232 Englische Geschichte. Jakob Ii. und Wilhelm I.
beabsichtigte Toleranzedikt, beziehungsweise Aufhebung der Testakte und hatte einen Verbündeten an dem Prinzen Wilhelm von Oranien, welcher seinem Schwiegervater die Erklärung zuschickte, daß weder er noch seine Gemahlin in die Aufhebung der Testakte und der Strafgesetze willigen werde. Dennoch fuhr der König auf seinem Wege fort: er stellte immer mehr Katholiken an, nahm seinen Beichtvater, den Jesuiten Pater Petre, in den Geheimenrath auf, ließ einen päpstlichen Nuntius öffentlich auftreten, mehrere katholische Kirchen in London einrichten, sogar die Jesuiten eine Schule dort eröffnen, und erklärte, die Krone habe das Recht der Dispensation von dem Gesetz. Damit war das Parlament uunöthig, die Gesetzgebung ganz in der Hand des Königs.
So lange man hoffen durfte, daß der Stuartsche Stamm mit Jakob, der keine männlichen Nachkommen hatte, aussterbe, fügte man sich mit einiger Geduld in diese verhaßte Regierung. Als aber durch die Geburt eines Prin-Juni 1688. zen diese Hoffnung vereitelt, die Nachfolge der beiden protestantischen Töchter Jakobs, Marias (Oraniens Gemahlin) und Annas (Gemahlin eines dänischen Prinzen) in weite Ferne gerückt war, richteten sich alle Blicke nach dem Haag, der Residenz des Oraniers, und man erklärte sogar den neugeborenen Prinzen für ein unterschobenes Kind. Wilhelm von Oranien war bereit, der Einladung der bedeutendsten Männer Englands zu folgen, und landete mit der 5. Nov. holländischen Kriegsmacht in England. An dem Hauptmast seines Schiffes waren die englischen Farben angebracht mit der Inschrift: „die protestantische Religion und die Freiheit von England." Umsonst berief nun Jakob ein Parlament und versprach Amnestie und Aufhebung attet' verfassungswidrigen Maßregeln ; ein Theil des Heeres gieng zu Wilhelm über, und Jakob, von allen 23.-Dec. verlassen, mußte mit seiner Familie nach Frankreich fliehen, wo er in St. Germain von einem Jahresgehalt Ludwigs lebte.
Sofort erklärten die Vertreter des englischen Volks den Thron für erledigt und den Prinzen und die Prinzessin von Oranien für den König und die Königin von England, sicherten die Rechte des Volks durch ein besonderes Gesetz und bestimmten, daß das Thronfolgerecht schon durch die Verheiratung mit einem Papisten verloren gehe. Schottland schloß sich an, Irland, wo Jakob Ii. selbst, von Frankreich unterstützt, auftrat, wurde durch Waffengewalt, besonders 1690. durch die blutige Schlacht am Flusse Boyne zur Unterwerfung gezwungen. So war durch diese neue Revolution die englische Freiheit gerettet und neu begründet, Wohlstand und Macht stiegen rasch empor, und aus einem Bundesgenossen und Vasallen Ludwigs wurde England durch Wilhelms Klugheit und Festigkeit sein gefährlichster Gegner.
Als Wilhelm kinderlos starb, folgte ihm Jakobs Ii. jüngere Tochter 1701-1714. Anna, welche ihren Gemahl Georg nicht an der Regierung theilnehmen ließ. 1707.Unter ihr wurden die Parlamente von England und Schottland zu einem vereinigt und damit die vollständige Vereinigung beider Länder ausgedrückt. Ihr Gatte und ihre Kinder starben alle vor ihr, und so folgte ihr Kurfürst Georg von Hannover, ein Nachkomme der alten Welfen. Zweimal versuchten die Stuarts, unter Georg I. und Georg Ii., mit Hilfe einiger Unzufriedenen sich des englischen Thrones zu bemächtigen. Aber sowohl Jakob Stuart als sein Sohn Karl Eduard scheiterte an der Abneigung des Volkes gegen die Stuarts. Letzterer landete mit französischer Hilfe in Schottland, fand dort großen Anhang, fiel in England ein, wurde aber in der Schlacht bei Cullo-1746. den geschlagen und nur mit Mühe gerettet. Seine Anhänger wurden hart bestraft. Die Zeit der Stuarts war vorüber.
