Dorwort.
Bei Abfassung und Beurtheilung eines Lehrbuchs ist zunächst der
Standpunkt ins Auge zu fassen, von welchem aus die speciellen Zwecke,
Aufgaben und Ziele derjenigen Lehranstalten, für welche es bestimmt ist,
zu übersehen und zu erkennen sind. Diesen Standpilnkt habe ich in meinem
vor einem Jahre in demselben Verlag erschienenen und mit Beifall auf-
genommenen „Lehrbuch der deutschen Sprache, enthaltend eine systematische
Grammatik mit classischen Beispielen und practischen Uebungsaufgaben an
realen Sprachftücken h." genau umschrieben. Ich komme also hier nicht
wieder darauf zurück. Daß ich aber schon nach Jahresfrist eine neue
Schrift, das vorliegende Lehrbuch der Erdkunde, erscheinen lasse,
darf nicht die irrthümliche Meinung erwecken wollen, als ob dieses Buch
in dieser Zeit erst geschassen worden wäre; es ist schon seit mehreren
Jahren in seinen einzelnen Theilen vorhanden gewesen, als Präparationen
für den Unterricht, nach den besten Hilfsmitteln und Lehrbüchern, als
Ergänzungen und Berichtigungen zur geographischen Wissenschaft rc. Zwischen
beiden erwähnten Lehrbüchern besteht nicht nur eine Uebereinstimmung des
Planes, sondern auch der äußern Gliederung, die für den Lernenden nur
nutzbringend und wünschenswerth sein kann.
Die ersten Theile des geographischen Lehrbuchs, die mathematische
und physikalische, oder die allgemeine Geographie, sind hier
nur in ihren Grundlehren behandelt worden, dagegen die politische
Geographie, die auf der Grundlage jener beruht, in größerer Ausführ-
lichkeit, mit Hervorhebung des Kaufmännischen und Volkswirthschaft-
lichen, als z. B. der Ein- und Ausfuhr, Ausfuhrprodukte, Staats-
schulden, Handelsflotte u. s. w., sowie sie der Zweck der realen Bildung
bei angehenden Kaufleuten und Industriellen nöthig macht. Dabei ist
aber das wissenschaftliche Princip des erdkundlichen Unterrichts nicht zurück-
gestellt worden, das die Erde als die Entwickelungsstätte der Menschheit,
den Fortschritt der Cultur als das Werk freier Geiftesthat inmitten des
natürlich Gegebenen, des geschichtlich Gewordenen auffaßt; das Natur und
Gejchichte, Land und Volk, die Gliederungs- und Naturverhältnisse der
Erdoberfläche und den Entwickelungsgang der Menschheit als Warum und
Weil aufzeigt. Das Volks- und Staatsleben ist streng gebunden an die
Gesetze der Natur, an Abstammung, an Boden und Klima, an die welt-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Dritter Merl.
Politische Geographie.
§. 39. Der Mensch.
1. Die en. 1359 Millionen Menschen, welche die Erde bewohnen,
scheiden sich nach den Cultur Verhältnissen in
a) Völker, die sich mit Jagd und Fischerei beschäftigen,
b) Völker, die mit ihren Herden umherziehen (Nomaden) und
e) Völker, die vorzugsweise Ackerbau, Handel und Gewerbe
treiben und feste Wohnsitze haben (civilisirte Völker).
2. In Hinsicht der Körperbildung unterscheidet manfünfmeu-
schenraceu:
3) die kaukasische oder weiße Race (in Europa, Weftasien, Nord-
afrika),
b) die mongolische Race (in den Polarläudern, dem Nordoften
und der Mitte von Asien),
e) die Neger (in Mittel- und Südafrika),
d) die amerikanische Race oder die Rothhäute (in Amerika) und
e) die malayische Race (auf der Halbinsel Malakka, den südoft-
asiatischen und australischen Inseln.
3. Es gibt zwei Hauptgegensätze der Religionen: Polytheis-
mus oder Vielgötterei und Monotheismus oder die Anbetung Eines
Gottes.
