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großes Reich beherrscht und war der reichste König in Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste.
Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg und das alles nur ansah, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Welt herumgereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für den Glücklichsten? Solon antwortete: Einen Bürger von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er sprach: dieser Tellus hatte sein genügendes Auskommen, gelangte glücklich und zufrieden zu einem hohen Alter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende.
Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Verdruß nicht länger halten, sondern sagte: Solon, so sehr verachtest du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehst? Und Solon antwortete: »O Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht und vieles leiden, was er gern abwenden möchte. Du, o Krösus, bist ein Herr vieler Güter und vieler Völker; aber ich werde dich nicht eher glücklich preisen, bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest; denn man darf keinen Menschen vor seinem Ende glücklich preisen.« —
»So sprach der Weise; aber ich verachtete ihn und ließ ihn nie wieder vor mich. Von der Zeit an ging mir alles übel; mein ältester Sohn ward stumm; mein zweiter ward mir von einem Freunde umgebracht; alle Städte, Länder, Völker und Reichthümer habe ich verloren und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun weißt du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut scheint.«
Cyrus, hierdurch an den möglichen Wechsel des eigenen Schicksals erinnert, schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich.
Nachdem schon fast alle Völker Asiens durch Cyrus unterworfen waren, sollten auch die Griechen, welche an der westlichen Küste wohnten, sich unter die Herrschaft der Perser beugen. Cyrus hatte ihnen früher seine Freundschaft angeboten, sie aber hatten diese übermüthig zurückgewiesen und sich sogar mit dem Krösus verbinden wollen. Cyrus gab ihnen nun folgende Fabel zur Antwort: »Es war einmal ein Fischer, der saß lange am Ufer und pfiff den Fischen zum Tanze. Sie wollten aber nicht kommen. Da nahm er ein Netz und fing sie. Und als er sie an's Land zog und sie nun um ihn herumsprangen, sagte er: Höret jetzt nur auf zu tanzen, da ihr vorher auf mein Pfeifen nicht habt tanzen wollen.« Es erging den
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Somit war das weströmische Reich im Jahre 476 nach Chr gestürzt, nachdem es 1230 Jahre bestanden hatte. Mit einem Ro-' mulus begann und hörte das Reich auf. Das oströmische Reich bestand noch bis zum Jahre 1453. In diesem Jahre eroberten die Türken Konstantinopel. Durch einen Konstantin war diese Stadt gegründet, unter einem Konstantin ging sie auch wieder verloren. — An die Stelle der entarteten Römer traten nun die rohen, aber unverdorbenen Völkerstämme des Nordens und errichteten über den Trümmern des römischen Reiches neue selbständige Staaten mit eigenen Gesetzen, Sitten und Sprachen.
Ii. Bilder aus dem Uillelaller.
Die alten Deutschen.*)
Unser Vaterland hatte vor Jahrtausenden ein anderes Aussehen, als heute. Wo wir jetzt volkreiche Städte und Dörfer, fruchtbare Felder und Fluren, von belebten Bandstraßen durchschnitten, erblicken, war früher ein rauhes, unwirthbares Land, welches ungeheure Wälder, durch deren Dickicht die Strahlen der Sonne nicht zu dringen vermochten, von einem Ende bis zum andern durchzogen. Die Flüsse schweiften wild über ihre Ufer hinweg und bildeten Sümpfe und Moräste, welche das Land feucht und kalt machten. Der wenig und schlecht bebaute Boden brachte fast nur Gerste und Haser hervor; Retlige und Spargel wuchsen wild, und die Wälder versahen ihre Bewohner mit allerhand Beeren und herben Baumsrüchten Die Weideplätze aber, welche inmitten düsterer Wälder lichtvoll hervortraten und in üppiger Fülle prangten, waren grasreich und schön und gaben den kleinen, aber kräftigen Pferden und Rindern ein nahrhaftes Futter. Wild,' wie es sich jetzt noch bei uns findet, und außerdem Auerochsen, Elenthiere, Rennthiere, Wölfe, Bären und allerhand Raubvögel bewohnten in großer Menge die ungeheuren Wälder. Dieses Land wurde von unsern Vorfahren, welche die Römer Germanen nannten, bewohnt.
