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1. Das Mittelalter - S. VI

1891 - Berlin : Grote
Vi Vorwort. Ich habe mich demgemäß zunächst bemüht, dem Benutzer dieses Leitfadens vor allem Begriff und Wesen der geschichtlichen Entwickelung klar zu machen, indem ich die die einzelnen Perioden beherrschenden Probleme stark betonte und zugleich deren Zusammenhang und die Herkunft des einen aus dem andern und das Hinübergreifen des einen in das andere schon äußerlich einigermaßen zur Anschauung zu bringen suchte. Denn es kommt, wie heute niemand mehr bestreiten wird, bei dem Geschichtsunterricht nicht auf die Einprägung einer größeren oder kleineren Zahl von Namen, Thatsachen und Daten an, sondern auf die Gewinnung einer möglichst lebendigen Einsicht in die innere Verknüpfung und den einheitlichen Zug in dem äußerlich so vielgestaltigen und wechselvollen historischen Verlauf. Ich habe demgemäß auch die Hauptmomeute aus der Entwickelung von Gesellschaft und Staat hervorgehoben: gerade in unseren Tagen soll das heranwachsende Geschlecht von der Bedeutung der sozialen Verhältnisse für die gesamte Entwickelung frühzeitig eine Vorstellung gewinnen. Die Herabführung der neuesten Geschichte bis unmittelbar auf die Gegenwart ist dermalen wohl selbstverständlich. Demnächst habe ich durchweg die gesicherten Ergebnisse der neueren Forschung in die Darstellung aufgenommen, welche von der schulmäßigen Tradition zuweilen überraschend lange mißachtet worden sind: es ist doch nötig, daß die Jugend nicht mehr mit Anschauungen ausgestattet werde, die wissenschaftlich längst als unhaltbar erwiesen sind, die berichtigen zu lassen dem Einzelnen aber im späteren Leben doch nur selten Gelegenheit geboten wird. Selbstverständlich ist die deutsche Geschichte in den Vordergrund gestellt worden; aber für gewisse Abschnitte, und zwar solche, deren Kenntnis für eine Einsicht in das Wesen der geschichtlichen Entwickelung besonders wichtig sind, gebührt auch der Geschichte des Auslandes genauere Beachtung: ohne Kenntnis von der Entwickelung des mittelalterlichen England, den Wandelungen Englands und Frankreichs zu Ausgang des Mittelalters und der Geschichte Frankreichs im 17. und 18. Jahrhundert wird

2. Das Mittelalter - S. 1

1891 - Berlin : Grote
Das Mittelalter. <ls3 Mittelalter bezeichnen wir herkömmlicher Weise*) den Begier.- , zung. Zeitraum von etwa einem Jahrtausend (c. 476 — 1495) zwischen dem nach rückwärts für uns nicht bestimmt begrenzten Altertum und der noch nnabgeschlossen vor uns liegenden neueren Zeit. Das Altertum fand seinen Abschluß äußerlich in der Zertrümmerung des sämtliche Mittelmeerländer einigenden römischen Weltreichs durch die Germanen (sog. Völkerwanderung)**), innerlich durch die siegreiche Verbindung des Christentums mit der in diesem Weltreich entstandenen, römische, griechische und orientalische Elemente einigenden Weltkultur. Die noch im Flusse Inhalt, befindliche neuere Zeit ist in ihrer geschichtlichen Gestaltung bedingt durch die Abschließuug der Hauptkulturvölker zu nationalen Staaten, durch die in und zwischen diesen durch die Reformation geschaffenen Gegensätze und die in großen Kriegsären vollzogene Ausgleichung der das ganze Staatensystem bedingenden Macht-verhältnisse, während die äußeren Kulturmittel sich unausgesetzt vervielfältigen und vervollkommnen und auch der Umfang des menschlichen Thätigkeitsgebietes sich dauernd erweitert. ) Tie heute übliche Teilung nach Altertum, Mittelalter und neuerer Zeit — statt der altüblichen nach den vier biblischen Monarchien (vgl. Joh. Sleidan [f 1554] de quatuor summis imperiis 1. Iii) stammt von dem Hallenser Geschichtsprofessor Christoph Cellarins (f 1707) und fand erst nach lebhaftem Widerstand der Theologen allgemeine Annahme. **) Die nicht erst mit dem Einbruch der Hunnen begann, der vielmehr schon die germanischen Angriffe des 2. Jahrhunderts auf Roms Gebiet zuzuteilen sind. Prutz, Lehrbuch. Ii. Teil. j

