weniger warm für uns, so daß von unserer Regierung der Oftgrenze gegen
früher mehr Beachtung geschenkt werden muß, namentlich seit Frankreich so
eifrig um Rußlands Gunst wirbt.)
Die Grenzen gegen Österreich fallen in der Hauptsache mit
den Sudeten, dem Erzgebirge und dem Böhmerwald zusammen. Zwar
sind auch hier mannigfach Lücken — u. a. die Donaus^assg, — und die
Gebirge haben zahlreiche Übergänge, so dass die beiden Länder durch ca.
20 Eisenbahnen miteinander verbunden werden konnten, aber das kann zur
Zeit, wo Deutschland und Österreich eng befreundete Mächte sind, keine
Besorgnis erregen.
Im Süden schützt der mächtige Alpenwall hinreichend gegen feind-
liche Einbrüche. —
6. Deutschlands Geschichte und Kultur, beeinflußt durch die Lage.
Die centrale, zu großeu Teilen offene Lage ist im Laufe der Geschichte
häufig verhängnisvoll für Deutschland geworden. 1. Von Osten her, der Donau-
straße solgeud (s. o.) brachen verwüstend die Hunnen herein, durch deren
Vorstoß bekanutlich fast alle deutschen Stämme in Bewegung gerieten. Durch
dasselbe Thor drangen später wiederholt die Magyaren, bis Heinrich I. nud
Otto I. ihren räuberischen Gelüsten ein Ziel setzten. Ebenfalls von Osten her
kamen die Slaven, das Land bis zur Elbe füllend, nachdem die früher hier
seßhaften deutschen Stämme, vom Strudel der Volkerwanderung erfaßt, westwärts
abgezogen wareu. — 2. Im Westen versuchte Frankreich, nachdem es in dem-
selben Maße erstarkt war, in dem Deutschland durch Uneinigkeit sich geschwächt
hatte, mit großer Zähigkeit, deutsches Gebiet an sich zu reißen. Zunächst be-
teiligte es sich am dreißigjährigen Krieg und trug als Beute das Elsaß, aller-
dings ohne die freien Reichsstädte, wie Straßburg u. a., davou. Daun folgten
die Raubkriege Ludwigs Xiv., dereu zweiter Lothringen zu Fraukreich brachte,
und deren dritter gegen die Pfalz gerichtet war. An 1200 Städte und Dörfer,
darunter Heidelberg, Speier und Worms, wurden eingeäschert, und noch heute
erzählt die Heidelberger Schloßruine von jenen schrecklichen Zeiten. Kaum 100
Jahre später treffen wir die Franzosen, am siebenjährigen Kriege teilnehmend,
wieder mitten in Deutschland, und nur dem tapferen Preußeuköuig ist es zu
danken (Roßbach), daß nicht wiederum deutsche Gebiete an den ländergierigen
Nachbar fielen. Es folgt die Zeit der Revolutionskriege und im Anschluß
daran die Gewaltherrschaft Napoleous. Halb Deutschland gehorchte ihm, und
die französische Grenze wurde über Hamburg und Lübeck hinaus bis an die
Ostsee verlegt. Durch die offeue Westgrenze herein und durch die offene Ost-
grenze hinaus wälzte sich dann die ungeheure Armee, die Napoleon gegen
Rußland ins Feld führte. Und als dann endlich sein Stern zu erlöschen be-
gann, da wurden all die Schlachten, in denen das Schicksal fast ganz Europas
zur Entscheidung kam, naturgemäß in Deutschland als dem Mittelpunkte des
Erdteils ausgesochten. 55 Jahre später dachten die Franzosen abermals Deutsch-
land iu einem „Spaziergang" zu durchstreifen, aber jetzt endlich hatte das
deutsche Volk seine 200jährige Schwäche überwunden und trat dem Erbfeind
mit seiner alten Urkraft entgegen, diesmal die Schlachten auf französischen
Grund und Boden verlegend. — 3. Im Norden faßten seit dem 30jährigen
Krieg die Schweden festen Fuß. Ihre vollständige Verdrängung gelaug den
preußischen Königen erst 1815. Selbst das kleine Dänemark versuchte eine
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Otto_I. Straßburg Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Böhmerwald Deutschland Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Heidelberg Worms Deutschland Roßbach Napoleous Deutschland Hamburg Ostsee Europas Deutschland Schweden
— 16 —
sich an ihnen ab und lassen ihr Wasser auf sie herabregnen. Die Gebirge sind die
Gebiete der reichsten Niederschläge. Während Norddeutschland durchschnittlich 55 ein
Regen hat, fällt aus dem Oberharz und anderen deutschen Gebirgen die doppelte, in den
Alpen stellenweise die vierfache Wassermenge. Das empfangene Waffer geleitet der Berg
in sein Inneres hinab, wo es in Tausenden von Adern und Äderchen flutet, wie das
Blut im menschlichen Körper. Aber es sucht das Licht! In zahllosen Quellen bricht es
hervor und rinnt in Bächen die Berge hinab. Die Bäche vereinigen sich zum Fluß,
der Fluß wächst zum mächtigen Strome heran. Die Berge find „der Ströme
Mutterhaus". (Gedicht: „Der Hirtenknabe" von Uhland.) — Zugleich schreiben die
Gebirge den Flüssen die von ihnen einzuschlagende Himmelsrichtung vor. So schicken die
Sudeten, ihrer kettenförmigen Erstreckuug entsprechend, ihre Flüsse nach zwei Richtungen
(Karte S. 6/7), nordostwärts zum Thal der oberen Oder, südwestwärts zur oberen Elbe.
