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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Abth. 2 - S. 83

1823 - Elberfeld : Büschler
Marimi li a rt Ii. _____________ 83 sowohl als Protestanten, das Lob eines trefflichen Mannes mit in das Grab genommen hat. 21. Maximilian u. 1564—iñ^6. Schon im Jahre 1560 hatte Ferdinand seinen Sohlt Maximilian, auf dem Churfürstentage zu Frankfurt, zu seinem Nachfolger vorgeschlagen, und die Churfürsten har- ten ihn ernannt. Der Vater empfahl den Sohn mit Wor- ten, welche als ein wahrhaftiges Zeugniß über ihn aufbe- wahrt zu werden verdienen: „Er sey mit hoher Vernunft/ Schicklichkeit, Milde und Sanftmüthigkeit, auch allen an« dern fürstlichen Tugenden und guten Sitten trefflich begabt/ von gerechtem, ehr - und friedliebendem Gemüth, und tra- ge gegen das heilige Reich deutscher Nation große Liebe und Zuneigung, deren Ehre und Wohlfahrt zu befördern er zum höchsten begierig sey. Endlich sey er auch der sechs vornehm- sten, in der Christenheit gebräuchlichen Sprachen kundig, also, daß et alles, was jetzo und künftig mit fremden Po- tentaten zu handeln sey, selbst werde verstehen, reden, und ausfertigen können." Ein anderes ehrenvolles Zeugniß legten seine böhmischen Unterthanen über ihn ad, als sie ihn den Polen zum Kö- nige empfahlen, die ihr Auge auf ihn gerichtet hatten. „Unser Böhmen, sagten sie, befindet sich unter seiner Re- gierung bester, als wenn es von einem angeborncn Vater beherrscht würde; unsere Vorrechte, Gesetze und Freiheiten werden von ihm geschützt , und er laßt alles unverändert bei seiner Kraft. Und was man fast ein Wunderwerk nen- nen könnte, ist die große Klugheit und Unparteilichkeit, mit weicherer den verschiedenen Glaubensgenossen begegnet, und fu dadurch zur Einmüthigkeit, Duldung und gegen-' seitigen Liebe führt." Und mit Recht konnten daher die Polen selbst von ihm sagen: „Er habe das christliche, gemeine Wesen, welches durch Empörungen und Zwietracht erschüttert sey, so in Ordnung gebracht, daß er mehr Triumphe durch seinen Verstand im Frieden, als ein anderer durch Kriege erhal- ten habe." Und solche Gesinnung und Handlungsweise übte er in einem Zeitalter, wo man kaum das Wort Duldung kannte, ja, er bekannte sich öffentlich zu dem Grundsätze, „daßgott allein die Herrschaft über die Gewissen zustehe." Das ist der Ruhm dieses Kaisers; und durch solche seine wie seines Vaters Trefflichkeit geschah es, daß Deutschland in einer Zeit, da in den Niederlanden und in Frankreich der Nell- . 6 *

