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Die Wirkungen des Klimas.
§. 68. Vom Klima hangt das Vorkommen und Gedeihen der
Pflanzen u. Thiere, ferner die Lebensweise u. der Bildungsgrad
des Menschen ab. Jede Zone hat ihre ausgeprägten Eigenthüm-
lichkeiten, ihren besonderen Charakter. — Mit der abnehmenden
Wärme nimt auch die Mannigfaltigkeit, Größe, Schönheit der
Pflanzen u. Landthiere ab, während die Seethiere vollkommener
werden. Ebenso nehmen auch die Farben des Thierreichs an Stärke
u. Zahl allmälig ab, bis nur Weiß, Grau, Schwarz übrig bleiben.
Unabhängig vom Klima ist das Mineralreich; es ist in allen
Zonen dasselbe. Doch scheinen die wärmeren Gegenden vorzugs-
weise reich zu sein an edlen Metallen, Edelsteinen, dagegen die
kühleren an Eisen und Steinkohlen.
§. 69. Das Pflanzenreich ist abhängig vom Boden und
Klima, daher in den einzelnen Zonen wesentlich verschieden. Cha-
rakteristische Pflanzen. Die Pflanzengeographie gibt die Ver-
breitungsbezirke an (Zonen, Regionen; — die Flora der
einzelnen Gegend).
1. Die heiße Zone besitzt die größten, schönsten, säst- und
gewürzreichsten, geringer Feuchtigkeit bedürftigen Pflanzen; sie ist
sehr reich an Gattungen und einzelnen Pflanzen. — Ungemeine
Üppigkeit und Streben aller Gewächse, z. B. der Farrenkräuter u.
Gräser, baumartig zu werden. Immergrüne Pflanzen. — Charak-
teristisch : die Palme, ferner Banane, Vanille, Cacao, Kaffee,
Zucker, Gewürze, Cactus, feine Hölzer, Schlinggewächse. — Man-
gel an saftigem, dichtem Rasen, außer der Regenzeit.
2. Die gemäßigte Zone. — Gräser (Cerealien) sind hier
die wichtigsten Pflanzen. *)
u. Die subtrop. Zone, mit immergrünen Laubhölzcrn, pracht-
vollen Blüten, aromatischen Gewächsen. Charakteristisch: Oel-
baum, Pomeranze, Ci tro ne, Kastanie, Feige, Mandel,
Lorbeer, Myrte; — Nahrungspflanzen: Waizen, Mais, Hirse,
Reis; — Mangel an Wiesen und dichten Wäldern.
6. Der kältere Theil der gemäßigten Zone. — Er hat vor-
zugsweise Sommerregen. — Die eigentliche Region der
europ. Getreide, großer dichter Wälder, des europ. Ob-
stes, trefflicher Wiesen. — Getreide: im S. vorherrschend
Waizen, im R. Roggen; außerdem überall Hafer u. Gerste
(diese letztere bis Nordcap). — Kartoffel. — Die Buchen-
*) Sn der nachfolgenden Darstellung wird vorzugsweise auf solche europäische
Producte des Pflanzen- und Thierreichs Bezug genommen, welche für die
menschliche Thätigleit von Belang sind.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
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(bis 56 0 Nb.) u. Eichenwälder (bis 60 0 Nb.) gehen
nach N. allmälig in mächtige Nadelwaldungen über. — Von
Obst reichen am weitesten nördl. Äpfel u. Kirschen (60 o Nb.).
— Die angegebenen Polargrenzen werden an der Wküste
v. Norwegen überschritten. — Zuletzt noch vorherrschend
Kiefer und Birke.
Der Wein stock gehört dem ganzen wärmeren Theile der ge-
mäß. Z. an. Seine Polargrenze läuft v. Bannes auf Paris, Me-
zwres, durch das Moselthal u. das Rheinthal bis Bonn, zieht sich
dann bis zum Mainthal zurück, geht No. über Naumburg nach
ihrem nördlichsten Punkte, Berlin, zieht sich in So. Richtung
durch Schlesien zum Sfuße der Karpathen zurück, hält sich in
Rußland auf 49 0 Nb., trifft den casp. See unter 44 °.
3. Die kalte Zone hat kleine, unansehnliche, durstige Pflan-
zen, namentlich Moosarten. Keine Cultur.
