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1. Die Geologie in der Schule - S. 23

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Die geologischen Beobachtungen auf heimatkundlichen Ausflügen. 23 Das Hauptinteresse beansprucht naturgemäß der Kupferschiefer. Die schwarzen Schieferstücke, die auf der Halde hauptsächlich vorhanden sind, ge- hören ihm an. Man beachtet die schwarze Farbe und den öligen (bitu- minösen) Geruch, die beide auf einen Gehalt von Erdöl (Bitumen) zurück- zuführen sind, von dem Geruch überzeugt man sich am besten, indem man ein recht frisches Stück zerschlägt und unmittelbar danach an die Bruchfläche riecht. In der Alasse läßt sich das Bitumen durch Ausglühen des Schiefers vor dem Lötrohre entfernen. Ferner wird beachtet, daß der Schiefer bei längerem Liegen ausbleicht. Diese Erscheinung ist darauf zurückzuführen, daß das Bitumen an der Luft oxydiert. Die übrigen Bestandteile des Schiefers, Aalk und Ton, lassen sich nach dem Ausglühen des Schiefers in der Klasse Abb. 5. Palaeoniscus Freieslebeni. leicht auf chemischem Zvege nachweisen. In der Lösung läßt sich dann auch der Metallgehalt, Aupfer und Eisen, mit Hilfe von Ammoniak leicht vor Augen führen. An besonders geeigneten Fundstücken läßt sich auf den frischen Bruchstücken ein feiner metallischer Schimmer feststellen, und ge- legentlich, wenn schon recht selten, findet man auch die charakteristischen Erze in Gestalt feiner Adern usw.; nämlich den speisgelben Schwefelkies, den messinggelben Kupferkies, den tombakbraunen, tiefblau angelaufenen Buntkupferkies und den ftahlgrauen Kupferglanz. Viel häufiger findet man die beiden wichtigsten Verwitterungsprodukte, die wasserhaltigen Aar- bonate des Kupfers, in Gestalt feiner Anflüge auf der Schieferfläche, näm- lich den grünen Malachit (Grünspan) und die himmelblaue Kupfer- lasur. Gelegentlich findet man auch Bruchstücke von Fischabdrücken mit rhombischen Schuppen (Palaeoniscus Freieslebeni sabb. 5]), und wer

2. Die Geologie in der Schule - S. 42

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
42 Werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. durch unfern Vrt fließt, in jeder Sekunde ein einziges Zandkörnchen von der Stelle gerückt wird, fo sind es im Laufe eines Lahres weit über 3\ Mil- lionen Sandkörnchen. Und dazu kommt noch, daß jeder Regen, auch der unbedeutendste Regenschauer, diese Kleinarbeit beträchtlich steigert. Also auch ohne die l^ochwassertage befördert der Bach recht ansehnliche Erdmassen talab. 2. Umgekehrt werden die Transportleistur>gen bei Ivetterkatastrophen, wie sie ab und zu einmal vorkommen, sehr weit über die gewöhnliche L)och- wasserwirkung hinaus gesteigert. Dann übertrifft die Leistung an einem einzigen Tage vielleicht die eines Durchschnittsjahres noch ganz erheblich. 3. Auch folgendes kommt in Betracht: Als das Tal noch im Entstehen begriffen war, als es noch als eine schmale Rinne angelegt war, sind sicher auch Unterwaschungen der Uferwände vorgekommen, die ein Nach- stürzen der Erdmassen zur Folge hatten. Auch dadurch wurde natür- lich die Talbildung beschleunigt. Zvenn wir das alles in Betracht ziehen, so kommen wir vielleicht zu dem Schlüsse, daß zu der Zeit, als in Ägypten die ersten Aönige regierten, von denen die Geschichte berichtet, von unserm Tale noch keine Spur vor- Händen war. Und das ist die Leistung eines Bächleins, das wir in den Sommerferien mit einer L)and abdämmen können und das an besonders heißen Tagen ganz versiegt! — Betrachtungen dieser Art dürfen nicht fehlen, wenn wirklich der An- fänger zu der festen Uberzeugung kommen soll, daß auch die kleinsten U)ir- kungen der geologischen Kräfte, dadurch, daß sie ständig wiederholt werden, erhebliche Veränderungen auf der Erdoberfläche hervorrufen können. Aber er muß die Leistungen selbst abschätzen, muß selbst die Mengen der um- gelagerten Gesteine berechnen. Dann reden die Zahlen, die sonst allzuleicht als leerer Schall an seinem (Dhre vorüberklingen, in lauter, deutlicher Sprache zu ihm. Aber wir haben noch ein anderes Hilfsmittel, um dem Schüler die mäch- ligen Wirkungen der geologischen Aräste vor Augen zu führen. Das sind die Berichte von Augenzeugen, die solche Vorgänge in Gegenden gesehen haben, wo sie in gewaltigerem Ulaße auftreten als bei uns. Von Augenzeugen! Das ist sehr wichtig; denn nur von ihnen kann die Forderung vollkommen erfüllt werden, die Vorgänge „so zu beschreiben, daß der Zögling zu sehen glaube". Für manche Vorgänge, wie z. B. für die vulkanischen, sind wir ja in Deutschland völlig auf solche Schilderungen angewiesen. Aber auch für die andern können wir sie nicht entbehren. Sie gehören als notwendige Er- gänzung zu den Beobachtungen in der Heimat hinzu. Diese werden erst durch sie ins rechte Licht gesetzt; denn ohne sie könnten sie dem Zög- linge leicht als unbedeutend erscheinen. Und umgekehrt werden die Schilde- rungen erst auf Grund der Beobachtungen recht verstanden. Denn von der eignen Beobachtung fällt auf die nur gelesene oder gehörte Schilderunq der