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Extrahierte Ortsnamen: London Marias Englands England England Frankreich England Schottland Irland Frankreich England England Schottland Schottland England
94 Seeräuber. Cicero und Catilina.
80. auf einer Reise nach Rhodus von ihnen gefangen wurde. Zwar führte Ser-75. vilius den Krieg in Cilicien und Jsaurien nicht ohne Erfolg; aber Marcus Antonius, welcher Kreta unterwerfen sollte, wurde geschlagen, und Quintus Metellus (Creticus) konnte erst nach dreijährigem Kampfe diese Insel unteres. werfen und zur römischen Provinz machen. Man wollte aber die Sache rasch und gänzlich ausrotten, und darum erhielt P ompejus durch den Gesetzesvorschlag des Tribunen Gabinius (lex Gabinia) unumschränkten Oberbefehl 67. auf 3 Jahre über alle Meere und Küsten. Jener stellte eine im großen Stile angeordnete Treibjagd gegen die Seeräuber an, trieb sie mit seinen 24 Unterfeldherren, von der Meerenge bei Gibraltar anfangend, aus allen Theilen des mittelländischen Meeres in den östlichen Winkel desselben zusammen, schlug sie in einer Seeschlacht am Vorgebirge Coracesium, eroberte ihre Festungen, siedelte 20,000 Gefangene in verschiedenen Städten Asiens und des Peloponnes an, viele in der Stadt Soli in Cilicien, welche den Namen Pompejopolis erhielt, und konnte sagen, daß er in 89 Tagen den ganzen Krieg beendigt habe. Seine Belohnung dafür war, wie wir gesehen haben, der Oberbefehl im mithridatifchen Kriege.
§. 74.
63. Cicero und Catilina.
Zu jener Zeit lebte ein Mann, der, wenn auch nicht durch kriegerische Eigenschaften, so doch durch Reinheit der Gesinnung, durch seine Beredsamkeit und seine Kenntnisse in der Philosophie sich einen großen Namen verschafft und aus gewöhnlichen Verhältnissen zur höchsten Stelle im Staate sich emporgeschwungen hatte. Dies war Marcus Tullius Cicero, aus Arpinum gebürtig, ein Mann, der sich durch seine Schriften auch um die Nachwelt sehr verdient gemacht hat. Ganz anderer Art war Lucius Sergius Catilina aus altem patricischen Geschlechte, ein lasterhafter Mensch voll von Schulden, welcher nur bei einem allgemeinen Umsturz etwas gewinnen konnte. Solche Leute gab es in Rom noch viele, und es wurde ihm daher nicht schwer, sich zum Haupte einer Verschwörung zu machen, die zum Zweck hatte, die Konsuln zu ermorden, Rom in Brand zu stecken, die Verfassung umzustürzen, die Sullanischen Greuel zu erneuern und Catilina und seine Genossen an die Spitze des Staates zu stellen. Selbst Männer wie Cäsar und Crassus wußten darum und zeigten sich dem Plane nicht ungünstig, wohl um bei einem Umsturz für sich selbst Vortheile zu erringen. Doch gelang es ihm, der es bereits bis zur Prätur und zur Statthalterschaft in der Provinz Afrika gebracht hatte, nicht, in den Jahren 65 und 64 das Konsulat zu erlangen. Als er auch im Jahre 63 mit seiner Bewerbung durchfiel, und Cicero neben Cajus Antonius gewählt wurde, so richtete sich all sein Haß gegen Cicero, und er suchte denselben aus dem Wege zu räumen. Aber dieser, der durch eine Frau, Namens Fulvia, und ihren Liebhaber Curius, einen Mitverschworenen, die Plane Catilinas erfuhr, zwang ihn, nachdem er auch bei der Konsulswahl für das Jahr 62 durchgefallen und ein Versuch, Cicero zu ermorden, mißlungen 63.war, durch seine erste katilinarische Rede, Rom zu verlassen und in das Lager des Manlius zu gehen, der in Etrurien ein Heer für ihn angeworben hatte. Als hierauf die damals zufällig in Rom anwesenden Gesandten der Allobroger, welche gleichfalls in die Verschwörung eingeweiht waren und bei ihrer Abreise wichtige Papiere mitnahmen, im Einverständniß mit dem Konsul sich verhaften ließen, und dadurch die weiteren Plane Catilinas und
