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Ausbruch des Krieges.
Napoleon hatte bereits den halben Krieg moralisch verloren, ehe er nur zum Angriff gekommen war. Er war besiegt, gelähmt' und zermalmt durch die Wucht der ausgehäuften Lügen. Niemand hatte gewagt, dem Kaiser die Wahrheit zu sagen, weil er eben am liebsten das hörte, was er wünschte. Es war ihm berichtet, daß Preußen tn seiner Zerrissenheit nur 300,000 Mann ins Felb schicken könnte und in der Voraussetzung, daß die süddeutschen Staaten ihm willig die Hand reichen ober neutral bleiben würden und daß seine Truppen auf deutschem Boden ernährt und die Deutschen für seine Heere in Frankreich den Bedars liefern müßten, eröffnete er mit voller Sieaes-gewißheit den Krieg. Mit 100,000 Mann glaubte er in die Rheinprovinz einfallen, die Preußen überrumpeln und schlagen zu können. Aber mir der einmülhigen Kriegserklärung des norddeutschen Bundes und Duddeutschlands stürzte das Kartenhaus des geträumten Rheinbunds ein. Mit schrecken gewahrte Napoleon, daß er sich in Betreff der Sübbeutschen gewaltig verrechnet habe.
Um den gemachten Rechenfehler hinsichtlich seiner Heeresstärke und seiner Proviantvorräthe zu verbessern, erließ er den ausbrück-tichen Befehl an seine Armee, die deutschen Heere mindestens acht Tage aufzuhalten.
Nachdem der Kaiser vollständig gerüstet war. belief sich seine ganze Armee aus 693,000 Mann mit 942 Geschützen. Unter dieser Truppenzahl befanden sich aber 150,000 Mann Mobilgarden, tue nicht ausgebildet waren. — Der Franzosenkaiser gab seiner Armee den stolzen Namen »Rheinaraee« und führte selbst den Oberbefehl. Zu Kvrpsarmeeführern wurden ernannt: Mac Mähon, Frossard, Bazaine, Ladmirault, Failly, Canrobert. Der Chef des Generalstabes beim Kaiser war der Kriegsminister L e b o e u f.
Der norddeutsche Bund stellte Frankreich 960,000 Mann gegenüber. Sübbeutschlanb vermehrte biefe Armee durch 174,000 Mann. Die Zahl der deutschen Geschütze betrug 2050. Alle Truppen Norb-unb Südbeutschlanbs bezeichnete man mit dem Namen »beutfcbe Armee«.
Es wäre ein Irrthum zu glauben, daß die Wehrkraft Deutschland mit biefett Ziffern erschöpft sei. Die Zahl völlig ausgebilbeter und noch nicht mit in Rechnung gestellter bienstpflichtiger Mannschaften beträgt in Norbbeutschland allein noch 100,000 Mann.
Von den vier deutschen Armeen, die zum Angriffskriege bestimmt waren, stand die erste (110,000 Mann) unter General Steinmetz^ die zweite (160,000 Mann) unter Prinz Friedrich Karl, die dritte (180,000mann) unter dem Kronprinzen von Preußen, die vierte (100,000 Mann) unter dem Kronprinzen von
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Sachsen. Ueber sämmtliche deutsche Truppen führte König Wilhelm den Oberbefehl. Zum Chef des großen Generalstabes und Bearbeiter des Kriegsplans wurde General Moltke ernannt.
Während zwischen Rhein und Mosel der kleine Krieg den großen einleitete, bereitete General Vogel von Falckenstein die Vertheidigung unserer Nord- und Ostseeküsten gegen die französische Flotte vor. — Mit festem und treuem Willen traten Heer und Volk der Deutschen in den großen, entscheidungsvollen August hinein.