Sie waren ein kräftiger Menschenschlag von hoher Gestalt, blauen Augen, blonden, etwas rölhlichen Haaren und starken, rüstigen Gliedern. Ihre Kleidung war entweder anliegend, oder sie bestand in einem mantelartigen Ueberwurs ohne Aertnel von grober Leinwand oder Thierfellen; die Haare trugen sie meistentheils, besonders wenn sie in den Kamps gingen, auf dem Scheitel zusammengebunden ; der Kopf war unbedeckt; doch schützten ihn Einige im Gefechte
*) Gittermann.
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Wege im Schnee saßen und mit den Geberden des Wahnsinns an ihren eigenen, schon vom Froste schwarzen Fingern nagten — &on der großen französischen Armee, die ein halbes Jahr zuvor m stolzen Erwartungen den Niemen überschritten hatte, erreichte am 19. Dezember ein Troß von 20,000 »von jedem irdischen b/ladenen« Menschen die russisch-preußische Grenze. Diese Heeres dtmm?en toaren der ganze Rest des einst so mächtigen
Mit tiefem Schauder wendet sich die Seele von solchen Bildern hinweg; sie sind entsetzlicher, als die Einbildungskraft sie zu erfinden vermag. Als schreckliche Warnungszeichen gegen Uebermuth und Frevel stehen sie da, um die ungestüme Leidenschaft in des Menschen Herzen zu brechen.
Stein.*)
Karl Freiherr vom und zum Stein wurde am 26. Oktober 1757, wenige Tage vor der Schlacht bei Roßbach, zu Nassau an der Lahn geboren. Seine Abstammung aus einer alten reichsfreiherrlichen Familie gewährte ihm die Begünstigung, daß er schon in seiner Jugend den Geist altgermanischer Freiheit und Selbstständigkeit in sich aufnahm und gleichsam mit der Luft einathmen konnte. Die Sicherung einer unabhängigen Stellung trug dazu bei, die Grundzüge in Steins Charakter, ein freimüthiges, männliches und entschiedenes Wesen ungehemmt zu entwickeln, wogegen die Berührung einer sanften, frommen Mutter einen mildernden Einfluß ausübte, wenn jene Eigenschaften bei dem Knaben in Trotz überzugehen drohten. Nachdem er die vorbereitende Bildung von einem Hauslehrer auf dem Familienschlosse empfangen, ging er in feinem 17. Jahre nach der Universität Göttingen und widmete sich hier dem Studium des deutschen Rechts, der Staatswiffenfchaften und der Geschichte. Nach den Universitätsjahren machte er eine Reife durch Deutschland, hielt sich namentlich eine Zeit lang in Wien auf und bildete sich sodann, wie auch Hardenberg und andere angehende Staatsmänner thaten, bei dem höchsten deutschen Gerichtshöfe, dem Reichskammergerichte zu Wetzlar, in praktischer Thätigkeit aus.
Er entschied sich daraus, obgleich feine Angehörigen wünschten, er möchte, dem Herkommen der Familie gemäß, in österreichische Dienste treten, für Preußen, welches damals durch feinen philosophischen König großen Glanz erlangt hatte und auf alle jugendliche und starke Geister eine Anziehungskraft ausübte. Er begab sich des-balb nach Berlin und erlangte im Jahre 1780 eine Anstellung zu Wetter in der Grafschaft Mark. In diese Stellung arbeitete er sich sehr bald hinein und erwarb sich in ihr besonders dadurch die allgemeine Achtung, daß er seinem ganzen Charakter gemäß überall
*) Nach H. Schmidt.
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Extrahierte Ortsnamen: Roßbach Steins Deutschland Wien Wetzlar Berlin
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den erzürnten Feinden. Aber wie hatte er sich geirrt! Mit entblößten Schwertern drangen sie herein; erst stachen sie die Söhne nieder vor den Augen des Vaters, dann diesen selbst. Sein Weib aber schleppten sie mit deren Sklaven auf die Schiffe. — Mene-laus bekam seine Helena wieder; aber das schöne Troja lag in Trümmern.