2. Abth. 2 - S. 142

1823 - Elberfeld : Büschler
.142 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648. wurde endlich, nach halbjährigem Streite, der Passauer Religions-Friede als Grundlage von Neuem festge- setzt, und ausgemacht, daß Die Protestanten alle die Güter und Kirchen behalten sollten, die sie im Jahr 1624 besaßen. Man nennt dieses Jahr das Normaljahr und es war also von dem, die Gemüther erbitternden, Restitutionsedikte nicht ferner die Rede. Es wurde außerdem als gerecht und billig angenommen, daß fein Landesherr seine Unterthanen, welche sich s t eurer andern Kirche, als er selbst, bekennen, drucken soll.. Und in Absicht des Reichskammerge- richts wurde bestimmt, daß die Zahl der Rathe und Beisitzer von beiden Religionspartheien gleich seyn sollten. — Durch diese Bestimmungen ist der westphülische Friede Grundgesetz für das deutsche Rerch geworden und obgleich nicht aller Streit und alle Unzufriedenheit auf einmahl ein Ende nahmen, so wurden doch die Gemüther von nun an beruhigter. Der Haß schwand, die Duldung pflanzte sich mit milder Gewalt immer tiefer in die Herzen ein, und man gewöhnte sich all- inahlig wieder, in dem anders Glaubenden den Menschen, den Deutschen, den Stammesbruder, ja auch den Christen zu erblicken. Es ward immer mehr in den Bessern aller Par- thcien die Einsicht lebendig, daß das Gehcimniß des Glau- bens unsichtbar in eines jeglichen Brust ruhe, unzugäng- lich jedem fremden Blicke, und daher ein Heiligthum y wel- ches er mit vorschnellem Urtheil nicht entweihen dürfe. Und wenn ein jeder auch mit ganzer Seele an der Kirche hing, in welcher er geboren und aufgewachsen warg und welche sich, einer theuren Heimath gleich, durch alle Gewalt des frühesten Eindrucks, durch allen Zauber unbegreiflicher Ahndungen, durch die Kraft der Gemeinschaftlichkeit und Gewohnheit, des jugendlichen Gemüths bcmeistert hatte, so hielt er es doch für ein strafwürdiges Unrecht, dem Glauben des Andersdenkenden Gewalt anthun. Dre Religionövcrschie- denheit stand bald nicht mehr als eine alte schroffe Schei- dewand zwischen den deutschen Stammen; und in dieser Hinsicht Möchte der westphausche Friede, welcher die äußere Ordnung in Kirchensachen gesetzlich bestimmt hat, leicht das meiste Lob verdienen. 9) Den härtesten Tadel aber verdient er durch die Be- stimmungen über die H o h e i t s r e ch t e der F ü r st e n und das Be'rhaltniß der Stande des Reichs zum Kaiser. Die Verfassung des Reiches hatte auch in den früher» Zeiten viele Mangel; Unordnung, Mißbrauch der Gewalt gegen das Gesel;, ia ein ganzes Zeitalter, in wel- chem die Gewalt mehr vermochte, als das Recht, zeugten von demselben. Dabei schien der Mangel fester, geschrie-

3. Abth. 2 - S. 147

1823 - Elberfeld : Büschler
Allgemeine Bemerkungen. 147 und Mühselige stand, wie ein Schriftsteller sagt, den fol- genden Zelten aufder Stirne geschrieben. Viele der Städte mußten sich nun halb frei, halb durch die Noth der Zeit gezwungen, den Fürsten unterwerfen, und die noch den Na- men der freien Reichsstädte behielten, wie dürftig und arm- selig haben die meisten von ihnen sich Hingeschleppt, bis sie in der neuesten Zeit gleichfalls unter die Herrschaft der Für- sten gestellt wurden? So wurde es immer klarer und ent- schiedener, daß seit dem Ende des Mittelairers, die Zeit der freien Städte und Genossenschaften vergangen, und die der fürstlichen Gewalt gekommen war. Auch die Herrlichkeit des Adels war verschwunden. Seit er nicht mehr den eigentlichen Kriegerstand bildete und durch ritterliche Gaffenrüchtigkeit der Nation voranleuch- tete; seit die Fürsten mit gemietheten Söldnern seinen küh- nen Freibeitstrotz leicht niederschlugen, und Weichlichkeit, Zierlichkeit, fremde Sitten an die Stelle der alten Tüch- tigkeit traten, da ging die rechte Bedeutung des Adels ver- loren, wie ihn Deutschland gewollt hatte. Er wurde dienst- bar, und fand bald Freude an dem Eitlen und Kleinen; denn das Einfache und Große ist nur im Gefolge der Frei- heit. Wie die Fürsten sich vom Volke geschieden hatten, schied sich auch der Adel vondemselben, undnunerst trat der Stolz auf die Vorzüge der Geburt ein. Die Fürsten aber, um in der Zeit des Ueberganges , da die Dienstbarkeit des Adels noch nicht überall entschieden war, ihn desto williger zu derselben zu machen, räumten ihm wesentliche Vorzüge vor dem dritten Stande ein, welche späterhin, vor dem Fort- schritte der Zeiten, nicht mehr bestehen konnten: Freiheit von Staatelasten, ausschließendes Recht auf die höchsten Stellen und fast alleinige Landstandschaft. Das letzte Vor- recht war fast das drückendite für das Volk. Denn der Adel, in den steigenden Lurus der Höfe hineinzogen, durch Aemter und Ehreustellen geblendet, und durch seine Privilegien ge- sichert, bewilligte auf den Landtagen dem Füriren gern seine Forderungen, und walzte die Last der Abgaben auf Bürger und Bauern. Auf diese Weise entstand Trennung und sogar Haß zwischen dem Edelmann und dem Volke und dies mußte den Sinn beider verderben. Die fürstliche Macht da- degen hob sich von nun an von Stusse zu Sruffe; einerseits, indem die Fürsten die Kräfte ihrer Länder immer ausgedehn- ter benutzen konnten, auoerntheiis, indem sie sich immer unabvangiger vom Kaiser machten. Sie gedachten nicht, daß dadurch da speich deutscher Nationen immer schwächer werden mußte, reibst em ausländischer Schriftsteller jener Zeit sagt: „Durch diesen süßen und allgemeinen Irrlyum ha- lt) *

