Vi
Inhalt.
Seite
Gulturfeinölichkeit des Mohammedanismus.
1. Die marokkanische Frage. — Der Mohammedanismus fremd und
feindlich der Kultur und ohne Vaterlandsgefühl......236
2. Islam und Afrikaforschu^?.............237
Gerber und Araber in Marokko.
Gegensätze ihrer Charaktereigenschaften und Lebensweise.....243
Die Westküste von Afrika.
Die Küste von Goree bis zum Alt-Kalabar-Strom. — Schilderung
von Duke-Town. — Der Negerkönig. — Die Eingeborenen . . 245
Die Gruueger...................252
Das Alima in Senegambien.
Ein Tag während der Regenzeit am Senegal........258
Gilder von der Goidküste.
1. Anblick der Goldküste vom Meere aus. — Die Wälder. — Fischer-
flotten. — Cape-Coast-Castle............261
2. Die Neger der Goldküste.
Grundzüge des afrikanischen Charakters. — Ähnlichkeiten der
Fanti mit Nationen des Altertums. — Keine geschriebene
Grammatik. — Schwierigkeit, das Fantische in grammatische
Regeln zu bringen. — Rasche Fortschritte der jungen Neger im
Englischen. — Verbreitung des Englischen. — Musik und mu-
sikalische Instrumente. — Goldarbeiten. — Töpferei. — Weberei
und Färberei. — Produkte des Bodenv. — Exporte und Im-
porte. — Tracht. — Häuser. — Luxus. — Gastfreundschaft . 265
3. Ein Fetischhaus auf der Goldküste..........282
Das unbekannte Caud zwischen der Goldküste und dem
oberen Niger.
Neue Route durch die große Wüste zwischen den Flüssen Afra und
Volta. — Das Elefantenparadies. — Die Stadt Karakhe und der
Fetisch Odente. — Bagyamso am Volta. — Die große Handels-
und Fetischstadt Salaga. — Der Missionar Büß in Karakye und
Salaga. — Kommerzielle Wichtigkeit der neuen Route .... 284
Abeokuta.
Bild einer sieben Jahre lang sich selbst überlassenen Christengemeinde
in einer westafrikanischen Stadt............297
Deutsch-Kquatorial-Afrika.
Togoland.
Notwendigkeit des Reichsschutzes in Westafrika. — Umfang des Togo-
landes (1887). — Beschreibung der Küste und des Binnenlandes.
— Die Hauptortschaften. — Ein afrikanischer Nero. — Kulturzustände 304
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Extrahierte Ortsnamen: Marokko Afrika Goree Alt-Kalabar-Strom Cape-Coast-Castle Goldküste Niger Volta Salaga Karakye Deutsch-Kquatorial-Afrika Westafrika
6 Das deutsche Ostafrika.
heute noch seinen eigentlichen Beruf, nämlich den des friedlichen
Ackerbaues.
Diesem ist die große Masse der Bevölkerung aufs Neue zuzu-
führen, das ist eine weitere Aufgabe aller künftigen Kulturarbeit in
Ostafrika, und in der Erfüllung dieser Ausabe wird sich die Basis
dasür bieten, auch diese dunkle Rasse dereinst den Zielen einer wahren
(Zivilisation und Gesittung entgegenzuführen.
Das sind in großen Zügen die Bedingungen, welche sich im
deutschen Ostafrika einer zukünftigen wirtschaftlichen Entwickelung
bieten. Für den, der im nationalen Interesse nichts in die Schanze
zu schlagen wagt, bedeuten sie selbstverständlich nichts. Für den-
jenigen aber, der an die Ausbeutung dieser neuen jungfräulichen
Gebiete mit Mut und Entschlossenheit herantritt, der gewillt ist, mit
Ausdauer und Energie Mithelfer zu sein an dem großen Werk,
welches der Ausführung harrt, bedeuten sie Alles, um so mehr,
wenn er in Betracht zieht, daß diese Eigenschaften von jeher die
Erzeuger des Erfolges gewesen sind. Schlaffe Naturen allerdings,
die Strapazen und Entbehrungen nur von dem gesicherten deutschen
Ofen aus ins Auge zu schauen vermögen, an Ort und Stelle aber
erlahmen und unterliegen, mögen ruhig daheim bleiben und weiter
disputieren über den Wert oder Unwert tropischer Kolonieen.
