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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 57

1847 - Berlin : Reimer
57 birge. Das Klima hat hier überhaupt ein sub-tropisches Gepräge; es giebt sich kund durch einen regelmäßigen, vermöge der herrschen- den Mussons auf eigenthümliche Weise stattsindenden Wechsel der Jahreszeiten. Bei 3000' abs. Höhe beginnt die Natur des Kli- magürtels der Edelfrüchte rc. — Demselben gehören auch die chi- nesischen Tiefebenen an, aber die Lage zwischen Meer und Hochgebirge, im O. des Erdtheils, hat hier die Vegetations-Formen anders gemodelt, und den wildwachsenden Pflanzen, den Baum- arten in den nur noch auf den nahen Gebirgshängen erhaltenen Waldungen, entweder ein ganz eigenthümliches Gepräge aufgedrückt (Stoff-, Seifen-, Kampferbaum rc., Theestrauch), oder eine gewisse Aehnlichkeit mit denen des entsprechenden amerikanischen Klimagür- tels verliehen; durch Kulturverhältnisse ist übrigens fast jede wild- wachsende Pflanze aus den mit Reisfluren, Getreidefeldern, Edel- frucht- und Maulbeerbäumen, Baumwollenstauden rc. bedeckten Ebenen verdrängt; eben deswegen auch Mangel an wilden, selbst an Hausthieren. 37. Nord-Asien steht durch seine Lage unter dem Einflüsse aller für den Erdtheil geltend gemachten Kälte erregenden Ursachen, während die Sommerwärme nur durch die niedrige Lage, die Eben- heit und Kontinentalität des Landes gesteigert wird. Vermöge die- ser Verhältnisse gehört es fast ganz in die Zone de^ veränder- lichen Niederschlags, und der Klimagürtel der nördli- chen Waldbäume und europ. Getreidearten reicht bis zur Petschora-Quelle, Jrtysch-, Angara- und Witim-Mdg., und an der O.-Küste bis 560 N.b., mithin weiter gegen N., als in Amerika. Weil aber dort die Winter-Temperatur höher, und die Schnee- und Regenmenge größer ist als in Asien, so zeigt sich, bei großer Aehnlichkeit in der Vegetation und Thierwelt beider, in diesem Theile Asiens doch eine geringere Mannigfaltigkeit und Ueppigkeit des Pflan- zenlebens und deshalb auch eine geringere Zahl grasfressender wilder Thiere, wogegen seine höhere Sommer-Temperatur selbst südlichen Raubthier en (Tiger, Panther) kurze Besuche gestattet. Beiden Polar-Ländern ist von der Natur ein großer Reichthum von Pelzthieren gegeben worden, während Sibirien durch Kulturver- hältnisse noch eine größere Anzahl von Hausthieren erhalten hat. — Vermöge der gesteigerten Sommerwärme reichen auch die klima- tischen Regionen in N.-Asien wahrscheinlich höher hinauf, als in N.-Amerika. Dort thaut der Schnee, unter 58 —600n.b., auf den über 4000' hohen Gipfeln des Ural und der Aldan-Ket-

2. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 75

1847 - Berlin : Reimer
75 zunehmen, und fallen stell gegen die nordwärts vorliegende Ebene und ins Beczwa-Thal ab. Ihr höchster Gipfel erreicht die Höhe von 5500'. — Die kleinen Karpathen sind niedere, nur etwa 1500 bis 2000' hohe, bewaldete Bergzüge mit verschiedenen Na- men, welche gegen die March und Waag zum Lheil scharfe Abhänge bilden. — Die Thäler haben in dem ungarisch-karpathischen Hochlande eine ganz andere Form und Bedeutung erhalten, als im transsylva- nischen, wo die.aluta, Samosch,-Körösch, -Marosch große Längenthälcr bilden, deren Richtung und Beschaffenheit die Glie- derung der Randgebirge bedingt, indem die Körösch und Marosch diesen Charakter bis zum Eintritt ins Tiefland behalten, Aluta und Samosch aber, mittelst tiefer Querspalten, aus dem Hochlande ins Tiefland hervorbrechen; jedoch heben sie die physische Einheit und Abgeschlossenheit ihres oberen Stufenlandes nicht auf. — Die Thäler des-Hernad, der Gran,. Waag,-Arva, des-Donajec und-Poprad bilden dagegen, vermöge ihrer großen Breite, die Kultur - Centra, vermöge ihrer Offenheit und Aufgeschlossenheit, die natürlichen Verbindungswege zwischen den einzelnen Theilcn des Hochlandes und den benachbarten Ebenen, so daß jenes nur im Norden unzugänglicher erscheint; die Thäler bedingen hier ebenfalls zugleich die Gliederung des Hochlandes. — /d. Kommunikationen. ■— Die Gangbarkeit der karpathischen Mittelgebirge ist beschränkter, als ihre meist geringe Höhe erwarten läßt. Die wichtigsten Pässe sind: der Teregovaer Schlüssel, der Rothethurm-Paß, der Borgo-Paß im siebenbürgischen Hochlande; — der Paß von Vereczke, der Paß von Uszok und die Dukla-Pässe in dem karpathischen Waldgebirge; — die Zipser-Pässe, der Paß von Dobschau, die Pässe von Altge- birg, Dubova und Neumark, der-Jablunka-Paß u. m. a. 22. Centrale Mittelgebirgslandschaft; — deutsches Bergland. a. Das süd-deutsche Bergland. — Die Bergzüge Süd- Deutschlands stehen auf einer gemeinschaftlichen, plateauartigen, mehr oder minder ebenen Grundfläche, deren abs. Höhe im Allge- meinen von S. gegen N. abnimmt. aa. Die bayrisch-schweizerische Hochebene, im Mit- tel 1000—1200' üb. d. M., an der unteren Aar unebener, als an der oberen Donau, aber das allgemeine Niveau dort weniger hoch, als hier, wo sich Höhen von 2000 — 2500', aber auch breite Ebc-

3. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 3

1847 - Berlin : Reimer
Dritte Lehrstufe. Völker- und Staatenkunde ♦ Allgemeine Völkerkunde. I. Von der Zahl und Verbreitung des Menschen- geschlechts. 1. A)er Mensch ist das vollkommenste und daher verbrei- tungsfähigste Geschöpf der Erde. — Seine körperliche Organisation gestattet ihm unter allen Himmelsstrichen zu leben, während die Thiere durch die ihrige mehr oder weniger an gewisse unablösliche Bedin- gungen (des Klima's und der Nahrungsweise) gebunden, daher auf bestimmte Erdgegenden beschränkt sind. — Die Verbreitung des Menschen über die verschiedenen Theile der Erde ist indeß auf eine höchst ungleiche Weise erfolgt. — 2. Man nimmt an, daß es überhaupt etwa 876 Millionen Menschen gebe, und zwar in Australien: Amerika: Afrika: Europa: Asien: 2, 49, 122, 249, 454 Mill. — 3. Mit Bezug auf die bekannten Areal-Größen der Erdtheile leben dann durchschnittlich auf einer mmeile: in Australien: Amerika: Afrika: Asien: Europa: 12, 74, 224, 514, 1773 Menschen, und die durchschnittliche Bevölkerung des ganzen Erdlandes be- trägt etwa 361 Menschen auf 1 H?Ml. — 4. Man vergleiche die Halbkugeln, die Kontinente, die Erd- theile unter einander, nach ihrer absoluten und relativen Bevölke- rung! — Ii. Von der Eintheilung des Menschengeschlechts nach Varietäten oder Racen. 1. Der Mensch unterscheidet sich nicht blos durch seine bieg- samere, glücklichere Körperlichkeit, sondern noch viel mehr durch die |

4. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 4

1847 - Berlin : Reimer
4 ihm von Gott verliehene geistige Ausrüstung, die ihn allein unter allen Geschöpfen der Erde zur Sprache und Religion, zum selbstbewußten Denken und selbstbewußten Handeln befähigt, von der Thierwelt, der er nur mit seinem sterblichen Leibe an- gehört. — 2. Die gesammte Menschheit bildet daher, — der nach ihren Organisations-Verschiedenheiten in zahlreiche Klassen und Ord- nungen, Gattungen und Arten zerfallenden Thierwelt gegenüber, — eine untrennbare Einheit, eine einzige Gattung. — 3. Dennoch ist kein Mensch dem andern vollkommen gleich, weder in Bezug auf die geistige Ausstattung, noch in Bezug auf die körperliche, — auf Gestalt, Gesichtsbildung, Haut- und Haarfarbe rc. rc. Innerhalb dieser großen Mannigfaltigkeit begegnet man indeß so großen Aehnlichkeiten und zugleich so auffallenden Verschieden- heiten, daß man, — indem man vorzugsweise die körperlichen Eigenthümlichkeiten, als die augenfälligsten, ausfaßt, — zu einer Klassisizirung des Menschengeschlechts veranlaßt worden ist, die man die „Racen-Eintheilung" zu nennen pflegt. — Weil aber jene Verschiedenheiten eine große Mannigfaltigkeit der Erscheinungen dar- bieten, so hat man bald eine größere, bald eine geringere Zahl von Gegensätzen zu entdecken geglaubt, und deshalb, — ziemlich willkührlich, — bald mehrere, bald wenigere „Racen" oder (besser) Abarten (Varietäten) gezählt, und zwar nach Blumenbach fünf: nach Cuvier drei: 1) Die kaukasische oder indisch- 1) die kaukasische, die weiße, europäische, 2) die mongolische od. asiatische,\ 3) die malayische od. australische,! 2) die asiatisch-amerikanische, 4) die amerikanische, ) die braune, 5) die äthiopische oder Neger- 3) die äthiopische, Race. die schwarze. 4. Die kaukasische Race hat eine fleischbarbige, auch bräunliche Haut, verschieden gefärbte, lange, dichte, weiche, zuwei- len gelockte Haare, starken Bart, ein länglich-rundes Gesicht, einen eiförmigen Schädel und einen ebenmäßigen, kräftigen, oft hohen Wuchs. 5. Die mongolische Race, mit weizengelber oder schmutzig- brauner Hautfarbe, dünnem, struppigem, schwarzem Haar und Bart, schrägstehenden, eng-geschlitzten, kleinen Augen, plattem

5. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 6

1847 - Berlin : Reimer
6 Weise, in welcher noch heute Umbildungen vor sich zu gehen schei- nen; allen Einflüssen des Klima's, der Lebensweise rc. widersteht die starre Unveränderlichkeit der vorhandenen Racen- Verschiedenheit. — 10. Einheit des Menschengeschlechts. So wie jedoch das Charakteristische der einzelnen Abarten ihren einzelnen Ange- hörigen nur unvollständig eigen, daher nur aus den Eigenschaf- ten aller Mitglieder abgeleitet ist: so umfaßt auch der charakteri- stische Begriff der M e n sch h e i t gleichzeitig alle Abarten, wenngleich ihn keine derselben allein erschöpft. — Und so wie schon die kör- perlichen Racen-Merkmale mehr als Mannigfaltigkeiten, denn als Verschiedenheiten, mehr als Uebergänge, denn als Scheidungen an- gesehen werden müssen: so gilt dies noch viel mehr von den geisti- gen Eigenschaften, welche dem einen oder dem anderen Menschen- haufen vorzugsweise eigenthümlich sind. — Daher (vgl. oben S. 4.) die Einheit des Menschenge- schlechts, bei aller Schwierigkeit, seine gemeinsame Abstammung vollständig zu beweisen und die Entstehung seiner verschiedenen Ab- artungen genügend zu erklären. Iii. Anzahl und Verbreitung der Menschen nach Varietäten. 1. Die kaukasische Varietät, die verbreitetste und verbrei- tungsfähigste von allen, bevölkert Asien vom bengalischen, persischen und arabischen Meerbusen bis an den südlichen Rand des hinter- asiatischen und den nördlichen des vorder-asiatischen Hochlandes und bis zu den Küsten des kaspischen, schwarzen und mittelländischen Meeres, —- breitet sich über den Kaukasus und von hier über ganz Europa (mit Ausnahme des höchsten Nordens), — über die Land- enge von Suez und von da über N.-Afrika südwärts bis zur Sa- hara aus. Durch Kolonisationen hat sie überdies fast in allen übrigen Theilen der Erde Wohnplätze gewonnen, namentlich auf der atlantischen Seite Amerika's. — Sie zählt in Europa: Asien: Afrika: Amerika: Australien: 238, 181, 26, 18, i, im Ganzen 463^ Millionen Mitglieder. 2. Die äthiopische Varietät ist dagegen nur auf dem be- schränkten Raume zwischen dem 30o S.b. und der Sahara hei- misch, außerdem, in Folge gewaltsamer Verpflanzungen, auch in Westindien und dem europäischen Amerika. — Es gibt in

6. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 8

1847 - Berlin : Reimer
8 auch eine auf einer gemeinsamen Geistesrichtung beruhende, fast vollkommene Sprachgleichheit zu haben pflegen. — Mehrere ver- wandte Familien bilden ebenso einen Stamm, mehrere verwandte Stämme eine Völkerschaft, ein Volk oder eine Nation, meh- rere Nationen einen Völkerstamm, eine Völkergruppe oder Völkerfamilie; — immer aber spricht sich der Verwandtschafts- grad dieser kleineren oder größeren Menschenhaufen nicht blos in einer gewissen Ähnlichkeit des körperlichen Gepräges, sondern noch viel mehr auch in der größeren oder geringeren Sprach-Ueberein- ftimmung aus, die nur der Ausdruck der innerlichen Uebereinstim- mung überhaupt ist. — 3. Die Geschiedenheit (Unverständlichkeit) der Sprache bedingt dagegen auch die nationelle; so wie aber ein Volk in ver- schiedene Zweige und Stämme zerfällt, so zerfällt seine Sprache in verschiedene Dialekte und Mundarten, — während die Spra- chen mehrerer verwandter Völker einen Sprachstamm, eine Sprachfamilie bilden. — Man spricht daher, um die verschiede- nen Verwandtschaftsgrade auszudrücken, von Mutter- und Toch- ter- und (richtiger) von Schwestersprachen. — Man unterscheidet außerdem tobte und lebende, Urspra- chen (?) und abgeleitete (gemischte). — 4. Man hat die Zahl der verschiedenen Sprachen zu 860 (?) angenommen, die in 5000 (?) Dialekte zerfallen sollen. — Diese sind indeß sehr ungleich vertheilt und verbreitet. Einige werden nur von wenigen Völkerschaften auf einem geringen Gebiete ge- sprochen, — andere von Millionen auf sehr weiten Räumen. — Von der angenommenen Zahl der Sprachen der Erde kommen auf Europa: Asien: Afrika: Australien: Amerika: 53, 153, 115, 117, 422. (Vgl. die entsprechenden Areal- und Bevölkerungszahlen der Erd- theile!) 5. So wie übrigens die Verschiedenheit der menschlichen Kör- perbildungen unendlich mannigfaltige Abstufungen und Uebergänge, Verwandtschaften und Entfremdungen darstellt: fast ebenso ist es mit der großen Zahl verschiedener Sprachen und Dialekte. — Und so wie angenommen werden muß, daß die sogenannte „Racen- Verschiedenheit" die Einheit des Menschengeschlechts keinesweges ernstlich in Zweifel stellt: eben so geschieht solches durch die bisher noch immer dunkle Verschiedenheit der Sprachen um so weniger, als die Grenzmarken der Varietäten nicht immer Sprachen- und

7. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 11

1847 - Berlin : Reimer
11 Weidegrunde zum anderen zu führen. Aber sein beweglicher Be- sitz sichert ihm ein unbedrängteres Daseyn, gönnti hm die Muße zur freien, belehrenden Betrachtung der Natur, erlaubt ihm fried- liche Berührungen mit den Nachbaren, und gewährt ihm die ersten Anfänge eines geordneten gesellschaftlichen Zustandes. — Die No- maden-Völker sind daher ebenfalls roh, doch nicht ohne Fähig- keit, sich zu höherer Gesittung und historischer Bedeu- tung emporzuschwingen. — 5. Das Kulturleben der ansässigen Völker, — ge- gründet auf den Ackerbau, auf die schöpferische Belebung des heimathlichen Bodens, — löset die Fesseln der Naturnothwendig- keit, gewährt daher die dem Menschen gebührende Freiheit des Da- seyns, gibt ihm einen festen Besitz, eine Häuslichkeit, eine Heimath, und damit einen geordneten, sittlich beschränkten gesellschaftlichen Zustand; es sichert den friedlichen Verkehr der Völker, den Han- del, ruft die mannigfachsten Tätigkeiten, das Handwerk, die Kunst, die Wissenschaft ins Leben, und verspricht die Entwicke- lung aller geistigen Fähigkeiten des Menschen. — 6. Die vegetirenden Völker findet man in Australien, sowohl auf den Inseln als dem Kontinente, wahrscheinlich auch im unbe- kannten Inneren von Afrika, hier wie dort, neben Jäger- und Fi- scherstämmen und einzelnen festen Ansiedelungen. — Das jagende und fischende Wanderleben ist vorzugsweise den zahlreichen, schwa- chen, aber über ungeheure Räume verbreiteten Stämmen Nord- und Süd-Amerika's eigen. — Die Nomaden sind von Australien und Amerika und von Europa beinahe ausgeschlossen, dagegen ist ihnen jener breite Gürtel großer Wüsten und Steppen zugefal- len, welcher in der alten Welt vom atlantischen bis zum stillen Ozean reicht. — Die angesiedelten Völker sind über die ganze Erde verbreitet, und besonders zahlreich im Gebiete des indisch-europäi- schen und sinisch-japanischen Sprachstammes. — 7. Der Zahl nach gehören zu den letzteren fast fünf Sechstel der Menschheit, nämlich in Europa: Asien: Afrika: Amerika: Australien: 248, 400, 37, 41, \ Millionen. Die nicht angesiedelten zählen zusammen 150 Millionen, und zwar in Europa: Asien: Afrika: Amerika: Australien: 1, 54, 85, 8, Millionen.

8. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 12

1847 - Berlin : Reimer
12 Vi. Von der Verschieden heit des gesellschaftlichen Zustandes und den Staatsverbindungen. Die Wandervölker leben in dem engen Kreise der Familie oder des Stammes, unter der pratriarchalischen Leitung des natürlichen Familienältesten, des Stammeshäuptlings; für sie bedarf es keiner weiteren, mächtigeren Verbindungen. Was außer der Familie oder dem befreundeten Stamme, ist feindlich; — alle Berührungen mit Fremden daher gewöhnlich kriegerische; sie führen unter Jäger- u. Fischer-Völkerschaften zum Vernichtungs- kampfe, unter Nomaden zunächst zu dem durch den Sieg festge- stellten Verhältniß von Herren und Sklaven, welches zuletzt auszuarten pflegt in die willkührliche Alleinherrschaft eines Einzi- gen — des Despoten, — dem gegenüber alle Uebrigen Skla- ven sind. — (Gründe aller dieser Erscheinungen!) Die ansäßigen, ackerbauenden Völker sind an die Heimath, an die Felder, die ihr Fleiß baute, an ihre Vorräthe gebunden; sie be- dürfen für ihr unbewegliches Eigenthum eines kräftigen Schutzes gegen Außen, eines nach gegenseitigen Rechten und Pflichten ab- gewogenen, durch Gesetze festgestellten gesellschaftlichen Zustandes nach Innen, — überhaupt eines geordneteren Daseyns, als die rohen Familien- oder Stammvereine gewähren; — sie bedürfen des Staates. Die Art und Weise, die Form, in welcher sich dieser Zustand, durch historische Verhältnisse, durch Herkommen oder Uebereinkunft ausgeprägt hat, bildet im Allgemeinen die „Verfassung" oder „Konstitution" des Staates. — Große Verschiedenheit der Staatsverfassungen: Einherrschaft oder Monarchie (die Autokratie, die absolute, wahre oder reine, dieständische Monarchie), — Viel herrsch« ft (Polyarchie), entweder mit monarchischen Formen (sogenannte konstitutionelle Monarchie) oder mit republikanischen, die ans verschiedene Weise ausgeprägt seyn können (Aristokratie und Demokratie mit ihren Ausartungen: Oligarchie und Ochlokratie). — Vii. Von den Religionen und ihrer Verbreitung. 1. Das innere Leben, der Charakter der Völker spricht sich nicht allein in der Verschiedenheit der Sprache, der Lebensweise und des gesellschaftlichen Zustandes, oder — mit andern Worten — nicht allein in dem Verhältniß des Menschen zur heimathlichen Na- tur und zu den Mitmenschen, sondern noch viel bezeichnender in

9. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 20

1847 - Berlin : Reimer
20 verschiedenen äußeren Lebensbedingungen. Daher auch in dieser Beziehung, bei großer Einartigkeit, die entschiedenste Mannigfaltig- keit der Erscheinungen. Das Christenthum schließt despotische, die gesteigerte Kultur patriarchalische Staatsformen aus, und wenn man die in jeder Beziehung Asien angehörenden Türken nicht berücksichtigt, so findet man in Europa nur monarchische oder republikanische Staatsformen. Die letzteren sind'indeß in ihrer vollen Ausprägung nur Staaten von geringer Bedeutung eigen; die ersteren haben sich, bei einer gewissen allgemeinen Gleichartig- keit, im Einzelnen auf das Verschiedentlichste ausgebildet. — 11. Unter den Völkern indisch-europäischen Stammes sind nur slavische, germanische und griechisch-lateinische zu eigenem po- litischen Daseyn gediehen, da die celtischen, lettischen, baskischen Stämme den Staaten jener einvcrleibt sind. Den letzten Schein eines eigenen nationellen Daseyns nehmen unter ihnen allein noch die Basken und Iren in Anspruch. — Nur eins der tatarischen Völker — die vsmanischen Türken — und nur eins der tschudischen — die Magyaren — sind in Eu- ropa zu einer eigenen Staatsbildung gelangt, aber der Türken- Staat ist der Auflösung nahe und der magyarische ist nur ein Theil einer größeren Monarchie. — In sehr großer Mannigfaltigkeit und Zahl haben sich die Staaten der griechisch-lateinischen und germanischen Völker-Famili e ausgebildet.— Die Slaven sind theils diesen, dem türkischen oder dem magyarischen Staate einverleibt, theils zu einem einzigen großen Ganzen, zum russischen Staate, ver- einigt worden, welcher letztere den ganzen Osten (fast £) des Erd- theils, je doch nur etwa 1 seiner Bevölkerung umfaßt; außerdem nur Trümmer von Slaven-Staaten. — Zahlreicher sind die selbststän- digen Staatswesen der griechisch-lateinischen, am zahlreichsten die der germanischen Völker. Am mächtigsten unter jenen der französische, unter diesen der britische, nächstdcm zwei deut- sche Staaten, der österreichische und der preußische. (Auf- zählung der übrigen romanischen und germanischen Staaten zwei- ten und dritten Ranges.) — Ein Drittel aller Slaven, ein Neun- tel der Romanen, aber nur ein Zwanzigstel aller Germanen ist stammfremden Staaten einverleibt. — Auf der andern Seite be- stehen sämmtliche Germanen-Staaten bis zu einem Drittel ihrer Gesammtbevölkerung aus einverleibten Stammfremden, während solche Einverleibungen den slavischen und romanischen Staaten nur

10. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 22

1847 - Berlin : Reimer
22 4. Europa's protestantische Bewohner gehören fast aus- schließlich den germanischen Staaten und in diesen vorzugsweise germanischem Blute an. Auf diese Weise wird die Gesammtbevöl- kerung der germanischen Länder in kirchlicher Beziehung ungefähr in eine protestantische und eine katholische Hälfte getheilt, welche indeß räumlich keinesweges streng geschieden sind. — Die größte Gleichartigkeit, auch in kirchlicher Hinsicht, in dem prote- stantischen Skandinavien; die größte Mannigfaltigkeit dagegen in den deutschen Ländern. — Ii. Deutschland. A. Topische Verhältnisse. a. Im Allgemeinen. 5. Lage, Grenzen und Landesbeschaffenheit*). (Vergl. die Charte und die betreffenden Abschnitte der 1. und 2. Abtheil.) 5. Flächeninhalt und Bestandtheile: a) Oesterreichisch Deutschland .... 3596 lumln.l 6961 b) Preußisch - .... 3365 - ! lumln. e) Dänisch - (Holstein und Lauenburg) . . . 186 - c!) Holländisch Deutschland (Luxemburg und Limburg) ... 89 - e) das übrige Deutschland (34 Staaten) 4229 -____________ Das Ganze........................... 11465 Min. *) Es sind hier und künftig bei dieser Rubrik alle Daten, welche die I. Ab- theilung, ohne Rücksicht auf die politische Eintheilung Europa's, enthält, mit Hülfe der Charte und dergestalt zu wiederholen, daß der Schüler lernt, die politischen Grenzlinien dem Laufe der Gewässer und dem Zuge der Gebirge anzuschließen, mithin nicht nur vollständig über die Lage und Ausbreitung der Staaten, sondern auch über die Weise ins Klare kommt, in welcher die von der Natur und die von den Menschen gezogenen Li- nien sich gegenseitig berühren, durchschneiden, übereinandcrgrelfcn u. s. w., oder — mit anderen Worten — welche Gebirge, Flüsse re. einem durch die Politik zur Einheit erhobenen Länder-Aggregat, und wie weit sie ihm zugehörcn: damit der nach inneren Eintheilungsgründen in drei Lehrsiufen zerlegte, doch äußerlich zusammengehörige Stoff sich zu Einem Ganzen verbinden möge. —
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