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1. Unser Vaterland - S. 74

1900 - Berlin : Bruer
— 74 — er in das Hoflager Karls nach Paderborn (799), ihn zu bitten, selbst nach Rom kommen zu wollen. Beim Erscheinen des Papstes war das ganze Heer niedergekniet, und dieser hatte der gläubigen Menge seinen Segen erteilt, Karl der Große aber hatte den h. Vater in die Arme geschlossen, allem Volke zu zeigen, daß er seinen Freund empfangen habe, den er mit aller Macht zu schützen gesonnen sei. Und als die Heere der Krieger, die Schaaren königlicher Beamten und Paladine das sahen, dnrchbebte ihr begeisterter Zuruf die Luft, die beiden Häupter der Christenheit zu grüßen. „Das grüne Feld von Paderbrunnin schallte von dem dumpfen Hall der erzbeschlagenen Schilde und der kriegerischen Tuben, und die rauhen Heldensöhne Germaniens schworen mit erhabnen Schwertern, den Vertriebnen Papst in jene ferne Roma zurückzuführen, welche sie schon längst in ihre Cbhut genommen hatten. In den Wafsenlärm mischten sich die Hymnen und das Gloria deo in excelsis der Priester." Dann schlossen frohe Feste dieses erneute Bündnis zwischen Staat und Kirche. Durch königliche Gesandte geleitet, kehrte Papst Leo nach Rom zurück, wohin ihm Karl der Große bald mit einem Heere folgte, um Gericht über die Feinde desselben zu halten. Zum Tode verurteilt, wurden sie durch Karl begnadigt und in die Verbannung geschickt. Voll hoher Befriedigung, die Macht der Kirche geschützt zu haben, verweilte dieser noch längere Zeit in Rom (800). So kam das Weih-nachtssest heran, an dem er im Festgewande eines römischen Patricias dem Gottesdienste in der Peterskirche beiwohnte. Als er während der Messe am Altar kniete und das letzte Anten verklungen war, trat plötzlich der Papst, scheinbar unerwartet, vor den König und setzte ihm eine goldene Kaiserkrone aus, und das Volk rief: „Carola Augusto, dem von Gott gekrönten, großen und Frieden bringenden Kaiser der Römer, Leben und Sieg!" Gleich einem goldnen Paradiesestraum lebte im Volke das Gedenken ein des alten Römerreiches Herrlichkeit, das nun nach dreihundertvierundzwanzig Jahren in dem hehren, großen und mächtigen Frankenkaiser Carolus Maguus seine Auferstehung feierte. Herrlicher als des alten Reiches Glanz strahlte die neue römische Kaiserkrone, die das christliche Germanentum erhöhen sollte, die alte Kaiserwürde in dem fränkischen Germanenkönig erneuern und die Christenheit des Abendlandes mit dem römisch-katholischen Italien in eine Macht verschmelzen sollte, auch den Gedaukeu einer durch die Kirche von Gott verliehenen Weltherrschaft darstellte.