Die Vegetationsgürtel der Gebirge s. bei den Alpen. (§.88.)
Sonstige Cultur pflanzen: die Baumwollenstaude, in der
heißen Z. heimisch, bis 40 0 Nb., 30 0 Sb.; — Taback, aus
dem trop. Amerika, überall bis 55 0 N. u. 40 o Sb.; — Lein u.
Hanf, auf der ganzen nördl. Halbkugel, bis 64 0 Nb.; — Safran
in Spanien n. Sicilien. — Küchenpflanzen. — Officinelle Pflanzen.
§. 70. Das Thierreich ist abhängig von Boden, Klima,
Pflanzenwelt. — Die Fauna vd. Thierwelt der einzelnen Gegend,
Erdtheile.
1. In der heißen Zone findet sich die größte Mannigfaltigkeit
u. Menge von Thieren; der prächtigste Farbenschmuck, aber un-
angenehme Stimmen (Vögel); die größten u. vollkommensten Land-
thiere; die meisten, stärksten u. gefährlichsten Raubthiere; die gif-
tigsten Schlangen.
2. Die gemäßigte Zone hat wenigere u. minder wilde Raub-
thiere, wenige Schlangen; viele, oft unansehnliche Singvögel. —
Jährlicher Wechsel des Kleides. — Die wildlebenden europ. Thiere
schwinden vor der Cultur; Elenn u. Auervchs nur noch in Wruß-
land; Jagdthiere; Raubthiere: Bär, Wolf, Fuchs, Luchs, Marder
u. a. — Dagegen reich an nützlichen Thieren, Ha ns thieren.
Diese sind am vollkommensten n. zahlreichsten im S. (Esel, Maul-
esel, Büffel, Kameel, das spanische Schaf.). — Seethiere: Rob-
den, Walen, Stör, Hering, Kabliau, Sardelle. — Biene, Seidenraupe.
3. Die kalte Z. besitzt vorzugsweise Wasserthiere, wenige Arten
von Landthieren, meistens Pelzthiere; keine giftige (ausgenom-
men die Leber des Eisbären). — Als Hausthiere nur Rennthier
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Wolf Hering
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Paris Bonn Mainthal Naumburg Berlin Amerika Spanien Sicilien Kabliau Sardelle
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jetzt auf den Äckern. Sie werden zu Taneu, Bindfaden, Segeltuch
und Leinewand verarbeitet. Tas Weben geschieht teils in Fabriken,
teils besorgt es der Bauer auf seinem eigenen Webstuhl.
Obstbäume (Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen n. f. w.)
haben wir überall, aber wir könnten noch weit mehr anpflanzen.
In anderen Ländern verdient der Landmann viel mehr Geld mit
dem Obstbau als bei uns.
Beeren ob st, besonders Bickbeeren, Kronsbeeren und Wach-
holderbeeren wachsen auf unfern Bergen und in der Heide wild.
.Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und Erdbeeren werden
überall in den Gärten gezogen.
3. Unsere nützlichen Haustiere.
Unsere Viehzucht ist ziemlich bedeutend, wird aber doch von
den anderen Regierungsbezirken unserer Provinz übertroffen. Am
wichtigsten ist die Schweinezucht und der Handel mit Schinken
nud Speck. 'Dann kommt die R i n d v i e h z u ch t, und in den Heide-,
Sand- und Moorgegenden die Schafzucht. Recht zahlreich sind
hier noch immer die sogenannten Heidschnncken.
Heidschnuckcn.
Tie 5) e i d s ch n n ck e ist von allen Schafarten die kleinste und
genügsamste. Ihre schwarze, braune oder graue Wolle ist hart
und zottig und nicht so wertvoll wie die Wolle anderer Schafe.
Aber deuuoch sind diese Tiere für den Bewohner des Moors und
der Heide unentbehrlich. Denn sie begnügen sich mit der mageren
Nahrung der Heide und haben zu Tausenden da noch ihr Futter, wo
andere Hausschafe nichts mehr finden. Besonders im Winter würde
der Heidebauer andere Schafe nicht ernähren können. Tas Fleisch
der Heidschnncken ist schmackhaft und wird oft weit verschickt. Der
Schäfer solcher Herden trägt meist einen großen Mantel aus Heid-
schuuckeuwolle, den er Haik nennt. Derselbe ist wasserdicht und hält
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Vi. Erzeugnisse.
