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brach in den Stoßseufzer aus, Europa erscheine ihm wie ein Mg^il-
wurfshügel, erst Asien sei für ihn eine imposante Ländermasse, dort
gebe es große Reiche!
Wir gehen nun dazu über, die geschichtlich-ethnographischen
Verhältnisse Asiens uns wieder etwas in Erinnerung zu bringen.
Asien zerfällt seiner Bevölkerung nach in zwei deutlich von
einander geschiedene Gruppierungen, eine kleinere südwestliche und
die unverhältnismäßig große und ausgedehnte des Nordostens. Die
erstere weist Völker und Stämme der mittelländisch-kaukasischen Rasse
ans, die zweite die eigentlichen Repräsentanten Asiens, die Mongolen.
Dort am Pamirplateau, am Dache der Welt, treffen sich im letzten
Vorstoß und Anprall Kaukasiertum und Mongolismus.
Bei den Mongolen spricht man von zwei Hauptstämmen. Ein
dritter, der Tschuktische an der Behringsstraße, kann wohl süglicher-
weise seiner Unbedeutendheit wegen übergangen werden. Übrigens
fand Nordenskiöld dort in den Jurten, die der eisige Buran um-
heult, ein fast idyllisches Familienglück und -— die artigsten Kinder
von der Welt. Die beiden Hauptstämme der Mongolen sind
also der uralisch-tatarische und der südliche indochinesische. Von
dem ersteren ragen Ausläufer bis nach Europa hinein, und
zwar die Finnen, Ungarn und Türken. Die Finnen haben nie
geschichtlich eine Rolle gespielt, aber es sind tapfere Soldaten,
und die karelischen Volkslieder zeugen von hoher Begabung dieses
nördlichsten europäischen Kulturvolkes. Desto empfindlicher waren
die Berührungen Europas mit den Magyaren und Türken: das
wilde Treiben des Czikos auf den Pußten der Theiß und alle
die verwegenen Bravourstückchen der Husarenwaffe erinnern an die
einstigen verheerenden Ungarneinfälle des frühen Mittelalters, und
der Nngbärtige, stolz und ruhig in sein Kismet ergebene Muselmann
in Konstantinopel ist der Abkömmling jener furchtbaren Türken, vor
denen im 16. und 17. Jahrhundert die europäische Christenheit unter
stehendem Glockengeläut die Hilfe des höchsten Gottes inbrünstig an-
flehte. Auch die nordmongolischen Kernvölker aus der Gobi haben
vor Zeiten Europa einen Besuch abgestattet. Wer erinnert sich nicht
der Mongolenschlacht auf der Walstatt von Liegnitz 1241 und der
langen Herrschaft der goldenen Horde! Es ist besonders interessant,
bei diesen hochasiatischen Mongolen das Einst und Jetzt vergleichend
nebeneinander zu stellen; wir wollen zunächst mit der Schilderung
der heutigen Mongolen beginnen, wie sie uns in den Reiseberichten
des vorzüglichsten Kenners Jnnerasiens, Prschewalskis, entgegentritt.
Es giebt kein harmloseres und friedlicheres Treiben als das der
Kalchamongolen innerhalb und außerhalb ihrer Filzjurten. Der
Mongole scheut derart die aufregende Bewegung und jede Thätig-
keit, die entfernt nach Arbeit schmeckt, daß er es sogar vorzieht, sich
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Nordenskiöld
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asiens Asiens Kaukasiertum Europa Ungarn Europas Konstantinopel Gottes Europa Liegnitz
4
fast ganz Asien unter der neuen Despotenherrschaft. Zu Samarkand
auf dem berühmten grünen Steine, der noch heute zu sehen ist,
stand der Thron des übergewaltigen Mongolenfürsten, und stets
diente ihm ein vornehmer Gefangener als Schemel seiner Füße.
Es war, als ob die Genialität des seltsamen Mannes sich auch als
besonders erfinderisch erwies in der Bestrafung der eroberten Städte.
Ein Massengemetzel unter den unglücklichen Einwohnern hatte auch
Dschingischan veranstalten lassen, aber Timur wußte in die Eintönig-
keit der Blutscenen noch einige entsetzliche Abwechselungen zu bringen.