Das massige Fichtelgebirge dagegen sendet sein Wasser nach allen vier Richtuugeu der
Windrose, nach Westen den Main, nach Norden die Saale, nach Osten die Eger, nach
Süden die Nab. Das Gebirge scheidet so die nach verschiedenen Seiten abfließenden
Wasser voneinander, es wird zur Wasserscheide. Die Sudeten lernten wir eben als
Wasserscheide zwischen Elbe- und Odergebiet kennen. Thüringerwald, Eichsfeld und Harz
bilden die Wasserscheide zwischen Elbe- und Wesergebiet; Rhön, Vogels- und Rothaargebirge
zwischen Weser und Rhein. Aber auch die kleinsten Bodenhebungen bilden Wasserscheiden,
da das Wasser auch der geringsten Neigung folgt. So wird die Wasserscheide zwischen
Elbe und Weser nordwärts weiter fortgesetzt durch eine flache Bodenhebung, die Lüne-
burger Heide. Noch zwei andere Wasserscheiden des deutschen Tieflandes fallen gleich
ins Auge, die Pommersche Seenplatte zwischen den kleinen Küstenflüssen und dem
Gebiet der Weichsel und Oder (Netze) und die Mecklenburgische Seeuplatte, deren
Flüsse einerseits zur Ostsee, andererseits zur Elbe gehen. — Hat der Heimatsberg, das
„Mutterhaus", dem Fluß im allgemeinen die Himmelsrichtung bestimmt, so geleiten andere
Gebirge, Berge, Hügel und Bodenschwellnngen ihn fürsorglich bis zu seiner Mündung,
ihm genau auf Schritt und Tritt die Richtungen vorschreibend. Nie darf er gehen, wo
er will, das flüssige Element muß sich dem starreu fügen. So kommt es, daß die Flüsse
sich in ihrem Laufe unzählige Male in großen und kleinen Krümmungen hin und her
wenden. In Deutschland fällt besonders der Main durch viele große Krümmungen
aus; er verdankt ihnen sogar seinen Namen, denn Main bedeutet der Gewundene. Immer
wieder muß er ausweichen, viermal treten ihm von Süden her (Fränkischer Jura,
Steigerwald, ein Ausläufer der Frankenhöhe und der Odenwald), dreimal vom Norden
her (Haßberge, Fränkische Platte und Spessart) Berglandschaften hindernd in den Weg. —
Durch eine Menge sehr kleiner Krümmungen zeichnet sich die Mosel auf ihrem Lauf
zwischen Hunsrück und Eisel aus; sie schlängelt sich zwischen den Gebirgen hin, mit-
unter am selben Fleck wieder anlangend, den sie schon einmal passierte').
ci) Die Gebirge in ihrer Wirkung auf den Menschen.^)
I a) Die Gebirge üben eine große Anziehung auf die Menschen aus. Großartigkeit,
Schönheit und Mannigfaltigkeit der Natur haben in ihnen ihre Heimat. Tausende von
Reisenden eilen ihnen deshalb alljährlich zu, um die Seele zu erfreuen und zu erfrischen
in diesen majestätischen Tempeln der Natur. — b) Hoch auf den Bergen stehend, fühlt
') Auch den Wasserreichtum der Flüsse bestimmen die Gebirge. Einen mehr
gleichmäßigen Wasserstand haben die von Hochgebirgen kommenden Flü>fe, — in
Deutschland also der Rhein, — da die Eis- und Schneefelder eine nie versiegende Quelle
bilden. Die von Mittelgebirgen kommenden Flüsse werden dagegen im Hochsommer,
namentlich bei Regenmangel, recht sparsam gespeist, so daß die Schiffahrt auf ihnen, z. B.
auf der Elbe, zeitweilig unmöglich gemacht wird. Ihren höchsten Wasserstand haben diese
Flüsse im Frühling, weil dann der Schnee ans den Bergen schmilzt:. Der Rhein er-
reicht dagegen seinen höchsten Stand im Sommer, da erst die heiße Julisonne im>tande
ist, den Eisfeldern der Alpen reichlichere Wassermengen abzutrotzen. _
2) Ohue Benutzung von Bildern wird dieser Abschnitt in manchen Teilen Kindern,
die nie im Gebirge waren, wohl schwer zum Verständnis zu bringen sein.
