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ist von Seidenarbeitern bewohnt, das Viertel Croix Rousse. Seit Jahr-
hunderten ist diese Vorstadt der Sitz der Arbeiter. Bereits Ludwig Xi.
verpflanzte in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts die Kunst der Seiden-
Weberei nach Frankreich. Doch, obwohl er die Arbeiter von Steuern befreite,
obwohl er die Einfuhr fremder Seidenstoffe verbot, wollte die Kunst anfangs
nicht gedeihen. Zur Blüte gelangte sie erst in der Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts unter Franz I. Die Straßen dieser Vorstadt sind breit, regel-
mäßig und sauber. Es fehlen die dumpfe Luft, die winkligen Gassen, die
schmutzstarrenden Kinder, bte wenig einladenden Kneipen, sonst fast immer
unzertrennliche Attribute des Arbeiterviertels. Ich war daher sehr er-
staunt, als ich einen Herrn nach Croix Rousse fragte und dieser mir
auf dem breiten, mit Bäumen bepflanzten Boulevard antwortete: „Mais
vous y etes". Die Arbeiter verrichten ihre Tätigkeit zum großen Teil
nicht in Fabriken, sondern zu Haus. Sie gewinnen durchschnittlich täglich
drei Franks. Ein Arbeiter, den ich in seiner Wohnung aufsuchte, zeigte
mir mit der größten Liebenswürdigkeit seinen Webstuhl und sprach mit mir
über seine Verhältnisse. Der französische Arbeiter gleicht uuter gewöhnlichen
Umständen einem Gentleman, ist er gereizt, einer Hyäne. Auch in der
Geschichte der Lyoner Industrie sind einige Seiten mit Blut geschrieben.
In den dreißiger und vierziger Jahren kam es zu häufigen Aufständen, so
im Jahre 1831. Der Lohn der Fabrikarbeiter war damals auf 90 Pfg.
herabgedrückt worden. Die berechtigten Vorstellungen der Armen wurden
nicht berücksichtigt, eine Kompagnie der Nationalgarde, die aus lauter Fabri-
kanten bestaud, gab voreilig Feuer. Allgemein war der Ruf der Empörung.
Die ganze Arbeiterschaft eilte zu deu Waffen. Ihnen voran flatterte eine
schwarze Fahne mit der Inschrift: „Leben in Arbeit oder sterben im Kampfe".
Vergeblich donnerten die Kanonen des Generals Roguet. Er kann dem
wütenden Angriff der Arbeiter nicht widerstehen und zieht ab. Erst dem
Marschall Soult gelingt es mit einer Armee von 26 000 Mann, die Ruhe
wiederherzustellen. Wenige Jahre darauf kam es abermals zu einem Straßen-
kämpfe, der sechs Tage und sechs Nächte währte.
In unseren Tagen hat sich die Lyoner Arbeiterschaft, nachdem man
ihre berechtigten Forderungen erfüllt, ruhig verhalten. Man hört von
keinen Ausständen, geschweige von Aufständen.
(3. Gegend bei Arles.) An einem Nachmittage in einem Cafe machte
ich die Bekanntschaft unseres liebenswürdigen Dichters Wolf und seiner Frau.
Gemeinsam unternahmen wir einen Spaziergang nach den Trümmern der
Abtei Montmajour. Nachdem wir das Pflaster der Stadt glücklich über-
wunden hatten, nahm uns eine schattige Ulmenallee auf. Die Ulme ist der
charakteristische, der sagenumwobene Baum der Provence. Er spielt dort
dieselbe Rolle wie in Norddeutschland die Linde. Der Weg führt durch
das schöne Land, das in üppigster Fruchtbarkeit prangt. Inmitten der
Olivenplantagen steht der Feigenbaum, stolz ragt der Lorbeer zu dem wölken-
losen Himmel empor, schützend stehen die edlen, schlanken Zypressen vor den
Fruchtgärten, den Manlbeerpflanzungeu und Mandelbäumen, die schon jetzt,
im April, große Früchte haben. In verschwenderischer Fülle blüht der
Weißdorn, fast betäubend duftet der Tymian und Lavendel, eine bescheidene
Magd neben der stolzen Prinzessin. Knrzum, es ist der Süden, der Herr-
liche Süden mit seinem Farbenglanz, seiner berauschenden Fülle, seiner
Marquardt, Ouellenlesebuch, 15
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xi Ludwig Franz_I. Franks Marschall_Soult Wolf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Arles Norddeutschland Weißdorn
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ihren gutgehaltenen breiten Straßen, ihrem hübschen Postgebäude, Parla-
mentspalaste und ihren verschiedenen Kirchen einen ungemein freundlichen,
wenn auch nichts weniger als originellen Eindruck. Alles ist harmonisch
und ausgeglichen; man sieht nicht wie in amerikanischen Städten neben
elenden Spelunken zwanzigstöckige Häuser, sogenannte Himmelskratzer, bis
in die Wolken ragen, sondern durchweg einfache, saubere Gebäude von selten
mehr als zwei Stockwerken. Eisenbahnen, Pferdebahnen und Omnibusse
vermitteln den Verkehr zwischen der Stadt und ihren zahlreichen Vorstädten,
mit denen zusammen Adelaide gegen 120000 Einwohner, darunter — wie
mir Konsul Muecke mitteilte — an 10 000 Deutsche zählt.
