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dessen Geschäft die Ernährung, und der Wehr-
stand, dessen Geschäft die Erwehrung ist, ge,
geben, obwoi dieses doppelte Geschäft d e r W i r k-
li chkeit n a ch in der Nn-nr und Geschichte den-
selben Gliedern übertragen sein rann. Der Adel
des Volkes hat den Beruf, die höchste Geistig-
keit und die größte Feinheit der Sitten in sich
zu bewahren. Wo er diesem Berufe nachkommt,
stehet ihm auch seinem Begriff nach die Leitung
des Nähr- und Wehrstandes zu. Je mehr.sich
die Gestaltung des Volkslebens dem Staate der
Vernunft nähert, desto schöner und freudiger wird
sich in ihm die Biriche der Civilisation entfal-
ten, die ebensowenig bei demokratischer Turbu-
lenz als unter dem Druck der Despotie gedei-
hen kann.
Wie bei dem Studium der Geschichte eines
Volkes die eben angedeutete Bestimmung und die
be,zeichneten Verhältnisse desselben nie aus dem
Auge verloren werden dürfen; so kommt bei der
richtigen Auffassung seines jedesmaligen Zustan-
des wieder Alles darauf au, daß mau sich nicht
bei allgemeinen Angaben beruhigt und bet mehr
oder minder unwichtigen Thaksachen, z. B. der
häuslichen Geschichte seiner Regenten, stehen
bleibt, sondern in das Innere des Volkes, wo
die Pulse seines'lebens schlagen, hinabzudrin-
gen sacht, Allgemeine, abgezogene Begriffe sind
überhaupt nur Kennziffern, nur Schattenrisse der
Wirklichkeit; des Däferns heitre Fülle bleibt ih-
nen ewig ein irrationaler Rest. In der Ge-
schichte wenigstens läßt sich mit ihnen nichts an-
fangen, außer etwa Unfug. Hier vornehmlich
muß man suchen, den Gegenwand in der fest be-
stimmten Stelle, die er im System des Ganzen
einnimmt, und in dem ganzen Reichchum seiner
Bestimmungen aufzufaffen. Das Studium
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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11
der Quellen ist der Angel, um den sich alle
tiefere Kenntniß der Geschichte drehet. Eine
einige schlichte Chronik des Mittelalters gibt
uns oft mehr Züge zu einem treuen Bild dieser
rath sei riefen Zeit, als künstliche, nicht selten in
der Farbe einer Partei ausgeführte, weitläufige
Darstellungen derselben aus neueren Menschen-
altern.
Vorschriften, wie das Studium der Duellen
im Einzeln anzustellen ist, können hier nicht ge-
geben werden. Nur noch zwei vernein!iche Be-
merkungen, die uns für das Studium der Ge-
schichte wichtig scheinen, mögen als Warnungs-
zeichen eine Stelle finden. Die erste ist: daß
man über d e r Z e i t k u n d e (C h r o n o l o g i^)
die Geschichte nicht vergesse. Erste re
Wissenschaft ist kür eine geordnete Darstellung
und Auffassung der Begebenheiten sehr wichtig,
wer sie aber für die Geschichte selbst nimmt, der
nimmt die Bezeichnung der Blatiseiten für den
Innhalt des Buches. Man kann sehr wohl das
Geburts- und Todesjahr aller teutscheu Könige
im Gedachtniß haben, ohne von der eigentlichen
Geschichte der Teutscheu auch nur etwas zu ahnen.
Die andere ist die: daß man nicht, nach
Art beschrankter Geister, den Einzelen
für die Gattung und die Person für
ihre T h a t nehme. Man würde z. B. in den
crsteren Irrthum verfallen, wenn man die Kir-
chenvecbesserung nicht dem Geist der neuern Zeit,
sssndern Luthe rn zuschrstebe, der nur, darum
nicht minder ehrenwerrh, die Bedürfnisse und
stummen Gedanken des Zeitgeistes zuerst aus-
sprach. Der genannte Irrthum ist im Leben weit
verbreitet, und hat von jeher Vielen das Blut
gekostet. Es ist aber leicht einzusehen, daß, wo
. eine Idee über einer ganzen Zeit aufgegangen
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15
er das Fremde dem Heimischen oft ohne Grund
vorzichr und sich selbst zu wenig achtet. Wollte
man den Tcutschen überhaupt kurz charakrerisi-
ren; so würde man sagen müssen: er sei freier
Denker, odwol nicht Freiden-er, besitze mehr
Wissen als Witz, neige sich mehr zur Kunde
als zur Kunst und sei als Burger rührig, aber
nicht aufrührisch.
§. 6.
Eintheilung der Geschichte der Tcutschen.