2. Unser Vaterland - S. 92

1900 - Berlin : Bruer
Als einst, so berichtet die Sage, König Konrad den Herzog Heinrich in feiner Bnrg Grona belagerte, stieg dessen Not zu solcher Höhe, daß er sich dem Könige ergeben wollte. Während die feindlichen Parteien mit einander verhandelten, trat ein sächsischer Ritter ein und fragte den Herzog Heinrich, wo die 30 Haufen Hülfstruppen lagern sollten, mit denen er so eben eingetroffen fei Voller Schrecken brachen die Gesandten Konrads die Verhandlungen ab und zogen unverrichteter Sache zu ihrem König zurück. Zn ihrer Beschämung erfuhren sie nachträglich, wie doch dem Mutigen allerwegen die Welt gehört; denn der sächsische Graf Ditmar hatte nicht 30 Haufen, sondern nur fünf ganze sächsische Männer hinter sich. Herzog Heinrich blieb im Besitze seiner Länder und seines Lebens, das selbst durch Mord bedroht war, und Konrad mühte sich vergeblich, auch der übrigen widerspenstigen Herzöge Herr zu werden. Mit größter Treue hat er gestrebt, das zersplitterte deutsche Reich zu einem Einheitsstaate zu verbinden. Einst als Frankenherzog mächtig und groß, mußte der König an der Macht der Ver- hältnisse scheitern und schmerzlich erfahren, daß auch die Hand eines Königs nicht allmächtig ist. Dazu erneuerten die Ungarn ihre Einfälle in Deutschland, und Konrad kehrte verwundet und entmutigt über so viel vergebliches Ringen aus dem Kriege heim. Aber im Angesichte des Todes vollbrachte er die größte That für des Reiches Wohl. Als die Seinen trauernd fein Sterbelager umstanden, bat er seinen Bruder Eberhard, zu Gunsten Herzog Heinrichs von Sachsen aus die deutsche Krone zu verzichten. In ihm sah er den einzigen Fürsten, der, getragen von der ererbten Hausmacht, das leck geiuordne Reichs-schiss zu steuern vermöchte. Der Bruder Konrads und alle Großen des Reiches versprachen, die letzte Bitte des Sterbenden getreulich zu erfüllen. König Konrad 1. von Franken starb nach achtjähriger Regierung über Deutschland, für das er mit größter Treue und in persönlicher Tüchtigkeit Großes erstrebt, doch verschwindend wenig erreicht hatte. 4. Kurzer Rückblick aus die geistige Entwicklung Deutschlands nnter den Karolingern. Mit dem Tode Konrads I. von Franken schließt ein Zeitabschnitt staatlicher Entwicklung ab, welche in Karls des Großen Herrschaft zur höchsten Blüte gelangte und wiederum abwärts gehend in einer Ueber-

3. Unser Vaterland - S. 109

1900 - Berlin : Bruer
— 109 Halle, welche die Kaiserpfalz mit dem -Tom verbanb, hoben sie ifjren König auf den hier errichteten Thron, und alle leisteten ihm bett Eib der Treue, wnuberbarer Ssßcifc immer noch als „dem König der Franken." In enganschließenber, fränkischer Tracht ging dieser nun in die Marienkirche, wo ihn die (Geistlichkeit und das iso(f crmaititc. ~ ^r Erzbischof von Mainz kam ihm entgegen und sprach zum Volke: „Sehet hier, ich stelle euch vor den von Gott ei körnen, einst uon unserm Herrn Heinrich vorgeschlagnen, jetzt von allen Fürsten erwählten König Otto. Gefällt euch diese Wahl, so erhebt zum Wahrzeichen die Hslnb zum Himmel!" Jubelnb antwortete das Volk: „Heil und Segen dem Könige!" Auf dem Altar lagen das Schwert mit dem Wehrgehänge, der Mantel und die Armspangen, Krone, Zepter und ein Hirtenstab als Zeichen des königlichen Anteils am Kirchenregiment. Die Erzbischöfe von Köln und Trier hatten sich barum gestritten, wer den König salben und krönen sollte, und, wie das gewöhnlich geht, hatte der britte den Vorteil bavou, dem Erzbischof von Mainz blieb die Ehre. Nach-bem er dem König alle Zeichen der Königswürbe einzeln mit Worten überreicht hatte, die es nicht unbeutlich bnrchblicken ließen, daß die Kirche die eigentliche Spenberin dieser ganzen Erbenherrlichkeit sei, setzte der Mainzer Erzbischof mit Hülfe des Erzbischofs von Köln dem König nach erfolgter feierlicher Salbung die Krone aufs Haupt, und alle brei Erzbischöfe führten ihn zu einem erhöhten Thron, bamit ihn alles Volk sehen konnte. So erschien die Kirche nrieber über dem Staate, und dieser sollte noch manchmal barum kämpfen, daß das Königszepter nicht unter der Gewalt des kirchlichen Hirtenstabes zerbrechen möchte. Doch war diese Krönung, in der alle deutschen Stämme sich vereinigten, ihrem Könige zu hulbigen, von größter Bebeutung. Otto war jetzt nicht mehr der Erste unter den Herzogen Deutschlanbs, er war ihr königlicher Herr, der Herrscher der Christenheit, von Gott selbst durch die Kirche dazu geweiht. So faßte er sein Königsamt auf, und in heiliger Scheu setzte er fortan niemals die Krone mehr auf fein Haupt, ohne vorher gefastet zu haben. Bei dem prächtig zugerichteten Krönungsmahle in der Kaiserpfalz speiste der König mit den Seinen vor allem Volk an glänzenber Marmortafel, und die ersten Herzoge des Reiches bienten ihm babei

