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niederließen, betrachteten dieselben als ihr Eigenthum und über-
wachten eifersüchtig deren Grenzen. Die überaus günstige Lage
der Halbinsel für Handel und Verkehr und der Ruf ihrer
Schönheit lockte von allen Seiten Kolonisten herüber, besonders
aus dem nahe gelegenen Griechenland, wo Stammfehden und in-
nere Entzweiung viele zur Auswanderung zwangen. Eine ge-
raume Zeit hindurch war das Land der Tummelplatz der vielen
kleinen Völkerschaften unter einander, die noch kein gemeinschaftli-
ches Band umschlang. Es war ein ewiges Drängen und Trei-
den untereinander und daher ein häufiger Wechsel der Wohnsitze.
So wurden die Siculer, die früher an der Tiber gewohnt hat-
ten, immer tiefer nach Unteritalien, endlich selbst über die Meer-
enge hinaus nach der Insel Sicilien gedrängt, die von ihnen
ihren Namen erhielt. Mancher Volkstamm verlor sich auch selbst
mit seinem Namen unter die Herrschaft eines mächtigeren anderen.
Es verging überhaupt eine geraume Zeit, bevor die einzelnen
Völker feste Wohnsitze gewannen; und erst, als die Römer mit
ihren siegreichen Waffen das Land durchzogen, werden wir etwas
näher über die Wohnsitze und Einrichtungen derselben unterrichtet.
Zu den Urbewohnern Italiens werden gerechnet: 1. Die
Pclasger. Dieser große, der Urbevölkerung Griechenlands nahe
verwandte Volkstamm, hatte sich in vielen Zweigen über den
größten Theil der Halbinsel ausgebreitet, die von der Zeit der
punischen Kriege an unter dem Namen „Italia" zusammengefaßt
wurde. Zu ihnen gehören die Siculer, welche in der Urzeit
an der Tiber wohnten; die Chon er und Önotrer an der
westlichen und die Peucetier an der östlichen Küste von Süd-
italien. In der Sage werden Önotrus und Peucetius als En-
kel des Pelasgus und als Stammfürsten der nach ihnen be-
nannten Völker angegeben. Auch werden zu den Pelasgern ge-
rechnet die Tprrheuer, welche in einzelnen Gemeinden des
späteren Etruriens ihren Sitz hatten. Mit diesen verbanden sich
später die aus Rhetien eingewanderten Ra sen er zu dem Gan-
zen eines Volkes.
2. Im Norden Italiens werden als ein großes Urvolk
die Umbrer H genannt, deren Stadt Ameria 381 Jahre frü-
p) Umbrorum gens antiquissima Italiae existimatur. Plin. h. n. Iii. 19.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
27
her als Rom gegründet sein soll. Aus ihren früher so ausge-
breiteten Wohnsitzen längs der Küste des adriatischen Meeres
wurden sie von den herübergekommenen Galliern und Etruskern
größtentheils verdrängt.
3. Neben diesen, im Westen des nördlichen Italiens, scheint
in der Urzeit der Stamm der Ligurer weit ausgedehnt gewesen
zu sein; später wurden sie einerseits von den Iberern, anderseits
von den Celten zurückgedrängt.
4. Auf den Höhen der Apenninen, um Amiternum herum,
saßen die Sabiner und Sabeller. Zu diesen wurden viele
kleine, aber kräftige Völkerschaften gerechnet, insbesondere die
Pincenter, Frentaner, Hirpiner, Herniker, Sammler, Lucaner,
Marser, Peligner, Vestiner und Marruciner. Die übermäßige
Bevölkerung des Landes nöthigte bald zu großen Auswanderun-
gen, welche eine völlige Umgestaltung des mittleren und südli-
chen Italiens zur Folge hatten. So wurden die Aborigines
oder Casci aus der Gegend um Reate verdrängt und zogen in
die Tiberebene hinab, wo aus ihrer Verschmelzung mit dein
zurückgebliebenen Theile der Siculer das Volk der Latiner her-
vorging; ein Theil der Siculer zog südwärts.
5. Die Opiker oder Osker, zu welchen auch die Au-
soner gerechnet werden, bewohnten die westlichen Zweige der
Apenninenkette, südlich von den Latinern bis an den Laus. Zu
diesem Stamme gehörten die an Latium grenzenden Volsker und
Äquer, in Latium selbst die Casci oder Prisci und wahrschein-
lich auch die Apuler. Von den Oskern gedrängt setzte eine Ab-
theilung der Siculer nach der von ihnen benannten Insel über.
