamen Namen kannten die Stmme nicht, sie standen einander vielfach feindlich gegenber. Nicht selten sammelte ein Huptling aus Jnglingen, denen es daheim im Frieden zu eng wurde, eine Gefolgschaft
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