Das eine mögen aber auch die Kühnen unter den zukünftigen
Pionieren bedenken, neue Phasen in der geschichtlichen Entwickelung
eines Volkes, wie wir sie heute in den kolonialen Bestrebungen
Deutschlands vor sich gehen sehen, werden niemals ohne Mühen,
ohne Opfer durchgemacht; nur dort werden unkultivirte Länder zu
wirtschaftlichen Paradiesen umgeschaffen, wo treue Arbeit, rastloser
Fleiß und unermüdliche Energie sich entfalten. Anders ist ein Er-
folg weder in Amerika noch überhaupt irgendwo auf der Erde er-
rungen worden.
Mag der Einsatz für den Einzelnen ein großer sein, er wird in
jedem Falle gerechtfertigt durch die hohe Bedeutung, die er fürs ge-
samte deutsche Vaterland hat."
Der vorstehenden Darstellung des Dr. Jühlke fügen wir einige
Erläuterungen geographischer Namen bei. Die Araber nennen die
Küste unseres ostafrikanischen Gebietes El Sawahil und die Be-
wohner derselben ohne Unterschied Sawahili (Suaheli), d. h. Küsten-
bewohner. Den Küstenstrich von Pangani bis Mombasz^oder
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Extrahierte Personennamen: Suaheli
Extrahierte Ortsnamen: Ostafrika Ostafrika Ostafrika Deutschlands Amerika
54 Deutsch-Ostafrika.
diese überhaupt jede Arbeit, die dieselben verlangen. Die Stämme
am oberen Tana haben sich jedoch von den Gallas unabhängiger zu
halten gewußt. Alle die Volksstämme traten uns außerordentlich
freundlich entgegen, soweit sie nicht daran durch die Soldaten des
Sultans Said Bargasch gehindert wurden. Von ganz besonderer
Wärme war meine Aufnahme in Witu, sowohl seitens des Sultans
und der Großen, wie seitens der Bevölkerung. Ich verdanke dieselbe
ebenso wie auch die weitere Unterstützung des Sultans von Witu
ebenfalls Herrn Denhardt, welcher mich dem Sultan auf das beste
empfohlen hatte.
Die Häuser der Suaheli sind von der Form der unserigen; ein-
stöckig mit einem Giebeldach. Eine Art Fachwerk aus hölzernen
Trägern und Pfählen, deren Verbindung oft durch Baststricke bewirkt
ist, wird mit den starken Mtamastengeln ausgefüllt und dann beider-
seits mit Lehm beworfen.
Über die jetzige Bebauung des Landes läßt sich folgendes sagen.
In der Küstengegend sah ich in der Nähe der kleinen Ortschaften
viele Äcker, welche mit Reis (mpunga), Mais (mahindi), mtama und
künde bepflanzt waren. Außerdem sah ich zahlreiche Kokospalmen.
Bei meinem Marsch nach Kipini und Witu kam ich durch sehr große
Schambas, ein Maisfeld war über zwei Kilometer lang; auch Reis-
Plantagen in bedeutender Ausdehnung passierte ich. Die ganze Um-
gegend von Witu ist mit Schambas übersät. Außer Mais-, Reis-
und Mtamaseldern sah ich hier große Plantagen von Bananen und
Zuckerrohr, außerdem viele Bataten. Herr Denhardt hatte hier auch
Kartoffeln angepflanzt, welche sehr gut gediehen. Ferner fand ich
vielfach in der Nähe von Witu Sesam. Der Sultan besitzt selber
eine Ölmühle, welche von einem Kamel getrieben wird. In seinen
Gärten ferner zieht er auch die mannigfachsten Gemüfe, sowie To-
maten und Citronen, diese sind aber sehr klein und haben wenig
Saft. Orangen habe ich hier nur wildwachsend vorgefunden; sie
haben einen sehr sauren Geschmack.
