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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 474

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
474 Schleswig einzog und von Abel freundlich auf seiner Burg auf der Möveninsel empfangen wurde. Den Sommerabend brachten sie in einem kleinen Hause zu, welches an einer Brücke lag, die die Insel mit dem Festlande verband, und ver- trieben sich die Zeit bis spät in die Nacht beim Würfel- und Bretispiel. Eben war Erich in ein Spiel mit einem Ritter verliest, als Abel plötzlich hereintrat und das Gespräch ans ihre früheren Zwistigkeiten brachte. „Gedenkst du noch der Zeiten," schrie er, „wo du Schleswig plündertest und meine Tochter nackt und bloß in's Elend jagtest?" „Sei getrost!" erwiderte der König, „ich habe noch so viel, daß ich deiner Tochter wieder zu neuen Schuhen verhelfen kann." Diese Worte aber reizten noch mehr den Zorn Abel's; er erklärte den König für seinen Gefangenen lind übergab ihn einem Ritter mit der Weisung ihn wegzuführen, wohin er wolle. Dieser ließ ihn ergreifen, fesseln und in ein Boot bringen, welches unter der nahen Brücke bereit lag. Man ruderte mitten auf die Schlei nach Osten zu. Bald aber hörte man starke Ruderschläge und laute Stimmen hinter sich. Der König selbst ward aufmerksam und wandte sich mit Fragen an seine Begleiter. Gleich darauf bemerkten sie die Umrisse eines Bootes, das sich ihnen ra>ch näherte. Der König erkannte in dem Führer desselben seinen Tod- feind Lauge Gudmundson und sah sich einem sicheren Tode preisgegeben. Aus seine dringende Bitte ward ein Priester aus der Nähe von Miffunde herbeigeholt, dem er dann mit angsterfülltem Herzen beichtete. Darauf erschlug ihn Gud- mundson mit eigner Hand und ließ den Leichnam, mit Ketten beschwert, in die Schlei senken. Bald aber fanden Ftzcker die Leiche und begruben sie. Doch als Abel dies erfuhr, ließ er sie wieder ausgraben und feierlich in der Domkirche zu Schleswig beisetzen. Dann ichwnr er mit 24 Rittern starke Eide, daß er den Tod seines Bruders nicht befohlen habe, sondern, daß des Königs Feinde ohne sein Vorwissen den Mord vollzogen hätten. Die däni>chen Großen glaubten seinen Worten und wählten ihn zu ihrem Könige. Kaum fühlte Abel sich sicher auf dem dänischen Thron, als er einen Zug gegen die Friesen vorzubereiien begann, weil sie sich weigerten, ihm Zins und Steuer zu zahlen. Er hegte aber auch einen alten Zorn gegen die trotzigen Be- wohner der Inseln, die ihn als Herzog nicht hatten anerkennen wollen, und dachte sie mit der Macht seines Reiches in einem Feldzuge zu unterwerfen. Aber es war schwer die Friesen zu bezwingen. Das Gebiet derselben, das jetzige Eidersted, war damals noch von Meerengen und Fiüsien durchschnitten und bestand aus drei Inseln, die man die Utlande d. h. die Außenlande nannte. Deshalb begann Abel mitten im Winter, als alle Gewässer und Moore fest zugefroren waren, seinen Zug und lagerte zum Schrecken der Friesen auf der Borgeest an der Milden- burg, um über die mit Eis bedeckte Eider zu rücken. Aber die Frie>en, um das Bild ihres heiligen Christian, das auf einem Wagen dahergesührt ward, geschart, zogen ihm entgegen über den Deich auf das tzis und gelosten, wenn sie den Sieg gewännen, so wollten sie den heiligen Christian mit dem allerbesten Golde be- schlagen lassen. Und es geschah, wie ihre alte Chronik erzählt, daß Gott den Frieien Gnade gab und plötzlich so starker Regen vom Himmel siel, daß sie kaum ihren Heiligen von dem berstenden Eise retten konnten. Während so die Friesen in großen Ehren nach Hause zogen, mußte Asel eiligst unter großen Verlusten seinen Rückzug antreten, um aus der gefährlichen Marsch herauszukommen. Aber schon in dem heißen, alle Marschgräben austrocknenden Sommer stand er wieder mit großer Macht an der '1' ildendurg, woschrffe bereit lagen, das Heer die Eider hinunterzufahren. Südlich von Oldensworth schlug er sein Lager auf und ver- heerte und brandschatzte alles umliegende Land. Die Noth der Außenlande rief hier Slammesgenossen auf ihrer alten Thiugstätte, am Bauermaunswege, zu- sammen, wo sie alle aus einem Munde riefen, daß der große Kaiser Karl ihre Voreltern durch seine kai erliche Macht freigegeben hätte, und ehe sie König Abel huldigen oder Schatz und Zins zahlen wollten, wollten sie alle darum sterben oder König Abel solle sterben. Daraus richtete jede Harde ihr Banner aus, und um 7 Fahnen geschart zogen sie dem königlichen Lager zu. Eben begann es zu