3. Die Geologie in der Schule - S. 43

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Werden und Vergehen der heimatlichen Gesteine. 43 Lichtschein der sinnlichen Frische, ohne den sie in den meisten Fällen farblos und uninteressant sein würde. Freilich ist es nicht immer leicht, geeignete Schilderungen zu finden, weil man wissenschaftlich einwandfreie Beobachtung und leichtfaßliche Darstellung nicht oft vereint findet und weil man von pädagogischer Seite gerade auf die letztere ganz besondern Wert legen muß. Inan muß daher häufig auf ältere Forscher zurückgreifen, denen viele Erscheinungen noch nicht etwas so Selbstverständliches waren,. wie sie es den heutigen Gelehrten sind, und die darum viele Vorgänge eingehender zu schildern genötigt waren, als der moderne Forscher es zu tun pflegt. Um nur einige Beispiele derartiger Schilderungen anzuführen, verweise ich zunächst auf Richthofens prächtige Schilderung der Staubstürme in Thina, die im Anschluß an die Betrachtung eines heimatlichen Staub- windes gelesen werden sollte: „Selbst bei fast vollkommener Windstille ist oft durch mehrere Tage die Luft gelb und undurchsichtig. Die Aussicht ist ringsum verhüllt, die Sonne erscheint nur noch als eine matte bläuliche Scheibe. Am meisten haben diese Eigenschaften die eigentlichen Staubstürme, welche jedem Besucher von Tientsin und Peking, und mehr noch demjenigen, welcher im Innern der nordwestlichen Provinzen von China reiste, wohl bekannt sind. Der Wind weht dann von Zentralasien her. Wenn er sich beruhigt, bedeckt sich alles mit einer feinen, gelblichen Staubschicht. In Shensi, wo die Luft nur selten klar und durchsichtig ist, hat die ganze Landschaft einen gelben Ton. Straße, Däuser, Bäume und Saaten, selbst der Reisende, dem man auf der Straße begegnet, und die Luft, sind einförmig gelb gefärbt. Gelb ist dem Chinesen die heilige Farbe, das Symbol der Erde und ein Attribut der kaiserlichen Macht über alles, was auf der Erde ist: denn es ist die Farbe des Löß und der Lößländer, in welchen dieses Volk sich zuerst entwickelte. Aber wenn auch wegen der sehr vermehrten Entblößungen die Lößatmo- sphäre, und daher auch die erdigen Niederschläge aus ihr, im nördlichen Thina noch charakteristischer sind als in Zentralasien, so sind sie doch auch hier eine gewöhnliche Erscheinung. Die Stärke des Steppenwindes kommt hier zu Hilfe, um auch bei geringerer Bloßlegung der Erde denselben Zu- stand herbeizuführen, und häufig begegnen wir den Alagen der Reisenden über Verdüsterung der Aussicht wegen der gelbgefärbten Luft. Einen Beleg hierfür sowohl, als für die ökonomische Bedeutung des Staubes im Aufbau des Bodens, gibt Johnson in seiner Beschreibung des Landes Ahotan: Der Boden dieser Gegend ist meist sandig und ganz srei von Steinen. Er ist sehr fruchtbar und verdankt dies dem Umstand, daß der feine Staub durch die Luftströme von der Wüste herbeigeführt und auf den Ebenen abgelagert wird. Ich beobachtete diese Erscheinungen zu wiederholten Malen während meines Aufenthalts in Iltfhi. Auch wenn kein Wind wehte,, war doch die ganze Atmosphäre so dick mit Staub erfüllt, daß ich um