K. 7. Die Etrusker insbesondere und ihre Kultur.
Zn der alten Zeit, vor der Römer Auftreten, waren die
Etrusker das mächtigste und gebildetste Volk Italiens. Mit ih-
rer Religion und Verfassung, mit ihrer Kultur überhaupt wirk-
ten sie mächtig auf Rom selbst ein. Ursprünglich waren sie
wohl kein in Italien einheimisches Volk, sondern nordischer Ab-
kunft und mit den Rätern verwandt, in deren Lande noch jetzt
etruskische Inschriften gefunden werden. Sie selbst nannten sich
auch mit einem den Rätern ähnlichen Namen Rasen er. Wahr-
scheinlich wanderten sie aus Rätien in Oberitalien ein und nah-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Italiens Latium Latium Italiens Rom Italien Oberitalien
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sprungen. Der erzürnte Romulus habe ihn erschlagen und die-
sen Fluch ihm nachgerufen: „So fahre Jeder, der nach dir über
meine Mauer setzt!" Romulus war jetzt alleiniger Herrscher,
und die Stadt nach ihm benannt.3)
K. 9. Quellen der römischen Geschichte und
neuere Bearbeitungen derselben.
Zu den ältesten geschichtlichen Denkmalen Roms, welche
zum Theil als Quellen der späteren Geschichtsforschung zu be-
trachten sind, gehören die öffentlich autorisirten und bereits zur
Zeit der Könige begonnenen kurzen Aufzeichnungen merkwürdiger
Ereignisse und Einrichtungen. Die wichtigsten Quellen sind:
1. Die commentarii regum und leges regiae, Aufzeichnungen
von Gesetzen und Verordnungen der Könige. 2. Die annales
maximi oder publici, chronikenartige, durch den jedesmaligen
Pontifer Marimus angefertigte Verzeichnisse der wichtigsten Er-
eignisse jedes Jahres. 3. Die eommentarii pontificum, die
wahrscheinlich bloß auf den Cultus und gewisse priesterliche Ver-
richtungen und Vorrechte sich bezogen. 4. Die libri lintei und
libri magistratuum, Verzeichnisse der Magistrate der einzelnen
Jahre, unter denen besonders die fasti consulares wichtig wa-
ren. Über den Inhalt und den Charakter dieser Denkmale
kann nichts Bestimmtes angegeben werden, da sie wahrscheinlich
bei der Einäscherung der Stadt durch die Gallier im Jahre
388 vor Ehr., wenn auch nicht sämmtlich, doch größtentheils
untergegangen sind. Neben diesen ältesten geschriebenen Urkun-
den bestand eine Überlieferung mancher Thatsachen in der ein-
heimischen Sage, welche in Nationalliedern eine poetische Ein-
kleidung fand und sich vermittelst dieser leichter fortpsianzte.
Auch innerhalb der Familien pflanzten sich Nachrichten von be-
3) Die Ableitung des Namens Rom von Nomulus muß befremden;
denn hiernach müßte doch wohl die Stadt den Namen „Romula" füh-
ren. Wollen wir bei jener Mythe bleiben, so kann „Romulus" nur als
eine damals oft gebrauchte Verkleinerungsform erscheinen, so daß der
eigentliche Name des Stammheros „Romus" ist, und hiervon „Rom."
— Schmeichelnde Griechen leiteten gern den Namen Rom von ihrem
Worte (Stärke) ab.
Weiter. Geschichte der Römer. 3
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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38
der älteren Verfassung, so wie seine Briefe für die Geschichte
seiner Zeit als Quellen dienen. Überdies enthalten die Schrif-
ten der Redner, Dichter, Philosophen, Geographen, Grammatiker
re. noch eine Menge zerstreuter Nachrichten.
Unter den neuern Schriftstellern verdient besonders genannt
zu werden: B. G. Niebuhr, der das Gebäude einer kriti-
schen Geschichte Roms aufzuführen versuchte, mit welchem eine
ganz neue Epoche für die Behandlung der römischen Geschichte
begann. Seine „Römische Geschichte" erschien in den Jahren
1811 und 1812 in zwei Theilen, die bis zum Jahre 416 der
Stadt führen. Eine zweite völlig umgearbeitete Ausgabe erschien
1827 und 1830, wozu nach Niebuhr's Tode aus dessen Nach-
lasse im Jahre 1832 ein dritter Theil kam, der bis zum Ende
des ersten punischen Krieges reicht.