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 237

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
237 gemacht haben. Die feierliche Krönung Rudolfs fand zu Aachen im Jahre 1273 statt. Dem Pabste bestätigte er alle früheren Schenkungen und Ansprüche und übernahm sogar das Versprechen eines Kreuzzuges, der jedoch nicht zu Stande kam. In die Angelegenheiten Italiens einzugreifen, hielt Rudolf für zwecklos und gefährlich, weshalb er auch nicht zur Kaiserkrönung nach Rom zog. Er verglich Italien mit der Höhle des Löwen in der Fabel, von der der Fuchs sagt: „Ich sehe wohl die Fußstapfen derer, die glücklich hineinkamen, aber nicht derer, die glücklich wieder herauskamen." Um so mehr wandte der König seine Thätigkeit auf Deutschland, und die schwere Aufgabe, das gesunkene Ansehen der Königskrone wieder zu heben, hat er vollständig gelöst. Während alle Fürsten Rudolf als König anerkannten, hatte sich bis dahin Ottokar, König von Böhmen, geweigert. Dieser Fürst hatte während der kaiserlosen Zeit Oesterreich. Steiermark, Kärnthen und Krain unter seine Herrschaft gebracht und als der mächtigste Reichsfürst selbst nach der deutschen Krone gestrebt. Seiner stolzen Seele war der Gedanke un- erträglich, einem armen Grafen, wie er Rudolf spottend nannte, Unter- würfigkeit schuldig zu sein. Er weigerte sich daher, auf den Reichstagen zu erscheinen. Nachdem er dreimal vergeblich geladen war, erklärten die ver- sammelten Fürsten ihn in die Acht und seiner Lehen verlustig. Da aber der Böhmenkönig auf seine Macht trotzte, so beschloß Rudolf den Reichs- krieg gegen ihn zu eröffnen. Bald fühlte sich Ottokar von allen Seiten bedrängt, und er mußte sich zu einem Vertrage bequemen, in welchem er Oesterreich, Steiermark, Kärnthen und Krain abtrat, Böhmen und Mähren aber als Lehen empfing. Die feierliche Belehnung erfolgte in Rudolfs Lager. An der Spitze eines glänzenden Gefolges zog der stolze Ottokar in königlicher Pracht, schim- mernd von Gold und Edelsteinen, durch die stattlichen Reihen der deutschen Ritter, um knieend den Lehnseid zu leisten. Rudolf blieb in seiner schlichten Feldkleidung, und als ihn jemand fragte, ob er nicht seinen königlichen Schmuck anlegen wollte, antwortete er: „Nein! der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams gelacht, heute soll mein graues Wams einmal über ihn lachen, und die fremden Völker sollen scheu, was die Waffen der Deutschen vermögen." Bald aber fühlte Ottokar bittere Reue, sich gedemüthigt zu haben, und die Spöttereien und Vorwürfe seiner Gemahlin reizten ihn noch mehr auf. Er mußte sich von ihr sagen lassen, er habe den deutschen König von fern wie ein Hund angebellt und in der Nähe angewedelt; er habe sich geberdet wie ein Maulthier, das, so lange es den Wolf fern weiß, sich wilv aufbäumt und ausschlägt, sich aber dennoch ohne Widerstand von demselben zerreißen läßt. Ottokar ertrug dies nicht; er griff von neuem zu den Waffen. Rudolf hatte nur wenig Mannschaften um sich, bald aber zog er Verstärkungen heran und rückte gegen Ottokar vor. Es kam zur Schlacht auf dem March selbe bei Wien (1278). Rudolf hatte bc-