4. Die Geologie in der Schule - S. 45

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. 45 stoßend. Ich fühlte mich in die Höhe geworfen, ohne doch das Gefühl ähnlich raschen Herabsinkens zu haben, da die Geschwindigkeit für die Art von Bewegung doch nicht groß genug war, und vielleicht 2 oder 3 Sekunden dauerte. Ein Nachhall mit schwachen Vibrationen erfüllte die nächsten 8 oder \0 Sekunden. Indem ich mich rasch faßte und aufstand, Blick und Gedanken besorgt auf die nahe See gerichtet, erhielt ich jetzt den vollen Ein- druck von den viel umfassenden Wirkungen des Erdbebens. In dem Augen- blicke des anstürmenden Donners und des Stoßes erscholl aus Westen das Poltern und Rasseln der krümmer, die vielfach in dem nahen Itea durcheinanderstürzten, vereint mit dem Aufschrei der Bevölkerung am Strande; das Gebell der Hunde, das kurze scharfe Aufrauschen der See am flachen Ufer, wo sie kaum 2 m weit die normale Linie über- schritt. Dann einige Sekunden Stille, und es kam aus dem Osten der Schall von dem Sturze gewaltiger Felsmassen, die allseitig von den Höhen der Airphis sich loslösten, in Strömen und Schutthalden sich donnernd durch die Talschluchten oder auf schroffen Wänden fortwälzten, und mit ungleichem Tone auf die Ebene des pleistos oder aus die Fläche der See herabfuhren. Als nach Maßgabe der Entfernungen das sehr mannigfaltige Getöse zu Ende ging, hörte ich den fernen, schwächeren und tiefen Donner jener selsmassen, die am parnassos herabkamen, und zuletzt vernahm ich von West und Nordwest aus dem Aorax und von den Höhen um Amphissa das Getöse der Felsblöcke, sehr verschieden von dem inzwischen erneuten Donner der nachfolgenden Erdbeben. So entstand eine scheinbare Aufein- auderfolge nahe gleichzeitiger Ereignisse, weil von den näheren der Schall früher als von den entfernteren anlangte. Mitten in dem Aufrühre der großen Nachtszene hörte ich das klappernde Geräusch der aneinanderschlagen- den Blätter des Feigenbaumes, das Herabfallen der Heuschrecken und anderer Insekten von den trockenen pflanzen, den ängstlichen Lauf nächtlicher Tiere, die erschreckt ihre Schlupfwinkel verlaffen hatten." Zur weiteren Alärung und Versinnlichung der genetischen Vorgänge muß auch wiederum das Experiment herangezogen werden. Wie schon oben hervorgehoben wurde, hat das Experiment im Geologieunterrichte eine zweisache Bedeutung: einmal soll es die mechanischen und chemischen Be- standteile der Gesteine und Itüneralien den Schülern vor Augen führen; von dieser Art war schon die Rede (S. 27). Zum andern aber soll das Experi- ment geologische Vorgänge versinnlichen. Und erst diese Art können wir eigentlich als geologisches Experiment bezeichnen. Dieses hat also eine ganz andere Bedeutung als jenes. Dort war die Hauptsache das Er- fassen der Bestandteile, hier das Erfassen des Vorganges. Jenes dient mehr der Einprägung, dieses mehr dem Verständnis, der denkenden Ver- knüpfung. Diese zweite Art des Experimentes ist allerdings in ihrer Anwendung

