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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
30 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
necticut, Massachusetts und New Hampshire rüsteten sogar eine stattliche
Expedition aus, welche unter Mitwirkung einer königlichen Flottenabteilung
die französische Hauptstadt Louisbourg, das Bollwerk der französischen
Macht in Amerika, zum Fall brachte. Freilich sahen sich die Kolonisten
nach dem Friedensschluß bitter getäuscht, als England jenen durch so große
Anstrengungen gewonnenen wichtigen Platz an Frankreich wieder zurückgab.
Seitdem drängte sich den Bewohnern der Neuenglandstaaten immer mehr
die Überzeugung aus, daß ihr Interesse himmelweit verschieden von dem-
jenigen des Mutterlandes sei, und daß sie Gut und Blut nur zur Unter-
stützung einer engherzigen Sache hingegeben hatten.
Noch war der Frieden mit Frankreich nicht allseitig bekannt geworden,
als auch der Kampf an den Grenzen von Kanada von neuem ausloderte.
Durch den Frieden waren nämlich die alten Streitigkeiten wegen gewisser
Grenzdistrikte keineswegs beigelegt worden. Daher entbrannte der alte
Hader von neuem, und als die Franzosen fortfuhren, im Stromgebiet
fowie an den oberen Seen Forts zu erbauen, standen sich die britischen
und französischen Kolonisten schon feindlich gegenüber, bevor noch der Krieg
erklärt war. Im Jahre 1755 begann der Kampf zur See ohne Kriegs-
erkläruug: die Engländer nahmen 300 französische Kauffahrteischiffe weg;
dagegen bereiteten sich die Franzosen zu einer Laudung in England vor,
was hier einen solchen Schrecken verursachte, daß Georg Ii. seine han-
növerschen Truppen und ein hessisches Korps nach England zog. Es war
jedoch nur auf eine Täuschung abgesehen; eine französische Flotte lief von
Toulon aus und setzte Truppen in Minoren ans Land, welche diese Insel
eroberten. Jetzt erst erklärte England feierlich den Krieg. Derselbe
wurde teils zur See, und hier mit großem Übergewicht der Briten, teils
in Nordamerika, teils in Europa, wo die Engländer als Verbündete
Friedrichs Ii. kämpften und auch mehrmals vergeblich eine Landung in
Frankreich versuchten, teils in Ostindien und Afrika geführt.
Im Jahre 1758 ward Louisbourg den Franzosen wieder entrissen;
doch ist aus der Reihe der Kriegsjahre 1759 das wichtigste. Anfangs
schien es, als wollte sich der Sieg den Franzosen zuweuden. Dieselben
gingen ungestüm zum Angriff vor, wurden aber von den Engländern,
welche sie kaltblütig erwarteten, mit einem so mörderischen Feuer em-
pfangen, daß sie schwankten. Dabei ward der britische Feldherr, General
Wolfe, schwer verwundet, was im Heere der Engländer große Bestürzung
erregte; die Franzosen unternahmen nun einen neuen Angriff auf die
Front und die feindlichen Flanken. Aber die britischen Streiter hatten
sich unterdessen wieder ermannt, sie schlugen die Franzosen zurück und
gingen nun, nachdem General Townsend den Oberbefehl übernommen,
ihrerseits zum Angriff über. In diesem Jahre wurden die französischen
Forts Ticonderoga, Crownpoint und Niagara genommen, die französische
Flottille auf dem See Champlaiu auf den Sand gejagt, endlich General
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Extrahierte Ortsnamen: Louisbourg Amerika England Frankreich Frankreich Kanada England England Toulon England Nordamerika Europa Friedrichs Frankreich Ostindien Afrika
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Kämpfe der Niederländer in Ostindien. 69
aber, aus 200 Soldaten nebst vielen Frauen und Kindern bestehend, wurde
nach Entfernung der Flotte um so härter bedrängt. Mehrmals schickte der
König von Dschakatra Boten ins Fort, um die Besatzung zur Übergabe auf-
zufordern; doch jedesmal kehrten die Gesandten mit der Antwort zurück, daß
Kommandant und Soldaten entschlossen seien, unter den Trümmern der
Feste sich begraben zu lassen. Als die Feinde den unerschütterlichen Mut
und die Entschlossenheit der Niederländer erkannten, nahmen sie zum Verrat
Eingeborene und Hinder von Java. Tänzerinnen. Leiöwache.