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 216

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
4. Karl der Große. Pipin der Kleine, der im Einverständniß mit dem Pabste dem letzten Sprößling des verkommenen Herrschergeschlechtes der Franken die Locken geschoren und ihn in ein Kloster gesandt, dann aber selbst den Thron des mächtigen Reiches bestiegen hatte, stammte nicht aus einem edeln Ge- schlechte, sondern von freien Bauern aus der Gegeud des Niederrhcins. Er trug kurzes Haar, wie die anderen Franken, und über dem glatten Kinn den fränkischen Lippenbart. Als König aber waltete er mit großer Kraft: er erweiterte die Grenzen seines Reiches und dämpfte den Uebermuth derlongo- barden, eines deutschen Stammes, der sich im nördlichen Italien nieder- gelassen hatte; das ihnen entrissene Land schenkte er dem Pabste, zu dessen weltlicher Gewalt er dadurch den Grund legte. Bei seinem Tode im Jahr 768 hinterließ er den nördlichen Theil des Reiches seinem Sohne Karl, den südlichen aber dem Bruder desselben, Karlmann. Als dieser jedoch schon nach drei Jahren plötzlich starb, nahm Karl das ganze Frankenland in Be- sitz, indem seine beiden noch unmündigen Neffen als unfähig zur Nachfolge betrachtet wurden. Schon in seinem Aeußeren zeigte sich die Majestät des Herrschers. Er maß sieben Fuß, sein Kops hatte einen mächtigen Umfang. In jeder Waffenkunst vollkommen durchgebildet, war er jedem im Volke an Stärke überlegen; auch im Schwimmen und ähnlichen Fertigkeiten kam ihm nie- mand gleich. Seine Kraft dauerte bis ins hohe Alter, denn er übte sie täglich und lebte durchaus mäßig. Seine Haltung war kriegerisch und ehrsurchterwcckend; wo er einherschritt, klopften die Herzen. Auf seiner breiten klaren Stirn lag Weisheit und Hoheit; vor dem feurigen und durch- dringenden Blick seines großen Anges mußte jeder das seiuige niederschlagen. Seine Tracht war gewöhnlich einfach und kriegerisch, der Hauptbestandtheil derselben ein Wams von Ottcrnfell; nur bei feierlichen Anlässen trug er einen goldnen kurzen Rock mit Gürtel, überden Beinkleidern und Strümpfen bunte Kreuzbänder, die Schuhe mit Edelsteinen geziert, den Mantel gewöhn- lich weiß oder grün. — Aber gewaltiger als durch sein Aeußeres, war er durch die Kraft seines Geistes. Er war keine stürmische Natur, die leiden- schaftlich und maßlos das Höchste begehrte; hart vielmehr und dauerhaft wie ein Eichstamm, wuchs er während des wildesten Kriegstreibeus rubig fort, bedächtig, nachdenklich, bei großemthun von unerschütterlichem Willen. Fehlschlag und Niederlage entmuthigten ihn nicht, aber auch der größte Er- folg berauschte ihn nicht; in der härtesten Arbeit blieb sein Geist klar und gesammelt, mitten im Kampf um ein hohes Ziel sann er auf neue, oft ganz andersartige Schöpfungen. Wie kein anderer deutscher Fürst besaß er ein Gemüth, welches klar und ruhig die Bilder der Außenwelt auffaßte und erwog, einen klugen Erfindungsgeist, der sie zweckmäßig zu verwenden wußte, und einen eisernen Willen, der schnell seinen Entschluß faßte und gerade aus sein Ziel losging. Mit diesen Eigenschaften gelang es ibm, zum ersten Male die spröden.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
41 er sich nicht auf; wie konnte er auch, da seine Geschäfte und Kriege ihn unaufhörlich umhertrieben? Es war damals überhaupt nicht gewöhnlich, daß ein König eine bestimmte Residenz hatte, weil es nicht so leicht wie jetzt war, von einem Orte aus ein großes Land zu regieren. Am liebsten verweilte er in Heristal, in Aachen, Nymwegen und in I n g e l h e i m bei Mainz. An allen vier Orten baute er sich Schlösser. Das schönste war in Aachen; hierhin zog ihn schon der Gebrauch der warmen Bäder, die er sehr liebte. Hier baute er auch ein herrliches Münster, welches jedermann bewunderte. Es war mit Gold und Silber geschmückt und mit Fenstern, Türen und Gittern von blinkendem Erz versehen. Aus Italien ließ er die majestätischen Säulen und Marmorblöcke kommen, wofür sich der Papst einige deutsche Pferde ausbat, die wegen ihrer Stärke geschätzt wurden. Die Künstler zum Bau wurden weit und breit her verschrieben. Die Kirche bestand aus einem achteckigen, auf Säulen ruhenden Kuppelbau, der von einem sechzehnseitigen zweistöckigen Umgänge umschlossen wurde. Von außen war sie schmucklos, im Innern dagegen war sie mit italienischen Mosaikgemälden schön verziert. Papst Leo kam selbst, um sie einzuweihen. Damit dieser große Kaiser, der mit kräftiger Hand die Zügel seiner Reiche lenkte, während er zugleich sein Volk die friedliche Kunst des Landbaues, seine Richter Übung der Gerechtigkeit und seine Priester den wahren Gottesdienst lehrte, uns recht eindrücklich vor Augen bleibe, wollen wir sein Äußeres beschreiben. Er war von großem, starkem Körperbau, sieben seiner eigenen Füße lang, dabei so kraftvoll, daß man von ihm erzählt, er habe Hufeisen wie Brot zerbrechen können und einst einen Sarazenen bis auf den Sattelknopf gespalten. Sein Gesicht war fast stets heiter; denn er war ein Freund unschuldigen Scherzes. Sein Hinterkopf war rund, mit schönem Silberhaar geziert, seine Nase etwas groß, seine Augen groß und klar und mit durchbohrendem Blicke, wenn er zürnte. Lein Nacken war kurz und fett, sein Unterleib in spätern Jahren etwas stark, sein Gang männlich, fest und voll Würde, nur feine Stimme heller, als man bei so großem Körper hätte erwarten sollen; dieser

