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betrachtet. Ihre eigene Macht wird dadurch noch größer, daß sie dicht beieinander wohnen.
Nun steigern aber noch zwei Umstände ihre Macht.
Die Ungarn standen für sich allein; die Tschechen aber fanden und finden Unterstützung, teils bei den russischen Slaven, die sie als die Vorposten gegen den gehaßten deutschen Feind betrachten, teils auch seltsamerweise bei dem überreichen, deutschen Adel, der in Böhmen die eigene Nation bekämpft. An der Spitze stehen die Schwarzenberg, die 3 % des böhmischen Bodens besitzen; dazu kommen die Taxis, die Grafen Harrach, Schönborn, Clam-Martinitz, Thun-Tetschen und wie sie alle heißen.
Sind da die Ansprüche der Tschechen so unbegreiflich?
Die Tschechen weisen aber, abgesehen von ihrer großen Zahl (sechs Millionen), noch auf mancherlei für ihre Forderungen hin. Sie berufen sich ebenso, wie die Ungarn, auf ihre große Vergangenheit. Schon 1409 entschied das Kuttenberger Dekret Wenzels, daß die Tschechen das Uebergewicht haben sollten. Daraufhin konnten sie damals die deutschen Studenten zur Auswanderung nach Leipzig zwingen. Die folgenden husitischen Kämpfe und der 30jährige Krieg haben dann freilich gewaltsam manche Verhältnisse geändert, aber die glänzende Darstellung ihrer Geschichte (Palacky, Gindely) und eine rührige Agitation haben ihnen doch das alte Vertrauen zurückgegeben, und mit größter Leidenschaft kämpfen sie heute in dem gemischten Lande für ihre Nationalität; auch bekräftigen sie ihre Ueberzeugung durch namhafte Opfer. So brachten sie für die tschechische Volksschule in einem Jahre 701 757 Kronen auf, denen nur 78 783 Kronen von seiten der Deutschen gegenüberstehen. Auch ihre höheren Schulen mehrten sie fleißig, und 1882 erreichten sie sogar, daß die bis dahin deutsche Universität Prag ihnen zur Hälfte wieder eingeräumt werden mußte.
Durch ihr leidenschaftliches Fordern haben die Tschechen • es erreicht, daß sie, obschon die Deutschen von der Steuerleistung Böhmens 65 °/o aufbringen, doch weitaus die meisten Beamtenstellen ihren Landsleuten zuwenden konnten, ja, daß sogar der Staat, der doch die Unterdrückten schützen will, von 213 Beamtenstellen nur 54 den Deutschen zugewendet hat.
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nach aber für Auge und Ohr immer vernehmbarer wurden. Sie wurde verschieden gedeutet. Es wird Grouchy sein, sagte Napoleon, der in diesem Augenblick sich gern der Wirklichkeit verschlossen hätte, jedenfalls aber seine Umgebung nicht beunruhigen wollte.
Aber Grouchy war noch östlich von Wavre und wurde durch Thielmann beschäftigt. Die Geschütze, welche donnerten, und die Flügelhörner konnten doch nur von den Preußen herübertönen. Und wie Napoleon sich darüber gewiß war, traf er jetzt die äußersten Maßregeln, um Wellington doch noch zu werfen und gleichzeitig die von Frichemont aus vordringenden Preußen auf-zuhalten. Während er demnach, wie oben erzählt, von den 10 000 Reitern den letzten furchtbaren Angriff machen ließ, warf er das zur Reserve dienende 6. Korps (Lobau) und die Garden den Preußen entgegen. Das erste Korps der Preußen war das Bülows. Sein Marsch war verzögert, nicht bloß durch die Weite der Wege und ihre Durchweichung vom Regen, sondern auch durch den Umstand, daß man dieses frische Korps zuerst an den Feind bringen wollte und daß es dazu die Marschlinien der ändern durchkreuzen mußte. Es kam jetzt also an den linken Flügel Blüchers.
Mit der äußersten Wut rangen beide Gegner, Preußen und Fyanzosen, um Plancenoit. Von 6—8 Uhr dauerte das Gewoge hin und her. Endlich aber erschöpfte sich doch die Kraft der Franzosen, die keine Reserven mehr hatten. Auch Bülows Abteilung hatte furchtbare Verluste. 6 353 Mann bedeckten tot oder verwundet den Boden. Aber immer neue Scharen der Preußen rückten nach und auch Wellington ging jetzt, nun der rechte Flügel Napoleons vollständig zusammengebrochen, mit seinen Kriegern bis Belle-Alliance vor. Er wollte sich damit auch äußerlich als den eigentlichen Sieger kennzeichnen, denen die Preußen nur zum Schlüsse noch eine willkommene Beihilfe geleistet.
