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1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 5

1884 - Straßburg : Bull
Krster Abschnitt. Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis zur dauernden Vereinigung mit dem deutschen Reiche. (Bis 925 nach Chr.) Die Kelten. In grauer Vorzeit, vor mehr als 2000 Jahren, saß an beiden Ufern des oberen Rheines das Volk der Kelten. Es wird uns geschildert als kriegerisch, aber zänkisch und häudelsuchend, als tapfer, aber nicht ausdauernd, als gelehrig, aber prahlerisch und eitel, als nicht bösartig, aber sehr leidenschaftlich. Aus dem Osten war es in diese Gegenden gekommen, aber wann, das ist und wird immer ungewiß sein. Drei Stämme dieses Volkes wohnten am Ober-Rhein; im Norden die Mediomatriker, im Süden die Rauriker und Seqnaner. Von ihnen wurden im Elsasse die ersten Städte gegründet; Berge und Flüsse erhielten von ihnen ihre Namen. Aber keine bestimmte Überlieferung ist von dieser merkwürdigen Völkerschaft geblieben. Auf ihr früheres Dasein deuten nur wenige Spuren: Mauerreste, Steindenkmäler und seltsame Grabhügel. Diese letzteren sind halbkngelsörmige Erdauswürfe in einer Länge von 10—12 m, aus denen man menschliche Skelette, Waffen, Gefäße u. a. ausgegraben hat. Sie heißen Hünengräber (Hüne bedeutet Riese), Heidengräber, Heidenbückel, Leihübel, Totenberge. In ihrer Nähe zeigen sich nach des Volkes Glauben bei Nacht allerlei Spnckgestalten. Ebenso verrufen sind die Stätten, wo die keltischen Priester, die Druiden, den Götzen Menschen opferten. Zur Nachtzeit erscheinen dort weißgekleidete Fraueu und tanzen den Reigen um die jetzt verlassenen Opfersteine. Schon 100 Jahre vor Christi Geburt waren die Kelten nicht mehr im Alleinbesitze der oberrheinischen Länder. Bereits hatten deutsche Stämme, die Triboker und Nemeter, den Rhein überschritten und sich im Unter-Elsasse neben den Mediomatrikern niedergelassen. Später wurden die Letzteren westwärts gedrängt nach dem heutigen Lothringen und gründeten die Hauptstadt Mettis, Metz.

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 6

1884 - Straßburg : Bull
- 6 — Bald drangen auch noch andere germanische Völkerschaften ans das linke Rheinuser. — Es waren nämlich unter den einzelnen keltischen Stämmen Streitigkeiten über den Vorrang ausgebrochen und die eine Partei rief den Germanen Ariovist, den Führer der Markomannen und Sueven, zur Hülfe herbei. Ariovist mit seinen Scharen siegte und ließ sich in den keltischen Ländern nieder. Zahlreiche deutsche Einwanderer kamen über den Strom und breiteten sich immer weiter ans. Da sahen die Kelten mit Schrecken, welch' gefährlichen Bundesgenossen sie sich in Ariovist geholt hatten. In ihrer Bedrängnis baten sie den römischen Feldherrn Cäsar um Unterstützung. Dieser kam mit seinem kriegsgewohnten Heere; aber gewaltiger Schrecken befiel seine Krieger, als sie gegen Ario-vists Scharen kämpfen sollten, und seine ganze Beredsamkeit mußte er aufbieten, um seine Truppen in die Schlacht zu führen. Ariovist wurde nach hartnäckigem Widerstände besiegt und in die Flucht geschlagen (58 vor Chr.). Das war der Anfang der Kämpfe zwischen Römern und Germanen, die sich durch 500 Jahre hinzogen, endlich aber doch den Deutschen die Herrschaft über das Elsaß gaben. Elsaß unter den Römern. Durch den Sieg Cäsars über Ariovist kam das Elsaß unter römische Oberhoheit und Verwaltung, jedoch wurden die Deutschen, die sich hier angesiedelt hatten, nicht vertrieben. Aber römische Sitte und Sprache verbreitete sich; neue Städte wurden angelegt und Straßen, von denen man jetzt noch Überreste sieht, durchzogen das Land. Besonders in Argentoratnm, dem jetzigen Straßburg, welches ein befestigter Ort war, erhob sich städtisches Leben. Die römischen Götter und Göttinnen zogen mit den Siegern ein und ihr Dienst vermischte sich mit dem der einheimischen Gottheiten. Die achteckige Kirche von Ottmarsheim im Kreise Mülhausen soll ein römischer Tempel gewesen sein. — Über das ganze Land hin erstreckten sich Befestigungen; und deren bedurfte es auch. Denn wenn auch die Germanen geschlagen worden waren, so schickten sie doch immer neue Scharen gegen die Römer. Auch jenseits des Rheines hatten sich die Römer festgesetzt, doch war dort ihre Herrschaft fortwährenden Kämpfen preisgegeben. Seit dem dritten Jahrhundert stürmten die Alemannen, deren Gebiet sich vom