5. Geschichte des Mittelalters - S. 60

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
60 um das Land an sich zu reißen. Wenigstens machte er sich zum König von Italien und verlangte von Lothars Witwe, der jungen und schönen Adelheid, daß sie seinen Sohn Adalbert heiraten solle. Als Adelheid das se)t abschlug, ergrimmten Berengar und dessen Frau Willa so, daß sie Adelheid gröblich mißhandelten. Zuletzt wurde die Arme in das Schloß Garda am Gardasee als Gefangene gebracht. Hier saß sie in einem dunkeln Kerker einsam und verlassen. Aber Gott war ihr mit seiner Hilfe nahe und sandte ihr in dem braven Kaplan Martin einen Retter. Dieser Mann, ein treuer Diener ihres verstorbenen Gatten, verschaffte ihr Mannskleider, grub einen Gang unter der Mauer ihres Gesängnisses aus und führte sie in einer dunkeln Nacht in einem Nachen über den See. Hier am andern Ufer verbarg er sie bald im Korne, bald im Gebüsch, bis er einen guten Fischer bewog, sie in seiner einsamen Hütte aufzunehmen. Dann ging er zu dem Bischöfe von Reggio, einem alten Freunde des verstorbenen Lothar, und bat ihn um eine sichere Freistätte für Adelheid. Der Bischof ließ sie sogleich nach dem Schlöffe Canossa bringen, welches ein ihm befreundeter Markgraf inne hatte, und nun eilte der treue Martin nach Deutschland zum König Otto, den Adelheid recht dringend um kräftigen Beistand gegen Berengars Verfolgungen bitten ließ. Otto ließ sich nicht zweimal bitten, um so mehr, da er schon vorher die Absicht hatte, nach Italien zu gehen. Er rief schnell seinen Heerbann auf und zog über die Alpen (951). Schnelle Hilfe war auch dringend not; denn Berengar belagerte schon Canossa, wo der Hunger bereits zu wüten anfing. Da flog eines Tages ein Pfeil in die Festung, an welchem sich ein Brief und ein Ring befanden. Beides war von Otto; fein Bote hatte nicht durch die Wachen Berengars bringen können und daher Brief und Ring an jenen Pfeil gebunben und so über die Mauer geschossen. In dem Briefe stand, daß Otto schon in der Nähe fei, und der Ring sollte die Echtheit der Hanb-fchrift beweisen. Berengar hob nun die Belagerung auf. Nun erschien in Canossa ein Bote mit bet Nachricht, der Kaiser werbe um Adelheids Hand. Otto war nämlich seit mehrern Jahren Witwer. Adelheid reichte ihrem Retter mit Freuden ihre Hand, nnb