4. Abth. 2 - S. 149

1823 - Elberfeld : Büschler
Allgemeine Bemerkunaen. . 149 anmutyig gelten loute, >ür Du- Werte der Wissens-'->att und Kunst, und für die Sprache, ihre allgemeinen Gesetze. gn Deutschland aber erhielt sich darin das rege Leben eines Frei- staats; es ga.'t kein Ausehn der Person, sondern nur das in sich Gediegene und Vollendete, weiches die meisten ergriff, konnte sich den Steg versprechen. Dadurch dat Deutschland einen herrlichen Wettelfep-der Geister gesehen, der nicht ohne Fruchte- geblieben ist." Dawider stellen die Gegner mit vielem Nachdruck die Schwache des Vaterlandes gegen jeden äußeren Feind aus, welche eben aus der Vielheit der Herrschaft entsprang, und durch die Geschichte der letzten anderthalb hundert Jahre nur allzu traurig bestätigt wird, Und ferner rügen sie es bitter , daß die vielen kleinen Hofhaltungen auf den Ernst des Lebens und die Strenge der Sitten sehr nachtbeitlg ge- wirkt haben. „Es ist schwer, — so lautet ihr Wort, — die feine und schwärmerische Empfänglichkeit des Geistes , welche die Kunst erfordert und wiederum nährt, wie der ernsten Enthaltsamkeit und Nüchternheit zu vereinigen, ohne welche die männliche Tugend nicht seyn kann; jedoch haben die schönsten, wenn auch sehr kurzen, Augenblicke der grie- chischen Freistaaten im Alterthum und der italischen und deutschen freien Städte im Mittelalter, gezeigt, daß es ei- nen Einigungöpunkt für Beides giebt. Die späteren Für- stenhöfe haben ihn aber nicht gefunden; und er kann wohl überhaupt nur da gefunden werden, wo ein ernstes, sehr gehaltreiches Tagewerk das Gegengewicht gegen den Ueber- muth der Einbildungskraft geben kann, und wie mag ein solches mit dem gewöhnlichen Hofleben bestehen? Dieses hat im Gcgentheil die deutsche Sitte von vorn herein durch das Jagen nach dem Ausländischen vergiftet. Von ihm aus be- gann die Abgötterei mit dem Französischen, das Verachten der eigenen, guten, treuen Sprache gegen das leichte fremde Ge schwach; die Reisen des deutschen Adels nach Frankreich, das Nachahmcn der Moden und Sitten, so wie der Unsittlichkeit; das Verehren endlich französischer Lehrmeister und Erzieherinnen, welches Alles zu der Entar- tung der höheren Stände tiefer gewirkt hat, als sich irgend berechnen und sagenläßt. Ein großes Glück für unser Volk, daß die Niedern und Mittleren in ihm aus Arrnuth diesem Wege nicht folgen konnten, und so den Kern von Ehr- barkeit , Treue und Geradheit bewahren mußten Den- noch ist nicht zu nennen, wie viel versäumt und selbst verloren ist. # Was die Deutschen in den hundert Fahren nach dem dreißigjährigen Kriege gebildet baden, ist aus dürrem nniruchtbarem Acker emporgewachsen, weil die schaffende