Am 2. August eröffneten die Franzosen bei Saarbrücken den blutigen Reigen der nun folgenden kriegerischen Ereignisse. — Schon vor der Kriegserklärung hatte Napoleon an der Grenze von Saarbrücken und in allen naheliegenden Städten und Ortschaften bedeutende Truppenmassen aufgestellt. Saarbrücken selbst war nur von einem Bataillon des 40. preußischen Füsilierregiments, drei Schwadronen Ulanen, etwa 20 Husaren und zwei Vierpfündern besetzt. Acht Tage lang hatten diese Braven die französische Armee (nahezu 40,000 Mann und 23 Geschütze) beschäftigt und aufgehalten. Es konnte aber den Franzosen kein Geheimniß bleiben, daß die offene Stadt nur schwach besetzt sei. Um aber des Sieges gewiß zu sein, brach General Frossard mit seiner ganzen Macht hervor.
Jeder Fuß deutscher Erde wurde von den Preußen heldenmüthig vertheidigt und ist mit Franzosenblut bezahlt worden. Von 12 bis 4 Uhr hatten die todesmuthigen Streiter der französischen Armee Widerstand geleistet. Indeß auch die bewunderungswürdigste Tapferkeit konnte nicht abwenden, daß der Feind endlich, nachdem er den Bahnhof und andere Gebäude mit Granaten beschossen hatte, bei persönlicher Anwesenheit des Kaisers und des kaiserlichen Prinzen Herr der offenen Stadt wurde.
Als der französische Obergeneral Frossard in Saarbrücken ankam, stattete er dem Bürgermeister einen Besuch ab und erkundigte sich, wie viel Preußen den Franzosen gegenüber gestanden hätten. Auf die Antwort: »Drei Kompagnien Füsiliere,« rief er: »Wehe unserer Armee!«
Schlacht bei Saarbrücken am 6. August.
Am 2. August Nachmittags nach 4 Uhr ritt der General Frossard aus Saarbrücken hinaus. Er ahnte wohl nicht, daß es der letzte Gang sein würde, den er auf deutschem Boden machte. Schon am 5. August kam die Kunde von dem Siege des Kronprinzen bei Weißenburg nach Saarbrücken. Schnell räumte der Feind die Stadt und verschanzte sich auf den Spicherer Höhen zwischen Saarbrücken und Forbach. Diese Berge überragen an 300 Fuß das tiefe Thal und bilden eine natürliche Festung; sie sind theilweife
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bewaldet und mit vier kluftartigen Einschnitten versehen, in welchen die Franzosen einen Hinterhalt hatten, aus dem vertrieben zu werden sie sicherlich nicht dachten.
General Steinmetz beschloß, den Feind anzupacken. Am 6. August früh Iov2 Uhr traf General von Kameke an der Spitze seiner Truppen in Saarbrücken ein. Der alte General schritt sofort zur Säuberung der nächsten Umgebung und führte ohne Aufenthalt die Preußen und Hannoveraner gegen die 10 Minuten nordöstlich der Stadt gelegenen Spicherer Höhen. Mit dem größten Heldenmuthe griff die Infanterie den stark verschanzten Feind an Aber die Franzosen entwickelten bedeutende Massen und gaben ein mörderisches Feuer auf die Preußen, welche ohne jede Deckung das Thal gewinnen mußten, um an den Fuß der verhängnisvollen Hügelkette zu gelangen, welche festungsartig das Thal beherrscht. Trotz stundenlangen Ringens wich der überlegene und wohlgedeckte Feind den gegenüberstehenden Preußen nicht.
Gegen 3 Uhr übernahm General von Göben das Oberkommando. Mit allen ihm zu Gebote stehenden Truppen stürmte er die Höhen hinauf, mußte aber immer wieder vor der Uebermacht zurück. Endlich gelang es, die steilen Berge zu gewinnen. Noch einmal versuchte es der Feind, die Preußen zurückzuwerfen, allein vergebens, die Unfrigen blieben Sieger trotz der heldenmütigen Tapferkeit ihrer Gegner. In wilder Flucht, begünstigt von der Nacht, die ihren dunklen Schleier über das mit Todten und Verwundeten befäete Schlachtfeld ausbreitete, zogen sich die Franzosen zurück. Fast die ganze Frofsard'sche Armee befand sich in vollständiger Auflösung.