(2. Deutschtum.) Von allem am meisten interessierte mich in Austra-
lien das Schicksal meiner nach hier ausgewanderten Landsleute. Was war
aus ihnen geworden, welche Rolle spielten sie in den einzelnen Kolonien,
und wie weit hatten sie sich ihr Deutschtum bewahrt?
Soviel ich gehört habe, geht es den meisten, wenn nicht gut, so doch
leidlich; wenigen ist es indessen gelungen, sich bedeutende Vermögen zu er-
werben, wenigeren noch, im Lande eine politische Rolle zu spielen. Unsere
Landsleute treten in Australien mehr in den Hintergrund als in den Ver-
einigten Staaten, trotzdem ihrer gegen 100 000 im Lande sein sollen. Aller-
dings gibt es in sämtlichen Hauptstädten deutsche Klubs, in Adelaide sogar
deren zwei, auch erscheinen daselbst zwei Zeitungen in deutscher Sprache;
im öffentlichen Leben aber kommt das deutsche Element wenig an die Ober-
fläche. Leider ist die Zahl derer, die gänzlich verengländert sind, nicht
gering, und selbst gebildete deutsche Familien, deren Kinder die Sprache
ihrer Eltern entweder nicht gelernt haben oder nicht sprechen wollen, gehören
keineswegs zu den Seltenheiten. Es fehlt so vielen unserer im Auslande
lebenden Landsleute immer noch an dem die Engländer wie Franzosen
gleichmäßig auszeichnenden Nationalstolz. Ist es nicht geradezu, um die
Wände hinaufzulaufen, wenn man hört, daß zwei sich zur guten Gesellschaft
rechnende, in Sidney lebende deutsche Damen, selbst wenn sie unter sich sind,
englisch miteinander sprechen und sich des Englischen zur Erledigung ihrer
Korrespondenz untereinander bedienen?
(3. Schafzucht in Australien.) Die Gegend, durch die unser Zug
dahinfährt^), ist flach und eintönig; in weiten Zwischenräumen liegen die
einfachen Häuser der Landbesitzer oder Pächter, der sogenannten „Squatters",
deren Leben, wenn sie sich nicht mit Ackerbau,' sondern ausschließlich mit
Schafzucht beschäftigen, entsetzlich arm an Abwechslung sein muß. Man
kann eigentlich überhaupt nicht sagen, daß sich jemand hier mit der Schaf-
zucht „beschäftige" — ausgenommen die Besitzer von Stammschäfereien —
denn eine Beschäftigung ist mit der Schafhaltung kaum verbunden. Die
Tiere werden in einem eingezäunten, oft viele Quadratmeilen großen „run"
gehalten und weder gehütet noch sonstwie beaufsichtigt. Zur Instandhaltung
der Umzäunungen sind Boundary Riders angestellt, und der Squatter läßt
Gott einen lieben Mann sein, bis die Zeit der Schur herankommt und er
sich mit den streikenden Scherern. Wollkäufern, Christen und Juden herum-
zuärgern hat.
Das Geschäft des Schafscherens ist in Australien einträglicher als
a) Von Adelaide nach Ballarat.
2*
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(5. Die Llanos.) Erst am dritten Tage kamen wir in die caraibischen
Missionen am Cari. Wir sanden hier den Boden durch die Trockenheit
nicht so stark aufgesprungen wie in den Llanos von Calabozo. Ein paar
Regengüsse hatten der Vegetation neues Leben gegeben. Kleine Grasarten
und besonders jene krautartigen Sensitiven, von denen das halbwilde Vieh
so fett wird, bildeten einen dichten Rasen. Weit auseinander standen hie
und da Stämme der Fächerpalme (Corypha tectorum), der Rhopala (Cha-
parro) und Malpighia mit lederartigen, glänzenden Blättern. Die feuchten
Stellen erkennt man von weitem an den Büschen von Manritia, welche der
Sagobaum dieses Landstrichs ist ...
Die Ebene schwankt wellenförmig infolge der Luftspiegelung, und als
wir nach einer Stunde Wegs diese Palmstämme, die sich am Horizont
wie Masten ausnahmen, erreichten, sahen wir mit Überraschung, wie
viele Dinge an das Dasein eines einzigen Gewächses geknüpft sind. Die
Winde, vom Laub und den Zweigen im raschen Zuge aufgehalten, häufen
den Sand um den Stamm auf. Der Geruch der Früchte, das glänzende
Grün locken von weitem die Zugvögel her, die sich gern auf den Wedeln
der Palme wiegen. Ringsum vernimmt man ein leises Rauschen. Nieder-
gedrückt von der Hitze, gewöhnt an die trübselige Stille der Steppe, meint
man gleich einige Kühlung zu spüreu, wenn sich das Laub auch nur ein
wenig rührt. Untersucht man den Boden an der Seite abwärts vom Winde,
so findet man ihn noch lange nach der Regenzeit sencht. Insekten und
Würmer, sonst in den Llanos so selten, ziehen sich hierher und pflanzen sich
fort. So verbreitet ein einzeln stehender, häufig verkrüppelter Baum, den
der Reisende in den Wäldern am Orinoco gar nicht beachtet, in der Wüste
Leben um sich her.