Die Griechen kehrten nun in ihre Heimath zurück, hatten aber unterweges viel Unglück. Viele Schiffe wurden zerschmettert, die Hälfte der Mannschaft ertrank und jahrelang streiften die noch Übriggebliebenen in der Irre umher; Menelaus irrte mit seiner Helena sieben Jahre auf dem Meere und Odysseus kam erst nach zehn Jahren auf Jthaka an. — In dem schönen Gedichte des Homer (Odyssee) finden wir die Irrfahrten des Odysfeus besungen.
Jetzt erst, nach Beendigung des trojanischen Krieges, singen die Griechen an, eine Nation zu werden, die sich durch ihre eigenen Kräfte vor vielen andern hervorthat und die Aufmerksamkeit und Bewunderung ihrer und aller folgenden Zeiten auf sich zog. Sie wurden sich ihrer eigenen Kraft bewußt, und Ausländer brauchten nicht mehr zu kommen, sie zu belehren. Es standen vortreffliche Gesetzgeber unter ihnen auf, und nun lernten sie erst die wahre Freiheit kennen, nämlich weisen Gesetzen zu gehorchen. Für diese Freiheit faßten sie die feurigste triebe, daher jener unüberwindliche Muth in Vertheidigung des Vaterlandes. Zugleich übertrafen sie sehr bald alle Nationen in Künsten und Wissenschaften. Ebenso blühte bei ihnen Handel und Schifffahrt. Ueberall gründeten sie Pflanzstädte, wo sie sich jedoch eben so gesittet und erfinderisch zeigten, als im Vaterlande.
Unter den vielen kleinen Staaten Griechenlands ragten bald zwei durch eine zweckmäßige Einrichtung ihrer inneren Verfassung und durch eine kräftige Entwickelung nach außen so bedeutend hervor, daß von da an die Geschichte dieser beiden Staaten fast die Geschichte des gesammten griechischen Volkes ist. Das waren Sparta und Athen. Sparta lag im Peloponnes an den Ufern des Eurotas. Die Stadt hatte weder Mauern noch Thore; sie war das Haupt der Provinz Lakonien. Eingewanderte Dorier hatten sie 1100 v. Chr. erobert und daselbst zwei Könige eingeführt. Die Bewohner der Hauptstadt, die eigentlichen Spartaner, sahen sich für die Herren des Landes, die unterworfenen Lakonier aber für ihre Unterthanen an. Bald aber erhob sich Zwietracht unter den spartanischen Bürgern und brach in einen offenen Kampf aus, in welchem sogar einer der Könige erschlagen wurde. In solcher Noth wendete man sich an Lykurg mit dem Verlangen, den zerrütteten Staat durch Gesetze zu ordnen.
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Noch ein Zug des deutschen Charakters verdient Erwähnung. Die verschiedenen deutschen Stämme, deren es eine große Menge gab, waren nämlich selten einig; Eifersucht und Neid herrschten zwischen ihnen Und waren die Ursache von verheerenden Kriegen gegen einander und besonders späterhin von mancherlei Niederlagen durch die äußern Feinde, denen man nicht immer gemeinschaftlich entgegentrat. Das wußten und benutzten auch die Römer schon; sonst würde es ihnen nimmer, auch nur auf einige Jahre gelungen sein, Deutschland vom Rhein bis zur Weser zu erobern und als römische Provinz behandeln zu können.
Die Vorsteher, Grasen und Fürsten, welche man aus den Tapfersten und Besten wählte, hatten nur sehr beschränkte Gewalt und mußten in jeder wichtigen Angelegenheit die Volksversammlung befragen. Diese wurde von den Freien und Edeln unter heiligen Bäumen gehalten; in ihr wurde des Volkes Wohl berathen, über Krieg und Frieden Beschlüsse gefaßt. Waffengeklirr verkündigte hier den Beifall, Murren das Gegentheil. War aber ein Beschluß zu Stande gekommen, so unterwarf sich demselben jeder Einzelne ohne Widerstand.
