308
Sie sind mit Wachtthürmen und Bastionen versehen und
halten zwar jetzt noch Militair, jedoch ist die Besatzung
ungleich geringer als zu den Zeiten, da die Tartaren,
noch von China getrennt, diesem Reiche gefährlich
waren. Ueberhaupt ist dieses ungeheure Werk jetzt
seit der Eroberung des Reichs durch diemantschu’s über-
flüssig und wird daher auch nicht sehr geachtet, so dass
ein grosser Theil davon fast gänzlich in Ruinen daliegt.
123. Die Salzwerke von Wielitzka.
In der Nähe von Krakau liegt ein kleines Städtchen,
mit Namen Wielitzka, unter und bei welchem sich das
berühmte Salzwerk befindet. Es wird bergmannsmäßig
bearbeitet. Das Salz wird in großen Stücken losgesprengt
und so herausgeschafft. Schon im dreizehnten Jahrhundert
ward es benutzt, und es hat folglich schon eine unbeschreib-
liche Menge Salz hergegeben, ohne daß es noch merklich er-
schöpft wäre. Durch acht Eingänge, deren sechs im freien
Felde und zwei in der Stadt gelegen sind, gelangt man zu
den unterirdischen Salzbehältern. Die beiden letzteren Ein-
gänge dienen meist zum Hinablassen der Arbeiter und zum
Herausschaffen des Salzes, da hingegen die außerhalb der
Stadt gelegenen zum Einbringen der Bedürfnisse der Berg-
leute gebraucht werden. Wenn man sich hinabläßt, so ge-
langt man zuerst an einen finstern Platz, dessen Entfernung
von der Einfahrt 600 Fuß beträgt. Von hier aus führen
verschiedene Gänge zu einer Treppe von 325 theils hölzer-
nen, theils aus Salzstein bestehenden Stufen. Nachdem
man auch diese zurückgelegt hat, stößt man abermals auf
verschiedene Gänge, die zum eigentlichen Salzwerke führen.
Aber wie staunt man beim Eintritt in diesen wunder-
vollen Bau! Man findet sich auf einmal in einer
neuen Welt, deren Glanz und Pracht Alles weit hinter
sich läßt, was die höchste Phantasie nur erdenken kann.
Wendet man fein Auge nach dem Boden, auf dem man
steht, so erblickt man eine weite, unübersehbare und volk-
reiche Ebene mit Häusern und Heerstraßen, auf welchen
sich Fuhrwerk an Fuhrwerk drängt. Alles wimmelt von
Menschen und man bestndet sich in einem eigenen unter-
irdischen Staate. Blickt man über sich, so sieht man ein
hohes Gewölbe, das auf Säulen von Salzstein ruht, und
dessen Decke ebenfalls Salzstein ist, welcher von ferne
dem reinsten Krystalle gleicht. Da überall zum gemein-
schaftlichen Gebrauch eine Menge Lichter brennen, deren
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
131
und sich zur Alleinherrschaft £mporschwingen wollen.
Mit ihm scheint auch sein Volk untergegangen zu sein,
denn bald nach ihm verschwindet der Name der Cherus-
ker aus der Geschichte; die Longobarden besiegten und
vertilgten es.
68. Die Hunnen.
Im vierten Jahrhundert nach Christo drangen die
Hunnen, nachdem sie aus ihren Wohnsitzen vertrieben wor-
den waren, aus Asien in Europa ein und setzten diesen
ganzen Erdtheil in Furcht und Schrecken. Die Beschrei-
bungen sind fürchterlich, welche die alten Schriftsteller von
ihnen machen. Sie sahen mehr wilden Thieren als Men-
schen ähnlich. Vom Körper waren sie meist klein und kurz,
hatten breite Schultern, flache, dicke, viereckige Gesichter, und
gräßliche Gesichtszüge, tiefliegende sehr kleine Augen und
eingedrückte Nasen, wie die Kalmücken. Ihre Farbe war
schwarzgelb, das Haar lang und schwarz, der Körper fest
und stark, und die Sprache rauh und mißtönend. Ihre
Beschäftigungen waren Viehzucht, Jagd, Krieg und Räubereien.
Sie saßen, wie die heutigen Tartaren, fast beständig zu
Pferde und brachten Tag und Nacht auf denselben zu; sie
waren daher gute Reiter und vortreffliche Bogenschützen.
Mit ihren schnellen Pferden waren sie plötzlich da, wo man
sie nicht erwartete. Bald griffen sie an, bald flohen sie
wieder, und im Fliehen schossen sie ihre Pfeile rückwärts mit
solcher Sicherheit, daß man ihnen kaum ausweichen konnte.
