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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 39

1908 - Leipzig : Deichert
d. Die Nachfolger Karls des Groen. 2. Die spteren Karlinge. 39 Macht kam, verschied Ludwig der Fromme auf einer Rheiuinsel bei Ingelheim (840). 2. Die spteren Harlinge. 1. Streit der Brder. Nach dem Tode des Kaisers beanspruchte nun Lothar die Herrschaft der das ganze Reich, während Karl und Ludwig nach frnkischem Rechte die gleichmige Teilung unter die drei hinterlassenen Shne verlangten. Lothar verband sich mit den Shnen des verstorbenen Knigs Pippin und deren Anhange, während seine Brder sich zu gemeinsamer Abwehr seiner Bestrebungen ver-einigten. Bei Fontenoy (Departement Ionne) entschied 841 eine beraus blutige Schlacht*) zugunsten der beiden jngeren Brder. Diese schlssen ein Jahr darauf zu Straburg unter Eidgelbnis einen feierlichen Bund gegen Lothar, bei dem sie ihre Mannschaften selbst zu Zeugen anriefen,**) und nun schwand fr Lothar jede Hoffnung, der Gegner Herr zu werden. 2. Vertrag zu Verdun. Im Jahre 843 einigten sich daher die drei Brder in dem Vertrage zu Verdun der die Teilung des Vter-liehen Erbes. Karl erhielt den Westen des Reiches (die Flugebiete der Garonne, Loire und Seine), Ludwig das Land stlich vom Rhein, sowie ein Gebiet, das etwa die heutige Rheinpfalz und Rhein-Hessen umfat, und endlich Lothar den in der Mitte von der Nord-fee der die Alpen bis an die Grenzen von Unteritalien reichenden Streifen (auer Italien also wesentlich das zwischen dem Rhein einer-und der Rhone, Maas und Schelde anderseits gelegene Land) nebst der Kaiserwrde. Mit dem Vertrage zu Verdun bahnte sich die nationale Scheidung der Karlingischen Monarchie an. Das Ostfrankenreich Ludwigs um-fate einen Staat, dessen Einwohner, wenn auch nach Stmmen ge-schieden, doch in ihrer Sprache sich als ein Volk zu fhlen anfingen, wie sie es ihrer Abstammung nach auch waren. Sie nannten diese Sprache im Gegensatze zu der lateinischen Gelehrtensprache der Geist-lichen und der romauisierten Sprache ihrer westlichen Nachbarn die deutsche, d. h. die volksmige. Ebenso fhlten die Bewohner des Westfrankenreiches ihre romanische Eigenart jetzt lebhafter, nachdem sie von den rein germanischen Stmmen schrfer getrennt waren. In der Mitte zwischen beiden lag das Mischreich Lothars, in dem nrd- *) 40000 Krieger sollen auf Lothars Seite gefallen sein. **) Die Schwrenden richteten hierbei an ihr Gefolge eine Ansprache, Karl in romanischer, Ludwig in deutscher Sprache, in der sie ihre eigenen Leute von jedem Gehorsam entbanden, falls sie dem andern den Treueid brechen sollten. Die Sonde-rung der Nationen trat hier zum ersten Male in der Verschiedenheit der Sprachen hervor.

2. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 3

1908 - Leipzig : Deichert
a. Die westgermanischen Wanderungen. 1. Die alten Germanen. 3 Um ihn sind eine Anzahl von Ratschpfern, mit denen er ge-meinschastlich den Urteilsspruch findet. Er teilt ihn dann den Um-stehenden mit, die ihn besttigen, und hierauf wird er von dem Huptlinge feierlich verkndet. Das ganze Volk findet sich im Volksthing zusammen, doch hat dieser in der Regel nur der militrische Dinge (Krieg und Frieden, Aus-Wanderung usw.) zu beschlieen. In Schlachtordnung nach Hunderten aufgestellt, erscheinen die Mannen. Die Huptlinge unter sich haben vorher in gemeinsamer Beratung der die vorliegende Sache Beschlu gefat. Unter dem Vorsitze des Angesehensten von ihnen tritt dann die Versammlung zusammen und lehnt entweder durch Murren den von den Huptlingen gemachten Vorschlag ab oder bezeugt durch Zu-sammeuschlageu der Waffen ihre Zustimmung. 6. Soziale Gliederung. Das Volk gliedert sich in Freie und Knechte. Letztere sind meist Kriegsgefangene, die man, statt sie zu tten, geschont hat und zum Weiden des Viehes oder spter zum Be-stellen der cker verwendet. Aus der Reihe der Freien hebt sich der Adel, der durch ein hheres Ansehen und greren Besitz vor den brigen ausgezeichnet ist, und zwischen den Freien und den Knechten bildet sich mit der Zeit der Stand der Halbfreien oder Hrigen. Als nmlich die Germanen sdlich und westlich auf keltisches Gebiet vordrangen, fanden sie hier eine Bevlkerung von hherer Kultur, die sie in persnlicher Freiheit auf ihren Ackergtern lieen; diese muten aber von dem Ertrage einen Teil an die erobernden Herren abgeben. 7. Das Heerwesen. Jeder freie Mann gehrte bei den Germanen zum Heere, und dieses kmpfte bei den Westgermanen meist zu Fu. Jede Hundertschaft stand zusammen, in sich geordnet nach Sippen, und diese wieder nach Familien. So sah jeder die Heldentat oder die Schwche des ihm durch Verwandtschaft nahestehenden Genossen. In Dreiecksform ging die Abteilung gegen den Feind, den Huptling an der Spitze. Daneben gab es auch Reiter. Die allgemeinste Waffe war die Frame, eine kurze Lanze mit eiserner Spitze, zu Sto und Wurf geeignet; auerdem wurden Keulen, Steinhmmer, Steinxte ge-shrt; Schwerter fanden sich in den frheren Zeiten nur vereinzelt. Den Leib deckte man durch einen Schild aus Holz oder Weidengeflecht. Den Fhrer umgab sein Gefolge; das waren die Tapfersten und Strksten aus dem Volke, die sich von ihrer Sippe gelst und sich um ihn vereint hatten zu einer neuen Familie von Brdern (Hagestalde, Hagestolze d. i. frei in den Hag gestellte Leute). Sie bildeten seine Mannen und waren ihm zur Treue verpflichtet bis in den Tod. 8. Die Religion. Die alten Germanen glaubten an viele Götter, und sie dienten ihnen mit Gebeten und Opfern in dichten, alten l*

3. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 19

1908 - Leipzig : Deichert
d. Das Christentum und die Kirche. 19 der Annherung, die sich zwischen den Unterworfenen und ihren Herren vollzog, verschmolzen letztere mehr und mehr mit jenen und gingen schlie-lich in ihnen auf. Darum haben denn die Lnder West- und Sd-europas in bezng auf Bevlkerung und Sprache ihren rmischen Cha-rakter gewahrt. Aber insofern doch durch die Einwanderung fremder Elemente eine Vernderung mit ihnen vor sich gegangen ist, bezeichnet man sie jetzt als romanisch. 3. Ungnstige Wirkungen. So waren die Wanderungen in hohem Grade frderlich fr die germanische Welt geworden, indem sie sie mit dem Christentum und der rmischen Kultur in die engste Berhrung gebracht hatten. Aber anderseits hatten sie doch auch ihre verderblichen Folgen. Die zweihundertjhrigen Kriegs- und Er-obernngszge hatten nicht anders als verrohend auf die Gemter wirken knnen, wovon die Geschichte dieser und der folgenden Zeit unzhlige und entsetzliche Beispiele zeigt. Es kam nun darauf an, da das zunchst nur uerlich angenommene Christentum auch sittigeud die Gemter beeinflute. Dies zu bewirken bernahm die christliche Kirche. d. Das Christentum und die Kirche. 1. Der Inhalt der Verkndigung. Das Christentum trat an die Menschen mit der srohen Botschaft heran von dem einen Gotte, der als der alles herrschender Vater, also in Macht und Liebe jedem, der ihm zugehrt, zur Seite steht, von dem Heilande Jesus Christus, seinem Sohne, der die Menschen erlst und zu Gottes Kindern und untereinander zu Brdern macht, von der ewigen Welt, in die die Menschen nach dem Tode eingehen, wo die Frommen erwartet unauf-hrliche, unaussprechliche Freude, die Gottlosen aber ewige Pein. Eine Umwertung der bisher blichen Werte trat ein: nicht das Diesseits, sondern das Jenseits ist das Wesentliche, nicht der Krper, der ver-geht, sondern die Seele, die eine ewige Existenz hat. Darum sind die bestehenden ueren Unterschiede unter den Menschen unbedeutend, weil vergnglich; der Grundsatz der Gleichheit aller im Lichte Gottes und der Ewigkeit bricht sich Bahn. 2. Die Gemeinden. Diese Botschaft dringt in wenigen Jahr-zehnten bis an die Grenzen des Rmerreiches; sie findet namentlich bei den Armen und Gedrckten freudige Aufnahme, aber sie gewinnt auch die hheren Kreise. Die Glubigen schlieen sich zu Gemeinden zusammen, an deren Spitze die Episkopoi (Bischfe) treten, die von den Gemeindegliedern gewhlt werden. Es entstehen weitere mter in der Gemeinde wie das des Lehrers (Predigers), der Diakonen usw. Unter den Bischfen bilden sich Rangunterschiede: die in den stdtischen Gemeinden haben hheres Ansehen und bald auch grere Rechte als 2*

4. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 103

1908 - Leipzig : Deichert
b. Kulturgeschichtliches aus dem spteren Mittelalter. 1. Das Stdtewesen. 103 I). Kulturgeschichtliches aus dem spteren Mittelalter. 1. Das Stdtewesen im Mittelalter. 1. Die politische Stellung der Städte. Das alte Straburger Stadtrecht beginnt mit den Worten: Zu der Ehre ist diese Stadt gegrndet worden, da jeder er sei Fremder oder Einheimischer in ihr Friede habe allezeit." Dieser Grundsatz bezeichnet das Wesen aller Städte. Dieser Friede wurde gewhrleistet durch die umschlieende Mauer, die den Bewohner schtzte und barg, und durch das Recht, unter dem gemeinsam die Bewohner lebten. Mauer und gemein-sames Rechtsleben waren dasjenige, was in den Zeiten des Mittel-alters die Stadt von den lndlichen Ansiedelungen unterschied. Dieses Recht oder Gericht wurde ursprnglich von einem Ober-Herrn Stadtherrn" gebt. In den Stdten, die von dem Kaiser auf Reichsbodeu gegrndet waren, war dieses der Kaiser, und er bte seine Gewalt durch einen Vogt aus. In den Stdten, die auf dem Gebiete von Reichsfrsten entstanden waren, war es der T e r r i t o r i a l h e r r. Mehr und mehr gelang es aber im Laufe des 13. Jahrhunderts den Stdten, wie die meisten brigen Hoheitsrechte so auch die Ge-richtsbarkeit in der Regel auf gtlichem Wege durch Kauf oder Ver-trag an sich zu bringen. Besonders gaben Geldverlegenheiten des Stadtherrn hierzu den erwnschten Anla. An vielen Orten blieb das sogenannte hohe Gericht, bei dem es sich um Leben und Tod handelte, dem Stadtherrn, während alle brige Gerichtsbarkeit den Brgern zufiel. 2. Tie beiden Stnde. Die Bevlkerung der Städte trieb zu-nchst Ackerbau; es gab also auch unter ihr so gut wie auf dem Lande eine Klasse der Besitzenden, in deren Hand die drauen vor der Stadt gelegenen Ackerhfe waren, und der Hrigen, die das Land fr jene bebauten. Das engere Zusammenleben fhrte aber zur Aus-bildung des Handwerks, das auch von jenen Hrigen betrieben wurde und zwar zunchst drauen auf dem Ackerhofe, dann aber mehr und mehr in der Stadt. Bei zunehmendem Handel und Verkehr trat es immer strker in den Vordergrund, indem vornehmlich die Erzeugnisse der Wirtschaft verarbeitet wurden. Die Beziehungen zu dem Ackerbau hrten dann im Laufe der Zeit auf, und da ja nach altem Rechts-satze die Hrigen an den Hof" und nicht an den Besitzer gebunden waren, so erhielten die Handwerker, seitdem sie in den Stdten wohnten, im Laufe der Zeit die persnliche Freiheit. Es bildete sich allmhlich der Rechtssatz, da die Luft der Städte frei macht, und Hrige vom Lande, die ihrem Herren entlaufen waren und 1 Jahr und 1 Tag in einer Stadt gewohnt hatten, erlangten dadurch die Freiheit und durften nicht zurckgefordert werden. So wurden also

5. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 51

1908 - Leipzig : Deichert
a. Die schsischen Kaiser 9191024. 2. Otto I. der Groe 936973. 51 fgten die Emprer ihrer Sache groen Schaden zu. Als Otto mit seinem Bruder Heinrich ein starkes Heer aus Sachsen gegen die fremden Ruber herbeifhrte, rumten diese ohne Schwertstreich das Land und wurden die Sieger allgemein gefeiert, während man von den Emprern sich abwandte. Konrad sah seine Sache als verloren an und unter-warf sich dem Schwiegervater; gegen Ende des Jahres folgte ihm hierin auch der am lngsten im Trotz verharrende Lindolf. Die Emprer behielten ihre Eigengter, gingen der Herzogtmer aber ver-lustig. Lothringen erhielt des Knigs Bruder, Bruno, der Erzbischof von Kln, und das Herzogtum Schwaben wurde einem Grafen B n r ch a r d gegeben, der sich mit Heinrichs Tochter, der klugen Hedwig vermhlte. 14. Die Schlacht auf dem Lechfelde. Kaum war der Friede in der kniglichen Familie und in Bayern wiederhergestellt, so brachen die Ungarn aufs neue in Bayern ein und verwsteten das Land uu-sglich. Ihre Hauptmasse lagerte um die Stadt Augsburg, deren Bischof Ulrich im Vertrauen auf die herannahende Hilfe des Knigs Otto tapfer die Verteidigung bernahm. Am 10. August 955 kam es hier auf dem Lechfelde zu einer beraus blutigen Schlacht, die mit dem vollstndigen Siege des Knigs der die Ungarn endete. Von jetzt an erschienen sie nicht mehr in deutschen Landen, und die europische Kultur war geschtzt vor der Bedrohung durch die Heiden des Ostens. Aber mit dem Verluste vieler Tapseren war der Sieg erkauft. Des Knigs Schwiegersohn Konrad shnte hier seinen frheren Verrat mit seinem Tode, nachdem er fr die Sache des Reiches und des Knigs wacker gefochten hatte. 15. Ottos kirchliche Politik. Nachdem König Otto an den Herzgen so traurige Erfahrungen gemacht hattet war er darauf bedacht, deren Gewalt mglichst niederzuhalten. Die erledigten Herzog-tmer besetzte er mit wenig bedeutenden Mnnern, die er aus den betreffenden Stmmen selbst whlte. Dafr suchte er nun seine Macht auf die Ergebenheit der Bischfe und Erzbischse zu grnden, zu denen er die Mitglieder seiner Familie und seine vertrautesten Anhnger machte. Damit frderte er auch das Wohl des Reiches und seiner Untertanen. Denn die weltlichen Herren dachten doch vornehmlich daran, ihre eigne Macht zu befestigen und zu vermehren; die Kirche und ihre Diener waren es allein in jener Zeit, die sich die Ausgabe stellten, auch Menschlichkeit und Sittlichkeit zu verbreiten. Freilich beanspruchte der König auch die alleinige Verfgung der die geist-liehen mter. Er allein setzte Bischfe und Erzbischse ein, er beaufsichtigte sie, gebrauchte sie als seine Verwaltungsbeamten, gab ihnen Rechte der Land und Leute, scheute sich aber auch nicht, die kirch-lichen Geldmittel fr seine politischen Zwecke zu verwenden. 4*

6. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 1

1908 - Leipzig : Deichert
I, Die Zeit der Wanderungen. !>, Die westgermanischen Wanderungen. 1. Die alten Germanen. 1. Das Land. Vor 2000 und mehr Jahren hatten unsere Vor-fahren ihre Wohnsitze an den Gestaden der Ostsee sowie an der Ost-und Sdseite der Nordsee inne. Gegen Westen bildeten der Rhein, gegen Sden die Gebirge Mitteldeutschlands die Grenze gegen das schon auf hherer Kulturstufe stehende Volk der Kelten, von dem sie den gemeinschaftlichen Namen, nmlich Germanen, d. i. Nach-barn" erhielten. Sie zerfielen in drei groe Gruppen, die Ost-germanen von dem Weichselgebiete bis der die Oder, die West-germanen von der Elbe bis an den Rhein und die Nordger-malten in Dnemark und auf der skandinavischen Halbinsel. Jede dieser Gruppen war wieder in eine Anzahl von Stmmen oder Vlkern gespalten. Das Land war von ungeheuren Wldern bedeckt, in denen auer den noch jetzt vorhandenen Tieren der riesige Ur, das Elentier, Wlfe und Bren hausten. Zwischen die Wlder verstreut gab es Weide-Pltze sowie Flchen gerodeten Bodens, der schon zum Ackerbau diente. Dichte Nebel lagen infolge der Feuchtigkeit vielfach der den Fluren, minderten die Kraft der Sonne und machten das Klima rauh und unwirtlich. Die Bewohner waren ausgezeichnet durch die Gre und Kraft ihrer Krper, das lang wallende blonde oder rtliche Haar und die strahlenden, blauen Augen. 2. Ter Lebensunterhalt. Nicht gar lange vor der Zeit waren die Germanen herumziehende Viehzchter gewesen, die auf ihren Wander-zgen aus Jnnerasien bis an die Gestade der Ost- und Nordsee vor-drangen. Allmhlich waren sie sehaft geworden, indem sie aber immer noch vornehmlich Viehzucht trieben. Dann aber gewann fr ihre Ernhrung der Ackerbau mehr und mehr die Oberhand. Sie bauten insbesondere Dinkel, Gerste, Hafer, Flachs und verschiedene Rbenarten. 3. Politische Gliederungen. Das Volk war in verschiedener Hellwig, Lehrbuch der Geschichte fr hhere Schulen. Mittelstufe I. 1

7. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 2

1908 - Leipzig : Deichert
2 I. Die Zeit der Wanderungen. Weise gegliedert. Die engste Gemeinschaft bildete die Familie; in ihr waltete der Familienvater als unumschrnkter Herr der Frau, Kinder und Gesinde. Soweit sich zwischen einer Anzahl von Familien die Blutsverwandtschaft, d. h. die Abstammung von einem gemeinsamen mnnlichen Vorfahren nachweisen lie, schlssen sich die Familien zu Sippen zusammen. Etwa 120 Familien bildeten in ihrer Vereinigung die Hundertschaft oder den Gau, der wohl auf ein Gebiet von mehreren Quadratmeilen verteilt war. Eine Anzahl von Hundertschaften (wohl einige Dutzend) endlich ergaben das Volk oder den Stamm. In den H u n d e r t s ch a s t e n waren von alters her eine oder mehrere Familien, deren Hupter sich durch kriegerische Tchtigkeit, durch Klug-heit und bestimmendes Wesen vor andern ausgezeichnet hatten. Einer von diesen wurde als Huptling der Fhrer des Gaues in Krieg und Frieden und vererbte diese Wrde auf seinen Sohn, vorausgesetzt, da dieser die gleichen Eigenschaften wie der Vater zeigte. Wer von den verschiedenen Huptlingen eines Volkes oder Stammes die Ge-nossen berragte, der geno dementsprechend das hchste Ansehen; er wurde in Kriegen der Herzog des Volkes und erhielt bei manchen Stmmen auch den Titel König. 4. Das Wirtschaftsleben. Solange die Germanen ausschlie-lich Viehzucht trieben, war das Weidegebiet nicht im Besitze einzelner, sondern wurde gemeinsam benutzt. Die starke Vermehrung der ger-manischen Völker ntigte aber allmhlich, zu einer Lebensweise ber-zugehen, bei der auf demselben Flchenraum eine grere Bevlkerungs-menge sich ernhren lt, und diese Mglichkeit bot der Ackerbau. Aber auch der gerodete Boden war noch lange Zeit in dem Besitze der Hundertschaft und wurde alljhrlich an die zugehrigen Haus-Haltungen zur Bebauung neu verteilt. Erst allmhlich entwickelte sich hieraus ein festes Besitzrecht der einzelnen Familie oder des Hofes". Zu einem solchen Hofe gehrte dann ein gewisses Ma von Ackerland (30 Morgen und mehr), sowie die Berechtigung, die der Hundertschaft noch gemeinschaftlichen Gter an Weide, Wald, Gewssern fr seine Zwecke zu benutzen (Hufe"). 5. Tas Rechtsleben. Innerhalb der Familie ist ihr Oberhaupt oberster Richter, innerhalb der Sippe sind es die Oberhupter der angeschlossenen Familien. Wird ein Glied einer Sippe von den An-gehrigen einer andern verletzt, so sucht man, Vergeltung zu den und durch Fehde und Blutrache Shne herbeizufhren. Jede Untat, die an einem andern begangen ist, kann durch ein Shnegeld gebt werden, zu dessen Zahlung der Tter oder seine Sippe verpflichtet ist (Wer-geld). Andere Streitigkeiten entscheidet die Gauversammlung, der Gauthing. Unter dem Vorsitze des Huptlings treten die Genossen des Gaues zum Gerichte zusammen; er gebietet Schweigen und Frieden.

8. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 8

1908 - Leipzig : Deichert
8 I. Die Zeit der Wanderungen. Manien zurck; er erkannte wohl, da in dem Lande nrdlich der Donau ein innerer Zwist zum Austrag kam, der die Germanen fr die nchsten Jahre unschdlich machte. 8. Armin und Marbod. Jetzt gab es bei den Germanen zwei gewaltige Helden, A r m i n und M a r b o d. Der erstere war ein Fürst nicht blo der die Cherusker, sondern der alle ihnen angeschlossenen Stmme. Der letztere herrschte wie ein König der die Markomannen und andere Stmme, die er in ehrgeizigem Trachten nach Macht sich unterworfen hatte. Es kam zu einem feindlichen Zusammenstoe zwischen den beiden, vielleicht weil Marbod an jener nationalen Er-Hebung gegen die Rmer nicht teilgenommen hatte. Der Markomannen-knig zog in dem Kampfe den krzeren, seine Völker fielen mehr und mehr von ihm ab, und er floh endlich zu den Rmern und beschlo in der Stadt Ravenna ruhmlos sein Leben. Aber auch dem Sieger erwuchs Unheil aus dem Siege. Als Be-zwinger des gewaltigen Marbod durfte Armin sich wohl als den Herrn Germaniens betrachten. Er strebte nach der Knigs krne und be-drohte nach Anschauung seiner Landsleute damit dasjenige, was ihnen das Hchste schien, die Freiheit. Im Alter von 37 Jahren wurde er daher von seinen eigenen Verwandten gettet (i. I. 21 n. Chr.). So bte Armin seinem Volke, was er an ihm gefehlt hatte; aber sein gereinigtes Bild lebte fort in dem dankbaren Herzen der Nation. Um feine Zge woben Dichtung und Sage ihre verklrenden Schleier, und noch Jahrhunderte hindurch erklangen die Lieder von feinen Taten. 9. Die rmische Verteidigung. In der Folgezeit gaben die Rmer den Gedanken auf, die Germanen sich zu unterwerfen, und begngten sich damit, das rmische Land im Westen und Sden von ihnen gegen ihre Einflle zu schtzen. Die natrlichen Hilfsmittel boten ihnen hierzu die mchtig dahinraufcheuden Strme des Rheins und der Donau. An ihnen oder in ihrer Nhe errichteten sie sichere Lager, die sie mit Truppen besetzten, und verbanden diese durch feste Straen untereinander. Aus ihnen entwickelten sich allmhlich ansehnliche Städte (Straburg, Mainz, Bingen, Koblenz, Andernach, Sinzig, Remagen, Bonn, Kln, Neu, Nymwegen, Emmerich, Arnhem, Regensburg, Passau u. a.). Eine Schiffsflotte auf der Donau wie dem Rheine vermittelte den Verkehr zwischen diesen Orten. Ja, in der Sdwestecke vermochten die Rmer in allmhlichem Vordringen der diese Grenzlinie noch hinauszugehen, indem sie das Land bis zum Neckar und weiterhin sich untertnig machten und es Segest die Tochter, die er i. I. 17 nebst ihrem Sohne Thumelicus in Rom im Triumphe auffhrte. Thusnelda erhielt hierauf die Stadt Ravenna als Aufenthalts-ort angewiesen.

9. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 13

1908 - Leipzig : Deichert
b. Die ostgermanischen Wanderungen. 2. Der Hunneneinfall und seine Folgen. 13 und mehr auch in der friedlichen Zeit eine monarchische Gewalt die Herrschaft ausbte. Endlich war auch fr die Kulturentwicklung der Germanen die jahrhundertelange Nachbarschaft mit den Rmern von groer Be-deutung. Zu Hunderten und Tausenden traten sie als Sldner in rmische Heere, lernten rmisches Leben dabei kennen und brachten diese Kenntnis rckwandernd in ihre Heimat. Zahllos waren die Kaufleute rmischer und namentlich keltischer Abkunft, die des Handels wegen in das Barbarenland zogen und den Sinn der Bewohner fr rmische Bildung weckten und nhrten. So konnte es geschehen, da spter, als die Germanen nun den rmischen Boden betraten, sie viel leichter die Kultur aufzunehmen vermochten, die sich ihnen bot. Am Rhein endlich und sdlich der Donau entstanden zahlreiche rmische Städte, in denen das Handwerk und Gewerbe sich zu entwickeln be-gann, der Handel sich regte und die nun in der Folgezeit unter deutscher Herrschaft Pflegsttten und Vorbilder brgerlichen Lebens wurden. 2. Das Vordringen der Ostgermanen nach Sdosten. Whrend die Germanen des Westens an weiterem Vordringen verhindert waren, befanden sich die Ostgermanen nicht in gleicher Lage. Ihnen stand das weite Gebiet nrdlich der unteren Donau, sowie das sdliche Rußland offen. Hierhin setzten sich im 2. Jahrhundert die Goten in Bewegung; am Anfange des 3. Jahrhunderts hatten sie das Mndungsgebiet der sdrussischen Flsse erreicht und brandschatzten bald mit Schiffen die Ksten des gischen Meeres. Drohend standen sie an dem linken Donauufer, und der Kaiser Probus mute im Ge-fhl feiner Schwche suchen, mit ihnen friedlich auszukommen, indem er eine Million von ihnen in Thracien aufnahm. Der Kaiser Konstantins siedelte endlich 348 denjenigen Teil der Goten, der durch Wulfila *) zum Christeutume bekehrt war, unter seinem frommen Bischfe in dem Lande zwischen der Donau und dem Balkan an. 2. Der Hunneneinfall und seine Folgen. Eine neue Vlkerbewegung, die umfangreichste und lngste von allen, nahm ums Jahr 375 ihren Anfang. 1. Ter Einfall. Die Hunnen, ein beraus wildes Reitervolk, das frher in Hochasien gesessen hatte, brach zu der Zeit von seinen Sitzen zwischen dem Caspischen Meere und dem Aralsee in Europa ein. Es traf zunchst auf die Alanen (zwischen Wolga und Don), dann auf *) Wulfila war um 311 in Kleinasien geboren und predigte den Goten das arianische (vgl. S. 20) Christentum (die gotische Bibelbersetzung; codex argenteus). Von dem heidnischen Teile der Goten beunruhigt, suchte er dann sr sein Volk sdlich der Donau Schutz.