Zu den polytheistischen Religionen gehören:
a) der Bramaismus (in Indien),
b) der Buddhismus (bei den meisten Mongolen) und
e) der Fe tischi S mus (bei den rohesten Völkern).
Zu den monotheistischen Religionen gehören:
a) die mosaische oder jüdische Religion,
b) das Christenthum und
e) der Muhamedanismus oder der Islam.
Anm^erk. Die Muhamedaner sind entweder Sunniten (welche neben dem
Koran dielunna oder mündliche Ueberlieferung annehmen), oder Sch iiten (Irrgläu-
bige, welche die Sunna nicht anerkennen).
4. Die Menschen leben meist in Gesellschaften unter bestimmten
Gesetzen vereinigt zusammen. Man nennt solche Menscheugcsellschafteu
Staaten, und die Wissenschaft, welche sich mit der Kunde der Staa-
ten beschäftigt, Statistik. Bei den rohen Wandervölkern finden wir
die patriarchalische Staatsform; die monarchische Versas-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Extrahierte Personennamen: Merl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Weftasien Asien Amerika Malakka Gottes Indien
Der Mensch.
45
suiig legt die höchste Gewalt im Staate einem einzigen bei; die Mo-
narchie wird znr Despotie, wenn der Monarch an kein Gesetz gebun-
den ist; in der conftit nt io nellen Monarchie hat der Staat ein
Grundgesetz (Constitution), nach welchem unter Mitwirkung der Volks-
vertretung regiert wird. Als Gegensatz zur Monarchie besteht die Re-
publik, die 'Mehrherrschaft; der Föderativ- oder Bundesstaat be-
steht aus einer Mehrheit von Staaten, die je ihre besondere Regierung
haben, aber zu einer Gesammtheit verbunden sind.
Einheit des Menschengeschlechts«
Abhängig, wenngleich in niederem Grade als Pflanzen und Thiere,
von dem Boden und den meteorologischen Processen des Luftkreises, den Na-
turgewalten durch Geistesthätigkeit und stufenweise erhöhte Intelligenz, wie
durch eine wunderbare, sich allen Klimaten aneignende Biegsamkeit des Or-
ganismus leichter entgehend: nimmt das Menschengeschlecht wesentlich
Theil an dem ganzen Erdenleben. Durch diese Beziehungen gehört demnach
das dunkle und vielbestrittene Problem von der Möglichkeit gemeinsamer Ab-
stammung in den Ideenkreis, welchen die physische Weltbeschrcibung umfaßt.
Das unermeßliche Reich der Sprachen, in deren verschiedenartigem Organismus
sich die Geschicke der Völker ahnungsvoll abspiegeln, steht am nächsten dem
Gebiet der Stammverwandtschast, und was selbst kleine Stammverschiedenhei-
ten hervorzurufen vermögen, lehrt uns in der Blüte geistiger Kultur die hel-
lenische Welt. Die wichtigsten Fragen der Bildungsgeschichte der Menschheit
knüpfen sich an die Ideen von Abstammung, Gemeinschaft der Sprache, Un-
wandelbarkeit in einer ursprünglichen Richtung des Geistes und des Ge-
müthes.