3. Deutsche Geschichte - S. 1

1881 - Straßburg : Schultz
Erste Periode. von dem ersten Austreten der Deutschen bis jnr Stiftung des Kaiserreichs deutscher Nation. (113 v. Chr. 800 [814] n. Chr. A. Die Urzeit. (Iib v. Chr. 375 n. Chr.) 1. Land und Volk. a. Grenzen und Wohnsitze. In den Zeiten, in welchen unser deutsches Volk zuerst in das Licht der Geschichte tritt, d. h. etwa um Christi Geburt, bewohnte es das Land, welches im Norden durch die Ost-und Nordsee, im Westen durch den Rhein, im Sden durch ein nrdlich von der Donau vom Oberrhein bis zu den Karpaten fort-laufendes Waldgebirge (silva Hercynia) begrenzt wird. Die Ost-grenze lt sich nicht mit Bestimmtheit augeben, doch scheinen rein deutsche Stmme die Gegenden bis zur Weichsel iune gehabt zu haben, während auch jenseits dieses Flusses Deutsche mit Slaven vermischt wohnten. Das Nachbarvolk im Westen und Sden waren die Kelten, in die sich aber bereits einzelne deutsche Völker hineingedrngt hatten. Die Deutschen sahen sich als Eingeborne an, und keine geschichtliche Thatsache ver-breitet Licht darber, wie sie in diese Gegenden gekommen. Nur an der Hand der Sprachforschung hat man gefunden, da im fernen Asien, vielleicht am obern Indus oder Kaukasus, ein groes Volk bestanden hat, von welchem die Inder und Perser nach dem Sden und Sdosten, die griechisch-italische Nation in das sdliche, die Kelten, Germanen und Slaven endlich in das mittlere und nrdliche Europa eingewandert sind. Daher sind alle diese genannten Völker unter einander verwandt und führen den gemeinschaftlichen Namen der Jndogermanen (Jndoeuroper) oder Arier. Das Land, dessen Grenzen eben angegeben sind, war nach rmi-schen Berichten und Begriffen kalt und rauh, nebelig und regnerisch, mit kurzem Frhjahr und Sommer. Groe Urwlder bedeckten in selten unterbrochenem Zuge den grten Teil des Bodens; dazwischen lagen saftige Wiesen und hier und da fruchtbares Ackerland; die Flsse durchstrmten wasserreich und noch nicht eingedmmt das Land; weite Strecken waren mit Sumpf und Moor bedeckt. Einzeln lagen die Wohnungen, selten zu Drfern vereint und auch dann nicht Deutsche Geschichte. 1

