89
Rudolph (der Rathgeber). Robert — Ruprecht (berührn-
> ter Rath).
Siegfried (der milde Sieger). Sophie (die Verständige).
Stephan (der Gekrönte). Samuel (der von Gott Erhörte).
Theodor (Gottesgabe). Theodora.
Therese (Thierfreundin). Thekla (die Bewährte, Vortreffliche).
Thomas (der Zwillings Theohaid (der Tapfere).
Thusnelda (die Erhabene). Tobias (Güte des Herrn).
Ulrich (der Allreiche). Ulrike. — Veronika (die Einzige).
Valentin (der Mächtige). Valentine. — Virginie (die
Jungfräuliche).
Walter (der Gebieter). Wilhelm (der Beschützer). Wilhel-
mine.
Werner (der Krieger). Zacharias (des Herrn Gedächtniß).
Zachäus (der Gerechte). Susanua ldie Weise, Lilie).
Der Bettler.
1. Habt Erbarmen, habt Erbarmen, seht mein Elend,
meine Noth! Gebt mitleidig doch mir Armen einen
Pfennig oder Brot!
2. Schon zwei Tage kam kein Bissen Speise, ach! in
meinen Mund! Steine waren meine Kissen und mein
Bett der Wiese Grund.
3. 0, wie reich war ich als Knabe, von den Altern
hochgeliebt! Aber, wehe mir, ich habe sie bis in den
Tod betrübt.
4. Ich verschmähte ihre Lehren, achtete nicht ihre
Gunst, wollte nichts von Weisheit hören, nichts von
Wissenschaft und Kunst.
5. Locker waren meine Sitten, leer blieb immer Kopf
und Herz; fruchtlos war der Altern Bitten, taub war
ich für ihren Schmerz.
6. Und sie starben. Statt zu sparen, lebt’ ich hin in
Saus und Braus, und im dritten Sommer waren schon
verschwunden Hof und Haus.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Rudolph Robert_—_Ruprecht Siegfried Siegfried Stephan Samuel Gott Theodor Theodora Therese Thekla_( Thomas Thusnelda Tobias_( Ulrich Ulrike Veronika Valentin Valentine Virginie Wilhelm Werner Zacharias Susanua
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
457
Säugetierhaare nicht glatt, sondern rauh, ja zuweilen förmlich mir Zacken
und Hervorragungen besetzt ist. Liegen diese Haare nun wirr durch-
einander, so hängen sie sich mir ihren Unebenheiten aneinander und ver-
schlingen sich unter Druck und schiebender Bewegung äußerst fest zum
dichten Filze. Für den Druck mit gleichzeitig schiebender Bewegung ist
das allgemein verständliche Wort „Walken^ in der Technik gang und
gäbe, und daher können wir die Operationen, denen die Haare unter-
worfen werden, einfach als Walk-Prozeß bezeichnen. In der That wird
der Zukunftsfilz Maschinen übergeben, die ihn auf das rücksichtsloseste
walken, bis eine Art von spitzem, filzigem Zuckerhur entstanden ist.
Eine Centrisugal-Maschine trocknet den Filz in kaum einer halben
Minute, eine Presse giebt ihm die Form eines Hutes. Der nunmehr
schon hutartige Filz wird auf eine Scheibe gebracht, die sich mit rasender
Schnelligkeit dreht, und erhält durch vorsichtige Anwendung von scharfen
Messerklingen und Schleifsteinen den letzten „seinen Schliff", Näh-
maschinen fassen die Krämpe ein, das Futter wird eingesetzt, der Fabrik-
stempel hineingepreßt, und in der Zeit von nicht ganz einer halben Stunde
sind die Kaninchenhaare vor unsern Augen in einen Hut modernster
Fatzvn umgewandelt.
So zaubert die Industrie, indem sie den Maschinen die Leistungen
überträgt, die früher nur durch Menschenhand ausgeführt werden konnten.
Eine Summe von Erfahrungen, reiches Nachdenken und der Experimente
viele sind die Faktoren, welche sich allerdings den Blicken des Zuschauers
entziehen, dem die Thätigkeit, welche die moderne Industrie entwickelt,
im ersten Augenblick überraschend und rätselhaft vorkommt, sei es in
welcher Branche es wolle, aber näheres Eingehen zeigt, daß alles natür-
lich zugeht bei dieser Art von Zauberei.
Dr. Julius Stinde. „Aus der Werkstatt und Natur."