ihre Zuflucht. Man stellte den Belagerten sehr gute Friedensbedinguugen,
welche, bei ohnehin eingetretenem Mangel an Munition, gern angenommen
wurden. Zur schließlichen Unterzeichnung des Vertrages wurden der Kom-
Mandant van den Broeke und der Arzt de Haan eingeladen, ins Lager des
Königs zu kommen. Es glückte in der That dem Feinde, van den Broeke
zu täuschen. Im prächtigen, von Tamarinden beschatteten Zelte, umringt
von Trabanten, wurden jene beiden Männer von Widschaja Rama, dem
Könige, empfangen. Kaum waren sie aber ins Zelt getreten, als man sie
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142 Das Festland Australien.
einem Büttel griff, das mit gutem Erfolge bereits in mehreren Distrikten
von Neusüdwales Anwendung gefunden hatte. Die Regierung setzte näm-
lich einen Preis aus für denjenigen, der im Bezirke von Melbourne Gold
finden würde, und dies geschah Ende September oder Ansang Oktober
1851 zu Clunes und zu Ballarat, ersterer Ort 36, letzterer 24 Stunden
von Melbourne entfernt. Nicht lange, so wurde auch nordwärts von diesen
Stellen, im Bendigodistrikt, Gold gefunden, und während des Winters von
1852 hielten sich hier allein 50 000 Goldgräber auf, die fast alle so
glücklich waren, mit Schätzen beladen nach Hause zurückkehren zu können.
Einzelne derselben hatten an einem Tage für 5000 Pfund Sterling Gold
erbeutet. Nunmehr strömten Menschen aus der ganzen Welt herbei, hunderte
von Schiffen kamen in Melbourne an, und es war nichts Seltenes, daß in
einem Monate 20 000 bis 30 000 Fremde landeten. Ein merkwürdiger
Wetteifer in den Kolonien entstand, um die fabelhaften Gerüchte über die
Größe der Schätze zu verbreiten, und die armen Goldwäscher, welche auf
dem Sprunge standen, nach einem oder dem andern Orte aufzubrechen,
waren eine Zeitlang in Verzweiflung, weil sie nicht wußten, welchen sie
wählen sollten, d. h. an welchem möglicherweise wohl die größten Nuggets
(Goldklumpen) zu finden wären.
Als indessen überall frische Minen eröffnet wurden, und als in den
Städten eine „Goldeskorte" nach der andern eintraf, wurden die Leute
überall goldtoll, und es wiederholten sich in Viktoria genau alle die Er-
scheinungen, welche schon bei der Goldentdeckung in Neusüdwales vor-
gekommen waren. Es schien auch in Melbourne alles plötzlich auf den
Kopf gestellt; die Leute mit starken Gliedern und harten Händen standen
in der gesellschaftlichen Stufenleiter obenan; ihre Einkünfte waren durch
die gesammelten Schätze außerordentlich gestiegen, und in gleichem Ver-
Hältnisse gingen die Preise aller Waren in die Höhe. Luxusgegenstände
erreichten fabelhafte Preise, da Geld genug vorhanden war und sich Leute
fanden, die mit vollen Händen gaben. Ein alter Soldat, der sich einige
Jahre vor der Goldentdeckung in der Umgebung Melbournes für seine
Ersparnisse von ungefähr 100 Pfund Sterling ein Stück Land gekauft
hatte, verkaufte dasselbe Land kurz nach der Goldentdeckung, da es zu
Bauplätzen verwendet werden sollte, für 120 000 Pfund Sterling. Auf
der andern Seite mußten freilich sämtliche Besoldungen unter 6000 Mark
um etwa 50 Prozent erhöht werden, da die Beamten sonst nicht mehr
hätten auskommen können, und die Polizeileute erhielten, damit sie auf
ihren Posten blieben, täglich 5 Schillinge 9 Penee oder 6 Mark nebst
ihren Rationen.