5. Die Geologie in der Schule - S. 37

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. 37 trocknung des Bodens in der Vorzeit erkennen. Insbesondere ist der Buntsandstein reich daran. Allerdings muß zum vollen Verständnis der dort auftretenden Erscheinungen erst eine Zwischenbemerkung gemacht werden: Iüenrt wir auf den von Trockenrissen durchzogenen Boden eine Decke von weichem Ton oder von Plastilin drücken, so erhalten wir einen genauen Abdruck davon, aber so, daß aus der platte statt der Risse ein Netz von vorstehenden Leisten vorhanden ist und daß die Vogelfährten nicht vertieft, sondern erhaben sind. Derartige „Abdrücke" stellt in Zvüsten und Steppen die Natur tatsächlich her. Denn dort lagert über den rissigen Boden der N)ind Staub und Sand, und diese neue Decke formt in der angedeuteten Weise den Grund des ehemaligen Gewässers ab: alles, was hier vertieft erscheint (Risse, Zvildsährten), das ist auf der neuen Decke erhaben abgebildet. Abb. 9. Buntsandsteinplatte mit Netzleisten und Handtierfährten. Derartige „Netzleisten" sind es, die man im Buntsandstein gar nicht selten findet. (Abb. 9.) Auch die Tierfährten fehlen nicht. Zwischen den Netzleisten erscheinen Abdrücke fleischiger „Hände", in denen man die Pfoten eines großen, salamanderähnlichen aber schwanzlosen Tieres, des Landtieres (Thirotherium) erkannt hat. Solche Steinplatten, wie die in Abb. 9 abgebildete, erzählen uns von den flachen Seen in der Buntsand- steinzeit, die in der trocknen Luft austrockneten und deren Boden dann unter den ausdörrenden Strahlen der Sonne rissig wurde. Sie erzählen uns davon, wie über den berstenden Schlammboden die großen Landtiere krochen, um zu den letzten Resten des verdunstenden Wassers zu gelangen, und end- lich davon, wie mächtige Sandstürme über den ausgetrockneten Seeboden eine Decke von Sand ablagerten und alles, was sich früher gebildet hatte, zu ewiger Ruhe begruben.

6. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 54

1912 - Straßburg : Bull
54 reichen Leuten rechnet man gerne nach, wie reich sie sind. So haben die Gelehrten auch die Eisenerzvorräte der Welt mühsam nachgerechnet, soweit man das kann, und haben im deutschen Boden Eisenerzvorräte gefunden, die noch Hunderte von Jahren ausreichen dürften. Und unser Lothringen darf sich rühmen, diesem Reichtum die Krone aufgesetzt zuhaben. Seine Eisenerzlager sind ein Hauptteil des reichsten und größten Erzgebiets in ganz Europa. Wir haben also 1871 etwas eingebracht in die deutsche Familie, was man nicht übersehen und nicht übergehen kann. Wir sind nicht mit leeren Händen gekommen. Wir selbst sind aber auch, als unser Land wieder deutsch wurde, mit unserm Lothringer Eisen vor „die rechte Schmiede gekommen". Eisen allein schafft nämlich noch keine Eisenindustrie. Das Kapital, das in den Eisen- erzlagern steckt, ist tot oder wird doch nur sehr schwer flüssig, wenn nicht der zweite düstere Geselle aus dem geheimnisvollen Erdinnern dazukommt, die Kohle. Nur wo Kohle und Eisen möglichst nahe beisammen vor- kommen, da entwickelt sich eine bedeutende Eisenindustrie. England z. B. ist so begünstigt. Daher war seine Eisenindustrie lange Zeit die erste der Welt. Sie ist aber inzwischen weit überflügelt von der deutschen, die heute an erster Stelle in Europa steht. (Noch gewaltiger als die unsere ist die nordamerikanische.) Frankreich dagegen bleibt hinter den genannten Staaten zurück. Ihm fehlt die nötige Kohle. Es muß daher sein Eisenerz fortgeben an andere, muß es über die Grenze wandern sehen, auch nach Deutschland, muß andern die Gewinne überlassen, die aus der Verarbeitung der Erze entstehen. Als unsere Eisenerzlager ins Deutsche Reich eingefügt wurden, in das reichste Kohlenland in Europa, da erst eröffnete sich dem Lothringer Eisen das richtige Feld. Denn der deutsche Boden gehört zu den kohlenreichsten der Erde. So reich sind seine Lager, daß einzelne Notvorrat für 1000 Jahre haben. Zwar als das heutige Reichsland deutsch wurde, ahnte noch niemand, wie groß der Wert der Eisenerzlager sei, die da nicht allzuweit von jenen Feldern lagen, auf denen in den heißen Augusttagen des Jahres 1870 das männermordende Eisen seine Herrschaft aufgerichtet hatte. Noch galt das Erz aus den Gruben der Diedenhofener Gegend als minderwertig, noch wurde es geringschätzig „Minette" genannt. Auch unter den schmutzigen Gesellen nämlich, die die Hand des Berg- manns aus der Erde hervorwühlt, unter den Erzen, gibt es ein Oben und Unten, eine Rangordnung. Das edelste Eisenerz mit 72,4 % metal- lischem Eisen, den Magneteisenstein, müssen wir Deutsche leider missen. Der sindet sich in Schweden, Norwegen, Rußland, auf Elba und

7. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 71

1912 - Straßburg : Bull
71 Die Zeit Napoleons I. hat die Textilindustrie noch fester an Frank- reich anrücken lassen. Napoleons Eroberungen eröffneten ihr neue Absatz- märkte. Die Kontinentalsperre schloß den gefürchteten Gegner, die englische Textilindustrie, aus. Die Fabriken von Elsaß und von Lothringen blühten. Als das Jahr 1870 die Wiedervereinigung mit Deutschland brachte, war unsere Textilindustrie derart erstarkt, daß sie wohl sorgenlos in die Zukunft blicken durfte. Ja, sie durfte sich gewissermaßen als Er- oberer fühlen. Der Jubelruf: „Elsaß-Lothringen wieder deutsch!" fand in allen deutschen Landen freudigen Widerhall. Wenn es jemanden gab, der nicht ganz so hell mit einstimmte, so waren es die deutschen Baumwoll- und Wollspinner und -drucker und die Tuchfabrikanten. Die sahen mit heim- lichem Bangen den neuen Tagen entgegen; denn sie wußten, daß ihnen in der elsässischen Textilindustrie ein gefährlicher Feind erstanden sei. Ein paar Zahlen werden darüber aufklären, ob diese Befürchtungen begründet waren. Im Kampf der Industrien sind die Maschinen die Waffen. Wie man im Völkerkriege die Kämpfer und Kanonen zählt, um die Stärke der Gegner richtig einzuschätzen, so muß man in der Textilindustrie z. B. die Zahl der verschiedenen Vorrichtungen und Maschinen zum Spinnen und Weben feststellen, um die Stärke des Elsaß mit der des übrigen Deutschland vergleichen zu können. Da sind Zunächst die Spindeln, auf die man den gesponnenen Faden aufwickelt, damit er sich nicht verwirrt, dann die Webstühle, die aus dem gesponnenen Faden die Gewebe Herstellen, und endlich die Druckmaschinen, die dem Stoff farbige Muster aufdrucken. Nun, in der Zahl dieser Waffen stand das Elsaß 1870 dem gesamten übrigen Deutschland beinahe gleich. Im Jahre 1868 zählte man im Spindeln Webstühle Druckmaschinen Elsaß 2131000 48 536 100 übrigen Deutschland 3 000 000 37 000 100 Genaue, sichere Angaben sind zwar nicht vorhanden. Nach einer anderen Aufstellung zählte das Elsaß 1871 allein: 1435 000 Baumwollspindeln, während für das übrige Deutschland 3 Millionen angegeben werden. Jeden- falls war die Sorge der deutschen Textilindustrie nicht unberechtigt, daß das wiedergewonnene Land seine Erzeugnisse in Massen auf den deutschen Markt werfen und den altdeutschen den Platz streitig machen würde. Die elsässische Textilindustrie hinwiederum dachte mit Schrecken daran, daß sie bisher in Frankreich ihre besten Kunden gehabt. Die mußte sie jetzt

