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das, liebe Mutter?« fragte der Aelteste mit gespannter
Aufmerksamkeit.
„Das meine ich so, mein Kind!" belehrte die Mut-
ter. „Wenn dir ein neues schönes Kleid gekauft worden
ist, du dich gereinigt und es angethan hast: würde cs
mir daun wohl Freude oder nicht vielmehr Kummer
machen, wenn du einige Zeit nachher wieder vor mich
trätest und dich oder dein Kleid besteckt hättest? Eben
so verhält es sich mit der Seele. Die ist einer Blume
noch weit ähnlicher, als unser Leib. Sie kann Böses
und Gutes in sich aufnehmen. Jenes macht sie kränk-
lich, verderbt sie wohl gänzlich, wie der Unflath der
Erde die Blume kränklich macht und verderbt, wenn er
nicht zeitig genug davon gethan wird; dieses aber hält sie
frisch und gesund, macht sie wohlgefällig vor Gott und
den Menschen, läßt sich, wenn es in Worten und Hand-
lungen aus ihr hervorgehet, dem süßen Honige, dem
würzigen Dufte der Blumen vergleichen.«
„Jetzt haben wir dich ganz verstanden,« sagten beide
Knaben mit freudeglänzendem Blicke, „und wollen cs dir
immerdar in Wort und That beweisen«.
„Wenn ihr das thut, meine Kinder!« schloß die
Mutter, „so werdet ihr schöne Blumen in dem Garten
Gottes seyn, und von ihm gcpstegt werden mit der zärt-
lichsten Sorgfalt, und Allen, die euch sehen, Liebe und
Bewunderung einflößen.«
Im Frühling.
Du schöne Welt, wie herrlich schmückt
Dich Gott im Frühlingskleide!
Wer ist's, den nicht dein Reiz beglückt?
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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— 252 —
lichste Leben. Am Rhein wurde entschieden, ob Römer
oder Deutsche die Welt beherrschen sollten; vom Rhein
verbreitete das Christenthum seine Kultur über Europa;
der Städtcbund am Rhein war die Mutter der Gewer-
be, Künste, Wissenschaften und sanfter» Sitten; vom
Rhein gieug die Erfindung der Buchdruckerkunst aus, und
welche Veränderungen brachten in neuerer Zeit die Sie-
ge am Rhein in Europa hervor! Viele wundersame Sa-
gen und Mährchen erzählt der gesprächige Schiffer, der
uns im leichten Nachen auf dem schönen Strome rudert.
Und so ist der Rhein denn ein ächt historischer und ein
poetischer Strom zugleich, so berauscht sein Anblick selbst
ohne Wein. Seiner soll sich jeder Deutsche, der das ge-
meinsame Vaterland liebt, freuen, sey er nun Preuße,
Sachse, Baier oder Schwabe, und gelüstete den gefähr-
lichen Nachbar in der Folge wieder einmal nach dem schö-
nen Strome, den er lügnerisch für seine natürliche Grän-
ze ausgiebt: so trete Jeder, der eine Schulter für's Ge-
wehr und eine gesunde Hand hat, um das Schwerdt zu
schwingen, freudig zur Vertheidigung des uns heiligen
Stromes hervor, auf daß er Deutschlands Strom bleibe
und nimmer Deutschlands Gränze sey.