So lange man nur bei den Extremen in der Variation der Farbe und
der Gestaltung verweilte und sich der Beschästigkeit der ersten sinnlichen Ein-
drücke hingab, konnte man allerdings geneigt werden die Racen nicht als
bloße Abarten, sondern als ursprünglich verschiedene Menschenstämme zu
betrachten. Die Festigkeit gewisser Typen mitten unter der feindlichsten Ein-
wirkung äußerer, besonders klimatischer Potenzen schien eine solche Annahme
zu begünstigen: so kurz auch die Zeiträume sind, aus denen historische Kunde
zu uns gelangt ist. Kräftiger aber sprechen für die Einheit des Men-
schengeschlechts die vielen Mittelstufen der Hautfarbe und des Schädel-
baues, welche die raschen Fortschritte der Länderkenntniß uns in neueren Zei-
ten dargeboten haben; die Analogie der Abartung an anderen wilden und
zahmen Thierclassen ; die sichern Erfahrungen, welche über die Grenzen frucht-
barer Bastarderzeugung haben gesammelt werden können. Der größere Theil
der Contraste, die man ehemals hatte zu finden geglaubt, ist durch die fleißige
Arbeit Tiedemann's über das Hirn der Neger und der Europäer, durch die
anatomischen Untersuchungen Vrolik's und Weber's über die Gestalt des
Beckens hinweggeräumt. Wenn man die dunkelfarbigen afrikanischen Nationen
in ihrer Allgemeinheit umfaßt, und sie dazu noch mit den Stämmen des süd-
indischen und westaustralischen Archipels, mit den Papuas und Alfourous
vergleicht, so sieht man deutlich, daß schwarze Hautfarbe, wolliges Haar und
negerartige Gesichtszüge keineswegs immer mit einander verbunden sind. So
lange den westlichen Völkern nur ein kleiner Theil der Erde aufgeschlossen
war, mußten einseitige Ansichten sich bilden. Sonnenhitze der Tropenwelt
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
46
Der Mensch.
und schwarze Hautfarbe schienen unzertrennlich. Erst die Heerzüge Alexan-
ders, welche so viele Ideen der physischen Erdbeschreibung erregten, sachten
den Streit über den unsichern Einfluß der Klimate auf die Volksstämme an.
„Die Geschlechter der Thiere und Pflanzen — sagt einer der größten Ana-
tomen unseres Zeitalters, Johannes Müller, in seiner alles umfassenden
Physiologie des Menschen — verändern sich während ihrer Ausbrei-
tung über die Oberfläche der Erde innerhalb der den Arten und Gattungen
vorgeschriebenen Grenzen. Sie pflanzen sich als Typen der Variation der
Arten organisch fort. Aus dem Zusammenwirken verschiedener, sowohl inne-
rer als äußerer, im einzelnen nicht nachweisbarer Bedingungen sind die ge-
genwärtigen Racen der Thiere hervorgegangen, von welchen sich die auffallend-
sten Abarten bei denen finden, die der ausgedehntesten Verbreitung auf der
Erde fähig sind. Die Men sch enracen sind Formen einer einzigen Art,
welche sich ftuchtbar paaren und durch Zeugung fortpflanzen; sie sind nicht
Arten eines Genus; wären sie das letztere, so würden ihre Bastarde unter
sich unfruchtbar sein. Ob die gegebenen Menschenraeen von mehreren oder
Einem Urmenschen abstammen, kann nicht aus der Erfahrung ermittelt wer-
den." (Nach dem „Kosmos", erster Band.)
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Das Chinesische Reich.
77
frühester Jugend. Arme Leute nehmen häufig Mädchen von 3 bis 4 Jahren
und ziehen sie in ihrer Familie auf, damit sie im passenden Alter, oft mit
15 oder 16 Jahren, die Frauen ihrer Söhne werden.
Die Grundzüge des chinesischen Charakters sind Nüchternheit und Ruhe.
Damit Hand in Hand gehen vorwiegende Entwicklung des Verstandes und
Mangel an schöpferischer Phantasie. Aus diesen Anlagen erklärt sich die in
jeder Richtung zu Tage tretende Stagnation des Chinesen. Die Gesellschaft,
in welcher er lebt, beruht immer noch aus denselben Grundlagen, wie vor
tausend Jahren; die Wissenschaft, welche er cultivirt, bringt im wesentlichen
immer dieselben Resultate zu Wege (sie beschränkt sich in der Regel auf daö
Studium und das Commentiren der Alten); die Erfindungen, welche durch
die Bedürfnisse einer höhern Cultur geweckt wurden, sind noch immer dieselben
wie zu jener Zeit, da man sie machte. Das Vorhandene erscheint dem Chinesen
immer als das beste; für Ideale und Zukunftspläne, und wären sie noch so
golden, hat er keinen Sinn.