Zu ihren Speisen brauchten sie kein Feuer. Ungekochtes,
rohes, etwas mürbe gerittenes Pferdefleisch war ihre Speise,
Blut und Pferdemilch war ihr gewöhnliches Getränk. Ihre
Sitten waren schrecklich. Gegen ihre Feinde übten sie die
größten Grausamkeiten aus; man beschuldigte sie sogar, daß
sie das Herz der Gefangenen in kleine Stücke zerschnitten
und als Arznei verschluckt hätten.
Der König und Anführer dieser rohen räuberischen
Horde war Attila, ein Mann, geboren zur Erschütterung
der Völker und ein Schrecken der ganzen Welt. Man
nannte ihn daher Geißel Gottes, und so hörte er sich
auch am liebsten nennen. Er setzte Alles in Furcht, selbst
sein Aeußeres mußte Schrecken verbreiten. Sein Gang
war stolz, und er schoß dabei seine Blicke nach allen
Seiten hin. Seine Gestalt war kurz, die Brust breit,
der Kopf groß, die Augen klein, Bart und Haare dünn,
9*
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Attila
Extrahierte Ortsnamen: Christo Asien Europa Gottes
73
erhoben haben. Von den heidnischen Völkern sind die bemer-
kenswerthesten; die Assyrier, Babylonier, Perser, Grie-
chen, Macedonier, Römer.
a) Heiden.
4) Tie Assyrier und Babylonier hatten ihren Sitz in
den weiten, fruchtbaren Gebieten des Euphrat und Tigris (f. C.
§ 52 it. 53). Sie verbreiteten al er ihre Herrschaft von hier
aus über einen großen Theil von Asien. Die Babylonier wa-
ren Auings den Assyriern Unterthan, deren Herrschaft unter
dem König Salmanasscr (um 720 v. Chr.) den höchsten
Glanzpunkt erreichte. Nachher aber erhoben sich die Babylo-
nier, eroberten und zerstörten um 600 v. Chr. die assyrische
Hauptstadt Niniveh, und setzten ihre Herrschaft an die Stelle
der assyrischen. Ter mächtigste König der Babylonier war
Nebukadnezar um 590 v. Chr.
5) Wie die Herrschaft der Assyrier durch die Babylonier
gestürzt wurde, so wieder die der Babylonier durch die Perser,
deren König Cyrus im Jahre 538 die Hauptstadt Babylon
zerstörte und die Herrschaft über einen großen Theil von
Asien gewann.
6) Tie Griechen haben nicht sowohl durch eine große
Ausdehnung ihrer Herrschaft als durch die Förderung, welche
durch sie den Künsten und Wissenschaften zu Theil geworden,
eine hohe Bedeutung erlangt. Merke unter den zahlreichen
Freistaaten des griechischen Volks als die wichtigsten Athen
und Sparta, und unter den durch ihre Weisheit berühmt
gewordenen Männern Lykurg, den Gesetzgeber Spartas, Sa-
lon, den Gesetzgeber Athens, und den Weltweisen Sokrates,
welcher um 400 v. Chr. von seinen Landsleuten zum Tode
(durch den Giftbecher) verurtheilt wurde.
7) Im Königreich Makedonien, im Norden von Grie-
chenland, erhob sich um 300 v. Chr. der König Alexander
der Große und zog mit einem verhältnißmäßig kleinen Heere
nach Asien, schlug den Perserkönig, bemächtigte sich seines
Reiches und gründete an seiner Stelle das ma ced on i sche W el t-
reich, in welchem er griechische Sitte und griechische Sprache
einheimisch zu machen suchte. Sein Reich zersiel nach seinem
Tode in niehrere Reiche, unter denen das syrische mit der
Hauptstadt Antiochien imb das ägyptische mit der Haupt-
stadt Alexandrien die bemerkenswrrthesten sind.
8) Seit dem 2. Jahrhunderte vor Christus stieg das
römische Reich (gegründet im 8. Jahrh.) durch große, rasche
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann]]
Extrahierte Personennamen: C. Nebukadnezar Cyrus Alexander Christus
Extrahierte Ortsnamen: Asien Asien Sparta Spartas Athens Makedonien Asien
2
Alte Geschichte.
Staatö-
formen.