Fried. Kortüm, Röm. Geschichte von der Urzeit Ita-
liens bis zum Untergange des abendländischen Reichs. Heidel-
berg 1843.
H. E. Apel, Geschichte des röm. Staats. Leipzig 1843.
Fr. Fiedler, Geschichte des röm. Staates und Volkes,
3. Aust. Leipzig 1839.
P. Kobbe, Röm. Geschichte. Leipzig 1839.
Göttling, Geschichte der röm. Staatsverfassung. 1840.
I. H. Ernesti, Das Römerreich. 1836.
K. D. Hüllmann, Römische Grundverfassung. 1832.
K. L. Blum, Einleitung in Roms alte Geschichte. 1828.
W. Wachsmuth, Die ältere Geschichte des röm. Staa-
tes. 1819. »
C. Peter, Zeittafeln der röm. Geschichte. 1841.
§. 10. Einteilung und Übersicht der Geschichte
der Römer.
Darin unterscheidet sich die Geschichte der Römer wesentlich
von der Geschichte aller übrigen Völker, daß sie fast immer nur
eine Stadtgeschichte bleibt. Wohl haben einzelne Völker unter
großen Führern mächtige Reiche gegründet; so die Perser unter
Cyrus, die Macedonier unter Alerander dem Großen: daß aber
eine einzige Stadt sich nach und nach die Herrschaft fast über
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Niebuhr Fiedler Aust P._Kobbe H._Ernesti K._D._Hüllmann K._L._Blum W._Wachsmuth C._Peter Cyrus Cyrus
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und lange Zeit hindurch weder Sitz noch Stimme im Senate
hatten. Aus der Verbindung dieser drei Stämme bildete sich
der römische Staat.
In der Sage erscheint Romulus nicht bloß als der Stifter
Roms, sondern auch als der Gründer der ältesten Verfassung
desselben. Jedoch manche Einrichtungen, die er selbst getroffen
haben soll, waren erst das Ergcbniß allmäliger Entwicklung und
Fortbildung; andere waren schon vorhandene, altitalische, die in
den neuen Staat eingeführt wurden. In der ältesten Zeit be-
stand die Bevölkerung Roms aus zwei Ständen: aus freien
Bürgern, welche den neuen Staat mit gestiftet hatten und welche
als solche alleinige Grundbesitzer und Inhaber aller Ehrenrechte
waren; und aus Clienten ^) oder Hörigen. Letztere waren erb-
unterthänige Leute der Altbürger Roms, und standen unter dem
besonderen fast väterlichen Schutze ihrer Gutsherren, die deshalb
auch Patrone genannt wurden. Die meisten Clienten bekamen
von ihren Patronen Ländereien zur Nutznießung und übernah-
men dafür verschiedene Verpflichtungen. Unter andern mußte
der Client mit beitragen zum Brautschatze, wenn die Tochter
des Patron heirathete, zum Lösegelde, wenn der Patron in Ge-
fangenschaft gerathen war. Der Patron dagegen mußte seinem
Clienten in allen Angelegenheiten mit Rath und That zur Seite
stehen, ihn vor Gericht vertreten, kurz er mußte für ihn sorgen,
wie ein Vater für seine Kinder. Es war natürlich ehrenvoll,
viele Clienten zu haben; lag doch schon hierin das Zutrauen
ausgesprochen, das man zu der Einsicht und Redlichkeit des Pa-
trons hatte. Neben den Clienten bildeten M) mit der Zeit, theils
durch Niederlassung einzelner Ankömmlinge aus der Umgegend,
theils durch die Verpflanzung ganzer Bürgerschaften eroberter
Städte nach Rom, Hierselbst ein dritter Stand, die freie Ge-
meinde der Plebejer, die an Masse die Altbürger weit überwog.
Dagegen blieben diese im ausschließlichen Besitze aller Rechte und
Privilegien. Nur sie hatten Theil an der Negierung, nur sie
hatten den Nießbrauch der Staatsländereien (agri publici); nur
4) Der Name Client ist von xliw, duo, abzuleiten und bedeutet
Hörige; patronus von pater. „Patronus ab antiquis cur dictus sit, ma-
nifestum ; quia ut patres filiorum, sic hi numeravi inter dominos clien-
tum consueverunt.“ Fest.
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TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
9
jetzt versandet. Diese Stadt war seit Honorius oft die Residenz
römischer Kaiser, später Sitz der ostgothischen Könige und zuletzt
eines griechischen Statthalters, welcher hier unter dem Titel Er-
arch regierte.