Der Chinese ist der Utilitarier v.ax í£,o%r¡v unter den Völkern. Er
ist fleißig, mäßig, betriebsam, nüchtern und immer gleichen Muthes. Er hat
nur Sinn für jene Dinge, welche das tägliche Brot betreffen; Dinge, die
außer diesem stehen, erscheinen ihm völlig unbegreiflich. Er cultivirt daher
nur jene Kräfte und Wissenschaften, welche in das tägliche Leben eingreifen.
Mit Speculationen über Dinge sich abzugeben, welche nicht in seinem Gesichts-
kreise gelegen sind, vollends gar mit übersinnlichen Dingen sich zu besassen,
hält der gebildete Chinese für eine große Thorheit. Diese Richtung auf das
Praktische, welche zum allseitigen Verkehr mit Menschen führt, sowie eine
Beimischung von etwas Phlegma und eine von Jugend auf sorgfältig geleitete
Erziehung bewirken es, daß die Roheit im Chinesen fast ganz verschwindet
und aus ihm ein Mensch wird, der sich durch feine und gefällige Umgangs-
sormen auszeichnet. Freilich ist sich der Chinese seiner geselligen Bildung
bewußt und läßt den Abendländer, der in seinen Augen ein roher, ungebil-
deter Barbar ist, seine Ueberlegenheit öfter fühlen.
Nirgends tritt die Bedeutung der Familie als Grundlage der Gesellschaft
mehr hervor, als in China. In der Familie wie im Staat übt das Ober-
haupt seine Autorität vermöge des natürlichen, ihm gebührenden Rechtes.
Dieses Recht, sowie die mit ihm verbundene Gewalt sind groß, nicht minder
sind es aber auch die Pflichten, welche damit dem Oberhaupte auferlegt sind.
Der Vater ist nicht nur verpflichtet für den Unterhalt seines Kindes zu
sorgen, sondern es auch gut zu erziehen. Er ist für alle Vergehen desselben
verantwortlich. Für das begangene Verbrechen wird nicht nur der Verbrecher,
sondern auch seine Familie gestraft, bei schweren Verbrechen sogar die ganze
Nachbarschaft. Ebenso wie die Eltern für die Vergehen ihrer Kinder gestraft
werden, wird ihnen für die Verdienste derselben jegliche Auszeichnung zu theil.
Während bei uns erworbene Verdienste auf die Kinder vererbt werden können,
findet in China gerade das Umgekehrte statt. Eltern werden für die Ver-
dienste ihrer Kinder oft im Grabe geadelt; dagegen sind Ansprüche, welche
sich auf das Verdienst der Eltern gründen, dort gänzlich unbekannt.
Aus denselben Pflichten, derselben Verantwortlichkeit, welchen wir inner-
halb der Familie begegnen, sind auch die verschiedenen Verhältnisse innerhalb
des Staates aufgebaut. Der Kaiser repräsentirt den Vater, ihm gebührt die
gleiche Ehrfurcht, das gleiche Vertrauen. Man trauert beim Tode des Kaisers
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
134
Die Staaten von Südamerika.
Canälen durchschnitten, die Straßen mit Orangenbäumen bepflanzt; die
Umgegend trefflich angebaut.
Das englische Guyana zerfällt in drei Colonien: Berbiee,
Demerary und Essequebo, mit der Hauptstadt Georgetown,
25,000 Eintv., am rechten Ufer des Demerary, Sitz des Gouverneurs.
Die Jndianerstämrne Britisch Guyanas.
Es ist kein Grund vorhanden zu glauben, daß die Jndianerstämme von
Guyana den von ihnen jetzt bewohnten Theil Südamerika's von sehr früher
Zeit an inne gehabt haben, 5. B. schon vor der christlichen Zeitrechnung.
Alles spricht unter andern, dafür, daß die Kariben um das 11. Jahrh. n.