185. Die Papiersabrikatwn.
Das Linnenpapier hat schon seit langer Zeit alle anderen Papiere
für Schrift und Druck aus dem Gebrauch verdrängt und durch seine
Vorzüglichkeit eine unumschränkte Herrschaft sich gesichert. Der Name
des Erfinders steht auf den Blättern der Geschichte nicht verzeichnet; man
weiß nicht einmal mit Gewißheit das Volk zu nennen, dem er angehört
hat, wenn es auch wahrscheinlich ist, daß die Deutschen diese Ehre für
fick in Anspruch nehmen dürfen.
Die Kunst, aus Lumpen und Leinwand Papier zu machen, ist
schon über 5 Jahrhunderte alt, und hat jetzt ihre Höhe in den Fabriken
erreicht, welche mittelst kunstvoller Maschinen die an Feinheit, Form und
Farbe verschiedensten Papiere herstellen.
Folgt mir denn zu einem Gange durch die Werkstätten einer M a -
schinenpapi er-Fabrik, um die Bereitung des Papiers von Anfang
bis zu Ende näher kennen zu lernen.
Wir lösen uns zunächst auf dem Comptoir behufs der Besichtigung
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Et. Kulturdilder aus Welt und Werkstatt.
465
von geschlämmtem Gips und die Rolle geht dann durch die Satinier-
maschine, welche beim Durchgang mit einer Bürste höchst fein gepul-
verten Talk in die farbige Papierfläche einreibt.
Nach dem Grundieren der Rollen erfolgt das Aufdrucken der
Muster. Die Druckformen (Modelle) reichen über die ganze Papier-
breite. Das Muster ist auf der unteren, aus Birnbaumholz bestehenden
Seite des Modells, im Relief ausgeschnitten. Für sehr zarte Dessins dient
Bupbaumholz; feine Züge der Zeichnung macht man aus rundem oder
fatzvnnierlem Messingdrahl. Der Druck eines Musters verlangt so viele
Formen, als es Farben und Farbentöne hat. Bei den meisten Tapeten
sind 4—6 Formen hinreichend, für feinere Ware 15—20, für Blumen-
und Figurenstücke 40, 60 und mehr.
Beim Drucken wird mit den größten Flächenteilen der Anfang ge-
macht und von diesen zu den kleinsten fortgeschritten. Die zu benutzende
Farbe wird zuerst mit einem Pinsel auf ein, in einem Kasten liegendes
Tuch gleichmäßig aufgestrichen; dann drückt der Drucker seine Form sanft
an dasselbe, um ein Anhaften der Farbe zu bewirken, darauf legt er die
Form auf die über den Drucktifch gebreitete Tapete und zieht den darüber
liegenden Druckhebel an.
Obwohl noch die meisten Tapeten durch den beschriebenen Modell-
druck (Handdruck) hergestellt werden, so haben sich doch auch schon mehr
und mehr Druckmaschinen eingebürgert, und teils Modelldruckma-
schinen (mechanische Drucktische), teils Walzendruckmaschinen.
Während die ersteren nur eine Beschleunigung des Druckes mit gewöhn-
lichen Formen ermöglichen, will man mit den letzteren auch Muster er-
halten, zu denen sich Holzformen nicht eignen. In England und Amerika
hat die Maschinenarbeit bereits die Oberhand gewonnen, während in Frankreich
und Deutschland erst schüchterne Anfänge mit den Druckmaschinen gemacht
worden sind.
Sehen wir jetzt noch darauf die Tapetenfabrikation an, daß wir
fragen, welche Anforderungen hat man hinsichtlich der Tapete als Wand-
bekleidung zu stellen.