3. Venetia. Nach der von Augustus getroffenen Einthei-
lung begriff man unter diesem Namen nicht nur das Land der
V e n e t e s, sondern auch das der C a r n i und I st r i. Die Haupt-
flüsse sind hier: Athesis (Etsch), der Medoäcus maior (Brenta)
und Medoäcus minor (Bacchiglione); die Plavis (Piave); Li-
quentia (Livenza); der Tilaventus (Tagliamento) und der Son-
tius (Jsonzo), die alle aus den Alpen kommen und von Norden
nach Süden dem adriatischen Meere Zuströmen. Die eigentlichen
Veneter, welche den westlichen Theil der Küste bewohnten, ge-
hörten wahrscheinlich zum illprischen Volkstamme, obgleich sie sich
selbst für Abkömmlinge der alten Trojaner ausgaben. Begün-
stigt durch ihre Lage trieben sie schon früh lebhaften Handel und
gelangten zu einem außerordentlichen Wohlstände. Aus Furcht
vor den benachbarten Celten unterwarfen sie sich freiwillig den
Römern, und alle ihre Städte bekamen deshalb die Rechte der
römischen Municipien. Die Hauptstadt war Pa tavium (Padua)
am Medoäcus, der Sage nach von Trojanern unter Antenor
gegründet, der Geburtsort des Livius. Wegen ihrer Größe und
ihres Reichthumes galt sie unter dem Kaiser Tiberius für die
zweite Stadt des Reiches; ferner Verona, an beiden Seiten der
Etsch, Geburtsort des Dichters Catullus, des ältern Plinius und
des Baumeisters Vitruvius. Unter den vielen noch vorhandenen
Überresten aus der Römerzeit ist besonders merkwürdig ein ziemlich
gut erhaltenes Amphitheater. In der Nähe von Verona lag auch
das Dorf Hostilia, der Geburtsort des Cornelius Nepos.
Neben den Venetern, im heutigen Friaul, saßen die Carni,
ein Volk ungewisser Abkunft, das von Augustus unterworfen
wurde. In ihrem Lande lagen Aquileja, welches 452 n. Ehr.
von Attila zerstört wurde, und Forum Julii, das heutige Friüli.
Mit den Carni wurden auch die Jstri unterworfen. Zu den
Städten dieser gehörten Tergeste, das heutige Triest, und Pola,
die als römische Kolonie den Namen kieta« llulia erhielt.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Venetia Augustus Augustus Tiberius Cornelius_Nepos Augustus Attila Pola
Nabe. Seit jener Vernichtungsschlacht blieb Latium von ihren
Einfällen verschont. Im Jahre darauf, 347, schlossen die Römer
einen neuen Handels- und Schutzvertrag mit Karthago ab. Die
damalige Verheerung der Küsten Latiums durch griechische See-
räuber war wohl eine der Hauptveranlassungen zur Erueueruug
des Vertrages.
§• 29. Erster Krieg mit den Sammlern. 343 — 341.
Nachdem die Römer die kleinen benachbarten Völkerschaften
unterworfen und alle Angriffe der Gallier glücklich abgewehrt
hatten, geriethen sie in Krieg mit den Samnitern. Diese, ein
höchst krigerisches und zahlreiches Volk, bewohnten die gebirgig-
sten Theile Unteritaliens, die heutige Provinz Abruzzo. Der
Krieg mit diesen kühnen Bergvölkern führte daher für die Rö-
mer viele und oft sehr gefährliche Kämpfe herbei. Fünfzig Jahre
hindurch, von 343 bis 290, stritten die Samniter für ihre Frei-
heit. Denn obgleich der Krieg durch Friedensschlüsse auf län-
gere Zeit unterbrochen wurde, so ward doch nicht eher völlige
Ruhe, als bis die Römer, die von nun an kein unabhängiges
Volk mehr neben sich dulden konnten, ganz Campanien sich un-
terworfen hatte. Zugleich brachte sie dieser Krieg nach und nach
in Verbindung mit allen Völkern Unteritaliens und bahnte ih-
nen den Weg zur Ausbreitung ihrer Macht und Herrschaft
über das ganze gesegnete Land. Die Veranlassung zu dem
Kriege mit den Samnitern war folgende: Die Sidiciner,
ein kleines ausonisches Volk, wurden von den Samnitern an-
