§ 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes. 155
Friedensschlusses erhob sich das von Österreich getrennte Volk von Tirol unter dem treuen Andreas Hofer gegen Bayern und Franzosen: nach anfänglichen Erfolgen (Sieg am Berge Jsel) mußte dieser aber seine Freiheits- und Vaterlandsliebe zu Mantua mit dem Tode büßen.
Napoleon stand nach dem Wiener Frieden auf dem Höhepunkt feiner Macht: bis zur Trave reichte das französifche Kaiserreich; alle Fürsten des europäischen Kontinents, mit Ausnahme des Zaren, waren seiner Winke gewärtig. Er ließ sich nun von seiner ersten Gemahlin Josephine scheiden und vermählte sich mit Marie Luise, Erzherzogin von Österreich (1810).
c) Der Feldzug der Großen Armee gegen Rußland,
1812. Napoleon griff jetzt den alten Plan, Englands Macht zu 1812 zertrümmern, wieder auf. Da er aber diesem Reiche direkt nicht beikommen konnte, so wollte er es an seinem Lebensqnell, Ostindien, angreifen. Zu diesem Ende aber mußte erst Rußland zu Falle gebracht werden. Nachdem er auf dem Kongreß zu Dresden den deutschen Fürsten seine Befehle erteilt und ihre Truppenlieferungen festgestellt hatte, rückte er mit einem nahezu 500 000 Mann starken Heere in drei Kolonnen (linker Flügel: Preußen unter Iork, rechter Flügel Österreicher unter Schwarzenberg) in Rußland ein. Das russische Heer wurde bei Smolensk und bei Boro-dino geschlagen und im September 1812 betraten die Franzosen Moskau. Aber hier war ihnen ihr Ziel gesetzt: der Brand von Moskau zwang sie zum Rückzüge. Ein furchtbar strenger Winter und die beständige Verfolgung der russischen Reiter machte diesen Rückzug zu einem der entsetzlichsten, von denen die Weltgeschichte zu berichten hat. Tausende starben vor Hunger, Kälte oder an den Wunden, für die es keine Pflege, keine Heilung gab.
Nach dem mit verzweifeltem Heldenmute erzwungenen Übergang über die Beresina löste sich das Heer immer mehr aus. Während die traurigen Überbleibsel desselben sich der preußischen Grenze näherten, verließ Napoleon heimlich seine Leute und eilte nach Paris, um Vorkehrungen für neue Rüstungen zu treffen.
Schon in diesem furchtbaren Schlage spüren wir die Hand des großen Mannes, der Deutschland und Europa vou der Zwingherrschaft befreite: der Freiherr vom Stein hatte den oft kleinmütigen Kaiser Alexander zu Anfang des Krieges zum Widerstände vermocht!
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§ 89. Die Erhebung Preußens.
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Elbe und Rhein und muß harte Bedingungen eingehen. — Napoleon stiftet das Königreich Westfalen unter seinem Bruder Jeröme.
§ 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes, a) Nach dem Erlaß der Kontinentalsperre gegen England unternimmt Napoleon einen Feldzug nach Spanien. Obgleich siegreich, lernt er doch den Heldenmut des spanischen Volkes kennen und fürchten. Er geht fort, um den mittlerweile ausgebrochenen
b) Krieg gegen Österreich zu Ende zu führen, 1809. Erzherzog Karls großer Sieg bei Aspern wird nicht schnell genug benutzt. Napoleon siegt bei Wagram und zwingt Österreich zum Frieden zu Wien. — Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer (erschossen zu Mantua). — Napoleons Scheidung von seiner Gemahlin Josephine und neue Vermählung mit Marie Luise von Österreich. — Sein alter Plan gegen England führt ihn zu
c) dem russischen Kriege, 1812. Die Große Armee, in welcher gezwungen Preußen und Österreicher dienen, dringt nach den Siegen bei Smolensk und Borodino bis Moskau vor. Infolge des Brandes von Moskau muß sie sich zurückziehen und wird durch Hunger, Kälte und die nachschwärmenden Kosaken fast ganz aufgerieben. Übergang über die Beresiua. Napoleon verläßt die Trümmer der Armee.