Auch Gericht wurde unter freiem Himmel gehalten. Jeder trug feine Klage oder Vertheidigung selbst vor; Beweise wurden durch Zeugen geführt. Geschriebene Gesetze hatte man noch nicht. Das ganze Volk nahm Theil am Rechtsspruche, indem es aus seiner Mitte besondere Männer erwählte, welche das Urtheil nach Brauch und Herkommen sprachen. Leibes- und Lebensstrafen wurden für gewöhnlich nicht vollstreckt, weil man sie für kalte Ausbrüche roher Erbitterung hielt. Die Strafen bestanden meist in dem sogenannten Wehrgelde, welches dem Verletzten oder dessen Angehörigen, auch wohl dem Volke zukam, und wodurch, höher oder niedriger, alle Vergehungen gebüßt werden konnten. Beleidigungen an und von Vornehmen wurden höher gestraft, als bei Geringen, Vergehungen gegen Frauen am härtesten. Denn diese standen in hoher Achtung bei den Deutschen und wurden daher eben so sehr geschätzt als geehrt. Priester sorgten im Namen der Götter für die Ausführung der Rechtsurtheile, oder vollstreckten die Strafen selbst, die für Vergehungen im Kriege auch aus Leibes- und Lebensstrafen bestehen durften.
Hatten die alten Deutschen auch noch nicht die rechte Vorstellung von Gott und göttlichen Dingen, so waren sie doch nicht ohne Religion. Sie verehrten die Sonne, den Mond und das Feuer als die Wohlthäter des menschlichen Geschlechts. Außerdem hatten sie noch viele andere Götter, unter denen Odin, oder Wodan, auch wohl Krodo, d. i. der Große, genannt, der Allvater der Götter und Menschen, der vornehmste war. Ec leitete durch seine Allmacht die Welt, kannte die Thaten der Menschen und gab aus
„
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auffallende Aehnlichkeit bewahrte. Im 2 und 3. Jahrhundert vereinigten sich unsere Vorfahren in vier große Völkerbündnisse.
Gothen saßen bis zum 2. Jahrhundert nach Chr. an der Mündung der Weichsel in jener fruchtbaren Provinz, wo lange nachher die Handelsstädte Thorn, Elbing, Königsberg und Danzig gegründet worden sind. Sie theilten sich in Ost- und Westgothen. Später breiteten sich diese Stämme an den Ufern des schwarzen Meeres aus. Schon im 3. Jahrhundert hatten die Gothen schwere Kämpfe mit den Römern zu bestehen, aus denen sie aber stets glorreich hervorgingen. Der große Fürst der Gothen, der ihre Herrschaft am weitesten ausgebreitet hat, war Hermanerich; er lebte im 4. Jahrhundert und ist 110 Jahre alt geworden. Sein Reich erstreckte sich vom schwarzen Meere und der Donau über die Moldau, Wallachei, Ungarn, Polen und Preußen bis an die Ostsee. — Verwandt mit den Gothen waren die Gepiden, die Longobarden, die Heruler und Rugier, die Vandalen und Burgunder.
Im Westen, am Niederrhein und in den Niederlanden befand sich der große Bund der Franken oder Freien, dem sich die Cherusker, Chaucer, Katten n. a. m. anschlossen. Schon im 3. Jahrhundert durchstreiften die Franken mehrere römische Länder, besonders Gallien, von einem Ende zum andern, so oft sie die Lust nach Raub und Beute trieb. Sie sind sogar über die Pyrenäen in Spanien eingefallen und haben die Hauptstadt Tarragona erobert. Den heimischen Boden behaupteten sie, stifteten Reiche, welche die Stürme der Völkerwanderung überdauerten, vereinigten die übrigen deutschen Stämme zu einem Ganzen, richteten bürgerliche Ordnungen ein, nabmen das Christenthum an und breiteten dasselbe aus. Ueberhaupt haben sie eine deutsche Geschichte möglich gemacht. — »Das hochberühmte Volk der Franken,« sagt das salische Gesetz in seinem Eingänge, «das Gott zum Urheber hat, tapfer im Kriege, tiefsinnig im Rathe, ausdauernd in Bündnissen, edel, schön von Gestalt, kühn, behend und fest ist, das ist das Volk, welches, anfänglich klein an Zahl, durch Kraft und Muth das Joch der Römer gebrochen hat.«
Im nördlichen Deutschland, an der Elbe zwischen der Ost- und Nordsee, waren die Wohnsitze der Sachsen, die sich in Ostphalen, Westphalen und Engern theilten. Mit ihnen standen die Friesen an der Küste der Nordsee, vom Ausflusse der Schelde bis an die Elbe, in Verbindung — Zur Zeit Karls des Großen finden wir die Sachsen in der größten Ausdehnung. Sie breiteten sich aus von der Eider über Niedersachsen und den größten Theil Westphalens und hatten die Ufer der Elbe, Aller, Leine, Weser, Ems, Lippe und Ruhr besetzt. Allgemein. galten die Sachsen für treffliche Schiffer, obgleich sie in den älteren Zeiten nur schlechte, aus Baumzweigen zusammengeflochtene und mit Rindshäuten über-
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Die Römer.
