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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 95

1861 - Stuttgart : Hallberger
95 und breite Schultern; der Kopf ist übermäßig groß, und das Ge- sicht, aus dem die kleinen Augen wild herausblitzen, ist ungewöhnlich breit. Sie zerschneiden sich in ihrer Kindheit mit unzähligen Rissen Kinn und Wangen, um durch die vielen Narben das Wachsen des Bartes zu unterdrücken. Lue leben von Wurzeln und rohem Fleisch, das sie als Sattel auf das Pferd legen und durch Reiten mürbe machen. Von ihrer Kindheit an streifen sie auf Bergen und in Wäldern umher und lernen Hunger und Kälte ertragen. Sie tragen leinene Kittel und Pelze von Waldmäusen; die Beine aber umwickeln sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen daraus. Ackerbau und Handwerke, Re- ligion und Gesetze kennen sie nicht. Treu' und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; sie wissen, wie die wilden Thiere, Nichts von Recht und Unrecht. Der Krieg ist ihr Leben, und es folgen ihnen dahin ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder aus zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheul. Wie der Blitz fliegen sie herbei und kehren eben so schnell wieder zurück; kaum wird man sie gewahr, so sind sie auch schon da und stürmen die Verschanzungen oder plün- dern- das Lager." Diesen wilden und gefürchteten Horden stellte sich in Frankreich ein römischer Feldherr, mit dem sich einige deutsche Volksstämme verbunden hatten, entgegen. Aus den catalaunischen Feldern kam es zur Schlacht, der blutigsten vielleicht, die je in Europa geschlagen wurde; denn fast 200,000 Leichen bedeckten die Wahlstatt, und den- noch war der schreckliche Hunnenkönig nicht besiegt, sondern nur zu- rückgedrängt. Das nächste Jahr brach Attila von Pannonien aus in Italien ein. Die rauchenden Trümmer zerstörter Städte bezeichneten den Weg des häßlichen, wilden Menschenschwarmes und Furcht und Schrecken giengen vor ihnen her. Viele Bewohner der adriatischen Meeresküste flüchteten sich auf die nahen Inseln, bauten sich später dort an und legten so den Grund zu der nachmals durch Handel und Schifffahrt so berühmt gewordenen Stadt und Republik Vene- dig. Rom selbst schwebte in größter Gefahr; da zog Papst Leo der Große an der Spitze einer Gesandtschaft dem unwidersteh- lichen Sieger entgegen, sein Leben wagend für die ihm anvertraute Heerde. Aber siehe da! die Bitten des gottbegeisterten Oberhirten rührten das eisenumpanzerte Herz des Wütherichs; die ihm ange- drohte Rache des Himmels schreckte ihn; die Schrecken des Todes wandelten ihn an; er kehrt plötzlich mit all seinen Schaaren um, und Rom ist gerettet! Bald darauf starb Attila, der Schreckliche! Seine Hunnen legten ihn in einen goldenen Sarg, diesen in einen silbernen und