4. Deutsche Geschichte - S. 26

1881 - Straßburg : Schultz
26 Vlkerwanderung. Neugegrndete deutsche Herrschaften. Volke verschmelzen. Daher lie er zwar seinen Goten den dritten Teil des Landes abtreten, aber er legte denselben auer der Ver-pflichtung zum Kriegsdienste auch eine Grundsteuer auf, was sonst bei deutschen Vlkern nicht gewhnlich war. Anderseits lie er den rmischen Senat und das rmische Recht in seiner Geltung, zog an-gesehene Rmer, wie den edlen Boethius, in seinen Rat und bediente sich in seinen Erlassen der lateinischen Sprache. Fr Knnst und Wissenschaft zeigte er ein lebhaftes Interesse; seine Residenz Ravenna schmckte er mit Kirchen und Palsten, die zum Teil, wie auch sein prchtiges Grabmal, noch jetzt erhalten sind. Auch in religiser Beziehung zeigte er sich mild und vershnlich. Denn obgleich die beiden Parteien der Kirche, die Arianer und Athanasianer, sich in wtendem Hasse entgegenstanden, gewhrte er, selbst* ein Arianer, doch den Athanasianern die vollstndigste Duldung. Doch seine Bemhungen hatten keinen Erfolg; die Rmer betrachteten die Goten als fremde Barbaren, und vor allem hinderte der religise Gegensatz jede Annherung. So lange nun die Kaiser in Constanti-nopel selbst der arianischen Richtung zugethan waren, hatte dies keine weiteren Folgen, als aber dort die athanasianische Richtung die Ober-Hand erhielt, entstanden Verbindungen zwischen Rom und Constanti-nopel, die auf den Umsturz des gotischen Reiches abzielten. Ver-bittert durch diese Wahrnehmungen wurde Theoderich hart und grausam; er verfolgte nun die Athanasianer und lie den Bosthius einkerkern und hinrichten. Doch bereute er die rasche That und starb in trben Ahnungen (526). 2. Machtstellung und Charakter der deutschen Staaten. Nie wieder im Lause der Geschichte hat die deutsche Nation in Europa so weit geherrscht, wie in den Zeiten des groen Theoderich. Auer dem eigent-lichen Deutschland, wo jetzt ihre Sitze bis zur Elbe reichten, war ganz Gallien, Spanien und Nordafrika, endlich das frher rmische Britannien in ihrer Gewalt; dazu kam das groe Ostgotenreich in den oben angegebenen Grenzen. Und in allen diesen Staaten lebte das Bewutsein, da man ein groes Brudervolk sei; Gesandte kamen und gingen mit Geschenken und Auftrgen von Hof zu Hof. Snger ver-kndeten den Ruhm und die Thaten der Könige. Freilich waren es nicht mehr die alten Germanen, wie wir sie in Armut und Sitten-einsatt aus Tacitus kennen. Zunchst tritt uns die Vernderung der Verfassung entgegen. Nur bei wenigen Stmmen, die in der Heimat geblieben waren, findet sich noch die alte republikanische Freiheit; die groen Vlkerbndnisse erheischten ein starkes König- * Der Hauptunterschied der Lehre des Arius und Athanasius bezog sich auf das Wesen Christi: Ersterer behauptete, da Christus mit Gott wesenshnlich, letzterer, da er wesensgleich sei. Die Lehre des Arius war unter dem Vorsitze Constantins schon auf dem Concil zu Nica (325) und nochmals unter Theodosius aus dem Concil zu Constantinopel (381) verurtheul; war aber noch nicht unterdrckt.