In Persien wurden auf seinen Befehl die Gefangenen lebendig über-
einander geschichtet, mit Lehm und Kalk verputzt und zu Mauern
und Türmen kunstmäßig als Baumaterial verwertet. Ein andermal
ließ er in einer großen Grube die kugelförmig gefesselten Feinde
nebeneinander legen, dann Bretterlagen darüber befestigen und so
wie bei den Schichten einer Pastete oder Fruchttorte Menschenleiber
und Balkengezimmer in grausigem Gemische abwechseln. Jeder seiner
Krieger mußte eine bestimmte Anzahl Köpfe erschlagener Feinde ab-
liefern, und aus den übereinander gehäuften Schädeln — in Indien
waren es neunzigtausend — wurden Siegespyramiden errichtet, bei
deren Anblick wohl das Blut der Bezwungenen erstarren mochte.
Wenn gegenüber diesen Mongolenstürmen und Eroberungszügen
Europa als der leidende Teil erschien, so hat es auch nicht an An-
griffskriegen gefehlt, die Europa gegen Asien geführt hat. Schon
in den ältesten griechischen Mythen fordert Europa kampfgerüstet
Asien zum Kampfe heraus, und in der troischen Ebene maßen sich
zuerst Europäer und Asiaten in erbittertem Streite. Westasien wurde
dann durch die Feldzüge Alexanders des Großen und die Kreuzzüge
des Mittelalters heimgesucht. Der Einfluß des milderen Klimas,
die Einwirkung einer ästhetisch so bezaubernden und als Augenlust
dienenden Vegetation sänftigte und veredelte, wie Alexander von
Humboldt sagt, die rauheren europäischen Nordländer und hat nach
dieser Hinsicht trotz Kampf und Krieg unsäglichen Segen gestiftet. -
Dann haben die Engländer sich in Asien ein großes Reich gegründet,
und unter den stolzen Titeln der britischen Majestät prangt die wert-
volle Bezeichnung einer Kaiserin von Indien. Neuerdings ist nun
der gefährlichste Bedränger Asiens erstanden, der langsam und sicher
in Asien vordringt —' das ist Rußland. Kaiser Nikolaus pflegte
zu sagen, Rußland habe in Asien keine Grenzen, und in der That
beherrscht ja heute der Zar aller Reußen drei Fünftel des asiatischen
Länderleibes. So lvie die Trancheen gegen die belagerte Festung
mehr und mehr vorrücken uní) dem Angegriffenen Raum und Be-
wegung abgewinnen, so weiß Rußland von seinem kolossalen nord-
asiatischen Länderbesitz her gegen Mittel- und Lmdasien vorsichtig
vorzudringen.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexander_von
Humboldt Alexander Nikolaus Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Samarkand Persien Indien Europa Europa Europa Westasien Asien Indien Asiens Asien Asien
6
sagenhafte Rheingold der Nibelungenzeit wieder ans Tageslicht fördern,
oder gar das Gold des Schwarzaflusses, das gerade genügt, um den
Schwarzburgifchen Fürsten die Trauringe zu liefern! Deshalb ziehen
auch die sibirischen Goldsucher, von ihrem Glücke berauscht, im Herbste
nach Tomsk, übrigens der heutigen sibirischen Universität, und zechen
dort wacker in Champagner, der natürlich entsprechend teuer ist und
bis über 7 Rubel die Flasche gelten soll. — Der sibirische Besitz
Rußlands hängt durch die Kirgisensteppe mit dem centralasiatischen
zusammen. Hier in der Steppe kann man noch völlig echtasiatisches
Tierleben beobachten. Wo in Nordasien die Renntierherden am Milz-
brand auszusterben anfangen, ähnlich wie ja auch in Nordamerika
die Büffel jetzt verschwunden find, gewährt es hier ein recht typisches
Bild, wenn der russische Kurier in seinem Gefährte dahinfliegt und
der kirgisische Kutscher die vierelang gespannten Kamele zur größten
Eile anspornt. Man nennt die Kirgisen die Franzosen Westasiens,
und unermüdlich ertönt ihre plappernde Unterhaltung in den zerstreut
stehenden Jurten oder Kibitken. —- Und nun sind die Russen erobernd
in das alte Baktrien vorgedrungen. Da, wo einst die Nordgrenze
auf dem Feldzuge Alexanders des Großen war, wo er am Jaxartes
sein Alexandria eschate gründete, haben die Russen schon längst die
Grenze passiert und treten von diesem nördlichen Eingangsthore her-
ein in die terra eo^nita der Alten. Jaxartes und Oxus, die heutigen
Syr und Amu, sind zu russischen Flüssen geworden, in Taschkent
residiert der Gouverneur des russischen Turkestan, und Chiwa, Mcrw
und Samarkand sind russische Militärstationen geworden. Wo hätten
sich das die persischen Dichter träumen lassen, die Samarkand, die
Stadt des gewaltigen Timur, mit ihren Kuppeln und Moscheen, mit
ihren lachenden Gärten und ihrer herrlichen Umgebung „das Schatz-
kästlein der ganzen Erde" nannten, daß einst dieser Wunderort des
Orients ein gehorsames Landstädtchen des weißen Zaren sein sollte.