In der Geschichte der Tentschen sehen wie
zu drei verschiedenen Zeiten einen ganz anderen
Geist das öffentliche Leben bewegen, wodurch
sich dieselbe vor unfern Augen in drei Haupt-
perioden unterscheidet, in die Urgeschichte,
die Geschichte des Mittelalters und die der
neuern Zeit.
I. Urgeschichte, von den ältesten Zeiten
bis zur Gründung der grosien fränkischen Mo-
narchie und zur Einführung der christlichen Re-
ligion, — bis ttoo. n Chr. Wir finden hier
die Teutschen auf dem Punkte, sich von der
Herrschaft der Nakurmächte zu befreien und zu
höherer Geistigkeit und Bildung überzugehen;
erst eine Stierreligion, dann die Vergötterung
ausgezeichneter Menschen, und Einmischung asm-
tischen Cultus. Die Urinnwohner von Nord-
teurschland werden durch die Sachsen, die
von Südtcutschland später durch die S neveu
unterworfen. Die Kimbern und Teutonen wan-
dern aus. Reibungen suevischer und sächsischer
Volkschaften. Der Kampf mit den. Römern
und die Völkerwanderung, in der sich die unter-
drückten Urinnwohner erheben und das Volk der
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Si
I. Zeitabschnitt.
Geschichte der Teutschen von der Zeit an,
wo sie bekannt werden, bis auf den groß-
ßen Freiheitskampf mit den Römern.
Don dem Jahr 113 bis zum Jahr 12 vor Ch.
§. 1.
Ael teste Ra tur, und Vllkerverhältntss-
, Teutschlands.
Deutschland ist im Süden durch die Alpenkettr
und im Norden durch das baltische Meer in ziem,
lich bestimmten Gränzen eingeschiossen. Südöst-
lich sind seine Naturverhältniffe durch die Kar,
pathen und den damit parallel! laufenden Hö,
henzug, der die Gewässer des schwarzen Meeres
von denen des baltischen scheidet, abgesondert;
nordöstlich aber findet keine so scharfe Naturgrän,
ze Statt. Im Westen hat zwar der Rhein oft
als Staatenmarke gegolten, aber eine bestimmte
Völkerscheide ist er nie gewesen, wie überhaupt
die Abgränzung Gallt-ns und Germaniens,
(Frankreichs und Teutschlands) von späterer Ent,
stehung ist. In seinem Innern ist Teutschland
durch einen großen Gebirgszuge der zwischen
Schlesien und Böhmen unter dem Namen de6
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Germaniens Frankreichs
22
Riefengebirges anhebt, sich dann von dem böh-
wer Wald an «ns Erzgebirge, Fichtelgebirge und
thüringer Wald westlich zieht, und nördlich als
Harz, Wesergebirge, Westerwald, südlich aber
unter den Benennungen Rhönacbirge, Vogels,
berg und Taunus mir einer Erhebung von 2000
bis 5000 Fuß absoluter Höhe nach dem Rhein
hin auseinander lauft, in zwei große Halben ge-
theilt. Dieser Höhenzug, den die. Römer mit
dem Namen des hercynischen Waldes br,
legen, scheidet nicht bloe die Gewässer Teutsch-
iands, so dern er ist auch für seine Völkerver,
haltnisse von der entschiedensten Bedeutung ge,
wese».
Teukschland wird uns in den nächsten Iah,
ren vor und nach Christi Geburt von den Rö-
mern, die aber als Südländer eine etwas ein-
seitige Ansicht haben mußten, als ein rauher,
unwtrchbarer Erdstrich geschildert. Ein trüber,
freudloser Himmel hing über den ewigen Süm-
pfen seiner Wälder, wo noch das Elenn und der
Ur haus'ten, und zahllose Falken ihren Horst
hatten. Obstbäume trug der Boden nicht; be-
baute Fluren waren wenige, außer Gerste und
Hafer gedieh kein Getraide. Unter andern Er-
jeugnissen des Landes werden uns schon sehr
früh der Bernstein genannt, und seine mi-
neralischen Wasser, namentlich Wiesbaden
(Foutes Mattiaci. Íminius Xxx. c. 1í. ).
In dieser rauhen Narur lebte in deü ural-
ten Zeiten ein kraf iges Geschlecht der Menschen,
die Kelten; eine Völkerschaft, die sich von den
Pyrenäen, Alpen und Apenninen bis zu den Ri-
phäen hin erstreckte.