5. Abth. 2 - S. 219

1823 - Elberfeld : Büschler
219 Siebenjähriger Krieg. er den König nach Sclssesien ziehen lassen mußte, und den Angriff auf Dresden nur dazu führte, daß dcrprcußnche Befehlshaber, Graf Schmcttau, zu feiner Vertherdigung die schönin Vorstädte der Stadt niederbramuc, — kehrte mißmu- thig nach Böhmen zurück, und nahm dort sein Winterlager. So hatte die Uebencgcicheit des Geistes die Folgen einer Nie- derlage in die eines Sieges umgcwandelt. Am Ende des Jahres war Friedrich , trotz mancher Un- fälle, im Besitze aller Länder, wie am Ende des vorigen; ja die Festung Schweidnitz, welche ihm damals fehlte hatte er jetzt iu seiner Gewalt, und dazu waren auch seine wetzphälischcn Länder durch den tapfern Prinzen Ferdinand den Franzosen entrissen. Ferdinand hatte sich zwar jenseits des Rheines mit seiner kleinen Schaar nicht behaupten kön- nen , aber am Ende des Feldzuges zwang er doch die Fran- zosen, ihm das ganze rechte Ufer des Niederrheins zu las- sen, und ihr Winterlager zwischen dem Rheine und der Maas zu nehmen. 55. Das Jahr 1769. Minden. Kunersdorf. Maxen. Das folgende Jahr sollte dem, eben aus großen Ge- fahren erretteten, Könige das herbestc des ganzen Krieges werden. Die Hoffnung, ihn endlich doch zu überwältigen, trieb seine Gegner zu verdoppelten Anstrengungen. Die östreichischen Heere wurden trefflich ergänzt; ja, sie er- schienen mit jedem neuen Jahre des Krieges schöner auf dem Kampfplatze, weil die Ergänzungen aus der kräftigsten Ju- gend der Erbländer genommen und gut geübt waren, und weil die jungen Krieger in den zahlreichen Schaaren der alten und erfahrenen bald mit dem rauhen Leben des Feld- lagers bekannt wurden. Bei der Starke der östreichischen Heere war, der blutigen Schlachten ungeachtet, doch ein beträchtlicher Kern alter Krieger übrig geblieben. Zn Friedrichs kleinerem Heere dagegen, welches bald mit Oest- rcichern, bald Russen, Franzosen, Schweden und Reichs- Völkern kämpfen mußte, war die Zahl derer, die das Schwerdt und die Krankheiten übrig gelassen harten, sehr gering; es bestand größtenrheils aus Neugeworbenen.. Und so schnell auch die Landcskinder, die oft noch im Knaben- alter in die Reihen traten, den Geist und die Ehre des Krieges in sich aufnahmen, ja oft die Alten in kühner Ver- achtung der Gefahr übertrafen, so war doch ihre Zahl zu

6. Abth. 2 - S. 181

1823 - Elberfeld : Büschler
Der spanische Erbfolgekn'eg. 18k großen Notb, unter welcher es.darnieder lag, und führten es zu einem erträglichen Frieden; sie waren:. Der Stürz des Herzogs von Marlborough; die e^iege der französischen Part hei in Spanien; und der Tod des Kaisers Ioseph. In England, wo Marlboronghs Freunde bisher den Staat gelenkt hatten, bildete sich, in seinssr Ab-vesen'heit, in der Stille 'eine Gegenpartei, und nannte sich, um die seinige auch durch die'gewalt der Meinung zu besiegen, Torys, Kouiglichgesinute, jene aber Whigs,. Volksfreunde. Marlboronghs Streben würde der Königin Anna verdäch- tig gemacht, seine Gemahlin, die bisher die Königin ganz beherrscht batte, wurde durch eine andere, die Lady M a s- h a m, glücklich verdrängt; ein neues Parlament von Torys wurde im Jahr 1710 gewählt, und nun trat in England die Neigung zum Frieden an die Stelle der Kriegslust. Marlborough behielt.zwar den Dberbefchl noch einige Zeit, aber mit großen Einschränkungen, und bald nachher gab er ihn ganz üb. Zu der Friedens-Neigung trug auch der Tod des Kaisers Joseph, am 17. April 1/11, nicht wenig bei. Er starb an den Pocken, im 3osten Jahre seines Lebens, und wird, als ein selbstthätiger rascher Fürst , der seinem Vater wie seinem Bruder weit überlegen war, von der Ge- schichte gerühmt. Sein Geist war fähig, die größten Ge- danken zu fassen, und darum.fand auch Eugen , mit seinen großartigen Ansichten, bei ihm den meisten Eingang. — Da der Kaiser vbne Erben starb, so war sein Bruder Karl der Erbe seiner Lander. Da stand nun die Frage über das Verhältnis der Mächte in Europa, so, wie zu Kaiser Karls V. Zeit: ob es nemlich rathsam sei, daß dieser Karl, als Kaiser der sechste, wenn die Deutschen ihn wählten, wie jener fünfte, halb Europa beherrsche, und das Haus Oestreich so übermächtig sey? Karl Vi. besaß alle Länder Karls V., wenn er die ganze östreichische und spanische Monarchie vereinte. Den übrigen, besonders den See- mächten, schien solche Uebermacht gefährlich, und sie be- förderten nun lieber vie Kaiserwahl Karls Vi., um ihm nachher einen Theil der spanischen Länder abzusprechen. Er wurde am 22. Decembcr 1711 zu Frankfurt gekrönt. 47- Karl Vf. 5711— 1740. In Spanien hatte Karl überdies nicht festen Fuß mehr, er hatte es nach kurzem Besitze durch den geschienen fran- Sösijchen Feldherrn, den Herzog von Len dorne, wieder