Zweck jeder Wandbekleidung ist es, die unschöne Mauerfläche gewöhn-
lichen Mauerwerks dem Auge zu entziehen. Schon der Verputz sucht, ab-
gesehen von seiner sonstigen Nützlichkeit, diesem Zweck zu entsprechen und
zwar um so mehr, wenn man ihm einen farbigen Überzug giebt. Das
unschöne Aussehen eines solchen Farbenanstrichs, die Kostspieligkeit sorgfäl-
tigerer und künstlerisch ausgeführter Wandmalereien und die Holztäfelungen
führten, wie oben gesagt, zur Anwendung der Papiertapete. Soll dieselbe
die früher gebräuchlichen Bekleidungen ersetzen, so muß sie 1. billiger als
jene und dabei 2. doch dauerhaft und haltbar sein. Dazu kommt nun als
3. Forderung, daß sie auch geschmackvoll in Farbe und Muster sein soll.
Die Tapete soll zur Dekoration des Innern eines Bauwerkes dienen; sie
hat immer festzuhalten, daß sie ein Ersatz edler, gewebter Wandbekleidung
sein soll, und darf deshalb diese Bestimmung nie verleugnen. Hieraus er-
giebt sich, daß alle jene phantastischen, geschnörkelten, naturalistischen Dessins
Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. 30
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Dessins
Ahrens
Extrahierte Ortsnamen: England Amerika Frankreich Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
444
Ii Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
voran. Das Charakteristische derselben ist ihre große Zähigkeit (nächst
der Seide die größtes ihre eigentümliche Frische und Wärmeleitungsfähig-
keit, welche zum Teil von der Glätte ihrer Oberfläche abhängt, ihre aus
gleicher Ursache hervorgehende geringe Empfänglichkeit für Aufnahme des
Staubes und Schmutzes, ihre geringe Verwandtschaft zu den meisten Färbe-
mitteln, ihre Unveränderlichkeit beim Waschen, die geringe Neigung, welche
sie haben, sich zu verfilzen u. s. w.
Die erste Eigenschaft, die große Zähigkeit der Flachsfaser, macht sie
besonders geeignet für Zwecke, welche diese Eigenschaft in Anspruch nehmen
und voraussetzen. Man hat daher sehr früh angefangen, Flachs und
ähnliche Faserstoffe zu benützen, um daraus Stricke zu drehen, die zur
Befestigung der Teile der Geräte und Waffen aneinander und zu anderen
Hefteln dienen sollten. Für die stärksten Fesseln und Bande, für die
festesten Hüllen und Decken, die bestimmt sind, gewaltiges und mechanisches
Wirken von außen abzufangen, das Verhüllte dagegen zu schützen, oder es
für einen bestimmten Zweck als mechanische Kraft sich dienstbar zu
machen, wie dies durch die Schiffssegel und Windmühlenflügel-
decken geschieht, benutzte man zu allen Zeiten den flachsähnlichen Faser-
stoff. Bekannt sind auch die von Herodot und Plinius gerühmten
linnenen Panzerhemden des Amasis. Auch schon Homer führt uns die
gewirkten linnenen Panzer als gewöhnliche Schutzwaffe griechischer und
phrygischer Helden vor, die auf ägyptischen wie assyrischen Wandgemälden,
auf griechischen und etruskischen Vasenbildern häufig dargestellt erscheinen.
Desgleichen wurden die Netze aus Hanf und Linnen zum Fangen der
Fische und bei Jagden benutzt, um das Wild damit zu umstellen und
selbst die mächtigsten Tiere am Durchbruch zu verhindern. Plinius be-
hauptet, es habe seiner Zeit Linnennetze gegeben, die man durch einen
Fingerring habe ziehen können, und daß davon ein Mann so viel tragen
konnte, um damit einen ganzen Wald zu umstellen. Diese Anekdote führt
auf das andere Extrem der textilen Kunst, auf welchem wir wieder dem-
selben Faserstoffe gleichsam als das Non plus ultra begegnen, auf das
Erzeugnis der allerfeinsten und doch zugleich haltbarsten und dauerhaftesten
Fäden und Zeuge. In diesem Sinn steht unser Stoff selbst der Seide
nicht nach. Die besonderen Eigenschaften der linnenen Stoffe, bei größter
Feinheit und Weiche eine gewisse Federkraft zu behalten, sich waschen und
im feuchten Zustande durch steifende Mittel (Gummi, Amidam) in zierliche
symmetrische Falten legen zu lassen, wurde frühzeitig erkannt und aus-
genutzt. So wurde die fein gefaltete „gewebte Luft" oder der „gewebte
Nebel", wie diese zartesten Linnenzeuge des hohen Altertums genannt
wurden, das beliebte Unterkleid der Reichen und Vornehmen. Wie ge-
schmeidig auch die Baumwolle sich allen technischen Anforderungen, die an
sie gemacht worden, fügte, so daß sie wie der Kautschuk zu den Allerwelt-
stoffen zu rechnen ist, so bleiben ihr dennoch drei Eigenschaften des Flachses
unerreichbar: Frische, Glätte und Haltbarkeit.
Aus diesen Eigenschaften, verbunden mit der geringen Wahlver-
wandtschaft, welche das Linnen, verglichen mit der Wolle, der Seide und
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
480
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
in dessen Illustrationen zu Kugler's „Leben Friedrichs des Großen" und besonders in
dem Prachtwerke, „Aus Friedrich's des Großen Zeit" ihre größten Triumphe ge-
feiert hat.
3. Der Steindruck-
Die Erfindung, den Kalkstein als Druckplatte zu benutzen, rührt von Aloys Sene-
selder (geb. 1171 zu Prag, gest. 1834 zu München) her, und wurde von ihm in
ihren Grundzügen so ausgebildet, wie man sie heute übt. Die verschiedenen Arten,
den Stein zu behandeln, sind folgende.
