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den Wash mündet die Ouse, in den Humber der Trent, in den Bristolkanal der Severn, in den Merseybusen der Mersey.
Schottland ist größtenteils ein rauhes, wildes Bergland, dessen großartige Landschaften meist einen düsteren oder melancholischen Eindruck machen; es zerfällt durch Bodensenkungen in drei natürliche Abschnitte.
Der südliche Teil, das Schottische Niederland, weist flachere Bergzüge auf, die mit dem Cheviotgebirge Zusammenhängen, und reicht bis an die Senkung, in welcher ein Kanal den Forth- mit dem Clydebusen verbindet (etwas nördlich vom Kanal liegt der schöne Loch Lomond). Jenseit derselben erhebt sich Hochschottland, und zwar zunächst der Teil, der durch den tiefen Einschnitt begrenzt wird, in welchem der Kale-donische Kanal vom Moraybusen aus mittels einer Kette langer und schmaler Seen (Loch Neß) zum Lornbusen führt. Dieser Abschnitt ist durch das Grampiangebirge erfüllt, das im Ben Nevis zu 1300 m ansteigt. Nördlich von dieser Einsenkung liegt das rauhe Kaledonische Hochland, dessen westliche Küste eine ähnliche Bildung wie die norwegische zeigt. Hier liegen die felsigen Hebriden, unter ihnen Staffa mit der Fingalshöhle, einer aus schwarzen Basaltsäulen gebildeten Grotte, in welche das Meer eintritt; im Norden von Schottland, durch die Pentland-Straße getrennt, finden wir die Orkney-Inseln oder Orkaden und noch weiter hinaus die Shetland-Inseln, deren Bewohner wie die der benachbarten Fär Öer von Fischerei, Jagd auf Vogel-wild und geringfügiger Viehzucht leben.
Die Insel Irland ist im Inneren eben, dagegen ringsum mit Randgebirgen besetzt. Diese hindern teilweise die Entwässerung des Landes und werden dadurch die Ursache von Sumpf- und Moorbildungen, welche weite Flächen bedecken. Das Meer greift auch hier in vielen Buchten, namentlich auf der Westküste, tief in das Land ein; im Norden finden sich vielfach klippenartige Vorsprünge, so der aus aufrechten Basaltsäulen gebildete Riesendamm. Hauptfluß der Insel ist der Shannon, der eine lange Kette von Seen verbindet und in den Atlantischen Ozean mündet.
Die Engländer gehören zum germanischen, die Waliser, Hochschotten und Iren zum keltischen Stamm. In England herrscht die anglikanische Kirche, ein Zweig der protestantischen Kirche mit bischöflicher Verfassung, in Schottland die presbyterianische mit demokratischer Grundlage; die Iren sind größtenteils Katholiken.
Die ursprünglichen Bewohner Großbritanniens waren § 41. Kelten; in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung den Römern untertänig, wurden sie im fünften Jahrhundert von den germanischen Angelsachsen unterworfen oder in die westlichen
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Extrahierte Personennamen: Ben_Nevis Staffa
Extrahierte Ortsnamen: Schottland Schottische_Niederland Kaledonische_Hochland Schottland Irland Atlantischen_Ozean England Schottland
186
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
fchränkung der Königsmacht nahm zu, keine günstige Gelegenheit dazu ward
versäumt von den selbstsüchtigen Großen. In Böhmen erneuerte der Aus-
gang des luxemburgischen Hauses die Wahlfreiheit der Stände. In
Polen verkauften jezt schon die Großen ihre Wahlstimmcn gegen Bestätigungs-
Urkunden ihrer Anmaßungen. Unter Kasimir Iv. erschienen zuerst die
Landboten oder Dcputirtcn des Adels der Provinzen auf den Reichstagen
und erhielten frühe das Ucbergewicht über die geistlichen und weltlichen Rcichs-
beamtcn, welche sonst darauf vorherrschten, jezt aber in einer gesonderten
Kammer berathschlagten. Die Städte hatten wohl für sich einige Vorrechte,
aber in Reichssachen keinen Einfluß. Die Bauern sanken mehr und mehr
in Sklaverei. Zwar hatte Kasimir Iii. Li. sie in seinen besonderenschuz
genommen, wohl auch sie ermahnt, mit „Steinen und Prügeln" die Zumu-
thungen der Edlen abzuwehren: aber die nachfolgenden Könige verschmähten
es, „B a ucrnkönigc" zu heißen, wie man den großen Kasimir — nach der
Gesinnung sarkastisch, im Grunde höchst ehrenvoll — genannt hatte; und
nachdem die Aristokratie entscheidend gesiegt, so vermochte kein König mehr,
den Gemeinen zu helfen.