4. Unser Vaterland - S. 113

1900 - Berlin : Bruer
— 113 — alle Zeiten die Lust, ihre Kraft an den Deutschen 'zu messen. Auch schuf das Evangelium, das ihnen der Bischof Pilgrim von Passau verkündete, bald mildere Sitten, so daß in ihrem Lande Städte, Kirchen und Schulen erblühten. Ihr König Stephan, dem der Papst eine goldne Königskrone sandte, wird von der katholischen Kirche als Heiliger verehrt (1001). Indessen hatte sich Berengar aufs neue empört und bedrängte den wenig sittenreinen Papst Johann Xii., der nach Erweiterung seiner Macht strebte, dazu aber den König Otto unter der verlockenden Aussicht zu Hülfe rief, sich gleich Karl dem Großen in Rom krönen zu lassen. Er kam damit einem lang gehegten Wunsche Ottos entgegen, der in heiliger Rache über die Alpen zog, als sein Sohn Liudolf, den er nach Italien vorausgesandt hatte, von der Gemahlin Berengars durch Gift ermordet worden war. Berengar wurde besiegt (961) und Otto setzte sich selbst die alte Lombardenkrone aufs Haupt; der Erzbischof von Mailand weihte ihn zum König von Italien. In Rom erwartete der dankbare Papst den siegreichen König und krönte ihn nebst seiner Gemahlin mit der römischen Kaiserkrone (962), nachdem Otto feierlich vor allem Volke gelobt hatte, die Kirche zu ehren und deren Oberhaupt zu schützen. Das römische Volk schwur dem Kaiser „des heiligen römischen Reichs deutscher Nation" Treue bis in den Tod. Es blieb die dreifache Krönung der deutschen Kaiser von jetzt an mehrere Jahrhunderte lang im Gebrauch, und nahmen diese nicht eher den Kaisertitel an, als bis der Papst die deutschen Könige zum „römischen Kaiser" gekrönt hatte. Die deutschen Stände mußten später zu diesen Römerzügen reiche Beiträge gewähren, die durch bestimmte Gesetze geregelt wurden. Ob Deutschlands Krone und Zepter durch päpstlichen Segen geweiht waren, dem deutschen Volke brachte die Verbindung mit Italien keinen Segen, und mit der beschwornen Treue des römischen Volkes sah es auch übel genug aus; denn es haßte in den Deutschen die Fremdlinge. Auch die Päpste fürchteten in Otto den mächtigen Kaiser, und kaum hatte dieser sich wieder nach Deutschland begeben, als Papst und Italiener schnell vergessen hatten, daß sie Otto jubelnd als ihren Herrn begrüßt. Sie wurden mit der Zeit die erfntterften Feinde der deutscheu Könige, und mit Recht könnte Italien das weite Grab Deutschlands genannt werden, da die vielen Kriege um seinen Besitz die Kraft des deutschen Volkes verzehrten, welche dem Vaterlande so notwendig war. B o r n h a k, Unser Vaterland. g