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TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Eisel
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Uhland Main Eger Elbe- Thüringerwald Elbe- Rhein Ostsee Heimatsberg Deutschland Main Main Steigerwald Odenwald Deutschland Rhein Rhein
— 45 —
Nischen Wallonen im Süden und die germanischen Flamen im Norden. — Endlich
muß noch der Feindschaft gedacht werden, mit der die Iren den Engländern gegen-
überstehen, obgleich sie ihnen stammesverwandt sind. Dabei spielt neben anderen Ursachen
auch die verschiedene Religion (Irland ist katholisch, siehe Karte, Anhg. S. 1 rechts) eine
Rolle. — Dasz auch in unserem Vaterlande, trotz engster Stammesverwandtschaft jähr-
hundertelang Uneinigkeit herrschte, wissen wir bereits. Auch erkannten wir, wie sehr das
in den natürlichen Verhältnissen begründet lag.
2. Die einzelnen deutschen Stämme.
Die Deutschen unterscheiden sich nach ihrer Sprache und gewissen Eigen-
tümlichkeiten in Ober- oder Hochdeutsche und Nieder- oder Plattdeutsche.
Elftere bewohneu Süd- und Mittel-, letztere Norddeutschland. Die Oberdentscheu
scheiden sich in vier Hauptstämme, Schwaben, Bayern, Franken und
Thüringer. Den Süden Deutschlands bewohnen nebeneinander die Schwaben
und Bayern; die Grenze bildet der Lech.^) Den folgenden Gürtel bewohnen
in seiner ganzen Ausdehnung von Böhmen hinüber bis nach Frankreich und
Belgien die Franken. Sie sind also die Bewohner des Maingebietes und des
Rheingebietes, etwa von Speyer bis Köln. (Oberpfalz, Fränkisches Stufeuland,
Rheinpfalz, Rheinprovinz, beide Hessen.) Man unterscheidet sie noch wieder in
Mainfranken (am Main), Rheinfranken (am Rhein) und Hessen (vom
Rhein hinüber zur Werra). Die Thüringer wohnen zwischen Thüringerwald
und Harz, also in den Thüringischen Staaten und im südlichen Teil der Provinz
Sachsen. Sowohl im Westen als im Süden werden sie von den Franken be-
grenzt. Sie haben einst die Slaven-Gebiete östlich von Saale und Elbe kolo-
nisiert und ihren Dialekt auch hierher getragen, so daß die im Königreich Sachsen
gesprochene obersächsische und die schlesische Mundart als Formen der
thüringischen erscheinen. — In Lothringen wohnt der Stamm der Lothringer.
Die Niederdeutschen bilden in der Hauptsache nur einen Stamm, den-
jenigen der Sachseu. Westlich von der Elbe, in Westfalen, Hannover und im
größten Teil Schleswig-Holsteins hat derselbe sich ziemlich rein erhalten, östlich
von der Elbe dagegen, wo er nach und nach die hier seit der Völker-
Wanderung seßhaften Wenden wieder verdrängte, vermischte er sich viel-
fach mit diesen. Infolgedessen sind die hier wohnenden Stämme der Branden-
burger, Pommern ?c. nicht rein sächsisch. Eine Sonderstellung nimmt Ostpreußen
ein, wo zur Zeit der Ordensherrschaft niederdeutsche und oberdeutsche Elemente
mit den zum litauischen Stamm gehörigen Preußen verschmolzen. — Posen ist
zur Hälfte, Westpreußen zu einem Dritteil polnisch. — Die Nordseeküste von
der Rheinmündung bis Schleswig bewohnen Nachkommen der alten Friesen, deren
Sprache aber uur noch auf einigen Inseln gesprochen wird.
Es folge noch eine kleine Dialektprobe2):
Neuhochdeutsch:
Wer mit dem linken Fuß zuerst aus dem Bette steigt, alles verkehr?)
Wer mit'm linka Fuaß zairschte aus'm Bett steigt ?c. Schwäbisch
Wer mit'u linken Fua^ z'erscht aus'm Bette außisteigt:e. Bayrisch
*) Der Teil der Schwaben, der die Oberrheinische Tiefebene zwischen Wasgenwald
und Schwarzwald bewohnt, heißt mit einem Sondernamen Alemannen. Ihr Dialekt,
der alemannische oder oberrheinische, ist durch Hebels Gedichte weithin bekannt geworden.
2) Nach «Beigelt, „Deutschland".