30. Dezember 1812 General Iork schließt mit den Russen die Konvention von Tauroggen.
§ 89. Die Erhebung Preußens.
Furchtbar war der Sturz Preußens gewesen: desto herrlicher sollte es sich aus dem Unglück wieder erheben. In der Not erwuchs dem Vaterlande ein Geschlecht großer Männer. Allen voran stand der Freiherr vom Stein. 1757 aus altadligem nassani-schem Geschlechte geboren, war er früh in den preußischen Staatsdienst getreten und hatte die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich gelenkt. Als nun das Unglück von Tilsit erfolgt war, berief König Friedrich Wilhelm Iii. ihn an die Spitze seines Ministeriums. Stein sah die einzige Rettung des Staates in einer vollständigen Umgestaltung desselben. Der Grundzug dieser Umgestaltung war: die Befreiung der Volkskraft von allen Fesseln, welche bisher ihre Entfaltung gehindert hatten. Die innere Verwaltung wurde völlig neugestaltet. Aufhebung der bäuerlichen Hörigkeit, Selbstverwaltung der Städte (die neue Städteordnung vom Jahre 1808). Stein aber mußte bald darauf dem Haffe Napoleons weichen, welcher den König zu seiner Entlassung zwaug. Sein Werk wurde weiter geführt durch Hardenberg. — Auch das Heerwesen, dessen
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§ 98. Der deutsch-franz. Krieg u. d. Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches. 173
Teil unserer Truppen noch durch die Belagerungen von Straß-b n r g und Metz festgehalten wurde. Endlich gelang es, die größte aller Belagerungen der Weltgeschichte zu bewerkstelligen (19. Sept.). is.sept. Glücklicherweise fiel bald darauf Straßburg (28. Sept.) und int 28.@ept. nächsten Monate auch Metz (27. Oktober; 173 000 Kriegsgefangene), 27. Okt. und die dadurch frei werdenden deutschen Streitkrüste konnten sich an der Belagerung von Paris und der Abwehr der Entfatzarmee beteiligen.
Denn in Gambetta hatte die nationale Verteidigung Frankreichs einen großen Organisator gefunden. Er wußte gewaltige Armeen in kurzer Frist zusammenzubringen, welche mit einem Heroismus kämpften, den die Geschichte nicht minder rühmen muß als denjenigen unserer Truppen. Diese Armeen zu entkräften war die wichtige Aufgabe der nicht bei Paris beschäftigten Truppen.
a) Die französische Loirearmee wurde durch die Truppen des Prinzen Friedrich Karl nach furchtbarem Ringen (Beanne la Rolande, Beaugeucy, Blois, Le Mans) geschlagen (General von der Tann, Großherzog von Mecklenburg, der französische General Chanzy).
b) Die französische Nordarmee wurde zunächst bei Amiens besiegt und die Preußen besetzten Rouen (Mantenffel). Als darauf der General Faidherbe über St. Quentin nach Paris vorzudringen suchte, wurde auch er geschlagen.
Eine große Gefahr drohte unserem Vaterlande noch einmal durch den Versuch des Generals Bourbaki, von Süden her in das Elsaß vorzudringen und unseren vor Paris liegenden Truppen die Verbindung mit Deutschland abzuschneiden. Aber der deutsche General Werder wurde der Retter des Vaterlandes. Mit nur 40 000 Mann widerstand er in Schnee und Eis dem weit überlegenen Feinde (die Kümpfe an der Lisaine). Als er endlich durch Mantensfel Zuzug erhielt, wurde die Bourbakische Armee über die schweizerische Grenze gedrängt (Ende Januar 1871). 1871
Vor Paris trotzten unterdes unsere Truppen den Mühseligkeiten eines alle Kräfte anspannenden Belagerungsdienstes und den mit furchtbarer Gewalt erfolgenden Ausfällen der Pariser Truppen 1870 (Ausfall von Le Bourget). Am 27. Dezember begann das Bom- 27. Dez. bardement der Forts. Als endlich jede Hoffnung auf Entsatz schwand und der grenzenlose Mangel auch die bewunderungswürdige Standhaftigkeit der Bevölkerung brach, ergab sich die Hauptstadt
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uicht gefallen lassen. Aber vergeblich warnte der „deutsche Bund" den dänischen König. Da zogen Preußen und Österreich das Schwert, um die Herzogtümer von der dänischen Herrschaft zu befreien.