Und das entschieden zum Vorteil der ganzen Landschaft, denn die
Reisenden sind froh, mitten unter dem Schmutz und Verfall der frü-
heren Herrlichkeit auf die Spuren europäischer Civilisation zu stoßen.
Von Samarkand und dem Thale des Amudarja aus steigt Asiens
Boden zu seinen berühmten centralen Erhebungen. Dort, wo die
gewaltigen Hochländer von Hinterasien und Vorderasien etwa um den
73. Längengrad zusammenstoßen, finden sich riesenhafte Ausrichtungen
der Erdoberfläche, Bergzüge, Plateaus1 und unweit davon der zweit-
größte Gipfel der Erde, der Dapsang in der Karakorumkette mit
8619 Meter Höhe, also fast doppelt so hoch als Europas höchster
Berg, der Montblanc. Die dominierende Stellung innerhalb dieser
auseinander stoßenden Erhebungen hat das Pamirplateau inne, das
S. Anhang 1.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
7
deshalb auch den Ehrentitel trägt: Dach der Erde. Und hier an
dieser interessantesten physikalisch-geographischen Stelle unseres Erd-
planeten bereiten sich auch politische Ereignisse von entschieden welt-
historischer Wichtigkeit vor. So wie etwa im lo. Jahrhundert unserer
Zeitrechnung Unteritalien den Tummelplatz und das Konfliktgebiet für
die drei damaligen Weltmächte abgab, die Deutschen, die Griechen und
die Araber, so haben sich hier auf dem Pamirplateau, zunächst aller-
dings mit Protesten und völkerrechtlichen Streitpunkten, gegenüber-
gestanden die drei Weltmächte Asiens: die Russen, Chinesen und
Engländer. Wenn der alte lateinische Spruch des Seipio noch gilt,
«plus animi est inferenti quam propulsanti periculum», so hat Ruß-
land den Vorteil der größeren Kampfesfreudigkeit und wohl auch des
Erfolges für sich. Denn planmäßig und ununterbrochen ist die russische
Eroberung vorgedrungen, den Russen fällt die Rolle des siegreichen
Angreifers zu, China und England müssen sich verteidigen, natürlich
mit verschiedener Widerstandsfähigkeit. — In der letzten Zeit hat
Rußland viel für die strategischen Sicherungen eines späteren An-
griffskrieges gethan. Das Wichtigste ist natürlich der Bau einer
Eisenbahn. Wenn wir die ganze Richtungslinie derselben verstehen
wollen, so müssen wir schon einige westlichere Anschlußlinien auf-
zählen. Demnach haben die Russen zunächst von Tiflis im Siiden
des Kaukasus, der Stadt des Mirza Schaffy, eine Bahn gebaut nach
Baku am Kaspischen Meere. Es ist das die heilige Stätte der alten
Parsen oder Feueranbeter, wo die Naphthaquellen ihre flammenden
Gase aus der Erde auflohen lassen und wo ringsherum Tempel zur
Verehrung dieses Naturwunders einladen. Von Baku fahren Dampf-
schiffe quer über den Kaspischen See nach Michailowsk im Turkmenen-
lande, und dann beginnt jene merkwürdige Bahn im Wüstensande,
deren beschwerlicher Bau wohl seines Gleichen gesucht haben mag.
Dicht am persischen Gebiete entlang — und Grenzstreitigkeiten und
Reibungen sind auch da schon vorgekommen — führt die Bahn nach
der Oase Merw, dann wendet sie sich etwas nordwärts, überschreitet
den Amu oder alten Oxus und mündet in Buchara und Samarkand.
Von Merw ist es leicht, einen Vorstoß gegen Afghanistan zu machen,
und von hier wird dann zum letzten Schlage gegen Indien ausgeholt.