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 113

1861 - Stuttgart : Hallberger
113 den Leib, wobei er sich jedoch selbst so schwer am Fuße verwundete, daß er von dem großen Blutverlust erschöpft neben dem erschlagenen Thiere niedersank. Auf den Hilferuf des Pilgers waren indessen mehrere Kreuzfahrer herbeigeeilt, und unter allgemeinem Weheklagen wurde der Herzog auf einer Tragbahre in das Lager zurückgebracht, wo er nur langsam sich wieder erholte. In Antiochien wurde das Kreuzheer von Feinden ringsum ein- geschlossen und es entstand eine furchtbare Hungersnoth. Da wurde in der Kirche des heiligen Petrus die Lanze aufgefunden, mit wel- cher dem Heilande am Kreuze die Seite durchstochen worden war, und welche in dieser Kirche vor dem Hochaltare, zwölf Fuß tief, vergraben lag. Jetzt war Alles neu ermuthigt; in feierlicher Pro- zession wurde die heilige Lauze umhergetragen und am andern Tage das feindliche Heer angegriffen und geschlagen, wobei eine überaus reiche Beute in die Hände der Christen siel. Siegreich drang jetzt das Kreuzheer gegen Jerusalem vor, und als endlich der letzte Hü- gel erstiegen war und die heilige Stadt vor den Blicken der Pilgrime und Kreuzfahrer ausgebreitet lag, da warfen sich Alle aus die Kniee, küßten die heilige Erde, indem sie dieselbe mit ihren' Thränen be- netzten und sangen Danklieder und Psalmen zur Ehre des Erlösers. Nun wurde die Stadt belagert. Da es aber an allen nöthigen Werkzeugen fehlte und 40,000 Mann, die in der Stadt lagen, die tapferste Gegenwehr leisteten, so schien es fast unmöglich, dieselbe zu erobern; zudem litten die Christen Noth an Trinkwasser, während die Hitze unerträglich war, und viele starben vor Ermattung. End- lich, nachdem man mit unsäglicher Mühe aus der ganzen Umgegend Holz zusammen gebracht hatte, um Thürme zu bauen, die man auf Rädern gegen die Mauern schieben konnte, wurde ein allgemeiner Sturm unternommen. Er blieb jedoch ohne Erfolg. Die Belagerten warfen Balken und Steine aus die Angreifenden und überschütteten sie mit brennendem Schwefel und siedendem Oel. Am andern Tag, es war der 15. Juli 1099, wurde der Sturm erneuert. Sieben Stunden hatte der Kampf gedauert, und die Christen wollten sich ermattet und entmuthigt zurückziehen. Da gewahrte man auf dem Oelberge einen glänzenden Ritter, der mit seinem Schilde gegen die Stadt winkte. „Sehet da," rief Gottfried aus, „das ist die Hilfe des Himmels! Auf denn, ihr Streiter des Herrn, Gott ist mit uns!" Und mit diesen Worten ließ der fromme Held die Fall- brücke von seinem hölzernen Thurme aus die Stadtmauer fallen und war der Erste, der in die Stadt hinab sprang. Die Seinigen sprangen ihm nach, von neuer Begeisterung ergriffen; mit unwider- stehlichem Muthe bahnten sie sich den Weg zu den Thoren und sprengten dieselben; das ganze Heer drang hinein und — Jerusalem tvar erobert; in den Straßen und Häusern wüthete der Kampf noch Reiser, der Volksschüler i. d. Oberklasse. 8

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 134

1861 - Stuttgart : Hallberger
134 herab hieng. Sein Kleid und seine Beinkleider waren von grünem Atlas nach spanischem Schnitt. Im Gürtel trug er blos eine Pi- stole, in der Hand eine Reitgerte, und fast immer ritt er in der Schlacht auf einem kleinen Grauschimmel. Als Feldherr war er äußerst pünktlich und strenge; in seinem Leben sittlich, reli- giös und mäßig. Er kannte keine Art von Wohlleben, trank nie- 'mals Wein, und Eigennutz, Stolz und Hochmuth waren ihm ganz unbekannt. Als der Kaiser ihn für seine treuen Dienste irk den Reichsfürstenstand erheben wollte, verbat er sich die Ehre und gab dem Schreiber d<er Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigen solle. Eine goldene, mit Diamanten besetzte Kette, die er von der Regentin der Niederlande erhalten hatte, schenkte er so- gleich dem Kloster Alt-Oetingen, und der Stadt Hamburg, die ihm aus Dankbarkeit 1000 Rosenobel zustellen ließ, schickte er dieselben unverweilt wieder- zurück. Dies war der Held, dem man zwei Jahrhunderte lang un- gerechter Weise die Grausamkeiten zur Last legte, die bei der Ero- berung Magdeburgs (1631) begangen wurden, was jedoch un- partheiische Geschichtsforscher neuerer Zeit glänzend widerlegten. Seit dem Monate Dezember 1630 hielt nämlich Tilly Magde- burg enge eingeschlossen und beschoß es fast täglich. In mehreren, noch vorhandenen Briefen an den Administrator der Stadt, den Markgrafen Christian Wilhelm, sowie an den Befehlshaber Falken- berg und an den Magistrat hatte er zur Uebergabe aufgefordert und selbst beigesetzt, daß die Stadt dadurch billige Bedingungen erlangen und nur so einem sehr harten und traurigen Geschicke entgehen könne. So schrieb er einmal an Falkenberg, der die Einwohner immer mit falschen Nachrichten über die Ankunft des Schwedenkönigs täuschte und dadurch zum Widerstände ermuthigte: Er werde bei so be- schaffenen Dingen wohl selbst erwägen können, daß es weder christ- lich noch billig, viel weniger vor Gott und dem Gewissen zu verantworten sei, durch Rath und That dazu beizutragen, daß so viele unschuldige Menschen in das äußerste Elend gestürzt werden und Gut und Leben verlieren sollten. Als aber all' seine Mah- nungen fruchtlos blieben, wurden am 20. Mai 1631, Morgens um 7 Uhr schnell die Sturmleitern angelegt; die Soldaten erstiegen die Mauern, schlugen die obcnstehenden Wächter zurück; alle Kanonen wurden gelöst, die Thore.eingeschlagen, und ehe noch die Bürger sich zum Widerstände sammeln konnten, waren Tilly's Truppen Meister der Stadt. Falkenberg, der vom Rathhause herbeieilte, wurde gleich auf der Straße erschossen. Immer heftiger ward die Wuth der Stürmenden, als sie aus allen Häusern Widerstand fan- den und Gasse für Gaffe einzeln einnehmen mußten. Wer auf der Straße sich blicken ließ, wurde niedergestochen; wie hungrige Tiger