Daß der Rhein bei einem so weiten Laufe eine Men-
ge größerer und kleinerer Flüsse aufnehme, ist leicht be-
greiflich. Hier können jedoch nur die vorzüglichsten nam-
haft gemacht werden. Von den Höhen des Feldberges,
aus dem Feldberg - und Tittisee rauscht ihm die Wutach,
eines der wildesten Bergwasser, durch ein oft furchtbar
zerrissenes Thal zwischen Waldshut und Kadelbnrg ent-
gegen. Unterhalb Basel empfängt er die Wiese oder
Wiesen, die vom südlichen Abhange des Feldbcrgs her-
abkoinmt, und ein liebliches, idyllisches Thal bildet, des-
sen Reize der gemüthvolle Dichter Hebel jedem sinnigen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Baier Schwerdt
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Europa Rhein Rhein Rhein Europa Rhein Deutschlands Deutschlands Rhein Feldberg Waldshut Kadelbnrg Basel
— 330 —
ringen Anschlag gebracht werden, geschweige denn, daß
es die fremde Einfuhr ausgliche. Die landwirthschaftli-
chen Vereine haben sich zwar neben den älteren Winzer-
schulen in neuerer Zeit dankenswerthe Verdienste um die
Kultur der Weinberge erworben und namentlich nicht we-
nig zur Verbreitung besserer, so wie zur Verminderung
der nachtheilig miteinander vermischten guten und schlech-
ten Traubcnarten beigetragen; auch wird der Weinbau,
wo er im Großen stattfindet, mit dem rühmlichsten Fleiße
und vieler Einsicht betrieben; allein im Ganzen möchte
der Franzose dem Deutschen doch wohl in der Behandlung
der Nebe und des Mostes, ja selbst im Weinschnitte über-
legen seyn; mochten wir noch manches Vvrurthcil abzu-
legen, manche althergebrachte Gewöhnung aufzugeben
haben, wenn unsere Weinkultur allen Anforderungen ge-
nügend entsprechen soll. Der beste deutsche Wein wird
unstreitig an den Ufern des Mittelrheines, und zwar auf
dem Johannisberge, zu Nüdcsheim, Geißenheim, Aß-
mannshausen, Hattenheim (Markebrunner), bei dem
Kloster Eberbach (Steinberger), zu Kiderich (Gräfenber-
ger), Rauenthal und Oberingelheim gekeltert. Ihm schlie-
ßen sich die Gewächse von Hvchhcim, Worms (Lieb-
frauenmilch), Nierstein, Dienheim, Laubenheim und aus
der Umgegend von Bacharach und Oberwesel an. Weiter
hinab zeichnen sich der Dollenbcrger bei Hönningen, der
Argendorfer, der Leiwein bei Erpel, der Rheinbreitba-
chcr, der Drachenfelser und verschiedene andere Arten
aus. Alle diese Weine haben eine eigenthümliche Säure,
die manchem Magen lästig wird, und deßhalb ziehen ihnen
viele die bei Deidesheim, Forste, Wachenheim und Gim-
meldingen in Rheinbaiern wachsenden vor, die frei da-
von und zugleich sehr köstlich sind, aber erst in neuerer
Zeit, nachdem sie Jahrhunderte lang unter fremdem Na-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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— 182 —
sie, als den Einwohnern wvhlgefiel. Denn das Blnt
verleugnet sich nicht; und nachdem sie in dem großen
Brand ebenfalls ihr Häuslein und ihren Wohlstand ver-
loren, und mir ihre fünf Kinder gerettet hatte, mußte
sie, weil sie verdächtig sey, nicht nur aus der Stadt,
sondern auch aus dem Land reisen. Sonst hatte sie sich
nach Petersburg gewendet, wo sie einen reichen Vetter
zu finden hoffte. Der geneigte Leser will bereits etwas
merken. Als sie aber in einer schrecklichen Kälte und
Flucht, und unter unsäglichen Leiden schon bis nach
Wilna gekommen war, krank und aller Bedürfnisse und
Bequemlichkeiten für eine so lange Reise entblößt, traf
sie in Wilna einen edlen russischen Fürsten an, und
klagte ihm ihre Noth. Der edle Fürst schenkte ihr drei-
händert Rubel, und als er erfuhr, daß sie in Peters-
burg einen Vetter habe, stellte er ihr frei, ob sie ihre
Reise nach Frankreich fortsetzen, oder ob sie mit einem
Paß nach Petersburg umkehren wolle. Da schaute sie
zweifelhaft ihr ältestes Büblein an, weil cs das verstän-
digste und das kränkcste war. „Wo willst du hin, mein
Sohn?" — „Wo du hingehst, Mutter!" sagte der Kna-
be, und hatte recht. Denn er gieng noch vor der Abreise
in's Grab. Also versah sie sich mit dem Nothwendigen,
und akkordirte mit einem Polen, daß er sie für fünfhun-
dert Rubel nach Petersburg brächte zum Vetter; denn
sie dachte, er wird das Fehlende schon darauf legen.