5. Deutsche Geschichte - S. 31

1881 - Straßburg : Schultz
Aelteste Geschichte der Franken. Chlodwig. 31 C. Das Frankenreich. 1. Aelteste Geschichte der Frauken. Nur die Franken behaupteten ihre neugegrndete Herrschaft in Gallien; denn da sie in stetem Zusammenhange mit dem Mutterlande blieben, bewahrten sie deutschen Geist und deutsche Sitte auch in der Fremde und einigten zuletzt alle deutschen Stmme zu einem Staate. Daher ist, um den Zusammenhang nicht zu unterbrechen, ihre Ge-schichte bisher nur nebenbei berhrt worden. Schon frhzeitig hatten die Franken den Rhein berschritten und sich zwischen Rhein, Mosel, Maas und Scheide festgesetzt, ohne doch ihre alten Stammsitze zu verlassen; spter dehnten sie ihre Herrschaft bis zur Somme aus., Sie zerfielen.....in zwei Hauptstmme, die ripuarischen Franken, die die Gegenden am Rhein, der Mosel und Maas mit der Hauptstadt Kln inne hatten, und die salischen Franken, die weiter westwrts bis zum Meere wohnten. Beide standen wieder unter mehreren Fürsten. An Bildung standen sie hinter den Goten und selbst Burgundern zurck; schon ihr ueres Erscheinen erinnerte an die alten Deutschen. Mit entbltem Oberleibe kmpften sie in der Schlacht; Lenden und Beine waren mit Leinen bekleidet. Ihre Hauptwaffe wat das Schlachtbeil, Franziska genannt, von dem sie auch den Namen erhalten haben sollen; daneben bedienten sie sich eines Wurfspiees, der viel Aehnlichkeit mit dem rmischen Pilum hatte, mit groem Geschicke. Die Einigung der verschiedenen Stmme zu einem Reiche war das Werk des Chlodwig,. (... yt*- 2. Chlodwig (481511). 481-511 Chlodwig, der Sohn des Childerich, aus der Familie der Merowinger (so genannt nach einem sagenhaften König, Merowech), beherrschte einen Teil der salischen Franken, die um Tournay wohnten. In einem Alter von 15 Jahren kam er zur Regierung; ein Mann, der groe Verschlagenheit und Klugheit mit einem eisernen Willen und unermdlicher Thatkraft verband, aber auch kein Mittel, selbst nicht das schlechteste, scheute, um seine ehrgeizigen Plne zu voll-fhren. Kaum hatte er sich auf dem Thron befestigt, als er den Weg der Eroberung betrat. Seine erste Waffenthat war.ugen die Reste der rmischen Herr-schaft in Gallien unter dem Syagrius gerichtet. Derselbe wurde bei Sms^ns aeschlaaen f486). Seitdem fiel das Land bis 486 zur^Loire in die Gewalt der Franken; Paris wurde die neue Haupt- Bald darauf verheiratete sich Chlodwig mit der burgundischen Knigstochter Chlothildis, deren Vater von seinen eignen Brdern, Gundobald und Godegisel, erschlagen worden war. Diese Vermhlung

6. Deutsche Geschichte - S. 35

1881 - Straßburg : Schultz
Die spteren Merowinger. Teile des Volkes. Standesunterschiede. 35 Habsucht bei den Franken, feige Hinterlist und gewinnschtiger Be-trug bei den Rmern sind nur allzu hufig. Selbst die Kirche, deren Diener grtenteils Rmer sind, wird vielfach von der sittlichen Fulnis ergriffen, und dennoch ist sie durch ihr Asylrecht, durch ihren Reichtum und ihre Wohlthtigkeit und vor allem durch den Wunderglauben und die Heiligenfurcht (Martinus von Tours) des Volkes in ganz besonderem Mae befhigt, das Elend der Zeiten zu lindern, die Leidenschaften zu migen und bessere Zeiten vorzubereiten. 3. Der frnkische Staat. a. Teile des Volkes. Standesunterschiede. Ein buntes Gemisch von Vlkern bot das frnkische Reich. Zunchst schieden sich Rmer und Deutsche; aber jedes dieser beiden Völker selbst hatte in sich die mannigfachsten Verschiedenheiten. Bei den Rmern konnte man den echten Rmer von dem eingebornen Kelten unterscheiden; bei den Deutschen sehen wir die erobernden Franken, die besiegten Burgunder und Alamannen, vereinzelte Westgoten nebeneinander; jeder ^tamm lebte nach feinem Gesetze und Rechte. Innerhalb der ein-zelnen Völker gab es wieder rechtlose Sklaven, deren Zahl aber, Dank dem Einflu der Kirche, in stetigem Abnehmen begriffen war; nchst diesen die halbfreien Liten oder Hrigen; endlich die Voll--freiert, Deutsche sowohl als Rmer, aber letztere eine Stufe tiefer als die ersteren und in ihrem Wergelde nur dem deutschen Hrigen gleich. Zur vollen Freiheit gehrte, wie in der Urzeit, ein eignes Gut; solche Freie hieen bei den Franken Franci, boni homines, das freie Gut fhrte den Namen Alod. Doch sah man keine Minde-rung der Freiheit darin, wenn sich ein Freier von einem andern ein Stck Land zur Nutznieung gegen bestimmte Dienstleistungen ber-tragen lie; solches Land hie Lehen (beneficium). Diese Gterverleihungen gingen wohl zunchst von der Kirche aus, wurden aber auch bald von den Knigen im weitesten Mae zur Anwendung ge-bracht; der Besitz war nicht erblich und konnte auch dem Lehenstrger, der seine Verpflichtungen nicht erfllte, wieder entzogen werden. Dies ist der Ursprung des Lehens Wesens. Die Lehenstrger fhrten spter den Namen Vassi (oder Vassallen). Auerdem begann aber auch in diesen Zeiten die Bildung eines neuen Adels. Der Geschlechts-adel, der schon in der Urzeit sehr wenig zahlreich gewesen war, wurde allmhlich durch einen Dienstadel verdrngt, der sich aus dem kniglichen Gefolge (der Trustis) entwickelte. Diese Mannen, An-trustio-nen, die sogar aus den Hrigen genommen werden konnten, hatten das 3fache Wergeld (Franken 600, Lite und Rmer 300 So-lidi) ihres Standes und somit hhere Ehre als ein gewhnlicher Freier. Auch die hohen weltlichen und kirchlichen Beamten bildeten eine Art Adel, da z. B. der Bischof 1000 Solidi Wergeld hatte, b. Verwaltung. Die alte germanische Verfassung hatte nicht