(6. Erdbeben in Caracas am 26. März 1812.) Der 26. März
war ein sehr heißer Tag; die Luft war still, der Himmel unbewölkt. Es
war Gründonnerstag und ein großer Teil der Bevölkerung in den Kirchen.
Nichts verkündete die Schrecken dieses Tages. Um 4 Uhr 7 Minuten
abends spürte man den ersten Erdstoß. „Er war so stark, daß die Kirchen-
glocken anschlugen, und währte 5—6 Sekunden. Unmittelbar darauf folgte
ein anderer, 10— 12 Sekunden dauernder, während dessen der Boden in
beständiger Wellenbewegung war, wie eine kochende Flüssigkeit. Schon meinte
man, die Gefahr fei vorüber, als sich unter dem Boden ein furchtbares
Getöse hören ließ. Es glich dem Rollen des Donners; es war aber stärker
und dauerte länger als der Donner in der Gewitterzeit unter den Tropen.
Diesem Getöse folgte eine senkrechte, etwa 3—4 Sekunden anhaltende Be-
wegung und dieser wiederum eine etwas längere wellenförmige Bewegung.
Die Stöße erfolgten in entgegengesetzter Richtung, von Nord nach Süd und
von Ost nach West. Dieser Bewegung von unten nach oben und diesen
sich kreuzenden Schwingungen konnte nichts widerstehen. Die Stadt Caracas
wurde völlig über den Haufen geworfen. Taufende von Menschen (zwischen
9 und 10 000) wurdeu unter den Trümmern der Kirchen und Häuser be-
graben. Die Prozession war noch nicht ausgezogen; aber der Zudrang zu
den Kirchen war so groß, daß drei- bis viertausend Menschen von den ein-
stürzenden Gewölben erschlagen wurdeu. Die Explosion war am stärksten
auf der Nordseite, im Stadtteil, der dem Berge Avila und der Silla am
nächsten liegt. Die Kirchen della Trinidad und Alta Gracia, die über
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Stützpunkte gedient hat, so gewinnt die Annahme immer mehr an Wahr-
scheiulichkeit, daß hier das uralte Ophir Salomos wieder aufgefunden ist.
(2. Missionsstation Botschabelo, a. Gründung.) Am 8. Februar
hielt ich mit Weib und Kind und meinem Häuflein, welches sich auf dem
Wege von Lydenbnrg^) aus nach und nach wieder um mich gesammelt
hatte, meinen Einzug aus dem Platze, den wir bald mit den Eingeborenen
„Botschabelo", d. h. „Zufluchtsstätte" nannten. Von Seknkunis^) Volk
waren bei mir 85 Erwachsene mit 30 Kindern; ungefähr ebenso viele Leute
vom Bakopastamm hatten vor uns hier Zuflucht gesucht. Sie hatten be-
reits eine Anzahl Hütten aus Ruten und Gras errichtet. Ich hatte mich
gefreut, daß auch für mich eine Hütte bereit sei; denn wenn ich den Wagen
znm Zweck des Bauens benutzen wollte, mußte ich abpacken und meine ge-
ringe Habe dabei dem beständig vom Himmel stürzenden Regen preisgeben.