Aber alle Tage kränker auf der langen beschwerlichen
Reise, starb sie am sechsten oder siebenten. — „Wo du
hingehst !" hatte der Knabe gesagt, und der arme Pole
erbte von ihr die Kinder, und konnten miteinander so
viel reden,, als ein Pole verstehen mag, wenn ein fran-
zösisches Kind russisch spricht, oder ein Franzvslein,
wenn man mit ihm reden null, aus polnisch». Nicht jeder
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Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Wilna Wilna Peters- Frankreich Petersburg Petersburg
— 185 —
met mir ein wenig kurios vor. Zst's nicht genug, daß
ich euch die Kinder abgenommen habe, soll ich euch
auch noch den Fnhrlohn bezahlen?" Denn das kann
dem redlichsten und besten Gemüth begegnen, wenn's
ein Kaufmann ist, jedem andern aber auch, daß cs wi-
der Wissen und Willen zuerst ein wenig handeln und
markten muß, sey cs auch nur mit sich selbst. Der Pole
erwiederte: „Guter Herr, ich will euch nicht in's Gesicht
sagen, wie ihr mir vorkommt. Jst's nicht genug, daß
ich euch die Kinder bringe? Sollt' ich sie auch noch um-
sonst geführt haben? Die Zeiten sind bös und der Ver-
dienst ist gering." — „Eben deßwegen," sagte Herr Char-
les, „darüber laßt mich klagen. Oder meint ihr, ich sey
so reich, daß ich fremde Kinder aufkaufe, oder so gott-
los, daß ich mit ihnen handle? Wollt ihr sie wieder?"
Als aber noch einmal ein Wort das andere gab, und der
Pole setzt erst mit Staunen erfuhr, daß der Herr Char-
les gar nicht der Vetter sey, sondern nur aus Mitleiden
die armen Waisen angenommen haber „wenn's so ist,"
sagte er, „ich bin kein reicher Mann, und eure Lands-
leute, die Franzosen, haben mich auch nicht dazu ge-
macht, aber wenn's so ist, so kann ich euch nichts zu-
muthen. Thut den armen Würmlein Grites dafür," sagte
der edle Mensch, und es trat ihm eine Thräne in's Auge,
die wie aus einem überwältigten Herzen kam, wenigstens
überwältigte sie dem Herrn Charles das feinige. „Mon-
sieur Charles," dachte er, „und ein armer polnischer
Fuhrmann" — und als der Pole schon anfieng eines
der Kinder nach dem andern zum Abschied zu küssen,
und sie auf polnisch zur Folgsamkeit und Frömmigkeit er-
mahnte: „Guter Freund," sagte der Herr Charles,
„bleibt noch ein wenig da. Ich bin doch so arm nicht,
daß ich euch nicht euren wohlverdienten Fnhrlohn bezah-
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Extrahierte Personennamen: Charles Charles Charles
— 171
Zu Glas erstarrt,
Des Wasserfalles Welle»
Die blaue Meise piepet laut;
Der muntre Sperling pickt vertraut
Die Körner vor der Scheune.
Der Zeisig hüpft
Vergnügt und schlüpft
Durch blätterlose Haine.
Wohlan! auf festgediegener Bahn
Klimm ich den Hügel schnell hinan,
Und blicke froh in's Weite;
Und preise Den,
Der rings so schön
Die Silberflocken streute»
Vaterländische Wanderung e n.
„In fremden Ländern sind wir sehend, und in
Deutschland entweder blind oder blödsichtig," hebet eine
alte Klage gegen uns an. Und vaterländische Wanderungen
sind nothwendig, denn sie erweitern des Menschen Blick,
ohne ihn dem Vaterlande zu entfuhren. Kennen lernen
muß sich das Volk als Volk, sonst stirbt es sich ab. Glie-
der eines ausgebreiteten Geschlechts, die sich nicht persön-
lich kennen, die durch weite Ferne voneinander getrennt
sind, leben so hin, als wären sie nicht da. Wie wohl-
thätig wirken dann nicht selbst die kürzesten Besuche! Die
zarten, von Blutsverwandtschaft gestifteten, Bande er-
neuert die Gegenwart und der Umgang unaufhörlich.