Das allseitige Vordringen brach die letzte Kraft der Franzosen. Eine allgemeine Flucht begann, und da nun Gneisenau in der Nacht noch die rastloseste Verfolgung anordnete, flüchtete die eben noch so stolze Armee Napoleons in vollster Auflösung über die Grenze und nach Paris zu.
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allen den Opfern bereit, welche die Macht und die Ehre des Vaterlandes beanspruche. Bismarcks Verantwortung war eine ungeheure.
Und doch ging er unbeirrt weiter. Sein Pflichtgefühl sagte ihm, daß er diesen Weg gehen müsse. Beruhigte ihn auch die Autorität Moltkes, der die kriegerische Lage vertrauensvoll beurteilte, so konnte doch auch dieser ruhige und klare Schlachtendenker nicht alles vorhersehen. Der Zufall konnte immer noch Ueberraschungen bringen.
Die Kugel kam aber schnell ins Rollen.
Am 1. Juni brachte Oesterreich die Entscheidung über die Herzogtümer an den Bund und berief gleichzeitig auf den 11. Juni die holsteinschen Stände nach Itzehoe. Darauf erklärte der preußische Statthalter Manteuffel dies Verfahren für einen Bruch des Gasteiner Vertrages^ Mit seiner Beseitigung höre die getrennte Verwaltung auf und die alten Zustände träten wieder an ihre Stelle. Er werde in Holstein einrücken; österreichisches Militär möge das Gleiche in Schleswig tun. Die schwache österreichische Biigade Kalik (4800 Mann) tat dies natürlich nicht, schon deshalb, weil sie es auf eine gewaltsame Auseinandersetzung nicht ankommen lassen durfte. Statt dessen fuhr sie mit der Bahn südwärts und die preußische Militärmusik spielte dazu auf dem Bahnhofe freundschaftliche Abschiedsgrüße.
Die Preußen rückten dann den Oesterreichern in der Richtung nach Altona nach und kamen noch früh genug nach Itzehoe, um den Saal zu schließen, in dem eben die Stände sich versammeln wollten; Beschlüsse fassen konnten sie nicht mehr.
Die Antwort Oesterreichs auf Preußens Vorgehen blieb nicht aus. Es bezeichnete dies als einen Gewaltakt und beantragte deshalb beim Bunde für den 14. Juni die Mobilmachung ahei nichtpreußischen Truppen. Sie sollten die Exekution gegen den Friedensstörer ausführen. So wenig dies mit den Bestimmungen des Bundes vereinbar, der einen Krieg gegen die Mitglieder ausdrücklich untersagte, so wurde der Beschluß doch mit einer Mehrheit von neun gegen sechs Stimmen gefaßt. Und dabei war diese Mehrheit eine gefälschte! Die Abstimmung bedeutete aber den Krieg.
Von besonderer Tragweite war dieser Beschluß für drei der nächsten Nachbaren: Sachsen, Hannover und Kurhessen.
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Und da bewährten sich auch die Offiziere, die höheren wie die geringeren. Ihre Geschicklichkeit brachte den Gegner so oft in die Lage, vom Kampfe lassen und sich ergeben zu müssen. An eine andere Ursache, etwa an Verrat, darf man sicher nicht denken, wenn schon in den ersten Kämpfen immer wieder so viele durch Gefangenschaft ihnen verloren gingen.
So groß die Niedergeschlagenheit der Oesterreicher war, noch größer war der Jubel, der in Berlin jetzt endlich alle erfaßte. Man zog vor das Schloß des Königs und gab der Freude lautesten Ausdruck; man zog aber auch vor das Haus des bislang so geschmähten Bismarck und rief ihm jetzt aus tausend Kehlen Glückwünsche, ja Dank zu. Ein heftiges Gewitter mit Donner und Blitz konnte die Begeisterung nicht dämpfen. Bismarck aber wußte auch dieser Erscheinung eine vorteilhafte Seite abzugewinnen. Er fand die Deutung, daß auch der Himmel zu den Siegen seinen Salut schießen lasse.