Chr. von dem nördlichen Festiande nach Mittelamerika und den Inseln ge-
kommen sind, und mit noch mehr Grund läßt sich annehmen, daß sich erst
im 15. Jahrhundert diese grinnnigen Eroberer in Südamerika anzusiedeln be-
gannen. Physisch und geistig stehen diese Stämme natürlich den besten Racen
des alten Kontinents nicht nach. Die gegenwärtig lebenden Indianer sind
wohlgestaltet und kräftig, und man hat in den Von ihnen errichteten Tumult
Menschenknochen Von beträchtlicher Größe gefunden, welche die Ueberreste hoch-
gewachsener und ungemein starker Menschen sein müssen. Die nämlichen Grab-
hügel beweisen klarlich, daß sich das Cannibalenthum keineswegs auf die
Cariben beschränkte, sondern unter den andern Stämmen Guyana's ebenfalls
Vorherrschte. Trotz diesem Beweis Von Barbarei und andern noch stärkern,
wie z B. der fast Völligen Roheit der entdeckten alten Werkzeuge und dem
gänzlichen Mangel an alten Ueberresten von Gebäuden, ist nichts vorhanden,
was den Glauben rechtfertigte, daß die Stämme ihrem Ursprung nach nicht
einem gesitteten Volke angehörten, denn ihre Sprachen sind wohlklingend, und
stehen, wie es scheint, mit denen Asiens in Verbindung; auch ihre Sagen
und religiösen Ueberlieferungen sind denen der Nationen der Alten Welt ähn-
lich. Die Indianer glauben im allgemeinen, daß es einen großen Schöpfer
gibt, der unendlich gut, groß und weise ist, allein sie sind der Meinung,
daß er in höchster Seligkeit wohne, und sich um den Menschen, als für seine
Beachtung aus zu niedriger Stufe stehend, nicht kümmere. Deswegen beten
sie ihn auch nicht an, sondern suchen sich gewisse böse Geister, welche die
Gewässer und Wälder bewohnen, günstig gestimmt zu machen. Die Sage
von der Sindflut ist allgemein unter ihnen verbreitet, und die Macusis
und Tamanaken sprechen von der Wiederbevölkerung der Erde in einer
Weise, welche Ähnlichkeit mit der classischen Sage von Pyrrha und Deu-
kalion hat.
Bei einigen Stämmen bezeichnet man, wie in Malabar, die Abstam-
mung nach der Mutter, und herrscht die merkwürdige Sitte vor, daß nach
der Geburt eines Kindes der Vater das Bett hüten und sich einer strengen
Lebensordnung unterwerfen muß, während die Mutter ihrer Arbeit nachgeht
und sich wie gewöhnlich beschäftigt. Die Arawaken sind die mindest bar-
barischer^aller Stämme. Sie nennen das höchste Wesen „Unsern Vater",
„Unsern Schöpfer" und den „in der Höhe Wohnenden". Sie sind ihrer
milden und friedlichen Gemüthsart wegen und ihrer Anhänglichkeit an die
europäischen Colonisten halber bekannt, nennen sich Lokono, „das Volk"
— und führen ein einfaches Leben ohne Streitigkeiten. Werden sie belei-
digt, so thun sie dies selten anders kund, als dadurch, daß sie mit dem be-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Religion, Beschäftigung und Gesittung. 193
Hochschottland; der litthauische Stamm bewohnt die russischen Ost-
sceprooinzen.
Anmerk. Im allgemeinen bewohnen die Slaven den Osten von Europa, die
Romanen den Süden und die Germanen den übrigen Theil deö Erdtbeils. Nach
der Eintheilung m Stämme richtet sich auch die der Sprachen, so daß also slavische,
romanische und germanische Sprachen unterschieden werden.
§, 137. Religion, Beschäftigung und Gesittung.
1. Die herrschende Religion in Europa ist das Christenthum,
mit Ausnahme der tüctischen Muhamedaner, einer halben Million Heiden
(Fetischismen und Lamaisten) im nördlichen und östlichen Rußland und
etwa 2 Millionen Juden. Die griech isch-katholiscke Kirche, mit 67
Mill. Bekennern, beherrscht den Osten, die römisch-katholische, mit
136 Millionen, den Süden und Südwesten, und die protestantische,
mit 65 Millionen, den Norden des Erdlheils.