1. Welche Schätze stecken im Innern der Erde?
In der Nähe von Osnabrück, besonders im Piesberge und bei
Ösede, enthält der Boden wertvolle Steinkohlen. Die Kohlen-
bergwerke liegen aber teilweise still, da sie keinen genügenden Gewinn
brachten. — Auch Eisenerz giebt es in den Bergen. Ter Eisen-
stein wird hauptsächlich im Hüggel bei Osnabrück gebrochen. In
den Hochöfen der nahen Georgs-Marien-Hütte wird er zum Schmel-
zen gebracht. Wenn er glühendflüssig ist, sinkt das schwere Eisen
nach unten, während das Übrige obenauf schwimmt wie Ol auf
Wasser. Dann wird unten am Hochofen ein Loch geöffnet, aus
dem das flüssige Eisen in nasse Sandformen fließt, in welchen
man es erkalten läßt. — Im Lingenschen und Meppenschen giebt es
viel Raseneisen st ein. Dieser sitzt in sumpfigen Gegenden unter
dem Rasen. Er wächst fortwährend weiter und ist für den Graswuchs
fehr schädlich. Auch dieser Steiu wird in Eisenhütten geschmolzen,
um daraus Eisen zu gewinnen.
Bei Rothenfelde sprudelt eine Quelle, welche Salz enthält.
Dieses Salzwasser läßt man durch eine hohe Wand von Dornen
tröpfeln. Dadurch verdunstet viel Wasser, und an den Dornen setzen
sich die unbrauchbaren Bestandteile an. Solche Dornenwände heißen
Gradierwerke. Unten wird das gereinigte Salzwasser aufgefangen
und in Siedehäuser geschafft. Hier wird alles Wasser durch Sieden
verdunstet und so das reine Salz gewonnen.
Steinbrüche sind in unseren Bergen sehr zahlreich. Sie
liefern uns wertvolle Sand- und Quadersteine; bei Bent-
heim und Gildehaus kommt ein Sandstein vor, der sich gut zu
Mühlsteinen eignet. Auch K a l k st e i u wird gefunden, der in Kalk-
öfen zu Mauerkalk gebrannt wird (z. B. bei Iburg). An vielen
Stellen unserer Heimat giebt es Lehm und Thon, aus dem
Ziegel und Töpferwaren gebrannt werden; ferner Mergel, den
man zum Düngen des unfruchtbaren Sandbodens gebraucht.
2. Was wächst auf dem Boden unserer Heimat?
In dem gebirgigen Teile unseres Landes giebt es viele Wal-
düngen, besonders von Buchen und Fichten; auch das Flach-
land ist nicht ohne Wald. Wo der Boden unfruchtbar ist, werden
gern Nadelhölzer gepflanzt.
Die Äcker bringen hauptsächlich Kartoffeln und Korn hervor.
Am meisten wird Roggen und Hafer gesäet, aber auch Weizen und
Gerste. Buchweizen ist die Hauptfrucht der Moore und des Heide-
bodens. Hülsenfrüchte fehlen auch nicht; Ölfrüchte (Raps) bans man
nur wenig, dagegen Runkelrüben wieder mehr. An Pflanzen, die
als Viehfutter gebraucht werden, kennt der Landmann Esparsette,
Luzerne, Lupine und Spörgel, auch wohl Mais.
Korn und Kartoffeln werden vielfach für die Branntwein-
brennereien gebraucht. Hanf und Flachs sah man früher mehr als
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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nereten und Webereien geben Hunderten von Arbeitern und Arbeiterinnen
lohnenden Verdienst. Andere wiederum finden Beschäftigung in den Stein-
brüchen des Penterknapp. Bramsche wird durch den neuen Ems—weser-
Kanal, an den sich hier der Osnabrücker Zweigkanal anschließt, noch an
Größe und Bedeutung gewinnen.
Unterhalb Bramsche beginnt die Hase ihren Lauf durch die Ebene,
ihren Unterlauf. In nördlicher Richtung durchfließt sie, bis Bersen-
brück in mehrere Arme geteilt, das gesegnete Artland. Bei Quaken-
brück, wo sie sich plötzlich scharf nach Westen wendet, teilt sie sich nochmals.