Der Steinstich oder die sogenannte Graviermanier ist eine Nachahmung des
Kupferstiches, nur daß Stoff und Wertzeuge anders geworden sind. Die Striche in
den harten, körnigen und trockenen Sandstein schneidet oder ritzt der scharfe Diamant,
nachdem die Oberfläche vorher geschliffen und geätzt ist. Das Ätzen nämlich, welches
mit einer Mischung von Salpeter und Schwefelsäure geschieht, löst nicht wie beim
Kupfer den Stoff auf, sondern bewirkt nur eine chemische Veränderung des Steines
mit andern technischen Eigenschaften. Unter diesen tritt ganz besonders die hervor, daß
der geätzte Stein die Druckfarbe nicht annimmt, so daß also nur die Stellen, wo die
geätzte Oberfläche wieder aufgerissen wird oder die, wo vor dem Ätzen eine deckende
Zeichnung gemacht war, drucken. Der Steiustich wird entweder aus einem schwarzen
Grunde oder auf dem natürlichen Steine ausgeführt und kann vom Zeichentische so-
gleich in die Presse gebracht werden. Für künstlerische Gegenstände eignet sich der
Steindruck nicht, er ist hart, stumpf, kalt, weil die Linie durch das spröde Korn des
Steines ganz um den geschmeidigen Schwung und die elastische Weichheit gebracht
wird. Dafür ist der Steinstich aber bei Herstellung von Landkarten, Baurissen und
dergleichen eher an seiner Stelle.
Von dem Steinstich unterscheidet sich das zweite Verfahren, daß die Zeichnung
nicht vertieft, sondern erhaben gemacht wird, so daß der Stein dann von solcher aus
seiner Oberfläche gemachten Zeichnung den Abdruck giebt. Wer mit der
Feder, dem Tuschpinsel und der Kreide auf Papier arbeiten kann, ist auch imstande,
aus dem Steine zu zeichnen. Die Unbequemlichkeit, daß die Zeichnung links oder
im Spiegelbilde gemacht werden muß, überwindet er bald.
Um auf einem Stein zu zeichnen, wird derselbe mit feinem Silbersand gerieben,
so daß die Oberfläche rauh wird und das Korn des Steines zeigt, weshalb man
diesen Vorgang auch das Körnen nennt. Derselbe soll eine leichte Annahme der
Zeichenstoffe bewirken, die auf dem rauhen Grunde eher und sicherer einen Strich
geben, als auf dem glatt geschliffenen. Die schwarze Kreide und die Tusche, welche
man bei Papierzeichnungen anwendet, werden durch künstliche Präparate aus Fett,
Lampenruß, Wachs und "ähnlichen Zusätzen hergestellt, und heißen lithographische
Kreide und lithographische oder chemische Tusche, obwohl sie weder Kreide
noch Tusche im herkömmlichen Sinne sind. Jene schneidet man in Sttftform, bei
dieser bedient man sich der Feder und des Pinsels. Aus der Anwendung von Tusche
und Kreide ergiebt sich, daß die Zeichnung ans dem Steine breit und weich erscheint,
so daß sie nicht durch charakteristische Linienführung, sondern durch die Flächen wirkt.
Hierin ist diese Technik echt malerisch. Eine so durchgeführte Zeichnung, wie der Blei-
ftift sie auf Papier giebt, läßt sich auf dem Steine me erzielen, und es folgt hieraus,
daß sich zur Vervielfälügung mittelst Kreide oder Tusche nur Gegenstände eignen, die
in kleinerem Rahmen mit einer breiteren, durch die Flächen wirkenden Technik, sich
darstellen lassen. Es können dies nur solche Bilder sein, wo nicht das Charakteristische
vorherrschend ist, sondern die Sümmung überwiegt. Inhaltreiche religiöse, geschicht-
liche oder mythologische Werke, welche Personen in bedeutsamer Handlung und Auf-
fassung zeigen, können nur mangelhaft durch die Steinzeichnung wiedergegeben werden;
dagegen eignet sie sich ausgezeichnet zur Wiedergabe stimmungsvoller Landschaften.
Außerdem eignet sie sich auch, wiewohl schon weniger, für das leicht und geistreich hin-
geworfene Genrebild.