Die Schlacht bei Königgrätz, 3. Juli 1866.
Nun hielt es den König nicht länger mehr zu Hause. Schon am äo. Juni morgens reiste er mit Bismarck, Moltke und Roon zum Prinzen Friedrich Karl. Die Sachlage drängte zur großen Entscheidung. Und von ihr durfte man das Beste hoffen, denn Benedek hatte bereits den rechten Augenblick zum Zuschlägen verpaßt.
Bis zum 29. hätte er mit übergroßer Mehrheit die Zweite Armee von vorn und von der Seite angreifen können, ohne daß die Erste Armee hätte helfen können. Jetzt aber war diese so nahe, daß ein Kampf gegen die eine ohne das Eingreifen der ändern kaum noch denkbar war. So entschloß sich Benedek, da er die Vereinigung der beiden feindlichen Armeen nicht mehr hindern konnte, weiter zurückzuweichen, zunächst aber doch zwischen der oberen Elbe und der Bistritz vorübergehend Stellung zu nehmen. Die Festungen Josephstadt und Königgrätz zur Rechten steigerten ihre Stärke; außerdem war sie durch Wasserläufe und Hügel schon von Natur zur Verteidigung sehr geeignet. Allerdings aber war sie im Süden von der Elbe eingefaßt, die bei einem unglücklichen Kampfe verhängnisvoll werden konnte.
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Friedrich Benedek Benedek
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sie nicht, weil sie jenseits von einem furchtbaren Granatfeuer empfangen wurden. So kam hier der Kampf zum Stehen und beruhte stundenlang im wesentlichen nur auf einem furchtbaren Artilleriegefecht. 200 österreichische Geschütze schossen gegen 100 preußische. Viel schwerer aber noch war der Kampf, den die Truppen des 4. preußischen Armeekorps im Osten der Chaussee zu bestehen hatten. Die Division Fransecky am äußersten linken Flügel hatte Benatek genommen, dann in aufgelöstem Gefecht sich des ganzen Swipwaldes bemächtigt und war im Begriff, auch Maslowed zu nehmen, als sie von stärkster Uebermacht wieder zurückgedrängt wurde. Zu den Gegnern des 4. österreichischen Korps hatten sich (auf eigene Verantwortung) auch noch die des 2. feindlichen Korps gesellt; dieueberzahl wurde immer größer; gegen 12 preußische Bataillone kämpften 53 österreichische; gegen 19 preußische Geschütze 96 der Feinde! Im Walde, wo selbst die herabprasselnden Aeste manchen töteten, hatte man vom Südende immer weiter nordwärts zurückweichen müssen. Nur die äußerste Nordostecke wurde noch gehalten. „Weiter gehen wir nicht zurück!“, „Hier sterben wir!“ —waren die Worte des überall treibenden und immer wieder Mut einsprechenden Fransecky. — Man wußte, daß der Kronprinz käme. „Nur noch eine halbe Stunde!“ riefen die Offiziere. Und so harrte man und hoffte weiter. Aber die Minuten wurden darüber zu Stunden. Und sorgenvoll, wie hier, wartete man allgemein, namentlich aber auch da, wo der König weilte, auf das Kommen des Kronprinzen. Man sah, wie das Ringen im Swipwalde matt und matter wurde. Dann schaute man nach dem rechten Flügel. Aber auch bei der Elbarmee bemerkte man keine ernstlichen Fortschritte. Erst um 1 Uhr 45 bewirkten der Sturm der 14. Division auf Problus und die rechts ausholende Bewegung der 15. Division ein Zurückweichen der Sachsen und des Gablenzschen Korps. Der Stoß, der von der 16. Division vom Süden des Ober-Primer-waldes aus gemacht werden sollte, erfolgte erst um 2 Uhr, also für die Unterstützung dieses Angriffes zu spät.
So hing alles davon ab, wann kommt der Kronprinz. Die Luft war trüb und unklar. Die Ferngläser wurden von der Höhe von Dub immer unruhiger nach Osten gerichtet. Es wurde 1 Uhr, 1 Uhr 30 und noch immer nichts zu sehen! Da
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Er wollte an der entgegengesetzten Seite bei Illy durchbrechen. Die Angriffe, die jetzt noch im Südosten gegen die Bayern und Sachsen fortgesetzt wurden, waren wohl sehr lebhaft, aber doch nur Scheinangriffe. Man wollte jetzt nach Nordwesten und richtete dahin die Massen der französischen Truppen.