Der nördliche, wasserreichste Arm strömt durch das Oldenburger Land,
das er nahe bei Herzlake wieder verläßt. Die Abzweigungen vereinigen
sich wieder und durch die Südradde vom Hümmling verstärkt windet sich
der Fluß durch das sich immer mehr erweiternde Hasetal, das links zum
Hahnenmoor und den Fürstenauer Höhen übergeht, rechts zum Hümm-
ling ansteigt.
Inmitten dieses Tales liegt Haselünne, ebenfalls ein recht gewerbe-
fleißiges Städtchen. Mehrere große Brennereien stellen aus Getreide
Branntwein her. Beim Brennen wird auch die Hefe gewonnen, mit welcher
die Mutter und der Bäcker den Teig anrühren. Die Getreiderückstände,
Schlempe genannt, bilden em vorzügliches Mastfutter. Deshalb hat auch
die größte der Brennereien in der Nähe eine Mastanstalt eingerichtet (Saut-
mannshausen), in der stets über 1000 Ochsen gemästet werden.
Unterlauf der Hase,
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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wird. Die Insulaner, mit den Wegen vertraut, wandern trockenen Fußes durch
das Watt. "Wehe aber dem Unbekannten, der sich hinauswagt! Bald hier,
bald dort hemmen die Priele seinen Schritt, und ehe er das feste Land erreichen
kann, kehrt die See zurück und verschlingt den, der ihr Reich betritt. Diese tag-
lich zweimal wiederkehrende Erscheinung fallenden und steigenden Wassers heißt
Ebbe und Flut (Tiden, Gezeiten). Der wilde Nordwest wälzt oft in stür-
Mischer Herbstnacht das Wasser mit der kommenden Flut in ungeheuren Wogen
heran; es kommt die ,,Springflut". Aber die Küstenbewohner sind auf der Wacht.
Wo das Meer den Deich zu durchbrechen versucht, ist sofort die ganze Ortschaft
mit Buschwerk und Sandsäcken bereit, den „blanken Hans" abzuwehren.
Die Marschen.
Unsere Nordseeflüsse tragen mit ihren seewärts eilenden Wogen mächtige
Massen von Sand, Ton, Lehm und Kalk fort. Der Regen hat diese Erdmassen los-
gewaschen und sie in zahllosen Rinnsalen, Bächen und Flürchen dem Strome
zugeführt. Wo dieser aber in Meeresnähe langsam fließt, werden ihm auch die
feinsten Sandkörner zu schwer. Sie sinken nieder und bilden den fruchtbaren
Schlamm (Schlick), aus welchem die weiten reichen Wiesenflächen am Unterlauf
der Ems, Weser und Elbe, die Flußmarsche n^ entstanden sind. Die allerfeinst en
vom Flusse aufgelösten Teile lagern sich dort, wo Fluß und Meer sich oereinigen,
im Brackwasser. Sie vermischen sich mit den Resten abgestorbener Seepflanzen
und Seetiere. Diesen äußerst kostbaren Seeschlick trug und trägt die Flut gegen die
Küste. Eilig umsäumt der Mensch den jungen Polder mit einem festen Deiche, und
so sind im Laufe der Jahrhunderte auch die Seemarschen immerzu gewachsen.
Die Marschen bilden eine unabsehbare, fast baumlose grüne Ebene. Wiese
reiht sich an Wiese, Acker an Acker, nur durchschnitten von geradlinigen Wegen
und Kanälen. Aus der endlosen Fläche erheben sich meist auf künstlichen Sand-
anschüttungen, Warften oder Wurten genannt, die Höfe der reichen Marsch-
dauern. Nur bei den Gehöften und an den wenigen, aus immer sauberen Klinkern
gebauten Landstraßen sieht man Bäume. Auf den saftigen Weiden aber grasen
in großer Zahl schwarzbunte Rinder und braune Pferde; mit dem nahrhaften
Wiesenheu füllt der Bauer seine Scheune; die Äcker tragen Hafer, Gerste, Roggen
und Weizen in goldener Fülle; dazwischen leuchtet zuweilen ein Rapsfeld oder
schimmert der bläuliche Flachs. Ebenso gedeihen üppig Senf, Zichorien, Weiß-
kohl, Erbsen und Bohnen.