Die Verluste der Deutschen waren sehr groß, größer als die der Franzosen; sie werden an Todten und Verwundeten auf 4000 Mann angegeben. Man darf sich darüber nicht wundern, wenn man bedenkt, daß unsererseits zwei Divisionen gegen vier Divisionen des Feindes, der eine gewaltige Stellung inne hatte, standen. Unter den Todten befand sich der preußische General von Franxois.
In die Hände der Preußen fielen 2000 Gefangene, ein vollständiges Feldlager einer ganzen Division und verschiedene Magazine.
Schlacht bei Weißenburg ant 4. August.
»Rache für Königsgrätz!« schrie ganz Frankreich, als Marschall Mac Mahon mit seiner Südarmee die Grenze des Elsaß besetzte, um in die Rhempfalz einzubrechen.
Es ist ein herrlich Stück Erde, durch welches die Landstraße von Landau nach Weißenburg führt: Hügel und Thalgründe voll üppiger Fruchtbarkeit, fast alle Höhen bekränzt mit Reben und Kastanien. Die Stadt Weißenburg, an der Lauter gelegen, bildet
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mit ihren Verschanzungen (den berühmten Weißenburger Linien, die sich mit ihren Verhauen bis zum Rhein erstrecken) das Eingangsthor in das Innere des Elsaß und deckt gleichzeitig den Angriff von Norden her. Im Süden der Stadt erhebt sich der steile, schluchtenreiche und stark befestigte Geisberg.
Mit einem Theile seiner Armee (12,000 Mann) hatte Mac Mahon Stadt und Berg besetzen lassen. General Douay führte über diese Truppen den Oberbefehl.
Kaum hatte jedoch Mac Mahon dem Kaiser gemeldet, daß er seinen Marsch und die Aufstellung feiner Armee ausgeführt, als der Kronprinz von Preußen aus der Gegend von Landau mit dem 5. und 11. preußischen und dem 2. baierschen Armeekorps gegen Weißenburg vorrückte.
Am 4. August, Morgens 8 Uhr, erscholl in der Richtung nach Weißenburg zu starker Kanonendonner. Das 2. baiersche Armeekorps unter Gras Bothmer hatte den General Douay angegriffen. Unter strömendem Regen und unter dem Schutze ihrer sehr gut schießenden Artillerie stürmten die braven Baiern mit Todesverachtung bis in die Mitte der verbarrikadirten Stadt vor. Hier aber warfen sich ihnen neue französische Regimenter entgegen, und das Gefecht kam zum Stehen. Aber schon nahete preußische Hülfe; der baiersche Kanonendonner hatte das 5. Armeekorps unter General von Kirch-bach zur Eile getrieben. Mit schnellem Ueberblick wirft er feine Truppen in die rechte Flanke des Feindes. Zwar leisten die Franzosen den hartnäckigsten Widerstand, aber der Ungestüm der Preußen ist zu groß. In Gemeinschaft mit den Baiern wird eine französische Stellung nach der andern genommen; das 7. Königs-Grenadier-Regiment und das Regiment Nr. 58, sowie das 5. Jäger-Bataillon stürmen ohne Aufenthalt vorwärts; Alles, was ihnen feindlich in den Weg kommt, wird niedergeschossen. Bald befindet sich ganz Weißenburg mit all feinen Verschalungen im Besitz der siegreichen Deutschen.
Jetzt galt es, die Franzosen von dem eine halbe Stunde von der Stadt entfernt liegenden Geisberge zu vertreiben. — Auf feiner Höhe standen das 1. Turkos-Regiment, das 5. und 50 Linien-Regiment, drei leichte und eine Mitrailleufen-Batterie.