Die Goldausbeute war aber auch fabelhaft. Am 9. November 1851
brachte die Goldeskorte vom Berge Alexander für 400 000 Mark und von
Ballarat für 144 000 nach Melbourne. Am folgenden Mittwoch wurden
über 800 000 Mark in Gold eingeliefert, am dritten Mittwoch weit über
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Die Fidschi-Inseln, 173
kriegerisch und leben miteinander in fast endlosen Kämpfen. Die er-
schlagenen Feinde werden gegessen; liefert der Krieg das wohlschmeckende
Menschenfleisch einmal nicht, so gibt der Häuptling Befehl, diesen oder
jenen zu töten und ihn als Speise zuzubereiten, ein Befehl, der mit der-
selben Ruhe erteilt wird, mit welcher wir zum Fleischer fageu, er solle das
oder jenes Stück uusrer Herde schlachten. Beim Bau eines Tempels, beim
Beginnen eines Kanoebaues sowie beim Ablassen desselben vom Stapel ißt
man Menschenfleisch; ebenso tötet man Menschen, um das Deck eines neuen
Fidschi - Insulaner.
Kanoes mit Blut zu waschen. Hat man mehr Körper, als verzehrt werden
können, so kocht man nur die Glieder und wirft den Rumpf fort. Im
Jahre 1851 wurden zu Ramena 50 Körper zugleich gekocht; Kriegs-
gefangene und Schiffbrüchige werden fast ohne Ausnahme verzehrt. Wenn
der ganze Leichnam gebraten wird, so nimmt man ihn in sitzender Stellung
aus dem Ofen, bedeckt ihn mit einem schwarzen Pulver und trägt ihn so
wie einen Lebenden fort. Rohes Menschenfleisch genießt man nie. Die
Gebräuche der Insulaner sind äußerst barbarisch Die Frau ist nichts
weiter als das Lasttier ihres Mannes, sie gräbt, säet, pflanzt, leitet das
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178 Die ozeanische Inselwelt.
und ein Kampf war nicht mehr zu vermeiden. De Langte gebot die Rück-
kehr, und die Wilden hinderten sie nicht, sondern begleiteten die Franzosen,
welche nach ihren Schaluppen waten mußten, bis ins Wasser. Man be-
stieg die Fahrzeuge, allein in demselben Augenblicke wurden einige Steine
geschleudert, woraus de Laugle unklugerweise mit einem blinden Schusse ant-
wortete. Dies war das Signal zum Angriff. Kaum hatte er zum zweiten-
mal geschossen, als 50 Wilde auf ihn losstürzten. Ein Keulenschlag warf
ihn zu Boden, andre erschlugen ihn vollends, und noch im Tode erhielt er
wohl 200 Keulenschläge, woraus die Wütenden seinen Leichnam an die
Schaluppe befestigten. Der Kampf ward allgemein, die Mannschaft, von
allen Seiten angegriffen, konnte ihre Waffen nicht gut gebrauchen, so daß
in diesem Gemetzel der Vorteil der Lage die Waffenüberlegenheit Vernich-
tete. Um großes Unglück zu verhüten, verließ man die Schaluppen und
gelangte an die zum Glück schon schwimmenden Boote. Jetzt erwachte die
Stehlsucht der Wilden. Alle eilten, den Raubvögeln gleich, zur Plünde-
rung herbei, während die Mannschaft sich auf den Booten entfernte, jedoch
durch das Aufstoßen eines derselben bald in neue Gefahr geriet. Einige
wirkungsreiche Schüsse sowie das Flottwerden des Bootes retteten sie. Man
kam ungehindert au den Schiffen an; als man aber hier die Boote mit
den Verwundeten sah und den Tod de Langles und seiner zehn Ge-
fährten erfuhr, ertönte ein Schrei des Unwillens von einem Bord zum
andern, und man war nicht abgeneigt, die hundert Piroguen, gefüllt mit
Männern, Weibern und Kindern, welche sich in der Nähe der Schiffe be-
fanden, jedoch am Kampfe keinen Anteil genommen hatten, den Manen de
Langles zu opfern. So grausam eine solche That, so wäre sie diesen Kanni-
balen gegenüber nicht am unrechten Orte gewesen und hätte späteren
Schiffen den gehörigen Respekt verschafft.