Die Aussicht auf ein trockenes Unterkommen war nach der bei solchem
Wetter recht mühsamen Reise lockend genug; um so schmerzlicher war die
Enttäuschung, als wir sahen, daß das von jenem jungen Bauer hergestellte
Schilfhäuslein unter der Einwirkung der furchtbaren Regengüsse eingestürzt
war; die Stangen, auf denen das Dach ruhte, waren zu schwach, und der
Lehmforst war zu schwer gewesen. Das Dach war umgeknickt und lag
innen auf dem Flur, während dadurch Waffer iu Menge von oben hinein-
strömte. Ich errichtete deshalb mit Hilfe der Leute, die mir das Material
dazu antrugen, ein rundes Rohrhaus, in welches wir am Abend des zweiten
Tages nach unserer Ankunft Einzug hielten, obwohl es noch nicht ganz
vollendet war. Als wir später ein schmales Glasfenster eingesetzt hatten,
wurde es ganz wohnlich. Freilich maß das Häuschen uur etwa sechs
Schritt im Durchmesser; aber wir hatteu so wenig Hausrat, daß wir uus
keine Sorge zu machen brauchten, wo der unterzubringen sei, er hatte mit
uns Raum und Obdach. Wir haben in dem Rohrhause neun Monate
lang glücklich und zufrieden gewohnt und noch manchen Wanderer oder
Nachbar darin zu Gast gehabt. Freilich war es unangenehm, daß zum
Bau grünes Rohr hatte verwendet werden müssen; denn es belebte sich das
Dach mit grünen, raupenähnlichen Würmern, welche aus Betten, Flnr und
Tisch viel Schmutz herabwarseu, so daß die Hausfrau fegen und wieder
fegen mußte. Auch war es ein Übelstand, daß keine Brettertür den Ein-
gang verschloß; denn abends fanden die Schwärme von Moskiten, welche
in der feuchten Niederung hausten, Zugang und zwangen uus, zur Ver-
teidiguug Feuer im Hause anzünden zu lassen, dessen Rauch die blut-
gierigen Eindringlinge, aber mit ihnen oft auch uns selbst aus dem Hause
vertrieb. Eine Brettertür, welche wir nach einiger Zeit einsetzen konnten,
schützte uns später vor diesen Feinden, und das Bewußtsein, daß eine solche
das Häuschen verschloß, wirkte auch beruhigend auf mein liebes Weib, wenn
nächtlicherweile, wie es nicht selten vorkam, ein Panther ans irgend einem
nahen Buschrande sein Gebrüll ertönen ließ.
(1b. Ordnung der Station.) Als bald in den ersten Tagen unseres
*) Im No des Burenlandes.
2) Sekukuni war Häuptling eines Baßutostammes im No des Burenlandes, bei
welchem Merensky zuerst missionierte; der Häuptling verfolgte die Christen, so daß diese
fliehen mußten.
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— 105 —
Zusammentreffens in Botschabelo eine Versammlung aller Männer^) statt-
fand, in welcher ich darlegen mußte und wollte, unter welchen Bedingungen
sie hier wohnen dürften, erklärte ich, daß die Berliner Missionsgesellschaft
den Grund und Boden hier von den Bauern gekanft habe, und daß der
Platz unter der Oberhoheit der Transvaalregierung stehe. Die Grundrechte
der Gesellschaft seien zu achten, ich würde sie zu vertrete« habeu. Schon
jetzt erklärte ich, daß unnötiges Verwüsten des Baumwuchses verboten sei.
Da der Platz ein Missionsplatz sei, dürfe heidnischer Unfug, besonders
Zauberei, hier nicht geduldet werden. Streitigkeiten der Einwohner unter-
einander sollten die Häuptlinge schlichteu, Streitigkeiten mit den Bauern
müßten zu meiner Kenntnis gebracht und von mir geschlichtet werden. Die
Häuptlinge sollten respektiert werden, aber nicht das Recht haben, Straf-
gelder, die sie einzögen, in die eigene Tasche zu stecken; diese müßten in
eine Gemeindekasse fließen. Sonst sollten sie hier als Baßuto wohueu und
leben nach ihrer Väter Weise und nicht denken, daß es schön sei, wenn sie
nun, als unter Weißen lebend, den Weißen in Lebensweise und Sitte alles
nachmachten.
(c. Hungersnot.) Die Männer, welche arbeitsfähig waren, zerstreuten
sich und suchten bei den Bauern im Umkreise von zehn bis fünfzehn Meilen
Entfernung Arbeit für kärglichen Lohn. Sie erhielten für eine Woche
Dienst außer ihrem eigenen Unterhalt meist einen Eimer (Viert) Mais;
den brachten sie am Sonnabend ihrer Familie, wohnten Sonntags den
Gottesdiensten bei und gingen am Montag wieder aus. Die Frauen taten
ihr bestes, um Land mit der Hacke umzubrechen, damit im kommenden
Jahre Neuland für die Aussaat bereit sei. Doch auch bei den Bauern
waren die geringen Kornvorrüte bald erschöpft. Da half Gott durch andere
Leute, welche wir bis dahin für Feinde gehalten hatten. Drei Stunden
entfernt wohnte der kleine Matebelenhänptling Mokibe, der eine Tochter
Mapochs zum Weibe genommen hatte. Er hatte sein Nest in unzngäng-
lichen Felsenklüften angelegt und geuoß denselben Ruf wie sein Schwieger-
vater, mit Vorliebe zu rauben und zu morden, nur tat sein Haufe dies
möglichst heimlich; denn er war gering an Zahl. Wir erwarteten nichts
Gutes vou diesen Nachbarn; als aber der Hunger drängte, schickten wir
dorthin und erhielten freundlichen Bescheid. Der alte Häuptling lud die
Leute ein, Getreide zu kaufen, auch beim Ernten für Belohnung mit Korn
zu helfen, und bedauerte, daß sie nicht schon eher bei ihm Hilfe gesucht hätten;
denn, meinte er, wenn Rinder schon im Sommer Mangel litten, stürben
sie im Winter unfehlbar Hungers. Unsere Leute tauschte» uuu für das,
was ihnen an Perlen und Ringen noch geblieben war, bei diesen Troglodyten
Speise ein. Mancher hatte auch noch ein seltenes Kriegsbeil aus dem
Barokalande, welches verhältnismäßig gut bezahlt wurde. Später sormteu
und brannten die Frauen Töpfe, welche ein gesuchter Tauschartikel waren.