7. Deutsche Geschichte - S. 2

1881 - Straßburg : Schultz
2 Die Urzeit. Land und Volk. unmittelbar aneinander grenzend; Städte gab es nicht. So unwirt-bar das Land erschien, bot es doch den Bewohnern hinlnglichen Unterhalt. Roggen, Gerste, Hafer, hier und da Weizen, Flachs, Hans und einiges Obst (aber keinen Wein), saftiges Gras brachte der Boden hervor. Die Viehzucht gedieh, doch sah man mehr auf die Zahl als die Gre der Tiere; die Pferde waren klein und unansehnlich, aber gewandt und ausdauernd. In den Wl-dern fand sich reichliches Wild, unter diesem der riesige Urstier, das Elentier und der gewaltige Br; Rudel von Wlfen umheulten die Ansiedelungen des Menschen; die Flsse waren reich an Fischen. b. Charakter des Volkes. Sitte und Lebensweise. In diesem Lande wohnten unsere Ahnen, nicht zu einem Volke vereint, sondern nach Stmmen und Gauen gesondert. Nicht einmal einen gemein-samen Namen trugen sie; denn Germanen (ein Wort von unsicherer Bedeutung) wurden sie zuerst von den Galliern genannt, und die Bezeichnung Deutsche, die von dem gotischen Worte thiuda Volk herkommt, kam erst in viel spteren Zeiten (im 10. Jahrh.) in Gebrauch. Aber das Bewutsein der Zusammengehrigkeit der fremden Kelten- und Rmerwelt gegenber lebte im Volke, und die Kelten und Rmer sahen in ihnen einen Volksstamm mit bestimmt ausgeprgter Eigentmlichkeit. Hoher, schlanker Wuchs, Gewandtheit und Kraft des Krpers, weie Hautfarbe, rtlich-blondes Haar, feurig blitzende, blaue Augen waren die ueren Kennzeichen; unbegrenzte Freiheitsliebe, unwiderstehliche, bis zur Wildheit sich steigernde Tapfer-feit, Biederkeit und Treue, Keuschheit, Achtung der Frauen, Gottes-furcht, Gastfreundschaft, aber auch leidenschaftliche Spiel- und Trunk-sucht die Grundzge ihres Charakters. Land und Volk waren der Schrecken der Rmer. Die Beschftigung des freien Mannes war Krieg und Jagd und die Ausbung der Pflichten, die die Gemeinde und der Gau ihm auferlegten; sonst gab er sich der Ruhe hin, die nur durch Trink-gelage mit leidenschaftlichem Spiel unterbrochen wurde. Die Ver-waltung des Hausstandes lag in den Hnden der Frauen; den Ackerbau besorgten die Sklaven unter der Aussicht der Greise. Die Ehen wurden in reiferem Alter geschlossen und unverbrchlich treu gehalten. Nicht nach Reichtum freite der Mann, im Gegenteil brachte er der Frau Geschenke zu (wie Ackervieh, ein Schlachtro, Waffen), zum Zeichen, da die Gatten in Krieg und Frieden verbunden feien. Sie war im Hause, hochgeehrt, seine Genossin; im Kriege folgte sie nicht selten dem Manne in Schlacht und Tod, Ermahnungen, Hilfe und Heilmittel spendend. Die Kinder der Freien und Sklaven wuchsen zusammen heran, bis grere Strke und Tugend die Freien schied. Durch kleine Abenteuer in Feld und Wald strkten sie ihren Mut; in kunstvollen Waffentnzen erwarben sie sich Gewandtheit des Krpers. Das Haus war einfach, aus Holz und Lehm errichtet und mit Stroh gedeckt; es war gerumig und nahm auch das Vieh in