Ueber die Herkunft dieser Völkerschaft ha-
den wir keine bestimmten geschichtlichen Nachrich-
ten. Die Sageugeschtchte fast aller Volkes führt
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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Extrahierte Personennamen: Foutes_Mattiaci
Extrahierte Ortsnamen: Westerwald Taunus Rhein Christi Wiesbaden
23
uns Indessen, auf die Scheiteifläche Hochasiens
hin, deutet uns leise an, daß dort die Wiege
der Menschheit gewesen, und verschwindet dann
in tiefdunkle, heilige Nacht. Dort ist das wun,
dersame Meru der Indier, nach ihrer Sage die
Mitte der Welt, der Goldberg, an dem die Stu,
fen des Paradieses liegen, in Wahrheit das Herz
Asiens, wannen die Ströme dieses Erdthetis wie
belebende Adern pulsiren, von wo zu jeder Zeit
jugendlich frische Völker nach allen Winden des
Himmels hervorgegangen sind. Dorthin ist der
Ursitz unserer Altvordern zu verlegen.
Daß die Völkerschaft der Kelten keinen all-
gemeinen Sraar ausmachre, sondern in viele ein,
zele unabhängige Volkschaften zerfiel, ist wol
sicher; über das Verhälrntß dieser Stämme zu
einander fehlen uns aber bestimmte Nachrichten.
Nur soviel läßt sich mit Sicherheit annehmen,
daß die Bewohner des nördlichen und Mittlern
Leutschlands, die in der Sprache der Römer
Germanen heißen, sehr früh von den Gal-
liern oder übrigen Kelten sich durch Sprache
und Sitte aussonderren. In eigner Sprache
fehlte dem Volke ein Eigenname; sie setzten sich
nur später als Deutsche (zum Volk gehörige,
Theodisct, von Theod das Volk) dem Auslän-
der, vornehmlich den übrtgenkelten, Walen,
entgegen, woher noch jetzt der Gegensatz von
Deutsch und Wälsch.
§. 2.
Aelteste Wanderzüge der Teutschen.
Einzele Andeutungen der Griechen und Rö-
mer belehren uns, daß schon in früher Zeit viel-
fältige Wanderungen der teutschen Völker Statt
gehabt haben. Merkwürdig find unter diesen
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
35
noch lange blieb ihnen in dem sprüchwörtlich
gewordenen „kimbrischen Schrecken" die Ertn,
nerung an diese Tage der Angst *).
§. 4.
Julius Cäsar.
Es verstießen nun vierzig lange Jahre, wä'h,
tend denen Rom zwar nach Außen hin sein An,
sehen vermehrte, aber im Innern desto heftiger
blutete. Derweile bereitere sich der alte Ma,
rtus ein trauriges Ende, und Sulla starb (78),
und Spartacus büßte den Plan, die Sklaven,
die zum Theil Teuksche waren, zu befreien, un,
ter schrecklichen Marrern (71); über Teutsch,
land aber ruht ein tiefes Schweigen. Erst als
Julius Cäsar im I. 6v mit Pompejus und
Crassus das erste Triumvirat geschlossen und
Gallien zur Provinz bekommen hatte, werden
die Teutschen wieder genannt. Casar selbst
hat seine Kriege mit^hnen sehr gefällig darge-
stellt; doch ist die Schrift für die Geschichte nur
mit Vorsicht zu benutzen, weil die historische
Treue dieses staatsklugen Feldherrn schon von
gleichzeitigen Römern angefochten wird.
*) Wohin die Ueberdleihsel der Kimbern gekommen,
davon ist fast keine Spur in der Geschichte. Vielleicht
find deren in oen dreizehn und sieben Gemeinden (tre-
decii e aette communi ) , die in Norditalien, rings von
Wäschen umgeben, keutiche Sprache und Sitte bis auf
den heutigen Tag bewahrt haben, zu tuchen. Doch kön-
nen letztere auch sehr wohl die Reste späterer Einwan-
derer, der Gothen, Alemannen oder Langobarden, sein,
«bwol ihre Mundart bei dieser Annahme einige Schrvi«,
rigkeit macht.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Sulla Spartacus Julius_Cäsar Cäsar
37
Ii. Zeitabschnitt.
Der große Freiheitskampf der Teutschen ge-
gen die Römer bis zur Völkerwanderung»
Vom I. 12 v. Ch. — 400 n. Ch.
§. 5.
Di« Völkerverhältniffe Teutschlanb- im
ersten Jahrhundert unserer Zeitrech»
n u n g.
Äbermals verlaufen nun 40 Jahre, wo wir
wenig oder nichts von den Teutschen vernehmen.