Als aber auch bei diesen Matebelen das Korn aufgekauft war, kamen mit
dem Winter große Herden Wildes, die im Sommer die noch höher ge-
legenen Teile der Hochfläche zu Tausenden und Zehntausenden belebten,
in unsere Striche, und manches Häufchen von Bleßböcken, manches Gnu
und manches Zebra wurde erlegt. Ein Herde Zebra sprengte eines Tages
*) Es waren nicht nur Christen da, sondern auch teilweise missionsfeindliche Heiden.
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— 160 —
andere; eine Ortschaft folgt der anderen, und die ganze, drei Meilen weite
Strecke von Konstantinopel bis Bnjnkdere bildet eine fortgesetzte Stadt aus
zierlichen Landhäusern und großherrlichen Palästen, aus Fischerhütten,
Moscheen, Caf6s, alten Schlössern und reizenden Kiosken.
Besonders schön liegt Therapia, wo die Botschafter Englands und
Frankreichs wohnen. Der Ort schaut aus den von jetzt an felsigen und
unbebauten Bergwänden des Bosporus hinaus ins Schwarze Meer. Links
um eine weite Bucht reihen sich die Häuser von Bnjnkdere mit den Hotels
der österreichischen, russischen, preußischen und anderen Gesandtschaften. Wir
stiegen in Bujukdere ans Land und stellten uns unserem Gesandten vor,
welcher uns mit der ausgezeichnetsten Güte und Freundlichkeit empsing
und uns sogar eine Wohnung in seinem reizend gelegenen Hotel einräumte.
(2. Die Hunde in Konstantinopel.) In den Hänsern findet man
niemals Hunde; aber in den Straßen leben viele Tausende dieser Herren-
losen Tiere von den Spenden der Bäcker, der Fleischer und freilich auch
von ihrer Arbeit; denn die Hunde haben hier fast ganz allein das Geschäft
der Straßenreinigungs-Kommifsare übernommen. Fällt ein Pferd oder ein
Esel, so wird das Tier höchstens bis an den nächsten Winkel oder irgend
eine der zahllosen Brandstätten (die zu allen Zeiten mindestens ein Fäustel
der Stadt ausmachen) geschleppt und dort von Hunden verzehrt. Sehr
ausfallend ist es mir gewesen, wenn ich durch die Straßen von Stambnl
ritt, die Hunde stets mitten in den Straßen schlafend zu finden. Nie
geht ein Hund einem Menschen oder Pferde ans dem Wege, und Pferde
und Menschen, die dies einmal wissen, weichen den Hunden, wenn es
irgend möglich ist, aus, weil es offenbar bequemer ist, über einen Hund
fort als auf ihn zu treten. Täglich kommen indes die schrecklichsten Ver-
letzungen vor; überall hört man die Wehklagen der armen Tiere, und doch
sieht man sie überall regungslos mitten im dichtesten Gedränge auf dem
Steinpflaster schlafen. Allerdings wäre es ganz unmöglich für diese vier-
beinige Polizei, sich zu flüchten; alle Häuser sind verschlossen, und die
Mitte der Straße ist immer noch der sicherste Platz für sie, weil es viel
mehr Fußgänger als Reiter gibt. Es scheint übrigens, daß sie die Ansicht
der Türken über das Kismet oder Schicksal teilen, und man kann nicht
leugnen, daß diese Lehre vollkommen gut für die geeignet ist, welche stünd-
lich erwarten können, gerädert zu werden oder an der Pest zu erkranken.
Noch muß ich bemerken, daß es hier weder Pudel, Möpse, Spitze, Dachse,
Pinscher noch Windspiele, sondern nur eine einzige garstige Rasse gibt, und
diese scheint mit den Wölfen und Schakalen der Umgegend in naher Vetter-
schaft zu stehen. In psychologischer Hinsicht ist anzuführen, daß sie seit
der Vernichtung der Jauitscharen gegen die Franken etwas minder feindselig
geworden sind.
(3. Der Balkan und Kafanlik.)
Kafanlik, den 21. Mai 1837.
Heute haben wir den Balkan überschritten. Ich glaube, die Ein-
sattelnng, auf welcher die Straße das Gebirge übersteigt, erhebt sich keine
3000 Fuß über Gabrova, dem Fuße desselben, wo wir übernachteten^).
Die Pässe über den Thüringer Wald z. B. scheinen mir höher, nur daß
*) Die Reise ging von X (Tirnowa) über den Schipkapaß nach Kafanlik.
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zu einer Entwicklung gelangt sind, wie man ihr wohl selten anderswo
wieder begegnet.