Der milde La Perouse zügelte deu Zorn der Mannschaft und ließ
unter das Gesindel blind feuern, worauf sich dasselbe auch eiligst davon-
machte, um — am folgenden Tage wiederzukommen.
Den Russen unter Kotzebue wäre es 1824 fast ebenso ergangen. Die
Eingeborenen hatten sich aufs Schiff gedrängt, und einer derselben war so
dreist, daß er bei der zufälligen Entblößung des weißen, muskulösen Armes
eines Russen danach schnappte und zu verstehen gab, daß ein solches Fleisch
ein wahrer Leckerbissen sein müsse. Kotzebue ließ mit gefälltem Bajonett
das Verdeck räumen; dennoch krallten sich die Wilden mit ihren langen
Nägeln in die Seiten des Schiffes so ein, daß man sie nur vermittelst
langer Stangen von ihnen befreien konnte. Derselbe Seefahrer beschreibt
die Bewohner von Ma-nna als das verworfenste Gesindel, das die Südsee
beherbergt. Die Bewohner andrer Inseln dieser Gruppe, die übrigens
unendlich reich an Naturschönheiten sind, waren weit besser, namentlich die
von Ojalava. Auch aus dieser Gruppe ist die Thätigkeit der englischen
Missionäre von ziemlichem Erfolge begleitet gewesen.
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Stanleys Zug zu Emiu Pascha. 219
mittelsendung zu sehen. Von 52 Mann waren nur noch 5 vorhanden
und diese und Kapitän Nelson auch dem Hungertode nahe.
Stanley war indessen weiter gezogen, doch hatte er das Stahlboot
wegen zu großer Schwäche seiner Leute in Jpoto zurücklassen müssen.
Endlich am 30. November war der große Tag, an dem die so zu-
sammengeschmolzene Expedition das Ende des Urwaldes erreichte, ge-
kommen. Vor den Blicken der jauchzenden Menge bereitete sich ein aus-
gedehntes Grasland aus, die Not hatte nun ein Ende.
Der Albert Njansa wurde ohne besondere Beschwerde am 13. Dezember
erreicht, doch konnte Stanley dort nichts von Emin Pascha erfahren, des-
halb reiste er wieder zurück nach Jbwiri, wo er das Fort Bodo (Friedens-
fort) anlegte. Von hier aus ließ er die Mitglieder der Expedition, die
in Jpoto geblieben, und das Stahlboot durch Leutnant Stairs holen.
Am 19. Februar 1888 wurde Stanley von einer heftigen Magen-
Entzündung befallen, so daß er 23 Tage bewußtlos dalag; seine kräftige
Natur überstand jedoch diese Krankheit und am 2. April machte er sich
wieder auf den Weg nach dem Albertsee. Von seinen Leuten waren nur
uoch 201 übrig geblieben.
Es war am 29. April abends, als Stanley mit Emin am Ufer des
Sees zusammentraf.
Als sich beide große Männer die Hände drückten, sagte Dr. Emin:
„Ich bin Ihnen viel Dank schuldig, Herr Stanley, und weiß wirklich nicht,
wie ich denselben aussprechen soll."