7. Abth. 2 - S. 80

1823 - Elberfeld : Büschler
so Vf, Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520—1643. nun selbst nicht leugnen mögen, daß sie viel Glauben haben, so könne, der Gott der Wahrheit nicht bei ihnen scyn." Man hat sich oft gewundert, warum die protestantische Lehre sich nicht schnell über ganz Deutschland verbreitet ba- de, bei der günstigen Stimmung des Volkes, und der Ge- walt, die eine neue Richtung über ein ganzes Zeitalter zu üben pflegt. — Das Räthset löst sich größtentheils aus der baldigen inneren Entartung des Protestantismus selbst. Wie mvgte eine Lehre, welche so schnell in geistloses Wort- gezänk überging, und deren Bekenner einander verfluchten, nun noch die Herzen der Menschen Zu gewinnen? An vie- len Orten sah man vielmehr Beispiele, wie manche, die vorher schon sich zu ihr gewendet, nun wieder zu der alten Kirche übertraten. Ein anderer, starker Damm, welcher sich von setzt an dem Strome entgcgenstellte, war der neuentstandene Je- suiter-O rd en, gestiftet im Jahr 1540 von dem Spanier Ignaz Loyola, einem sehr eifrigen und weitschauenden Manne. Dieser Orden, recht eigentlich als Stütze des päpstlichen Stuhles errichtet, verbreitete sich bald durch alle Länder. Seine Verfassung war auf Einheit und kräf- tiges Zusammenwirken berechnet und strenger Gehorsam war sein Gesetz.' Das Oberhaupt des Ordens lebte in Rom, an ihn gelangten mit großer Pünktlichkeit die Berichte der Vorsteher aus den Provinzen, welche wiederum viele Stu- fen bis zu dem letzten Gliede unter sich hatten. So konnte die ganze Brüderschaft von einem Geiste regiert werden. Die Oberen prüften ein jedes Glied genau und lange nach seineu Fähigkeiten, um es an den Platz zu stellen, wo es den Absichten des Ordens am förderlichsten scyn konnte. Ein feines, kluges Gewebe, welches sich schnell über alle Länder Europa's legte. Als Loyola 1540 die Bestätigung des Papstes erhielt, hatte er zehn Schüler. Im Jahre 1608 zahlte man über 10,000 Jesuiten und 1700 nahe an 20,000. Indem die Glieder des Ordens von den geistlichen Geschäften anderer Orden, sogar von allen kirchlichen Aem- tern ausgeschlossen wurden, war ihnen alle Zeit zu den Wissenschaften gespart, und so geschah es, daß sie balveine große Zahl trefflicher Lehrer und Schriftsteller, ausgezeich- neter Kanzelredner, begeisterter Missionäre und Gelehrte in allen Wissenschaften aufstellten. Sie waren es, die mit Wort und Schrift den Protestanten als Vertheidiger des katholischen Systems entgegentreten, btc in kirchlicher Be- redsamkeit mit ihnen .wetteifern konnten. Ihr ganzes Stre- den richtete sich gegen die neue Lehre; als Beichtväter und Erzieher der Fürsten wie des Volkes wirkten sie ihr entge-