5. Unser Vaterland - S. 62

1900 - Berlin : Bruer
- 62 — Sitte der Märzfelder, eine Heerschau im Frühling jeden Jahres, aufs neue ein. (Später Maifelder.) Wohl saßen noch Merovinger auf dem Throne des fränkischen Reiches, zufrieden mit dem Königsnamen und wenn sie mit ihrem langen Haar und ungeschornem Barte bei feierlichen Gelegenheiten nur eine Herrscherfigur spielen, und wie bei den alten Götterfesten in einem mit weißen Ochsen bespannten Wagen vor ihrem Volke auffahren konnten, während das Geschlecht Pipins an der Spitze des fränkischen Adels regierte. Doch ausgeprägter, als unter Pipm, sollte sich die Herrscherstellung seiner Nachkommen entwickeln. Sein Sohn Karl, mit dem Beinamen Martel (Hammer), setzte mit Energie alles Gute fort, das sein Vater begonnen hatte. Wie er die Friedensboten des Evangeliums, die aus England herüberkamen, unterstützte, so wußte er sich mit gleicher Ausdauer seiner Feinde zu erwehren, besonders der Friesen und Sachsen, die beständig die fränkische Grenze beunruhigten. Bald wurde Europa durch einen Feind bedroht, der unaufhaltsam siegreich vordrang. Es waren die Araber oder Mauren, die wenige Jahre zuvor Spanien erobert und auf den Trümmern des Westgothenreichs ihre Herrschaft begründet hatten (622). Sie breiteten die Lehre Muhameds mit Feuer und Schwert in schrankenlosem Fanatismus aus, und der Siegeszug der Araber ließ sich durch die Pyrenäen nicht aufhalten. Schon standen sie inmitten des Frankenreichs, als sich ihnen Karl Martel mit seinen Franken, denen die Thüringer, Allemannen und Bayern Bundesgenossen waren, entgegenstellte. In einer siebentägigen Schlacht wurden die Muhamedaner bei Tours und Poitiers besiegt (732) und Europa dadurch vor ihnen bewahrt, wenn sie auch auf der pyrenäischen Halbinsel in dem maurischen Emirat Lordova in Spanien sich länger als ein halbes Jahrtausend hindurch den christlichen Nachbarvölkern gegenüber zu halten wußten. Noch führten Merovinger den Scheinnamen eines Königs; als aber Theodorich Iv. gestorben war, ließ Karl vier Jahre lang den Thron unbesetzt und teilte dann gleich einem rechtmäßigen König das Frankenreich unter seine beiden Söhne Karlmann und Pipin. Da jetzt ihr Stiefbruder Grippo auch Ansprüche aus einen Teil des väterlichen Erbes machte, erhoben die älteren Brüder wieder einen Merovinger, Childerich Iii., auf den Thron. Karlmann, endlich der

6. Unser Vaterland - S. 117

1900 - Berlin : Bruer
— 117 — gut befestigte Stadt nehmen zu können (978), und das Unwetter des hereinbrechenden Winters brachte Elend und Krankheit für das deutsche Heer, das ohne Schwertstreich immer kleiner wurde. Da begnügte sich Otto mit einem wunderlichen Bangemachen der Pariser; er erschreckte sie durch ein weithin schallendes Tedeum vieler Priester und zog darauf mit seinem Heere zurück. Als Lothar einsah, daß er trotzdem der Macht des deutschen Kaisers nicht gewachsen war (980), verzichtete er aus den Besitz Lothringens; doch Karl behielt Niederlothringen als Lehen. Das verdroß die Franzosen sehr, und Karl kam ihnen als Lehensträger des deutschen Kaisers so verächtlich vor, daß sie nach Lothars Tod, statt seines Bruders Karl, einen König aus anderem Geschlecht, Hugo dopet, erwählten, und damit die Herrschaft der Capetinger in Frankreich begründeten. Weit schlimmer sah es in Italien aus, wo das Haupt einer Adelsfamilie, Herzog Crescentius, den päpstlichen Stuhl bedrängte, der unwürdig genug besetzt war. Er hatte Benedikt Vi. in der eignen Burg gefangen nehmen und erdrosseln lassen, und einen andern Papst, Bonisacius Yii., eingesetzt, dem die kaiserliche Partei einen Gegenpapst in Benedikt Vii. gab. Dazu bekämpften die Adelsgeschlechter die Städte, und diese lagen mit ihren Bischöfen in Streit. Von verschiedenen Seiten zu Hülfe gerufen, zog Otto mit seiner Gemahlin Theophano, seinem vertrauten Freund und Neffen, Otto von Schwaben, und der Blüte deutscher Ritterschaft über die Alpen. Es gelang ihm, die streitenden Parteien zur Ruhe zu bringen, den Adel zu demütigen und die Ehre des päpstlichen Stuhles herzustellen. Crescentius wurde begnadigt und beschloß sein Leben in einem Kloster (981). Doch Unteritalien war beständig den Angriffen der auf Sicilieu hausenden Saragonen ausgesetzt, und weil Otto die griechischen Besitzungen Italiens als Erbteil seiner Gemahlin ansah, dachte er seinen Römerzug mit der Eroberung Apuliens und Calabriens zu beschließen, unbekümmert, wie viel Helden deutscher Nation für dieses Gelüst, denn ein wirklicher Besitz konnte es für Deutschland niemals sein, ihr Leben lassen mußten. Ansangs siegreich, scheiterte das kaiserliche Unternehmen an der Treulosigkeit der Italiener. Als es nach dem glänzenden Siege der Deutschen über die Sarazenen bei Cotrone in Calabrien zur Schlacht bei Basantello (982) kam, drängten die Sarazenen unerwartet aus allen Schluchten hervor und überfielen die Deutschen, welche