Inzwischen schob sich zwischen den Bayern und Sachsen das vierte preußische Korps hinein. Das hatte die Wirkung, daß das zwölfte Korps weiter die Givonne hinauf auf La Moncelle und Daigny vorgehen konnte, und noch weiter nördlich konnte um 10 Uhr die Garde auf Haybes und Givonne hin den Angriff richten. Sie kam von Francheval, ging aber, um zwei Schluchten zu vermeiden und schneller an den Feind zu gelangen, auf dem Umwege über Villers Cernay. Mittlerweile hatte bei den Franzosen der Oberbefehl sich wieder geändert. Auf Anordnung des Kriegsministers sollte, falls Mac Mahon ausfalle, der eben aus Afrika kommende General Wimpffen die Leitung übernehmen, und dieser kam wieder auf den ersten Plan zurück, ostwärts den Ausgang zu suchen. Das führte zu den Kämpfen, die den Franzosen das westliche Givonneufer wieder verschafften. Immer furchtbarer aber machte sich jetzt das Feuer der preußischen Artillerie geltend, das nicht bloß das ganze Givonneufer bestrich, sondern auch darüber hinaus das von flüchtenden Franzosen dicht gefüllte Gehölz von Garenne. Auch ein letzter Durchbruchsversuch, der hier im Südosten von Wimpffen gemacht wurde und an dem sich zu beteiligen er vergebens Napoleon vorgeschlagen, mißglückte. — Noch viel erschütternder aber waren die Versuche der Reiterei, im Nord westen zu entkommen. Hier waren das elfte und fünfte preußische Korps schon am Vormittag durch den 2000 Schritt langen Engpaß von St. Albert unangefochten hindurchgegangen und hatten sich dann nach Fleigneux hin ausgebreitet, um die Einschließung im Rücken zu vollenden. Das gelang vollständig um 3 Uhr, als Illy genommen und damit den Husaren der Garde die Hand gereicht war.
Schon einmal, nämlich morgens 9 Uhr, hatte Galliffet an dieser wichtigen Stelle den Durchbruch versucht. Die französischen Reiter waren jedoch bald nach allen Seiten versprengt worden. Nach 1 Uhr wurde dieser Angriff von sieben Reiterregimentern wiederholt, den abermals, da der General Margueritte bald fiel, Galliffet führte und immer aufs neue, eine halbe Stunde
Rothert, Vaterländische Geschichte. 14
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den die Oesterreicher nur zu gern aus Oberitalien abziehen ließen, Unterstützung bringen. Mit welchen Empfindungen Suworoff, der in Italien dem vollständigen Siege so nahe war, diesen beschwerlichen Auftrag aufnahm, läßt sich denken. Sein Schelten auf den „Kanzleischreiber Thugut, diese Nachteule“, der da hinten in der Stube in Wien keine Ahnung von dem habe, was möglich und nützlich, kam gewiß aus aufrichtigem Herzen. Aber auch Suworoff selber hatte wohl keine Ahnung von den Verlegenheiten, die einem Heere ein Uebergang über die Zentral alpen bereiten mußte. Es wäre, nach Clausewitz, das Richtige gewesen, über den Splügen zu gehen. Der alte Draufgänger aber wählte die nächste Straße, den St. Gotthard, der damals noch völlig unwegsam und außerdem von dem kriegsgeübten Lecourbe besetzt war.