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Extrahierte Personennamen: Catilina Marcus_Antonius Antonius Quintus_Metellus Catilina Marcus_Tullius_Cicero Lucius_Sergius_Catilina Catilina Cäsar Cajus_Antonius Antonius Cicero Namens_Fulvia Catilinas
Extrahierte Ortsnamen: Gabinia Coracesium Asiens Rom Rom Provinz_Afrika Rom Etrurien Rom
270 Albrecht I. und die Schweizer.
Mainz, selbst gegen ihn auf, da er ihm nicht alle bei seiner Königswahl eingegangenen Verbindlichkeiten hielt. Jener brachte, im Bunde mit Albrecht von Östreich, Kaiser Rudolfs Sohn, der schon längst nach der Krone strebte, die Kurfürsten von Sachsen, Brandenburg und Böhmen dahin, daß
1298. sie Adolf entsetzten und Herzog Albrecht zum König wählten. Albrecht zog mit einem überlegenen Heere an den Rhein, traf seinen Gegner bei Göllheim unweit Worms, und Adolf verlor hier Schlacht und Leben.
1298-1308. König Albrecht I. brachte durch die rasche Bezwingung der rheinischen Kurfürsten (Pfalz, Mainz, Köln und Trier), welche verschiedene Güter und Rechte, besonders die Rheinzölle, sich angemaßt hatten, die kaiserliche Macht
1302. wieder zu Ansehen. Doch gelangen ihm seine anderen Plane, die auf Ländererwerbung gerichtet waren, nicht. Er wollte für feinen Sohn Rudolf das
1299. ar ela tische Königreich (Burgund) wieder errichten und die Krone von Böhmen
1306. ihm zuwenden; aber gegen das erste wehrten sich die Fürsten, und Böhmen bekam
1307.zwar Rudolf, derselbe starb aber schon im folgenden Jahre. Als Albrecht Holland nebst Seeland und Friesland als eröffnete Reichslehen einziehen wollte, mußte er gleichfalls davon abstehen und den Grafen von Hennegau damit belehnen, und als er vollends, um Adolfs Kaufvertrag auszuführen, Friedrich und Diezmann Thüringen entreißen wollte, wurde fein Heer von
1307. ihnen bei Luckau unweit Altenburg geschlagen.
Am berühmtesten ist sein Streit mit den 3 Waldstätten: Schwyz, Uri
1218.und Unterwalden. Helvetim kam nämlich, nach dem Erlöschen des Hauses
I097.der Herzoge von Zähringen, welchen Heinrich Iv. das Land verliehen hatte, unter das Reich und wurde von verschiedenen geistlichen und weltlichen Herren verwaltet, unter welchen im Süden der Gras von Savoyen, im Norden der Graf von Habsburg die mächtigsten waren. Die habsbur-gif chen Landgrafen im Aargau gewannen in den Waldstätten nach und nach einen großen Theil des Grund und Bodens, so daß es nur noch wenige freie Grundeigenthümer dort gab, und schickten Landvögte dahin, um die Gerichts-
1240.barteit auszuüben. Aber Kaiser Friedrich Ii. hatte die Waldstätte von der Landgraffchaft abgelöst und zu Reichsvogteien erhoben, so daß sie unter keinem Fürsten, sondern, wie die Fürsten und Reichsstädte, unmittelbar unter dem Kaiser stehen sollten, reichsunmittelbar waren. Adolf von Nassau bestätigte ihnen ihre Reichsfreiheit, was Albrecht unterließ, da er die Vogtei wieder an fein Haus zu bringen suchte. Der Sage nach ernannte er Landvögte, in Schwyz und Uri den Geßler von Brun eck, in Unterwalden den Beringer von Landenberg. Gegen dieses Verfahren und gegen die Bedrückungen der Vögte erhob sich das Freiheitsgefühl der Bergbewohner.