Religions-
wesen.
und der dadurch herbeigeführte Völkerverkehr. Die Bewohner fruchtbarer
Ebenen und wohlgelegener Flußufer trieben Land- und Binnenhandel;
die Bewohner der Meeresküsten dagegen Seehand cl. Anfangs tauschte
man Waare gegen Waare (Tauschhandel); erst später kam man ans
den Gedanken, den edlenmetallen einen bestimmten Werth zu verleihen und
ausgeprägte Geld münzen zu einem künstlichen, bequemen Tausch-
mittel umzuschaffen. Die Bewohner der Städte legten sich auf Gewerbe
und Erfindungen oder pflegten Künste und Wissenschaften und
trugen so zur Bereicherung und Verschönerung des Lebens und zur Aus-
bildung des menschlichen Geistes bei.
3. Mit der Zeit unterschieden sich die Völker in civilisirte und
uncivilisirte, je nachdem Anlage und Verkehr die Ausbildung der geisti-
gen Kräfte förderten, oder Stumpfsinn und räumliche Abgeschiedenheit die-
selbe hemmten. Die uncivilisirten Völker sind entweder wilde Horden
unter Obhut eines Häuptlings, der unumschränkte Gewalt über Leben und
Tod besitzt, oder wandernde No maden ge schlechter unter der Leitung
eines Oberhaupts, das als Vater der Familie (Patriarch) die Rechte eines
Fürsten, Richters und Anführers ausübt. Weder die Nomadengeschlechter,
noch die wilden Horden finden einen Platz in der Geseichte. Diese
befaßt sich nur mit den civilifirten Völkern, die durch Sitte und gegen-
seitige Uebereinkunft zum friedlichen Verkehr und zur staatlichen Ge-
sellschaft sich verbunden haben. — Rücksichtlich der Rcgierungsform oder
Verfassung zerfallen die Staaten in monarchische und republikanische
Staaten. Monarchie heißt die Staatsform, wenn ein Einziger an
der Spitze steht und das Regiment führt; dieser Einzige -hat nach dem
räumlichen Umfang seines Gebiets bald den Titel Kaiser oder König,
bald die Benennung Herzog oder Fürst. Republik (Freistaat) heißt
die Verfassung, wenn die Regierungsgewalt in die Hände einer aus mehr e-
ren Gliedern bestehenden und durch Wahl eingesetzten Obrigkeit gelegt
ist. Die republikanische Negierungsform ist bald aristokratisch, wo nur
einige durch Geburt oder Reichthum ausgezeichnete Geschlechter dem
Gemeinwesen vorstehen, bald demokratisch, wo das Gesammtvolk
Gesetze giebt und die Leiter der Regierung bestellt.
4. Bei der Zerstreuung der Menschen über den Erdboden ging der
Glaube an den Einen wahrhaften Gott, der Monotheismus, verloren
und die Völker versanken in Vielgötterei, in Polytheismus. Nur bei
den Juden erhielt sich der Glaube an Einen Gott (Jehovah). Die
Religionen aller andern Völker, wie verschieden sich dieselben auch gestalten
mochten, faßt man mit dem Namen Heiden thun: zusammen. Die alten
heidnischen Völker verehrten vornehmlich die Sonne mit den Gestirnen,
oder die in der Natur wirkenden Kräfte. Auch gaben sie dem höchsten
Wesen eine menschliche Gestalt und hielten seine verschiedenen Eigenschaften
für besondere Gottheiten. Sie bildeten Götter aus Erz und Stein, aus
Holz und Thon, errichteten Tempel und Altäre und brachten ihnen
Opfer dar, theils um ihren Zorn zu sühnen, theils um Gnade zu erflehen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
2. Die Chinesen.
1. Charakter und Kultur des chinesischen Staates. 2. Erziehung, Sprache, Sitten.
3. Die Religion des Konfucius.
1. In dem großen Kaiserreich China lebt seit den ältesten Zeiten ein Der chine-
Volk mongolischer Abkunft, das schon Jahrtausende lang unverändert die-fische Staat,
selbe Kultur und dieselben Einrichtungen besitzt. Der Mangel einer
fortschreitenden Entwickelung beruht theils auf dem zähen Charakter des
Volks, das am Gewohnten und Ueberlieferten festhält, theils rührt er da-
her, daß das Reich durch Gebirge, Meere und die hohe 300 Meilen lange
chinesische Mauer (seit 256 v. Chr.) von dem Verkehr mit fremden
Völkern ausgeschlossen ist, theils endlich hat er seinen Grund in den poli-
tischen Einrichtungen. Der mit unumschränkter Gewalt ausgerüstete, fast
göttlich verehrte Kaiser und der zahlreiche Stand bevorzugter Aristokraten
(Mandarinen) halten nämlich das geknechtete und mit Verachtung be-
handelte Volk bei dem Herkömmlichen fest und entrücken ihnr alles Neue.