3. Das Mittelalter - S. 2

1891 - Berlin : Grote
2 Ein- teilung. Im Gegensatz zu beiden stellt sich das Mittelalter dar als eine Zeit des allmählichen Übergangs von dem Altertum zur neueren Zeit durch die Ausbildung von neuen Formen des religiösen, politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens und trägt demgemäß den Charakter des Nichtbleibenden, Wiedervergehenden, den einer nicht zu dauernden Bildungen führenden Durchgangszeit. Im Hinblick auf Ausgang und Ziel der Entwickelung läßt sich das Mittelalter nach den Hauptabschnitten des dabei durch-messenen Wegs übersichtlich etwa in folgender Weise gliedern. A. Einleitende Übergangszeit (Eingangsperiode). 6. 450—888. Neugestaltung der einst im römischen Weltreich beschlossenen Gebiete, c. 475 — 900. I. Im Westen durch die Sonderung der romanischen und germa- nischen Völker. V Begründung der fränkischen Vorherrschaft durch die pippi-niden im Bunde mit der römischen Kirche, c. 450 — 750. 2. Das romanisch = germanische Weltreich Karls des Großen. 752 — 814. 3. Die Auflösung des karolingischen Reichs, c. 814 — 87. Ii. Im Osten durch die Ausbreitung des Islam im Kampfe namentlich mit Gy?an;. Das Zeitalter Iustiniaus: Nachleben des römischen Weltreichs und der griechisch-römischen Weltkultur im byzantinischen Reiche. 527 — 65. 2. Mohammed und die Anfänge des Islam. 3. Das Kalifat. B. Das eigentliche Wittelalter, c. 888 — i48o. I. Das Zeitalter der kaiserlichen und päpstlichen Weltherrschaft. c. 900 — 1280. V Die Blüte des neurömischen Kaisertums durch Vorherrschaft der Deutschen in dem romanisch - germanischen Weltreiche. 900 — 1050. a. Entstehung und Entwickelung des Deutschen Reiches, c. 888 — 950. b. Das neurömische Kaisertum der Dttonen. c. 950—983.