Den Amudarja befahren jetzt regelmäßig russische Dampfschiffe, und
bis an die afghanische Grenze sind kreuzende russische Kriegsschiffe vor-
geschoben. Da liegt in unmittelbarster Nähe Batch, das alte Bactra,
und von Balch nach Kabul zum berühmten Eingangspasse Indiens, durch
den schon Alexander der Große zog, rechnet man nur zehn Tagemärsche.
Rußland hat sich den Grundsatz des alten Macedonierkönigs
Philipp angeeignet, in seinem großen Eroberungswerke sich mehrere
stellen zum Angriffe zugleich offen zu halten und die Gegner, wenn
man an der einen Seite Einbuße erleidet, schnell wieder auf der
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Merw Alexander Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Asiens China England Tiflis Kaukasus Mirza_Schaffy Baku Kaspischen_Meere Baku Kaspischen_See Michailowsk Buchara Samarkand Afghanistan Indien Balch Kabul Indiens
9
dazu dienen soll, Sibirien in seiner ganzen Richtung von Ost nach
West zu erschließen und eine rasche Truppenvorschiebung bis an die
Küste des stillen Oceans zu ermöglichen, — das ist der Bau der
sogenannten sibirischen Eisenbahn, die in Wladiwostok am Japanischen
Meere und auch in Port Arthur am Golf von Petschili münden
wird. Hier sind ja schon langst die Vorarbeiten in Angriff genommen,
und Sträflinge schaffen im Schweiße ihres Angesichts an dieser eminent
civilisatorischen und zugleich strategisch wichtigen Bauarbeit. Hoffentlich
wird das Riesenwerk, das in seiner Kühnheit und in der kolossalen
Schwierigkeit der Herstellung wohl den Durchstichen der Suez- und
Panama-Landengen, den Tunnelbauten der Alpen und den gewaltigen
Eisenbrücken, die in Amerika und England über breite Meeresarme
führen, an die Seite gesetzt werden kann, langsam aber sicher seiner
Vollendung entgegengehen. Bereits werden Schnellzüge von Peters-
burg bis Tomsk, der sibirischen Universität, abgelassen. Sie fahren
ununterbrochen sechs Tage und sechs Nächte und sollen an Luxus
und Komfort noch die amerikanischen Expreßzüge überflügeln. Jen-
seits des Tom beginnt Urwald von Cedern oder Espen, und die
Ingenieure haben die Arbeit des Vermessens in dieser fürchterlichen
Gegend als eine Höllenqual geschildert. Man sinkt Schritt für Schritt
in dem Espendickicht in den Sumpf ein, und Myriaden von Insekten
verfolgen die kühnen Pioniere.
Wird die große sibirische Eisenbahn fertig, so umklammert das
eiserne Band der Schienen zuletzt unmittelbar das große chinesische
Weltreich, und wir müssen uns also weiterhin mit der Bedeutung
und Würdigung des Chinesenreiches beschäftigen.
Der größte jetzt lebende Sinologe, von Richthosen, gesteht ein,
daß China ein sehr wenig bekanntes Land sei und abschließende
Urteile sich kaum werden abgeben lassen. Dies gilt allerdings nur
für die eigentlichen Bewohner des Reiches der Mitte. Denn die
Chinesen besitzen einen regen Auswanderungstrieb — man hat sie
darum mit den Normannen des Mittelalters verglichen —, und die
Eigenart der chinesischen Kulis kann man in San Francisco, Australien
und in der ganzen Südsee genugsam studieren. Sie sind ja dort so
verbreitet, daß man bereits den stillen Ocean als chinesisches Meer
bezeichnen will. — Die Russen haben als Nachbargebiet zunächst die
Mandschurei mit Mulden, der ehemaligen Hauptstadt der Mandschu-
dynastie und jetzt der Totenstadt der Kaiser, in welcher jeder neue
Beherrscher die Annalen seines Vorgängers niederlegt. Dann beginnt
vom Busen von Petschili ab das eigentliche China mit seinem ganz
beispiellosen Volksgewimmel. Das Mündungsland der Flüsse Hoangho
und Jantsee —- letzterer der Gürtel Chinas und der eigentlich heilige
Strom der Chinesen —, also die Provinz Kiangsu, hat einen Flächen-
raum nur viermal so groß wie Pommern, und doch wohnen dort
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Arthur Petschili
Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Wladiwostok Japanischen
Meere Amerika England Tomsk China San_Francisco Australien China Gürtel_Chinas Pommern
3 —
gar nicht einmal zu waschen und seinen Leib und seine Kleider von
dem zahlreichen Ungeziefer zu säubern. An dem mistgenährten Feuer