8. Abth. 2 - S. 45

1823 - Elberfeld : Büschler
45 Religionsangelegenheiten von 1544 — 46. nach in ihren Beschwerden über die Einziehung der geistlichen Güter in den protestantischen Ländern, und die Protestan- ten dagegen weigerten sich, in solchen und andern Dingen die Aussprüche des Reichskammcrgerichts anzuerkennen, weil die Katholiken in demselben durchaus nur altgläubige Richter dulden wollten. Das Mißtrauen war schon so hoch gestiegen, daß wenige der protestantischen Fürsten auf dem Reichstage selbst erschienen. — Ein großes Mittelglied zur Aussöhnung, wovon sich Karl früher so viel versprochen hatte, zeigte sich nun gleichfalls als unwirksam, weil es zu spät und nicht auf die rechte Weise angeordnet wurde; das war eine allgemeine Kl rchenv er sam m lu n g. Der päpstliche Hof hatte sich endlich zu einer solchen verstanden, und sie auf den 15. März 1545nach Trient intyrol aus- geschrieben. Die Protestanten aber weigerten sich, dersel- den eine Kraft'der Entscheidung in ihrer Sache zuzuerken- nen. Ihre Gründe waren: „daß das Concilium an einem Ort an der Gränze Italiens gehalten werde, wo dieses, mir dem deutschen Wesen ganz unbekannte, Land zu viel Ein- fluß üben werde; ferner, daß der Papst auf dem Concilio als ihr Richter den Vorsitz führe, welcher sie schon als Ketzer verdammt habe, oder doch nur als Angeklagte be- handle. Wenn das Concilium als ein freies betrachtet wer- den solle, so müßten sie auf demselben gleiche Rechte mit allen andern genießen." Viel eher hätte der Vorschlag von Churpfalz zu einem günstigen Ziele führen können, wenn ihn Alle mit Aufrich- tigkeit und einem nur auf den Ernst der Sache gerichteten Gemüthe angenommen hätten; nemlich: „Ein deutsches National-Concilium znsammenzuberufen und den hier ge- schlossenen Vergleich aller Partheien als die Stimme des deutschen Volkes nach Trient zu senden." Dieses schien der Weg zu seyn, um in den Religionssachen zu einem Schlüsse zu kommen, der, frei von fremdem Einflüsse, aus dem Bedürfnisse und der Eigenthümlichkeit unseres Volkes hervorgegangen, darum!einzig helfen konnte. Aber auch dieser Vorschlag fand kein Gehör und die Abneigung der Partheien stieg. Die Besorgniß des Kaisers und der Katholiken vor ei- nem baldigen Uebergewichte der Protestanten im Reiche war nicht ohne Grund. Im churfürstlichen Rathe waren nun schon drei von den vier weltlichen Churfürsten der neuen Lehre zugethan, (obwohl Pfalz und Brandenburg nicht Theilnehmer des schmalkaldischen Bundes waren). Und nun wendete sich sogar einer der drei geistlichen, der alte Ehurfürst Herrmanvon Köln, derselben zu. Mit

9. Abth. 2 - S. 143

1823 - Elberfeld : Büschler
Wesipälilcher Friede 143 bener Gesetze eine Haupt-Ursache jener Unordnungen zu seyn; und schon seit der goldenen Bulle strebte man immer mehr, der deutschen Verfassung durch viele Reichsgcsetze eine bestimmtere Gestalt zu geben. Allein dafür war in den früher« Zeiten ein Band, welches selbst in der Unord- nung fester zusammenhielt, als das geschriebene Wort; das war die uralte deutsche Sinnesart, die Treue des Gemüths, der Widerwille gegen das Fremde, die heilige Ehrfurcht vor der kaiserlichen Majestät, welche als eine unsichtbare Gewalt, durch den Glauben, das die Würde des deutschen Kaisers von Gott selbst, als göttliche Wohlthat, abstamme, — wie die Fürsten sich in mehreren Urkunden selber aus- drücken, — die Geister beherrschte; es war ferner die, auf die alten Sitten und Gewohnheiten sich stützende, aus dem Grundwesen des Volks hervorgewachsene Lchnsverfas- sung, die bei allen Mangeln doch ein festes Gewebe um die Theile des Reiches schlang. Wenn in älterer Zeit der Fürst, die Großen und das Volk sich versammelten, später wenigstens der Kaiser mit den Reichsfürstcn auf den Reichstagen zusammenkam, da wurde die Roth des Augen- blicks durch schnellen Rathschluß, durch die Kraft des leben- digen Wortes und Blickes gehoben, und, — was von groß- ßem Gewicht war, — der Stolz der Fürsten , welcher viel- leicht auch schon von Unabhängigkeit träumte, durch den Anblick und die Nähe kaiserlicher Hoheit, und die Ehrfurcht, welche ihr die Gutgesinnten bewiesen, niedergedrückt. Es war aber schon die Zeit gekommen, da die Fürsten nur Gesandten oder ihr schriftliches Wort einschickten; sie selber blieben in ihren Hauptstädten, wo T>er Glanz und die Ehrfurcht der Majestät sie selbst umgab. Wir haben ge- sehen, wie seit Friedrich von Oestreich, und früher schon, das Streben der Fürsten nach der Alleinherrschaft rege ge- worden, und wie die Kirchentrennung neue Risse m die Verfassung gebracht; nun aber, durch den westphälischen Frieden, wurde die Unabhängigkeit der Fürsten 'gesetzlich und die kaiserliche Gewalt gänzlich zum Schattenbilde' ge- macht. Jene erhielten die volle Landeshoheit und das Recht, Krieg und Frieden zu beschließen , und Bündnisse, sowohl ' untereinander, als mit Fremden zu machen, wenn sie nur nicht zum Schadendes Reiches seyen.. Aber wie wenig mogte dieses Wort verhindern? Denn wenn von nun an auch ein Reichsglied, mit Fremden in Büudniß tretend des Kaisers Feind wurde, so diente als Vorwammes sey zu des Reiches Besten gemeint, um sein Recht unedle yeutsche Freiheit nicke untergehcn zu lassen. ^ W 10) Und damit solcher Vorwand, bei jedem Anlaß ml