Daraus entgegnete Stanley: „Ach, Sie sind Emin Pascha! Erwähnen
Sie des Dankes nicht, sondern treten Sie ein und setzen Sie sich. Es ist
hier draußen so dunkel, daß wir uns gegenseitig nicht sehen können."
Emin Pascha versorgte nun Stanley und seine Leute mit Nahrungs-
mitteln und Kleidern, während Stanley ihm 30 Kisten Remingtonpatronen
und einige für den Pascha eigens in London angefertigte Kleidungsstücke
überreichte.
Am 24. Mai zog Stanley mit Trägern, die er von Emin erhalten
hatte, wieder nach Westen, um die Nachhut unter Major Barttelot zu holen.
Am 17. August traf er die Nachhut, welche ihm entgegengezogen kam,
und vernahm die Schreckensnachricht, daß der Major Barttelot von den
Manjemaleuten, erschossen, ermordet worden war. Von den 271 in Jam-
bnja zurückgelassenen Leuten waren nur noch 132 vorhanden.
Im Januar 1389 traf Stanley wieder am Albertsee ein und Emin
Pascha, der erst jetzt vor kurzem seine Provinz verloren hatte, zog am
10. April mit diesem der Ostküste zu. Von Stanleys Expedition, die am
Anfang 705 Mann zählte, waren nur noch 230 Mann übrig, die mit
ihm heimzogen; außerdem schlössen sich noch die 130 Manjemaleute,
550 Eingeborene von Kawalli und Umgegend und 600 Leute Emin Paschas
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Extrahierte Personennamen: Kapitän_Nelson Stanley Albert_Njansa Stanley Emin_Pascha Bodo_( Stanley Stanley Stanley August Stanley Stanleys Kawalli
Extrahierte Ortsnamen: Jpoto Jbwiri Jpoto London Jam- Albertsee
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
68 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
tugiesen waren auf Malakka, Solor und Timor ebenfalls den nieder-
ländischen Besitzungen nahe; als nun der König von Spanien in Europa
mehr freie Hand gewann, konnte er seine Flotten um so zahlreicher nach
Indien senden. Zu den Spaniern und Portugiesen gesellten sich als er-
bitterte Feinde die Engländer, die, von den Niederländern aus den moluk-
kischen Eilanden verjagt, jetzt allenthalben Rache an ihren Gegnern zu
nehmen suchten. Der Pangerang oder Herrscher von Bantam vereinigte
sich bald darauf mit den Engländern gegen die Niederländer. Seinem
Beispiel folgte nun der Susuhunan oder Kaiser von Java, der zu Matarem
seine Residenz hatte. Endlich ließ sich auch der König von Dschakatra, der
bisherige Bundesgenosse der Niederländer, von deren Feinden überreden,
das eingegangene Bündnis wieder zu lösen und als deren Gegner aufzu-
treten. Eben war der Generalgouverneur Koen (spr. Kuu) damit beschäftigt,
das von Both angelegte Fort zu erweitern und eine große Faktorei in
demselben zu erbauen, als vom König von Dschakatra (1618) der Befehl
an die dort als Bauleute beschäftigten Javanesen erging, sogleich das Fort
zu verlassen und sich künftig jeder Dienstleistung für die Niederländer zu
enthalten. Zugleich lief die Nachricht ein, daß der Susuhunan von Java
das kleine Fort zu Dschapara plötzlich überfallen und geplündert habe.
Die Niederländer waren jetzt von allen Seiten von Feinden umgeben,
doch der zähe und kaltblütige Mut verließ die kleine Schar auch in dem
scheinbar hoffnungslosen Kampfe nicht. Koen schickte sofort einige Kriegs-
schiffe nach Dschapara. In stiller Nacht stießen ihre Schaluppen ans Land,
die Soldaten steckten die Stadt in Brand und nahmen blutige Rache wegen
des ausgeübten Verrats. Diese Kühnheit machte auf die Feinde tiefen
Eindruck.