_ Durch neue Einrichtungen hatte König Wilhelm sein Heer schlagfertig gemacht. Durch die Kriegskunst wollte er Menschenleben ersparen L-em Ratgeber und Helfer war der ausgezeichnete erste Minister Otto von Bismarck. Das preußische und das österreichische Heer rückten in Holstein ein und vertrieben die Dänen. Dieselben setzten sich endlich in den Düppeler Schanzen fest. Das waren hohe Erdmanern und tiefe Gräben mit allerlei Hindernissen. In den Gräben steckten spitze Pfähle, und auf den Erdwällen standen viele Kanonen. Vom Meere beschossen die dänischen Schiffe die Belagerer. Diese gruben Laufgräben im Zickzack und rückten darin bis nahe an die Schanzen heran. Am 18. April 1864 erstürmten die tapferen Preußen die Schanzen. Ihr Anführer war der Prinz Friedrich Karl, ein Neffe des Königs. Vor dem Sturme empfingen die Soldaten das heilige Abendmahl, und ein Geistlicher ermahnte sie in einer ergreifenden Ansprache zur Tapferkeit. Unter dem Gesänge des Preußenliedes erstiegen die mutigen Krieger die zehn Schanzen und machten viele Gefangene und große Kriegsbeute. Die Dänen flüchteten über einen Meeresarm auf die Insel Alfen. Aber die Preußen folgten ihnen auf vielen Kähnen nach und erstürmten die befestigte Insel. Da bequemte sich Dänemark zum Frieden und trat Schleswig-Holstein an Preußen und Österreich ab.
So halte König Wilhelm als deutscher Mann die Schmach Deutschlands gesühnt und das verlorene Schmerzenskind wiedergewonnen. Jeder gute Deutsche freute sich darüber und jubelte: „Die Preußen sind die alten noch; du Tag von Düppel, lebe hoch!"
5. Wilhelm I. als tapferer Held im österreichischen Kriege 1866. Bei der Verwaltung von Schleswig und Holstein entzweiten sich Preußen und Österreich. Schon lange herrschte zwischen ' beiden Reichen eine geheime Feindschaft. Preußen war ein deutscher Staat und wollte Deutschland einigen. Österreich hatte viele Völker und Sprachen und konnte seine Oberherrschaft in Deutschland nur behaupten, wenn Deutschland zersplittert und uneinig blieb. Der kluge Minister von Bismarck sprach es ans, „Deutschland könne nur durch Mut und Eisen' geeinigt werden!" Schleswig-Holstein gab den Anlaß zu dem Bruderkriege. Österreich wollte als Fürsten den Herzog von Augusten-bürg, den Vater unserer Kaiserin, einsetzen. Preußen war nicht dagegen, aber es verlangte zur besseren Verteidigung Deutschlands den Oberbefehl über das Heer, die Schiffe und die Festungen. Das verweigerte der Herzog. Ja, der „Deutsche Bund", dessen Vertreter zu Frankfurt a. M. ans dem Bundestage saßen, beschloß, Preußen durch Waffengewalt zum Gehorsam zu zwingen. „Da löste Preußen beit deutschen Bund auf und zog das Schwert gegen Österreich und seine Bundesgenossen.