Die Chinesen konnten somit von den Erfahrungen fremder Stationen keinen
Gebrauch machen und blieben hinter andern Völkern in der Bildung zurück,
obgleich sie schon in uralten Zeiten mit dem Kompaß, dem Schießpul-
ver und mit einer Art Bücherdruck bekannt waren. Selbst in derjn-
dustrie können sie sich mit den westlichen Kulturvölkern nicht mehr messen,
so sehr sie auch von jeher wegen ihrer Geschicklichkeit im Seidenbau, in
der Bereitung von feinem Porzellan, von Schreibmaterialien, Schnitz-
werken u. s. w. gerühmt wurden. Nur im Ackerbau sind sie noch Meister
und steht derselbe unter uninittelbarer Obhut des Kaisers, der jährlich ein
bestimmtes Stück Land selbst bearbeitet und besäet. Auch nirgends hat
wohl menschlicher Fleiß den Erdboden so bezwungen und umgewandelt,
wie in China. Die Ebenen tragen üppige Getreide- und Reisfelder, die
Gärten prangen voll schöner Früchte, die Wiesen sind durch künstliche Be-
wässerung in blumige Auen und wilde Gebirge durch mühsame Arbeit in
fruchtbares Ackerland umgeschaffen.
2. Die chinesische Erziehung bezweckt nicht die Entwickelung der Geistes- Erziehung,
kräfte zu einer allgemeinen Bildung, sondern nur das Erlernen dessen,
was die Vorfahren gewußt und geübt haben. Diese Erziehung und die
Regierungsart macht die Chinesen feige und unkräftig; dennoch haben sie
von sich die größte Meinung und betrachten alle andern Völker mit hoch-
müthiger Verachtung. Ihr Land nennen sie nicht anders als „das Reich
der Mitte". — Die Sprache der Chinesen ist so schwierig und unbe- Sprache.
Holsen, daß zum bloßen Lesenlernen viele Jahre erforderlich sind. Ihre
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
32
Alte Geschichte.
Lykurg 888,
Solon 594,
1. messen.
Krieg
743—24.
2. messen.
Krieg
685—68.
Klisthenes
509.
Jsagoras.
Ostracis-
mus.
führten sie für den Staat ein rauhes, kriegerisches Leben. Die Ionier
trieben Schifffahrt und Handel, verkehrten viel mit Fremden und gaben
trotz entschiedener Rücksichtnahme gegen den Staat der Entwickelung des
Einzelnen Raum. Die Dorier drückten Allem, selbst Festlichkeiten und
der Kunst, das Gepräge des Einfachen und Ernsten auf; die Ionier liebten
Abwechselung und Mannichfaltigkeit und waren Freunde eines heiteren
Lebensgenusses; der Kultur aus inniger Neigung zugethan, wurde Kunst
und Wissenschaft von ihnen eifrigst gepflegt. Die Dorier bevorzugten bei
Staatsämtern das Alter und edle Geburt; ihre Verfassung war daher
aristokratisch, eine gewisse Stetigkeit und Einheit verbürgend. Die Ionier
bekämpften das erbliche Recht und hatten deshalb eine demokratische Ver-
fassung, wenn auch mit sehr veränderlicher Form. Die Dorier hofften
von der Zukunft nichts als Fortdauer der Vergangenheit; für die Ionier
war nicht die Zukunft, nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart
entzückend.
3. Am reinsten werden die Dorier durch die Spartaner und die
Ionier durch die Athener vertreten; auf die Verfassung des Lykurg (888
v. Chr.) wie die des Solon (594 v. Chr.) hatten die Eigenthümlichkeiten
der beiden Stämme entschiedenen Einfluß. Die übrigen griechischen Staa-
ten schlossen sich theils an Sparta, theils an Athen an und wurden nach
Maßgabe ihres Vorbildes entweder aristokratisch, oder demokratisch regiert.