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
— 21 —
f) Blicken wir zurück, so ergiebt sich folgendes: 1. Norddeutschland
liegt im Mittel etwa 50 m hoch. Es ist viel weniger bewegt als das
übrige Deutschland. An der Ostsee erheben sich die Seenplatten. 2. Mittel-
deutschland hat als Grundlage die 200 m- (die weiße) Schicht, auf
der sich ausgedehnte 30v und 400 m- (graue) Schichten ausbreiten. 3. Süd-
dentschland erhebt sich zum größten Teil auf einer Basis von 400 m
(dunkelgraue Schicht1), auf der sich Gebirgsflächeu vou 500 (Fränkischer Jura)
und 700 m erheben. -— Deutschland steigt also von Norden nach Süden all-
mählich an. Infolgedessen wird das Mehr an Wärme, das Süddeutschland wegen
seiner südlicheren Lage haben sollte, wieder ansgeglichen durch deu Verlust, den
seine Höhenlage bewirkt (siehe S. 13). Die Folge davon ist, daß Deutschland
im großen und ganzen die gleiche Temperatur hat (was die kleine Skizze S. 39
veranschaulicht).^)
Znsammenstellung (fürs Namenheft).3)
1. Gebirge in Süd-
deutschland:
Bayrische Alpen
Zugspitze 3000
Schwarzwald
Feldberg 1500
Neckar-Bergland
Odenwald
Wasgenwald
Sulzer Belchen 1130
Hart
2. Der Rand Böh-
mens:
Böhmerwald
Arber 1460
Fichtelgebirge
Scbneeberg 1070
Erzgebirge
Keilberg 1240
Sudeten:
Lausitzer Gebirge
Isergebirge
Riesengebirge
Schneekoppelßoo
Glatzer Gebirge:
Adler Gebirge
Glatzer Gebirge
(Jesenki)
3. Der Grenzwall
zwischen Nord- und
Süddeutschland:
Frankenwald
Thüringerwald
Beerberg 980
Rhön Gebirge
Wasserkuppe 950
Vogelsberg
Taunus
Hunsrüek
4. Die mitteldeutsch.
Gebirge:
Eifel
Westerwald
Rothaar-Gebirge
Knüll
Kaufunger Wald
Meifsner
Habicbtswald
Eichsfeld
Harz
Brocken 1140
Teutoburgerwald
Wiehengebirge
flächen nach und nach aus dem Wasser emportauchen. Doch deckt diese phantasierte Ent-
stehungsgeschichte sich nicht nicht genau mit der wirklichen. Zwar ist Teutschland gleich
allen Ländern allmählich aus den Fluten emporgestiegen, doch vollzogen sich während
dieses Vorgangs und nach demselben io mannigfache Hebungen und Senkuugen, daß die
Reihenfolge, in der jetzt die einzelnen Gebiete frei werden würden, von derjenigen, in der
sie einst wirklich frei wurden, erheblich abweicht. Dennoch fehlt es nicht an Übereinstim-
mnngen. So ist z. B. die 200 in-Höhenlinie zu einem großen Teile gleichzeitig Küste
gewesen.
') In den älteren Exemplaren des Atlasses sind die beiden grauen Schichten leider
nicht deutlich zu unterscheiden.
2) Es bleibt noch zu erörtern, in welchem Grade die deutscheu Gebirge als
trennende Scheiden wirksam werden (siehe S. 14). In erheblichem Maße kann das
nicht der Fall^ sein, weil sie zu niedrig sind. Immerhin sind die einzelnen, durch Ge-
birge umschlossenen Gebiete Deutschlands nach ihrem Charakter verschieden, was wir des
näheren bei der Einzelbehandlung (von S. 51 an) erkennen werden (siehe auch schon S. 15).
3) Diese wie alle späteren Zusammenstellungen hat der Schüler in gleicher Weise
in sein Namenheft einzutragen. Was hier als das Wichtigste, von jedem zu Fordernde,
fett gedruckt ist, möge er in seinem Heft unterstreichen.
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Deutschland Deutschland Deutschland Süd- Süddeutschland Frankenwald
Thüringerwald
Beerberg Vogelsberg
Taunus
Hunsrüek Deutschlands
Zweiter Teil: Die süddeutschen Landschaften.
Erster Abschnitt:
Die Süddeutsche Hochebene mit ihren
Randgebirgen.
(Atlas S. 9.)
Die Süddeutsche Hochebene (mit der Oberpfalz) wird umrahmt von den
Alpen, dem Schwäbischen und Fränkischen Jura, dem Fichtelgebirge und dem
Böhmerwald. Wir betrachten nacheinander I. das deutsche Alpengebiet,
Ii. die Hochebene selbst {mit der Oberpfalz), Iii. den Böhmerwald, Iv. das
Fichtelgebirge. (Schwäbischer Jura siehe beim Fränkischen Stufenland, Iränki-
scher Jura beim Fränkischen Stufenland.)
I.
Das deutsche Alpengebiet.
1. Allgemeinegüber die Alpen.
<1. Kage.) [Atlas S. 10:) Die Alpen umsäumen in einem Bogen das
nördliche Italien. Sie trennen diesen Staat im Westen von Frankreich,
im Norden von Deutschland, so jedoch, dafs zwischen Italien und Deutsch-
land im Alpengebiete selbst noch zwei Bänder Platz finden, die Schweiz und
die Alpenländer Österreichs.
ooj0^, .