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 135

1861 - Stuttgart : Hallberger
135 brachen die Soldaten, besonders Pappenheim's wilde Wallonen, in die Häuser- ein, durchsuchten jeden Winkel und verübten viele Gräuel. Väter wurden vor den Augen der Kinder ermordet; Weiber wurden in den Armen ihrer Männer erstochen, Kinder an den Wänden zer- schmettert; Jungfrauen sprangen aus den Fenstern oder stürzten sich in die Elbe. Um 10 Uhr sieng die Stadt an zu brennen, und das Feuer trieb alle Einwohner auf die Straße, wo das Morden fort- gesetzt wurde. Ein Sturmwind peitschte die Flammen nach allen Richtungen hin; die Luft glühte und die Plünderer selbst mußten sich eiligst auf die Wälle zurück ziehen. Nach 16 Stunden legte sich der Brand; eine der ersten Städte Deutschlands lag in Asche, nur der Dom, ein Kloster und einige Fischerhütten waren verschont geblieben. Am dritten Tage hielt Tilly seinen Einzug. Als man den Dom öffnete, fand man noch 1000 halbverhungerte Menschen in demselben, Tilly ließ Brod unter sie austheilen und begnadigte sogar die Prediger, welche das Volk während der Belagerung un- ablässig zum Widerstände aufgehetzt hatten. Es ist durchaus unwahr, daß Tilly das Morden und Brennen gebilligt oder gar befohlen habe; dagegen spricht seine Gemüthsart und sein Charakter. Auch suchte er bei der Plünderung Nichts für sich, sondern nahm fliehende Waisen und schwache Greise in seinen Schutz mit den schönen Worten: „Das sei meine Beute." Die in der Stadt zerstreuten Soldaten waren in ihrer Wuth nicht mehr zu zügeln, denn wer vermag den Tiger zu bändigen, wenn er einmal Blut geschmeckt hat? Welche Macht vermag die entfesselte Leiden- schaft zu bezwingen, die dem Meere gleicht, das die User durch- brochen hat? Tilly mußte blos geschehen lassen, was er nicht hin- dern konnte. Nachdem dieser furchtbare Krieg eine Menge ähnlicher Schauer- scenen, wenn auch in minder großem Maaßstabe, erzeugt hatte, wurde endlich der von ganz Deutschland sehnlichst erwartete Friede vermittelt, worüber man zuerst in Münster und später in Osna-' brück unterhandelte, weßhalb derselbe der westphälische Friede ge- nannt wird. Durch denselben wurde unter Anderem festgestellt, daß die Protestanten gleiche Religionsübung und gleiche Rechte mit den Katholiken erhalten und an Schweden die Insel Rügen nebst einem Theil von Pommern abgetreten werden solle. Frank- reich erhielt das Elsaß, und die Schweiz und die Nieder- lande wurden als unabhängige Staaten erklärt. 54. Die Türken vor Wien (1683). Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts eroberten die Tür- ken Constantinopel. Von hier ans suchten sie ihre Macht nach allen