Ungarns Verfassung war jener von Polen ähnlich. Auch hier galt
der Adel Alles und der Bauer Nichts. Doch gelangten die Städte int
löten Jahrhundert zur Neichsstandschaft. Der König, wenn er nicht, wie
Ludwig Li. oder Matthias Corvinus, durch persönliche Kraft impo-
nirte, hatte wenig Gewalt. Die Magnaten oder die hohen Reichsbeamten
und die Prälaten herrschten.
In diesen Reichen war also doch ein Stand, der Adel, frei; man
möchte in demselben die eigentliche Nation, in den Gemeinen einen Hausen
Leibeigener erkennen. In Rußland war auch der Adel Sklave des Thrones.
Solches war ein Vermächtniß der mongolischen Herrschaft, welche nach
asiatischem und nach Kriegs-Recht über der ganzen Nation gelegen,
und nun, nach der Befreiung vom auswärtigen Joch, an die einheimischen
Großfürsten kam. Die Betrachtung solcher Verhältnisse ist traurig.
Vom griechischen Kaiserthum, vom ganzen Orient zu reden, ist
überflüssig. Das bleibende Verhängniß dieser Länder ist Sklaverei.
L
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Kasimir_Iv Kasimir_Iii Kasimir_— Ludwig_Li Ludwig Matthias_Corvinus
189
Kriegswesen.
kommt nicht ein größeres Treffen vor. Doch solche haushälterische Schonung
der Krieger verlängerte die Plagen des Volkes.
In dieser Lage war das Kriegs- und Heerwesen, als durch die Er-
findung des Pulvers eine allgemeine Veränderung, doch nicht plözlich,
sondern in langsamen Uebergängcn bewirkt ward. Um das Jahr 1330 soll
der Franziskaner-Mönch Berthold Schwarz, aus Freiburg im Breisgau,
diese folgenreiche Erfindung gemacht haben. Aber die näheren Umstände
davon sind so streitig, als die Zeit der ersten Anwendung des Pulvers im
Kriege. Daß schon Roger Baco die chemische Zusammcnsezung desselben
gekannt habe, ist aus seinen Schriften klar; daß die Sinesen noch weit
früher, daß auch die Araber und Perser vor den Abendländern eine dem
Pulver ähnliche Mischung, selbst im Kriege, gebraucht haben, wird aus
Gründen behauptet. Mehrere, mit Hoher, meinen, daß solche Mischung
auch zum griechischen Feuer gekommen. Aber, wenn nicht erster Erfinder,
so ist Schwarz doch wohl Verbesserer und hiedurch Urheber des verbreiteten
Gebrauches des Pulvers im Kriege gewesen, von welchem nach den Verzeich-
nissen verschiedener Schriftsteller bereits 1342 bei der Belagerung von Alge-
ziras durch die Mauren, 1346 bei der Schlacht von Crech*), dann
allmälig deutlicher und häufiger die Spuren vorkommen. Wir überlasten den
Kricgsgeschichtschreibcrn die Auszählung der stufcnwciscn Fortschritte in Ver-
vollkommnung des großen und kleinen Geschüzcs, neben welchem jedoch noch
lange die alten Waffen gebraucht wurden; so auch die Darstellung der durch
das Gcschüz veranlaßten Abänderung in der Schlachtordnung, zumal aber in
der Befestigungs- und Belagerungskunst. Die Italiener gingen
den übrigen Nationen in dieser furchtbaren Kunst voran. Die Spanier
folgten wetteifernd nach.
8- 17. Folgen davon.