. oo -a « ^
Auzeitlichses
Schichten,
z O 1-Jüc o rvü o Gd) Cfc o| . ,
' (vor rrmx)
Scliemalisclte Darstellung zur Entstehung der Alpen.
gig. 6. Alpenprofil.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Allgemeinegüber
Extrahierte Ortsnamen: Böhmerwald Böhmerwald Italien Frankreich Deutschland Italien Deutsch-
— 23 —
Xii. Das westliche Nord- ^ ^ ^ (W; 2ur , Hannover> 9
deutsch!(ltl(l Lüneburger Heide) denburg
(Das Gebiet der Weser und Ems.)
~t~i ■■ w 7 Mecklenburg 2.
Xiii. Das östliche hörd- Brandenburg, 3.
deutschland das Geblet der Seenplatten pommern 4..Posen,
(Z)a« Gebiet der unteren Oder und und der 9™fsen Thalungen ß Westpreufsen,
unteren Weichsel.) 6. Ostpreufsen
Xiv.schleswig-Holstein begnnzl von Norjs^ Schlesv,; Holslein
ydas Grebiet zwischen Jyjord~ und Qsfsee
Ostsee.)
Das sind die 14 Gebiete, die wir später des näheren betrachten werden
(von S. 49 an).
d) Indem diese Gebiete mehr oder weniger von einander abgeschlossen sind,
wurden sie die Sammelräume verschiedener Volksstämme, die sich nach Ihrem
Dialekt, wie auch nach sonstigen Eigentümlichkeiten, voneinander unterscheiden.
Es wohnen
in I Bayern, in V Lothringer, in Viii Thüringer, in Xi Schlesier,
„ Ii Schwaben, „ Vi Rheinsranken, „Ix Obersachsen, „ Xil, Xiii, Xiv die
Iii Mainfranken, „ Vii (südlicher Teil) „ X Lausitzer (Wen- Niederdeutsch.
„ Iv (südlicher Teil) Hessen, den), (Sachsen).
Alemannen,
Doch ist diese Übersicht nur in großen Zügen richtig. Die trennenden Gebirge
sind nicht so hoch, daß sie ein Hinübergreifen des einen Stammes in das Ge-
biet eines anderen und an den Grenzen eine vielfache Vermischung hätten ver-
hindern können. So bewohnen die Schwaben auch den westlichen Teil der Süd-
deutschen Hochebene (bis zum Lech), die Rheiusranken auch die Rheiupsalz und
den nördlichen Teil der Oberrheinischen Tiefebene, die Niederdeutschen schon einen
Teil der Weferberglandschaft :c.
c) Es ergiebt sich nach alledem zur Genüge das Eigenartige der Ober-
fläche Deutschlands. Sie ist außerordentlich vielgestaltig: Hohe und
niedrige Gebirgszüge, kleine und große Hochebenen, Stufenländer und regellose
Berglandschaften, abgeschnürte und offene Tiefebenen wechseln mannigfaltig mit-
einander ab.^) — Die Vielgestaltigkeit begünstigte die Entwickelung gesonderter
Volksstämme, eine Thatsache, die für die ganze deutsche Geschichte von großer
Bedeutung geworden ist. Zu allen Zeiten bemerken wir das Bestreben der
einzelnen Stämme, sich abzusondern und politisch selbständig aufzutreten. Es
bedurfte meist der ganzen Willenskraft und Klugheit der mittelalterlichen Kaiser
— (Konrads I. vergebliches Mühen; dagegen Heinrich I., Otto I., Barbarossa) —-
um die widerstrebenden Gruppen uuter einer Krone zusammenzuschließen. Und
als dann später Männer an die Spitze kamen, die beides nicht in genügendem
Maße besaßen, denen vor allem aber auch die treue Liebe zum deutschen Volke
fehlte, da begann, namentlich feit dem 30 jährigen Kriege, eine lange Zeit
x) Der Boden ist natürlich noch unendlich viel bewegter als die Karte das erkennen
läßt. Tausende von niederen Rücken müssen bei dem kleinen Maßstabe unberücksichtigt
bleiben. Es kommen auf einer die Schichten von 100 zu 100 m angebenden Karte alle
die Erhebungen nicht mit zur Darstellung, die sich nicht um 100 m über die nächstuntere
Schicht erheben.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
— 57 —
Die Gletscher.
In der Region des ewigen Schnees verwandeln sich die in stetem Wechsel auf-
tauenden und wieder gefrierenden Schneemassen nach und nach in Eis. Diese Eismassen
nennt man Gletscher, wohl deshalb, weil sie die Berge hinab„glitschen" (gleiten).
Gletscher sind Eisströme. Als solche müssen sie einen gewissen Grad von Elasticität
besitzen, um sich den Krümmungen, Verengungen und Weitungen des Gletscherbettes an-
passen zu können. — Häufig reichen die Gletscherströme bis unter die Schneegrenze hinab,
mit ihrem Fuß das Gebiet blumiger Matten berührend. Da wo der Gletscher an seinem
Ende abtaut, entströmen ihm, meist aus einer thorförmigen Unterhöhlung, mächtige
Gletscherwasser, der Ursprung eines Flusses.