8. Deutsche Geschichte - S. 4

1881 - Straßburg : Schultz
4 Die Urzeit. Land und Volk. durch bestimmte Verhltnisse, besonders Kriegsbedrngnis, herbeige-fhrt. Der König war zugleich Erb- und Wahlknig; ersteres info-fern, als die Knigswrde gewhnlich in derselben Familie blieb; letzteres, weil das Volk aus dieser Familie den Wrdigsten oder Be-liebtesten ohne Rcksicht auf die Erstgeburt erwhlte. Der Erwhlte wurde zum Zeichen seiner Erhhung in der Volksversammlung aus den Schild erhoben. Die Macht des Knigs war, wie auch in dem Heroenalter der Griechen, eine sehr beschrnkte. Er war der Anfhrer im Krieg und wohl auch fters der oberste Priester; er hatte den Vorsitz und die Leitung in den Versammlungen und Gerichten, deren Spruch er verkndete und vollstreckte; aber er war in allen wichtigen Entscheidungen, z. B. der Krieg und Frieden, an den Beschlu der freien Männer gebunden. Seine Einknfte bestanden zum grten Teile in dem Ertrage seiner Gter, dann aber auch in dem Anteile an den Stras- und Shnegeldern und in freiwilligen Geschenken (gewhnlich Vieh und Frchte), die ihm bei den Zusammenknften des Volkes dargebracht wurden, endlich besa er den durch Kriegsdienste u. s. w. gesammelten Schatz" (Hort). In den Zeiten, als Csar mit den Deutschen zusammentraf, gab es bei den ihm bekannten Vlkerschaften keinen eigentlichen Privat-besitz, sondern nur Staatsland. Diese Einrichtung hatte keinen Bestand, sondern es bildeten sich Gemeinden, welche den Grundbesitz, soweit er zum Acker- und Gartenbau sich eignete, an die Freien ver-teilten, dagegen alles Land, der welches nicht Pflug und Sense ging, die Weidetriften und den Wald, als Gemeindeeigentum (Allmende") zusammenhielten. Solche Genossenschaften bildeten die kleinsten Teile des Volkes; sie erwhlten sich einen Vorsteher aus den angesehensten Mnnern, der aber in seiner Amtsfhrung an die Beschlsse der Versammlung gebunden war. Hundert Gemeinden bildeten eine Hundertschaft (doch kommt der Name in den ltesten Zeiten nicht vor), an deren Spitze wieder ein gewhlter Vorsteher stand. Mehrere Hundertschaften (in groen Stmmen mehr, in kleineren weniger) bildeten die Volks gemeinde, den Gau. An der Spitze derselben stand in monarchischen Staaten der König, der aber auch nicht selten mehrere Gaue und Stmme unter seiner Herrschaft vereinte; in den republikanischen meistens, jedoch nicht immer, ein oberster Vorsteher, der auf Lebenszeit, gewhnlich aus dem Adel, gewhlt war. Dieser Vorsteher hie Fürst (princeps), die der Hundertschaften und Gemeinden Teilfrsten oder auch schlechthin Fürsten (principes). Wie nun die Versammlungen der Gemeinden und Hundertschaften die ihnen angehenden Geschfte erledigten, so wurden die Angelegenheiten des ganzen Volkes durch die Volksversamm-lung geregelt. Hier wurden Gesetze, die den ganzen Gau betrafen, gegeben, hier schwere Verbrechen gerichtet, hier der Krieg und Frieden entschieden, hier auch Könige, Fürsten, Heerfhrer gewhlt und ab-gesetzt; hier geschah auch die Wehrhaftmachung der Jnglinge. Regel-