gegriffen. Unfähig, dieser Macht zu widerstehen, suchten und
fanden sie Hülfe in Capua, der Hauptstadt der Campaner. Die
Capuaner aber wurden zweimal nach einander geschlagen und
schickten nun in eigener Bedrängniß schleunigst Gesandte nach
Rom, um Hülfe zu bitten. So willkommen auch dieser Antrag
hier war, so nahm doch der Senat billigen Anstand, den mit
den Samnitern bestehenden Freundschaftsvertrag zu brechen. Da
übergaben die Gesandten, vermöge ihrer Vollmacht, ihr ganzes
Land den Römern zum vollen Eigenthum. Die Schenkung ei-
ner so schönen Provinz, wie Campanien, war zu wichtig, als
daß die Römer sie nicht gern hätten annehmen sollen. Auch
hatten sie nun an Campanien nicht mehr ein fremdes Land,
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Die Gothen, weit entfernt, zu glauben, daß in dieser der Kaiser
sei, steckten diese, wie tausend andere, in Brand; und Valens
büßte seine Treulosigkeit mit dein Feuertode. Unaufhaltsam, wie
ein ausgetretener Strom, wälzten sich nun die Sieger unter
schrecklichen Verwüstungen bis unter die Mauern von Constan-
tinopel. In dieser drohenden Gefahr ernannte Gratianus seinen
erprobten Feldherrn, den Spanier
Theodosius (379—395) zum Mitkaiser und übertrug
ihm die Präfectur des Orients. Dieser hielt die Barbaren in
ihrem Verwüstungszuge auf und vermittelte durch einen Ver-
gleich mit ihnen den Frieden. Es wurde ihnen Mösien, Thra-
kien und Kleinasien angewiesen, wo sie als freie Grundbesitzer
nach eigner Sitte und Verfassung unter ihren Fürsten leben
sollten; dagegen verpflichteten sie sich, ihm 40,000 Mann Hülfs-
truppen für Geld und Lebensmittel zu stellen. In ihren neuen
Wohnsitzen nahmen die Gothen, durch den Umgang und das
Zusammcnwohnen mit Christen, auch deren Religion an, und
diese in Verbindung mit dem Ackerbau diente dazu, sie zu ent-
wildern und sie in kurzer Zeit zu den gebildetsten aller Bar-
baren zu machen, so daß sie mittelst der Macht, zu welcher sie
sich bald erhoben, den ersten Samen zur Civilisation aller Ger-
manen ausstreuten. Ein besonderes Verdienst um sie erwarb
sich Ul filas (Wulstla) aus Cappadocien, der zu jener Zeit
Bischof dieser Natiou war; und ein Zeugniß der Liebe und des
Eifers, welchen er für sein Volk hatte, bleibt noch heut zu Tage
seine Übersetzung der Evangelien in das Gothische, welche das
älteste Denkmal unserer Sprache ist.2) Seit jenem Vertrage
mit Theodosius dienten immer Gothen im römischen Heere und
erhielten selbst die angesehensten Stellen. Aber ein furchtbares
Beispiel war gegeben, die übrigen Barbaren aufzumuntern.
Während dieser großen Völkerbewegungen tat Osten des
Reiches war der Westen desselben der Schauplatz blutiger
Thronstreitigkeiten. Gegen Gratian riefen die Legionen in Brit-
tanien ihren Befehlshaber, den Mari mus, zum Kaiser aus.
-) Der Ulftlanische Text wird unter dem Namen des silbernen
Codex (das Pergament ist mit Purpur gefärbt, die Buchstaben in Silber
eingezeichnet) zu Upftla in Schweden aufbewahrt.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Gratianus Theodosius_( Theodosius Mari
376
römischen Boden Verehrung gefunden, obgleich sich hier die
Vorstellungen von denselben, naü, der Eigenthümlichkeit des
Volkes und Landes, zum Theil anders gestalteten. Auch
der Cultus der weissagenden Sibyllen, besonders der von
Cumä, und ihre Orakelsprüche, die sibyllinischen Bücher,
scheinen aus Großgriechenlaud zu stammen. Als Rom endlich
den Weltkreis erobert hatte, wurde es ein Pantheon fast für
alle Gottheiten, die man zu jener Zeit kannte und verehrte.