Wie die Löwen stürmen die Regimenter Nr. 7 und 58 unter des Kronprinzen Augen die steile Höhe des Geisberges hinauf; selbst das mörderische Schnellfeuer, das unfern Truppen aus den Weingärten und Festungswerken entgegengesandt wird, bringt sie nicht außer Fassung. Ohne einen Schuß zu thun, bleiben sie in stetem Vorrücken. Endlich gelingt es den Braven, Herr des Geisberges zu werden. In eiliger Flucht, von den preußischen schwarzen Husaren verfolgt, suchen sich die Franzosen zu retten.
Geschichtsbilder. 8te Aufl.
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Gegen 8 Uhr hatte das Feuer begonnen, um 4 Uhr Nachmittags war der Sieg entschieden und gegen Abend standen die Sieger schon
3 Stunden hinter Weißenburg. — Dieser Schlag hatte einen Theil des Armeekorps Mac Mahons vollständig zersprengt. General Douay selbst war todt; über 800 Gefangene, darunter viele Turkos, eine Kanone und das ganze Feldlager blieben in deutschen Händen.
Freilich hat dieser Sieg auch viel edles Blut gekostet; denn unser Verlust betrug 2000 Mann an Todten und Verwundeten; General Kirchbach hatte einen Streifschuß bekommen.
Nicht nur, daß dies der erste Sieg war, erhob ganz Deutschland zu einem unermeßlichen Jubel, sondern daß gerade die süddeutschen Soldaten im Vereine mit preußischen den neuen Bruderbund so heldenhaft besiegelten, das gab diesem Siege erst seine rechte Bedeutung und Weihe.
Die Schlacht bei Wörth am 6. August.
Ungefähr 3 Meilen südwestlich von Weißenburg liegt das Städte chen Wörth, von der Sauer uno Sulz umflossen. Von Sulz nach Wörth (2 Stunden) dehnen sich die letzten Ausläufer der Vogesen; es erweitert sich hier die wellenförmige Ebene und die Landstraße steigt allmälig empor. Die Hügel, links von Wörth, etwa 200 Fuß hoch, sind sehr steil, an den Abhängen größtenteils mit Reben bewachsen, auf den Gipfeln aber bewaldet. Hier hatte Marsch all Mac Mahon in einem Umkreis von zwei bis drei Stunden die Hauptmacht der Franzosen, welche durch unausgesetzte Züge des Failly'schen und Canrobert'schen Armeekorps verstärkt wurde, am 5. August ausgestellt. Gleichzeitig besetzten diese Truppen auch das vorliegende Thal und Wörth. — Ein Blick auf die Höhen genügt, sich die Schwierigkeiten zu vergegenwärtigen, welche die Deutschen beim Angriff zu überwinden hatten.
Als der Kronprinz von Preußen sichere Nachrichten von der Stellung des Feindes erhalten hatte, beschloß er, obwohl ein Theil seiner Truppen nach einem mörderischen Kampfe nur einen Ruhetag gehabt, den Feind am 6. August anzugreifen. — Nord-und Süddeutsche, alle brüderlich vereint und von Heldenmuth beseelt, waren dazu bestimmt, den Franzosen einen noch härteren Schlag zu versetzen, als am 4. August.
Mit Tagesanbruch rückten die Deutschen von den viel niedrigeren Höhen zwischen Sulz und Wörth heran. Theilweise waren diese Höhen noch vom rechten französischen Flügel besetzt. Zwischen 3 und
4 Uhr Morgens eröffneten unsere Truppen den Kampf; sie warfen den Feind aus Wörth und zwangen ihn zum Rüüzug aus die gegen-
-überliegenden Höhen. Alsbald donnerten den Preußen französische Geschütze entgegen, unter denen sich auch die Kugelspritzen durch ihr
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Extrahierte Personennamen: Douay Kirchbach August August August Heldenmuth August
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der Rtoecf ihrer Aufopferung wurde erreicht Nach langen, Jchtoeren Stunden des Kampfes konnten endlich größere Truppenmassen, zunächst die 6. (Brandend.) Division, sodann das 10. (Hannoversche) und Theile des 9. (Schleswig - Holst einschen und Hessen- Dar inst Mischen), sowie des 8. (Rheinischen) Armee-Korps herbeirucken und den Feind schließlich nach zw ölsstündigem Ringen aus seinen Stellungen in der Richtung auf Metz zurückdrängen.