Die Verbindung der eigentlichen Kreide- oder Tuschzeichnung mit farbigen Tönen
ist die einfachste Form des farbigen Steindrucks oder des sogenannten Farbendrucks.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
506
Iii. Bilder aus der deutschen Geschichte.
zu teilen und zusammenzuziehen. Der Bauer durfte fortan ohne guts-
herrliche Genehmigung erbliche Grundstücke veräußern und verpfänden, sich
verheiraten und ein bürgerliches Gewerbe treiben. Für seine eigenen Do-
mänen erließ der König am 28. Oktober 1807 die Verordnung: „Auf
meinen sämtlichen Domänen soll vom 1. Juli 1808 an schlechterdings
keine Hörigkeit, Leibeigenschaft, Erbunterthänigkeit oder Gutspflicht statt-
finden .... Ich erkläre meine Domäneninsassen ausdrücklich für freie,
unabhängige Menschen, in der Art, daß sie auch von dem Gesindezwange
und Loskaufsgeld beim Verziehen entbunden werden."
Damit fielen die feudalen Ständeunterschiede und die beengenden
Schranken zwischen Stadt und Land; es bildete sich ein freier Bauern-
stand. Am 27. Juli 1808 verlieh der König allen Insassen auf den
Domänen ihre Grundstücke als volles, freies Erbeigentum. Durch diese
großmütige That schuf er in dem eigentlichen Preußen auf einem Gebiet
von 10 725 qkm 47 000 freie Bauernhofsbesitzer.
Um die Kriegskosten rascher zu zahlen und der französischen Besatzung
im Lande ledig zu werden, entschloß sich der König auf Stein's Rat zum
Verkauf vieler Domänen; und so entstanden wieder eine Menge
neuer und freier Hofbesitzer. Dennoch bedurfte es noch schwerer diploma-
tischer Arbeit, um den äußeren Feind los zu werden und den inneren
Feinden die Spitze zu bieten, die, über Stein's revolutionäre Neuerungen
murrend, sich wieder an den König drängten. Stein ermüdete n'cht. Er
schritt kühn weiter in seinen Reformen. Dazu gehörte nun weiter die
Reform der Ministerien, welche Einheit und Kraft in die oberste Leitung
brachte, die Geschäfte vereinfachte, die oft willkürliche Kabinettsregierung be-
seitigte, und die Trennung der Justiz von der Verwaltung zur
Durchführung brachte. Die Einrichtung eines Staatsrates und die Ein-
führung einer reichsständischen Verfassung wußte die Hofpartei nach Stein's
Abgang freilich zu hintertreiben, aber auch so war diese Reform der Ver-
waltung noch ein bedeutender Fortschritt von dem absolutistisch-feudalen
Staat zum Rechtsstaate.
Ein anderes großes Werk durfte Stein dagegen ganz vollenden, die
Schöpfung eines freien Städtebürgertums. Am 19. November 1808
erschien die neue „Städteordnung". Derselben gemäß wurde in allen
Städten die Selbstverwaltung ein- und durchgeführt. Dieselbe ge-
schah durch den Magistrat und durch die von den Bürgern gewählte
Versammlung der Stadtverordneten. Jedem Unbescholtenen, der sich in
der Stadt niedergelassen hatte, stand das Bürgerrecht offen. Die städtischen
Lasten mußten von allen Bürgern ohne Ausnahme nach Verhältnis ihrer
Kräfte getragen und öffentliche Stadtämter von einem jeden übernommen
werden; wer dieselben ablehnte, verlor sein Stimmrecht und wurde stärker
besteuert. Die Stadtverordneten vertraten die ganze Stadt und wurden
durch die Wahl aller stimmfähigen Bürger bestellt. Sie besorgten sämt-
liche Gemeindeangelegenheiten und verteilten die Leistungen und Lasten auf
die Bürgerschaft. Das Gesetz und ihre Wahl war ihre Vollmacht, ihre
Überzeugung und ihre Ansicht vom gemeinen Besten der Stadt, ihre In-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
488
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
Zweck am vollständigsten erfüllst sondern auch durch irgend welche äußerliche
Zuthat, die es zu verschönern sucht, am besten gefällt? Tinte können wir
in jedes Fläschchen thun, und doch wird uns nicht jedes Tintenfläschchen
passend erscheinen. Das eine der beiden hat eine ganz unregelmäßige
Oberfläche, wie sie seinem unvollkommenen Entstehungsprozeß entspricht; es ist
in eine Form gegossen. Wir würden die Unvollkommenheit der Form durch Ab-
schleifen beseitigen können, aber dann würde uns doch zu viel Arbeit an einen
unbedeutenden Gegenstand verschwendet zu sein scheinen, der sich durch eine
vollkommnere Technik mit weniger Mühe gefälliger gestalten ließe.