2. Die Bildung und Gesittung der europäischen Völker wurzelt in
den Religionsvcrhältnissen des Erdtheils, sie wird in keinem andern
Erdtheile übertroffen. Die Bewohner Europa's haben, mit wenig Aus-
nahmen, feste Wohnsitze, treiben Ackerbau und Viehzucht, Gewerbe und
Handel, Kunst und Wissenschaft.
Europa hat die großartigen Entdeckungen und Erfindungen gemacht;
kein anderer Erdtheil fördert so sehr Kunst und Wissenschaft auf Univer-
sitäten und den verschiedenartigsten Bildungsanftalten, und die allgemeine
Volksbildung. Verschwiegen soll indeß hierbei nicht werden, daß Amerika
in Hinsicht des Volksschulwescns vielen Staaten Europa's und nicht
wenigen Deutschlands vortheilhaft überlegen ist.
§. 138. Länder und Staaten.
1. Die Staatseinrichtungen Europa's sind weder patriarchalisch,
noch eigentlich despotisch. Mr finden daher vorherrschend monarchische,
zum großen Theil monarchisch-conftitutionelle Verfassungen, wenig
republikanische Staatsformen.
Die europäischen Staaten haben ihre Herrschaft über andere Erd-
theile (mit mehr als 400,060 Ouadrat-Meilen und 200 Mill. Einw.)
ausgebreitet.
2. Im allgemeinen ist über die Staaten Europa's noch zu bemerken,
daß zu den europ äi sche n Gro ß mächte n Frankreich, Rußland, Preußen,
Oesterreich und England gezählt werden; daß Spanien, Schweden und
Norwegen, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Italien, die Schweiz,
Bayern Staaten zweiten Ranges, und die übrigen Staaten
dritten und vierten Ranges sind.
An merk. Verstehende Eintheilung gilt in Betreff der äußeren Machtstellung;
hinsichtlich der Eulturverhältnisse stehen die En g l än d e r, F ranz o sen und D eu t sch e n
oben an.
Zweites gaumück: Die drei südlichen Halbinseln.
§. 139. Die P yrenäische Halbinsel.
1. Die Pyrenäische oder Hesperische Halbinsel ist die
westlichste von den drei südlichen Halbinseln Europa's; an der Meer-
Traut, Lehrb. d. Erdkunde. 13
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Europa Amerika Europa's Deutschlands Frankreich Oesterreich England Spanien Schweden Norwegen Dänemark Niederlande Belgien Italien Bayern
Einleitung.
Die einzelnen Theile der Geographie.
Aie Erdkunde, auch Erdbeschreibung oder Geographie
genannt, ist die beschreibende Darstellung des Zustandes und der Be-
schaffenheit der Erde. Sie wird herkömmlicher Weise in drei Theile
getheilt: in die mathematische, physikalische und politische
Geographie.
Die mathematische Geographie betrachtet die Erde als einen
Theil des Weltalls, Weltkörper, als einen Stern unter den
Sternen, und belehrt uns über die Stellung der Erde unter den übrigen
Weltkörpern und deren Gestalt und Größe. Da zum Verständniß dieses
^Zweiges der Geographie mathematische Kenntnisse erforderlich sind,
so führt sie diesen Namen.
Die physikalische Geographie handelt von der Natur der
Erde und ihren Stoffen. Sie beschreibt Land und Meer, Gebirge
und Flüsse, die Erscheinungen im Luftkreise, Pflanzen und Thiere und
auch die Menschen als die Bewohner der Erde.
Die politische Geographie*) hat zum Gegenstände die Staaten
auf der Erde und die Wohnorte der Menschen.
Da nun die Summe aller unserer Thätigkeiten, alle Bedingungen
unseres Lebens, der Besitz unserer Bildung an unsere Heimat sich knüpft,
so können wir bei Beschreibung der einzelnen Staaten nicht wohl physi-
kalische und politische Geographie von einander trennen. In diesem
Sinne wird sich die Erdkunde zu einer wahren Heimatskunde des
Menschengeschlechts erweitern und vertiefen.
*) Die mathematische und physikalische Geographie beschäftigt sich mit dem
Bleibenden, die politische Geographie mit dem Veränderlichen auf der Erde,
d. i. mit dem Schicksal der Staaten und Völker.