Zu jener Zeit kam der mutige Seemann P. van den Broeke, ein
Mann von unerschütterlichem »Charakter und glühender Vaterlandsliebe,
auf der Reede von Dschakatra in einem kleinen Schiffe an. Er war kurz
vorher mit einem größeren Schiffe von Indien abgereist, um nach der Heimat
zurückzusegeln.als ihn der Sturm ereilte, so daß er mit zertrümmertem Schiffe
an der Küste von Malabar anlangte. Da faßte er den kühnen Entschluß,
mit seinen Leuten quer durch die indische Halbinsel nach der Küste von
Koromandel zu marschieren. Von der Ostküste Vorderindiens segelte er mit
einem kleinen Schiffe nach Dschakatra, wurde dort freudig empfangen und
zum Kommandanten des damals noch nicht vollendeten Forts ernannt.
Van den Broeke zwang eine große Zahl von Javanesen, emsig an der Voll-
endung der Feste zu arbeiten. Unterdessen rückten, verstärkt durch die Soldaten
des treulosen Königs von Dschakatra, die bantamischen Truppen gegen das
Fort an, während die Engländer dasselbe von der Seeseite mit vierzehn
Schiffen bedrohten. Koen ging mit seinen sieben Schiffen, welche der eng-
tischen Flotte doch keinen Widerstand leisten konnten, nach den Molukken, um
von dort mit Verstärkung zurückzukehren. Die Besatzung des Forts Nassau
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Inhalt: Zeit: Geographie
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70 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
in Fesseln schlug und den Kommandanten mit dem Tode bedrohte, wenn
er nicht sogleich die Besahung des Forts durch einen Brief zur unbedingten
Übergabe der Feste auffordere.
Vau den Broeke, überzeugt, daß seine tapferen Soldaten die Ab-
fassung des Briefes als erzwungen erkennen und nicht Folge leisten
würden, willigte in die Forderung des Königs, um seinen Leuten durch
den Brief wenigstens Kunde zu geben, daß er noch am Leben sei. Als
trotzdem die Übergabe nicht erfolgte, wurde van den Broeke in die Nähe
des Forts gebracht. Man nahm ihm die Fesseln ab und verlangte von
ihm unter Androhung des Todes, daß er die Besatzuug überreden solle.
Statt aber letztere zur Übergabe zu ermahnen, beschwor er sie, bis zum
letzten Mann auszuhalten und sich unter keiner Bedingung dem Feinde
zu ergeben, solange ihr Kommandant nicht aus der schmählichen Haft ent-
lassen wäre, in welche ihn der Verrat gebracht hätte. Sein Leben möchten
sie nicht schonen, sie könnten aber, im Falle er ermordet würde, seinen Tod
nur durch Tapferkeit rächen. Voll Staunen und Erbitterung über diese
Rede schleppten die Krieger des Königs van den Broeke wieder fort, ohne
daß jedoch der König ihn hinrichten ließ. Unterdessen waren zwischen dem
Pangerang von Bantam und dem König von Dschakatra Streitigkeiten
ausgebrochen, die van den Broeke trefflich zu seinen gunsten zu benützen
verstand. Heimlich ließ er dem Pangerang melden, er wolle lieber sein
Gefangener als jener des Königs sein; auch wäre er überhaupt nicht ab-
geneigt, ihm Beistand gegen seine Nebenbuhler zu leisten. Der Ehrgeiz
und die Charakterlosigkeit des Pangerang widerstanden solchen Ver-
lockungen nicht. Er wollte die Tapferkeit des holländischen Kriegers zu
seinem Vorteile ausnützen und sandte alsbald eine neue Schar von
Kriegern nach Dschakatra. Der Führer derselben drang mit einer Anzahl
Bewaffneter ins Zelt des Königs, dem die Wahl zwischen Tod oder
sofortiger Abdankung gelassen wurde.