7. Unser Vaterland - S. 118

1900 - Berlin : Bruer
- 118 — in den entscheidenden Augenblicken von den Italienern ihres Heeres treulos verlassen wurden, die zu den Ungläubigen übergingen. Da fielen die herrlichen Jünglingsgestalten wie hingemäht; es war für Deutschlands Söhne ein großes weites Grab in fremder Erde. Mit genauer Not rettete Otto It. sein eigenes Leben durch die Flucht. Ein feindliches schiff nahm den Kaiser ohne ihn zu kennen auf, und segelte aus dessen Vorgeben, daß er den Schiffern von seinen reichen Schätzen ln Calabrien mitteilen wolle, dorthin. Kaum war Otto der Küste nahe, als er sich ins Meer stürzte und glücklich das Land erreichte, wo ihn seine Gemahlin spottend empfing: „Wie haben euch doch meine Landsleute erschreckt!" Glücklich nach Oberitalien entkommen, sicherte er zuerst auf einem Reichstage zu Verona die Nachfolge seines dreijährigen Sohnes ^.tto (Hl.), und rüstete )ich dann zu einem Rachezuge gegen die Griechen, die lieber den ungläubigen Sarazenen, denen gegenüber sie sich nicht zu halten vermochten, angehören wollten, als den verhaßten Deutschen. ^a kam die Kunde von einem neuen Äufstande der Dänen nach Italien. Sie hatten siegreich den nördlichen Grenzwall des deutschen Reiches überschritten, und inmitten Deutschlands hatten die Wenden christliche Priester und Mönche ermordet. Kirchen und Städte flammten ringsum auf als Zeichen lichter Empörung; auf den Stätten altheid-nischer Götterverehrung, in Havelberg, Brennabor u. a. feierte das Heidentum -^iege zur Schmach der Christenheit, auch zur Schmach eines Kaisers, der in fremden Landen scheinbar vergaß, daß er ein deutscher König war. Und doch — der Schmerz über das Elend des Vaterlands übermannte den jugendlichen Kaiser. Er fiel in ein hitziges Lieber und starb zu Rom (7. Dezember 983), nachdem er kaum zehn ^ahre lang versucht hatte, des Reiches Herrlichkeit zu erhalten. Er ruht, ein deutscher König, im Vatikan zu Rom in der Gruft der Päpste, und wieder sollte die Klage ein Recht in deutscheu Lauden haben: „Wehe dem Reiche, des König ein Kind ist!"