6. Geschichte des Mittelalters - S. 61

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
61 in Pavia wurde eine fröhliche Hochzeit gefeiert. Sie brachte ihm das Königreich Italien (die Lombardei) als Brautschatz mit, eine Erwerbung, die damals Otto und den Deutschen ein Glück schien, aber in der Folge eine Reihe blutiger Kriege verursachte. Berengar knirschte zwar vor Wut, er mußte sich aber Otto unterwerfen und erhielt Verzeihung. Otto machte ihn sogar zu seinem Statthalter in Italien. Hier betrug sich jedoch Berengar so herrisch und grausam, daß er ihn absetzen mußte. Er berief ihn nach Deutschland und ließ ihn mit seiner Frau Willa bis an seinen Tod in Bamberg wohnen. Leider schloß sich an diesen Feldzug wieder ein gefährlicher Aufstand in Deutschland an. Man bezeichnet denselben gewöhnlich als den Kampf der Söhne gegen den Vater. Ottos Sohn Ludolf, der Herzog von Schwaben war, und fein Schwiegersohn Konrad, der Herzog von Lothringen, hatten verschiedene Gründe zur Unzufriedenheit. Beide hatten den Vater auf feinem Zuge nach Italien begleitet, und der tatendurstige Ludolf war sogar dem Heere vorausgeeilt und hatte Berengar angegriffen. Aber er war geschlagen worden, und dafür traf ihn der Tadel feines Vaters und der Spott seines Oheims Heinrich. Konrad war nach Ottos Rückreise zurückgeblieben, um den Krieg zu beenden. Er überschritt dabei seine Befugnisse, indem er mit Berengar unterhandelte und ihm, falls er sich unterwerfe, eine ehrenvolle Behandlung und die Belehnung mit Italien zusicherte. Berengar stellte sich ihm darauf freiwillig in Haft, und beide begaben sich nach Magdeburg, wo König Otto weilte. Aber dieser tadelte Konrad streng und behielt Berengar in Haft. Später ließ er ihn zwar los und gab ihm einen Teil feiner Länder zurück: mit dem anderen Teile belehnte er feinen Bruder Heinrich. Daraus empörten sich die Söhne offen gegen ihren Vater. Sie sagten, sie wollten nicht gegen den Vater kämpfen, sondern nur ihren Oheim Heinrich ans feiner allmächtigen Stellung am Hofe desselben vertreiben. Zwei Jahre dauerte der Bürgerkrieg; da mußten sie sich unterwerfen. Auf ihre Bitten verzieh ihnen ihr Vater; aber ihre Herzogtümer, die er ihnen vorher abgesprochen hatte, erhielten sie nicht wieder. Ludolf machte

7. Geschichte des Mittelalters - S. 67

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
67 unterrichtet und brachte es wirklich in den Wissenschaften recht weit. Aber er war sehr eingebildet auf sein Wissen; er nahm griechische Sitten an, verachtete die Gewohnheiten der Deutschen und wollte, daß diese sich nach ihm bilden sollten. Kein Wunder, daß es ihm in Deutschland nicht gefiel. Er zog dreimal nach Italien, und hier gefiel es ihm so wohl, daß er schon daran dachte, in Rom seine Residenz für immer aufzuschlagen. Aber bald lernte er die Tücke der Italiener kennen. Es entstand nämlich in Rom, während er die benachbarte Stadt Tivoli belagerte, ein gewaltiger Aufruhr gegen ihn. Das Volk sperrte die Tore und die Straßen und hieb mehrere von des Kaisers Begleitern nieder. Otto mußte Rom förmlich belagern. Doch bald sahen die Römer, daß sie unterliegen müßten, und nun versprachen sie Unterwerfung. Er nahm diese an, bestieg aber, ehe er einzog, einen der Belagerungstürme und hielt eine Rede an die Römer. „Seid ihr nicht meine Römer?" sagte er. „Aus Liebe für euch habe ich mein Vaterland und meine Verwandten verlassen und euch als meine Kinder betrachtet. Und nun, zum Dank dafür, habt ihr mich, euern Vater ausgeschlossen. Dennoch trage ich euch in meinen Herzen; denn ich weiß, nur einige Verruchte haben euch aufgewiegelt." Wirklich wurde das Volk dadurch bis zu Tränen gerührt und lieferte die Rädelsführer aus. Nun hielt er seinen Einzug. Einige Monate darauf war er schon eine Leiche; er starb in Rom 1002. Er war 21 Jahre alt geworden und hinterließ keine Kinder. Eine Verirrung Ottos müssen wir hier noch erwähnen. Man glaubte aus einigen falsch verstandenen Stellen der Offenbarung Johannis annehmen zu müssen, daß im Jahre 1000 die Welt untergehen würde. Die Vernünftigeren durften ihre Zweifel nicht laut werden lassen, um nicht für Irrgläubige gehalten zu werden. Und als sich nun kurz vor dem Jahre 1000 ein Komet sehen ließ und ein Erdbeben hier und da Verwüstung anrichtete, war die Sache gar nicht mehr zu bezweifeln. Jeder bereitete sich nun auf die große Erscheinung nach seiner Art vor; manche verjubelten das, was sie hatten, weil sie ja nachher nichts mehr nötig hätten; andere warfen sich vor den Altären nieder, beichteten und ließen sich Absolution 5*