. Werner Stauffacher, Walter Fürst und Arnold von Melchthal
1307. schloßen mit 30 anderen Männern im Namen von Schwyz, Uri und Unterwalden den Freiheitsbund auf dem Rütli; Wilhelm Tell, einer der Verschworenen, erschoß, nach seinem verhängnißvollen Apfelschuß in Altdorf und seiner stürmischen Fahrt auf dem Vierwaldstätter See, den Landvogt Geßler in der „hohlen Gaffe" bei Küßnacht, Landenberg wurde verjagt, die Burgen gebrochen
1308. und in Brunnen der Bund der Eidgenossen erneuert. Dies soll der Anfang zu der jetzt aus 22 Kantonen bestehenden Schweizerrepublik gewesen sein.
Als Albrecht sich in der nördlichen Schweiz befand, um neue Streitkräfte gegen Böhmen und Thüringen aufzubieten, ereilte ihn der Tod. Von Baden aus (in der Schweiz) ritt er seiner Gemahlin entgegen und setzte bei Windisch über die Reuß. Dort fiel der Sohn seines Bruders Rudolf, Johann
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Extrahierte Personennamen: Albrecht I. Albrecht I. Albrecht_von_Östreich Albrecht Rudolfs Rudolfs Adolf Albrecht Albrecht Albrecht Adolf Adolf Albrecht_I. Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Albrecht_Holland Albrecht Adolfs Adolfs Friedrich Friedrich Heinrich_Iv Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Adolf_von_Nassau Adolf Albrecht Albrecht Werner_Stauffacher Walter_Fürst Arnold_von_Melchthal Wilhelm Geßler Albrecht Albrecht Windisch Rudolf Rudolf
Konsularregierung. Marengo. Hohenlinden. Friede zu Lüneville. 255
kere türkische Heer unter Mustapha bei Abukir, schiffte sich, auf die Nachricht 25. Juü. von den Unfällen der Franzosen in Italien, in Alexandria mit etwa 500 Be- 23. Aug. gleitern auf zwei Fregatten ein, entkam glücklich den englischen Schiffen und landete infrejüs. Der von ihm zurückgelassene Oberfeldherr, Kleber, schlug9. Okt. 1799. die Türken bei Heliopolis, eroberte wieder das von den Mamelucken besetzte2o.märz 1800. Kairo, wurde aber von einem Muhamedaner ermordet. Sein Nachfolger, 14. Juni. Menou, konnte sich gegen die Engländer nicht lange halten, mußte kapituliren, und der Rest des Heeres wurde auf englischen Schiffen nach Frankreich gebracht. Sept. 1801.
Napoleon war bereits am 16. Oktober 1799 in Paris. Da das Direktorium und die beiden Räthe die Achtung des Landes verloren hatten, so faßte Napoleon den Plan, diese Regierung zu stürzen und sich selbst an die Spitze zu stellen. Gestützt aus die Truppen zu Paris zwang tr die fünf Di-9. u. 10. Nov. rektoren zur Abdankung und ließ die Räthe durch Grenadiere auseinandertreiben. 1799.