8. Unser Vaterland - S. 67

1900 - Berlin : Bruer
— 67 — in der er selbst, die Königswürde verleugnend, nichts mehr und nichts weniger zu sein strebte, als alle andern, ein fleißiger Forscher und Gelehrter. Um den weitesten Schichten des Volkes zu dienen und dessen Wohlstand zu heben, legte König Karl auf seinen Meierhöfen Muster- wirtschaften an, in denen er selbst thätig mar und die er gleich einem kundigen Sandmanne selbst beaufsichtigte. Wälder wurden ausgerodet. Sümpfe ausgetrocknet und gute Verkehrsstraßen angelegt, so daß wüste Einöden sich in lachende Gefilde verwandelten. Es ist noch eine von Karl dem Großen selbst mit großer Sachkenntnis verfaßte Anweisung vorhanden, die in 70 Kapiteln über Zucht der Haustiere, Bereitung von Wein und Bier, Pflege des Obstbaues und der Gärtnerei, ja selbst über Fischerei und Bienenzucht genaue Vorschriften giebt. Auch wird gerühmt, daß der König auf seinen Gütern 74 Arten von Kräutern und Gesträuchen gezogen habe und fein Viehstand so mustergültig gewesen sei, daß er als der beste seines Reiches gelten mochte. Doch weit mehr als in diesem allen gab König Karl seinem Volke in der Pflege der deutschen Sprache, für die er selbst eine Sprachlehre entwarf. Deutsch mußte gepredigt werden und deutsch sollte der Kirchengesang sein, den italienische Gesanglehrer den ungefügen Franken beibringen sollten. Die Geistlichen hatten mit aller Strenge dafür zu sorgen, daß jeder im Volke wenigstens das Vaterunser und das christliche Glaubensbekenntnis in seiner Muttersprache lernte. Dazu ließ Karl einzelne Teile der h. Schrift ins Deutsche übersetzen, auch vielfach kunstvoll abschreiben, um sie als Geschenke zu benutzen. Das altdeutsche Heldenlied wurde gepflegt, in feinen zerstreuten Resten gesammelt und ausgeschrieben, doch kam davon nichts auf unsre Zeit. Es ist leider wie so vieles in den Wogen der Jahrhunderte untergegangen. Unter solchen Bestrebungen hatte Pipin des Kleinen gro'ßer Sohn im 26. Lebensjahre den fränkischen Thron bestiegen, den er, im neunundzwanzigsten Jahre Alleinherrscher, sechsundvierzig Jahre hindurch schmücken sollte „seinen Zeitgenossen ein Licht der Weisheit, der Stärke und Tugend, dem christlichen Abendlande ein machtvoller Fürst wie kein Germane vor ihm." Aber feine ganze Regierungszeit ist nur anzusehen als ein heißes Ringen, als ein fortgesetztes Kriegen und Siegen; um so größer müssen uns die Arbeiten innerer Festigung des Reiches erscheinen unter Karl dem Großen, der das große Heim der 5*

9. Unser Vaterland - S. 122

1900 - Berlin : Bruer
122 ______ Karls auf ihn übergehen. Dann kehrte er nochmals nach Italien zurück, um nun endlich das so lange geplante christliche Weltreich mit der Hauptstadt Rom zu gründen. Aber schmerzliche Ironie des Geschickes, die Römer verschlossen ihm ihre Thore und umlagerten ihn in der eigenen Burg. Zwar gelobten sie ihm später Treue und Gehorsam, aber nur, um sie leicht und oft genug zu brechen. Das kaiserliche Ansehen sank immer tiefer, und Otto litt unter dem nutzlosen Ringen, das römische Volk zu beglücken, welches doch dieses Glück gar nicht begehrte. Der Königsjüngling starb, 21 Jahre alt, auf der Burg Paterno, wie man sagte, an Gift, das ihm des Crescentius Witwe beigebracht, angesichts der ewigen Stadt, die seine Seele füllte, ihn aber undankbar von sich stieß. Ja selbst der Zug, welcher den königlichen Leichnam in die Heimat führen sollte, mußte sieben Tage lang hartnäckige Angriffe in Italien aushalten, ehe ihn Herzog Heinrich (der Jüngere von Bayern) bei Verona in Empfang nehmen konnte, um ihn der Gruft im Dom zu Aachen zuzuführen. Ein königliches Traumleben war vollendet, das dem deutschen Vaterlande statt königlicher Thaten nur verwirrende Träume gebracht hatte. Diese wurden festgehalten in wunderbaren Sagen über den in seinem kurzen, leidensvollen Leben geliebten König. Der Zauber, der Verrat der Liebe sollte ihn getötet haben, und eine tiefe Wahrheit mag darin ruhen. Ein Geschichtsschreiber unserer Tage sagt darüber: „Nicht eine Tochters Roms, sondern Roma selbst mit ihren unvergänglichen Reizen fesselte, verriet, tötete den mit der Kaiserkrone geschmückten Jüngling." 5. Heinrich Il, der Heilige. (1002 bis 1021.) Kaiser Otto Iii. war unvermählt gestorben und somit die gerade Nachfolge des sächsischen Kaiserhauses in Deutschland erloschen. Nur ein Urenkel Heinrichs I., Sohn des Bayernherzogs Heinrich des Zänkers war der letzte Sproß des hehren Geschlechts der Sachsen. Er hatte sich als Herzog der Bayern großen Ruhm erworben und besaß das Vertrauen des deutschen Volkes, nicht zum wenigsten das der deutschen Geistlichkeit, gegen die er allezeit sehr freigebig gewesen war.