9. Deutsche Geschichte - S. 8

1881 - Straßburg : Schultz
8 Die Urzeit. Land und Volk. lichem Siechtume Gestorbenen stiegen hinunter in das Schatten-reich (Niflheim), das Reich der Hela, der Tochter des Loki, wo sie in Dunkel und Klte ein elendes Dasein fristeten. Auch die Seelen von Verbrechern wurden dort bestraft; Meineidige lebten in einem Saale, der aus Schlangenrcken geflochten und mit Schlangengift erfllt war; Meuchelmrder durchwateten einen Schlammflu, in welchem Schwerter verborgen waren. Diese Götter- und Menschenwelt ist nicht ewig. Die Mchte der Riesen und Lokis ganzes Geschlecht erheben endlich den Kampf gegen die Götter mit unwiderstehlicher Macht. Alle fallen im Streite und die ganze Welt geht im Weltbrande (Muspilli) unter. Aus All-Vaters Hand entsteht eine neue Welt ohne Leid und Snde. Dies die einfachen, aber groartigen Ideen der deutschen Religion. Aus deutschen Schriften sind sie uns nicht berliefert, wohl aber besitzen die nordischen Völker deutscher Abkunft, die lnger im Heidentume als die Bewohner Deutschlands beharrten, eine Sammlung alter Dichterlieder (der Skalden) aus dem 12. und 13. Jahrhundert, die Edda (eigentlich Gromutter), welche alle diese Geschichten in sehr eingehender Weise erzählen. Wir knnen annehmen, da der Glaube unserer Ahnen im wesentlichen derselbe gewesen ist. Fromm und glubig waren unsere Vorfahren; aber ihr Freiheits-sinn widerstrebte einem herrschenden erblichen Priesterstande, wie ihn die Gallier in ihren Druiden besaen. Jeder Deutsche war daher in seinem Hause auch Priester und verrichtete als solcher dort die ntigen Opfer und Gebete. Daneben hatte man auch ffent-liche Priester; aber nicht selten war auch dieses Amt mit der Knigs- * und Frstenwrde verbunden. Auch Priesterinnen und Weis-sagerinnen gab es; denn der Deutsche schrieb in seiner Hochachtung vor dem weiblichen Geschlechte gerade den Frauen in besonderer Weise die Gabe der Weissagung zu. Tempel und Gtterbilder hatte man nicht oder doch nur sehr vereinzelt. Unter dem Schatten der Eichen und Linden, in heiligen Wldern, auf Hhen oder an Quellen wurden die Gebete verrichtet, die Opfer dargebracht und der Wille der Götter erkundet. Man brachte Frchte des Feldes oder auserlesene Tiere, besonders Pferde, sogar Menschen als Opfer dar. Den Willen der Götter erforschte man aus dem Wiehern heiliger Rosse, aus dem Fluge der Vgel, oder aus den Runen, heiligen Zeichen, die auf Stbchen aus Buchenholz (daher Buchstabe) ge-schnitten waren und dann nach Zufall ausgestreut wurden. Die Kenntnis dieser Runen war im Besitze der meisten Freien; die wirk-liche Schrift war unbekannt. Wohl aber war die Kunst des Ge-sanges verbreitet; der freie Mann bte sie, und herumziehende Snger (die aber keiner Sngerzunft angehrten keine Barden) sangen die Mythen und Thaten des eignen Stammes und fremder Helden. Diese uralten Sagen hatte das Volk zum Teil schon aus seiner asiatischen Heimat mitgebracht; sie haben sich unter vernderter