Wie die Flüsse dem Menschen, so dienen die Gletscher dem Gebirge als
Transportweg, auf dem es seine Trümmer zu Thal sendet. Die von ihnen mitgeführten
Erd- und Felsmassen nennt man Moränen, und zwar unterscheidet man Grund- und
Oberflächen-Moränen. Erstere schiebt der Gletscher auf seinem Grunde als aus-
gedehnte Lehm-, Sand- und Schuttmassen mit sich fort, letztere sammeln sich auf seiner
Oberfläche als lange Reihen kleiner und großer Felsblöcke an. Von den Berggehängen
fallen nämlich zahlreiche Felsen auf den Rücken der Gletscher hinab, bleiben an ihren
Rändern liegen und bilden hier die sogenannten Seitenmoränen. Treffen zwei Gletscher
zusammen, so entsteht durch Vereinigung der linken Seitenmoräne des einen und der
rechten des anderen eine Mittelmoräne. Soviele Mittelmoränen ein Gletscher hat,
aus sovielen Einzel-Gletschern ist er entstanden (Nachweis). Da wo der Gletscher abtaut,
bleiben seine Moränenmassen, soweit sie nicht durch die Gletscherwasser noch weiter zu
Thal oder in die Ebene geführt werden, als mächtige Schuttanhäufungen und große
Felsen liegen.
Ii.
Die Süddeutsche Hochebene (und die Overpsalz).
a) Lage. Höhenlage und Oberfläche. Geologisches.
(1. Aage, Größe.) Die Süddeutsche Hochebene erstreckt sich von den
Alpen bis zur Donau in einer durchschnittlichen Breite von l1ji Mcifs
(125 km) uncl ist doppelt so groß als das Königreich Sachsen (Sachsen —
15 Tausend qkm). Ein kleiner westlicher Teil gehört zum Königreich
Württemberg, edles übrige zu Bayern. (Die politische Grenze wird durch
die Hier, die Stammes- und Dialektgrenze jecloch durch den Lech gebildet.
(2. Höhenlage.) Anfangs, etwa bis in die Gegend der Seen, bewegt
die Hochebene sich in der 700 m-, weiterhin, etwa bis zum Breitenkreis von
München und Augsburg, in der 500 m-Schicht, um sich an der Donau bis
unter 400 m zu senken. So legt sie sich in sanfter, dachförmiger Neigung
an den Alpenwall an. Mit ihrer durchschnittlichen Höhe von 500 m ist sie
die zweithöchste Hochebene Europas; nur von der Castilischen Hochebene in
Spanien ivird sie übertroffen (reichlich 600 m Höhe).
(3. Oberflüche.) 1. Sie ist tatsächlich, was auch die Karte lehrt, eine
Hochebene. Selten wird der Blick von Bergen eingeengt, meist schweift er un-
gehindert bis zu der hohen Gebirgsmauer der Alpen. Besonders die Gegend
da sie gleich den uns bekannten Vorbergen der Kreide- und Trias-(Braunkohlen-)For-
mation angehören. Auf ihrem leicht verwitternden Gestein konnten sich neben schönen
Wäldern kräftig grüne Matten entwickeln, die Grundlage einer bedeutenden Viehzucht,
deren Betrieb an Schweizer Verhältnisse erinnert.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
— 59 —
Reihe grofser Wasserstraßen zur Verfügung stünde, wäre übereilt (Starte,
Anhg. S. 2:) Abgesehen vom Inn ist keiner von den großen Donau-
Zuflüssen schiffbar. 1. Begründet ist das in ihrem starken Gefäll, wie in
ihrer eigentümlichen Laufbildung überhaupt. Sie fließen meist in sehr breiten,
steilwandig oder stufenförmig zur Ebene aufsteigenden Thälern. Dieselben sind
in der Eiszeit von den Gletschern und Gletscherwassern geschaffen worden und
dienten diesen als Bett, das sie in seiner ganzen Breite auszufüllen ver-
mochten. Dazu sind die jetzigen Flüsse jedoch nicht imstande; ihr Bett nimmt
in der Regel nur einen kleinen Raum des weiten Thalgrundes ein. Aber
dennoch beherrschen sie denselben durch die große Willkür und Unregel-
Mäßigkeit, mit der sie ihre Fluten in ihm dahinwälzen. Hier treten sie über
ihre flachen Ufer, dort haben sie große Sand- und Schuttbäuke zusammen-
geschwemmt, die sie nun in weiter Gabeluug umfließen, an anderen Stellen
wieder umbrausen sie mächtige Findlinge oder schießen, in viele Arme geteilt,
zwischen Buschgruppen und grünen Jnselchen dahin. Daß sie bei solcher Lauf-
gestaltung der Schiffahrt nicht dienen können, liegt auf der Hand. Auch der
landwirtschaftlichen Kultur erlauben sie an ihren Ufern meist keine Stätte.