Eine Konsularregierung mit neuer Verfassung wurde eingeführt. An der 1799-1804. Spitze der Regierung standen drei auf zehn Jahre gewählte Konsuln. Von diesen war der erste Konsul, Napoleon, faktisch Regent: er hatte über Krieg und Frieden allein zu entscheiden und alle Stellen zu besetzen; die beiden andern Konsuln, Cambaceres und Lebrün, bildeten nur eine berathende Behörde. Ihnen zur Seite standen der aus 80 Mitgliedern bestehende Senat, das aus 100 Mitgliedern bestehende Tribunal und der gesetzgebende Körper mit 300 Mitgliedern.
Am 19. Februar 1800 zog der erste Konsul in die Tuilerien ein, und wenn er Frankreich auch den Schein einer Republik ließ, so war es doch in Wahrheit eine vollständige Militärmonarchie. Napoleon machte in eigenhändigen Schreiben dem Könige von England und dem Kaiser Franz Friedensanerbietungen. Da aber diese die Wiedereinsetzung der Bourbonen und die alten Grenzen verlangten, so brach der Krieg aufs neue ans. Napoleon zog über den großen St. Bernhard und traf in Piemont ein, als eben das Mai 1800. von den Östreichern belagerte Genua, nachdem über 15,000 Menschen durch Hungersnoth umgekommen waren, von Massena an die 0streichet übergeben 4. Juni. war, und diese dadurch Herren von ganz Oberitalien waren. Am 9. Juni wurden die Östreicher bei Montebeuo geschlagen, und am 14. Juni fand die merkwürdige Schlacht bei Marengo statt, welche die Östreicher unter Melas zuerst gewannen, dann aber, als Desaix mit 6000 Mann frischen Truppen aus dem Schlachtfelde erschien, wieder gänzlich verloren. Desaix fiel; ganz Oberitalien kam wieder in die Hände der Franzosen.
Zu gleicher Zeit war ein anderes französisches Heer unter Moreau über den Rhein vorgedrungen, schlug die Östreicher unter General Kray 2. u. 5. Mai. bei Stockach, Mö skirch und Höchst übt, zwang sie zu dem Waffenstill-19. Juni. stand von Parsdorf, brang, da Östreich ohne England keinen Frieden 15.Juli. machen wollte, weiter vor und schlug die Östreicher unter Erzherzog Johann bei Hohenlinden. Da nun zwei Heere auf dem Marsche nach Wien wa-3.Dez. rat, so schloß Kaiser Franz den Frieden zu Lüneville, worin er in die9. Febr. 1801. Abtretung des linken Rheinufers an die Franzosen und in die Entschädigung der dadurch benachteiligten deutschen Fürsten durch Einziehung von Kirchengütern und Aufhebung von Reichsstädten einwilligen mußte. Auch wurde bestimmt, daß der Großherzog von Toskana Salzburg, der Herzog von Modena Breisgau, der Erbstatthalter von Holland Fulda erhalten, Toskana zu einem Königreiche Etrurien unter dem spanischen Herzoge von Parma und die cisalpinische Republik zur italie-
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Extrahierte Personennamen: Marengo Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Franz_Friedensanerbietungen Franz Napoleon Bernhard Massena Marengo Desaix Desaix Kray Johann Franz Franz Modena_Breisgau
Extrahierte Ortsnamen: Italien Alexandria Heliopolis Kairo Frankreich Paris Paris Cambaceres Frankreich England Genua Oberitalien Oberitalien Rhein Stockach England Wien Toskana_Salzburg Holland_Fulda Toskana Etrurien Parma
96
keine Spur von Than finden, obschon es ringsum stark gethaut
hat. Wie kommt das? Für die Vegetation, namentlich in
regenarmen Gegenden und Zeiten, ist der Thau sehr wichtig, da
er den Pflanzen Feuchtigkeit bringt. Die Temperatur, bei welcher
das überflüssige Wasser sich verdichtet und ausscheidet, ist der
Siittigungs- oder Thaupunkt (siehe p. 94).