In dem Witulande erntet man häufig viermal im Jahre,
und zwar in der Hauptregenzeit, der masika, dreimal, in der kleinen
Regenzeit, mouli, einmal. Das Land wird in der Weise urbar ge-
macht, daß das Gras abgebrannt wird, resp. es werden die Bäume
angehauen und später ebenfalls abgebrannt. Das dadurch gewon-
nene Land ist von^einer ganz vorzüglichen Beschaffenheit; erst nach
einer längeren Reihe von Jahren läßt der Ertrag nach, dann läßt
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40
Deutsch-Ostafrika.
den Kopf, nachdem er Brust und Lende den Mtongi (Haupteigen-
tümer der Waren) gegeben; das Übrige wird unter die verschiedenen
Khambi, Tischgenossenschaften, verteilt. Für einen Europäer ist es
auch nicht rätlich, mit einer solchen Karawane der Araber zu reifen,
weil sie viel Zeit vertrödelt, ohne eigentlichen Plan bald rasch,
bald langsam vorwärts geht, und auch sonst mancherlei Übel-
stände hat.
Anders verhält es sich mit den Handelskarawanen, welche von
Suaheli, Wamrima und den Sklavensaktoren (Fundi, etwa ähnlich
wie die Pombeiros im portugiesischen Afrika) geleitet werden. Diese
wissen mit den Pagazi umzugehen, und verstehen deren Sprache und
Sitten. Solche Safari hungern nicht wie jene der Wanyamwezi,
und prassen auch nicht wie die Araber. Unterwegs haben sie weniger
Beschwerden, an den Halteplätzen richten sie sich gemächlich ein und
leiden wenig durch Krankheiten. Diese Halbasrikaner hegen große
Abneigung gegen die Araber und alle anderen Fremden, legen ihnen
möglichst Hindernisse in den Weg, verbreiten unter den Eingeborenen
allerlei nachteilige Gerüchte, verlocken die Träger und Sklaven zum
Ausreißen und geben sich die größte, obwohl vergebliche Mühe, ihr
altes gewinnreiches Monopol des Handels mit dem Innern zu be-
haupten.
Burton.
10. Leben und Treiben in einem ostafrikanischen Dorfe.*)
Der Ostasrikaner führt ein weit behaglicheres Leben als der
indische, vielgeplagte Bauer, der Reiot, und kann in dieser Beziehung
den Vergleich mit der großen Masse der Landleute maucher europäi-
scher Länder aushalten. Das gilt freilich nur von folchen Bezirken,
welche nicht allzusehr durch den Sklavenhandel zerrüttet worden sind.
Zum Nachtlager dient eine Kuhhaut und man steht früh aus.
Am Tage ist die Hütte kühl und ganz angenehm; beim Schlafengehen
wird jedoch der Eingang zugemacht und dadurch die Luft drückend
und unangenehm. In der Stunde vor Sonnenaufgang verspürt
man Kälte, zündet ein Feuer an und greift sogleich zu dem unzer-
*) Forschungsreisen in Arabien und Ostafrika. Ii. Bd. (Burton, Speke,
Ätebinann, Krapf.) Bearbeitet von Karl Andree. Leipzig, 1861, Costenoble.
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Extrahierte Personennamen: Suaheli Burton Krapf Karl_Andree Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Ostafrika Wamrima Afrika Ostafrika Leipzig
96 Die Somal.
zwischen Abefsinien und dem Äquator, der Ostküste einerseits und
dem Stromgebiet des oberen Nillaufes andererseits. Da das ganze
Volk streng mohammedanischer Religion ist, hat es sich gegen die
Nachbarvölker fast ganz abgeschlossen und nur an den Landesgrenzen
etwas vermischt.