Rasch rückten die Preußen in die Länder der Feinde ein. Der Kurfürst von Hessen wurde gefangen nach Stettin geschickt, der blinde
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nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel, sein Heer von 84000 Mann aber nach Deutschland gefangen abgeführt. Wie groß die Freude in Deutschland war, das zeigt Geroks Gedicht: „Des deutschen Knaben Tischgebet". Der König gab demütig Gott die Ehre und schrieb tief ergriffen an die Königin Augusta: „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!"
e) Wie Straßburg, Metz und Paris erobert wurden. Als das Unglück von Sedan in Paris bekannt wurde, da geriet das Volk in eine grenzenlose Wut, setzte Napoleon ab und wählte eine neue Regierung. An der Spitze standen die Advokaten Gambetta und Favre. Sie predigten den Krieg bis auss Messer und gelobten, keinen Fuß breit Land und keinen Stein einer Festung abzutreten. Alles eilte zu den Waffen und bekämpfte die Deutschen im Felde und aus dem Verstecke. Paris, Metz und Straßburg wurden von den deutschen Heeren eingeschlossen. Am ersten ergab sich nach einer heftigen Beschießung unser altes Straßburg, das uns 190 Jahre vorher die Franzosen mitten im Frieden geraubt hatten. Dann zwang der Hunger die Festung Metz zur Übergabe. Vergeblich hatte Bazaine versucht, sich durchzuschlagen. Fast 200000 Soldaten wanderten kriegsgefangen nach Deutschland. Am längsten widerstand die Weltstadt Paris. Sie wurde von fast 1/2 Million Soldaten verteidigt. Der rastlose Gambetta stellte im Norden und Süden neue Heere auf, welche die Deutschen vertreiben und Paris befreien sollten. Aber in zahllosen Kämpfen wurden sie zersprengt oder gefangen genommen. Unsere Soldaten hatten durch Regen, Kälte und stete Ausfälle der Feinde besonders ans den Vorposten schwer zu leiden, hielten aber tapfer aus. Sie machten sich's bequem in den leeren Häusern und Schlössern, labten sich an Wein und Obst, ergötzten sich mit allerlei Spielen und neckten die eingeschlossenen Franzosen. Sobald diese eine Helmspitze oder Lanze, ein helles Fenster oder eine glühende Zigarre, einen Strohmann in Uniform oder eine Kanone ans Pappe sahen, schossen sie mit Kanonen danach und verschwendeten so viel Pulver. In der Stadt herrschten die Pocken, der Hunger und die Angst vor den Granaten der Deutschen. Nicht einmal die Gaslaternen wagte man anzuzünden. Endlich zwang der Hunger die Stadt zur Übergabe. Wie bitter es ihr auch war, so mußte sie sich doch den Siegeseinzug des deutschen Heeres gefallen lassen.
f) Wie König Wilhelm zum deutschen Kaiser ausgerufen und der Friede geschlossen ward. Ehe sich Paris ergab, wurde König Wilhelm auf franzöfifchem Boden am 18. Januar 1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche Reich wieder erneuert. Alle deutschen Fürsten und die Abgeordneten des Volkes hatten ihm die Krone angeboten und damit den heißen Wunsch des deutschen Volkes erfüllt. Seit 65 Jahren war Deutschland ohne Kaiser, uneinig und ohnmächtig gewesen. Der neue Kaiser gelobte, „allezeit ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens".
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1806 an. Diese wurden von alten, unentschlossenen Generalen geführt, hatten uoch die alte, schwerfällige Ausrüstung und waren mit der neuen Kriegsweise nicht bekannt. Sie pochten auf den Ruhm Friedrichs des Großen und verachteten die Franzosen. Diese aber waren zweckmäßig ausgerüstet, von einem großen Feldherrn geführt und siegesgewiß.
Gleich im Anfange der Schlacht verwundete ein Schuß in die Augen den Oberfeldherrn tödlich. Verwirrung kam in das Heer. Ohne Plan und ohne sich gegenseitig zu unterstützen, schlugen sich die einzelnen Haufen wohl tapfer, aber endlich lief alles, was laufen konnte. In 14 Tagen war Napoleon in Berlin. Der Befehlshaber der Stadt mahnte die Bürger, die steh mutig verteidigen wollten: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!"