Wird die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft abgekühlt, so kann
der Wasserdampf, der sonst durchsichtig ist wie die Lust, als solcher
nicht mehr bestehen; er scheidet sich aus derselben aus und bildet
kleine Bläschen, welche die Luft mehr und mehr undurchsichtig
machen, wenn sie in größern Massen angehäuft sind. Diese
Wasserbläschen schweben in der Luft trotz ihrer größern specifischen
Schwere, weil sie im Vergleich zu ihrer Oberfläche eine geringe
Masse haben. Diese mehr oder minder dichte, die Luft trübende
Anhäufung von Wasserbläschen in der Atmosphäre heißt Nebel.
Er tritt besonders häufig in dem vom Golfstrom beeinflußten
Großbritannien und Newsoundland auf. Daß über Flüssen, Seen
und feuchten Auen sich häufig Nebel bilden, kommt daher, daß
die mit Feuchtigkeit gesättigte warme Luft sich mit Luftschichten
mischt, welche durch Berührung mit dem kälteren Wasser oder
Boden schon eine niedrigere Temperatur angenommen haben und
die Verdichtung des Wasserdampfes bewirken. In den großen
Sandwüsten der alten Welt, wo Regen und Thau mangeln,
kommen auch keine Nebel vor.
Was der Nebel über der Erdoberfläche ist, das sind die
Wolken in der Höhe. Ersteigt man einen Berg, so kann man
in einen Nebel gelangen, der, vom Fuße des Berges aus gesehen,
als Wolke erscheint. Wegen ihrer großen Leichtigkeit können die
kleinen Wasserbläschen, welche die Wolken bilden, nur langsam
niedersinken; auch werden sie oft am Niedersinken durch einen auf-
steigenden Luftstrom gehindert, weshalb sie in der Luft schweben
und von ihr fortgetragen werden. Als Segler der Lüfte eilen die
Wolken bald mehr, bald weniger. Howard unterschied 3 Haupt-
arteu von Wolken: Federwolke oder eirrus, Haufenwolke oder
cumulus und Schichtwolke oder stratug, und vier Uebergangs-
formen: die fedrige Haufenwolke, cirro-cumulus, auch Schäfchen
genannt, die fedrige Schichtwolke, cirro-stratus, die streifige
Haufenwolke, cumulo-stratus, und die Regenwolke, nimbus. Die
Federwolke besteht ans sehr zarten, bald mehr streifigen, bald
mehr locken- oder federartigen Massen, welche in Höhen von
6500 m schweben und wahrscheinlich ans kleinen Schneeflöckchen
oder Eisnadeln bestehen. Sie erscheinen nach schönem Wetter
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166
Die dunkle Scheibe, Fig. 30, ist die verfinsterte Sonne, die
Strahlenhülle ist die Corona, und die dunklern Hervorragungen
in derselben sind die Protuberanzen. Die Corona ist ein heller
weißer Streifen um die dunkle Mondscheibe in der Höhe von
Flg 30.
///,
38000 Meilen, welcher wahrscheinlich durch das vom Sonnen-
körper ausgehende Licht, das durch die Sonnenatmosphäre zurück-
geworfen wird, entsteht. Jedenfalls findet nun ein Verbrennungs-
Prozeß statt, infolge dessen sich Schlackenmassen bilden, über welchen
sich in der Aeqnatorialzone die Sonnenatmosphäre etwas abkühlt.
Durch diese Abkühlung nähern sich alle Stoffe, welche nach den
schwarzen Linien des Sonnenspectrums in der Sonnenatniosphäre
in einem gasartigen Zustande vorhanden sind, dem Uebergangs-
stadium der Dünste und Wolken (Hos der Flecke, penumbra);
diese senken sich herab und werden von oben durch neue ersetzt.
Die Schlackenfelder haben in der Mitte ein dunkleres Aussehen,
weil dort die Verdichtung am größten ist. Um das Schlacken-
feld herum sendet der Sonnenkörper noch seine ganze Gluth nach
oben hin, deshalb müssen die über und um dasselbe im Dunst-
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Zweiter Theil.