Wenn sie zur Zeit des Hochwassers aus die 10, 20, ja 30 und 40 sache Wasser-
menge anschwellen und zeitweilig fast den ganzen Thalboden überfluten, dann
decken sie das ihnen abgerungene Nutzland in kurzer Zeit mit uufruchtbaren
Sand- und Geröllmassen, des Ackerers mühevolles Werk für immer begrabend.^)
So ist es denn erklärlich, wenn die Dörfer hier sich fern halten von den Flüffen,
die doch anderswo der Mensch so gern für seine Siedelungen aufsucht. —
2. Über die ungünstigen Schiffahrtsverhältnifse der Donau sind wir bereits
unterrichtet (S. 36). Sie entsteht aus zwei im Schwarzwald entspringenden
Quellflüssen, Brege und Brigach, begleitet zunächst den Jura in nordöstlicher
Richtung bis Regensburg und dann den Bayer- (Bölimer-)wald bis Passau (Q),
wo sie Deutschland verläfst. Bis Regensburg durchfließt sie vielfach eiu med-
riges, sumpfiges Gelände, und nur hin und wieder treten die Gebirge hart an
ihre Ufer; von Regensburg bis Passau dagegen bieten ihre Ufer fast immer
einen freundlichen Anblick Zur Rechten dehnen sich die reich gesegneten Äcker
und Wiesen eines weiten, sehr fruchtbaren Beckens, der Kornkammer Bayerns,
während zur Linken die Ausläufer des Bayerwaldes, gefchmückt mit Wein-
gärten, Burgen und Ruinen oft hart an ihre Ufer treten und in dem Reisenden
Erinnerungen an den schönen Rheinstrom wecken.
(2. Klima.) (Temperaturkarte S. 39:) 1. Die Mitteltemperatur ist
niedriger als im westlichen Norddeutschland, eine Folge der hohen Lage
(S. 13) und des ungünstig ivirkenden Alpenzuges (S. 15). — 2. Die warmen
Südwinde werden durch die Alpen abgehalten, während die rauheren Winde
nördlicher Richtungen freien Zutritt haben, da der Jura nicht hoch genug ist,
um gegen sie zu schützen. — 3. Die Alpen bedingen auch allzuhäufige Nieder-
schlüge, wodurch gleichfalls dem Klima eiu unfreundlicher Charakter aufgeprägt
wird. Dasselbe muß demnach als kalt, rauh und wenig günstig bezeichnet werden.
(3, iu'nflulcntug.) [Atlas, Anhg. S. 2:) 1. Die Bevölkerung, links
vom Lech dem schwäbischen, im übrigen dem bayrischen Stamm angehörend,
wohnt wenig dicht, besonders im Süden. Begründet ist das a) in dem un-
x) Die Sage weiß sogar von einem Schloß voll wunderbarer Schönheit zu berichten,
das der Lech einst mit seinen Schwemmmasfen begrub.
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derselben, indem sie gleich ungeheuren Schwämmen die Wassermassen zu großen
Teilen vorläufig in sich aufsaugen, um in späteren Zeiten der Trockenheit und
Dürre die Flüsse nachhaltig speisen zu können. Daß die Böhmerwald-Flüffe in
der Hauptsache Moorgebieten entströmen, verrät noch weithin die bräunliche
Farbe ihrer Gewässer, die man z. B. in der Moldan noch bis über Prag hinaus
deutlich erkennt.
e) Klima. Landschaftliches. Bewohner.
(1. Klima.) Das Klima ist rauh und unfreundlich, ganz besonders an
dem nach Nordosten gerichteten böhmischen Abhang. Hier blüht die Kartoffel
erst im September, und der Schnee fällt oft schon vor der dürftigen Getreideernte.
Weit freundlicher und milder ist der nach Bayern gekehrte Südwestabhang,
ganz besonders derjenige des Bayerwaldes. Hier sind die Gehänge vielfach mit
Obstgärten bedeckt, und in den Thälern wird lohnender Getreidebau betrieben.
(2. Landschaftliches.) An landschaftlicher Schönheit steht der Böhmer-
wald, was aus obigem zur Genüge hervorgeht, anderen deutschen Gebirgen weit
nach. Doch reizt manchen Naturfreund gerade der ernste, oft finstere Charakter
des Gebirges und die unwegsame Wildnis seiner Urwälder und Moore. Oft
überschleicht ihn ein Empfinden, wie es sich der Römer bemächtigte, als sie znm
ersten Male die von Sümpfen und Mooren unterbrochenen unheimlichen Ur-
Wälder des alten Deutschland betraten, denn an jene Zeiten erinnert das Innere
des Böhmerwaldes aufs lebhafteste. — An die Thatsache, daß die Wälder des
Böhmerwaldes zu großeu Teilen noch wenig betreten und recht unbekannt sind,
erinnert die Redensart: „Das sind böhmische Wälder für ihn."