10. Abth. 2 - S. 248

1823 - Elberfeld : Büschler
248 Vii. Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823. ganz verschiedenen Volksstämmen bewohnten, Ländern, die Eine, gleiche Gestalt zu geben, die er als ein Muster in seiner Seele trug. In seinem Wesen und Thun war schon die folgende Zeit der unerhörtesten Umwälzungen Europa's vorgebildet; und er sowohl, als sein und das nächste Zeit- alter) sahen ihre Schöpfungen durch den großen Jrrthum so schnell wieder in Nichts zerfallen, daß sie wähnten, was das Menschengeschlecht in langsamen Bildungen der Jahr- hunderte vollbringe, lasse sich in den kurzen Raum eines Menschenlebens, cdcr gar einiger Jahre, zusammendrän- gen. Dieser Uebermuth des Verstandes, der das, was er als möglich sich ausgedacht, gegen allen Einspruch des Gemütbes, gegen alle Liebe und Anhänglichkeit des Alten und Gewohnten, in Wirklichkeit verwandeln will, er war auch in dem Kaiser Joseph, und bat sein bestes Wollen ver- eitelt. In sich trug er den Ernst für das Rechte und Gute, für das Glück seiner Länder, für Licht und Freiheit des Gcchstes; aber er versäumte, die menschliche Natur in ihren Tiefen ruhig zu erforschen, und sich mit der Eigcnlbüm- lichkeit seiner Völker bekannt zu machen. Sein feuriger Geist irrte in dem Meisten, weil die stille Empfänglichkeit fehlte, das zu erkennen, was wirklich war. Auch kannte er die Ge- walt der öffentlichen Meinung nicht; weder wußte er sie auf die rechte Weise zu erforschen, noch für sich zu wenden und zu gebrauchen. Das Meiste, was er unternahm, war dem damaligen Standpunkt seiner Völker nicht angemessen, oder was dem einen genehm war, widersprach dem andern. Im Gefühl seines treuen Willens nahm sich Joseph die selbst- herrschende Weise Friedrichs Ii. zum Muster; aber Friedrich beschäftigte sich mehr mit äußeren Veranstaltungen, in Ver- waltung des Staates, Beförderung des Gcwerbftcißes, Ver- mehrung der Einkünfte, und griff in den Gang der geisti- gen Bildung nicht ein, die ihren eigenen , von ihm nicht ein- mal erkannten, Weg nahm. Joseph berührte mit vielen seiner Umwandlungen die theucrstcn Kleinode des Volkes. In Allem wollte er freilich Gewissens- und Denkfrciheit beför- dern ; denn er füblre, wenn er dem großen Körper seines Staa- tes Hauch einen schnellen und durchdringenden Geist gebe, so werde er die Kraft um ein Großes erhöhen. Aber er bedachte nicht, daß die Erkeuntniß sich nichtvon Außen plötzlich einpstan- zen lasse, sondern, nur durch langsame Aufhellung von Innen zum wahren Eigenthum werden könne. Am meisten Widerspruch fand Joseph bei seinen Umwand- lungen der kirchlichen Angelegenheiten, dem Einziehcn vie- ler Klöster und geistlichen Stifter, seinen zu raschen Ver- änderungen in den Unterrictitsaustalten der Geistlichen u. s. w.
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