Mathematische Geographie.
Allgemeines.
Die mathematische Geographie betrachtet die Erde als eine
mathematische Größe und belehrt uns über ihre Gestalt und Größe,
sowie über die Art und Gesetze ihrer Bewegung. Dabei kommt
ihr Verhältniß zu andern Sternen in Betracht; sie berührt sich
in vielen Punkten mit der Astronomie, weshalb sie auch astrono-
mische Geographie genannt wird. Zunächst giebt sie Aufschluß
über die mathematische Eintheilung der Erd- und Himmelskugel,
weil sie ihr ganzes System auf diese Basis stützt.
Im Freien erblickt man einen mehr oder weniger kreisförmig
begrenzten Theil der Erdoberfläche, der sich auf dem Meere am
meisten dem Kreise nähert, und der um so größer wird, je höher
man steigt. Der Punkt in der Mitte der überschauten Fläche
heißt Standpunkt, die Kreislinie, in welcher sich Himmel
und Erde scheinbar berühren, Horizont oder Gesichtskreis und
dessen Ebene Horizontalebene, welche durch die Wasserwage
oder Libelle bestimmt wird. Der Standpunkt erscheint als Mittel-
Punkt der Himmelskugel wie als Mittelpunkt des Horizontes, der
als ein größter Kugelkreis die Himmelskugel in zwei gleiche Hemi-
sphären, die sichtbare und unsichtbare, theilt. Man unterscheidet
den natürlichen, scheinbaren und wahren Horizont.
Der kleine Kreis Fig. 1 sei die Erde und der mit ihm concen-
trische die Himmelskugel. Ist nun in a ein Beobachter, der sich ein-
mal um sich selbst dreht, so beschreibt die Gesichtslinie, welche die
Erdoberfläche in n trifft, welcher Punkt mit Ii" der Himmelskugel
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126
§ 1.
Gestalt der Erde. Globus. Karte.
Die Alten hatten eine falsche Vorstellung von der Gestalt
der Erde. Homer betrachtete sie als eine ruhende Scheibe, um-
flössen vom Ocean und überwölbt von dem auf Säulen ruhenden
Himmel, als dessen westlichste Stütze der Atlas galt, Thales als
eine auf dem Wasser schwimmende Scheibe, Anaximander als
einen Cylinder, dessen obere Fläche bewohnt sei; Pythagoras be-
hanptete bereits Die Kugelgestalt, und Aristoteles giebt jetzt noch
geltende Beweise dafür. Die richtige Ansicht brach sich nur all-
mälig Bahn. Noch um 530 behauptete Cosmas Indicopleustes, die
Erde sei eine viereckige Scheibe, überdeckt vom Firmaments und
von einem erhabenen Rande umgeben. Jetzt zweifelt niemand
mehr, daß die Erde kugelförniig ist.
Die wichtigsten Beweise für die Kugelgestalt der Erde sind
aber folgende:
1. Alle Himmelskörper sind kugelförmig, die Erde ist auch
ein Himmelskörper und wird deshalb keine Ausnahme machen.
2. Die Erde ist wiederholt nach verschiedenen Richtungen
umsegelt worden, zuerst von Magelan 1519, dann dreimal von
Cook 1768—1779, und jetzt gehört eine Weltumsegelung nicht
mehr zu den Seltenheiten; man gelangt immer bei fortwährender
Vorwärtsbewegung zum Ausgangspunkt zurück, was nicht der
Fall sein könnte, wenn die Erde nicht kugelförmig wäre.
3. Von sich uns nähernden hohen Gegenständen sehen wir
in der Ebene oder auf dem Meere zuerst die Spitze und allmälig
das Ganze, von sich entfernenden aber erst das Ganze, zuletzt
die Spitze, was nicht der Fall sein könnte, wenn die Erdoberfläche
nicht wie die Oberfläche einer Kugel gekrümmt wäre.