4. Das Mittelalter - S. 20

1891 - Berlin : Grote
•20 Einleitende Übergangszeit. 21 Ver- fassung Ver- waltung. war damit weit über die eines fränkischen Königs hinaus gewachsen, sie wurde ihres nationalen Charakters und ihrer nationalen Schranken entkleidet, wurde eine internationale Autorität und der halb weltliche, halb kirchliche Mittelpunkt des Abendlandes. Die Traditionen des römischen Weltreichs und die Beziehungen zu dem Papsttum knüpften die Gesamtheit dieser Vorstellungen an die Stadt Rom, in der Karl seit 774 als Patricins Hoheitsrechte besaß und übte. Den kürzesten und bezeichnendsten, zugleich aber auch feierlichsten Ausdruck sand dieses Verhältnis in der Krönung zum römischen Kaiser, welche Karl, sicher auf Grund vorheriger Vereinbarung und vermutlich auf seinen Wunsch, Weihnachten 800 in der Peterskirche zu Rom durch Papst Leo Iii. unter dem jubelnden Zuruf des Volkes *) empfing. In dem Kaisertum ging alle von ihm bisher geübte Gewalt, ging das fränkische sowohl wie das lango-bardische Königtum auf: aus demselben leitete Karl für sich eine neue und höhere Gewalt her, wie er sich von allen Unterthanen nun einen neuen Treueid schwören ließ und durch größere Gleichmäßigkeit der Einrichtungen möglichste Einheit der Regierung erstrebte. 5. Die Ordnung des fränkischen Reichs unter Karl dem Großen blieb im wesentlichen germanisch: sie unterdrückte nicht die Freiheit des Volkes, sondern ließ den einzelnen Kreisen und Gemeinden Raum zur Bewegung, denn sie entsprang nicht einem einheitlichen Plane, sondern suchte sich den mit dem Wachstum des Reichs wachsenden Bedürfnissen anzupassen. Im Mittelpunkte stand der Kaiser selbst, von seinem Hofe (aula, pala-tium, domus) umgeben, dessen Bedeutung wie die der einzelnen Hofämter (senescalcus, buticularius, comes stabuli, camerarius und andere mehr höfischer, comes palatii und Kanzler mit seinen Notaren und Kaplanen mehr politischer Natur — aber kein maior domus mehr!) steigt. Um ihn versammelte sich einmal jährlich die große Reichsversammlung (Campus Madius), teils Heerschau, teils zur Erledigung das ganze Reich betreffender Angelegenheiten (sowohl kirchlicher wie weltlicher), deren Beschlüsse in den Capitularien aufgezeichnet wurden. Während die einzelnen Stämme nach ihrem besonderen Stammrecht weiterlebten, zerfielen nach Beseitigung der Stammesherzogtümer hinfort alle Länder gleichmäßig in Graf- *) Carolo augusto, a Deo coronato, magno et pacifico imperatori Roman orum vita et victoria! (Einhard.)

5. Das Mittelalter - S. 22

1891 - Berlin : Grote
22 Einleitende Übergangszeit. dem wichtigsten staatlichen Erfordernis, dem Kriegsdienst, waren alle freien Grundbesitzer verpflichtet, und zwar stufte sich die Dienstpflicht ab nach der Größe des Besitzes, so daß die kleineren Besitzer gemeinsam einen Krieger stellten. Zur Landwehr, das heißt Verteidigung bei einem feindlichen Einfall, waren alle ohne Ausnahme verpflichtet. 22 6. Selbst ohne besondere Bildung aufgewachsen, besaß Karl der Pflege Große doch klare Einsicht in den Wert höherer Bildung und war ichas^ rastlos bemüht, die unter seinem Zepter vereinigten Stamme der Segnungen derselben zu versichern und namentlich die niedere Kultur seiner Deutschen durch die überlegene der Romanen zu befruchten und zu heben. Wie er selbst noch im Alter schreiben lernte *), so schuf er in der Hofschule in Aachen, wo seine Kinder mit denen seiner Beamten und Großen unterrichtet wurden, den Mittelpunkt für diese Bestrebungen, bei denen er natürlich vorzugsweise auf die Beihilfe der Geistlichkeit als der alleinigen Trägerin der Gelehrsamkeit angewiesen war, aber ohne Rücksicht auf Volkstum und Herkunft jeden tüchtigen Mann verwendete. Neben dem gelehrten Angelsachsen Alcuin von Jork, einem formgewandten Dichter (735—804), dessen Briefe für uns von unschätzbarem Werte sind, wirkten da der Langobarde Paulus Diaconus, des Warnefrid Sohn, der sagenkundige Geschichtschreiber seines Volks, der gelehrte Grammatiker Petrus von Pisa und der im südlichen Gallien heimische Gote Theodulf, ein sprachfertiger Dichter, dann der als Homer gefeierte Epiker An gilb er t, am fränkischen Hofe selbst aufgewachsen, dem Kaiser besonders nahe befreundet und mit dessen Tochter Bertha verbunden, und endlich der vielgewandte, in allerhand technischen Fertigkeiten ausgezeichnete Einhard, der in seiner Vita Caroli, in Anlage und Stil den Sueton nachahmend, ein ebenso pietätvolles und liebenswürdiges wie treues Bild von dem Leben und Wirken des großen Herrschers gezeichnet hat. Als „David" vereinigte Karl diese Männer, jeden unter einem seinen litterarischen Neigungen entlehnten angenommenen Namen, zu einer Art von Akademie um sich, welche Wissenschaft und Dichtkunst mannigfach förderte. Aber auch hierbei blieb Karl dem deutschen Grundzug seines Wesens treu und *) Einhard, Vita Caroli c. 25 ext. Temptabat et scribere tabulasque et codicellos ad hoc in lecto sub cervicalibus circumferre solebat, nt, cum vacunm tempus esset, manum litteris efficiendis assuesceret. Sed parum successit labor praeposterns ac sero inchoatus.