Schon im engen Tremolatale zwischen Airolo und dem St. Gotthard kam es zu blutigen Kämpfen. Als es dann durch die Umgehungsarmee Rosenbergs gelungen, den Rückzug der Franzosen von der Paßhöhe zu erzwingen und Andermatt zu erreichen, stellten sich die Franzosen zu neuem Kampfe hinter dem Urner Loch an der Teufelsbrücke. Unter unsäglichen Anstrengungen im Bette der wilden Reuß und an den steilen Bergwänden entlang glückte es, sie zu umgehen und die halbzerstörte Brücke zu nehmen. Dann wandte sich das todmüde Heer mit kümmerlicher Nahrung und unter strömenden Regengüssen das Reußtal hinab nach Altorf, und weiter, da am Vierwaldstätter See noch keine Straße vorhanden war, rechts ablenkend das wilde Schächental hinauf, um über den Kinzigkulm in das Muottatal zu gelangen. Wie dieser Marsch über den Kinzigkulm sich vollzog, schildert Clausewitz in folgenden Worten:
„Wir müssen uns die nach Vereinigung mit (der österreichischen Abteilung) Auffenberg doch auf 25 000 Individuen zu schätzende russische Armee denken, wie sie in einer raupenartigen Bewegung langsam über den ungeheueren Bergrücken hinkriecht. Auf den Abhängen des Gebirgsrückens selbst keucht der arme, schwer belastete Soldat, abgehungert und mit entblößten Füßen, die steilen, von Regen und von den Wasserfällen schlüpfrigen Felsenflächen hinauf und dringt mit einer bis zum letzten Lebenshauch gesteigerten Anstrengung nur darum weiter, weil er das Gefühl hat, nur so
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zunächst gelangte sie bei der Armee Moreaus zur Erscheinung. Mit 100 000 Mann ging er von Basel, Breisach und Straßburg her den Rhein hinauf, siegte bei Engen (Stockach) und drängte Kray von der Schweiz ab in die Befestigungen von Ulm hinein. Diesen Platz hielten die Oesterreicher damals für ungewöhnlich fest. Als aber Moreau sie auf dem rechten Donauufer abschnitt und dann auch Dillingen auf dem linken besetzte, fürchtete Kray mit vollem Recht die wirkliche Einschließung und flüchtete ostwärts über München hinaus. Der Parsdorfer Waffenstillstand machte diesen Kämpfen ein vorläufiges Ende. — Eine zweite schwächere Armee stand unter Massena bei Genua. Sie mochte zunächst sehen, wie sie, zu Land und zu Wasser eingeschlossen, mit den Gegnern zurechtkäme. Ganz geräuschlos sammelte sich aber gleichzeitig an den verschiedensten Punkten im südöstlichen Frankreich eine „Reservearmee“, die der aus Aegypten zurückgekehrte erste Konsul Bonaparte, von Dijon, später von Genf aus befehligen sollte und die, je nach Bedarf, nordwärts nach der Schweiz und Süddeutschland oder südwärts nach Genua hin gerichtet werden konnte.
Der glückliche Beginn der Unternehmungen Moreaus gestattete Bonaparte, den südlichen Kriegsschauplatz zu wählen. Seine 40 000 Mann wuchsen durch alle die Nebenabteilungen auf fast 70 000 Mann; unangefochten von den Oesterreichern konnten sie über den Großen St. Bernhard und andere Pässe nach Oberitalien gelangen. Das Fort Bard, welches an der Dora Baltea ein scheinbar unbesiegbares Hindernis bot, wurde listig umgangen und dann der Weg nicht unmittelbar nach Genua eingeschlagen, um hier den äußerst bedrängten Massena zu retten, sondern nach Mailand, der Hauptstadt Oberitaliens. Erst von hier aus, also auf größtem Umwege, wandte sich Bonaparte über Piacenza westwärts nach Marengo. (Vergl. Manteuffels Umweg zu Werder 1871.) Darüber war Massena freilich zur Kapitulation gezwungen! Aber was schadete das? Bonapartes Licht strahlte so viel heller.
Und nun schien zu dem Unterliegen Massenas noch das Bonapartes selber kommen zu sollen. Ungewiß, wo der Gegner sei, schickte Bonaparte Desaix mit seiner Division nach Novi und nahm trotz dieser Zersplitterung der Kräfte bei Marengo den Kampf mit Melas an. Der Sieg der Oesterreicher war um
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Hindernis, später auch Falkenstein mit einer Ehrengabe zu bedenken. Gewiß aber ist, daß Manteuffels Tätigkeit im Militärkabinett, die ihm so manche Feindschaft zugezogen hatte und zuziehen mußte, ihre beste Rechtfertigung in der Bewährung all der höheren Offiziere gefunden, die in den Kriegen 1866 und 1870 tätig waren.
Und auch die kriegerischen Leistungen Manteuffels in dem Schluß des Mainfeldzuges waren keine geringen.
Zunächst wurde die Armee nicht bloß vervollständigt, sondern auch durch Nachsendung von vierten Bataillonen, sowie von Oldenburgern und Hanseaten erheblich vermehrt und auf 60000 Mann gebracht. Auch der jetzt gewonnene Stützpunkt Frankfurt war an sich ein Gewinn, da er die vorzüglichsten Verbindungen nordwärts hatte.