des Herdes wird der Ziegelthee bereitet, und bei den Hauptmahl-
zeiten werden außer diesem Nationalgetränk fast fabelhafte Mengen
Hammelfleisches vertilgt — Prschewalski spricht von fünf Kilogramm
auf eine Mahlzeit. Dabei sind die Mongolen die gläubigsten Bud-
dhisten, und neben dem eifrigen Abhaspeln ihrer Rosenkränze und
Gebetstrommeln kennen sie kein anderes Interesse als die Pflege
ihrer stattlichen Viehherden. Unter der chinesischen Herrschaft ver-
sinken sie mehr und mehr in Feigheit und erleiden überhaupt mo-
ralische Einbuße jeglicher Art. Und doch singen ihre fahrenden
Sänger noch immer von der einstigen Zeit der Mongolenherrlichkeit,
da „vor dem Blicke ihrer Chane die zehntausend Völker der Erde
erstarrten und die Erde erzitterte, wenn sie sich rührten". Der erste
Mongolenchan, von dem die Geschichte erzählt, war Temudschin,
später Dschingischan genannt, der Chan aller Chane. Östlich von
Urga, dem heutigen Sitze des zweiten großen Mongolenpapstes, des
Bogdalama, an den Quellen des Onon wurde Temudschin geboren,
und zu Beginn des 13. Jahrhunderts begann er seine welthistorische
Laufbahn. Auf dem Kuriltai, dem Reichstage, neben der Fahne,
von der vier schwarze Hengstschweife herabhingen, schworen die Mon-
golenhäuptlinge ihm blinden Gehorsam, und nun brauste das Völker-
unwetter hinab in die westlichen Tiefebenen, Dschingischan gab seinen
Kriegern eine furchtbare Lehre. Als bei der Einnahme von Herat
nicht alle Einwohner umgebracht waren, wurde er zornig und äußerte,
Mitleid wohne nur in schwächlichen Gemütern; von Milde und
Barmherzigkeit dürfe und solle niemals die Rede sein. Und so er-
klärt es sich auch, daß später bei der Eroberung von Bagdad
20000 Menschen ihr Leben verloren haben. Zudem bereitete es dem
Nomadenchan eine rechte Herzensfreude, seiner tiefen Verachtung
aller Büchergelehrsamkeit den unzweideutigsten Ausdruck zu geben.
Unter den Hufen der Rosse, auf denen die Mongolen in die Moscheen
ritten, wurden die heiligen Bücher der mohamedanischen Religions-
weisheit zertreten, oder es fraßen gar die hungrigen Gäule, da
zwischen die Blätter der Bücher Hafer geschüttet war, alle die tief-
sinnigen Sprüche vom großen Allah gleichmütig in sich hinein. —
Der zweite große Mongoleneroberer war wenigstens nach dieser
Seite hin eine gemildertere Erscheinung — denn er liebte die
Gelehrten, namentlich die Ärzte und Gesetzeskundigen —, aber
sonst war Tamerlan, der lahme Timur, ein weit entsetzlicherer Mensch
als Temudschin. Leider war sein Ehrgeiz und sein Genie womög-
lich noch bedeutender als bei dem ersten Mongolenchane. So wie
es nur einen Gott gebe, so solle, sagte er, auch nur ein Herrscher
auf Erden sein, und wirklich bei seinem Tode 1405 seufzte und zitterte
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
13
Ereignisse, und wer will sich vermessen, die Zukunft vorauszusagen.
Sollte es Deutschland zufallen, sich in Asien gleich den Engländern
etwa ein Indien zu erkämpfen, oder sich doch wenigstens mit aller
Energie „einen Platz in der Sonne zu verschaffen"? China ergeht
es wie den Südsee-Jnsulanern, was Beurteilung und Wertschätzung
anbetrifft. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte
man nicht genug thun im Lobe ihrer einfach patriarchalischen Sitten,
und seit Voltaire galt China als ein Land der Gerechtigkeit, der
Gelehrsamkeit und friedlichen Kultur, an dem sich die europäischen
Nationen immer von neuem ein Muster nehmen sollten. Heutzutage
kann man sozusagen die Kehrseite der Medaille betrachten, und die
„gelben Teufel" nennt man nur mit Abscheu. Während aber die
Südsee-Jnsulaner, von deren enthusiastischer Bewunderung man längst
zurückgekommen ist, meist absterbende Generationen sind, hat man es
in China mit einer Nation von 400 Millionen zu thun, und wir
können im Zweifel sein, ob sich die Chinesen in ihrem Schiking1 in
melancholischer Resignation ein richtiges Prognostikon gestellt haben:
Wir bau'n mit glänzenden Altanen
Gedächtnistempel unfern Ahnen;
Wir bau'n mit Kunst an jeder Wissenschaft,
Die uns're Weisen einst gegründet,
lind wo sie uns ein Licht der Einsicht angezündet,
Das hüten wir gewissenhaft.