Traut, Lehrb. d. Erdkunde.
1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Oberfläche der Erde und ihre Bildung.
27
8. Die Gebirge der ersten Periode waren nicht allzuhoch, die Meere
nicht allzutief. Die wasserfreien Stellen bedeckten sich allmählich mit
Pflanzen und Thieren. Land und Wasser mußten bei der geringen Dicke
der Erdrinde eine höhere Temperatur besitzen und es konnten daher nur
solche Wesen auftreten, denen die vorhandenen Verhältnisse Genüge lei-
steten. Farnkräuter, Polypen (Korallen) sind die anzutreffenden Reste
des damaligen Wachsthums.
9. Aber daß die Entwickelung mit jener ersten Umwälzung nicht be-
endet war, ist gewiß. Obgleich die Erdrinde immer mehr abkühlte, so haben
wohl dieselben Ursachen abermalige Durchbrüche veranlaßt. Die Gewässer
zerstörten dabei einen Theil der festen Gesteine, Pflanzen und Thiere
wurden verschüttet und versteinert.
10. So folgten denn in immer größern Zwiscktenräumen mehrere
Umwälzungen nach einander. Die höchsten Gebirge der Erde sind zu-
gleich die jüngsten, d. h. die zuletzt emporgedrungenen und gehobenen.
11. Ein jeder dieser Bildnngskämpfe wurde dadurch abgeschlossen,
daß die Spalten und Risse in der Erdrinde von außen geschlossen wur-
den, freilich nicht iminer lückenlos. Die vereinzelten Oefsnungen in der
Erdrinde bilden die Vulcane, mit welchen die Erdbeben in Verbin-
dung stehen.
Die Vulcanicität.
Die Vulcanicität d. h. die Reaction des Innern eines Planeten
aus seiner äußern Rinde und Oberfläche, ist lange Zeit nur als ein isolirtes
Phänomen, in der zerstörenden Wirkung ihrer finstern unterirdischen Gewal-
ten betrachtet werden; erst in der neuesten Zeit hat man angefangen, zum
größten Vortheil einer auf physikalische Analogien gegründete Geognosie, die
vulcanischen Kräfte als neue Gebirgsarten bildend oder als ältere
Gebirgsarten umwandelnd zu betrachten. Hier ist der Punkt, wo
eine tiefer ergründete Lehre von der Thätigkeit brennender oder Dämpfe aus-
strömender Vulcane uns in dem allgemeinen Naturgemälde auf Doppelwegen:
einmal zu dem mineralogischen Theile der Geognosie (Lehre vom Gewebe
und von der Folge der Erdschichten), dann zu der Gestaltung der über
dem Meeresspiegel gehobenen Continente und Inselgruppen (Lehre von der
geographischen Form und den Umrissen der Erdtheile) leitet. Die
erweiterte Einsicht in eine solche Verkettung von Erscheinungen ist eine Folge
der philosophischen Richtung, welche die ernsten Studien der Geognosie so
allgemein genommen haben. Größere Ausbildung der Wissenschaften leitet,
wie die politische Ausbildung des Menschengeschlechts, zur Einigung dessen,
was lange getrennt blieb.
Wenn wir die Gebirgsarten nicht nach Unterschieden der Gestaltung
und Reihung in geschichtete und ungeschichtete, schiefrige und
massige, normale und abnorme eintheilen, sondern den Erscheinungen
der Bildung und Umwandlung nachspüren, welche noch jetzt unter unsern
Augen vorgehen: so finden wir einen vierfachen Entstchungsproccß der Ge-
birgsarten: 1) Eruptionsgestein aus dem Innern der Erde, vul-
canisch geschmolzen, oder in weichem, mehr oder minder zähem Zu-
stande plu tonisch aus gebrochen; 2) Sedimentgestein, aus einer
Flüssigkeit, in der die kleinsten Theile aufgelöst waren oder schwebten, ander
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Iii. Die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika.