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 319

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
319 211. Tat Mssr. De Bornt1) bewegt fik op un dal, as gungst du längs en böken Bahlh. Dat Mater fchülpert inne Graff^; de Grasnarv bewert op un as. Dat geit hendal, dat geit tohöch so lisen as en Ainnerweeg^). Dat Moor is brun, de Heid is brun. Dat Mullgras schint so witt as Dunch, so week as 5id, so rein as Sitee; den Ladbar H reckt dat bet ant Rnee. Hier hüppt de Hock^) int Rethh hentlank un singt uns abends sin Gesank; de Boß de bru'th, de Machte! röppt; de ganze Melt is still un floppt. Du hörst din schritt ni, wenn du geift10); du hörst de Rüschen"), wenn du steift"). Dat levt un wevt int ganze Held, as weert bi Nacht en anner Melt. Denn ward dat Moor so wit un grot; denn ward de Minsch so lütt to Mot. Mull weet"), wo lang he dör de Heid noch srisch un kräfti geit! Klaus Groth. 212. Was die Sonne vermag. 1. Über Berg und Tal rollt der Sonnenwagen unablässig; bald ist er hoch droben auf der Anhöhe, bald drunten in der Tiefe. Und wenn er strahlend und blendend über die Höhe rollt, treffen uns seinechenzê^n Pfeile und erwärmen die _aüe, starre Erde, und sie schmückt sich mit rauschenden Kränzen und duftenden Blumen, und überall klingt und singt es, draußen und auch drinnen in den Herzen der Menschen, und es ist Sommerlust! Gleitet er aber vorwärts, der Sonnenwagen, tief hinab ins Tal, dann verschwindet er in den Nebeln, und seine Pfeile sind matt und stumpf und zünden nicht. Dann welken die Blumen, verdorren die Kränze, und nur der Nordsturm brüllt durch die Lande. Kristallene Burgen bauen sich aus; es regnet glitzernde Nadeln, und die weiße Decke *) Boden. 2) Buchene Bohle. 3) Graben. 4) Kinderwiege. 5) Daumen. 6 7) Storch. 7) Frosch. 8) Riedgras. 9) braut. 10) gehst. n) Binsen. 12) stehst. 13) wer weiß.

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 321

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
321 halb eines Jahres von der Sonne zugestrahlt erhält, reicht hin, um einen die Erde rings umgebenden Eispanzer von anderthalb Haushöhe (31 Meter) Dicke zu schmelzen. Aber nur der 2735 millionste Teil der von der Sonne ausgestrahlten Gesamtenergie kommt unserer Erde zugute; fehlte diese aber, so würde aus dem fruchtbaren Planeten mit feinem tausendfachen Leben, seinen rauschenden Wäldern, seinen fruchtbaren Ebenen ein toter, starrer Gesteinsball,- denn die mittlere Jahrestemperatur, die jetzt für Europa 13 Grad Wärme betrügt, würde ohne Sonnenstrahlung auf 73 Grad Külte sinken! 4. Man hat einmal versucht, die Kraft dieser mächtigen Weltleuchte nach Pferdekräften anzugeben und ist da zu ungeheueren Zahlen gekommen. Das wird uns verständlich, wenn wir bedenken, daß — von einigen ganz speziellen Kraftäußerungen abgesehen — alle irdischen Kräfte der Sonnen- energie entstammen; teils direkt, teils indirekt. Jedes Licht, das unsere Räume erhellt, wenn die große Leuchte unter den Horizont gesunken ist, jedes Feuer, das uns erwärmt, wenn im Winter ihre Strahlen uns nicht kräftig genug treffen können, stammt dennoch von ihr. Der Holzspan, mit dem der unzivilisierte Naturmensch seine Hütte erleuchtet, das Reisig, mit dem er sein Lagerfeuer unterhält, stammt es nicht von Bäumen, die einst im Strahl der Sonne wuchsen? Das Gas des modernen Groß- städters, die Kohlen, mit denen er seine Häuser wärmt, und aus denen er das Leuchtgas sog, sind es nicht umgewandelte Sonnenstrahlen? Wir wissen, daß die Steinkohle Stein gewordenes Holz untergegangener Wälder ist, die einst — vor Jahrmillionen — die Erde bedeckten und im Strahl derselben Sonne grünten, die heute unser Korn reifen macht. Auch die Braunkohle entstammt dem Pflanzenreich, und das Petroleum, jenes seltsame Erdöl, entstand aus den Leibern von Milliarden untergegangener Tiere, hauptsächlich Meeresbewohnern, die ebenfalls in grauer Vorzeit durch die Sonne und das, was sie wachsen ließ, lebten. Den Spiritus gewinnen wir wiederum ans der Pflanze, und das Wachslicht, dessen trüber Schein unseren Vorfahren ein ideales Licht dünkte, entstammen seine Teile nicht ebenfalls dem Tier- und Pflanzenreich? Die rußende Tranlampe des Eskimo, kommt ihr Brennstoff nicht aus dem Tierkörper, also indirekt aus der Sonnenkraft? Und unser elektrisches Licht? Die Dampfmaschine treibt die Dynamomaschine, die die elektrische Energie ent- wickelt; aber jene Dampfmaschine wird mit Steinkohlen angeheizt oder mit anderen dem Tier- und Pflanzenreich entnommenen Stoffen! So führt auch hier der vielgewundene Weg zur Sonne zurück, und Sonnenkraft vergangener Jahrtausende ist es, die uns mit der Eisenbahn, mit dem Dampfschiff über Länder und Meere treibt, uns im Fahrstuhl emporhebt, den Dampfhammer wuchtig niederfallen läßt und Millionen Räder treibt. — Sonnenlicht vergangener Zeiten blinzelt uns im Schein der Kerze, im Kappey u. Koch, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. 21