Die Festungen fielen wie Kartenhäuser, und die Soldalenhaufeu ergaben sich wie Schafherden. Napoleon spottete: „Da die Husaren Festungen einnehmen, kann ich meine Kanonen einfchmelzen lassen!" Die Königsfamilie floh in der Unbill des Winters bis nach Ostpreußen. Nur einzelne Führer retteten die preußische Waffeuehre, so der alte Blücher. Tapfer verteidigt wurden die Festungen Grandenz, Kol-berg und Pillan. Dem alten Courbiere in Grandenz an der Weichfel ließen die Franzosen sagen: „Es gäbe keinen König von Preußen mehr!" Da antwortete er: „Nim, so werde ich versuchen, wie lange ich König von Grandenz sein kann!" Der Befehlshaber von Pillan, der Hafenstadt Königsbergs, stellte einen Sarg in die Mitte seiner Offiziere und sagte: „Lebendig übergebe ich diese Festung nicht! Wer mich überlebt, lege meine Gebeine in diesen Sarg!" „Preußen oder der Tod!" schwuren alle. Bei der Verteidigung Kolbergs zeichneten sich besonders der brave Bürger Nettelbeck und der Major Gneisenan aus.
Noch zwei blutige Schlachten wagten die Preußen mit den verbündeten Russen, aber ohne Erfolg. Im Frieden zu Tilsit, einer Stadt ant Niemen, verlor Preußen alles Land westlich von der Elbe, mußte 100 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen und durfte nur 42000 Mauu Soldaten halten. Hochmütig fragte Napoleon die Königin Luife: „Wie konnten Sie wagen, mich anzugreifen?" Mutig antwortete ihm die edle Frau: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über uufere Kräfte zu täuschen, wenn wir uns anders getäuscht haben!"
Das verlorene Land gab Napoleon seinem jüngsten Bruder als Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel. Der neue König machte sich keine Sorgen um die Regierung, sondern feierte täglich fröhliche Feste. Man nannte ihn darum fpottweife den „König Lustick!"
7. Preußen erhob sich vom tiefen Fall. Aus dem Unglück erwuchs das Heil. Aus den Trümmern entstand ein neuer Staat. Der König berief den Minister von Stein an die Spitze der Geschäfte. Dieser ausgezeichnete Mann schaffte die Kriegskosten herbei und säuberte das Land von den fremden Blutsaugern. Die königliche Familie legte sich die größten Entbehrungen auf. Der König verkaufte ein goldenes
Pol a ck, Das erste Geschichtsbuch. 3
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in Möckern einen vollständigen Sieg erfochten, Schwarzenberg aber den Sturmangriff der feindlichen Reiter bei Wachau zurückgewiesen.
Am 17., einem Sonntage, richten die Waffen. Umsonst versuchte Napoleon, die Österreicher durch große Versprechungen auf feine Seite zu bringen. Der 18. Oktober war der entscheidende Tag. Mit der größten Tapferkeit wurde auf beiden Seiten um das Dorf Probstheide, das die Franzosen besetzt hielten, gestritten. Die Kämpfer konnten fast nicht über die Leichenhügel hinweg, die sich auftürmten. Während der Schlacht gingen die Sachsen zu ihren deutschen Brüdern über. Mit Unwillen hatten sie bis jetzt den Franzosen geholfen. Die drei verbündeten Monarchen: Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen, Kaiser Franz I. von Österreich und Kaiser Alexander I. von Rußland sahen von einem Hügel dem Gange der Schlacht zu. Er heißt feit der Zeit Monarchenhügel. Am Abend liefen hier von allen Seiten Siegesbotschaften ein. Da sanken die drei Herrscher auf die Kniee und dankten dem Herrn der Heerscharen.
Napoleon aber faß auf einem hölzernen Schemel neben einer zerschossenen Windmühle und diktierte beim Scheine des Wachtfeuers die Befehle zum Rückzüge. Ernst und schweigend standen seine Generale um ihn. Den 19. Oktober ging das französische Heer in hastiger Flucht durch Leipzig. Zu früh wurde die Elfterbrücke in die Luft gesprengt. Tausende ertranken in dem Flusse oder fielen in die Hände der Verbündeten. Die Königsberger Landwehr erstürmte ein Thor in Leipzig und öffnete so den verbündeten Truppen den Eingang. Nachmittags zogen die Fürsten ein. Auf dem Markte umarmte der russische Kaiser den alten Blücher und sagte: „Sie haben das Beste gethan; Sie sind der Befreier Deutschlands!" Der Alte aber erwiderte: „Majestät, nur meine Schuldigkeit habe ich gethan!"