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 144

1861 - Stuttgart : Hallberger
144 seine Familie gefangen saß. Auf der Straße wurde der König mit seinem Beichtvater und zwei Bewaffneten in einen Wagen gesetzt, welcher langsam zwischen vierfachen Reihen von Soldaten hinfuhr und gegen 10 Uhr auf dem Hinrichtungsplatze ankam. Der König, der auf dem ganzen Wege aus einem Buche die Gebete der Sterben- den gebetet hatte, stieg auf das Blutgerüst, das von 15,000 Mann Militär umgeben war, und entkleidete sich selbst; als aber die Henker ihn binden wollten, wies er sie unwillig zurück und wollte es nicht zugeben. Da trat sein Beichtvater zu ihm und sprach: „Auch Chri- stus ließ sich für uns binden;" sogleich bot Ludwig willig seine Hände den Henkern und sprach: „So bindet mich denn, damit ich den Kelch bis auf die Neige trinke." Darauf rief er dem Volke zu: „Fran- zosen! ich sterbe unschuldig, aber ich verzeihe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, daß mein Blut nie über Frankreich komme!" Jetzt übertäubten Trommeln seine Worte; die Henker ergriffen ihr Schlachtopfer und schleppten es unter das Fallbeil. Der Beicht- vater kniete neben ihm nieder und ries: „Sohn des heiligen Lud- wigs, steige hinauf gen Himmel!" Da siel das Fallbeil zischend nieder, und das Haupt des unschuldigen Königs rollte über das Blutgerüst. Es wurde dem versammelten Volke gezeigt und die wüthende Menge rief in wilder Freude: „Es lebe die Nation! Es lebe die Republik!" Einige stürzten herbei, um ihre Taschentücher in das Blut des gemordeten Königs zu tauchen; Andere umtanzten das Blutgerüste; die Besserdenkenden hielt der Schrecken gefesselt; Niemand wagte es, eine Thräne zu vergießen oder Unwillen zu äußern (1793). Blutgierige, lasterhafte Menschen, unter diesen Maral, Danton und Robespicrre, deren Namen die Geschichte mit Abscheu nennt, beherrschten jetzt Frankreich mit grenzenloser Willkür. Wer nicht ihren Grundsätzen huldigte, wurde hingerichtet. Vielen wurden blos erdichtete Verbrechen vorgehalten, nur um einen Vorwand zu haben, sie aus dem Wege zu schaffen und ihr Ver- mögen einzuziehen. Verhöre wurden nur zum Scheine gehalten und dauerten oft nur 4 Minuten; kurz, in dieser Schreckenszeit war Niemand seines Lebens und seines Eigenthums sicher. Hundert- tausende, unter diesen auch die Königin, fielen unter dem Mordbeil entmenschter Machthaber, und Jammer und Schrecken wohnten in Palästen und Hütten. Ja man verirrte sich endlich so weit, den Glauben an Gott durch ein Gesetz abzuschaffen und, später ebenfalls durch ein Dekret wieder einzuführen. Das war das Glück und die gepriesene Freiheit der Franzosen!

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 26

1861 - Stuttgart : Hallberger
26 „Schnell," zürnet auf der Herr, „schnell ihn verkauft „Mit Weib und Kind, mit Allem, was er hat „Bezahlet muß ich seyn!" Betroffen stürzte Der Knecht auf seine Kniee vor dem Herrn, Und weinend seufzet er zu ihm empor: „O meine Kinder, mein unschuldig Weib! „O habe doch Geduld mit mir! Zch will, „Gewiß ich will dir Alles redlich zahlen!" Da jammert höchlich dieses Knechts den Herrn, Als er die Worte hört'; er ließ ihn frei, Und auch die ganze Schuld erließ er ihm. — Wie froh von hinnen geht der Knecht, so trifft Im Augenblick' er seiner Mitknecht' einen, Der war ihm hundert Groschen schuldig; rasch Faßt' er ihn an, und würget ihn, und sprach: „Bezahle mir, was du mir schuldig bist!" Da fiel der Mitknecht auf die Knie vor ihm, Und weinend seufzet er zu ihm empor: „O habe doch Geduld mit mir! Ich will, „Gewiß ich will dir Alles redlich zahlen!" Der aber, harten Sinnes, weigerte Sich deß' und ließ ihn in den Kerker werfen: „Da," tobt' er, „mag er schmachten, winseln, heulen, „Bis daß er zahle, was er schuldig ist!" — Die andern Mitgenossen, als sie hörten Das Unbild, das verübt der Trotzige, Ergrimmten sie im Innern tief der Schmach, Und brachten schnell die Kunde vor den Herrn. Entrüstet rief ihn alsobald der Herr: „Schalk aller Schalke!" zürnet er ihm zu: „Steh', deine ganze große Schuld erließ „Ich dir, von deinem heuchlerischen Fleh'n „Herzinniglich gerührt, und solltest du „Nicht auch erbarmt dich haben deines Mitknechts, „Wie ich erbarmt mich habe über dich? „So bin ich meines Wortes wieder quitt! „Flugs in die Marterkammer, fort mit ihm, „Und seine Füß' ihm in den Stock gelegt! „Dort mag er schmachten, winseln, heulen, bis „Rein abbezahlt ist alle seine Schuld." Vergebt, so wird euch wiederum vergeben! (Conz.)