Zitternd unterzeichnete der König die in malaiischer und javanischer
Sprache auf ein Palmenblatt geschriebene Abdankung und verlebte den
Rest seiner Tage auf einer einsamen Insel.
Die Engländer hörten mit Verdruß von dem Vorgefallenen und
drangen jetzt mit doppeltem Eifer in den Pangerang, die neu erworbene
Macht nicht mit den gefährlichen Nebenbuhlern, den Niederländern, zu
teilen, sondern die Belagerung der Forts nachdrücklichst fortzusetzen. In
der That blieb van den Broeke gefangen, und die Belagerung des Forts
von Dschakatra wurde fortgesetzt. Aber doch begannen jetzt Unterhand-
luugen wegen des Friedens; denn der Pangerang konnte sich nur mit
Mühe dazu entschließen, die Niederländer, denen er eine so bedeutende
Erweiterung seiner Macht verdankte, als Feinde zu behandeln.
Der Thörichte ahnte indessen nicht, daß diese momentane Macht-
erweiterung ein Danaergeschenk sei, welches er nie hätte annehmen sollen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
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Gründung von Batavia, 71
Sein Schwanken wußten die im Fort Eingeschlossenen trefflich zu ihrem
Vorteil auszubeuten, indem sie die Unterhandlungen in die Länge zogen,
bis endlich den 31. Mai am Rande des Horizonts die weißen Segel der
von den Molnkken nach fünfmonatiger Abwesenheit zurückkehrenden Flotte
Koens sichtbar wurden und die Besatzung neuen Mut beim Anblick der
ansehnlichen, ihr zu Hilfe gekommenen Macht gewann. Jetzt war von
einer Übergabe nicht mehr die Rede; man ging im Gegenteile damit um,
sich zum Meister der Stadt Dschakatra zu machen. Während von der
Seeseite die Schiffe ihre Geschosse auf die in dichten Hänfen stehenden
Häuser richteten, unternahm man vom Fort und den Schiffen aus einen
Ausfall, bahnte sich durch das Lager des Pangerang einen Weg und zer-
störte die Stadt gänzlich, wobei man jedoch ohne alle Grausamkeit verfuhr
und das Leben der Einwohner möglichst schonte.
Auf den Trümmern des alten Dschakatra wurde nun die neue Stadt
Batavia erbaut, deren Gebiet im Jahre 1684, infolge eines Vertrages,
den die Kompanie mit dem Susuhunan von Matarem, Amankn Nagara,
abschloß, die Lande des ehemaligen Königreichs umfaßte. Als kurz darauf
eine niederländische Flotte vor Bantam erschien, um Frieden anzubieten
und um Austausch der Gefangenen zu ersuchen, willigte der Pangerang
aus Furcht vor den mächtigen und tapferen Feinden in die ihm gestellten
Bedingungen. Unter den Gefangenen war auch van den Broeke, der be-
sonders in letzter Zeit mit großer Güte und mit vielem Wohlwollen be-
handelt wurde.
Nachdem die Niederländer aus der Insel Java und den Molukken
einmal festen Fuß gefaßt hatten, gingen sie auch mit ebenso viel Energie
und Beharrlichkeit an die Besitznahme andrer wünschenswerter Teile der
indischen Inselwelt. Sie legten Kolonien an auf Sumatra, Borneo und
Celebes, auf Bali, Timor und Flores und auf den noch übrigen Molukkeu,
so daß sie seit der Mitte des 16. Jahrhunderts das herrschende Volk im
indischen Archipel wurden und es seit dieser Zeit auch geblieben sind. Selbst
die wichtigsten Besitzungen der Portugiesen waren nach und nach in ihre
Hände übergegangen, die Spanier begnügten sich mit dem Besitz der
Philippinen, und die Engländer hatten mit der Ausbreitung ihrer Macht
auf dem indischen Festlande so viel zu thnn, daß sie die Inseln unbehelligt
ließen.