Der König von Sachsen wurde als Gefangener nach Berlin geschickt. Napoleon aber floh mit dem Reste seines Heeres dem Rheine zu. E. M. Arndt sang das Lied vom Feldmarschall Blücher: „Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!" und in ganz Deutschland tönte es wieder.
12. Frankreich wurde zum Frieden gezwungen, Napoleou abgesetzt. Die Fürsten überlegten nun, was weiter zu thun fei. (Kopisch: Die Heere blieben am Rheine stehn. „Soll man hinein nach Frankreich gehn? —Der alte Marschall Vorwärts aber drängte und trieb: „All Deutschland in Frankreich hinein!" Endlich folgte man ihm. In der Neujahrsnacht 1814 ging er über den Rhein. Viele Schlachten wurden in Frankreich geschlagen, manche glücklich für Napoleon. Ja, er prahlte: „Ich bin Mainz näher als Paris!" Nach einigen Niederlagen warf er sich den Verbündeten in den Rücken und wollte sie an den Rhein locken. Sie merkten aber feine Absicht, schickten ihm ein kleines Heer nach, zogen aber mit der Hauptmacht nach Paris. Am 31. März zogen sie dort ein und wurden von dem wetterwendischen Volke mit Jubel begrüßt. Napoleon wurde abgesetzt und auf die Insel
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erlitt der General Chancy (spr. Schangi) eine entscheidende Nieder-D:e nrdliche Armee unter Faid herbe (Fdherb) wurde von den Generalen Manteuffel und Gben zuletzt bei St. Quentin (spr. Sug Kangtng) geschlagen. Die Armee Bourbakis, welche bei Belsort in Deutschland einfallen sollte, wurde durch die unvergleichliche apferrett der Werder'schen Armee in einer Ztgigen Schlacht zurckgeworfen und auf Schweizergebiet gedrngt, wo 80,000 Franzosen, von Hunger, Kalte und Strapazen erschpft, die Waffen niederlegen mussten. r-m ?' .?er ^riee- Am 18. Januar 1871 wurde in Versailles, (Weiaj), wo so viele Plne zu Deutschlands Verderben geschmiedet worden, Wilhelm I. auf Antrag des Knigs Ludwig von Bayern von den deutschen Fürsten zum deutschen Kaiser ausgerufen. Damit war das Sehnen und Drngen des deutschen Volkes, der Traum der ^unglinge und der letzte Wunsch der Greise endlich erfllt. Der neue Kaiser gelobte, ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens." In ergreifender Ansprache ward dem deutschen Polke die groe Botschaft kundgethan. Am 28. Januar ergab sich endlich auch Paris, nachdem alle Ausflle nutzlos gewesen, der Hunger immer grimmiger, der Belagerungsgrtel immer enger und die Sprache der Kanonen immer verstndlicher ge-worden waren. Die starken Forts rings um die Stadt mussten den Deutschen bergeben und ihnen einige Thore zum Siegeseinzuge durch die Stadt geffnet werden. Zm Frieden zu Frankfurt kamen Elsass und Lothringen als Reichsland zu Deutschland, und Frankreich musste 5 Milliarden Franks (=4000 Millionen Mark) Kriegskosten bezahlen. Bis zur Bezahlung dieser ungeheuren Summe, die brigens unglaublich rasch erfolgte, blieb ein Theil Frankreichs von den deutschen Soldaten besetzt. Der Krieg ohne Gleichen" hatte Deutschland geeinigt, Kaiser und Reich" erneuert, Elsass und Lothringen" nach langer Schmach wieder eingefordert, 20 siegreiche Schlachten geschlagen, 26 Festungen erobert, 400,000 Kriegsgefangene gemacht und der 6700 Geschtze erbeutet. Das vermag deutsche Kraft, wenn sie einig ist, und deutsche Begeisterung, wenn sie ein wrdiges Ziel hat.