Das andere Fläschchen ist geblasen, aber ebenfalls in einer Form,
die ihm durch verschiedene Anforderungen an seine Benutzbarkeit — seinen
Zweck — vorgeschrieben ist. Die natürliche Glätte des geblasenen Glases
läßt das Fläschchen an und für sich gefälliger erscheinen; es hat nicht wie
das erstere eine Gußnaht, die von der zweiteiligen Form herrührt; alle
Unebenheiten der Oberfläche sind als konzentrische Streifen um die Vertikal-
achse verteilt und die Übergänge aller Biegungen sind durch den Bildungs-
prozeß des Glasblafens weicher und zugleich korrekter als bei dem ersteren
Fläschchen geworden.
Nun wird man an jede Flasche die Anforderung stellen, daß sie nicht
leicht umfällt. Dieser Anforderung kann auf verschiedene Weise genügt
werden. Das Umwerfen hängt von dem Gesamtgewicht und dem
Hebelarm ab, an welchem beim Umfallen das Gewicht wirkt. Je
größer, je voluminöser die Flasche ist, desto größer wird ihr Gewicht,
desto weniger leicht wird sie umfallen; je kleiner sie ist, desto leichter wird
sie umgeworfen werden können. Bei gleichem Gewicht wird aber eine Flasche
weniger leicht umfallen, als eine andere, wenn ihr Schwerpunkt möglichst
nach unten rückt, wenn sie also nach unten bauchig gestaltet wird. Ihre
Stabilität — Standfestigkeit — wird ferner vermehrt, wenn die Flasche
an ihrem Auflager möglichst breit wird. Das Fassungsvermögen und die
Regierbarkeit einer Flasche beim Ausgießen schreiben aber gleichzeitig die
Größe des Bauches und die zulässige Grenze der Aufstandsfläche vor,
ferner die Grenze, wie weit der Schwerpunkt erniedrigt werden kann, da
die Flasche nicht leicht umfallen darf, sondern auch leicht zu handhaben
sein soll beim Ausgießen. Bei einem kleinen Fläschchen fallen diese Be-
dingungen der Gestaltung weg. Da nun das Verschütten der Tinte beim
Umwerfen des Fläschchens von den unangenehmsten Folgen begleitet ist,
so wird man es möglichst stabil, d. h. mit breitem Boden machen; ebenso ein
Fläschchen, das eine kostbare Flüssigkeit fassen soll. Man wird also die
cylindrische Form oder die prismatische des Tintensläschchens weniger ge-
eignet finden, als eine runde, bauchige mit breitem Fuß, da diese nicht nur
der leichteren Herstellbarkeit der Form und den Eigentümlichkeiten des
Materials, sondern auch dem Zweck am besten entspricht.
Rudolf Redtenbacher.
Ziehen wir aus den vorstehenden Erörterungen das Resultat, so er-
giebt sich folgendes: die Form eines Erzeugnisses des Handwerks und
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_Redtenbacher Rudolf
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
490
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
Die Ankäufe, welche die Gewerbemuseen auf der Ausstellung machten,
waren so erheblich, daß die Erzeugnisse mancher Fabrikanten völlig von
denselben in Beschlag genommen wurden. Es mag wie eine ungesunde,
übertriebene Richtung erscheinen, wenn diejenigen Gegenstände, welche doch
eigentlich für den Gebrauch im täglichen Leben gearbeitet sind, nun dazu
bestimmt werden, in systematisch geordneten Sammlungen eingereiht zu
werden, und als Vorbilder und Beläge für bestimmte Techniken zu dienen;
aber die jetzige Bewegung, welche die Sammlungen und Gewerbemuseen
hervorruft, hat doch, ganz abgesehen von den prinzipiellen Bestrebungen der
Neuzeit, ihre tiefgehende Berechtigung.
Auch die früheren Perioden des blühenden Kunstgewerbes bedurften
derartiger Stätten, an denen sich die besten Werke gewerblicher Arbeit
aller Welt zu Nutz und Frommen anhäuften. Es ist oft bemerkt worden,
daß unsere Bilder- und Skulpturengallerien diejenige Lücke auszufüllen
hätten, welche das Aufhören der Kirchen, der Rats- und Gildehäuser als
Mittelpunkte der Kunst gelassen hätte, so daß man jetzt in Museen die
Stücke zu betrachten hat, welche früher an geweihter Stelle sich befanden.