10. Deutsche Geschichte - S. 27

1881 - Straßburg : Schultz
Machtstellung und Charakter der deutschen Staaten. 27 tum, was sich auch in allen auf rmischem Boden gegrndeten deutschen Staaten herausgebildet hat. Eine weitere Vernderung zeigt sich in den Sitten; die erbitterten Kmpfe und vor allem die Berhrung mit einem verdorbenen Volke hatten ihre Wirkung nicht verfehlt; blutige Thaten der Rohheit waren verbt, Hinterlist und Zgellosigkeit traten nicht selten her-vor; aber der Kern des Volkes war ein gesunder geblieben, und nachdem der Germane in dem fremden Lande sein neues Heim gefunden, war er ein milderer und gerechterer Herr seiner Unterthanen (Walchen Wlschen von ihnen genannt), als der verbildete Rmer. Aber anderseits waren die Deutschen auch nicht mehr die ungebildeten Barbaren. Natrlich zeigte sich der Fortschritt vorerst in dem hauptschlichsten Handwerk jener strmischen Zeiten, in dem Kriegshandwerk. Die Deutschen hatten hierin von ihren groen Lehrmeistern, den Rmern, schnell ge-lernt. Nicht mehr mit ungengenden Waffen, halbnackt, zog man in den Kampf; der glnzende Helm deckte das Haupt, der feste Panzer die Brust, der Schild war nach rmischer Weise mit Leder ber-zogen und mit Eisen beschlagen. Noch war die Lanze die Hauptwaffe; aber auch das gut gesthlte, oft knstlich gearbeitete Schwert fehlte keinem Krieger. Auch in den Knsten des Friedens waren die Deutschen fortgeschritten; Feld- und Gartenbau wurden in rmischer Weise betrieben; die Alamannen waren berhmt wegen ihrer Rind-Vieh- und Schafzucht; als vorzgliche Pserdezchter galten die Th-ringer, Burgunder und Vandalen. Die Huser des Landmannes waren wohnlich und gerumig, zum Teil schon aus Steinen erbaut; groe, stadthnliche Drfer werden erwhnt. In den Bergen verstand man nach Eisen und edlen Metallen zu graben, und die Funde aus alten Grbern haben zur Genge dargethan, da auch ein Anfang zu einer selbstndigen deutschen Kunst in der Behandlung der Me-talle und selbst in der Glasbereitung gemacht war. Der grte Fortschritt aber, den die Deutschen gemacht hatten, war die Annahme des Christentums, wenigstens bei den Vlkern, die auf rmischem Gebiete Staaten gegrndet hatten. Schon in ihrer Heimat war ein Teil der Goten zum Christentum bekehrt, mit berraschender Schnelligkeit traten Burgunder, Vandalen, Sueben auf rmi-schem Boden zum Christentum der; freilich zum Arianismus, der ihnen wohl verstndlicher war und ihnen von deutschen Mission-ren gepredigt wurde. Ulfilas selbst war Arianer gewesen, und der Einflu eines so bedeutenden Mannes, der den Deutschen die Bibel in ihrer eignen Sprache geboten hatte, war gewi ein sehr groer. Auch einige Kenntnis der Schreibkunst war vorhanden; hatte doch Ulfilas fr die gotische Sprache ein eigenes Alphabet erfunden, welches sich zum Teil auf die alten Runen zurckfhren lt. Trotz aller dieser Fortschritte standen die meisten dieser deutschen Staaten auf schwachen Fen. Der Hauptgrund hierfr liegt in der verhltnismig geringen Anzahl der Einwanderer, die bei den mei-sten nicht leicht aus der Heimat verstrkt werden konnten. Daher
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