Der kriegerische Geist, welcher durch Lykurg's Gesetze bei den Spar-
tanern neuerweckt worden war, entzündete die messenischen Kriege (erster
Krieg 743 — 724; zweiter Krieg 685—668). Messenien wurden unter-
jocht, und Sparta gewann aus lange Zeit hin (bis 470) die Hegemonie
über ganz Griechenland. In Athen suchte die Solonsche Verfassung das
Streben nach volksthümlicher Herrschaft zu befriedigen, aber es dauerte
noch geraume Zeit, ehe die inneren Parteiungen überwunden waren. Erst nach
Vertreibung der Pisistratiden (510) fühlten die Athener sich als ein freies
Volk und haben darnach auch bald den ersten Rang unter den Helenen
erlangt. Klisthenes vollendete die attische Demokratie (509). Statt
der alten Eintheilung in 4 Klassey, die auf der Abstammung und dem Ver-
mögen beruhten, führte er eine in 10 Klassen ein, die durch den zeitweili-
gen Wohnort bestimmt wurden, so daß in jeder Klasse Reiche, Minderbe-
mittelte und Arme vertreten waren. Und um den Einfluß der Vornehmen
bei der Wahl selbst zu brechen, ließ er fast alle Magistratsstellen durch
das Loos besetzen. Den Rath der Vierhundert vermehrte er um 1o0
Mitglieder; jede Klasse erwählte dazu aus ihrer Mitte — ohne Ansehen
der Person und des Vermögens — jährlich fünfzig Theilnehmer. Ver-
gebens hatte sich Jsagoras, der Führer der aristokratischen Partei, diesen
Reformen widersetzt, und selbst, wiewohl ohne Erfolg, die Spartaner,
die stets die Aristokratie zu schützen geneigt waren, zu Hilfe gerufen. Von
nun an stand die Demokratie durch die immer herrlicher sich entwickelnde
Geisteskraft und Tüchtigkeit des athenischen Volks fest begründet, und sollte
sich auch bald in den nun folgenden Perserkriegen aufs glänzendste bewäh-
ren. Eine äußere Stütze hatte sie um diese Zeit — wahrscheinlich auch
durch Klisthenes — in der Einrichtung des Ostracismus erhalten.
Auch haben die Bürger des alten ruhmgekrönten Athen, „der Stütze von
Hellas", wie ihnen die Geschichte das Zeugniß giebt, lange große Mäßi-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
62
Alte Geschichte.
C. Die Römer.
24. Länder und Völker Italiens.
1. Lage, Gestalt und Klima Jtalien'ö. 2. Geographische Einstellung: Oberita-
lien (Gallien jenseits und diesseits des Po, Ligurien), Mittelitalien (Etrurien,
Latium, Kampanien, Samnium) und Unter Italien (Apiilien und Kalabrien),;
Inseln: Sizilien, Sardinien und Korsika. 3. Die alten italischen Völker: Etrusker,
Samniler und Latiner. Zusammenstießen dieser Völker in Rom.
1. Fast in Form eines Reiterstiefels streckt sich Italien in das
Mittelmeer hinaus. Nur im Norden hängt es durch den Granitwall der
Alpen mit dem Hauptkörper unseres Ertheils zusammen, auf den drei
Jtalien's anderen Seiten ist es vom Meer umflossen. Ein Ausläufer der Alpen,
Lage. die Bergkette der Apenninen, durchstreicht die ganze Halbinsel in südöst-
licher Richtung und bildet mit seinen mannichfaltigen Verästelungen gleich-
sam das Gerippe, auf welchem die italienischen Landschaften als Abdachung
oder mäßige Hochebenen sich lagern. Die größte Höhe — 8000' — er-
reichen die Apenninen in den heutigen Abruzzen; weiter südlich spalten
sie sich in zwei Zweige und senden niedrige Ausläufer nach den beiden
Spitzen Süditaliens. Viele Bäche rinnen von beiden Seiten des Ge-
birges herab, fallen aber, da die Halbinsel schmal ist, zeitig ins Meer.
Außer dem Po, welcher in Obcritalien ein ausgedehntes Flußsystem
bildet, sind nur der Arno und die Tiber schiffbar.
Die Natur hat Italien zu einem europäischen Lustgarten geschaffen.
In den südlichen Theilen insbesondere herrscht fast ein immerwährender
Frühling; ein stets blauer Hiinmel wölbt sich über die üppige Flur; milde
Seelüfte kühlen in den heißen Tagen die Mittagsgluth. Die edelsten
Früchte gedeihen dort fast ohne Wartung und Pflege. Zwei-, ja dreimal
trägt im Jahre der Acker und fünfmal verjüngen sich die Wiesen.
Auch für Handel und Verkehr hat Italien eine überaus günstige
Lage. Durch das Mittelmeer steht es nicht nur mit den gesegnetsten
Ländern von Europa, sondern auch mit dem reichen Asien und Afrika in
naher Verbindung. Am frühesten war die Westseite der Insel kultivirt,
wie denn auch hier der Hauptschauplatz für die Geschichte des Landes liegt.