6. Das Mittelalter - S. 23

1891 - Berlin : Grote
Das romanisch-germanische Weltreich Karls des Großen. 23 suchte durch Sammlung der allen deutschen Heldenlieder und Sagen, die Einführung deutscher Monatsnamen u. a. m. das nationale Geistesleben seines Volkes vor dem Überwuchern der zu seiner Fortbildung unentbehrlichen fremden Elemente zu bewahren. Das Vorbild Karls fand namentlich bei den Bischöfen vielfach Nachahmung: Kirchen- und Klosterschulen entstanden in großer Zahl, von denen manche, wie die zu Fulda und S. Gallen, weithin wirkende, gefeierte Sitze der Gelehrsamkeit wurden. Namentlich die Geschichtschreibung erblühte im Anschlüsse daran, angeregt durch des Kaisers große Thaten. Aber auch die bildenden Künste standen nicht zurück: der Bau der Pfalzen zu Ingelheim und namentlich zu Aachen, wo Karl zuletzt dauernd saß, sowie des der letzteren verbundenen Dorns daselbst, zeugt davon, wenn auch die dazu nötigen Säulen, Bildwerke und dergleichen meist noch von den antiken Bauten Italiens (Ravenna) herbeigeholt werden mußten. Wie Karl daneben aber auch die Bedingungen für die wirtschaftliche Kultur seines Reichs mit scharfem Blicke erkannte und dieselbe im kleinen wie im großen zu fördern wußte, zeigt einerseits seine echt hausväterliche Sorge für die Bewirtschaft der königlichen Villen (Capitu-lare de villis), anderseits der Plan zur Herstellung einer Kanal-verbindung zwischen Rhein und Donau, Nordsee und Schwarzem Meere. 7. In der Person und Regierungsweise Karls des Großen ver- 23 einigten sich alle diejenigen Momente der politischen, kirchlichen und b|ar^r_ kulturhistorischen Entwickelung, welche nach rückwärts den Abschluß *gto-der mit der Zertrümmerung des römischen Reichs durch die Ger- ^ung maueu begonnenen großen Neugestaltung des Abendlandes de»t>mg. bezeichnen, nach vorwärts den in der Gemeinschaft des christlichen Glaubens vereinigten germanischen und romanischen Völkern, ohne ihre Besonderheit zu beschränken und sie durch den gleichmäßigen Gegensatz zu Mohammedanern und Heiden auch für die Zukunft aufeinander verweisend, die grundlegenden Bedingungen für ihre fernere eigenartige Entwickelung gegeben und die spätere Gestaltung des Abendlandes maßgebend bestimmt haben. Beiden Völker? gruppen gehört Karl der Große an als der Begründer ihrer staatlichen Ordnung und ihrer in den durch die Kirche vermittelten Resten des Altertums beruhenden Bildung. Gleichmäßig blickten daher beide verehrungsvoll auf ihn zurück und stellten ihn in den Mittelpunkt der ihnen gemeinsamen, reich entwickelten und von der Dichtung vielfach