Italien und seine ältesten Bewohner.*)
Italien ist die mittlere von den drei großen Halbinseln Südeuropas; fast in Form eines Stiefels streckt es sich in das Mittelmeer hinaus. Im Norden trennen es die Alpen von dem übrigen Europa; auf allen andern Seiten wird es vom Meere umspült. Vom Norden bis nach Süden wird es von einer Bergkette, den Apenninen durchzogen, von denen nach Osten und Westen zu eine Menge Flüsse sich ins Meer ergießen. Der bekannteste ist der Tiber; an ihm liegt Rom, früher auf sieben Hügeln. Den nördlichen Theil des Landes durchströmt am Fuße der Alpen der Po mitten in einer großen und fruchtbaren Tiefebene. Der Vesuv bei Neapel und der Aetna aus der Insel Sicilien sind als feuerspeiende Berge berühmt.
Die Natur hat Italien zu einem europäischen Lustgarten geschaffen. In den südlichen Theilen insbesondere herrscht fast ein immerwährender Frühling; ein stets blauer Himmel wölbt sich über die üppige Flur; milde Seelüfte kühlen in den heißen Tagen die Mittagsgluth. Das Land ist so fruchtbar, daß in vielen Gegenden zwei- bis dreimal geerntet wird. Außer Getreide und köstlichem Wein gedeihen Feigen, Zitronen, Oliven, Apfelsinen u. f. w. vortrefflich in großer Menge. Wegen solcher Fülle des Segens war diese Halbinsel von jeher nicht nur der Stolz seiner Bewohner, sondern auch das Land der Sehnsucht für den Fremden. Auch hat das graueste Alterthum schon der Gegend Zauber erkannt und gewürdigt. Als die Griechen, die feinen Kenner und Empfinder des Schönen, das Land entdeckten, wurden sie so entzückt von seiner Schönheit, daß sie in Schaaren die Heimath verließen, sich neue Wohnungen zu bauen am fernen Strande, und noch Jahrhunderte wallete die poetische Sage von den Wundern desselben hinüber nach Altgriechenland. Hierher versetzten seine Dichter die hesperidi-schen Gärten, hierher die elysäischen Gefilde, die ewig blühenden. Homer läßt seine Sirenen hier singen, an Neapels Küste zauberte seine Circe. Selbst der ernste »forschende Aristoteles« spricht von diesem herrlichen Lande wie von einer neuen Welt, von einem Eldorado.
Auch für Handel und Verkehr hat Italien eine überaus günstige Lage. Durch das Mittelmeer steht es nicht nur mit den gesegnetsten Ländern von Europa, sondern auch mit dem reichen Asien und Afrika in naher Verbindung.
Italien besteht aus drei Theilen: aus Oberitalien, Mittelitalien und Unteritalien oder Großgriechenland. Westlich
*) Nach mehreren Schriftstellern.
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Das 91tttcrtu cf nt.*)
Man hat das Mittelalter auch die Ritterzeit genannt, und in der That ist es das Ritterthum, welches ihm hauptsächlich feine Gestalt gegeben hat. Durch die Ausbreitung des Lehnswefens über ganz Deutschland war der Adel der Haupttheil der Nation geworden, bis zu solchem Grade, daß außerhalb der Städte wenig gemeine freie Leute mehr gesunden wurden. Die Kriege wurden allein durch den Adel und feine Diener geführt; er kämpfte nur zu Pferde, war mit schweren, eisernen Waffen bedeckt, und von Jugend aus so daran geübt, daß er sie nicht nur tragen, sondern seine Glieder frei und kräftig darin bewegen konnte. Ein so geharnischter Mann zu Pferde war den gemeinen Kriegern, die zu Fuße dienten und schlechter bewaffnet waren, weit überlegen; und bald zählte man ein Heer nur nach der Menge der Ritter.