Einthei- 2. Italien besteht aus drei Theilen: aus Oberitalien, Mittelitalien
lung des und Unteritalien oder Groß-Gricchenland. ^ _
Laubes. Oberitalien, die fruchtbare, vom Po (Padus) durchströmte Tief-
ebene enthielt: a. Gallien jenseits des Po — Städte: Mailand,
Verona, Mantua und Aquileja; b. Gallien diesseits d es Po —
Städte: Ravenna und Bologna; und o. Ligurien — Städte: Genua
und Nizza. — Gallische Völkerschaften.
Mittelitalien enthielt an der Westküste: a. Etrurien —
Städte: Klusium, Falerii und Veji (100,000 Einwohner); b. Latium,
das Stammland der Römer —- Städte: Nom, Albalonga und Ostia;
c. Kampanien — Städte: Kapua, Rola, Herkulanum, Pompeji und
Neapel mit dem Berge Vesuv (3000'); an der Ostküste d. Samnium
— Stadt Benevent.
Unteritalien enthielt a. Apulien — Städte Kannä und Tarent;
b. K alabrien Hafenstadt Brundusium.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Die beut[d)en Völker vereine.
111
nen. Zu jenen würden dann die Hermionen, Vindiler und Peuciner, zu
diesen die Jngävonen und Jstävonen zu rechnen sein. Ein Gegensatz
zwischen Sueven und Nichtsueven war vorhanden und hat sich lange in
Sitten und Gesetzen erhalten. Die Sueven liebten ein nomadisches Leben,
streiften umher, besaßen die Ländereien in Gemeinschaft und kannten noch
keinen erblichen Grundbesitz; die Nichtsueven saßen schon zeitig fest in
Erbgütern. Auch fochten die Gothen, als ursprünglich wandernde Hirten,
noch lange ihre Zweikämpfe zu Pferde aus, während die Sigamber als
Ackerbauer zu Fuße stritten. Und als sich später beide Volksgruppen zum
Christcnthuine bekehrten, da nahmen die gothischen (suevischen) Stämme
den arianischen und die andern den athanasianischen Glauben an. — Der
Name Sueve *) lebt noch heute in dem Worte Schwaben und Schweiz
fort. Die Ungarn nennen alle Deutsche „Schwaben".
45. Die deutschen Völkervereine.
Einfluß der „römischen" Nachbarschaft auf die Germanen. Gründung von vier
deutschen Völterveremen. Der Bund der Alemannen, der Franken, der Sach-
sen und der Gothen.
Die Nachbarschaft der Römer am Rhein und an der Donau verfehlte
ihres Einflusses auf die Deutschen nicht. Sie lernten manche neue Ein-
richtung, das Geld und verschiedene Bedürfnisse des Luxus kennen. Die
Römer hatten am Rheine Weinreben gepflanzt, sonst Landstraßen, Städte¿),
Fabriken, Schauplätze, Schlösser, Tempel und Altäre angelegt; römische
Kaufleute brachten ihre Waaren nach Deutschland und holten dagegen Bern-
stein, Federn, Pelzwerk, Sklaven und — die Haare der Deutschen: denn
eö war jetzt in Rom der Gebrauch, blonde Perrükeu statt der eigenen Haare
zu tragen. Schon hierdurch wurde manche Veränderung in den Sitten
der Deutschen hervorgebracht. Die wichtigste Veränderung jedoch, die sich
im 2. und 3. Jahrhundert bei unsern Vorfahren zeigte, war ihre Vereini-
gung in vier große Völkerbündnisse. Wahrscheinlich sind diese Bünd-
nisse durch den Anblick des römischen Reiches, welches bei aller Verderbt-
heit durch Vereinigung noch so stark war; sowie durch die Uebermacht ein-
zelner deutscher Völkerschaften entstanden. Man unterschied:
1. Die Alemannen, ein Bündniß suevischer Völker zwischen Main
und Donau und später auch am Oberrhein und Neckar. Ihr Name be-
deutet alle oder allerlei Männer. Sie drangen oft über den Rhein in
Frankreich und durch die Alpen in Italien vor.
2. Die Franken am Niederrhein und in den Niederlanden, ein istä»
vonischer Völkerverein, dem sich auch die Chatten und Cherusker anschlössen.
Sie wollten frank, d. h. frei sein, daher ihr Name. Oft unternahmen
sie verheerende Streifzüge in das mittlere Gallien.