Eigenartig war von jetzt ab die Richtung, in der der Gegner aufzusuchen war. Der Weg ging in einem Bogen um den Odenwald herum und dann auf Würzburg zu. Zusammenzuwirken hatte die Mainarmee dabei mit einer neuen von 21000 Mann, die unter dem Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg bei Leipzig gebildet war und nun über Hof nach Nürnberg rückte. Zum ernsteren Kampf ist diese jüngste Armee nicht mehr gekommen, wohl aber ergänzte sie die Bewegungen Manteuffels, der über Darmstadt gegen die endlich vereinigten Süddeutschen mit dem Ziele zog, sie nach Norden hin von ihren Hauptstädten abzudrängen. Das Zurückdrängen geschah unter steten Kämpfen, zuerst bei Hundheim gegen die Badenser, dann bei Tauberbischofsheim gegen die Württemberger, die immer wieder ihre äußerst tapferen Angriffe wiederholten, und endlich bei Roßbrunn, Helmstadt und einigen Nachbarorten namentlich gegen die Bayern. Der letzte Kampf war besonders blutig, und die bayrische Reiterei kämpfte sogar glücklich unter der Losung „Revanche für Hünfeld“. Trotzdem aber mußten die Süddeutschen immer weiter nach der Feste Marienberg und dem rechtsmainischen W ürzburg sich zurückziehen. Die Lust weiter zu kämpfen mußte bei der vollständigen Zwecklosigkeit immer stärker schwinden. Von Oesterreich erfuhr man nicht bloß, daß es den Kampf eingestellt und die Friedensbedingungen angenommen, sondern auch die bestürzende Tatsache, daß es Bayern in den Frieden nicht eingeschlossen habe. Sein Ver-
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war aber auch die Erneuerung des Zollvereins zu beschließen. Als nun die Bayern den Zollverein und die Württemberger den Allianzvertrag ablehnen wollten, erklärte Bismarck beide Vorlagen für untrennbar und erzwang dadurch die Annahme der einen und der ändern. Die weitere Verschmelzung erhoffte er von dem Zusammentreten aller Deutschen im Zollparlament, das, wie es damals hieß, wohl bald ein Vollparlament werde. Die Bereitwilligkeit der bayrischen „Patrioten“ hätte sich aber schwerlich bald eingefunden. Das Schimpfen und Schelten auf die Mußpreußen wurde immer lauter. Da kamen — das Jahr 1870 war inzwischen angebrochen — patriotische Anregungen anderer Art plötzlich und mit solcher Macht, daß diese seltsamen Patrioten die natürliche Entwicklung nicht mehr aufhalten konnten. Davon später.
Aber auch die Beziehungen zu den anderen Nachbaren Deutschlands waren keineswegs erfreulich. Sie sämtlich, vielleicht mit Ausnahme des russischen Kaisers, waren nur zu sehr geneigt, Preußen lieber klein zu sehen, und wenn Napoleon auf ihre Unterstützung rechnete, so hatte er auch einigen Grund dazu. Zunächst Oesterreich.
Hier war kein anderer Ministerpräsident geworden, als Bismarcks Freund aus Dresden, v. Beust. Sein Sinnen und Hoffen ging dahin, Preußen um die Erfolge des Jahres 1866 zu bringen. Das ging aber am besten mit Hilfe Frankreichs. Zu diesem Zwecke kam u. a. Erzherzog Albrecht im März 1870 nach Paris; schon wurde der Feldzugsplan verabredet. Man verabredete zunächst, die Süddeutschen zu bewältigen und dann über Nürnberg und Leipzig auf Berlin zu rücken. Nur eine Schwierigkeit blieb unerledigt: Die Geschwindigkeit der Preußen war noch nicht vergessen. Ganz schnell könnten die Oester-reicher den Angriff nicht machen.
Eigenartig lagen die Verhältnisse in Italien. Hier gab es zwei Mächte: die päpstliche Kurie und das Königreich. Beide standen sich feindlich gegenüber. Daß die Kurie nicht bloß um die Erhaltung des Kirchenstaates bemüht war, sondern auch überhaupt um die Förderung seiner kirchlichen Interessen, war selbstverständlich. Das katholische Oesterreich stand ihm näher als Preußen, dessen Länder jetzt durch die Einverleibungen noch mehr einen evangelischen Charakter bekommen hatten.
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