8. Geschichte des Mittelalters - S. 18

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
18 flieg fein Ansehen, als ihn der oströmische Kaiser zum Pa trici ns und Konfnl ernannte. Von da ab ritt er stolz mit feinem Purpurmantel, den ihm der Kaiser als Zeichen feiner Würde übersandt hatte, vor seinen Franken einher. Und sonderbar, ans die Franken sowohl als auf die unterworfenen Völker übte dieser Titel einen großen Eiufluß aus: erst jetzt galt er vielen als rechtmäßiger Herrscher. Nach dem Tode Chlodwigs wurde das Reich unter seine vier Söhne geteilt. Sie eroberten in einem blutigen, langjährigen Kriege Burgund und vereinigten dieses Land mit dem Frankenreiche. Dann lockte einer von ihnen den König der Thüringer zu einer Zusammenkunft nach Zülpich und stürzte ihn, während er sich freundlich mit ihm unterhielt, plötzlich von der Stadtmauer herab. Auch ein großer Teil dieses Landes wurde hieraus von den Franken in Besitz genommen. Noch einmal gelang es einem der Söhne Chlodwigs, sich zum Herrscher des gesamten Frankenreiches zu machen; aber nach feinem Tode wurde dasselbe wieder und dann immer wieder geteilt. Diese immerwährenden Teilungen, verbunden mit der den Nachkommen Chlodwigs eigenen Rachsucht und Blutgier, führten zu einer Reihe von Bruderkriegen und Greueltaten. Besonders zeichneten sich in diesen Kriegen zwei Königinnen durch ihre unauslöschliche Rachsucht aus: Fredegunde und Brnnhilde. Sie waren die Frauen zweier Brüder, die Enkel Chlodwigs waren. Der Mann Fredegundes hatte vor seiner Verheiratung mit dieser seine zweite Frau, eine Schwester Brunhiloens, erwürgen lassen. Da erhob sich Brunhilde als Rächerin; sie reizte ihren Gemahl zum Kriege gegen ihren Schwager, und nach einer Reihe von Greueltaten, bei denen eine Königin die andere zu übertreffen suchte, starben beide Könige durch Meuchelmord. Erst als sich fast das ganze Geschlecht in gegenseitigem Wüten vernichtet hatte und aus Befehl eines Sohnes Fredegundens die achtzigjährige Brunhilde nach mehrtägigem Foltern von einem wilden Rosse zu Tode geschleift worden war, erlangte das Reich feine Ruhe wieder. — Die folgenden Könige waren zwar nicht so blutgierig; aber sie waren alle einem lasterhaften Leben ergeben und auch geistig