Dasselbe gilt aber auch von den kunstgewerblichen Gegenständen. In den
früheren Jahrhunderten besaß nicht nur jede Kirche eine Fülle von reich-
gestickten Teppichen, von köstlichen Goldschmiedearbeiten, als Kelche, Mon-
stranzen, Reliquienbehälter und ähnliches, eine Fülle von prächtigen Bronze-
arbeiten, welche als Kandelaber, Kronleuchter und Lesepulte dienten, Holz-
schnitzereien und Glasmalereien, kunstvolle Fußböden und dekorative Aus-
malung, auch die Rathäuser hatten herrlich geschmücktes Gerät aller Art
aufzuweisen. Es gab kaum eine Stadt, die nicht einen Schatz von
silbernen Prachtgefäßen besessen hätte, welcher bei Banketten benutzt worden
wäre; ja keine Zunftstube entbehrte der prächtigen Geräte und Aus-
stattungsgegenstände. Sorgsam wurden dieselben von einem Geschlecht dem
andern überliefert, und bildeten so neben den Mustern, welche sich in
guter Tradition in Handwerkersamilien forterbten, einen Stamm von Vor-
bildern, der jedermann zugänglich war, und immer wieder anregend auf
die künstlerische Phantasie wirkte, dem Handwerker innner wieder die Ehre
seines Berufes, das Höchsterreichbare in demselben zum Bewußtsein führte.
Das alles hat jetzt aufgehört. Die Kirchen sind öde, unsere Stadt-
häuser leere Geschäftsbureaus, die Zunftstuben sind verschwunden. Es ist
nichts als die Erfüllung eines unabweisbaren Bedürfnisses, wenn jetzt
wieder Institute geschaffen werden, an deren Schätzen sich die verkümmernde
Erfindungskraft des Künstlers und Arbeiters erfrischen kann. Wir wissen,
daß die französischen Musterzeichner, welche im Jahre 1848 brotlos und
von den Engländern für ihre Fabriken gewonnen wurden, nach wenigen
Jahren erklärten, nach Paris zurückgehen zu müssen, da sie in England
nichts mehr erfinden könnten, sondern der Pariser Umgebung und Anregung
bedürften, um Neues zu schaffen. Die künstlerische Lebenslust, welche
Paris mit seiner alten Tradition bietet, muß so gut, wie es gehen will,
an bestimmten von Staats wegen dafür hergerichteten Stellen überall ge-
schaffen werden, wo sie fehlt. Wir sehen, wie die mächtigen gothischen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
492
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
ernstlich daran denken, sich durch solide Arbeit in allen Zweigen des Ge-
werbes die Stellung zu sichern, die ihm gemäß seiner Leistungen in der
Wissenschaft, in der bildenden Kunst, in der Musik und Litteratur, ganz
abgesehen von seiner politischen Stellung, zukommt. Dr. Julius Lessing.
192. Die Aufgabe des Handwerks in der Gegenwart und
Zukunft.
Es hat das Handwerk vielfach gegen das Maschinenwesen geklagt:
Klagen von Thoren einer Macht gegenüber, die einmal da ist, die nicht
mehr verdrängt werden kann, die sich immer mehr erweitert und vergrößert,
die anstatt beklagt, freudig begrüßt werden muß als eines der aus-
gezeichnetsten und glänzendsten Erzeugnisse des menschlichen Geistes, das
die Menschen von harter Sklavenarbeit befreit, vielen Tausenden Unterhalt,
Millionen bessere Nahrung, Kleidung und Wohnung, überhaupt ein schöneres
menschliches Dasein verschafft hat, bei dem es nun auch möglich ist, den
höheren Zwecken des menschlichen Lebens sich zu widmen. Aber auch dem
Bedrohlichen, das das Maschinenwesen an sich hat, kann der Handwerks-
stand siegreich entgegentreten, sobald er sich eben dahin erhebt, wohin jenes
nicht folgen kann, wozu eben nur die Hand gebraucht werden kann, und
das ist eine tüchtige, kunstreiche Arbeit, in deren Erzeugnissen Kunstsinn
und technische Fertigkeit, Kunstgeschmack und sorgfältiger Fleiß, Schönheits-
gefühl und materielle Brauchbarkeit verbunden sind. Höhere Geschicklichkeit,
kunstvolle Produktion — das ist die Zauberformel, um von Seiten der
Gewerbe die Gefahr, welche von den Maschinen droht, zu überwinden.