Unermeßlich waren die Folgen von der Einführung des Schießpulvers
doch meist traurig. Denn wohl hat es manchen herrlichen Dienst theils in
friedlicher Anwendung oder in Besiegung feindseliger Naturkrästc, Fels-
masten u. s. w., theils auch als Kriegswaffe in Schuz und Truz, zumal
*) Welches jedoch Temler (im Istcn Bde. der histor. Abhandl. der Gesch. der Welt tu
Kopenhagen) bestreitet: wogegen Hoyer das Pulver schon 1331 gebraucht findet.
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191
Geseze und Sitten.
Feucrschlünde durch die den Menschen geschenkte, tausendstimmige Vcrkünderin
des Rechtes, durch die Bücherpresse überwältigt.
Iii. Geseze und Sitten.
§. 18. Herrschende Geseze. Charakter derselben.
Hauptgesezgebungen entstanden keine in diesem Zeiträume. Wir
finden blos Erweiterungen oder nähere Bestimmungen der schon geltenden
Rechte, auch Sammlungen verschiedener Provinzial- oder Nationalgcseze und
Gewohnheiten, dann einzelne Verordnungen über besondere Fälle oder Ver-
hältnisse.
Das kanonische Recht wurde durch die clementinischen Konstitu-
tionen, dann durch die Extravaganten Johann's Xxii. und anderer Päpste
bereichert und sein Gcsczbuch geschlossen. Concilicnschlüsse, dann auch Ver-
träge des römischen Hofes mit einzelnen Nationen sezten über mehrere Ver-
hältnisse Verschiedenes fest.
Das Lehenrecht blieb im Allgemeinen dasselbe. Spezielle Verord-
nungen, Gewohnheiten oder Verträge beschränkten nur seine Anwendung.
In beiden, so wie im römischen Rechte, häufte sich durch den Fleiß
der Kommentatoren ein Schaz gelehrter Erklärungen, durch welche jedoch den
Tribunalen weniger Licht zukam, als Glanz den Schulen. Bartolus de
Saxoferrato führte die Dialektik in die Rechtslchre ein, und fand allge-
meine Nachahmung.
Mebr und mehr dehnte die Herrschaft des römischen Rechtes sich aus.
Auf den meisten Universitäten wurden Lehrstuhle für dasselbe errichtet.
In Teutsch land zumal beklagten die Freunde dcs vaterländischen Rechtes,
daß es von dem ausländischen verdrängt werde. Vorzüglich geschah Solches
durch Maximilian I., welcher des Reiches gemeine Rechte, worunter
das römische, das kanonische und das langobardische Lchenrccht
verstanden wurden, den Reichsgerichten — ob auch unter Beibehaltung der
einheimischen Partikularrechte — ausdrücklich zur Norm ihrer Entscheidungen
bestimmte. Indessen blieb immer auch ein allgemeines teutsches Recht
erkennbar, welches sich durch Uebereinstimmung gewisser Hauptzüge in allen
Provinzialstatutcn ausspricht, und wornach viele Einsczungen des römischen
Rechtes niemals in wirkliche Uebung kamen. Auch vermehrte sich die Zahl
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209
Zweites Kap. Religion.
zwischen Licht und Finsterniß, von den wechselnden Schicksalen und von den
Haupthcldcn dieses Kampfes
§. 8. Die Franziskaner wider den Papst.
Die Reformatoren des vorigen Zeitraumes hatten meist traurig geendet
(s. B. V. S. 300 ff.); ihre Anhänger, bis auf kümmerliche Uebcrrcste, waren
erdrückt worden durch kirchliche Tyrannei. Das Papstthum befand sich am
Ende der Periode im Zcnith seiner Herrlichkeit. Von eben diesem Zeitpunkte
aber beginnt dessen allmaliges Sinken. Schon Bonifaciuö Viii. Stolz
war gedcmüthigt worden durch K. Philipp's des Schönen gcwaltthätige
Hand. Clemens V., welcher Bonifaz folgte (1305), ward durch den König
bewogen, in Avignon seinen Siz zu nehmen, was ihn völlig abhängig
von dem französischen Monarchen machte. Gegen die übrigen Mächte, zumal
gegen den teutschen König, dauerte zwar der Ton des Herrschers fort, ja
ward untcrstüzt durch Frankreichs selbstsüchtige Politik. Aber das Wider-
streben der fremden Höfe gegen die Anmaßungen des Papstes wurde aus eben
dieser Ursache entschlossener und kräftiger. Man erkannte im Papst jczt mehr
einen französischen Vasallen, daher einen gemeinen politischen Feind, als das
Haupt der Kirche oder den allgemeinen Obcrhirtcn der Christen. Auch
vermochte der Papst jezt nicht mehr stätcn Ganges nach seinem Ziele zu
streben. Das französische Interesse, welchem er diente, verwirrte den
Hauptplan, und theilte oder fesselte die Kraft.