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 31

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 81. Geistiges und sittliches Leben. 31 worden, daß Praedicat invictissimi (lateinisch) nicht ihm, sondern Ew. Majestät gebührt" (Ans Dr. Müller, Geschichte des deutschen Volkes, entnommen.) 6. In gleicher Weise trat vorzugsweise durch französischen Ein- Sermeiidwnj in flnß eine Verwelschnug in Tracht und Sitte ein. Studenten und "rad't und '-ltte' Bürger zeigten Vorliebe für Schlapphüte, Perücken, geschlitzte und gepuffte Kleider. Bei den Frauen verschwand die kleidsame, züchtige Tracht des 16. Jahrhunderts; geschmacklose Reifröcke, gesundheitswidrige Schuiirleiber tauchten auf und verschafften sich allgemeine Geltung. Und wie das Äußere sich änderte, so wandelte sich der Sinn. Zuchtlosigkeit, lockere Sitten nahmen in erschreckender Weise überhand und verderbten das deutsche Wesen beinahe bis auf deu Kern. Der Satiriker Logau (t 1655) spottete: „Alamode Kleider, alamode Sinnen: Wie fichs wandelt außen, wandelt fichs auch innen." Und an einer anderen Stelle ruft er die Mahnung aus: „Diener tragen insgemein ihrer Herrn Liverei: Soll's denn sein, daß Frankreich Herr, Deutschland aber Diener sei? Freies Deutschland, schäm' dich doch dieser schnöden Kriecherei." 7. Eine der schlimmsten Früchte des 30 jährigen Krieges war die Religiöse Be» Verarmnng und Verwahrlosung, die im religiösen Denken und tmn'9en-Leben der Nation eintrat. Das von den Schrecknissen des Krieges heimgesuchte Volk wurde vielfach irre an Gott, verfiel dem Unglauben oder einem rohen Zauber- und Dämonen glauben. Weit verbreitet war der Wahn, man könne sich durch irgendwelche Mittel (Talisman, Amulett) kugelfest, d. h. unverwundbar machen, man könne mit dem Teufel ein Bündnis schließen und mit seiner Hilfe in den Besitz überirdischer Kräfte gelangen, welche befähigten, treffende Kugeln zu gießen, verborgene Schütze zu heben, wichtige Geheimnisse zu ergründen und die Zukunft zu entschleiern. Die Hexen-Prozesse, welche Ende des 15. Jahrhunderts eingeführt wurden, nahmen an Zahl zu und mit ihnen die Anwendung der Folter, welche durch die ausgesuchtesten Martern das Geständnis der unglücklichen Opfer zu erpressen suchte. 8. Blicken wir aus das Gesamtbild zurück, welches unser Volk in der Mitte des 17. Jahrhunderts in materieller, geistiger und sittlicher Beziehung darbot, so drängt sich uns die Erkenntnis auf, daß der große Krieg, der schrecklichste aller Kriege, die deutsche Nation in
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