Um solche Vorzüge zu behaupten, mußte die Erziehung des Adels ganz kriegerisch sein. »Die in Deutschland geborenen Knaben lernen eher reiten als reden«, sagte ein alter Schriftsteller; »die Pferde mögen laufen, wie sie wollen, so bleiben sie unbeweglich sitzen; sie führen ihren Herren die langen Lanzen nach; durch Kälte und Hitze abgehärtet, sind sie durch keine Arbeit zu ermüden. Das Tragen der Waffen kommt den Deutschen eben so leicht an, als das ihrer eigenen Glieder, und es ist eine erstaunenswürdige und fast unglaubliche Sache, wie geschickt sie sind, Pferde zu regieren, Pfeile abzuschießen und Lanze, Schild und Schwert zu gebrauchen.«
Bei dieser ausschließlichen Richtung aus die Ausübung körperlicher Kraft, da die geistigen Beschäftigungen, welche in späteren Jahrhunderten als Haupttheil der Erziehung zu gelten anfingen, gänzlich unbekannt waren, hätte das Zeitalter in tiefe Barbare: der Sitten versinken müssen, wenn nicht die edle Naturanlage der germanischen Völkerstämme und die großen Stiftungen Heinrichs I. ihre wohlthätige Kraft entwickelt hätten. Von den Ritterspielen wurde es immer mehr sichtbar, daß sie in Wahrheit als die Erziehungsanstalten des Adels wirkten. Denn indem keiner, dessen Ehre und guter Name irgend befleckt war, an ihnen Theil nehmen durfte, und doch alles Dichten und Trachten des Knaben und Jünglings von Jugend auf nach ihnen und ihrem hohen Waffenruhme gerichtet war, wurde die Ritterschaft ein Sitz der Ehre und Sittlichkeit und eine Pflegefchule jeglicher Heldentugend, in welcher die großartigsten und stärksten menschlichen Gefühle oft mit kindlicher Milde des Gemüths vereint gefunden wurden. Es bewährte sich in diesem ganzen Zeitalter, daß Sitte und Tugend nicht sowohl durch den Begriff gelehrt werden, als vielmehr der großen Antriebe im Leben bedürfen, um ein Geschlecht ganz zu erfüllen.
*) Koblrausch.
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Verheirathet scheint Gutenberg gewesen zu sein, aber Kinder batte er nicht. In der alten Franziskanerkirche in Mainz wurde er begraben, wo ihm ein braver Anverwandter emen Denkstein setzte Seines Stammes, nämlich der Gensfleische zum Gutenberg, war 'er der Letzte. Die undankbare Welt erkannte und dankte es lange Zeit dem großen Manne nicht, daß er ihr die Wege des Erkenntnisses eröffnet hatte. Erst in unserer Zeit hat man es m Mainz erkannt, daß die Stadt es sich schuldig sei und ihrem größten Bürger daß sie ihm ein Denkmal setze. Dies geschah denn mit großer Feierlichkeit am 14. August 1837, und wenn einer unserer Leser nach Mainz kommt, so versäume er ja nicht, das erzerne Standbild Gutenbergs auf dem Platze nahe bei dem Dome, der auch Gutenbergsplatz heißt, zu besehen, aber auch dabei Zu bedenken, daß dieser Mann ein Werkzeug Gottes war, dem menschlichen Geiste Bahnen des Erkennens und Wissens zu eröffnen, an die man vor ihm nicht dachte: daß wir Alle ihm zum dankbaren Andenken verpflichtet sind, weil all' unser Wissen, vom Abc-Buch bis zur Bibel, durch seine Kunst und Gottes Rath uns zu Theil geworden ist.
Die Erfindung der Uhren. *)
Auch diese aus das Leben wie auf die Wissenschaft gleich einflußreiche Erfindung fällt noch in das Mittelalter und erhält erst in der neueren Zeit ihre hohe Vollendung. — Unfere Thurm-, Stuben-und Taschenuhren waren noch lange nach Christi Geburt unbekannt; sie sind erst eine Erfindung neuerer Zeit, und diese Erfindung gehört zum Theil wenigstens den Deutschen.