Mit Ausnahme des Sturmes der Sptcherer Hohen hat es m dem gegenwärtigen Kriege noch keine Waffenthat gegeben, die emen so hohen Grad moralischen Muthes bekundete rote den wahrend 6 Stunden von der 5. Division bei Mars-la-Tour gegen 3 franz. Armeekorps ganz allein bestandenen Kampf. Fast die Hälfte aller Mannschaften wurde in diesem Verzweiflungskampfe aufgerieben. Von dem 12. Infanterie - Regiment waren die meisten Offiziere kampfunfähig geworden. Das 24. Regiment hatte 47 Offiziere und 1400 Mann verloren, das 64. 41 Offiziere und gegen 1000 Mann. Selbst der Oberbefehlshaber (Prinz Friedrich Karl) war im stärksten fteuer gewesen. Um ihn und seine Umgebung schlugen die Granaten und Kugeln ein; mehrere von seinen Offizieren wurden verwundet.
Ein gefangener französischer Offizier äußerte frei und offen: »Wir haben uns bei Mars-la-Tour tapfer geschlagen und find auch gut geführt worden; aber es giebt kein Heer in der Welt, welches gegen eine solche Tapferkeit, wie sie die Preußen dort bewiesen haben aufkommen kann; denn wo eine Truppe so felsenfest^ steht wie da die Preußen, ohne zu wanken, standen, entschlossen, sich bis auf den letzten Mann todtschießen zu lassen um eine Stellung nicht^ aufzugeben: da hilft keine an Zahl überlegene Macht des Gegners, da ist jede Gunst einer vortheilhaften Stellung ohne Bedeutung.«
In der Schlacht fielen die preußischen Generale v. Döring und v Wedel, verwundet wurden die Generale v. Rauch und v. Diepenbrock-Grüter. Der Gesammtverlust wurde auf beiden Seiten gleich geschätzt, nämlich je 17,000 Mann an Todten und Verwundeten, darunter über 600 Offiziere. — Die Franzosen verloren 2000 Gefangene, 2 Adler und 7 Geschütze.
Die Schlacht bei Rezonville am 18. August.*)
aur Verbindung mit der Mac Mahon'schen Armee blieb dem Marschall Bazaine nur noch ein Ausweg. Im Flankenmarsch aus der nördlichen Straße oder noch weiter nördlich ausbiegend aus größeren Umwegen konnte er diesen möglich machen. Wenn em derartiger Marsch auch große Gefahren bringen konnte, so war er doch das einzige Rettungsmittel, aus einer höchst ungünstigen läge befreit zu werden. Um so mehr mußte Bazaine diesen Ausweg
*) Von den Franzosen nach Gravelotte benannt.
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?l9cn'kba,=!°n|L [eine, 9™ie.wrmee v°n Paris und ihren sammt-lichen Hülfsmitteln abgeschnitten war.
Preußischerfeits wurde der 17. August benutzt, um die erforderlichen Korps welche theils schon weit über die Mosel vor waren, theils m der Nacht verschiedene Brücken über diesen Fluß aefchlaaen hatten zur Entscheidung heranzuziehen. Gleichzeitig wurden durch die Kavallerie die Bewegungen des Feindes sorgsam überwacht.
Am 18 August konnte der entscheidende Schlag geführt werden. p*nf mußte aber bei der Führung der Truppen ebenso darauf gefaßt sein, daß der Femd versuchen würde, auf den nördlichen Straßen auszuweichen, als auch, daß er, die große Schwierigkeit dieses Versuches erkennend, es vorzog, eine Schlacht unmittelbar vor Metz mit dem Rucken nach Deutschland gekehrt, anzunehmen.