3. Die Sachsen, an der Weser, Elbe und Nordsee. Ihren Namen 1
1) Die Abstammung des Wortes „Sueve" ist unsicher. Manche leiten es von
schweifen ab, sofern die Sueven ursprünglich nomadisch und kriegerisch umher-
schweiften, andere von dem hinter dem Kopf zusammengebundenen und lang herab-
fallenden Haarschweifen, der zu ihrer Volkstracht gehörte.
2) Von den römischen Pflanzstädten sind noch vorhanden: Salzburg, Regensburg,
Augsburg, Basel, Straßburg, Baden, Speier, Worms, Mainz, Trier, Köln, Bonn rc.
Alemannen.
Franken.
Sachsen.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Rhein Donau Rheine Deutschland Rom Main Donau Rhein Frankreich Italien Niederrhein Niederlanden Gallien Sachsen Nordsee Salzburg Regensburg Augsburg Basel Straßburg Baden Worms Mainz Trier Bonn Sachsen
Die Germanen auf römischem Boden.
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7. Die Langobarden zogen, nachdem sie die Gepiden in Ungarn
unterworfen, 568 nach Italien und wurden 774 ^von den Franken besiegt.
8. In das östliche Europa bis zur Elbe, Saale, dem Böhmerwatd
und den Alpen drangen fla visch e, in Dacien fi nn is che und tatarische
Völker (Awaren und Bulgaren) ein.
9. Das oströmische oder griechische Kaiserthum umfaßte außer der
Hämus-Halbinsel ganz Klein-Asien, Syrien, Palästina, Aegypten und
die östlichen Inseln des Mittelmeeres, unter Justinian auch Rord-Afrika
und Italien.
47. Die Germanen auf römischem Boden.
1. Einfluß der neuen Wohnsitze auf die germanischen Völker. Entstehung der ro-
manischen Sprachen. Veränoerung des Gerichtswesens. Die Slrasen. Auf-
findung des Urlheilö. Die Zeugenaussagen und Ordale. 2. Einführung des Leyns-
wefens in den eroberten Ländern. Unlerfchied zwischen Allod und Lehngut. Größere
und kleinere Vasallen. Die Treue zwischen Dienstmannen und dem Lehnsherrn. Das
Lehnswesen anfangs die Stütze, später die Schranke der königlichen Macht.
1. Die meisten deutschen Völker waren in den Zeiten der Völkerwan-
derung in neue, von ihren alten gänzlich verschiedene Wohnsitze gekom-
men und trafen hier Einwohner von anderem Stamme und anderer
Sprache, von anderen Sitten und Gesetzen. In der neuen Heimat konn-
ten sie daher nicht bleiben, wie sie bisher gewesen waren, und bald trat
ein Unterschied zwischen den Deutschen, die in fremde Länder ausgewan-
dert, und denen hervor, die im Vaterlande geblieben waren. Die
Stämme, welche nach südlicheren Ländern zogen, wurden durch die warme
Luft verweichlicht und durch die üppigen Erzeugnisse des Bodens geschwächt.'
So waren die Vandalen in Afrtka und die Ostgothen in Italien schon'
einige Jahrzehnte nach ihrem Einzuge fast verwandelt und entartet und
erlagen Feinden, welche srüherhin kaum ihren Anblick ertragen konnten.!
Die Stämme dagegen, welche in Deutschland blieben, blieben auch hart)
und eisern, und wenn sie nachher auch allmälig milder geworden sind,
gleich wie ihr Klima, so wurden ihre Wälder doch so langsam ausgerottet,
daß die Veränderung ohne zu schnelle und schädliche Uebergänge geschah.
Die größte Veränderung bei den ausg ew an d erten Stämmen ging
aber mit der Sprache vor. In den eroberten Ländern wurde die römische
oder lateinische geredet, die um vieles gebildeter war, als die deutsche. Die
lateinische Sprache konnte eben deshalb von dieser nicht verdrängt werden,
wohl aber entstand eine Mischung von beiden, woraus ganz^neue, die so-
genannten romanischen Sprachen hervorgingen. Hierzu hat man die Romanische
portugiesische, spanische, französisch e und italienische Sprache Sprachen,
zu rechnen. Die neueren Sprachen mögen zwar wohlklingender sein als
die deutsche, sie können sich aber an Reinheit und Kraft mit unserer Ur-
sprache nicht messen.
Auch das Gerichtswesen mußte sich bei den erobernden deutschen Völ- Aenderung
kern merklich ändern. Früher entschied man nach Gebrauch und Herkommen, d. Gerichrs-
nunmehr wurden die Gesetze in lateinischer Sprache ausgeschrieben. Sie Wesens,
enthielten aber keine Gebote, sondern nur Verbote und Strafen. Bis
auf Hochverrath konnten alle Verbrechen durch Geldbußen gesühnt werden.