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 33

1861 - Stuttgart : Hallberger
33 Wie Kulm er begonnen die rasche That, Versöhnen und büssen durch s Leben. In der weiten Arena der Aermste stand, Das blasse Gesicht nach dem Zwinger gewandt. Der Öffnet sich rasselnd — und grimmig rennt Ein L»we mit Hungergebrülle Heraus, — und ein Schrei des Entsetzens trennt Vielstimmig die lautlose Stille. — — Doch siehe, — der Leu statt zu würgen ihn, Legt zahm zu des Sklaven Füssen sich hin. Und schnell springt er wieder hoch empor, Mit Schmeicheln Androklus umkreisend; So wie wenn ein Hündchen den Herrn verlor Und findet, ihm Freude beweisend. Verwundert und staunend blickt Mann für Mann Das niemals gesehene Wunder an. Und staunend sieht's gleichfalls der König an Und ruft vom Balköne herunter: „Geschenkt ist das Leben dir, armer Mann, „Wenn schnell du erklärest dies Wunder. „Der Leu, den man gestern gefangen nahm, „Warum ist er heute schon still und zahm?“ Und d'rauf Androklus die Red’ begann: „Herr! als ich der Knechtschaft entsprungen, „Da ich, ein flüchtiger, armer Mann, „Nach Freiheit gestrebt und gerungen, „Da barg mich das Felsengeklüft' in dem Wald „Und die Höhle war drinnen mein Aufenthalt. „So manchen Tag ich gar traurig sass, „Verzweifelnd dem Schicksale fluchte, „Mit Kummer und Thränen die Wurzeln ass, „Die ängstlich, mit Zittern, ich suchte; „So sass ich einst sinnend in dunkler Still’, „Da weckte mich schreckhaft des Löwen Gebrüll. „Und herein das entsetzliche Unthier trat „Mit hinkendem Fuss in die Höhle, „Sich jammernd geberdend mich schmeichelnd bat, „Zu seh’n, wo dem blutenden fehle. Reiser, der Votksschüler i. d. Oberksasse. 3

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 34

1861 - Stuttgart : Hallberger
34 „Und als ich des Schmeichelnden Fleh’n verstand, „Die Wunde ich prüfte mit schonender Hand. „Doch fürchtet’ ich immer des Löwen Zorn, „Allein er lag zahm mir zu Füssen; „Heraus ihm zu ziehen den schmerzenden Dorn „Musst’ ich mich nun endlich entschlossen, „Und seit ich ihm so die Schmerzen nahm, „Er nimmer mir von der Seite kam. „Und täglich, wenn er sich Raub erspäht, „Auf seine ihm eigene Weise, „Nach dem er des Morgens und Abends geht, „Versorgt er mich reichlich mit Speise, „Und gestern nun, wie du, mein König, gesagt, „Da sieng man uns Beide getrennt auf der .Jagd.“ Hoch auf jauchzt das Volk, und Androklus geht Nun frei und begnadigt von hinnen. Ihm folgte der Leu wo er geht und steht, So zahm, wie ein Hündchen am Linnen. Und Alles sich männiglich hoch erfreut Am seltenen Beispiel der Dankbarkeit. (H. Reiser.) 37. Muth und Treue. Herzog Ludwig von Brieg (in Schlesien) war im Jahre 1404 als Pckger nach dem gelobten Lande lgewallfahrtet, um am Grabe des Erlösers zu beten und alle die heiligen Orte selbst zu sehen, wo der Heiland der Welt gewandelt und gelehrt hatte. Glücklich hatte er das Ziel seiner Reise erreicht. Längere Zeit hatte er sich in Palästina ausgehalten und nicht nur Jerusalem und Bethlehem, sondern auch die Gegend am See Genesareth und andere merkwürdige Orte des gelobten Landes kennen lernen. Er empfand endlich eine unwiderstehliche Sehnsucht nach der Heimat und setzte daher den Tag seiner Abreise fest, wovon er seine Ge- mahlin durch einen früher abreisenden Ritter benachrichtigen ließ. Der Herzog reiste auch wirklich einige Tage später von Jeru- salem ab; allein wenige Tagreisen von der Stadt entfernt wurde er plötzlich von einer Schaar bewaffneter Türken überfallen. Seine Begleiter sielen im Kampfe; er selbst wurde gefangen und an einen vornehmen Herrn als Sklave verkauft. Er wurde nicht nur zu den beschwerlichsten Arbeiten angehalten, sondern er mußte auch die här- teste Behandlung, ja nicht selten die schmerzlichsten Peitschenhiebe er- tragen und mit der geringsten Kost zufrieden seyn.

