Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. III

1870 - Halle : Schwetschke
Dorwort. Bei Abfassung und Beurtheilung eines Lehrbuchs ist zunächst der Standpunkt ins Auge zu fassen, von welchem aus die speciellen Zwecke, Aufgaben und Ziele derjenigen Lehranstalten, für welche es bestimmt ist, zu übersehen und zu erkennen sind. Diesen Standpilnkt habe ich in meinem vor einem Jahre in demselben Verlag erschienenen und mit Beifall auf- genommenen „Lehrbuch der deutschen Sprache, enthaltend eine systematische Grammatik mit classischen Beispielen und practischen Uebungsaufgaben an realen Sprachftücken h." genau umschrieben. Ich komme also hier nicht wieder darauf zurück. Daß ich aber schon nach Jahresfrist eine neue Schrift, das vorliegende Lehrbuch der Erdkunde, erscheinen lasse, darf nicht die irrthümliche Meinung erwecken wollen, als ob dieses Buch in dieser Zeit erst geschassen worden wäre; es ist schon seit mehreren Jahren in seinen einzelnen Theilen vorhanden gewesen, als Präparationen für den Unterricht, nach den besten Hilfsmitteln und Lehrbüchern, als Ergänzungen und Berichtigungen zur geographischen Wissenschaft rc. Zwischen beiden erwähnten Lehrbüchern besteht nicht nur eine Uebereinstimmung des Planes, sondern auch der äußern Gliederung, die für den Lernenden nur nutzbringend und wünschenswerth sein kann. Die ersten Theile des geographischen Lehrbuchs, die mathematische und physikalische, oder die allgemeine Geographie, sind hier nur in ihren Grundlehren behandelt worden, dagegen die politische Geographie, die auf der Grundlage jener beruht, in größerer Ausführ- lichkeit, mit Hervorhebung des Kaufmännischen und Volkswirthschaft- lichen, als z. B. der Ein- und Ausfuhr, Ausfuhrprodukte, Staats- schulden, Handelsflotte u. s. w., sowie sie der Zweck der realen Bildung bei angehenden Kaufleuten und Industriellen nöthig macht. Dabei ist aber das wissenschaftliche Princip des erdkundlichen Unterrichts nicht zurück- gestellt worden, das die Erde als die Entwickelungsstätte der Menschheit, den Fortschritt der Cultur als das Werk freier Geiftesthat inmitten des natürlich Gegebenen, des geschichtlich Gewordenen auffaßt; das Natur und Gejchichte, Land und Volk, die Gliederungs- und Naturverhältnisse der Erdoberfläche und den Entwickelungsgang der Menschheit als Warum und Weil aufzeigt. Das Volks- und Staatsleben ist streng gebunden an die Gesetze der Natur, an Abstammung, an Boden und Klima, an die welt-

2. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 44

1870 - Halle : Schwetschke
Dritter Merl. Politische Geographie. §. 39. Der Mensch. 1. Die en. 1359 Millionen Menschen, welche die Erde bewohnen, scheiden sich nach den Cultur Verhältnissen in a) Völker, die sich mit Jagd und Fischerei beschäftigen, b) Völker, die mit ihren Herden umherziehen (Nomaden) und e) Völker, die vorzugsweise Ackerbau, Handel und Gewerbe treiben und feste Wohnsitze haben (civilisirte Völker). 2. In Hinsicht der Körperbildung unterscheidet manfünfmeu- schenraceu: 3) die kaukasische oder weiße Race (in Europa, Weftasien, Nord- afrika), b) die mongolische Race (in den Polarläudern, dem Nordoften und der Mitte von Asien), e) die Neger (in Mittel- und Südafrika), d) die amerikanische Race oder die Rothhäute (in Amerika) und e) die malayische Race (auf der Halbinsel Malakka, den südoft- asiatischen und australischen Inseln. 3. Es gibt zwei Hauptgegensätze der Religionen: Polytheis- mus oder Vielgötterei und Monotheismus oder die Anbetung Eines Gottes. Zu den polytheistischen Religionen gehören: a) der Bramaismus (in Indien), b) der Buddhismus (bei den meisten Mongolen) und e) der Fe tischi S mus (bei den rohesten Völkern). Zu den monotheistischen Religionen gehören: a) die mosaische oder jüdische Religion, b) das Christenthum und e) der Muhamedanismus oder der Islam. Anm^erk. Die Muhamedaner sind entweder Sunniten (welche neben dem Koran dielunna oder mündliche Ueberlieferung annehmen), oder Sch iiten (Irrgläu- bige, welche die Sunna nicht anerkennen). 4. Die Menschen leben meist in Gesellschaften unter bestimmten Gesetzen vereinigt zusammen. Man nennt solche Menscheugcsellschafteu Staaten, und die Wissenschaft, welche sich mit der Kunde der Staa- ten beschäftigt, Statistik. Bei den rohen Wandervölkern finden wir die patriarchalische Staatsform; die monarchische Versas-

3. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 45

1870 - Halle : Schwetschke
Der Mensch. 45 suiig legt die höchste Gewalt im Staate einem einzigen bei; die Mo- narchie wird znr Despotie, wenn der Monarch an kein Gesetz gebun- den ist; in der conftit nt io nellen Monarchie hat der Staat ein Grundgesetz (Constitution), nach welchem unter Mitwirkung der Volks- vertretung regiert wird. Als Gegensatz zur Monarchie besteht die Re- publik, die 'Mehrherrschaft; der Föderativ- oder Bundesstaat be- steht aus einer Mehrheit von Staaten, die je ihre besondere Regierung haben, aber zu einer Gesammtheit verbunden sind. Einheit des Menschengeschlechts« Abhängig, wenngleich in niederem Grade als Pflanzen und Thiere, von dem Boden und den meteorologischen Processen des Luftkreises, den Na- turgewalten durch Geistesthätigkeit und stufenweise erhöhte Intelligenz, wie durch eine wunderbare, sich allen Klimaten aneignende Biegsamkeit des Or- ganismus leichter entgehend: nimmt das Menschengeschlecht wesentlich Theil an dem ganzen Erdenleben. Durch diese Beziehungen gehört demnach das dunkle und vielbestrittene Problem von der Möglichkeit gemeinsamer Ab- stammung in den Ideenkreis, welchen die physische Weltbeschrcibung umfaßt. Das unermeßliche Reich der Sprachen, in deren verschiedenartigem Organismus sich die Geschicke der Völker ahnungsvoll abspiegeln, steht am nächsten dem Gebiet der Stammverwandtschast, und was selbst kleine Stammverschiedenhei- ten hervorzurufen vermögen, lehrt uns in der Blüte geistiger Kultur die hel- lenische Welt. Die wichtigsten Fragen der Bildungsgeschichte der Menschheit knüpfen sich an die Ideen von Abstammung, Gemeinschaft der Sprache, Un- wandelbarkeit in einer ursprünglichen Richtung des Geistes und des Ge- müthes. So lange man nur bei den Extremen in der Variation der Farbe und der Gestaltung verweilte und sich der Beschästigkeit der ersten sinnlichen Ein- drücke hingab, konnte man allerdings geneigt werden die Racen nicht als bloße Abarten, sondern als ursprünglich verschiedene Menschenstämme zu betrachten. Die Festigkeit gewisser Typen mitten unter der feindlichsten Ein- wirkung äußerer, besonders klimatischer Potenzen schien eine solche Annahme zu begünstigen: so kurz auch die Zeiträume sind, aus denen historische Kunde zu uns gelangt ist. Kräftiger aber sprechen für die Einheit des Men- schengeschlechts die vielen Mittelstufen der Hautfarbe und des Schädel- baues, welche die raschen Fortschritte der Länderkenntniß uns in neueren Zei- ten dargeboten haben; die Analogie der Abartung an anderen wilden und zahmen Thierclassen ; die sichern Erfahrungen, welche über die Grenzen frucht- barer Bastarderzeugung haben gesammelt werden können. Der größere Theil der Contraste, die man ehemals hatte zu finden geglaubt, ist durch die fleißige Arbeit Tiedemann's über das Hirn der Neger und der Europäer, durch die anatomischen Untersuchungen Vrolik's und Weber's über die Gestalt des Beckens hinweggeräumt. Wenn man die dunkelfarbigen afrikanischen Nationen in ihrer Allgemeinheit umfaßt, und sie dazu noch mit den Stämmen des süd- indischen und westaustralischen Archipels, mit den Papuas und Alfourous vergleicht, so sieht man deutlich, daß schwarze Hautfarbe, wolliges Haar und negerartige Gesichtszüge keineswegs immer mit einander verbunden sind. So lange den westlichen Völkern nur ein kleiner Theil der Erde aufgeschlossen war, mußten einseitige Ansichten sich bilden. Sonnenhitze der Tropenwelt

4. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 46

1870 - Halle : Schwetschke
46 Der Mensch. und schwarze Hautfarbe schienen unzertrennlich. Erst die Heerzüge Alexan- ders, welche so viele Ideen der physischen Erdbeschreibung erregten, sachten den Streit über den unsichern Einfluß der Klimate auf die Volksstämme an. „Die Geschlechter der Thiere und Pflanzen — sagt einer der größten Ana- tomen unseres Zeitalters, Johannes Müller, in seiner alles umfassenden Physiologie des Menschen — verändern sich während ihrer Ausbrei- tung über die Oberfläche der Erde innerhalb der den Arten und Gattungen vorgeschriebenen Grenzen. Sie pflanzen sich als Typen der Variation der Arten organisch fort. Aus dem Zusammenwirken verschiedener, sowohl inne- rer als äußerer, im einzelnen nicht nachweisbarer Bedingungen sind die ge- genwärtigen Racen der Thiere hervorgegangen, von welchen sich die auffallend- sten Abarten bei denen finden, die der ausgedehntesten Verbreitung auf der Erde fähig sind. Die Men sch enracen sind Formen einer einzigen Art, welche sich ftuchtbar paaren und durch Zeugung fortpflanzen; sie sind nicht Arten eines Genus; wären sie das letztere, so würden ihre Bastarde unter sich unfruchtbar sein. Ob die gegebenen Menschenraeen von mehreren oder Einem Urmenschen abstammen, kann nicht aus der Erfahrung ermittelt wer- den." (Nach dem „Kosmos", erster Band.)

5. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 77

1870 - Halle : Schwetschke
Das Chinesische Reich. 77 frühester Jugend. Arme Leute nehmen häufig Mädchen von 3 bis 4 Jahren und ziehen sie in ihrer Familie auf, damit sie im passenden Alter, oft mit 15 oder 16 Jahren, die Frauen ihrer Söhne werden. Die Grundzüge des chinesischen Charakters sind Nüchternheit und Ruhe. Damit Hand in Hand gehen vorwiegende Entwicklung des Verstandes und Mangel an schöpferischer Phantasie. Aus diesen Anlagen erklärt sich die in jeder Richtung zu Tage tretende Stagnation des Chinesen. Die Gesellschaft, in welcher er lebt, beruht immer noch aus denselben Grundlagen, wie vor tausend Jahren; die Wissenschaft, welche er cultivirt, bringt im wesentlichen immer dieselben Resultate zu Wege (sie beschränkt sich in der Regel auf daö Studium und das Commentiren der Alten); die Erfindungen, welche durch die Bedürfnisse einer höhern Cultur geweckt wurden, sind noch immer dieselben wie zu jener Zeit, da man sie machte. Das Vorhandene erscheint dem Chinesen immer als das beste; für Ideale und Zukunftspläne, und wären sie noch so golden, hat er keinen Sinn. Der Chinese ist der Utilitarier v.ax í£,o%r¡v unter den Völkern. Er ist fleißig, mäßig, betriebsam, nüchtern und immer gleichen Muthes. Er hat nur Sinn für jene Dinge, welche das tägliche Brot betreffen; Dinge, die außer diesem stehen, erscheinen ihm völlig unbegreiflich. Er cultivirt daher nur jene Kräfte und Wissenschaften, welche in das tägliche Leben eingreifen. Mit Speculationen über Dinge sich abzugeben, welche nicht in seinem Gesichts- kreise gelegen sind, vollends gar mit übersinnlichen Dingen sich zu besassen, hält der gebildete Chinese für eine große Thorheit. Diese Richtung auf das Praktische, welche zum allseitigen Verkehr mit Menschen führt, sowie eine Beimischung von etwas Phlegma und eine von Jugend auf sorgfältig geleitete Erziehung bewirken es, daß die Roheit im Chinesen fast ganz verschwindet und aus ihm ein Mensch wird, der sich durch feine und gefällige Umgangs- sormen auszeichnet. Freilich ist sich der Chinese seiner geselligen Bildung bewußt und läßt den Abendländer, der in seinen Augen ein roher, ungebil- deter Barbar ist, seine Ueberlegenheit öfter fühlen. Nirgends tritt die Bedeutung der Familie als Grundlage der Gesellschaft mehr hervor, als in China. In der Familie wie im Staat übt das Ober- haupt seine Autorität vermöge des natürlichen, ihm gebührenden Rechtes. Dieses Recht, sowie die mit ihm verbundene Gewalt sind groß, nicht minder sind es aber auch die Pflichten, welche damit dem Oberhaupte auferlegt sind. Der Vater ist nicht nur verpflichtet für den Unterhalt seines Kindes zu sorgen, sondern es auch gut zu erziehen. Er ist für alle Vergehen desselben verantwortlich. Für das begangene Verbrechen wird nicht nur der Verbrecher, sondern auch seine Familie gestraft, bei schweren Verbrechen sogar die ganze Nachbarschaft. Ebenso wie die Eltern für die Vergehen ihrer Kinder gestraft werden, wird ihnen für die Verdienste derselben jegliche Auszeichnung zu theil. Während bei uns erworbene Verdienste auf die Kinder vererbt werden können, findet in China gerade das Umgekehrte statt. Eltern werden für die Ver- dienste ihrer Kinder oft im Grabe geadelt; dagegen sind Ansprüche, welche sich auf das Verdienst der Eltern gründen, dort gänzlich unbekannt. Aus denselben Pflichten, derselben Verantwortlichkeit, welchen wir inner- halb der Familie begegnen, sind auch die verschiedenen Verhältnisse innerhalb des Staates aufgebaut. Der Kaiser repräsentirt den Vater, ihm gebührt die gleiche Ehrfurcht, das gleiche Vertrauen. Man trauert beim Tode des Kaisers

6. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 134

1870 - Halle : Schwetschke
134 Die Staaten von Südamerika. Canälen durchschnitten, die Straßen mit Orangenbäumen bepflanzt; die Umgegend trefflich angebaut. Das englische Guyana zerfällt in drei Colonien: Berbiee, Demerary und Essequebo, mit der Hauptstadt Georgetown, 25,000 Eintv., am rechten Ufer des Demerary, Sitz des Gouverneurs. Die Jndianerstämrne Britisch Guyanas. Es ist kein Grund vorhanden zu glauben, daß die Jndianerstämme von Guyana den von ihnen jetzt bewohnten Theil Südamerika's von sehr früher Zeit an inne gehabt haben, 5. B. schon vor der christlichen Zeitrechnung. Alles spricht unter andern, dafür, daß die Kariben um das 11. Jahrh. n. Chr. von dem nördlichen Festiande nach Mittelamerika und den Inseln ge- kommen sind, und mit noch mehr Grund läßt sich annehmen, daß sich erst im 15. Jahrhundert diese grinnnigen Eroberer in Südamerika anzusiedeln be- gannen. Physisch und geistig stehen diese Stämme natürlich den besten Racen des alten Kontinents nicht nach. Die gegenwärtig lebenden Indianer sind wohlgestaltet und kräftig, und man hat in den Von ihnen errichteten Tumult Menschenknochen Von beträchtlicher Größe gefunden, welche die Ueberreste hoch- gewachsener und ungemein starker Menschen sein müssen. Die nämlichen Grab- hügel beweisen klarlich, daß sich das Cannibalenthum keineswegs auf die Cariben beschränkte, sondern unter den andern Stämmen Guyana's ebenfalls Vorherrschte. Trotz diesem Beweis Von Barbarei und andern noch stärkern, wie z B. der fast Völligen Roheit der entdeckten alten Werkzeuge und dem gänzlichen Mangel an alten Ueberresten von Gebäuden, ist nichts vorhanden, was den Glauben rechtfertigte, daß die Stämme ihrem Ursprung nach nicht einem gesitteten Volke angehörten, denn ihre Sprachen sind wohlklingend, und stehen, wie es scheint, mit denen Asiens in Verbindung; auch ihre Sagen und religiösen Ueberlieferungen sind denen der Nationen der Alten Welt ähn- lich. Die Indianer glauben im allgemeinen, daß es einen großen Schöpfer gibt, der unendlich gut, groß und weise ist, allein sie sind der Meinung, daß er in höchster Seligkeit wohne, und sich um den Menschen, als für seine Beachtung aus zu niedriger Stufe stehend, nicht kümmere. Deswegen beten sie ihn auch nicht an, sondern suchen sich gewisse böse Geister, welche die Gewässer und Wälder bewohnen, günstig gestimmt zu machen. Die Sage von der Sindflut ist allgemein unter ihnen verbreitet, und die Macusis und Tamanaken sprechen von der Wiederbevölkerung der Erde in einer Weise, welche Ähnlichkeit mit der classischen Sage von Pyrrha und Deu- kalion hat. Bei einigen Stämmen bezeichnet man, wie in Malabar, die Abstam- mung nach der Mutter, und herrscht die merkwürdige Sitte vor, daß nach der Geburt eines Kindes der Vater das Bett hüten und sich einer strengen Lebensordnung unterwerfen muß, während die Mutter ihrer Arbeit nachgeht und sich wie gewöhnlich beschäftigt. Die Arawaken sind die mindest bar- barischer^aller Stämme. Sie nennen das höchste Wesen „Unsern Vater", „Unsern Schöpfer" und den „in der Höhe Wohnenden". Sie sind ihrer milden und friedlichen Gemüthsart wegen und ihrer Anhänglichkeit an die europäischen Colonisten halber bekannt, nennen sich Lokono, „das Volk" — und führen ein einfaches Leben ohne Streitigkeiten. Werden sie belei- digt, so thun sie dies selten anders kund, als dadurch, daß sie mit dem be-

7. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 193

1870 - Halle : Schwetschke
Religion, Beschäftigung und Gesittung. 193 Hochschottland; der litthauische Stamm bewohnt die russischen Ost- sceprooinzen. Anmerk. Im allgemeinen bewohnen die Slaven den Osten von Europa, die Romanen den Süden und die Germanen den übrigen Theil deö Erdtbeils. Nach der Eintheilung m Stämme richtet sich auch die der Sprachen, so daß also slavische, romanische und germanische Sprachen unterschieden werden. §, 137. Religion, Beschäftigung und Gesittung. 1. Die herrschende Religion in Europa ist das Christenthum, mit Ausnahme der tüctischen Muhamedaner, einer halben Million Heiden (Fetischismen und Lamaisten) im nördlichen und östlichen Rußland und etwa 2 Millionen Juden. Die griech isch-katholiscke Kirche, mit 67 Mill. Bekennern, beherrscht den Osten, die römisch-katholische, mit 136 Millionen, den Süden und Südwesten, und die protestantische, mit 65 Millionen, den Norden des Erdlheils. 2. Die Bildung und Gesittung der europäischen Völker wurzelt in den Religionsvcrhältnissen des Erdtheils, sie wird in keinem andern Erdtheile übertroffen. Die Bewohner Europa's haben, mit wenig Aus- nahmen, feste Wohnsitze, treiben Ackerbau und Viehzucht, Gewerbe und Handel, Kunst und Wissenschaft. Europa hat die großartigen Entdeckungen und Erfindungen gemacht; kein anderer Erdtheil fördert so sehr Kunst und Wissenschaft auf Univer- sitäten und den verschiedenartigsten Bildungsanftalten, und die allgemeine Volksbildung. Verschwiegen soll indeß hierbei nicht werden, daß Amerika in Hinsicht des Volksschulwescns vielen Staaten Europa's und nicht wenigen Deutschlands vortheilhaft überlegen ist. §. 138. Länder und Staaten. 1. Die Staatseinrichtungen Europa's sind weder patriarchalisch, noch eigentlich despotisch. Mr finden daher vorherrschend monarchische, zum großen Theil monarchisch-conftitutionelle Verfassungen, wenig republikanische Staatsformen. Die europäischen Staaten haben ihre Herrschaft über andere Erd- theile (mit mehr als 400,060 Ouadrat-Meilen und 200 Mill. Einw.) ausgebreitet. 2. Im allgemeinen ist über die Staaten Europa's noch zu bemerken, daß zu den europ äi sche n Gro ß mächte n Frankreich, Rußland, Preußen, Oesterreich und England gezählt werden; daß Spanien, Schweden und Norwegen, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Italien, die Schweiz, Bayern Staaten zweiten Ranges, und die übrigen Staaten dritten und vierten Ranges sind. An merk. Verstehende Eintheilung gilt in Betreff der äußeren Machtstellung; hinsichtlich der Eulturverhältnisse stehen die En g l än d e r, F ranz o sen und D eu t sch e n oben an. Zweites gaumück: Die drei südlichen Halbinseln. §. 139. Die P yrenäische Halbinsel. 1. Die Pyrenäische oder Hesperische Halbinsel ist die westlichste von den drei südlichen Halbinseln Europa's; an der Meer- Traut, Lehrb. d. Erdkunde. 13

8. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 1

1870 - Halle : Schwetschke
Einleitung. Die einzelnen Theile der Geographie. Aie Erdkunde, auch Erdbeschreibung oder Geographie genannt, ist die beschreibende Darstellung des Zustandes und der Be- schaffenheit der Erde. Sie wird herkömmlicher Weise in drei Theile getheilt: in die mathematische, physikalische und politische Geographie. Die mathematische Geographie betrachtet die Erde als einen Theil des Weltalls, Weltkörper, als einen Stern unter den Sternen, und belehrt uns über die Stellung der Erde unter den übrigen Weltkörpern und deren Gestalt und Größe. Da zum Verständniß dieses ^Zweiges der Geographie mathematische Kenntnisse erforderlich sind, so führt sie diesen Namen. Die physikalische Geographie handelt von der Natur der Erde und ihren Stoffen. Sie beschreibt Land und Meer, Gebirge und Flüsse, die Erscheinungen im Luftkreise, Pflanzen und Thiere und auch die Menschen als die Bewohner der Erde. Die politische Geographie*) hat zum Gegenstände die Staaten auf der Erde und die Wohnorte der Menschen. Da nun die Summe aller unserer Thätigkeiten, alle Bedingungen unseres Lebens, der Besitz unserer Bildung an unsere Heimat sich knüpft, so können wir bei Beschreibung der einzelnen Staaten nicht wohl physi- kalische und politische Geographie von einander trennen. In diesem Sinne wird sich die Erdkunde zu einer wahren Heimatskunde des Menschengeschlechts erweitern und vertiefen. *) Die mathematische und physikalische Geographie beschäftigt sich mit dem Bleibenden, die politische Geographie mit dem Veränderlichen auf der Erde, d. i. mit dem Schicksal der Staaten und Völker. Traut, Lehrb. d. Erdkunde. 1

9. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 27

1870 - Halle : Schwetschke
Oberfläche der Erde und ihre Bildung. 27 8. Die Gebirge der ersten Periode waren nicht allzuhoch, die Meere nicht allzutief. Die wasserfreien Stellen bedeckten sich allmählich mit Pflanzen und Thieren. Land und Wasser mußten bei der geringen Dicke der Erdrinde eine höhere Temperatur besitzen und es konnten daher nur solche Wesen auftreten, denen die vorhandenen Verhältnisse Genüge lei- steten. Farnkräuter, Polypen (Korallen) sind die anzutreffenden Reste des damaligen Wachsthums. 9. Aber daß die Entwickelung mit jener ersten Umwälzung nicht be- endet war, ist gewiß. Obgleich die Erdrinde immer mehr abkühlte, so haben wohl dieselben Ursachen abermalige Durchbrüche veranlaßt. Die Gewässer zerstörten dabei einen Theil der festen Gesteine, Pflanzen und Thiere wurden verschüttet und versteinert. 10. So folgten denn in immer größern Zwiscktenräumen mehrere Umwälzungen nach einander. Die höchsten Gebirge der Erde sind zu- gleich die jüngsten, d. h. die zuletzt emporgedrungenen und gehobenen. 11. Ein jeder dieser Bildnngskämpfe wurde dadurch abgeschlossen, daß die Spalten und Risse in der Erdrinde von außen geschlossen wur- den, freilich nicht iminer lückenlos. Die vereinzelten Oefsnungen in der Erdrinde bilden die Vulcane, mit welchen die Erdbeben in Verbin- dung stehen. Die Vulcanicität. Die Vulcanicität d. h. die Reaction des Innern eines Planeten aus seiner äußern Rinde und Oberfläche, ist lange Zeit nur als ein isolirtes Phänomen, in der zerstörenden Wirkung ihrer finstern unterirdischen Gewal- ten betrachtet werden; erst in der neuesten Zeit hat man angefangen, zum größten Vortheil einer auf physikalische Analogien gegründete Geognosie, die vulcanischen Kräfte als neue Gebirgsarten bildend oder als ältere Gebirgsarten umwandelnd zu betrachten. Hier ist der Punkt, wo eine tiefer ergründete Lehre von der Thätigkeit brennender oder Dämpfe aus- strömender Vulcane uns in dem allgemeinen Naturgemälde auf Doppelwegen: einmal zu dem mineralogischen Theile der Geognosie (Lehre vom Gewebe und von der Folge der Erdschichten), dann zu der Gestaltung der über dem Meeresspiegel gehobenen Continente und Inselgruppen (Lehre von der geographischen Form und den Umrissen der Erdtheile) leitet. Die erweiterte Einsicht in eine solche Verkettung von Erscheinungen ist eine Folge der philosophischen Richtung, welche die ernsten Studien der Geognosie so allgemein genommen haben. Größere Ausbildung der Wissenschaften leitet, wie die politische Ausbildung des Menschengeschlechts, zur Einigung dessen, was lange getrennt blieb. Wenn wir die Gebirgsarten nicht nach Unterschieden der Gestaltung und Reihung in geschichtete und ungeschichtete, schiefrige und massige, normale und abnorme eintheilen, sondern den Erscheinungen der Bildung und Umwandlung nachspüren, welche noch jetzt unter unsern Augen vorgehen: so finden wir einen vierfachen Entstchungsproccß der Ge- birgsarten: 1) Eruptionsgestein aus dem Innern der Erde, vul- canisch geschmolzen, oder in weichem, mehr oder minder zähem Zu- stande plu tonisch aus gebrochen; 2) Sedimentgestein, aus einer Flüssigkeit, in der die kleinsten Theile aufgelöst waren oder schwebten, ander

10. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 465

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Iii. Die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. 465 ! fleißigen Handwerkern und Ackerbauern bestehen, welche, wenn sie nur eini- ges Vermögen mitbringen und sich nicht vereinzeln, fast immer in Kurzem zu einem behaglichen Wohlstände gelangen. Wer ohne alles Geld ankommt und wohl gar die Ueberfahrt nicht hat bezahlen können, muß oft mehrere Jahre sich in Dienstbarkeit begeben. Im Ganzen nehmen die Deutschen nur allzu leicht Sprache und Sitte des neuen Vaterlandes an; wo sie aber in größerer Zahl bei einander wohnen, haben sie sich auch beides bis jetzt treulich bewahrt, und in neuerer Zeit hat sich das Streben immer mehr mit Erfolg geltend gemacht, ihre Nationalität zu erhalten. Schon jetzt sind sie überaus zahlreich in Pennsylvanien, New-Iork und Maryland, wo sich aber unter ihnen ein barbarisches Sprachgemisch vom Deutschen und Eng- lischen gebildet hat; noch mehr in Ohio, Illinois, Indiana und Tennessee, wo sie zum Theil fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, und in Mis- souri; in den letzteren Staaten sind ganze Dörfer und Gegenden von Deut- schen besetzt. Franzosen giebt es, außer in Louisiana, verhältnißmäßig nicht viele; sie ziehen im Allgemeinen den Aufenthalt in den Städten vor, weil sie Geselligkeit und leichte Beschäftigungen mehr lieben als den Ackerbau. Die im Norden wohnenden Deutschen reden 1)den pennsylvanisch deutschen Dialekt, dessen Grundlage der pfälzische Dialekt ist, mit einer Menge englischer Wörter (germanischen Anglicismen) vermischt, eine Folge der Schmiegsamkeit, aber auch der Nachgiebigkeit und Schwäche des deutschen Charakters; 2) die europäisch-deutschen Dialekte, je nach der Heimath, aus welcher die Auswandernden kommen; 3) die englische Sprache — sie werden Anglo-Amerikaner, womit in der Regel ein Fortschritt in der Cultur und Bildung verbunden ist. Die republikanischen Einrichtungen üben einen ausgleichenden, amalgamirenden Einfluß aus und erzeugen all- mälig die Nationaleinheit, die Bedingung der nationalen Größe und Stärke. Die englische Sprache scheint die Bestimmung zu haben, die Weltsprache zu werden. Der englische Nationalcharakter, der stärkste von allen, bewältigt Alles. Aus der Verschmelzung der englischen und deutsch-germanischen Natur kann die edelste Nation der Welt hervorgehen. An den Nachkommen der ersten deutschen Auswanderer, besonders der Pfälzer, damals, als deut- l i i ! l i l l t I i ? i < sind als die verlassenen, und die mächtiger sind als der starrköpfigste Eigensinn. Möge man an ihnen die Natur des Heimathlandes noch erkennen; mögen die Spuren der- selben noch am späten Enkel sichtbar sein (auch das ist naturgemäß); kurz, mögen sie deutsche Amerikaner sein und bleiben, Amerikaner wollen sie sein und müssen sie werden, wenn sie glücklich sein und werden wollen. Denjenigen, die jene ungerechten Forderungen an die Ausgewanderten stellen, empsehlen wir das Werk von B. Cotta: „Deutschlands Boden und geologischer Bau und dessen Einwirkungen auf das Leben der Menschen. (!) Leipzig 1854." Da in dem Vorstehenden manches Wahre enthalten ist, so behalten wir es bei, sügen aber hinzu, daß die Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten sich wesentlich gebessert hat. Der Deutsch-Amerikaner hat unstreitig eine Zukunft, dies scheint man drüben in dem Maße zu fühlen, daß mau sich nicht scheut es auszu- sprechen. Die „New-Uorker Staatszeitung" sprach vor Kurzem (1869) die bedeutungs- vollen Worte „die Zukunft der Vereinigten Staaten gehört nach dem natürlichen Laufe der Dinge den Deutschen und ihren Nach ko m men". Blanc's Handbuch Ni. vte Äufl. 30
   bis 10 von 277 weiter»  »»
277 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 277 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 14
2 0
3 6
4 33
5 4
6 16
7 6
8 1
9 5
10 70
11 28
12 1
13 2
14 21
15 10
16 8
17 26
18 1
19 7
20 0
21 8
22 122
23 15
24 3
25 3
26 7
27 5
28 2
29 4
30 6
31 7
32 2
33 2
34 4
35 1
36 2
37 14
38 21
39 7
40 15
41 22
42 5
43 4
44 11
45 102
46 7
47 0
48 14
49 36