5. Die Gegenwart. Das geeinte Deutschland ist an die Spitze Europas getreten und der Schiedsrichter in den Welthndeln geworden. Seine zerstreuten Kinder in der Fremde sind nicht mehr schutzlos und verachtet. Der Krieg zwischen Russen und Trken 1877/8 wurde durch den Congress und Frieden von Berlin 1878 geendigt. Immer weiter schreitet durch die Gesetzgebung des Reichstages das Werk der Einigung fort. Zn allen 26 deutschen Staaten haben wir jetzt gleiche Mnzen, Mae, Gewichte, Gesetze, Post- und Eisenbahneinrichtungen. Immer mehr hebt sich das Schulwesen und die Bildung des Volkes. Die Werke unserer groen Dichter dringen immer tiefer in das Volk. Feuer-, Hagel-, Vieh- und Lebensversicherungen schtzen immer mehr
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7. Die Trken vor Wien 1683. Unter dem schwachen Kaiser Leopo ld I. drangen die Trken bis Wien vor, fanden aber den heldenmtigsten Widerstand. Unter der Leitung des tapsern und umsichtigen Rdiger von Starhemberg wetteiferten Soldaten, Studenten und Brger im Dienste fr das Vaterland. Frh und spt war jeder auf seinem Posten. Hatten die Trken mit ungeheuern Opfern einen festen Punkt gewonnen, so fanden sie gewiss dahinter eine neue Schutzwehr errichtet. Erkletterten sie mit Todesverachtung den Wall, so wurden sie von den Verteidigern empfangen und hinabgestrzt. Gruben sie Gnge in die Erde, um die Festungswerke mit Pulver in die Luft zu sprengen, so fanden sie Gegenminen, die ihr Werk vernichteten. Unter und der der Erde wthete der Kampf. Endlich nach 60 angstvollen Tagen verkndeten Feuerzeichen auf den Bergen die Ankunft der Retter. Der Polenknig Johann Sobiesky rckte mit Polen und Deutschen zum Entsatz heran. Wunder der Tapferkeit wurden verrichtet, bis endlich die trkischen Horden in wilder Flucht aus einander stoben und un-ermessliche Beute wie taufende von Christenfklaven zurcklieen. Un-befchreiblich war der Jubel in Wien; dem Polenknig wurden Fe und Steigbgel gekfst, und in einem Dankgottesdienste wurde der das Wort gepredigt: Es war ein Mann, von Gott gesandt, der hie Johannes." Viele herrliche Siege erfocht spter Prinz Eugen, der edle Ritter, in den Trkenkriegen.
8. Des Kurfrsten Ende. Friedrich Wilhelm war ein frommer Fürst mit lebendigem Gottvertrauen. Auch unter seinem Volke sr-derte er durch Vorschrift und Beispiel christliche Zucht und Sitte. _ Die gegenseitigen Anfeindungen der lutherischen und resormirten Geistlichen verbot er bei Strafe der Entlassung. Unter den Geistlichen, die sich weigerten, einem solchen Zwange zu gehorchen, war auch der friedliche und von allen geliebte Liederdichter Paul Gerhard. Alle Versuche des Kurfrsten, ihn der Stadt Berlin zu erhalten, scheiterten an seiner zarten Gewissenhaftigkeit; er griff zum Wanderstabe und fand eine neue Heimat in Lbben. Zu frh verlor der Kurfürst seine edle Gattin Luise Henriette, die liebevolle Gehlstn ihres Mannes, die sorg-same Erzieherin ihrer Kinder und die Mutter ihrer Unterthanen. Eine zweite Gattin konnte die Lcke nicht ausfllen. Husliche Kmmernisse und Schmerzen trbten seinen Lebensabend. Als er den Tod nahen fhlte, nahm er rhrenden Abschied von den Seinen, drckte sich selbst die starren Augen zu und hauchte feine Seele aus mit den Worten: Ich wei, dass mein Erlser lebt." Er ist der eigentliche Grnder des preuischen Staates.