(2. Arbeiterviertel der London Docks.) Erst mit der sinkenden
Sonne stiegen wir wieder zum Tageslicht empor und betraten den großen
Hof zwischen dem Eingange der Docks und der stark dampfenden „Pfeife
der Königin", dem großen Schornstein, in dem alle verdorbenen, gefälschten
und konfiszierten Waren, namentlich Tabak, verbrannt werden. Der weite
Platz war dicht gefüllt mit gedrängten Gruppen von Arbeitern, die hier
ausgelohnt wurden. Etwa dreitausend Männer sammeln sich an jedem
Morgen vor dem Tore der London Docks: jeder Geschäftsherr mietet die
ihm für den Tag nötigen Kräfte; gegen Abend werden sie ausgelohnt, und
vor Dunkelwerden müssen die Docks von allen Fremden geräumt sein.
So strömten diese verschiedenen Menschenknüuel jetzt gleichzeitig hinaus,
und wir folgten dem dichten Schwarme der kraftvollen, rauhen, wilden, aber
auch verwüsteten und unheimlichen Gestalten. Langsam zogen wir so
wieder Towerhill*) hinan, links die tnrmhohen Mauern der St. Katharine
Docks, rechts eine lange Reihe schmaler Häuser, deren untere Geschosse fast
ausschließlich von Schanklokalen eingenommen werden: große und kleine,
saubere und schmutzige, teils noch duukel, teils iu eben aufflammender Gas-
beleuchtung. An den Türen blieben die Arbeiter in Haufen stehen, zählten
ihr Geld, Weiber gesellten sich zu ihnen, mit und ohne Kinder; nach und
nach verteilten sich alle in die lange Reihe der Bier- und Branntwein-
schänken, aus denen bereits verworrener Lärm hervorquoll. Still betrachtete
ich dieses traurige Schauspiel; die systematische Versuchung und Ausplünde-
ruug hier so unmittelbar und unausweichlich au den Weg gelegt. Ein gif-
tiger Pfuhl, in dem die Väter und die jungen Männer schon mit Behagen
schwimmen und, wie sie selbst hineingezogen wurden, nun Fraueu und Kinder
nach sich ziehen.
„Wollen wir nicht einmal eintreten?" fragte mein Begleiter. „Hier
sehen Sie die Branntweinpest in ihrer vollsten Blüte; es gibt wohl nirgends
in England furchtbarere Zustünde als hier in den Umgebungen der Docks.
Zu der seßhaften, hart arbeitenden, rohen und gesetzlosen Bevölkerung an den
beiden Themseufern gesellen sich die frisch ausgelohnten Mannschaften der
unzähligen einlaufenden Seeschiffe; weiße, gelbe, schwarze Menschen, von allen
Winden zusammengefegt, die sich, wie die wilden Tiere aus den Käfigen, in
den wüsten Rausch der langentbehrten Freuden und Genüsse des unerschöpf-
lichen Welthafens stürzen."
Wir traten in ein geräumiges Schaukzimmer, in dessen Hintergründe
eine dichte Menschenmauer von Männern und Weibern die Bar^) umdrängte,
trinkend, schreiend, lachend, streitend. Alle in ihrer Art Bilder der Verwahr-
losnng, mehr oder minder gezeichnet mit der Blässe und Röte gewohnheits-
mäßiger alkoholischer Ausschweifung.
„Hier werden Sie kaum eine für Sie genießbare Erfrischung finden,"
flüsterte mir mein Führer in diesen Ort der Verdammten zu, „hier gibt es
nur Gin^) mit 65 Prozenten Alkohol, das Liter kostet 3 Mark. Das
*) spr. tauerhill; der Tower liegt im Osten der Stadt, an der Themse; es ist ein
befestigter Palast, der die Kronjnmelen enthält.
2) — hufeisenförmiger Schanktisch.
3j spr. dschin — Wacholderbranntwein.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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8 1. Der dreißigjährige Krieg.
eingeschlagen und durchsucht. Alles, was sie brauchen können, nehmen sie mit: Speck und Wurst, Hühner und Eier, Betten und Kleider. Der Bauer soll auch sein Geld herausgeben; da er aber nichts hat, kann er nichts herbeischaffen. Die Soldaten meinen aber, er habe es versteckt. Sie binden ihm die Hände auf dem Rücken und die Füße zusammen, werfen ihn auf den Düngerhaufen und gießen ihm Mistjauche in den Mund. Auch seine Frau binden sie, legen ihr einen Strick um den Kopf und drehen ihn so fest zu, daß die Augen hervorquellen. Das Vieh wird aus den Ställen geholt und auf dem Hofe geschlachtet; mit den Tischen und Stühlen machen sie ein Feuer an und kochen das Fleisch. Als sie am andern Tage weiterziehen, leuchten die Fenster auf, und die Flammen schlagen zum Dach hinaus. Von dem Bauernhaus standen bald nur noch die vier Wände. Andere Soldatenhaufen hatten es mit den übrigen Häusern des Dorfes ebenso gemacht. Wer von den Bewohnern noch rechtzeitig fliehen konnte, rettete sich in den Wald oder einen unwegsamen Sumpf. Einige kehrten wohl wieder zurück, bis sie von andern Truppen aufs neue vertrieben wurden. Allmählich wurde das Dorf ein Trümmerhaufen. Buschwerk wuchs auf den Hofstätten empor. Wo sonst der Haushund lag, hauste nun wohl der wilde Wolf. — Am schlimmsten trieben es die Schweden; noch lange sang das Volk:
Die Schweden sind kommen, haben alles mitgenommen,
Haben die Fenster eingeschlagen und 's Blei davongetragen,
Haben Kugeln d'rans gegossen und den Bauer erschossen.