Im Vergleich mit den großen seefahrenden Nationen, die, wie Spanier
und Engländer, ein bedeutendes Hinterland hatten und über Menschen
und Geld genügend verfügen konnten, hat das kleine Holland mit feiner
geringen Macht in den indischen Gewässern Großes geleistet. Die ganze
Seemacht der Holländer in Indien im Anfange des 17. Jahrhunderts be-
stand aus etwa 30 Fahrzeugen, wovon keines die Größe unsrer jetzigen
Fregatten, sondern höchstens 250—300 Last Inhalt hatte. Hierzu kam,
daß der Unterschied zwischen Kriegs- und Kauffahrteischiffen damals noch
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Extrahierte Personennamen: Amankn_Nagara
Extrahierte Ortsnamen: Sumatra Borneo Bali Timor Holland Indien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Engländer in Ostindien.
Halbinsel erheben werde, und beredete daher den Statthalter, einen kühnen
Handstreich gegen Arkot, die Hauptstadt von Karuatik, zu unternehmen und
dadurch auch gleichzeitig die Aufhebung der Belagerung von Tritschinopoly
zu bewirkeu. Sein Plan wurde genehmigt und ihm dessen Ausführung
überlassen. An der Spitze von nur 290 Engländern und 300 eiugebo-
renen Soldaten unternahm Clive während eines fürchterlichen Gewitters
den Überfall der Stadt Arkot und bemächtigte sich des Forts. Sofort
ließ er die verfallenen Werke instandsehen und traf Anstalten, seine Er-
obernng sicher zu stellen. Die gegen ihn ausgesendete Belagerungsarmee
von 10 000 Mann zerstreute er, obgleich er kaum noch über 400 Mann
zu verfügen hatte.
Die erfolgreiche Verteidigung Arkots bewirkte eine Beschleunigung der
— Unternehmungen von seilen der Fran-
zosen und deren Verbündeten. Radschah
und bald erkannten die bestürzten Bundesgenossen der Franzosen, welch
gefährliche Gegner ihnen in den Engländern gegenüberstanden.
Eben als Clive nach Tritschinopoly abgehen wollte, um diese Stadt
zu entsetzen, kehrte Major Lawrence ans England zurück, und der Ober-
besehl über die Truppen ging auf diesen über. Neidlos ordnete Clive sich
ihm unter und hielt wacker an seiner Seite aus. Die Belagerer von Trit-
schinopoly wurden von ihnen angegriffen und geschlagen, wobei der König
von Dekan, Sahib, seinen Tod fand.
Der Krieg zwischen den einheimischen Fürsten und ihren Bundes-
genossen, den Engländern und Franzosen, nahm noch einige Jahre weiter
seinen Fortgang; der Handelsgewinn der englischen und französischen Kom-
panien war aber dadurch so sehr beeinträchtigt worden, daß dieselben sich
wegen Ausgleichung ihrer Streitigkeiten an ihre beiderseitigen Regierungen
wendeten, die damals iu Frieden lebten. In dem damals hervorgehenden
Vertrage erlangten die Engländer viele Vorteile über die Franzosen; der
Sahib, der damalige Vizekönig von De-
kan, beschloß, das Fort während eines
mohammedanischen Festtages, dessen
Wiederkehr die frommen Moslemin zu
außergewöhnlicher Thatkraft entflammte,
zu stürmen, allein sein Angriff wurde
glänzend zurückgeschlagen. Verstärkt
durch einige Hundert eingeborener Sol-
daten eilte Clive dann dem Radschah
Sahib nach und schlug diesen aufs
Haupt, besonders da während des
Kampfes ein Teil der feindlichen Armee
zu ihm überging, Eben so schnell als
kühn benutzte er die gewonnenen Siege,
Lord Nvbert Elive, Baron von ^fafl'ey.
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Extrahierte Personennamen: Major_Lawrence Sahib Sahib Nvbert_Elive