,^^r des Königs eigener Führung wurde die große Schlacht am 18. August geschlagen. Sie begann um 10 Uhr Morgens mtb endigte erst kurz vor 9 Uhr Abends. Bis gegen Mittag war sie em Artlllene-Zweikampf. Die französischen Linien erstreckten sich längs der Hügel, welche den Weg von Metz nach Verdun
o r?^re r[^te $sanfe stützte sich auf eine Meierei Namens
la Stilette, deren Garten mit einer Mauer umgeben war und somit eine starke Stellung bildete. Ein ähnlicher Höhen-Wea aina von Gravelo-tte aus. Links von diesem Wege hielten die Franzosen die Gipfel einer Hügelreihe besetzt, wo sie 12 Erdwerke auf-2?°rfen hatten. Die Kanonen dieser Vertheidigungswerke, verbunden mit 8 Mitrailleusen, bestrichen die Abhänge und das Thal von Gravelotte und gefährdeten jede Annäherung. Hinter dieser Linie lagen zwei starke Bollwerke, welche die französische Garde vollständig deckten und ihren Rückzug sicherten.
Die Preußen hatten zuerst auf einer Hügelreihe Stellung genommen welche sich zwischen Rezonville und Gravelotte von Nordwesten nach Südosten erstreckt und zu beiden Seiten des Weges von Metz nach Verdun liegt. Gegen 12 Uhr hatte ihr Artilleriefeuer die französischen Kanonen von deren erster Linie vertrieben. Sie waren demnach im Stande, ihre Kanonen vorwärts ju brmgen und ihre Batterien vor ihre erste Stellung aufzupflanzen. Ge^en 2 Uhr Nachmittags waren die französischen Batterien zum Schwelgen gebracht, und die Preußen hatten sich vorgeschoben, bis • p^e*erei bei Malmaison erreichten und einnahmen. Zwan-
zig Minuten später waren die preußischen Kanonen Gravelotte Zkgenüber; die Stärke ihrer Schüsse und deren größere Genauigkeit erdrückte das französische Feuer und trieb eine Batterie nach der andern aus ihrer Stellung. Zwanzig Minuten nach 3 Uhr setzte sich die preußische Kavallerie, Ulanen, Kürassiere und Husaren, unter starkem Feuer der französischen Artillerie, die noch immer Stand hielt, in Bewegung. Sie griff mit Löwenmuth an; da ihr aber
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erfassen; als sie aber im Verlaufe derselben die Absicht des Gegners erkannten, da begann ein Rasen der Verzweiflung, das sich in Strömen deutschen Blutes auszutoben suchte. Selbst der König ge-rieth, wie bei Königsgrätz, in das Bereich der feindlichen Granaten, eine Gefahr, der er nur durch Minister Roon's Vorsorge eiligst entrissen wurde. General v. Moltke hielt während der ganzen Schlacht an der Seite des Königs. Mehrmals, wo ein Punkt der Schlachtlinie bedroht war, ritt er selbst in die vorderste Linie. —
Die Entscheidung des Tages gaben die pommerschen Divisionen unter persönlicher Führung des Generals v. Fransecky.
Die Bedeutung der drei Schlachttage vor Metz ist die einer zweiten Auflage von Leipzig, selbst nach dem Datum, nur daß diesmal der August die Ehren des Oktober in Anspruch nahm. Ja, den Achtzehnten wollen wir preisen, er war nun zum vierten Male den deutschen Waffen hold: am 18. Oktober 1813 Leipzig, am 18. Juni 1815 Waterloo, am 18. April 1864 Düppel und am 18. August 1870 Metz.