Sicbenzig Jahre blieb der päpstliche Stuhl in Avignon. Große Ver-
ringerung seines Ansehens, sowohl ö.n unmittelbaren Gebiete durch die Frci-
heitslust der sich Selbst überlassenen Römer, als in der gcsammtcn Christen-
heit durch die sortgcseztc Wirkung der eben bemerkten Verhältnisse, war die
Folge davon. In diese Zeit fällt der lang dauernde, an Aergernissen reiche,
dem Papste vielfältig nachthcilige Streit wider den Kaiser Ludwig den
Baler*) und der damit verbundene, nicht minder schlimme Streit wider die
Fr anziskaner-Mönche.
Dieselben, chcvor dem päpstlichen Stuhle ergeben und durch dessen Gnade
emporgekommen, entzweiten sich mit demselben über die Lehre von der wahren
evangelischen Armuth (dogma de expropriatione Christi et apostolorum),
*) S. hievon oben die teutsche Geschichte,
v. Notteck, allgcin. Geschichte. Vi.
14
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Extrahierte Personennamen: Clemens_V. Bonifaz Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Frankreichs Avignon Christi
Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. 3i
betrachten, welches sie an und für sich und nach ihren welthistorischen Folgen
anspricht *)
In dem Mittelpunkt der hohen Alpen, wo die Grenzmarken der ger-
manischen und gallischen Länder gegen Italien sind, wo die Quellen der
mächtigsten Flüsse Europa's springen, und in unzugänglichen Fclsenthälcrn
grüne Triften mit Todcsgesildcn zusammenstoßen, wo seit Jahrtausenden über
starre Eismeere die schweigenden Firne blicken, und tausend Wunder der Na-
tur das Gemüth mit hohen Schauern füllen: da erwählte sich die vor den
Gewaltigen des Erdtheils flüchtende Freiheit eine verborgene Zufluchtstätte.
Der wichtigste Punkt von Europa, die unbezwingliche Naturfcste, von welcher
aus, wenn ein Herrscher Italiens, Tcutschlands oder Frankreichs
sie als eigen besessen hätte, leicht alle Völker umher wären geschreckt und ge-
fesselt worden, die Kernmasse des Alpcngcbirges sollte frei, selbstständig und
die schirmende Scheidungslinie seyn zwischen den Hauptnationcn und große«
Mächten Europa's.
Von solchem Standpunkte erscheint die Stiftung des Schwcizerbundes
als eine von dem Schuzgeiste unseres Wclttheils freundlich von langer Hand
vorbereitete und in der gehörigen Zeit durch begünstigende Einwirkung zur
Reife gebrachte Schirmanstalt der allgemeinen Freiheit; wobei dann der un-
mittelbare Anlaß der Stiftung — ob Hut und Apfel, oder ob die streitige
Königswahl — weniger merkwürdig, auch die schweizerische Freiheit nicht wie
streng eigenes Bcsizthum der Eidgenossen, noch wie die Wirkung eines per-
sönlichen Verdrusses, sondern mehr als Geschenk der Natur oder Wohlthat
des Schicksales und als gemein-europäisches Gut sich darstellt.