9. Geschichte des Mittelalters - S. 73

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
73 des Verlustes seines Lehens. Die meisten fanden sich auch ein und beugten das stolze Haupt vor dem Fürsten, der ihnen zeigte, daß er zu gebieten verstände. In Rom erhielt er in Gegenwart des damals noch lebenden Rudolf von Burgund und Knuts des Großen von Dänemark die Kaiserkrone. Späterhin riefen ihn neue Unruhen der Lombarden zum zweitenmal nach Italien. Ter verräterische Erzbischof von Mailand brachte sie gegen den Kaiser noch mehr auf, und als dieser mit großer Heeresmacht aus ihn losging, brach eine Seuche in seinem Lager aus, die einen großen Teil der Deutschen hinwegraffte, so daß also Italien wieder das Grab dieser Nation wurde. Selbst mehrere von des Kaisers nächsten Verwandten starben, und mißmutig und selbst kränklich kehrte er nach Deutschland zurück. Aber auch hier gab es der Unordnungen genug, besonders in Burgund, wo die Befehdung der großen und kleinen Herren alle Sicherheit aufhob. Da begab sich Kcrnrnb nach Burgunb und machte ans einem Reichstage in Solothurn den Gottesfrieben bekannt. Es waren nämlich hier einige wohlmeinende Bischöfe auf den Gebanken gekommen, daß, wenn die Ritter burchaus der Befehbungen sich nicht enthalten konnten, wenigstens einige Tage in der Woche bavon ausgenommen sein sollten. An bieseit sollte ein allgemeiner Waffenstillstanb stattfinben, und wer ihn bräche, sollte als ein Übertreter göttlicher Gebote betrachtet und von der Kirchengemein-schast ausgeschlossen werden, denn Gott habe ihn selbst durch einen vom Himmel herabgefallenen Brief geboten. Dies nannte man den Frieden Gottes. Frankreich nahm ihn zuerst an, und nun machte Konrab ihn auch in Burgunb bekannt. Von Mittwoch abenb bis Montag früh sollte er gelten. Das war nun recht löblich; aber leiber würde er nicht immer gehalten, und selbst der Kaiser war nicht mächtig genug, jeben Frevler zu strafen. — Konrab starb noch einer fünfzehnjährigen ruhmvollen Regierung in Utrecht 1039 und liegt im Dom von Speier begraben. Ihm folgte fein ältester Sohn Heinrich Iii. (1039—1056), ein noch klügerer, tapferer und tätigerer Mann als fein Vater. So kräftig wie er hatte feit Karl dem Großen kein Kaiser die kaiserliche Gewalt gehanbhcibt. Zuerst zeigte er bies gegen die Un-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 24

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
24 Kultur vernichtet urtb bos (Christentum durch den Islam verbrängt worben. Übrigens bürfen wir nicht glauben, daß die Mauren ein vollstänbig unkultiviertes Volk gewesen seien. In manchen Sachen war ihre öilburtg der der Ehriiten weit überlegen, das bezeugen u. fl. die Prachtbauten, die sie in ihrer Hanptstabt Corb oba und in der späteren Hauptstabt Granaba errichteten. Noch heute be-bienen wir uus beim Rechnen ihrer Ziffern, und manche Wörter ihrer Sprache sittb in unsern Sprachschatz eingebrungen. Ja. viele Christen verschmähten es später nicht, an ihren Hochschulen zu stu-bieren und verbreiteten bnnn das bort Gelernte im Abenblanbe. 5. Pippin der Kleine, 752-768. Ausbreitung des Christentums in Deutschland. Entstehung des Papsttums. Das Amt der Hausmeier war erblich in der Familie Kflrl Martells; daher trat nach seinem Tode sein Sohn Pippin basselbe an (741—768). Er wirb wegen seiner kleinen Gestalt der Kleine genannt. Sein Verstaub war bagegen nicht klein, so wenig wie seine Körperkraft. Von dieser erzählt man, daß er einst bei einem Tiergefecht einem Löwen, der auf beit Nacken eines Büffels gesprungen war, mit starkem Arme auf einen Hieb nicht nur den Kops abhieb, sonbern noch tief in den Hals des Büffels traf. Dieser Mann, der für den König Chilberich Iii. regierte, glaubte, es fei die Zeit gekommen, wo er zu dem Besitze der königlichen Macht auch den Titel berselben fügen biirfe. Um aber feiner neuen Würbe mehr Ansehen und Recht zu geben, suchte er den Beistanb des Papstes zu erlangen. Er schickte daher Boten nach Rom mit der Anfrage, ob derjenige, welcher den Namen des Königs führe, ober beteilige, welcher die Last der Regierung trage, König zu sein verbiene. Der Papst entfchieb günstig für Pippin, und in Übereinstimmung mit den vornehmsten Franken setzte dieser also im Jahre 752 den letzten Merowinger ab, steckte ihn in ein Kloster und ließ sich selbst zum Könige der Franken ausrufen. Er und seine Nachkommen werben nach feinem Vater Karl Martell Karolinger genannt.
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