Nur vorübergehend sind in einigen Küstenplätzen Araber und
Hindus als Kaufleute geduldet worden. Da es niemals Reisenden
außer dem Baron Claus v. d. Decken, der leider ein so rasches und
unglückliches Ende nahm, geglückt ist, mit dem unvermischten Volke
in Freundschaft zu leben, so haben sich bis in die neueste Zeit die
unglaublichsten Fabeln von diesem Volksstamme erhalten. Wenn
ich auch nur 6 Wochen hier gelebt habe, also vielleicht kein kompe-
tentes Urteil besitze, so kann ich doch versichern, daß alle diese Er-
Zählungen wirkliche Fabeln sind. Die Somal sind durchweg ein sehr
liebenswürdiger, ordentlicher, reinlicher Menschenschlag, der aber
leider eine unbeschreibliche Habgier, die zu zügeln nicht immer ganz
leicht ist, besitzt. Das Volk ist nach seiner Lebensweise in Hirten
und Städter einzuteilen.
Die Hirtenbevölkerung nomadisiert im ganzen Inneren mit ihren
großen Herden und hat keine festen Wohnsitze, während sich die
Städter in größeren und kleineren Ortschaften an der Küste nieder-
gelassen haben. Jene ist sehr kriegerisch und unternimmt fast jähr-
lich Raubzüge gegen die Nachbarvölker, um Menschen und Vieh zu
rauben und diese Leute dann bei den Städtern gegen Geld, Kleider
und andere Handelsgegenstände einzutauschen. Die Städter dagegen
treiben Handel nach Indien und Arabien, beschäftigen sich viel mit
Haifischsang und Perlenfischerei. Bei den Städtern hat sich die
Sitte, alles Fremde zu plündern, dahin gemildert, daß sie zur Zeit
nur noch das Strandrecht an ihrer Küste ausüben und von allen
ankommenden fremden Schiffen eine gewisse Steuer erheben, welche
in Reis oder Matama (indisches Korn) besteht. Diese Abgabe (oder
Geschenk) erbittet sehr bescheiden, aber bestimmt, einer der älteren
auf das Schiff kommenden Somal. Höchst interessant ist es, die
Bevölkerung zu beobachten, wenn sich ein Schiff vor dem Hafen zeigt.
Zuerst streitet Jung und Alt, ob es weiter geht oder einläuft, sobald
letzteres klar ist, von welcher Station es ist, und was es wohl
bringen mag. Nachdem alles hin und her erwogen, stürzt die Ju-
gend in das Meer, um schwimmend das Schiff zu erreichen, während
die Männer mit ihren Booten an dasselbe fahren. Auf dem Schiff
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236
Kulturfeindlichkeit des Mohammedanismus^
Kulturftindlichkeit des Mohammedamsmus.
I.
Die marokkanische Frage. — Der Mohammedanismus fremd und feindlich der
Kultur und ohne Vaterlandsgefühl.
Mag man nun sagen, was man will, mag man es leugnen
oder verheimlichen wollen: es giebt eine marokkanische Frage. Viel-
leicht bemüht man sich, sie zu ersticken, zu vertuschen: für lange Zeit
wird es nicht gehen. Noch weniger aber wird man der Lösung der
nordwestafrikanischen Angelegenheit für immer aus dem Wege gehen
können. Ebensowenig wie die Türkei im Frieden sich hat ent-
wickeln und auch nur annähernd auf die Kulturstufe der christlichen
Länder Europas hat schwingen können, ebensowenig wird Marokko
friedlich sein Geschick und seine Bestimmung erreichen. Hat doch
selbst das Land, welches man von allen mohammedanischen Ländern
das bestcivilisierte nennen konnte, das alte Pharaonen-Reich, auf
regelrechte Weise sich zu einem Staate nicht zusammenschließen können.
Es liegt das im innersten Wesen aller mohammedanischen Län-
der. Wir sehen wohl, wie in den dem Islam unterstehenden Län-
dern die Elite der Bevölkerung den civilisatorischen Jdeeen huldigt;
aber überall bleibt das Volk davon unberührt. Und selbst wenn die
vornehme Bevölkerung mohammedanischer Länder Sinn zeigt für
Kultur und höhere Gesittung, so beschränkt sich die Regierung dafür
mehr auf die damit verbundenen Äußerlichkeiten, als auf das ernste
Wesen der Sache.