Die bedeutendsten Marschlandschaften des Emsgebietes sind Rheiderland
(Weener), Ledinger Land (Leer) und Emsinger Land (Emden). Die Küste ent-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
__ Oi ______
Nahrungspflanze aller Oceanier. Dieser ansehnliche und wahrhaft
schöne Baum mit laubreicher Krone trägt alljährlich eine große
Menge Früchte, welche sehr mehlhaltig sind und, gekocht, wie
Weizenbrod schmecken. Drei solcher Bäume reichen hin, einen
Menschen acht Monate lang zu ernähren; denn so lange reifen
Früchte auf den drei Bäumen. In den übrigen vier Monaten
des Jahres genießt er die indessen in Gruben aufbewahrten und
dadurch in einen gewissen Gährungszustand versetzten Früchte.
Zehn solcher Brodfruchtbäume reichen aus, eine ganze Familie
zu ernähren, und sonst dient derselben noch das Holz zu Gerät-
schaften und zum Bau von Kähnen, der Bast zur Verfertigung
von Kleidungsstücken.
Ein anderer Baum, welcher in Oceanien und namentlich
aus den niedrigeren Coralleninseln dort vorherrschend ist, aber
auch auf der indischen Inselgruppe zwischen Asien und dem
australischen Festlande vorkommt, ist die Kokospalme. Der
Stamm dieses Baumes gibt Holz, die Frucht desselben liefert
den mandelähnlichen Kern, das Oel und die Milch, die Schale
wird zu Hausgeräthen benutzt, die faserige Bedeckung der Schale
zu Geflechten, die Baumblätter zur Bedachung der Häuser, und
auch Palmkohl und Palmwein gibt der Kokosbaum.
Für die Neu Holländer ist der sogenannte neuseelän-
dische Flachs, Phormium tenax, eigentümlich. Die Blätter
dieser Pflanze zeichnen sich durch lange, zähe Fasern aus, welche
an Stärke unfern Hanf und Flachs bei weitem übertreffen. Aus
diesen Fasern flechten die in der Cultur wie in der körperlichen
Gestalt hinter den Bewohnern der oceanischen Inseln weit zurück-
stehenden Eingebornen Stricke und Taue und die wenigen Klei-
dungsstücke, womit sie bisweilen ihre Blöße bedecken.
Den Malaien der indischen Inseln sind die Gewürzpflan-
zen gegeben: der Nelken bäum, der Muskaten bäum, der
Pfeffer- und der Ingwerbusch sind die Charakterpflanzen der-
selben, die sie jedoch jetzt großentheils mit Indien gemein haben.
Der Mais, welcher von allen Getreidearten den reichlich-
sten, aber auch einen unsichern Ertrag gibt, ward ursprünglich
nur den amerikanischen Völkerschaften zu Theil. In Peru
war der Maisbau bedeutend, und zwar bis zu einer beträcht-
lichen Höhe über dem Meer. Auf einer Insel im Titikakasee ward
er am Sonnentempel der Inkas in einer Höhe von 12,000 Fuß
über dem Ocean angebaut, um dem Sonnengotte zum Opfer
dargebracht zu werden, und damit das dort gebaute Korn unter
das Folk vertheilt werde, das selbst ein einziges, am Sonnen-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Guarahues überschwemmt. Dann lebt dieser wilde Volksstamm
auf den Bäumen, und zwar auf der Mauritiuspalme, die
als gesellschaftliche Pflanze diese Gegenden bedeckt. Aus den
Blattstielen machen die Guaraunos Zelte oder Hängematten,
welche ste zwischen den Bäumen aufhängen, auf den Bäumen
wohnen und hausen ste, machen gar Feuer darauf an, essen die
reichliche Frucht der Palme, bereiten einen Trank aus dem Safte
und Brod aus dem sagohaltigen Mark derselben.
Im nördlichen Afrika und Asien, im ganzen pflanzen-
armen Wüstengürtel haben die nomadischen Völker an der Dat-
telpalme einen herrlichen Versorger empfangen. Die zahlreichen
und wohlschmeckenden Früchte dieses Baumes gewähren ihnen
und ihren Kamelen und Pferden Nahrung, der Stamm versieht
ste mit Holz und Brennmaterial, und Blätter und Blattstiele
dienen zu Geflechten.