Nur geheimen, vom Staate nicht anerkannten Gottesdienst dul-
dete man früher nicht; daher die Bacchanalien in ihrer Unsitt-
lichkeit verboten, und überhaupt jede willkürliche Aufnahme frem-
der Culte vom Senate streng untersagt wurde. Allein in der
letzten Zeit der Republik gingen mit den politischen Verhältnissen
auch die religiösen einer völligen Auflösung entgegen. Während
bei den Aufgeklärteren an die Stelle des positiven Glaubens
eine gewisse philosophische Religion eintrat, ergab sich das Volk
dem Dienste ägyptischer und asiatischer Gottheiten; und Abgöt-
terei und Jrreligiösität nahmen immer zu. Vergebens waren
die Versuche einzelner Kaiser, dem Überhandnehmen fremder Culte
Einhalt zu thun und mit der alten Religion der Väter auch den
alten Römersinn zurückzuführen. Dagegen verbreitete sich das
Christenthum, ungeachtet der vielen und grausamen Verfolgungen
seiner Bekenner durch die römischen Kaiser, innner weiter über
die römische Welt aus und wurde endlich von Constantin dem
Großen zur Staatsreligion erhoben.
Als Hauptgottheiten der Römer galten die drei
kapitolinischen: 1) Jupiter, der höchste unter den Göttern, be-
wirkt als Fürst des Äthers alle Lufterscheinungen, Donner und
Blitz, Wind und Wetter. Er ist der gewaltigste in der Len-
kung aller menschlichen Angelegenheiten (daher optimus máximas),
zugleich der Beschützer des Rechts, des Eides, der Treue (daher
J. fidius). Als Schützer und Helfer in den Schlachten führt
er die Beinamen: imperator, vietor, triumphator, Stator, opi-
tulator, praedator, feretrius. Ihm zu Ehren wurden außer
anderen Festen die capitolinischen Spiele im Circus maximus
und die feriae Latinae auf dem Albaner Berge gefeiert. 2) Juno,
Beschützerin der Frauen und der ehelichen Verhältnisse (daher
ucina, prónuba) theilt als Himmelskönigin mit ihrem Gemahl
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
!
402
So sehr der Sinn des Römers sonst auf die äußeren Ver-
hältnisse des Lebens und das unmittelbar Nützliche gerichtet war,
so verachtete er doch eigentlich den Handel als ein niedriges
Gewerbe, obschon die Lage Rom's und die Verbindung mit den
schönsten Ländern der Erde besonders dazu einzuladen schienen.
Dieser blieb lange den Fremden, Freigelassenen und Sklaven
überlassen. Doch nahmen in späterer Zeit die Ritter am Groß-
handel Theil. Sie vereinigten ' sich zu Gesellschaften für An-
pachtung der Staatseinkünfte, für Banquier- und Wechselge-
schäfte, für Lieferungen und Entreprisen. Solche Großhändler
nannte man vorzugsweise neg-okisloros, so wie ihre Geschäfte
neß-otia. Auch jedes städtische Gewerbe galt für keine an-
ständige Beschäftigung eines freien Bürgers und blieb Fremden,
Freigelassenen und Sklaven überlassen. Für die wichtigste und
ehrenvollste Erwerbsquelle galt der Ackerbau, und Grundbesitz
war der vornehmste und fast einzige Reichthum des Römers.
Die größten Feldherren und Staatsmänner, deren Häupter der
Lorbeer schmückte, beschäftigten sich, zumal in der ältern Zeit,
am liebsten auf ihrem Acker hinter dem Pfluge, und der Land-
bau war die kräftigste Pflanzschule aller römischen Tugenden.
Sogar die Namen so mancher der angesehensten Römerfamilien,
wie Fabius, Lentulus, Pifo, Cicero und viele andere sind ganz
vom Landbau und von gemeinen Gartengewächsen hergcnommen.
Mit dem wachsenden Umfange des Reichs vermehrte sich auch der
Grundbesitz einzelner Bürger. Die einfachen Landsitze der Vor-
zeit verwandelten sich in prachtvolle Villen, auf welche sich der
reiche Besitzer von den Staatsgeschäften zurückzog, und die Be-
treibung der Landwirthschaft ward größtentheils ärmeren Bür-
gern, Clienten und Sklaven überlassen. Seitdem der Ackerbau,
der festeste Grundpfeiler des Staates, im Ansehn sank, sank auch
der Staat selbst mehr und mehr von seiner frühern Höhe hinab.
K. 88. Erziehungswesen.
Die Erziehung der Zugend war in der älteren Zeit mehr auf kör-
perliche als geistige Ausbildung gerichtet, und bestand hauptsächlich in
einer frühzeitigen Angewöhnung an die Sitten und Handlungsweise
des rechtlichen Staatsbürgers. Die nöthigsten Elementarkenntnisse
erhielt der Knabe entweder im elterlichen Hause, oder in Privat-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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