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fleißigen Handwerkern und Ackerbauern bestehen, welche, wenn sie nur eini-
ges Vermögen mitbringen und sich nicht vereinzeln, fast immer in Kurzem
zu einem behaglichen Wohlstände gelangen. Wer ohne alles Geld ankommt
und wohl gar die Ueberfahrt nicht hat bezahlen können, muß oft mehrere
Jahre sich in Dienstbarkeit begeben. Im Ganzen nehmen die Deutschen
nur allzu leicht Sprache und Sitte des neuen Vaterlandes an; wo sie aber
in größerer Zahl bei einander wohnen, haben sie sich auch beides bis jetzt
treulich bewahrt, und in neuerer Zeit hat sich das Streben immer mehr
mit Erfolg geltend gemacht, ihre Nationalität zu erhalten. Schon jetzt sind
sie überaus zahlreich in Pennsylvanien, New-Iork und Maryland, wo sich
aber unter ihnen ein barbarisches Sprachgemisch vom Deutschen und Eng-
lischen gebildet hat; noch mehr in Ohio, Illinois, Indiana und Tennessee,
wo sie zum Theil fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, und in Mis-
souri; in den letzteren Staaten sind ganze Dörfer und Gegenden von Deut-
schen besetzt. Franzosen giebt es, außer in Louisiana, verhältnißmäßig nicht
viele; sie ziehen im Allgemeinen den Aufenthalt in den Städten vor, weil
sie Geselligkeit und leichte Beschäftigungen mehr lieben als den Ackerbau.
Die im Norden wohnenden Deutschen reden 1)den pennsylvanisch
deutschen Dialekt, dessen Grundlage der pfälzische Dialekt ist, mit einer
Menge englischer Wörter (germanischen Anglicismen) vermischt, eine Folge
der Schmiegsamkeit, aber auch der Nachgiebigkeit und Schwäche des deutschen
Charakters; 2) die europäisch-deutschen Dialekte, je nach der Heimath,
aus welcher die Auswandernden kommen; 3) die englische Sprache —
sie werden Anglo-Amerikaner, womit in der Regel ein Fortschritt in der
Cultur und Bildung verbunden ist. Die republikanischen Einrichtungen
üben einen ausgleichenden, amalgamirenden Einfluß aus und erzeugen all-
mälig die Nationaleinheit, die Bedingung der nationalen Größe und Stärke.
Die englische Sprache scheint die Bestimmung zu haben, die Weltsprache
zu werden. Der englische Nationalcharakter, der stärkste von allen, bewältigt
Alles. Aus der Verschmelzung der englischen und deutsch-germanischen
Natur kann die edelste Nation der Welt hervorgehen. An den Nachkommen
der ersten deutschen Auswanderer, besonders der Pfälzer, damals, als deut-
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sind als die verlassenen, und die mächtiger sind als der starrköpfigste Eigensinn. Möge
man an ihnen die Natur des Heimathlandes noch erkennen; mögen die Spuren der-
selben noch am späten Enkel sichtbar sein (auch das ist naturgemäß); kurz, mögen sie
deutsche Amerikaner sein und bleiben, Amerikaner wollen sie sein und müssen sie
werden, wenn sie glücklich sein und werden wollen.
Denjenigen, die jene ungerechten Forderungen an die Ausgewanderten stellen,
empsehlen wir das Werk von B. Cotta: „Deutschlands Boden und geologischer
Bau und dessen Einwirkungen auf das Leben der Menschen. (!)
Leipzig 1854."
Da in dem Vorstehenden manches Wahre enthalten ist, so behalten wir es bei,
sügen aber hinzu, daß die Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten sich
wesentlich gebessert hat. Der Deutsch-Amerikaner hat unstreitig eine Zukunft, dies
scheint man drüben in dem Maße zu fühlen, daß mau sich nicht scheut es auszu-
sprechen. Die „New-Uorker Staatszeitung" sprach vor Kurzem (1869) die bedeutungs-
vollen Worte „die Zukunft der Vereinigten Staaten gehört nach
dem natürlichen Laufe der Dinge den Deutschen und ihren
Nach ko m men".
Blanc's Handbuch Ni. vte Äufl. 30
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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