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 16
1 4
2 19
3 62
4 16
5 1
6 7
7 4
8 2
9 8
10 1
11 18
12 4
13 6
14 16
15 1
16 10
17 36
18 8
19 0
20 7
21 18
22 6
23 5
24 2
25 29
26 7
27 8
28 8
29 0
30 2
31 0
32 0
33 16
34 8
35 13
36 5
37 1
38 0
39 3
40 1
41 16
42 8
43 61
44 3
45 31
46 3
47 24
48 11
49 1
50 23
51 0
52 16
53 3
54 5
55 2
56 6
57 0
58 4
59 8
60 1
61 13
62 16
63 2
64 22
65 19
66 5
67 4
68 10
69 6
70 13
71 17
72 6
73 2
74 6
75 8
76 20
77 4
78 13
79 6
80 0
81 6
82 2
83 4
84 8
85 0
86 1
87 7
88 0
89 18
90 2
91 1
92 139
93 8
94 5
95 124
96 4
97 28
98 80
99 8

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 437
1 53
2 5
3 23
4 26
5 34
6 350
7 52
8 10
9 49
10 10
11 96
12 55
13 25
14 74
15 32
16 72
17 6
18 15
19 60
20 137
21 8
22 12
23 18
24 280
25 409
26 6
27 29
28 56
29 69
30 17
31 90
32 166
33 84
34 266
35 1
36 46
37 21
38 30
39 103
40 25
41 1
42 28
43 76
44 29
45 120
46 8
47 228
48 110
49 32
50 14
51 11
52 28
53 115
54 17
55 16
56 8
57 26
58 46
59 158
60 16
61 7
62 25
63 12
64 25
65 6
66 60
67 27
68 102
69 0
70 61
71 16
72 13
73 45
74 68
75 46
76 174
77 20
78 106
79 41
80 31
81 242
82 42
83 308
84 30
85 31
86 109
87 191
88 70
89 179
90 137
91 57
92 4
93 47
94 160
95 149
96 32
97 12
98 88
99 14
100 19
101 114
102 13
103 90
104 212
105 16
106 25
107 186
108 69
109 257
110 97
111 4
112 12
113 189
114 59
115 91
116 2
117 24
118 20
119 258
120 13
121 12
122 54
123 27
124 95
125 36
126 27
127 277
128 19
129 125
130 48
131 157
132 13
133 353
134 202
135 33
136 131
137 79
138 132
139 49
140 27
141 2
142 431
143 33
144 10
145 46
146 24
147 21
148 33
149 106
150 22
151 3
152 128
153 106
154 23
155 26
156 24
157 10
158 19
159 322
160 331
161 6
162 13
163 14
164 108
165 53
166 81
167 21
168 21
169 3
170 13
171 17
172 126
173 224
174 50
175 738
176 53
177 332
178 207
179 71
180 158
181 26
182 218
183 214
184 317
185 73
186 124
187 58
188 175
189 23
190 8
191 52
192 36
193 361
194 34
195 156
196 16
197 87
198 16
199 236