3. Ursache des Krieges. Der dreißigjährige Krieg war um die Religion entstanden. Evangelische und Katholiken bekämpften sich gegenseitig. Der deutsche Kaiser war katholisch, viele Fürsten waren mit ihren Untertanen evangelisch. Beide, Evangelische und Katholische, sollten gleiche Rechte haben und ihre Gottesdienste ungestört abhalten können. Die Evangelischen in Böhmen glaubten aber, ihnen geschähe Unrecht von den Katholiken. Sie beschwerten sich deshalb beim Kaiser, bekamen aber eine ungnädige Antwort. Da versammelten sich evangelische Edelleute in Prag, drangen bewaffnet ins Schloß und warfen zwei kaiserliche Räte, die sie für die Hauptschuldigen hielten, zum Fenster hinaus. Der Kaiser sah das als eine Empörung an, und nun begann der Krieg, der sich bald über ganz Deutschland verbreitete.
4. Berühmte Feldherrn im dreißigjährigen Kriege. Die berühmtesten Feldherrn der Katholiken waren Tilly und Wallenstein. Tilly besiegte die Evangelischen in Böhmen, zog dann nach Norddeutschland und zerstörte die Stadt Magdeburg (1631). In Süddeutschland, am Lech, wurde er verwundet und starb an der Wunde.
Wallenstein war ein böhmischer Edelmann und nach dem Kaiser der reichste Mann; er war so reich, daß er für den Kaiser auf seine eigenen Kosten ein Heer von 2000ü Mann ausrüstete. Den Soldaten gefiel es bei ihm, denn sie durften rauben und plündern nach Herzenslust. Freilich war er auch sehr strenge; war einer feige im Kampf oder ungehorsam im Dienst, so hieß es kurzweg: Laß die Bestie hängen! Weil der Kaiser
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Extrahierte Personennamen: Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schweden Prag Deutschland Wallenstein Norddeutschland Magdeburg
48 11. Aus der Zeit Wilhelms I.
mir entgegenkam. Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen. Was ich alles empfand, nachdem ich noch vor 3 Jahren Napoleon aus dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben." Napoleon wurde dann als Gefangener nach Wilhelmshöhe bei Kassel geschickt.
Über den Eindruck, den die Gefangennahme Napoleons auf die Truppen machte, schreibt ein Teilnehmer des Krieges: „Das Ereignis rief einen grenzenlosen Jubel hervor. Die tausendstimmigen jubelnden Hurras wollten kein Ende nehmen, patriotische Lieder wurden gesungen, und die Regimentsmusiken spielten überall: „Nun danket alle Gott."
Über das Aussehen des Schlachtfeldes nach dem Kampfe bei Sedan schreibt ein Mitkämpfer: „Ich erbat mir Urlaub zur Besichtigung des Schlachtfeldes. Zunächst ging ich nach dem zerschossenen und noch immer brennenden Bazeilles hinein (südlich von Sedan, wo die Bayern gekämpft hatten). In dem Orte sah es ganz schauderhaft aus; nichts als Trümmer, wankende Mauern, Brand, Blut und Leichen. Die letzteren sahen zum Teil unter Mauertrümmern hervor, zum Teil lagen sie auf den Straßen herum. Fast allen waren Kopfhaar und Kleider abgesengt, so daß man in den dunkelblau und dunkelgrau angelaufenen Körpern die schwarzen Kugellöcher sah. Es waren meist Bayern.
Auf dem Marktplatze stand die Mairie (Bürgermeisteramt) noch in vollen Flammen. Mitten auf dem Platze lag das kupferne Zifferblatt der Kirchturmsuhr. Daneben zwei bayrische Krankenträger, trotz des Genfer Kreuzes, das sie am Arm trugen, erschossen. Auch in den rauchenden Trümmern der Kirche halbverkohlte Leichname bayrischer Jäger und Infanteristen. Über den Marktplatz bewegte sich jetzt ein eigenartiger Zug. Inmitten starker bayrischer Jnfanteriebedeckung, die ein Offizier führte, schritten, die Hände auf dem Rücken gebunden, 21 Zivilisten, darunter auch mehrere Frauen, die man tags zuvor mit den Waffen in der Hand gefangen hatte und die nun, nachdem das Kriegsgericht über sie das Todesurteil gesprochen, abgeführt wurden, um erschossen zu werden. Und trotz dieser Strenge siel eben, als der traurige Zug an uns vorüber war, aus dem Kellerloche eines Hauses wiederum ein Schuß. Ein Trupp Bayern eilte im Laufschritt hin, schlug die Tür ein und drang in das Haus. Wir mochten nicht sehen, was sich da noch weiter ereignete, hatten auch keine Lust, uns hinterrücks aus irgend einem Kellerloche heraus totschießen zu lassen und gingen weiter.
