Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Allgemeine Landeskunde.
1. Lage, Grenzen und Grötze.
Für viele, ja für die meisten Menschen ist die Heimat der einzige Platz
ihrer Arbeit, und darum ist es für jeden Menschen notwendig, daß er seine
Heimat genau kennen lernt.
Die Kunde nun, welche über die nähere Heimat etwas Genaueres mit-
teilt, nennt man Heimatkunde. Unsere engere Heimat sind die Kreise
Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben. Diese Kreise gehören zu
dem Regierungsbezirk Magdeburg, welcher wieder ein Teil der Provinz
Sachsen ist. Dieselbe ist wiederum eine von den zwölf Provinzen des
preußischen Staates. Der preußische Staat ist ein Bestandteil eines größeren
Reiches, nämlich des Deutschen Reiches. Zu demselben gehören 26 Staaten,
von denen das Königreich Preußen der größte Staat ist.
Die Kreise Aschersleben. Calbe, Oschersleben und Wanzleben bilden den
südlichen und südöstlichen Teil des Regierungsbezirks Magdeburg. Die
Grenzen sind int Osten und Nordosten die Elbe, im Norden der Stadtkreis
Magdeburg, der Kreis Wolmirstedt und Neuhaldensleben, im Westeu eiu
Teil des Herzogtums Braunschweig und der Kreis Halberstadt, im Süden
das Herzogtum Braunschweig, das Herzogtum Anhalt, der Regierungsbezirk
Merseburg (Mausselder Seekreis) und dann wieder das Herzogtum Anhalt.
Das herzoglich auhaltische Amt Mühlingen, bestehend aus den beiden Dörfern
Groß- und Klein-Mühlingen, wird vom Kreise Calbe umschlossen; außerdem
liegt innerhalb des Kreises Oschersleben das herzoglich anhaltische Amt Als-
leben, bestehend aus den Ortschaften Groß- und Klein-Alsleben und Aliken-
dorf. Der Flächeninhalt der Kreise beträgt 2024,06 Quadratkilometer.
2. Bodengestalkung.
Der Bodeu, welchen die Kreise einnehmen, ist im Südwesten und Südeu
gebirgig, wenigstens doch hügelig, denn der Harz mit seinen Ausläufern durch-
zieht das Land; dagegen gehört der nördliche und nordöstliche Teil zufolge
seiner Bodenbilduug zur norddeutschen Tiefebene.
Der Name „Harz" bedeutet Waldgebirge: die Römer nannten das
Gebirge Silva. Hercyna. Er ist das höchste Gebirge Norddeutschlands und
steigt inselartig aus dem Hügellande zwischen den Flüssen Leine und Saale
auf. Der Harz ist ein länglich rundes Massengebirge. Seine größte Aus-
dehnung hat er von Nordwesten nach Südosten. Man teilt den Harz ein
in Oberharz und Unterharz. Der Oberharz ist der höhere und rauhere
Teil des Gebirges; er ist vorherrschend mit duukleu Fichten bewachsen. Der
höchste Berg des Oberharzes und zugleich des ganzen Harzgebirges ist der
Brocken. Derselbe wurde vou den Alten „Blocksberg" genannt; er erreicht
eine Höhe von 1140 m. Der Unterharz ist der niedere Teil des Gebirges,
und auf ihm trifft man vorwiegend Laubholzwaldungen an. Die Buche ist
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Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
8 Allgemeine Landeskunde.
Von den erwähnten Ausläufern des Harzes sind es hauptsächlich zwei,
welche die Kreise mit ihren Erhebungen durchziehen, nämlich der Hny und
der Hakel.
Der Huy, ein mit herrlichem Laubwald bewachsener Höhenzug, erhebt
sich dreiviertel Stunde westlich Ihm Schwanebeck, zieht sich anfangs schmal,
dann breiter werdend von Osten nach Westen, wo sich zuletzt die Breite
wieder verringert, und läuft in einer schmalen Zunge südlich vou Baders-
leben aus. Derselbe trägt aus seinem nördlichen Abhänge das ehemalige
Kloster „Hnysburg", jetzt Domäne oder Staatsgut, welches weithin sichtbar
ist. Die Länge des Gebirgszuges beträgt etwa 20 km, die größte Breite
6 km. Drei Warten krönen den Höhenzug, im Osten die Eilenstedter oder
Paulkopswarte, in der Mitte die Sargstedter Warte über Sargstedt und im
Westen die Hakenthalswarte.
Die Daneilshöhle.
Am nördlichen Abhange des Berges, welcher das Kloster Hupsburg trägt,
findet sich eine von Menschenhand in den Fels gehauene Höhle von beträchtlichem
Umfange, welche aus zwei Abteilungen, einem Wohnraum und einem Pferdestall
besteht. In dieser Höhle hauste der Räuber Daneel oder Daneil. Von hier aus
unternahm er seine Raubzüge bis tief in den Harz hinein. Auch hatte er alle Wege
im weiten Umkreise um feine Höhle mit verborgenen Drahtschlingen umgeben, die
mit Glöckchen in der Höhle in Verbindung standen. Sobald ein Wanderer nun an
solche Drahtschlinge stieß, ertönte ein Glöckchen in der Höhle, und der Räuber wußte
sofort, wo sich feine Beute befaud.
Der Schlupfwinkel des Räubers blieb lange Zeit unentdeckt, da er bei seinen
Raubzügen seinein Pferde die Hufe verkehrt unterschlug, um so die Spur von seiner
Höhle abzulenken. Einst verirrte sich ein Bauermädchen beim Haselnußpflücken und
geriet in die Drahtschlingen. Der Räuber schleppte sie in seine Höhle, woselbst sie
ihm den Haushalt führen mußte; er zwang sie zum Schwur, ihn nicht zu verraten.
Nach sechs Jahren gestattete er ihr zum erftenmale, wieder einmal in die Stadt zu
gehen, um für sich Kleider zu kaufen. Sie machte sich in der Frühe des Morgens
auf den Weg. In der Stadt angekommen, waren die Laden noch geschlossen. Da
kniete sie vor der Rolandssäule nieder und schüttete dieser unter Schluchzen und
Thränen ihr Herz aus. Ihre Worte hörte ein Gerichtsdiener, der des Weges kam.
Der führte sie zu dem Schöffen, und nachdem drei Priester sie ihres Eides entbunden
hatten, verriet sie den Schlupfwinkel des Räubers. Die Höhle desselben wurde am
nächsten Tage umstellt. Da der Eingang durch eiserue Thüren verschlossen war,
mußten Zimmerleute und Maurer ein Loch von oben in den Felsen hauen. Hier
hinein goß man solange heißes Wasser, bis der Räuber eleudiglich verbrannte.
Der südliche von beiden genannten Ausläufern des Harzes, der Hakel,
teilt sich wieder in zwei Teile. Der eine dieser Höhenzüge, welcher die
Richtung nach Bernbnrg verfolgt, erreicht bei Köchstedt seine höchste Erhebung
und tritt westlich von Löderbnrg in den Kreis Calbe ein; er verläßt den-
selben südlich von der Bode. Auf dem höchsten Punkte dieses Höhenzuges
stand früher eine Burg, die Dumburg, von welcher die Reste noch heute zu
sehen sind. Die Chroniken erzählen, daß die Burg 1367 in dem Besitze
der Herren von Knesebeck gewesen sei, die von hier aus magdeburgisches Gut
geraubt hatten. Deshalb verbanden sich der Erzbischos Dietrich von Magdc-
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