7. Das Mittelalter - S. 5

1891 - Berlin : Grote
A. Einleitende Übergangszeit (Kingnngsperiode). Neugestaltung der einst in dem römischen Weltreich beschlossenen Gebiete, c. 475—900. I. Neugestaltung -es Westens durch die Sonderung der romanischen und germanischen Völker. V Begründung der fränkischen Vorherrschaft durch die Ptppiniöert im Bunde mit der römischen "Kirche, c. ^50 — c- 750. a. Das Frankenreich unter den Merowingern. c. 650—750. 1. Die Entstehung des fränkischen Reichs ging aus 1 von den Saliern oder salischen Franken, welche, ursprünglich mehrere t®t(£ Stämme unter Gaukönigen und erst später unter einem König ge-einigt, sich von der Assel nach der Insel der Bataver ausbreiteten und dort, mit den Sig ambern verschmolzen, unter römischer Hoheit, doch frei von Abgaben nach eigenem Recht unter eigenen Königen lebten. Sich südwärts bis an und über die Schelde ausbreitend, gewannen sie nach Abberufung der römischen Legionen durch Stilicho um 450 unter Chlojo das Land um Cambrai und bis zur Somme mit Tournay (Doornik) als Hauptstadt. Dabei hielten sie in Recht und Sitte fest an dem altgermanischen Wesen, wenn sie dasselbe auch den veränderten Verhältnissen entsprechend weiter ausbildeten (Lex Salica c. 450), besonders infolge beträchtlicher Steigerung der königlichen Macht. 2. Chlodwig (Chlodovech) aus dem Geschlechte der Mero- 2 Winger, folgte feinem Vater Childerich c. 480, überwand allmählich, zuletzt 486 (bei Soifsons?) den Römer Syagrius und gewann so4so-5h. das Land zwischen Somme und Maas und Seine und Loire. Dadurch der mächtigste aller Frankenfürften, wurde er von Sigebert, dem König der rip uarif chen Franken, die von Köln aufwärts zu

8. Das Mittelalter - S. 103

1891 - Berlin : Grote
Die Auflösung des neurömischen Kaisertums 2c. 103 seufzten unter der furchtbaren Fremdherrschaft Karls von Anjou, Aliens, während in Mittel- und Oberitalien die nicht völlig bewältigten Ghibellinen im Kampfe beharrten, so daß namentlich die Städte von dauerndem Bürgerkrieg erfüllt blieben, und letzterer sah sich bald von der Übermacht der mit Frankreich verbündeten Anjous schwer bedroht und mußte die Schwächung willkommen heißen, welche dieselben durch den mit der sizilianischen Vesper 1282 beginnenden Freiheitskampf Sizilien. Siziliens und die Erhebung des den Staufern verschwägerten Aragonischen Hauses auf den dortigen Thron erlitten. Außerdem hatte der erbitterte Kampf gegen die als Feinde der Christenheit verschrieenen ®^|en Staufer die Mittel und Kräfte der Kirche und der von ihr geleiteten P°pst-Glänbigen dem hart bedrängten Heiligen Lande allmählich entzogen, so daß man sie für dessen nun unabwendbaren Verlust verantwortlich machte. Außerdem aber hatte die tiefe Verstrickung der Kirche in unkirchliche Händel und Kämpse bloß um weltliche Vorteile und dann die Entwürdigung der kirchlichen Strafmittel im Dienste der Parteileidenschaft das Ansehn und den Einfluß der Kirche und die Achtung von ihrem Haupte schwer geschädigt: trotz seines Triumphes über das einst weltherrschende staufische Kaisertum trug das Papsttum bereits den Keim des Untergangs in sich. Das offenbarte sich namentlich in dem Zunehmen der Häresien (vgl. 139 § 171), die auch die zur Vertilgung der Albigenser in Südfrankreich (Provence, Ausgang Grafschaft Toulouse) organisierte und bald zu einem allgemeinen Organe der tungen Kirche entwickelte Inquisition (Dominikaner; Glaubenshandlungen, actus ^euj, fidei, Autos da ft) nicht aufzuhalten vermochte, und in dem Erstarken der züge. Opposition gegen die Verweltlichung des Papsttums auch in streng rechtgläubigen Kreisen (Armutstheorie der Franziskaner), welche bald Reformforderungen hervortrieb. Anderseits hatte die langjährige und gründliche Berührung mit sremd en Völkern und Kulturen, namentlich der in manchen Gebieten so hoch entwickelten, wenn auch damals schon verfallenden arabischen Kultur, in den Kreuzzügen den Gesichtskreis der abendländischen Völker unendlich erweitert und denselben eine Fülle neuer Anschauungen und Thätigkeiten erschlossen, welche die bisher herrschende einseitig kirchliche Denkweise befreiend durchbrachen; dazu kam der lebhaftere Verkehr zwischen den verschiedenen Nationen, die sich besser kennen lernten und doch ihrer in der Eigenart jeder einzelnen begründeten Verschiedenheit recht bewußt wurden (die Landessprachen in der Litteratur), und die Vervielfältigung der Bedürfnisse und die Verfeinerung des Lebens, die sich aus der Verbreitung fremder Produkte ergaben, um als vornehmstes und bleibendes Ergebnis der Kreuzzüge eine bedeutende Hebung der gesamten wirtschaftlichen und geistigen Kultur des Abendlandes eintreten zu lassen. Diese wurde auch nicht mehr beeinträchtigt durch den Verlust der christlichen Besitzungen in Palästina: die Kämpfe