(3. Sewohner.) (Atlas, Anhg. S. 2:) Der Böhmerwald ist nur spärlich
bevölkert. Ihren Haupterwerb finden die Bewohner in der verschiedensten Aus-
Nutzung des Waldreichtums. Das Holz wird, soweit es uicht zur Verflößung
gelangt, zu Brettern, Schindeln, Trögen, Schuhen, Schusterspänen, aber auch zu
kostbaren Resonanzböden verarbeitet. — Einen hervorragenden Industriezweig
bildet auch die Glasfabrikation, die ebenfalls mit auf dem Holzreichtum
basiert, da ohne ihn das nötige Heizmaterial fehlen würde. Das Glas des
Böhmerwaldes wandert über die ganze Erde.
Zusammenstellung der charakteristischen Merkmale: 1. Stark abgetra-
genes altzeitliches (paläozoisches) Gebirge. 2. Große Wälder (auch
Urwälder) und ausgedehnte Moore. 3. Unwegsam, rauh, arm an
landschaftlicher Schönheit. 4. Spärliche Bevölkerung. Holzindustrie-
Glashütten.
Iv.
Das Fichtelgebirge.
(1. Lage, Küsse, Gliederung.) a) Das Fichtelgebirge liegt in der
Aordostecke Bayerns, da, wo Thüringerwald, Erzgebirge, Fränkischer Jura
und Böhmerivald sich einander nähern (Gebirgskreuz), hart an der böhmischen
Grenze. Die genannten Gebirge hängen jedoch nicht mit ihm zusammen,
sondern sind durch Hochflächen von ihm getrennt. — b) Vier Flüsse ent-
strömen ihm nach den vier Richtungen der Windrose (Flufskreuz), nach Osten,
nach Böhmen hinein, die Eger (O — Eger), nach Süden die (Fiehtel-)T$oib,
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Extrahierte Ortsnamen: Bayern Deutschland Böhmerwald Aordostecke_Bayerns Thüringerwald Eger
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nach Westen der (weifse) Main (O = Kulmbach), nach Norden die Saale
(A — Hof). — c) Die hoch hinan frag ende Gebirg Spartie, — Schneeberg
1050 m, — der alle diese Ströme entßiefsen, bildet nicht etwa das ganze
Fichtelgebirge, sondern nur den hohen Südicestrand desselben. Das Fichtel-
gebirge als Ganzes erstrecht sich von hier bis an die böhmische Grenze
und erscheint als eine kleine viereckige Hochebene. Dieselbe ist auch im Norden
und Süden umrandet, während sie nach Osten, nach Böhmen hin, mehr offen
ist. Nach dieser Richtung hin wird die Hochebene von der Eger durchquert.
(2. Charakter.) Der hohe Südwestrand ist stark mit Fichten bewaldet
(Name Fichtelgebirge) und gewährt einen düsteren Anblick. Wer die Eisenbahn
von Hof nach Bayreuth (A am Roten Main) benutzt, der erblickt das Fichtel-
gebirge als ein hohes, aber wenig freundlich dreinschauendes Gebirge. Noch
weniger wird der Wanderer durch die uninteressante Hochfläche angelockt, so daß
das Fichtelgebirge zu den besuchteren deutschen Gebirgen nicht gehört.
(3. Devölkerung.) Das Fichtelgebirge ist recht gut bevölkert. Deu
Bewohnern bieten sich nämlich außer Waldwirtschaft, Holzindustrie und Land-
Wirtschaft, welch letztere natürlich nicht sehr lohnend sein kann, noch mancherlei
andere Erwerbszweige. Es findet sich auf der Hochebene (bei Arzberg) ein
Eisenlager, es werden vorzügliche, sehr politurfähige Granite gebrochen, des-
gleichen Kalksteine und Marmor, und in den kleinen Städten —Wun-
siedel, der Geburtsort Jean Pauls) wird eine recht lebhafte Industrie be-
trieben, namentlich Weberei, für welche die Hochebene selbst reichlich Flachs liefert.
(4. Geschichtliches.) Den vier Flüssen folgend, stießen am Fichtelgebirge
vier Völkerstämme zusammen. Den Main aufwärts zogen die Franken, die
Eger hinauf die Slaveu, die aber von ersteren wieder zurückgedrängt wurden;
der Saale folgten die Thüringer und an der Nab zogen die Bayern hinauf.
Sie alle fanden in dem Fichtelgebirge eine natürliche Grenze, so daß dasselbe
nicht bloß ein Gebirgs- und ein Quellencentrum, sondern auch eiu Völker-
centrum bildet.
Zusammenstellung: l. Kleine viereckige, recht gut bevölkerte Hoch-
ebene mit hohem Südwestrand. 2. Gebirgs-, Fluß- und Völkerkreuz.
Zusammenstellung und Eintragung der Namen.
1 Maß
Zeichnung.
Anleitung:
Grundform:
Dreieck
Entfern ungen:
1. Donau—fichtelgeb.
2. Jura—böhmerw.
Fig. 11. Skizze der Oberpfalz-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
Extrahierte Personennamen: Jean_Pauls
Extrahierte Ortsnamen: Main Kulmbach —_Hof —_Schneeberg Eger Bayreuth Main Arzberg Main Eger