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Extrahierte Personennamen: Leopo Starhemberg Johann_Sobiesky Johann Gott Johannes Eugen Eugen Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Paul_Gerhard Luise_Henriette
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am 4. August. Die Stadt wurde erstrmt, der dahinter liegende Geis-berg mit Todesverachtung erstiegen und der feindliche General getdtet. Am 6. erfocht die Armee des Kronprinzen den glnzenden Sieg bei Worth der dm Marschall Mac Mahon. Es war ein furchtbarer Kampf, tri dem von allen Seiten mit der grten Tapferkeit gestritten wurde, am hartnackigsten in den Weinbergen, die Schritt vor Schritt mit Blut erkauft werden mnssten. Brennende Drfer, zersplitterte Baume, Tobte und Verwundete, Tornister und Gewehre, umgestrzte Wagen und Kanonen wie geset auf den Feldern, fliehende Rothhosen von Wurttembergischen Reitern gejagt: das war das Bild am Abend des heien Tages! Unter den 6000 Gefangenen waren auch viele schwarze Turkos aus Afrika und unter der Beute 6 der knatternden Kugelspritzen. An demselben Tage erkletterten die Tapfern der Stein-metz'schen Armee mit Todesverachtung die uneinnehmbar geglaubten ^prcherer Hhen und zwangen die Franzosen zum Rckzge. Am 2. August hatte hier Napoleon seinem 14jhrigen Sohne ,Lulu" die Blut- und Feuertaufe" gegeben, indem er die wehrlose" Stadt Saarbrcken beschieen lie.
c. Die Kmpfe um Metz den 14., 16. und 18. August.
Napoleon ubergab Bazaine (spr. Bashn) den Oberbefehl. Dieser zog 1td) auf die gewaltige Festung Metz zurck und wollte sich mit Mac Mahon im Westen vereinigen. Um dies zu verhindern, griff Stein -nutz die abziehenden Franzosen bei Courcelles (spr. Kurell) an. Friedrich Karl gewann durch Geschwindmrsche den Franzosen einen Vorsprung ab und zwang sie durch die mrderische Schlacht bei Mars l a T o u r zur Umkehr nach Metz. Bei G r a v e l o 11 e vollfhrte der König den Hauptschlag und warf Bazaine besiegt in die Festung Metz zurck. Vom Mittag bis in die sinkende Nacht tobte der Riesenkampf. Die Franzosen fochten in ihren gedeckten Stellungen und mit ihren guten Gewehren uerst tapfer, und Leichenhgel trmten sich auf von Freund und Feind. Endlich warf sie die todesmuthige Tapferkeit der Sachsen und Garden aus ihren Befestigungen. Als dann die sehnlich erwarteten Pommern im Geschwindschritt anrckten und mit klingendem Spiele die Hhen von Gravelotte nahmen, da meldete Moltke dem Könige: Majestt, der Sieg ist unser; der Feind ist aus allen Ctellun-gen geworfen \" Der König, auf einer Leiter sitzend, die auf ein ge-fallenes Pferd gesttzt war, diktirte beim Scheine des flackernden Wacht-feners die Siegesdepesche, die am nchsten Tage Jubel im ganzen Lande erregte. Nur ein Schluck Wein und ein Stck Brod labte und ein Bauernhaus beherbergte ihn. Die franzsische Armee wurde nun von Friedrich Karl wie in einen eisernen Ring eingeschlossen.
d. Der Tag von Sedan, der 2. September 1870. Der Kronprinz von Preußen mit der 3., und der Kronprinz Albert von Sachsen mit einer 4. Armee folgten Mac Mahon, ter in dem festen
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Extrahierte Personennamen: August August Napoleon August Napoleon Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Albert_von_Sachsen
Extrahierte Ortsnamen: Mahon Afrika Stein-metz'schen Sachsen Sedan Mahon