Im südlichen Arabien und in Abyssinien tritt der
Kaffee bäum auf, dessen Bohnen die Einwohner mit dem täg-
lichen Getränke versorgen.
Den Hinduvölkern wurde der Reis und die Baum-
wolle gegeben; ersterer macht die tägliche Nahrung dieser kein
Fleisch genießenden Völker aus, und aus letzterer weben sie ihre
Kleider. Ohne diese Gaben der Natur kann der Hindu nicht
leben; ein Mißwachsjahr im Reisbau erzeugt dort eine allge-
meine Hungersnoth.
Die Charakterpflanze der Chinesen ist leicht gefunden; es
ist die Theestaude, welche bei ihnen den Wein der Weinlän-
der, das Bier und den Branntweill der Nordländer vertritt.
Alle Völker, welche das westliche Asien und Europa
bewohnen und die indo-kaukasische Menschenrace ausma-
chen, haben an dem Weizen, der Gerste, dem Roggen und
dem Hafer ihre ursprünglichen Charakterpflanzen, die man ge-
wöhnlich mit dem Namen der europäischen Getreidearten bezeich-
net, obgleich ohne rechte Begründung, weil das westliche Asien
die wahre ursprüngliche Heimat des Korns sein dürfte. Alle diese
Pflanzen, darunter besonders der Weizen, machen die Hauptgegen-
stände des Ackerbaues und das Hauptnahrungsmittel dieser ver-
schiedenen Völkerschaften aus.
>. Süd-europa und derjenige Theil des westlichen Asiens,
welcher vom mittelländischen Meer begrenzt wird, haben an dem
Oelbaum oder Olivenbaum eine bedeutungsvolle Charak-
terpflanze, der den südkaukasischen Völkern das Oel gibt, wel-
ches ihnen nicht allein als Beleuchtungsmittel, sondern auch als
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Asien Abyssinien Asien Europa Asien Asiens Oelbaum
400
daß vielleicht in der nächsten Provinz wegen Heuschrecken, Dürre
oder anderer Elementarereignisse Hungersnoth herrscht, und daß
'in Konstantinopel jederzeit das Brod theurer ist, als in London
zur Zeit einer Hungersnoth, und schlechter, als in den Provin-
cialstädten.
Der Holzreichthum des Landes ist sehr ungleich vertheilt.
Rumelien (die europäische Türkei) ist im allgemeinen holzreich,
und es dürfte wenige Punkte geben, wo die Bewohner gezwun-
gen sind, sich nach andern Feuerungsmaterialien umzusehen.
Ebenso bietet Rumelien hinlängliche Quantitäten von Bau- und
Nutzholz. Anatolien (die asiatische Türkei) ist nur in seinen nörd-
lichen Gegenden holzreich; diese sind aber auch so reich, daß bei
gehöriger Pflege, und wenn nur Wege und Kanäle da wären,
fast alle seefahrenden Staaten der Erde ihren Bedarf von dort
holen könnten. Außerdem hält fast die ganze Küste des nördlichen
Kleinasien vorzügliche Steinkohlenlager, und nur der Indolenz
der türkischen Regierung ist es zu verdanken, daß englische Stein-
kohlen in unermeßlichen Quantitäten nach der Türkei ausgeführt
werden. Die südliche Hälfte von Kleinasien aber und das mittlere
Hochplateau ist fast baumlos — ein Zustand, der nicht den Türken
zur Last füllt, da schon Strabo und Livius diese Gegenden als
holzlos bezeichnen. Die Wohnungen sind dort aus Stein oder
Lehm; als Feuerungsmaterial dient getrockneter Mist.
Schafe, Ziegen, Büffel sind in großer Menge vorhanden
und durchgängig von sehr guten Racen; das Rind dagegen ist
von einer elenden Race und durch den Krieg ganz unglaublich
vermindert. Ein sehr nutzbares Thier, namentlich so lange es
noch keine Chausseen und Eisenbahnen gibt, ist das Kamel,
welches in Anatolien fast unentbehrlich ist. Der Besitz eines
Kamels ist aber dem Nichtmohamedaner verboten, weil es als
ein heiliges Thier gilt.