Die schöne Welt ist für's suhlende Menschenherz
leer, wenn sie nicht durch andere Menschen belebt wird.
Ein Oertchen, äußerst unansehnlich und sonst unbedeu-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
— 320 —
überbeut f ch e n und der niederdeutschen oder platt-
deutschen, die sich schon vor dem achten Jahrhundert
unsrer Zeitrechnung bildeten. Letztere, die man fasi durch-
gängig im Flachlande hört, ist weicher und wohllautender,
wird mehr von den Lippen gesprochen, als erstere, welche
die Konsonanten härter, voller und breiter ausspricht,
und in dem Alpengelände, wo sie am rauhesten ist, viel
Kehltvne vernehmen läs;t. Beide Hauptmundarten zcrfal-
ler wieder in eine Menge, von einander höchst abweichen-
der, Mundarten, indem sich oft einzelne Thäler und Stri-
che von den benachbarten Gegenden bedeutend unterschei-
den. In mehreren, besonders in den mittleren Gegenden
unsers Vaterlandes, vermischen sich das Oberdeutsche und
Plattdeutsche vielfach, so das; bald dieses, bald jenes mehr
oder weniger vvrlantet. Indessen hat das Niederdeutsche
sich bei uns nicht als Büchersprache geltend machen kön-
nen, obgleich es früher auf der Kanzel und bei gerichtlichen
Verhandlungen gebraucht wurde. Dagegen bildete sich ans
den verschiedenen Mundarten Obcrdcntschlands in der
ersten Hälfte des Jahrhunderts unter Luthers Mei-
sterhänden die h o chd c u tsche Sprache, die bis jetzt als
Büchersprache herrschend geblieben und immer vielseitiger
ausgebildet worden ist, wie sie denn auch durch ganz
Deutschland von den Alpen bis an das Meer von dem
größten Theile der Gebildeten gesprochen wird. Der nicht
blos auf einzelne Landesstriche eingeschränkte Stamm der
Slaven, der nach der großen Völkerwanderung aus sei-
nen ursprünglichen Wohnsitzen im östlichen Europa bis zur
Elbe vordrang und die Hauptbevölkerung im Osten unsers
Vaterlandes ausmachte, bildet noch immer ein von den ei-
gentlichen Deutschen durch Sprache, Denkungsart, Tracht,
Lebensweise und Gebräuche scharf gesondertes Urvvlk, das
sich nur hin und wieder, z. B. im Altcubnrgischen, mit
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Altcubnrgischen
Dritte Periode. 33
Tyranney unwürdiger Regenten wurden alle diese
Länder zuletzt Provinzen des römischen Staats.
§. Z2. - -
Nach mannichfaltigen Veränderungen, welche
die Römer, die nach dem Muster der Griechen
an Künsten und Gelehrsamkeit nun mehr Geschmack
fanden, in Ansehung ihrer obrigkeitlichen Perso-
nen vorgenommen hatten, ließen sie griechische Ge-
setze, und besonders die des Solon, sammeln,
und aus denselben durch zehn dazu erwählte Män-
ner, die anfangs auf zehen Tafeln von eichenem
Holze eingegrabenen, Gesetze verfertigen, und,
nachdem jeder Bürger seine Erinnerungen darüber-
gemacht hatte, einführen. Nach diesen in Erz ge-
grabenen Gesetzen der 12 Tafeln, welche
noch die Grundlage vieler in Deutschland geltenden
Gesetze sind, ward jedem Vater ein uueinmschränk-
tes Recht über Leben und Tod seiner Kinder gege-
den; jeder Knabe, welcher ungestaltet zur Welt
kam, sollte von dem Vater getödtet werdenz jeder
nächtliche Dieb durfte umgebracht, und kein Tod-
ter in der Stadt begraben werden. Nach Ueber-
windung der Karthaginienser, welche durch ihre
ausgedehnte Handlung sehr mächtig geworden wa-
ren, und nach Zerstörung ihrer Hauptstadt, Kar-
thago,. 3838 O45 I. vor Chr. Geb.), unterwar-
fen sich die Römer fast alle gebildete Nationen der
damals bekannten Erde. Die herrlichen Schatze
der griechischen Kunst, welche aus Syrakus nach
Rom gebracht wurden, veredelten auch den Ge-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
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6\ Geschichte des Menschengeschlechts.