9. Das Mittelalter - S. 8

1891 - Berlin : Grote
8 Einleitende Übergangszeit. 5 Mi- schung Böller. 6 Mission i Ver- fassung und Charente das bisher noch westgotische Gebiet zwischen Garonne und Pyrenäen, das seine Nachkommen als Herzogtum Aquitanien behielten. Die Kraft des merowingischen Hauses aber war erschöpft; immer tiefer sank dasselbe in Entartung und Ohnmacht. Eben in dieser Zeit aber vollzog sich eine für die fernere Entwickelung hochwichtige 5. Allmähliche Umgestaltung der Bedingungen für den Bestand und die Verfassung des Reichs, welche dessen Bedeutung und Wert für die Zukunft der germanischen Völker sowohl wie der romanischen begründete. Noch war der Gegensatz zwischen Romanen und Germanen nicht ausgeglichen, und nicht bloß rücksichtlich der Sprache galten diese jenen für Barbaren. Eine Annäherung und Vermischung geschah am meisten in dem Lande nördlich der Loire, dem eigentlichen Francien, wo die Könige saßen. Eben dort aber entsprang dem Zusammenleben der verweichlichten Romanen mit den harten, zum Teil noch rohen Deutschen jene entsetzliche Entartung, die an den späteren Merowingern, namentlich zur Zeit Bruuhilds und Fredegundens zur Erscheinung kam. Ju Austrasien dagegen hielt man au den alten deutschen Einrichtungen fest und wirkte das allmählich durchdringende Christentum versittlichend und kultivierend. Namentlich irische Mönche (fälschlich Schotten genannt) wirkten dort als Missionare, so Co ln mb an, der in Austrasien und Burgund, dann, vor Brunhild weichend, am Bodensee lehrte, endlich nach Italien ging und dort das Kloster Bobbio bei Pavia gründete (f 615); sein Schüler Gallus stiftete das Kloster S. Gallen. In Bayern pflanzte des Christentum von Regensburg aus S. Emmeram, von Salzburg aus S. Rupert, während angelsächsische Mönche die Bekehrung der Friesen versuchten. 6. Noch aber wuchsen die verschiedenen deutschen Stämme nicht zu einer Einheit zusammen, sondern behielten ihre besondere Sprache und ihr besonderes Recht, wenn auch die unter Einfluß der fränkischen Könige aufgezeichneten Volks-rechte (der Burgunder, Ripuarier, Alamannen und Bayern) eine größere Gleichmäßigkeit des 'Rechtszustandes erkennen lassen. Bestanden auch bei den einzelnen Völkern die alten ständischen Unterschiede (Unfreie, Knechte, Freigelassene, Hörige oder Säten und Freie) fort, so vervielfältigten sie sich doch durch Entstehung von Zwischenstufen infolge des häufigen Empfanges von fremdem Land auch durch Freie. Das Land zerfiel wie bisher in Gaue, denen aber statt der früheren gewählten Gaufürsten vom König er-