Dabei war ein Unterschied zwischen Sklaven und Freien und zwischen
Spieß u. Derlei, Weltgeschichte Iii. g
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
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120
Mittlere Geschichte.
Diese Würde riß im Jahre 1058 der Seldschucke Togrul Beg an sich
und wurde so Begründer der seldschuckischen Macht. Der östliche Theil
des Seldschuckenreichs fiel im Jahre 1200 an die Chowaresmier, die dann
1206 den Mongolen unter Dschingis-Khan unterlagen. 1258 wurde Bagdad
selbst von einem Enkel Dschingis-Khans erobert und das Kalifat hatte ein Ende.
In Spanien hat die Herrschaft der Araber bis zum Jahre 1492 g«.
dauert. Da wurde der letzte Rest des maurischen Reiches, Granada *),
durch die christlichen Herrscher, Ferdinand und Jsabella, zertrümmert. Seit
dieser Zeit macht die Meerenge von Gibraltar die Scheidewand zwischen
Bibel und Koran, zwischen christlichen und muhamedanischen Völkern.
Nächst den Kalifaten zu Bagdad und Kordova war das zu Kairos,
(970 durch den Fatimiden Moez gegründet) am mächtigsten. Es wurde
von 1250—1517 durch Mamluken beherrscht und dann den Osmanen
unterworfen, die seit dem Jahre 1300 sich in Kleinasien ausbreiteten.
Iv. Die arabische Kultur.
Wissenschaftliche Beschäftigung der Araber. Ihr Verdienst um Erhaltung älterer
Schriftwerke. Ihre Universitäten; ihre Arbeiten in Gold und Silber, in Stahl und
Leder. Hoher Stand der arabischen Baukunst (Nundbogenstyl): die Moschee zu Kor-
dova, das Königsschloß (Alhambra) zu Granada. Sinken der arabischen Kultur zur
Zeit der Kreuzzüge.
Bald nach der Begründung ihrer Weltherrschaft fingen die Araber an,
Künste und Wissenschaften zu betreiben; vor Allem beschäftigten sie sich mit
Geographie, Astronomie, Naturwissenschaften und Philosophie. Sie über-
setzten griechiscbe Werke, gründeten Universitäten und wurden dadurch das
gebildetste Volk der damaligen Zeit. Die Christen empfingen durch Ver-
mittelung der Araber die ersten Nachrichten von den Schriftstellern des
alten Griechenland, und viele deutsche Geistliche wanderten nach Spanien,
um sich dort unterrichten zu lassen. Die Namen Almanach, Zenith, Nadir,
Arabische Algebra und selbst unsere Ziffern sind arabischen Ursprungs. Auch ihre
Kultur. Tapetenarbeiten, ihre Stickereien in Gold und Silber, ihre Arbeiten in
Stahl und Leder (Korduanleder) hatten einen hohen Grad von Vollkom-
menheit. Am meisten leisteten sie jedoch in der Baukunst. Sie wußten
schlanke Thürme, runde Kuppeln und prachtvolle Thore in dem sogenann-
ten Nundbogenstyl zu erbauen. Die Moschee zu Kordova bestand aus
19 Abtheilungen (Schiffen), welche durch 1500 Säulen getrennt wurden.
Das Königsschloß Alhambra in Granada hatte Höfe mit kühlen Spring-
brunnen; seine Balköne öffneten herrliche Aussichten auf die Schneegipfel
des nahen Gebirges, die Wände der Säle waren wie bunte Teppiche aus
schönen Steinen gemauert; schlanke Säulen trugen schattige Hallen. Achn-
liche Pracht war in Aegypten, in Persien und im Thal des Ganges zu
finden, wo Delhi noch voll Trümmer arabischer Baukunst liegt. Das
ganze Reich war in gutem Zustande. Seine volkreichen Städte (Kairos,
Damaskus, Samarkand 2), Baöra 2), Bagdad) waren durch Straßen ver-
bunden, auf denen sich zahllose Karawanen bewegten. Spanien soll gleich
0 Gr an a d a, Stadt in Andalusien am Lenil, linkem Nebenflüsse des Quadalquivir.
2) Kairo, Stadt in Mittelägypten, unweit des rechten Niluferö, da wo das
Delta des Flusseö beginnt. — Basra, Stadt am vereinigten Euphrat und Tigri».
— Samarkand, Stadt im südöstlichen Theil von Turkestan.
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