Die Verluste auf preußischer und französischer Seite waren sehr bedeutend in letzter Schlacht. Die braven Sachsen verloren an Todten und Verwundeten 92 Offiziere und 2000 Mann. Noch schwerere Verluste hatten die preußischen Garden; an Todten und Verwundeten zählte man 7000, darunter 107 Offiziere. — Die Franzosen verloren 1 General, 100 Offiziere und 4000 Mann als Gefangene. In der Schlacht standen beiderseits nahezu eine halbe Million Streiter gegenüber, nämlich 270,000 Deutsche gegen 210,000 Franzosen.
Für alle Kämpfer des Achtzehnten ordnete König Wilhelm einige Ruhetage an. Diese verbrachten die Truppen in folgenden Stellungen um das nun völlig eingeschlossene Metz: auf der östlichen Uferseite der Mosel das erste Armeekorps, auf der westlichen das zwölfte Armeekorps (die Sachsen), südlich daneben das Gardekorps, noch südlicher das neunte, ganz im Süden, aus dem eigentlichen Schlachtfelde des letzten Sieges das achte und das siebente Korps; in Reserve aus der Pariser Straße das dritte und zehnte Korps, und auf besonderem Ehrenplatz zunächst dem Feinde das zweite Korps auf den von ihm erstürmten Höhen. Das vierte wurde mit dem zwölften und dem Gardekorps zu einer neuen, der vierten Armee unter dem Kronprinzen von Sachsen vereint. Dieser Kranz deutscher Armeen öffnete die ehernen Arme zur Umschlingung der alten geraubten Reichsstadt Metz.
Von Metz nach Chalons bis vor Sedan.
Der Kronprinz von Preußen stand am 18. August mit seiner Armee in Nancy. Als er erfuhr, daß Marschall Bazaine mit
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feinen Truppen in Metz eingeschlossen sei, suchte er möglichst schnell das Lager von Chalons zu gewinnen, wo unter Mac Mahon vier französische Korps standen. Bereits am 19. August rückte auch der Kronprinz von Sachsen mit der vierten Armee auf dem Wege nach Paris vor. Dieser Armee folgte ein Theil der Steinmetz'-schen Armee; demnach blieben zur Beobachtung vor Metz die 2. und ein Theil der 1. Armee, ungefähr 200,000 Mann.
Als die Deutschen ihren Sturmlauf nach Paris fortsetzten, verließ Mac Mahon mit Napoleon plötzlich Chalons, und zwar so hastig, daß er den größten Theil des Lagers nicht mehr bergen konnte, sondern niederbrennen mußte. Er wandte sich zuerst nordwestlich nach Rheims,, das der Sammelpunkt für das zweite, das Rettungsheer Frankreichs zu werden schien. Paris konnte von dort seiner Hülse sicher sein. — Da sehen wir ihn plötzlich nach Rethel hin streben, offenbar in der Absicht, Sedan und damit die noch freie Eisenbahn nach Thionvi lle zu erreichen, um von da die Entsetzung von Metz und Befreiung Bazaine's zu wagen. Dieser von Mac Mahon in Chalons gefaßte verzweifelte Plan war von den Ober-befehlshabern der deutschen Truppen vollständig ersannt worden. Erstaunlich schnelle Bewegungen unserer ganzen Armee mußten Mac Mahon's Plan vereiteln. Daher wurde der Marsch in westlicher Richtung, auf Chalons und Paris, plötzlich unterbrochen. Die ungeheuren Massen der deutschen Armeen, von einem starken und klaren Willen geleitet, hatten, wie Ein Mann, die ihnen vorgeschriebenen Bewegungen gemacht, um sich in der Nähe der belgischen Grenze an den Punkten, wo allein noch der beabsichtigte Durchbruch Mac Mahon's stattfinden konnte, aufzustellen.