Dazu kommt noch, daß in allen mohammedanischen Ländern
dem Volke das Vaterlandsgefühl abgeht. Den Anhängern einer Re-
ligion, wie der mohammedanischen, geht eben ihre Religion über
alles. Der Türke so gut wie der Marokkaner kennt wohl einen
Mislim, er sagt wohl, „ich bin Mislim und du bist ein Deutscher"
(auch dies erst in neuerer Zeit, sonst stets „Christ" für alle Euro-
päer), aber er sagt nie, „ich bin ein Türke, oder ich bin ein Marok-
kaner". Der Mohammedaner unterscheidet nur „Gläubige" und
solche, die ein „Buch" haben (Juden und Christen), und endlich
„Ungläubige". Für gewöhnlich nennen die Mohammedaner aber
alle Andersgläubige einfach „Ungläubige", alfo auch Juden und
Christen. Daß es in mohammedanischen Ländern aus religiösen
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Berber und Araber in Marokko. 241.
Gräuelthaten gegen Andersgläubige. Die Ermordung von Hunderten
friedlicher spanischer Kolonisten durch die Horden Bu-Amenas in
Algier und das Massacre von Alexandrien zeigen, daß eine Kafir-
hetze, wie sie seinerzeit in Syrien stattfand, durchaus kein unmög-
liches Ereignis heutzutage noch ist. Die Art und Weise, wie im
vorigen Jahre der hochgelehrte Professor Palmer und seine Begleiter
Lieutenant Charrington und Kapitän Gill auf der Sinaihalbinsel
ermordet wurden, zeugt von einer bestialischen Grausamkeit der dor-
tigen Araberhorden. Und auf was anderes läßt sich der neueste
Aufstand des Mahdi, des falschen Propheten im ägyptischen Sudan
zurückführen, als auf einen neuen Versuch des Islam, sich der mo-
dernen Kultur und damit seines Zusammensturzes zu erwehren.
Derber und Araber in Marokko.
Gegensätze ihrer Charaktereigenschaften und Lebensweise.
Nach Friedrich Müller und Schweiger-Lerchenfeld.
Die Berber bilden mit den Ägyptern, Bedschas, Somal, Dankai
und Gallas den hamitischen Stamm der sogenannten mittel-
ländischen Rasse. Die heutige Sprachforschung hat nachgewiesen, daß
die Sprachen aller dieser Völker aufs innigste miteinander verwandt
sind und daß sie sich vermöge der ursprünglichen Einheit ihrer Form
nur als Abkömmlinge einer in ihnen aufgegangenen Ursprache be-
greifen lassen. Die Sprachforschung hat ebenfalls die genaue Ver-
wandtschast der hamitischen Sprachen mit den semitischen nachge-
wiesen, sodaß eine ursprüngliche Einheit der Semiten und Hamiten
bestanden hat und beide Stämme in grauer Vorzeit sich von einander
abgetrennt, und gesondert sich ganz eigentümlich entwickelt haben.
Diese Stämme sind alle aus Asien eingewandert.
Im Laufe der Zeit haben die Berber, die heute unter dem Na-
men Jmofcharh (auch Jmuharh, Amazirghen, Mazig, Tuarik) zu-
sammengesaßt werden, sich mit fremdem Blute bedeutend vermischt;
als direkte Nachkommen der alten Libyer, Nnmidier und Gantuler
bilden sie eine weit ausgebreitete, zum teil nomadisierende Nation,
welche das ganze westliche Nordasrika bewohnt und namentlich alle
Baum garten, Afrika. Ig
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Palmer Lieutenant_Charrington Friedrich_Müller Friedrich Schweiger-Lerchenfeld
Extrahierte Ortsnamen: Marokko Algier Syrien Marokko Asien Afrika
242 Berber und Araber in Marokko.
Oasen der Sahara inne hat. Die einzelnen von einander unab-
hängigen Staaten führen besondere Namen: die in den Gebirgen
von Algier und Tunis wohnenden heißen Kabylen (arab. Qabeul,
d. i. Stämme), die Gebirgsbewohner im südlichen Marokko
Schulluh (Schellöchen) u. s. w. Die Einwanderung der Vandalen,
welche helle Hautfarbe, rotblondes Haar und blaue Augen hatten,
hat bewirkt, daß einige nordafrikanische Berberstämme andere Rassen-
kennzeichen haben, als die von der Vandalen-Einwanderung nicht
berührten Stämme, namentlich die der Sahara. In Marokko brachte
die Verschmelzung mit den Arabern in dem altberberischen Urstamme
der Mauruser jene typischen Veränderungen hervor, welche die
heutigen Mauren von den übrigen, eigentlichen Berbern unter-
scheiden.