Die Helvetier, welche den größeren Theil der heutigen Schweiz be-
wohnten, wurden zu den gallischen Nationen gerechnet. In den späteren
Vvlkerströmungen geschah hier ein Zusammenstoß derjenigen germanischen
Stämme, welche die benachbarten Länder eingenommen. Die Alemannen
*) S. die Gesch. der schweizerischen Eidgenossenschaft von Joh. v. Muller,
cin Buch, welches, so west es rcicht, allé andcre cntbehrlich macht; Lessen Fortscznngen voir
Gluz-Blozheiin und von I. I. Hot linger, nnl Lie thcils Anszug, thcils Fortsezung
enthaltende History of the helvetic confederacy von Planta. Ucbcr Len Ursprung Les
Bunves Hat Les Pfarrer« Uriel Freud enb erger Schrift: Guillaume Tell, fable Da-
noise 1760, verschielene mcrkwürdige Geg'nschriften von Balthasar, Zurlauben und
Haller veranlaht.
3'
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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36
Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen.
von Norden, die Burgunder von Westen, die Langobarden — oder
früher die Ostgothen, ja schon in grauer Vorzeit die Etrusker (s. B. I.
S. 183) — von Süden her in die Thäler dringend, begegneten sich im
Innersten des Landes, wo sie theils — wie meist die italischen gegen die
alemannischen Stämme — nach der Wasserscheidung der Gebirge natürlich
sich begrenzten, theils —wie die Alemannen und Burgunder unter sich
— mehr willkürliche oder durch Zufall bestimmte Marken sezlen. Auch auö
dem fernen Norden sollen, bei verschiedenen Anlässen, mehrere germanische
Schwärme in die stillen Thäler gezogen seyn. Die Stämme aller drei Zun-
gen wurden zwar vereinigt unter dem Scepter der großen fränkischen
Monarchie und, nach deren Zersplitterung, zum zweiten Male unter der
Hoheit des auch über Italien und Burgund gebietenden teutschen Rei-
ches: aber hier inehr, als sonst irgendwo, weil begünstigt durch die Natur
des vielgcthciltcn Landes und durch die Verschiedenheit der Stämme und Zun-
gen, trat, im Gefolge der Lehensverfassung und des Faustrechtes, nach
dem herrschenden Zeitgeiste eine bunte Zerstücklung in vielgestaltige geistliche
und weltliche Herrschaften, Stadtgemeinden, mittelbare und unmittelbare Ho-
heitsbezirke u. s. w. ein, und entstand die mannigfaltigste Mischung von
Reichs- und Provinzverhältnisscn, nach Gebieten, Rechten, Ansprüchen
und Freiheiten der Gemeinden, Familien, Landschaften, Aebte, Bischöfe und
königlichen Statthalter. Jede Hauptumwälzung — wie, da die bürgnn-
dischc Hoheit an den König der Teutschen kam —, jeder Wechsel der
Reichs st atthalterschaft oder überhaupt der vorherrschenden Macht nach
Familien und Bezirken — worunter die zähringische, die savoyische,
die Habsbur gische Zeit sich auszeichnen —, auch die Schicksale einzelner
größerer Herrenhäuser, Erbthcilungen und Vereinigungen u. s. w. ließen
dauernde Spuren in den inneren oder äußeren Verhältnissen zurück; Hclveticn
ward viclgctheiltcr und vielhcrrischer als jedes andere Reichsland. So besaßen
die Bischöfe von Lausanna und Gens und Basel, der Abt von St.
Gallen und mehrere andere Aebte, dann die Grafen und Herren von Neu-
burg. Greyerz, Vaz, Sargans, Toggcnburg, Rappcrschwyl,
Baden, Lenzburg, Kyburg und vor allen mächtig, nachdem sie das
Erbe der Leztcrcn mit altcigenem großen Gute vereint hatten, die Grafen
von Habsburg, neben und unter einander viel untcrthäntges oder dienft-
und zinspflichtiges Land; und es blühten zwischen ihren Gebieten freudig und
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143
Von den südöstlichen Reichen rc.