Wir kamen an dem Massengrabe vorüber, in das eben die Toten unseres Regiments eingebettet wurden, die man dort zusammengetragen hatte. Sie lagen alle, wie sie gefallen und erstarrt waren. Der eine im Laufschritt vorwärts eilend, der andere zusammengekauert, der dritte wieder die Arme nach vorne ausgestreckt und so fort. Ein Feldwebel wurde zuerst in die tiefe Grube gelegt; er hatte zwei Schüsse durch den Kopf, noch die weißen Handschuhe an und sah aus, als schlafe er. Neben ihn legte man andere. Als die unterste Reihe voll war, wurden Mäntel darüber gedeckt, und dann begann man auf den Mänteln mit
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Napoleon Napoleon Napoleons
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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sich am 9. März durch einen nächtlichen Überfall der Festung zu bemächtigen, worauf die Heeresabteilung des Prinzen mit dem Heere des Königs vereinigt wurde.
Nun rückte der österreichische Feldmarschall Neipperg mit einem beträchtlichen Heere von Mähren her in Schlesien ein, um zuerst Brieg zu entsetzen. Um nicht von Niederschlesien abgeschnitten zu werden, mußte Friedrich seinen Feinden eine entscheidende Schlacht liefern. Zu dieser kam es am 10. April 1741 bei Mollwitz. Aber gleich zu Beginn des Kampfes zeigte sich die Überlegenheit der österreichischen Reiterei, die ein preußisches Dragonerregiment über den Haufen warf und auch Verwirrung in die Reihen der Fußtruppen brachte. Der König selbst geriet in die größte Gefahr, und es bedurfte der dringendsten Bitten des Feldmarschalls Schwerin, ihn zu bestimmen, das Schlachtfeld zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Schwerin machte aber mit der Infanterie einen neuen, furchtbaren Angriff, bei dem zum ersten Male im ernsten Gefechte die eisernen Ladestöcke, die der Fürst Leopold von Dessau statt der hölzernen eingeführt hatte, verwendet wurden, so daß es den Preußen möglich war, in derselben Zeit, in der die Österreicher dreimal schossen, fünf Schüsse abzugeben. Die Folge dieses Schnellfeuers war, daß die Österreicher in wilde Flucht gerieten.
Nach dem Siege von Mollwitz eroberte Friedrich die Festungen Brieg und Neiße und sorgte für eine Vermehrung und bessere Ausbildung der Reiterei. Auch sah er sich genötigt, von der Stadt Breslau, die vor der Schlacht bei Mollwitz bei dem Heranrücken der Österreicher eine sehr zweideutige Haltung gezeigt hatte, vollständigen Besitz zu ergreifen. Nachdem die Hauptwache und alle Torwachen der Stadtsoldaten überrumpelt und entwaffnet waren, wurde die Stadt von preußischen Truppen besetzt. Von der Rathaustreppe herab wurde König Friedrich zum Herzoge von Schlesien ausgerufen. Am 7. November 1741 ließ er sich im Fürstensaale des Rathauses von der Stadt Breslau und den niederschlesischen Ständen feierlich huldigen.
Weil von Österreich alle Vermittelungsvorschläge Friedrichs stolz zurückgewiesen wurden, nahm der Krieg seinen Fortgang. Am 18. Januar 1742 fiel Glatz, die letzte Festung Schlesiens, in die Hände der Preußen. Inzwischen hatte Maria Theresia, gegen die Frankreich, Bayern und Spanien einen Bund ge-Khlossen hatten, dem auch Friedrich beigetreten war, in Ungarn Hilfe gefunden. Ein neues Heer unter Karl von Lothringen rückte von Wien her in Böhmen ein. Friedrich eilte ihm entgegen und ^lug es bei Chotusitz und Czaslau ant 17. Mai 1742.
Bald darauf wurde der Friede in Breslau geschlossen. Österreich mußte Schlesien mit der Grafschaft Glatz, ein Gebiet von 650 O,uadratmeilen mit 1,2 Millionen Einwohnern, an Preußen abtreten. Als Maria Theresia den Friedensvertrag
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Extrahierte Personennamen: Feldmarschall_Neipperg Friedrich Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold Mollwitz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Glatz Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Karl_von_Lothringen Karl Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Brieg Niederschlesien Mollwitz Schwerin Schwerin Brieg Breslau Mollwitz Breslau Friedrichs Schlesiens Frankreich Spanien Ungarn Wien Breslau