Die Berber nahmen zwar nach der islamitischen Invasion die
Lehre Mohammeds an, aber sie blieben in ihren Charaktereigen-
fchaften, ihren Sitten und physischen Eigentümlichkeiten die Alten.
Schweiger-Lerchenfeld schildert (Osterreich. Monatsschrift für den
Orient 1882. Nr. 1) die Gegensätze zwischen Arabern und Berbern
in folgender meisterhafter Weise:
Schon das Äußere unterscheidet den Berber vom Araber. Wäh-
rend er, der Araber, schwarze Augen und schwarzes Haar, ovales
Gesicht auf langem Halse hat, erscheint der Berber mit viereckigem
Kopf, mehr in den Schultern steckend, und meist blauäugig und
rothaarig; der Araber bedeckt den Kopf und womöglich die Füße;
der Berber hat Kops und Füße nackt, trägt ein langes, wollenes
Hemd, Gamaschen, Schurzfell und einen Haik — alles schmutzig und
zerlumpt, vom Großvater auf den Vater und von diesem auf den
Sohn vererbt. Der Araber lebt unter dem Zelte, das er weiter
trägt; der Berber in fester Niederlassung und haftet am Boden. Der
Araber ist arbeitsscheu, der Berber fleißig und anstellig. Wenn jener
nur notgedrungen sich zum Ackerbau versteht und am liebsten seine
Herden weidet, baut dieser seine Thäler gartenmäßig und ergiebt sich
mit gleichem Eifer dem Handwerke als Bergmann, als Schmied,
und von Alters her als Falschmünzer. Doch scheint der letztere Be-
trug der allein landesübliche; denn während der Araber sich sehr
aufs Lügen versteht und auch im Kriege den Verrat liebt, wäre die
Lüge für den Berber (wenigstens für den berberischen Kabylen) eine
Schmach, und seinem Angriff schickt er die Kriegserklärung voraus.
Der Araber läßt sich den Mord abkaufen, unter den Berbern muß
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
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Gegensätze ihrer Charaktereigenschaften und Lebensweise. 243
der Mörder sterben und giebt es überhaupt das Recht der Blutrache.
Der Berber ist stolz, seinen Schutz auch über Unbekannte zu üben;
er liebt die Freiheit über alles und hat sich nie unter einen Sultan
gebeugt, wie die Araber.
Dennoch wird nicht zu leugnen sein, daß das berberisch-arabische
Mischlingsvolk der Mauren das Berbertum weit überragt, und daß
es einst der Träger einer Kultur war, die im moslemischen Orient
weder früher noch später ihres Gleichen hatte. Es war dies das
klassische Zeitalter des spanischen Maurentums. Aus den Trümmern
des Ommejaden-Reiches ging eine ganze Menge berberisch-maurischer
Dynastieen hervor, die aber arabischen Kunststil, arabische Wissen-
schast und Dichtkunst sich angeeignet hatte. Zumal die Dichtkunst fand
begeisterte Pflege. Ein rasch und treffend erdachter Vers konnte ein
Dorf eintragen oder die Kette des Gefangenen sprengen. Der Ackers-
mann dichtete hinter dem Pfluge, und die Staatskanzlei schickte di-
plomatische Noten in Kassidensorm. Wir treffen eine Lyrik des
Weines und der Liebe, die auf eine nicht-moslemische Freihaltung der
Frauen schließen läßt, wie sie sonst im Orient unbekannt ist. . . .