In alten Zeiten waren die ersten natürlichen Grenzen des Tages Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Wie nun der abnehmende und wachsende Schatten schon früh ein Spiel unserer Kinder ist, so reizte er gewiß auch schon in früheren Zeiten Hirten und ackerbauende Völker zu Beobachtungen, und da uns schriftliche Nachrichten lehren, daß man in Aegypten den kürzesten Schatten beobachtet habe; so dürfte man nicht ohne Grund die früheste Erfindung der Sonnenzeiger den Aegyptern zuschreiben. Aber die Mangelhaftigkeit der Sonnenuhren, welche doch nur bei Tage und bei heiterem Himmel brauchbar sind, führte die Babylonier auf die Erfindung der Wasseruhren, die durch ein bestimmtes Maß verronnenen Wassers den Ablauf der Stunden anzeigen. Von den Babyloniern kam diese Ersindung zu den asiatischen Griechen, von diesen zu den europäischen Griechen und dann weiter zu den übrigen Völkern Europas. So soll namentlich Julius Cäsar eine Wasseruhr aus England nach Rom gebracht haben. Als eine besondere Seltenheit galt die Wasseruhr, welche im Jahre 807 der Kalif Harun al
*) Nach Weltrr u. A.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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Ein Janitschar von riesiger Größe, Hassan, war der erste, welcher die Mauer erstieg, Andere folgten nach, und in wenigen Minuten war die ganze Vertheidigungslinie mit Türken bedeckt. Da sah man, während Alles floh, den Kaiser Konstantin den Purpur von sich werfen und im dichtesten Gewühl den Tod suchen, der ihm von unbekannter Hand zu Theil ward. — Der Widerstand war vorüber, 2000 Griechen wurden noch in der Hitze des Sieges geopfert, dann begann das Plündern. In der großen Sophienkirche hatte sich die größte Menge der Einwohner zusammengedrängt, Greise, Frauen und Kinder, die in einer fieberhaften Gluth, welche Gebet und Verzweiflung ihnen einflößt, wähnten, daß ein Engel vom Gewölbe der Kirche niederschweben und die Ungläubigen mit feurigem Schwerte vertreiben werde. Aber es schwebte kein Engel nieder; bald donnerten die Aexte der Sieger an die Thore, und nach einer kurzen Weile waren Tausende von Christen gefesselt und sahen sich wie eine Heerde Vieh dem türkischen Lager zutreiben, um später als Sklaven verkauft zu werden.
Indessen erstreckte sich die Plünderung über die ganze Stadt, überall zogen Türken mit Gefangenen und Kostbarkeiten durch die Gassen, und so groß war die Beute, daß nach all der Verwüstung noch ein reiner Werth von vier Millionen Dukaten den Siegern blieb. Die Gebäude hatte man verschont, weil der Sultan selbst künftig in St am b ul, — so nannten die Türken Konstantinopel — thronen wollte. Den Griechen blieb nur ihr Glaube, den sie unter einem selbstständigen Patriarchen frei ausüben durften, ihre Kirchen aber wurden ihnen genommen und in Moscheen verwandelt. Die prächtige. Sophienkirche, die Hauptkirche des griechischen Reiches, hatte dieses Schicksal am frühesten; denn gleich am ersten Tage verrichtete Muhamed hier sein Dankgebet und ließ auf ihren Kuppeln statt des Kreuzes den Halbmond aufpflanzen.
So ging 1453 das morgenländische Kaiserreich zu Grunde. In Besitz seiner herrlichen Länder gelangte ein asiatisches Volk, das mitten unter den christlichen Staaten, unter die es sich drängte, seine fremdartigen Sitten, seine fremdartige Verfassung und seine das Christenthum anfeindende Religion bis heute beibehielt.
Karl der Kühne, Herzog von Bnrgnnd, im Kampfe mit den Schweizern?)
Karl der Kühne war einer der reichsten und angesehensten Fürsten seiner Zeit. Er herrschte über die schönsten Länder, welche an den Ausflüssen des Rheins und der Schelde liegen und mit dem gemeinschaftlichen Namen der Niederlande benannt werden; außerdem besaß er die Freigrafschaft und das Herzogthum Burgund.
*) Nach Kohlrausch und Zschokke.
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