4. Bei Mondfinsternissen wirft die Erde stets einen kreis-
förmigen Schatten auf den Mond, einen immer kreisrunden Schatten
kann nur eine Kugel in jeder Lage werfen, deshalb muß die Erde
kugelförmig sein.
5. Die Sonne geht den Bewohnern im Osten eher auf als
den Bewohnern im Westen; ebenso bemerkt man andere Sterne
am Himmel, wenn man eine Reise von Norden nach Süden
macht und umgekehrt; das könnte nicht der Fall sein, wenn die
Erdoberfläche nicht nach Art der Kugeloberfläche gekrümmt wäre.
6. Der Horizont ist überall kreisförmig; der Halbmesser
desselben in der Ebene beträgt für die gewöhnliche Größe eines
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176
seine ort den Polen bemerkbare überaus starke Abplattung. Seine
Entfernung von der Sonne beträgt 108, von der Erde zur Zeit
der Opposition 82, zur Zeit der Conjunction 133 Mill. Meilen.
Er bewegt sich in 11,856 Iahren um die Sonne und hat vier
Monde: I, Ii, Iii Iv.
5. Saturn P erscheint dem Auge in bläulichem Lichte und
in langsamem Fortrücken; 2v2 Jahr verweilt er in demselben
Zeichen des Thierkreises. Von der Sonne ist er 200, von der
Erde zur Zeit der Opposition 229 und zur Zeit der Conjunction
165 Mill. Meilen entfernt. In 29,420 Iahren bewegt er sich
um die Sonne, in 10 Stunden 29 Minuten und 7 Secunden
um seine Axe. Sein Durchmesser beträgt 15680 Meilen. Auf
seiner Oberfläche zeigt er ähnliche Streifen wie Jupiter, die man
hier auf Stürme in der dichten Atmosphäre oder auf große Fluth-
wellen etwaiger Flüssigkeiten deutet.
Der Saturn ist der lockerste der Planeten; seine Dichtigkeit
ist geringer als die des Wassers. Merkwürdig ist das System
von concentrischen Ringen, welches den Saturn in der Ebene seines
Aequators umgiebt. Steht die Erde in verlängerter Ringebene,
so erscheint der Ring als gerade Linie oder verschwindet ganz,
sonst nur als Ellipse. Der innerste Ring ist sehr dunkel und
rückt der Saturnkugel immer näher, in einem Jahre um c. 16
Meilen; der darauf folgende ist breiter und Heller. Nach einem
Zwischenraum von 350 Meilen folgen noch mehrere schmale Ringe
dicht nach einander. Der Durchmesser des Ringsystems beträgt
38000 Meilen. Außerhalb der Ringe bewegen sich 8 Trabanten
(Mimas, Enceladus, Thetis, Dione, Rhea, Titan, Hyperion und
Iapetus) um den Saturn, von denen 3 leicht zu sehen sind.
6. Uranus 6' von Hörschel 1781 entdeckt, ist dem unbe-
waffneten Auge unsichtbar. Er ist c. 75 mal größer als die Erde,
hat aber nur 14 mal mehr Masse als diese, da er nicht so dicht
ist. Seine Entfernung von der Sonne beträgt 360 Mill. Meilen.
Er wird 400 mal schwächer erleuchtet als die Erde und bewegt
sich um die Sonne in 83 Iahren 271,16 Tagen. Nach Herschel
umkreisen ihn 6 Monde: doch sind zwei davon nicht wieder beobachtet
worden (Ariel, Umbriel, Titania und Oberon). Diese Monde
machen eine merkwürdige Ausnahme von den sonst in unferm
Planetensystem herrschenden Verhältnissen, indem sie sich von Osten
nach Westen um den Uranus bewegen und zwar in Bahnen, welche
fast rechtwinkelig auf der Uranusbahn stehen.
7. Neptun ^ ist etwa so groß als Uranus und ist ein
Stern achter Größe, also dem unbewaffneten Auge unsichtbar.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
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