Am 30. August bereits stießen deutsche und französische Truppenabtheilungen zusammen. Das 4. und 1. baierische, vom 12. (sächsischen) Armeekorps unterstützt, hatten das französische 1., 5., 7. und 12. Korps bei Beaumont angegriffen und in blutiger Schlacht vollständig geschlagen. Der Feind hatte tapferen Widerstand geleistet, aber, wie überall in dem Feldzuge, mußte er der Kriegswissenschaft und dem Muthe der Deutschen weichen. Unter Zurücklassung seiner Verwundeten, vieler Geschütze, großer Borräthe und ausgebreiteter Feldlager war er über die Cbiers geflohen. Eine bedeutende Anzahl Gefangener, welche am Abend der Schlacht den kleinen Ort Beaumont füllte, war ebenfalls in die Hände der siegreichen Truppen gefallen.
Das Garde-Korps, das bei dieser Gelegenheit in Reserve gestanden, erhielt den Auftrag, den Feind zu verfolgen und ihm den Weg nach Osten, wodurch er sich Bazaine genähert hätte, abzuschneiden. Dies war ein gewaltiger Marsch, der vom frühen Morgen bis spät in die Nacht dauerte, den aber die braven,
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abgehärteten Soldaten frohen Muthes zurücklegten und glücklich ihren Zweck erreichten.
Nach den Anstrengungen der letzten Tage hatte der Kronprinz von Sachsen zum 1. September für seine Armee einen Ruhetag beansprucht. Aber die Ereignisse duldeten die verdiente Rast nicht Mac Mahon, zu spät einsehend, daß ihm der Weg nach Osten abgeschnitten, versuchte nun westlich abzumarschiren. Diese Bewegung, durch welche der entscheidende Schlag wieder aus unbestimmte Zeit hinausgeschoben worden wäre, mußte um jeden Preis verhindert werden. Der Kronprinz von Preußen hatte demnach beschlossen, sich dem Feinde im Süden und Westen entgegenzustellen. Dieses Manöver war Der Kronprinz von Sachsen sofort bereit, durch schnelles Vorgehen mit seinen Truppen zu unterstützen. Schnell und glücklich wurde dieser Plan ausgeführt. Die Armee Mac Mahon's, tn deren Mitte sich der Kaiser Napoleon befand, war so weit eingeschlossen, daß sie entweder kämpfen oder über die belgische Grenze gehen mußte. Da aber der Marschall noch eine Armee von 130- bis 140,000 Mann besaß, so nahm er die Entscheidungsschlacht »rings um Sedan« an. General Moltfe aber konnte sich rühmen, ein großes Meisterwerk vollbracht zu haben.
Die Schlacht rings um Sedan und die Gefangennehmung des Kaisers Napoleon.
(1. und 2. September.)
Sedan liegt am rechten Ufer der Maas, ungefähr 2vs Meile von der belgischen Grenze, und hat 16,000 Einwohner. Die Stadt bietet den freundlichsten Anblick; lange Steinmauern mit Schießscharten und Bollwerken umgeben dieselbe. Im Westen von Sedan sind viele nasse Gräben und flacher Boden, der im Osten zu Höhen ansteigt, welche das vorliegende Land weithin beherrschen und die Annäherung sehr erschweren. An beiden Endpunkten stößt die Stadt an Dörfer, von wo aus mehrere Schluchten sich in die Wälder hineinziehen. Nach West und Ost schweift der Blick über fruchtbare Gefilde.
Die französische Armee hatte am Morgen des 1. Septembers Sedan inne und ihre Aufstellung in einem weiten Bogen nordwärts genommen. Gegen diese Stellung rückte nun die deutsche Armee von drei Seiten an: von Westen die Armee des Kronprinzen von Preußen, von Osten Baiern, Sachsen und preußische Garde. Im Süden waren die nöthigen Maßregeln getroffen, um einen Durchbruch über die Maas zu verhindern. Hier standen namentlich am Rande eines Hügelzuges baierifche Batterien aufgepflanzt, welche den Brückenkopf vor Sedan in der Tiefe beschossen und die Stadt
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sedan Sedan Maas Sedan Ost Sedan Baiern Sachsen Sedan