Güter, welche der Adel zur Bestreitung der, zu den
Kreuzzügen erforderlichen, Kosten verkaufen mußte,
mächtiger. Durch die Bekanntschaft mit asiati-
schen Kenntnissen und Sitten wurden die rohen
Sitten der Europäer gemildert. Weil durch die
Kreuzzüge eine höhere Bildung veranlaßt, die
Macht des Adels geschwächt, dagegen das Gedei-
hen eines dritten Standes befördert ward: so er-
hielt auch das Pabstthum durch sie einen Stoß.
Eine der nächsten und für das Mittelalter wohl-
thätigen Wirkungen dieser Züge war die Entstehung
der Ritterorden, (Gesellschaften von Rittern,
Geistlichen, dienenden Brüdern) als: die Jo-
hanniterritter, im I. ni8, (Malta ward
in der Folge ihr Sitz); der Orden der Tempel-
herren 1118r (ward 1312 aufgehoben); der
deutsche oder Marianenorden, in welchem
nur Deutsche aufgenommen werden konnten, zu
dessen Entstehung bremen'sche und lübeck'sche Kauf-
leute , welche aus ihren Segeln Zelte zur Verpfle-
gung der Kranken machten, im I. 1190 die Ver-
anlassung gaben, (und der in der Folge nach Preus-
sen gerufen ward). Der von den Ritterorden un-
terschiedene Ritterstand, welcher, eine Art von
zusammenhängender Gesellschaft in allen christlichen
Staaten ausmachte, dessen Mitglieder sich zur Be-
schützung der Unterdrückten, zur Großmuth und
zur strengen Gerechtigkeitsliebe verbanden, und
durch deren Heldenthaten die Romane veranlaßt
wurden, trug zur Verbesserung der rohen Sitten der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
46 Geschichte des Menschengeschlechts.
so eine freiere Denkungsart und höhere Kultur
vorbereitet wurde. Die gegen Mittag und Abend
liegenden europäischen Länder bekamen nun auch
deutsche Einwohner, deutsche Sitten, (worunter
auch die Zweikämpfe gehören) deutsche Gesetze,
Regierungsart rc. Viele bisher von deutschen
Völkern bewohnte Länder wurden von heidnischen
Sclaven besetzt. Aus Vermischung der deutschen
und römischen Sprache entstand die italienische,
französische, spanische und portugisische Sprache.
§. 44-
So lange diese Völker in ihren ursprünglichen
Sitzen wohnten, waren sie noch Barbaren, d. h.
Nationen, welche die wahren Grundsätze der bür-
gerlichen Vereinigung nicht kannten. Bei der Ver-
theilung der eroberten Lander erhielt jeder ein freies
Eigenthum, über welches Niemand, als der Be-
sitzer zu befehlen hatte (Allodium). Die adeli-
chen Freien hatten ein unter ihrer Fahne fechtendes
Geleit junger Krieger. Dafür räumten sie ihnen
-einen Theil ihrer Allodien ein, welche nun Lehen,
und diejenigen, welche sie erhielten, Lehenmänner
oder Vasallen hießen. Die Lehen dauerten Anfangs
nur so lange, als der Dienst währte, oder als es
der Geber (Lehnsherr) wollte. In der Folge aber
wurden sie auf Lebenszeit vertheilt. Zu den Ade-
lichen und gemeinen Freien kamen noch die Leibeige-
nen. Die höchste Gewalt war in den Händen der
freien Stände, und die Macht ihrer Anführer,
(Könige) sehr eingeschränkt. Diese Völker giengen
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]