Die Türkei hat die meisten Obst- und Gemüsesorten Euro-
pas, zum Theil in guter Qualität, zum Theil aber schlecht. Als
vorzüglich reich und schön sind Weintrauben, Melonen, Kürbiste,
Gurken, Pfirsiche, Aprikosen, Maulbeeren, Erdbeeren, ferner Kohl
aller Art, Spinat, Bohnen, Erbsen, Artischocken, Zwiebeln, Liebes-
äpfel (Tomatas), Sauerampfer anzusehen; dagegen lassen Aepfel,
Birnen und Kirschen vieles zu wünschen übrig; Kartoffeln fehlen
noch fast ganz, und Spargel gibt es gar nicht.
Die Industrie des Landes liegt sehr im argen und ist noch
fortwährend in einem kläglichen Rückschritt begriffen. Ganze In-
dustriezweige sind im Laufe der Zeit gänzlich ausgestorben, z. B.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: Strabo Livius
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel London Kleinasien Kleinasien Anatolien
92
tempel erzeugtes Saatkorn als ein herrliches und glückbringendes
Gut ansah. Auch in Nordamerika war der Mais schon vor
Ankunft der Europäer von den Eingebornen angebaut.
Eine zweite herrliche Gabe ward den Amerikanern an
der Kartoffel verliehen. Sie konnte auch in höheren Gegenden
gedeihen und schenkte in ihren mehlhaltigen Knollen reichen Nah-
rungsstoff.
Auf den mexikanischen Hochebenen wurde schon vor der
Europäer Zeiten die Maguey pflanze, Agave potatorum Zuc-
carini, der Weinstock der Mexikaner, gebaut. Dieser Strauch
blüht in seinem Vaterlande erst nach acht bis zehn Jahren, aber
wenn sich der große Blumenkelch entwickeln will, so strömt eine
reichliche Menge Saft hinzu. Durch Abnehmen der Herzblätter
wird dann die Entwicklung der Blume gehemmt, und mehrere
Monate hindurch kann man alsdann dreimal täglich den Saft
abzapfen, der, wenn er in Gährung übergegangen, ein Getränk
abgibt, das, Pulque genannt, einen angenehm säuerlichen Ge-
schmack, aber einen fauligen Geruch an sich hat. Die Maguey-
felder auf dem mexikanischen Gebirgsplateau von 6—7000 Fuß
Höhe über dem Meer liefern gemeinlich erst im 15. Jahre Aus-
beute. Die Production von Magueypulque ist so beträchtlich, daß
die Consumtionssteuer für die drei Städte Mexiko, Pueblo und
Toluka gegen eine Million Piaster jährlich beträgt, woraus man
auf den Werth dieser Nahrungspflanze schließen kann. Von einer
andern Art dieses Geschlechts, Agave americana, werden die
Blätterfasern zu Kleiderstoff benutzt; sie ist nach Südeuropa ver-
pflanzt worden und dort unter dem Namen Alon bekannt.
Auf einer noch beträchtlicheren Höhe als wo der Maguey
wächst, wird eine andere Pflanze in Mexiko, Peru und Chili,
über die Grenze des Roggens und der Gerste hinaus, die Qui-
no a, Chenopodium Quinoa, charakteristisch. Ihre kleinen, aber
zahlreichen und mehligen Samenkörner geben ein in diesen Län-
dern beliebtes Nahrungsmittel, das zu Brei gekocht wird, oder
geröstet die Chocolade des Hochlandes abgibt.
Aber der größte Theil der Ureinwohner Amerikas, besonders
in den Niederebenen, war und ist noch jetzt mit der Boden-
cultur ganz unbekannt und steht überhaupt auf einer niedrigen
Stufe der menschlichen Entwicklung; sehr häufig sind ihm auch
gar keine Charakterpflanzen gegeben. Doch gibt es hier einen
Volksstamm, dessen Existenz an eine einzelne, wildwachsende
Pflanze eng geknüpft ist. An den Mündungen des Orinoko wird
während der Regenzeit das Jnselland der Guaraunos oder
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Extrahierte Personennamen: Alon
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Mexiko Südeuropa Mexiko Peru Amerikas Niederebenen