Cäsar, dessen Seele voll kühner Entwürfe war,
ging indessen über den Rubicon (49), zerstörte
in den Feldern bet Pharsains die Blüthe des
römischen Adels (43) und fiel selbst durch das
Schwert des Brutus (44). Sein glücklicher
Großneffe und Adoptivsohn Cäsar Ottavi a»
nus schloß dann mit Antonius und Leptdus das
zweite Triumvirat (43), Brutus und Cassius,
die letzten Verfechter der römischen Freiheit, un,
terlagen bei Phtlippi (42), Ocravian besiegte sei,
nen Nebenbuhler Antonius bet Actium (32)
und bestieg als Imperator Augustus (30)
den Thron der Welk. Unter ihm wurde durch
Drusus dann der Versuch gemacht, die kraftvol»
len, riesenhaften Teutschen tn ihren Urwäldern
zu unterjoche«.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Brutus Cäsar_Ottavi Cäsar Antonius Brutus Nebenbuhler_Antonius Antonius Augustus Drusus
38
Wir besitzen ein Gemälde dieses Ungeheuern
Kampfes und des Zustandes, in welchem sich
Teuischiand im ersten Jahrhundert unserer Zeit-
rechnung befand, von einem der edelsten, aereit',
testen Geister, dem hochsinnigen Tactrus (f 117
n. (£.?). Die reinste, uneigennützigste Liebe zur
Wahrheit hat ihm das eingegeben, was er über
unsere Al - »ordern sagt; fein Werk ist für uns
von unschätzbarem Werthe: gletchwoi aber kön-
nen wir in seine Nachrichten kein unbedingtes
Zutrauen setzen; denn er horte mir dem Ohre
des Römers, und hat uns auch wol manchen
Namen nur in seiner Verrömerung überliefert;
er konnre über Vieles, wie über die Völker auf
der linken Seite der Elbe unmöglich genaue
Nachrichten haben und einzele, übertriebene Be-
richte seiner Landsleute nicht controliren. Dem
vergleichenden, errathenden Scharfsinne bleibt
daher in unserer ältesten Geschichte vieles Feld
und damit Gelegenheit zu Fehlschlüssen und
Täuschung.
Folgende Sätze, die sich theils auf aus,
drückltche Zeugnisse der Geschichte stützen, theils
aus den staatlichen und religiösen Verhältnissen
der eeutschen Völker folgern lassen, werden hier
vorausgeschickt, um ln dem Gewirre der römi-
schen Nachrichten als leitende Fäden zu dienen,
a) Temfchland ist durch verschiedenzei,
tige Einwanderungen bevölkert worden. Früher
bewohnte es gleich Gallien ein keltischer
Sramm; dieser sind die Ingewones (Jnn-
wohner) der Römer, zu denen Pltnius die Kim,
bern, Teutonen und Chanten rechnet, de-
nen man außerdem noch die Chatten, Boj er
und Helvetier zuzählen kann. Zu unbestimm,
barer Zeit vor Christi Geburt erfolgte dann die
Einwanderung skythischer Stämme, der
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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39
Sachsen nach dem Norden, und der Gothen
und Sueven nach dem Olren und Süden
Leutschlands. Die Urinnwoyner verloren nun
theils ihre Volklicbkeit unv wurden unfrei^),
kheils wurden sie dios zinsbar und bchiel.en ih-
re Voiklichkrit (Naktonali'ar) bei **). Sitten,
Sprache und Religion der Sieger und Besiegten
verwuchsen allmählich zri einer Einheit ***).
b) Zur Zeit deö Tacicus war diese Ver-
mischung der Elemente schon vorhanden, und die
Ganzen in einzele Volkschaften zerfallen. Als
sich späterhin die nicht unfrei gewordenen, die
franken Urvölker des hercyi'.ischei, Waldes mir
überwiegender Macht hervorcharen; weckte der
Gegensatz wieder die Namen der Döi kerfchaft.
ten (gentium), so wie dagegen die Namen der
Dolkschaften (nationum) verschwanden ****).
Auf der Nordseite des hercynischen Waldes er?
scheinen die Sachsen, südlich von den Franken
aus einem leicht begreiflichen Grunde statt der
Sueven die Alemannen **•***). Als zuletzt
die Franken alle teutschen Völkerschaften unter
*) Ohne die Annahme verlorener Nationalität bek
manchen Völkern läßt sich die bei den Tcutsarn - häu-
fige Unfreiheit gar nicht erklären.
**) Daß ganze Völker den Sueven zintba» Wa-
ren, sagt Cäsar de L. G. Vi, 10.
***) So nahmen z. B. die Bajoarier ralieto
xroxrio idiomskv leuzonieuni a Teulonicij idioma an,
wie eine alte Passauer Chronik versichert. S. Gari»
bald rc. von Pallhausen. Bel. 99.
****) Nach Tacitul. Unterscheidung, v. Ül. E.
H, 7.
***«*) tz. die Ableitung ihre« Namen-. B.
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