Sohn Suleiman's gewesen, eines turkomanischen Häuptlings, welcher,
von den Mongolen gedrängt, mit 30,000 Menschen vom Oxus durch
Mittel-Asien nach Syrien gezogen und in der Gegend von Haleb seinen
Tod gefunden; oder ob unter den eilf Emiren der Ghozz (Uzen, Koma-
neu), welche vor dem Schwerte der Mongolen aus Chowaresm entflohen
und hierauf Dienste bei den Seldschuken nahmen, Einer Ertogrul geheißen
und den Osman gezeugt habe, oder ob endlich — wie die Türken Selbst
behaupten — die Horde, welcher Osman gebot, eine mongolische ge-
wesen, lasten wir billig dahin gestellt, da cs nimmer auszumitteln und im
Grunde auch von geringer Bedeutung ist. Uns genügt zu wissen, daß, nach
dem Umstürze des Thrones von Je onium oder der seldschukischen Herrschaft,
und nachdem der Hauptstrom der mongolischen Ueberschwcmmung verlobt
hatte, aus den Gebirgen, wohin sich vereinzelte Kriegsschaaren zurückgezogen,
verschiedene Haufen oder Räuberhorden hervorgingen, welche, die Zerrüttung
bcnüzend, Beute oder Eroberung in dem preisgegebenen Lande suchten, und
daß unter den Häuptern solcher Horden auch Osman der Urheber einer
durch die Folge der Ereignisse weitgcbietcnden Macht war.
Er jedoch oder seine Horde, ob sie einheimisch, ob sie fremd gewesen,
ist nur der Anlaß, nicht der eigentliche Grundstoff der erneuerten tür-
kischen Macht gewesen. Die Trümmer desselben seldschukischen Reiches,
welches zwei Jahrhunderte hindurch wider die byzantinischen Kaiser und
wider die abendländischen Kreuzfahrer furchtbar gestritten hatte, aber dem
mongolischen Sturme erlegen war, bedurften nur einer frischen Belebung,
um abermals furchtbar zu seyn. Diese Wiederbelebung, dieser Anstoß zur
Wiedervereinigung ging von Osman's Horde aus.
8- 9. Ihre Erhebung. Murat I.
Von den Bergen des alten trojanischen Landes stürzte Osman herab
(um 1300) in die Fluren Bithyniens, und entriß dem alternden byzan-
tinischen Reiche einen großen Theil dieser kostbaren Provinz (s. B. V.
S. 166). Prusa ward Residenz. Von nah und fern strömten die Mos-
lems dem Eiferer für den mohammedanischen Glauben zu.
O r ch a n, der Sohn Osman's (1326), sezte die Eroberungen gleich glor-
reich fort. Nicäa, Nikomedien wurden gewonnen, viele Länder Klein-
Asiens unter seinen Scepter vereint. Das griechische Reich, durch Bürger-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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162
Fünftes Kap.
Asien.
daß (zumal da, einige kleine Nuancirungen abgerechnet, hier Alles mit „ist"
so gut als mit „war" mag bezeichnet werden) wir sic der Geschichte der neuen
Zeiten vorbehalten, etwa der endlichen allgemeinen Uebersicht des heutigen
Zustandes der Welt. Möchte — wenn uns die Muse und Kraft zur Vollendung
dieses Werkes bcschieden ist — uns auch vergönnt seyn, alsdann, zur er-
freulichen Entgegeusezung, neben dem Bilde der chinesischen Sklaverei ein
desto tröstlicheres von wahrhaft freien europäischen Verfassungen anst
zustellen! !
§. 8. Mongolische Dynastie.
Also bleibt ittfb für jezt blos der Ucberblick der politijcheu Geschichte
übrig. Aber sollen wir unseren Lesern die vom Ende des vierten Jahr-
hunderts (als bis wohin unsere Erzählung B. Iii. S. 94 reicht) theils im
Süden, theils im Norden Siua's, theils über das ganze Reich herrschenden
Dynastien (als der Song, Tßi, Leang, Hehn-leang, T sch in in
Süden, der drei Linien der Tataren Go ei, der Kao, Hehn -T seh eh u
in Norden, der Sui, Tang, Hehn, Leang, Hehn-Tang, Hehu-
Tsin, Hehu-han, Hehu-Tschehu, Song, welche meist über das ganze
Reich herrschten oder doch die Herrschaft ansprachen, auch der Tataren
Leaotong und N int sch e, welche als Eroberer oder Schuzherren in Nord-
Sina mächtig wurden) umständlich vorführen? — Sie begehren dessen nicht
und begnügen sieh mit der Erinnerung, daß sowohl die Niutsche, die
Herren Nord-Sina's, als die Song, welche im Süden thronten, durch
die Mongolen (s. B. V. S. t88 ff.) gestürzt wurden, und daß Kublai-
Chan, Dschengis Enkel, die Herrschaft des ganzen Reiches nach dem
blutigsten Kriege errang (1279).