Es blieb von unsrer Geisteskraft
Nichts Feinstes unerspäht, nichts Tiefstes unergründet;
Doch Untergang ist uns verkündet,
Denn unserm Wesen fehlt's am innern Haft.
Der Hase mag wohl zierlich hüpfen,
Dem Hunde wird er nicht entschlüpfen!
Auf dem Wege des Verkehrs und Handels hat sich Deutschland
noch an einer anderen Stelle Asiens vorgeschoben, loas wir schließ-
lich doch nicht unerwähnt lassen wollen. Wir meinen die anatolische
Bahn in Kleinasien, die neuerdings die Konzession zur Erweiterung
des Eisenbahnbaus bis Bagdad und zum persischen Golf erhalten
hat. Die Türken sind jetzt die Freunde Deutschlands, und man be-
zeichnet die Türken Kleinasiens, in denen sich das Osmanentum am
unverfälschtesten erhalten hat, geradezu als „Deutsche des Orients".
Hier in Kleinasien ist nun die von deutschem Kapital gegründete
und von deutschen Ingenieuren gebaute anatolische Bahn schon seit
einigen Jahren im Betrieb und trägt deutsche und abendländische
Kultur in die weltfremden Dorfschaften des kleinasiatischen Hochlandes.
Wiesehr hatte doch die „Mutter der Welt", 2 wie die Türken ihr * 2
' Bon Rückert übersetzt.
2 umma ed dünja.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Asien Indien China China China Deutschland Kleinasien Bagdad Deutschlands Kleinasiens Kleinasien
105
waren, hat eine Verschmelzung der Deltas stattgefunden; die be-
kanntesten Beispiele dafür sind Ganges —Brahmaputra, Rhein—
Maas—schelde. Die Ausfüllung von Seen durch eintretende Flüsse
ist auf jeder genauen Karte ersichtlich, am anschaulichsten natürlich
für den, der in der Natur (z. B. beim Blick von der Axenstraße nach
Uri hinein, vgl. Mi 79a) die streng wagerechte Delta-Ebene am
oberen Ende eines Sees gesehen hat.
c) Seen. Wenn man den sog. „Mündungssee" außer acht läßt,
der nur das Ende eines Binnenflusses an der niedrigsten Stelle
einer weiten Steppenmulde bezeichnet (vgl. S. 102), so sind die
Seen die Wasserausfüllungen eigener, beckenartiger Vertiefungen;
diese werden unterschieden als „Eintiefungsbecken", wenn sie —
meist in festem Fels — durch Einwärtsbewegung des Bodens
(vgl. 37, z. B. in den großen Gräben Syriens und O-Asrikas) oder
auch durch Ausräumung von oben her (z. B. durch Gletscher) hervor-
gerufen tini);1 als „Aufschüttungsbecken" aber, wenn sie auf
Dammbildung (z. B. von Endmoränen der Eiszeit, vgl. Mg 5b, oder
von Flußsinkstoffen an der Meeresküste, vgl. Mi 17, 59, Mg 42) oder
auf Wallbildung (wie bei vulkanischen Aufschüttungen) zurückzuführen
sind. In anderer Weise unterscheiden sich Seen mit und ohne
Abfluß. Die ersteren verändern sich stark durch die Deltabildung
am oberen Ende (s. o.) und die Abzapfung am unteren, wo sich der
Abfluß vertieft, so daß ein Bergsee schließlich auslaufen kann? Die
letzteren halten sich viel länger, vorausgesetzt, daß nicht das Klima
trockener wird; sie erleiden aber nicht selten bedeutende Schwankungen
im Wasserstand und werden allmählich salzig (vgl. Nà 48). Er-
löschende kleine Seen gehen unter Mitwirkung von Sumpfpflanzen
oft in Tiefmoore über (vgl. Mg 46).