10. Das Mittelalter - S. 17

1891 - Berlin : Grote
Das romanisch- germanische Weltreich Karls des Großen. 17 die schuldige Hilfe gegen den Aufstand des Herzogs Huuold, während er in seinem kirchlichen Eifer den Papst gegen die erneuten Angriffe des mächtigen Langobardenkönigs Defiderius unterstützen wollte, was Karl, der Gemahl von Desiderius' Tochter Desiderata, verweigerte. Als dann aber Karl auf päpstliches Andringen Desiderata verstieß und nach dem Tode Karlmanns (771) dessen Söhne von der Nachfolge ausschloß und diese mit ihrer Mutter Gerberga in Pavia Schutz und Vertretung ihrer Rechte fanden, erneute auch Karl die innige Verbindung feines Hauses mit dem Papsttum. 2. Gleichmäßig wuchsen dem Frankenreiche durch Karls des Großen Eroberungen bedeutende romanische und germanische Bestandteile neu zu, so daß der durch die Vermittlung zwischen Romanen und Germanen bedingte Charakter desselben erhalten und gesteigert wurde. Den bereits von Karl Kartell und Pippin bekämpften Sachsen zwang Karl mit den: Christentum die fränkische Herrschaft auf. Obgleich in Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbingien geteilt, ohne politische und militärische Einheit, nach altgermanischer Art ohne Könige, unter gewählten Fürsten lebend und im Kriege von Herzögen geführt, verteidigten die Sachsen ihre Freiheit und ihre Religion mit zäher Ausdauer in einem dreißigjährigen Kampfe, welcher alle Merkmale eines Volks- und Religionskrieges an sich trügt und dessen Beendigung durch Karls anderweitige Beschäftigung immer wieder hinausgeschoben wurde. Denn als er 772 durch Eroberung der Eresburg an der Diemel und Zerstörung der Jrminsul (heiliger Baum, nicht Armindenkmal) die Zulassung der mit ihm gekommenen Missionare erzwungen hatte, wurde er durch des Desiderius erneuten Angriff auf das päpstliche Gebiet zu einem Zuge nach Italien genötigt. Nachdem er, vom Gr. Bernhard herabsteigend, die ihm den Weg sperrenden Langobarden endlich durch Umgehung zum Abzug genötigt hatte, belagerte er Desiderius in Pavia. Ostern 774 besuchte er von dort aus, ehrenvollst empfangen, Hadrian Ii. in Rom und erneute demselben die Zusagen Pippins (donatio Caroli M.), ohne, wie kirchlicherseits später behauptet wurde, dessen Gebiet durch Landzuweisungen aus Kosten des byzantinischen Reichs über den Umfang des späteren Kirchenstaats hinaus zu erweitern. Nach der Übergabe Pavias wurde Desiderius als Gefangener nach Deutschland geführt und Karl selbst trat statt seiner an die Spitze des in seiner Verfassung im ganzen erhaltenen Langobardenreichs. Wiederholte Aufstandsversuche (Adelgis, Prutz, behlbuch. Ii. Teil. 2 18 Karls des Gr. Eroberungen. Sachsen. 772 ff. Lango- barden. 774.
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