Die europäischen Barbaren, welche einst das römische Kaiser-
tb um umstürzten, hatten auch dessen Einrichtungen und Gesczc, Sitten,
Wissenschaften und Künste unter denselben Trümmern begraben: der Ucberrcst
der Römer und Provinzialen, nach einigem Widerstreben, nahm Selbst die
Barbarei der Ncbcrwinder an, und es mußte die nachmals wicdtrcrwachende
Kultur ans ganz neuen Keimen sich entwickeln. Die mongolischen Eroberer
dagegen beguemten sieh zur Sitte ihrer Besiegten; alle öffentlichen und Privat-
verhältuisse, gleich nach vertobtem Sturme, stellten sich wieder her. Es schien
ein bloter Dynastienwechsel vorgegangen, und der große Chan, auf dem
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Hehn Hehn Sina Dschengis
Extrahierte Ortsnamen: Asien Hehn-Tang Hehu-Tschehu
Sina.
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Throne der chinesischen Kaiser sizcnd, beobachtete Selbst und schärfte ein die
Regicrungsgrundsäze seiner Vorfahren. Man hat die Ursache dieser merkwür-
digen Verschiedenheit darin gesunden, daß die Fluten der abendländischen
Völkerwanderung eine vergleichungsweise größere Menge von Barbaren
über die römischen Länder ergossen, als Mongolen nach China zogen, und
daß in den langdauernden wilden Kriegen und schrecklichen Katastrophen,
womit die Eroberung der römischen Länder verbunden war, die Zahl der
Eingeborenen allda weit größere Verminderung erlitten, als jene der Chi-
nesen durch den mongolischen Krieg. Millionen der lezten zwar waren gefallen
in Schlachten und Niedernrezelungen; aber unzählbar blieb noch immer die
Bolsmenge des- ungeheueren, menschcncrfüllten Reiches: daher die Sieger ent-
weder in einem fortwährenden Vertilgungskricg ihre Kraft erschöpften, und
ihre Eroberung für Sie selber wcrthlos machen, oder mit den Eingeborenen
durch Duldung, ja durch Nachahmung der Landessittcu sich befreunden muß-
ten. Wir möchten hinzusezcn, daß die germanischen Völker, im Gefühle
ihrer edleren Kraft, in stolzer Zufriedenheit mit ihren der Freiheit gün-
stigen Sitten und Verhältnissen, mit Recht verschmähen konnten, den
schwachen, verächtlichen Römlingen gleich zu werden, und ihre rauhe Nn-
gcbundenhcit gegen weichliche Knechtschaft zu vertauschen; während die Mon-
golen schon in der Wüste die Sklaven ihres Chans waren, und weder
moralische Kraft, noch Einsicht genug hatten, um gegen die Lockungen ent-
nervender Genüsse und glänzender Untcrthänigkeit sich zu verwahren. Die
Hartnäckigkeit, womit überhaupt die asiatischen Völker an ihren alten
Einseznngen hängen, ist bei den Chinesen in vorzüglichem Grade vorhanden
und erschwerte die Umstaltung ihrer Verhältnisse. Auch war die Einheit
der Eroberung von mächtigem Einflüsse. Die unterworfenen Chinesen blieben
auch nach Veränderung der Herrschaft eine große Nation, ihre alten Ge-
wohnheiten, Neigungen und Begriffe, als tief gewurzelt in ihrer Nationalität,
dauerten mit derselben fort; und die erobernde Nation war auch nur eine,
und hing in ihren Bestimmungen von dem Willen eines Einzigen ab; wogegen
die germanischen Eroberer des römischen Reiches viele selbstständige Völker
bildeten, und den unter sic vertheilten Schaarcn der römischen Provinzialen
und ihrer Zersplitterung weder die Kraft, noch der Gedanke zu Erhaltung
einer Nationalität blieb.
Aber die mongolische Dynastie (bei den sincsischcn Schriftstellern
H'
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]