Es versteht sich von selbst, daß an Höfen, wo man den Weintrunk
statt des Frühgebetes eingeführt, wo man den trockenen Gaumen der
Derwische verhöhnt, gazellenschlanke Mädchen für die wahren Muez-
zins, deren Augen für die beste Lampe zum Erleuchten der Klause
erklärt — daß dort auch keine Spur von Glaubenszwang gegenüber
den Nicht-Moslemen vorhanden war. Damals war es jedem Christen
unbenommen, sich einer Handelskarawane, die von den nordafrikani-
schen Küsten nach dem Innern des Kontinents abging, anzuschließen,
was heute selbst Reisenden, die unter den Fittichen einer offiziellen
Persönlichkeit oder in der Maske als Moslem reisen, allemal schwer
wird. . . .
Ueber das gegenwärtige Verhältnis zwischen den Mauren und
den Berbern läßt sich in Kürze sagen, daß es ein schlechtes ist. Hei-
raten zwischen beiden Völkern kommen so viel wie gar nicht vor,
und der gegenseitige Verkehr ist auf ein Minimum beschränkt. Der
Schlüssel zu diesem Verhältnisse findet sich leicht, wenn man die
eigentümliche Stellung der Berber unter allen Völkern des asrikani-
schen Nordrandes und ihre Vergangenheit in Betracht zieht. Die
berberisch-arabische Blut- und Rassenmischung, wozu noch spanische
und italienische Elemente kommen, steht zu dem reinblutigen Berber-
tum oder zu der berberisch-vandalischen Blutmischung im strengsten
16*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Die Westküste von Afrika.
251
Supercargos der im Hafen liegenden Schiffe ein festliches Mahl
giebt.
Der Kalabar oder Bongo heißt in der Sprache der Neger
Akpa-Efik oder Wasser von Efik. Der Ursprung ist noch nicht mit
Bestimmtheit ermittelt, doch scheint die früher vermutete Verbindung
mit dem Niger mittels des sogenannten Croß-River jetzt widerlegt.
Der Reisende Colthurst, der im Jahre 1832 von hier in das Innere
vordringen wollte, behauptete von der Existenz derselben gehört zu
haben, starb aber, ehe er die beabsichtigte Beschiffung hat ins Werk
setzen können. Schätzbare Beiträge zur Kenntnis dieses Flusses haben
Oldfield, Cummins und zuletzt Beecrost, der frühere Gouverneur
von Fernando-Po, geliefert.
Die jetzigen Bewohner von Duke-Town, Old-Town und Eku-
ritunko oder Creek-Town kommen aus dem Egbo-Shary-Gebiet an
dem Croßflusse. Sie ließen sich unter den Aboriginern, den Kwa,
nieder und traten nominell zu ihnen in eine Art Tributpflichtigkeit,
wie auch jetzt noch die Oberherrlichkeit von dem König von Kwa-
Town oder Abakpa, einige Stunden oberhalb Duke-Town, in An-
spruch genommen wird. Früher wurde die Abgabe der europäischen
Schiffe an den Kwa-König bezahlt, aber vor einigen dreißig Jahren
machte sich Duke Ephraim, der in der nach ihm benannten Duke-
Town wohnte, von ihm unabhängig, indem er die Ablieferung unter-
ließ und die Gebühr für sich selbst erhob. Viele Ländereien an
beiden Ufern des Flusses gehören noch dem Kwa-Volke, aber eine
nach der andern werden dieselben von den Kalabaresen erworben,
und die Kwa verschwinden mehr und mehr, so daß ihre Nationalität
zum Teil schon in die unbestimmteste Bezeichnung von Buschmännern
aufgegangen ist.
Fast alle handeltreibenden Stämme längs der Westküste sind
aus dem Innern dahin gewandert, indem die ursprünglichen Besitzer
des Bodens entweder unterjocht, verdrängt oder ausgerottet wurden.
Der Handel ist das absorbierende Interesse von Kalabar, und jeder
ist Kaufmann, meistens Palmölhändler, groß oder klein, je nach
seinen Mitteln, der König selbst an der Spitze.
Prof. Dr. Bastian,
Geogr. u. ethnol. Bilder.
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