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 323

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
323 den Wasserfällen und im Wind verloren gehen, ins Joch der modernen Großindustrie zu spannen. Hie und da beginnt man ja schon, Wasser- kräfte zu nützen, und man hat berechnet, daß man mit der in den Wasser- fällen Amerikas ruhenden Kraft alle Maschinen der Vereinigten Staaten treiben könnte, ohne für einen Pfennig Kohle zu verbrennen. Hier liegen noch ungeheuere Schätze, die dem Nationalwohlstande zugute kommen könnten. Vielleicht wird man es noch einmal lernen, die Kraft des Windes besser auszunützen, der ja zuweilen mit einem Druck von zehn Zentnern ans den Quadratmeter Fläche wirkt. Gelänge es aber, das Sonnenfeuer selbst zum Heizen der Kessel zu verwenden, wie es in der Tat seit einigen Jahren auf einer Farm in Süd-Passadena geschieht, wo die Sonnen- strahlen mit Hilfe eines Hohlspiegels gesammelt werden und auf einen Kessel fallen, dessen Wasser sie erhitzen, — so wäre das Ideal der Aus- nützung der Sonnenkraft erreicht. Dem Menschen ist nichts unmöglich, und so wird er einst die Rosse des Sonnenwagens vor seine Maschinen spannen und einen mächtigen Stern zu seinem Sklaven machen. Bruno Bürgel. 213. Rätsel. Es steht ein groß geräumig Haus auf unsichtbaren Gäulen. Ls mißt's und geht's kein Wandrer aus, und keiner darf drin weilen. Aach einem unbegriffnen plan ist es mit Aunst gezimmert. Ls steckt sich selbst die Lampe an, die es mit Pracht durchschimmert. Ls hat ein Dach, kristallenrein, von einem einigen Ldelstein; doch noch kein Auge schaute den Meister, der es baute. Friedrich von Schiller. 214. Hildesheim. 1. Der Ruhm Hildesheims ist besonders durch den Künstlerbischof Bernward begründet worden, der um das Jahr 993 an die Spitze des Bistums trat. Das Stift hatte unter den letzten schwachen Karolingern und unter den ersten sächsischen Kaisern schwer von Normannen und Ungarn zu leiden gehabt. Mord und Verwüstung waren über die geweihte Stätte gekommen. Erst unter Otto I. begann der Kirchensprengel wieder aufzuatmen. Alle andern sächsischen Kaiser sehen wir in Hildesheim weilen, ja Otto Iii. war in der Domschule Bernwards Schüler. Dieser Bischof hat vornehmlich dazu beigetragen, die Spuren der verderblichen Zeit aus- zulöschen. Er hat in dreißigjähriger, unermüdlicher Tätigkeit Hildesheim so weit emporgehoben, daß damals die ganze Christenheit von dem Ruhme , 21*
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