Die Seenforschung (Limnologie) hat neuerdings eine bis ins
einzelne gehende Pflege erfahren; der Seenreichtum einst vergletscherter
Gebiete führt auch hier wieder auf die Eiszeit zurück.
42. Die Arbeit des Meeres; Küsten, Inseln. Wie in den
Seen im kleinen, so wirkt im Meere im großen die Brandung (vgl.
S. 84 u.) als stärkste der Kräfte, die die Küsten „in Belagerungs-
zustand" versetzen, zumal dann, wenn sich Sturmwind und Spring-
flut („Sturmflut") mit ihr vereinigen. Eine Steilküste wird in
dem Bereich zwischen Niedrig- und Hochwasser (s. S. 85) aus-
gewaschen; die überhängenden Teile stürzen herab; es entsteht ein
Kliff (s. Mi 44) mit vorgelagerter flacher Strandplattform, oft durch 1 2
1 Der Kaspi-See, der alle anderen an Größe weit übertrifft (fast 440000 qkm,
vgl. U. 96), scheint in der tiefen 8,- Hälfte ein Senkungsbecken auszufüllen, sonst
aber — wie der Aral-See — ein Überrest eines alten, flachen Meeres zu sein.
2 „Seen sind nur vorübergehende Erscheinungen auf der Landoberfläche"
(Brückner). In Tirol sind innerhalb eines Jahrhunderts 118 Seen verschwunden.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
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48. Bodengestalt und Gewässer. Vorder-Asien ist ganz iiber-
wiegend Hochland. Die einzige große Tieflandfläche bildet in
der Rückverlängerung des Persischen Golfs Mesopotamien, und es
erreicht erst im Nw — dort, wo der Euphrat dem Mittelmeer am
nächsten kommt — die Höhe von 500 m (vgl. 11, 8, 25). Auf dieser
Hochfläche erhebt sich im W ein Randgebirge, dessen W-Abfall
zwischen sich und dem User des Golfs von Jskanderun nur einen
schmalen Saum läßt (Schlacht bei Jssus!), aber etwas südlicher wird
dieser Rand von dem Unterlaufe des Orontes^ durchbrochen. Von
da aus führte deshalb schon die alte persische Königsstraße ost-
wärts an den Euphrat,^ und diese Linie in Verbindung mit dem
Euphrat grenzt den großen Sw als Ganzes, als ausgedehntes
Tafelland, von dem übrigen Vorder-Asien abt
Der von N her (s. o.) die Mittelmeerküste begleitende Rand
Syriens erhebt sich in ihrer Mitte zu dem monatelang von Schnee
bedeckten Libanon^ (mit einem Kamm von etwa 2000 m und einer
Spitze von 3100 in Meereshöhe); dahinter streicht aber ihm parallel
der weniger hohe Antilibanon, tm S mit dem dort alles Land
überragenden Hermon (2800 in) endigendt
In dem so gebildeten Längsthale (Coeleshrien — Hohlsyrien)
besindet sich (bei 34 0 n. Br.) eine Wasserscheide (1000 in ü. d. M.);
nach Nno fließt der Orontes (s. o.). Erst südlich von dieser Schwelle
geben zwei Pässe Gelegenheit zum Übersteigen beider Gebirgszüge (jetzt
Eisenbahn Beirut [berüt]— Damaskus). Aus Quellbächen des Hermon
entwickelt sich der Jordan, dessen südwärts gerichtetes Thal schon
bei 330 n. Br. unter die Höhe des Meeresspiegels hinunter-
geht. Von da ab fällt er noch um weitere 400 in aus einer Strecke,
die in der Luftlinie nicht einmal 140 Uni mißt, so daß er trotz viel-
facher Krümmungen für Schiffahrt viel zu reißend ist. Im Anfang
dieser Tiefsenke klärt er sein Wasser im fischreichen See Gene-
zareth (— 200 m).6 Das Tote Meer (— 400 in), in dessen N-
Ende er mündet, ist bei der tiefen, heißen Lage und der starken
Verdunstung eine Salzlake von 24 0/0 ohne Tierleben, also wirklich
„tot“! 7 Erst jenseit des Toten Meeres endet die sich durch zwei 1 * * 4 5 6 7
1 Für die Schiffahrt ist er jetzt durch eine Barre gesperrt.
* Antiochien -— Chalylwn (jetzt Haleb) — Thapfakus (d. h. Brücke).
b Alan sehe eine Karte (z. B. Diercke-Gaebler (1901), S. 30) oder gar ein
Relief Vorder-Asiens von der i^4v-Ecke her an!