Dieselben Tugenden, die im 15. Jahrhundert, wo Deutschland der Mittel-
punkt aller Gewerbe, alles Handels, aller Bildung war, dieselben Tugenden
sind es, an die sich heute noch der deutsche Handwerksstand zu halten hat,
es sind die Tugenden einer tüchtigen, kunstreichen, ehrlichen und
rechtschaffenen Arbeit. —
Wie alles in der Welt der Veränderung unterworfen ist, so auch
das Gewerbewesen und das Handwerk insbesondere. Nachdem es Jahr-
tausende hindurch durch Handarbeit, nur mit wenigen Werkzeugen unter-
stützt, sich ernährt und bloß in kleinen Werkstätten mit Meister, Lehr-
lingen und Gesellen gearbeitet hat, so droht jetzt das Maschinenwesen und
die Großindustrie der Fabriken, mit ungeheurer Geldmacht ausgerüstet,
alle die einzelnen kleinen Meisterschaften und Werkstätten zu zernichten,
wobei zugleich die allgemeine Gewerbefreiheit alles aufzulösen scheint. Und
es ist kein Zweifel, daß das Gewerbewesen schon seil längerer Zeit im
Übergang zu einer durchgehenden Umgestaltung begriffen ist. Da gilt aber
kein Klagen und Sichsperren, sondern frisch und mutig und männlich das
Unvermeidliche zu fassen, es zu seinem Vorteile umzuwandeln, sich im
Sturze zu erhalten. Und dies wird gelingen: der deutsche Gewerbestand
hat schon noch viel größere Hindernisse und Mißstände überwunden, wie
z. B. damals, als er sich in den Tagen des Mittelalters aus der Schmach
und dem Elend der Sklaverei, der Hörigkeit und der Leibeigenschaft los-
gerissen hat, und er hat gesiegt. So wird auch der gegenwärtige Gewerbe-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
498
stand, falls er sich in den Besitz aller der kechnischen, intellektuellen und
moralischen Tüchtigkeiten, überhaupt der Bildung setzt, welche die fort-
geschrittene Zeit fordert und ihm auch darbietet, siegreich aus allen Ge-
fahren hervorgehen; er wird immer die Städte füllen, immer ein geachteter
wohlhabender Stand bleiben, immer der Kern des Staates, die Quelle
des Reichtums, die Ehre und der Stolz des Landes sein, in welchem er
seine Werkstätten erbaut hat.
Neues Wirken, neues Streben
Ist in Meuschenbrust erwacht,
Und ein neues frisches Leben
Hebt sich aus der alten Nacht.
Vorwärts, vorwärts, weiter, weiter,
Über Trümmer, ewig tot!
Weh' o Bürgersfahne heiter
In das frische Morgenrot.
Dr. Nehlen, Geschichte der Gewerbe.
193. Die Segnungen der menschlichen Gesellschaft.
Wenn wir mit den uns zu Gebote stehenden Mitteln auskommen und jeder seine
Wohnung, Nahrung und Kleidung redlich bezahlt, so meinen wir gewöhnlich, außer
Gott niemandem einen besonderen Dank schuldig zu sein. Und doch empfangen wir
täglich, ja stündlich, die herrlichsten Gaben von einem Wohlthäter oder vielmehr von
einer Wohlthäterin, an die wir freilich meist so wenig denken, als an die Luft, die
wir fortwährend genießen und ohne die uns alle übrigen Güter nichts nützen wür-
den, oder an das Licht, ohne das doch ein menschlich Leben nicht denkbar wäre. Diese
Wohlthäterin ist nicht eine einzelne Person, sondern eine Gesamtheit von Menschen,
wo jeder für den andern thätig ist und der einzelne genießt, was tausend andere ge-
arbeitet haben; es ist die menschliche Gesellschaft, wie sie sich darstellt im Staals-
und Gemeindeleben.
Laßt uns einmal diesein Gedanken nachgehen und zusehen, welche Wohlthaten
wir von der Verbindung der Menschen zu einem Ganzen empfangen, und wie dieses
Ganze selber beschaffen ist!
Dabei wollen wir zunächst gar nicht an Pracht und Überfluß, sondern nur an
diejenigen Güter denken, die jeder genießt und auf die auch der Niedrigste Anspruch
machen darf; und wollen fragen, wie wir dieselben beziehen, welche Kräfte dabei zu-
sammenwirken und wie viele Arbeit vorhergegangen sein muß, bis sie zustande kom-
men konnten. —
I. Wie wir die Wohlthaten der Gesellschaft geniesten schon bei
Herstellung unsrer Wohnungen.
Das Hans, das uns Obdach bietet — denn mit Höhlen, in denen nur noch
die rohesten Menschenstämme wohnen, brauchen wir uns glücklicherweise nicht zu be-
gnügen —, ist es nicht schon, so einfach es auch sein mag, ein Erzeugnis der ver-
schiedensten Arbeitskräfte und sind dabei nicht eine Menge von Erfindungen in An-
wendung gebracht, welche andere für uns gemacht haben?
Fangen wir ganz von vorne an, so ist das erste Erfordernis die Ausgrabung
des Bodens, um das Fundament zu legen. Um diese zu bewerkstelligen, brauchen
wir zunächst Spaten und Hacke.
Sind aber nicht schon, um nur diese einfachen Werkzeuge zu liefern, eine Menge
von Händen in Thätigkeit? Muß doch das Erz dazu von den Bergleuten ans dem
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]