10. Unser Vaterland - S. 124

1900 - Berlin : Bruer
— 124 - räumen wollte, jedenfalls hatte er sich in Boleslav einen erbitterten Feind geschaffen, der seinen Weg nach Polen durch brennende Dörfer bezeichnete und deren Einwohner er als Gefangene hinwegführte. Ihm kamen die Wirren in Böhmen sehr gelegen, die er zu vermehren trachtete. Dabei brachte er es fertig, daß man ihm dort als Herzog huldigte. Er gedachte im Osten ein mächtiges Slavenreich zu gründen; Lehnsmann des deutschen Königs wollte er nicht mehr sein. Auch war der Papst nicht abgeneigt, ihm gleich dem König der Ungarn eine Krone zu schenken, um selbst dadurch an Macht und Ansehen zu gewinnen. Schon gestanden ihm ja die Fürsten das Recht zu, Kronen zu verleihen. Italien erhob sich im offenen Ausstand, die verhaßte Herrschaft der Deutschen abzuschütteln, und Markgraf Arduin von Jvrea machte sich zum König von Italien. Zugleich loderten an allen Enden des Reichs Aufruhr und Empörung, besonders durch den Polenherzog Boleslav und den Babenberger Heinrich von Schweinfurt geschürt. Die Krone wankte bedenklich auf dem Haupte des kaum erwählten Königs, der wie im Fluge die feindlichen Herzöge siegreich überrumpelte, freilich mit Hülfe der damals streitbaren Herren der Kirche, des Bischofs von Würzburg, des Abts. von Fulda u. A. Auch Gungelin, ein Stiefbruder Boleslavs, hielt treu zu Heinrich Ii., der ihn mit Burg und Mark Meißen belehnt hatte. Er verbündete sich mit den heidnischen Liutitzen an der Elbe, die in dem Christentum, das ihnen Boleslav verkündigen ließ, nur große Abgaben, aber kein Heil gefunden hatten. Sie schickten eine Botschaft an Heinrich Ii. nach Quedlinburg, daß sie ihm Heeresfolge leisten wollten, wenn sie ungehindert ihren alten Göttern dienen durften (1004). Die Geistlichen sahen sehr bitter dazu, daß Heinrich dieses Zugeständnis machte; er aber suchte die Kirche durch Stiftung des Bistums Merseburg zu versöhnen und war bald so glücklich, die Ostgrenzen des Reichs gegen Boleslav und die ileberfälle der Slaven gesichert zu haben. In Italien wurde ebenfalls das Ansehen deutscher Herrschaft wieder hergestellt. Heinrichs Heerfahrt glich einem Triumphzuge; der neue König von Italien floh vor ihm her, und das italienische Volk kam dem deutschen Herrscher jubelnd entgegen, der sich in Pavia die Lombardenkrone aufs Haupt setzte (1004). Aber den Wekt der Volks-gnnst sollte Heinrich noch am Abend des Krönungstages erfahren. Es brach ein Aufstand aus, bei dem der König mit Steinwürfen und
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