4 Dieser hebräische Name bedeutet „weißes Gebirge", vielleicht im Sinne von
Schneegebirge, vielleicht auch wegen der Hellen Kalksteinfelsen.
5 Wie der Libanon ist der Hermon quellen- und waldreich, der Antilibanou
sonst aber bei seiner Lage trockener und kahler.
6 Vgl. Diercke-Gaebler (1901), S. 28 u.
7 Sein Spiegel liegt (genau) 394 in unter dem des Mittelmeeres; seine Sohle
noch 400 in tiefer! Wer in dem Salzwasser baden will (aufrecht, um die Sole nicht
zu schlucken), fühlt sich von ihm — des spezifischen Gewichtes halber — getragen.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
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Breitengrade erstreckende Depression, aber die Grabenfurche selbst
setzt sich in geringer Meereshöhe nach dem Golf von Akaba hin fort
(s. S. 92)1 und trennt so das eigentliche Palästina (Kanaan)
und die Sinai-Halbinsel ganz von dem Syrisch-Arabischen
Tafellande.
Das Wests ord an land ist eine unebene Kalkfläche, die aus der
Grabeneinsenkung steil aufsteigt, sich aber nach dem Meere hin all-
mählich senkt (s. S. 92); nur der Höhenzug Karrn el ^ bildet einen
beinahe 200 in hohen Küstenvorsprung (das 8-Ende Phöniziens).
Im Sw des Toten Meeres erstreckt sich eine Wüste bis in die
Sinai-Halbinsel hinein; die Granitmasse des Sinai selbst (2200 in)
fällt schroff nach dem Roten Meere hin ab.
Das riesige Syrisch-Arabische Tafelland im 0 jener Thal-
surche und des Roten Meeres ist im Mittel mehr als 1000 m hoch
mit sanfter Abdachung gegen No; die Randhöhen im W, schon im
Ostjordanlande z. T. aus vulkanischem Gestein ausgebaut, erheben
sich namentlich im 8 zu mehr als 2000 ni; dort bildet der Stufen-
absall nach dem Roten Meere hin die fruchtbare Landschaft Jemen
(Arabia felix). Ähnlich günstige Verhältnisse hat im 0 die Gebirgs-
landschaft Oman trotz ihrer trocken-heißen Küste. Dauernd wasser-
führende Flüsse besitzt aber ganz Arabien nicht; es giebt nur Wadi's
(vgl. S. 63).
Klein-Asien ist im Innern ein von Randgebirgen umgebenes
Hochland, wie Iran im größeren und Central-Asien im größten Maß-
stabe. Der W-Rand des Innern ist nicht besonders scharf ausge-
prägt; von ihm aus streichen nur ein wenig höhere Gebirgsketten
nach W hin, und die Längsthäler zwischen ihnen, meist von Flüssen
(z. B. dem Mäanders durchfurcht, bieten bequeme Zugänge vom
Griechischen Meere (s. Mst, S. 6 u.). zum Innern dar. Dieses ist
aus mehreren Becken zusammengesetzt, deren tiefste Stelle in 900 in
Seehöhe ein Salzsee bezeichnet. Im nordöstlichen Teile der Hoch-
fläche beschreibt der Halys^ einen großen Bogen und durchbricht
dann das nördliche Randgebirge in Stromschnellen nach dem Schwarzen
Meere hin. Dieser N-Rand Klein-Asiens, der am Marmara-Meere
beginnt, steigt an der 80-Seite des Pontus zu 3400 in Höhe an
und geht darauf in die N-Kette Armeniens über. Am schärfsten
ausgeprägt ist der 8-Rand Kleinasiens, der Taurus, den die alte 1 2 3 4
1 Unter dem Namen Wadi el Araba sarabäs, d. h. Wüstenthat.
2 Die Ebene vor seinem iblo-Fuße ermöglicht den niedrigsten Zugang zum
Jordanthal (jetzt Eisenbahn).
3 Nach seinem stark gewundenen Laufe bezeichnet man mit dem Worte
Mäander auch ein Ornament (Band ä Ja grecque).
4 D. h. Salzslnß; der jetzige Name Kisil Jrmak bedeutet: Roter Fluß (nach
dem roten Mergelthon, der das Steinsalz dort umschließt).
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Kisil_Jrmak
Extrahierte Ortsnamen: Akaba Kanaan Ostjordanlande Oman Marmara-Meere Armeniens Kleinasiens