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 195

1861 - Stuttgart : Hallberger
195 man in derselben Richtung heftiges Hundegebell und darauf einen Schuß, dem sogleich ein lautes Geschrei folgte. Ein Korporal mit Mannschaft eilte unverzüglich dahin. Bald kamen sie auf dem Hü- gel an, wo der Posten ausgestellt war, aber er war nirgends zu sehen. „Ich sehe etwas Weißes," rief der Korporal, „das ist ein Beduine!" Sogleich feuerte er sein Gewehr darauf ab, und ein Araber wälzte sich, von der Kugel getroffen, am Boden. Man suchte Bachard und fand bald seinen Leichnam ohne Kopf am Ab- hange des Hügels liegen. Während die Soldaten diesen voll Ent- setzen betrachteten, erregte ein furchtbares Bellen am Fuße des Hü- gels ihre Aufmerksamkeit. Sie sahen Azor, den Hund Bachards, der sich wüthend auf ciuen Araber stürzte, der ihrer Aufmerksamkeit entgangen war. Der Araber wehrte sich mit seinem Schwerte gegen den Hmh und hatte ihm bereits mehrere Wunden beigebracht; allein dieser schien sich wenig um Schmerz und Tod zu bekümnlern und erneute muthig seine Angriffe. Mit einem verzweifelten Satz packte er den Araber an der Kehle und warf ihn zu Boden. Jetzt mischte sich das Schmerzensgeschrei des Mannes mit dem wüthenden Heulen des Hundes. Man sah Beide übereinander rollen; bald war der Araber wieder oben und zerfleischte mit seiner Waffe seinen Gegner; bald war der Hund Sieger und sein Stöhnen ward unterbrochen, indem er sich-bemühte, das Gesicht und die Kehle des Beduinen zu zerreißen. Die Soldaten wollten dem Kampf ein Ende machen und den Araber todten; schon waren die Hähne gespannt, und.sie schlu- gen auf die hartnäckig Kämpfenden an, als der Korporal ausrief: „Halt, es ist Azor, ihr könntet ihn todten; mit dem Bajonette, Ka- meraden, .und Tod dem Beduinen!" Trotz ihrem schnellen Laufe fandett sie, als sie hinkamen, den Araber ausgestreckt und ohne Leben. Azor, obgleich furchtbar verwundet, zerrte beständig an einem Zipfel des sorgfältig zusammengeknüpften Burnus des Arabers; er zerriß ihn endlich, und der Kops Bachards, seines Herrn, rollte daraus hervor. Azor, vom Blutverlust erschöpft, sank an der Seite seines über- wundenen Gegners nieder. Ein junger Militärarzt, der sich bei der Mannschaft befand, untersuchte seine Wunden; er fand sie nicht tödt- lich,' aber die Pfote, die ganz zerquetscht war, mußte abgelöst wer- den. Bachard wurde an dem Orte, wo er gefallen war, begraben. Bald war er vergessen, und viele Truppen hatten indessen ihren Aufenthalt in Algier gewechselt, nur Azor war von der Stadt nicht wegzubringen. Jeden Abend, kurz vor 10 Uhr, gieng er aus und legte sich auf das Grab seines ermordeten Herrn vor dem entfern- testen Vorposten nieder. Um Mitternacht schlich er sich niederge- schlagen auf seinen drei Pfoten nach Hause. Die Schildwachen kannten ihn wohl; sie nannten ihn Azor, den Invaliden, und alle präsentirten vor ihm das Gewehr.

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 53

1861 - Stuttgart : Hallberger
53 Er fand den Geldsack bei der Quelle, Der Jenem hier entfiel; er nahm ihn und entwich, Worauf nach eben dieser Stelle Ein Greis an seinem Stabe schlich. Er trank und setzte sich, um auszuruhen nieder; Sein schweres Haupt sank zitternd in das Gras, Bis er im Schlaf des Alters Last vergass. Indessen kam der Reiter wieder, Bedrohte diesen Greis mit Ungestüm Und forderte sein Geld von ihm* Der Alte schwört, er habe Nichts gefunden; Der Alte fleht und weint, der Reiter flucht und droht, Und sticht zuletzt mit vielen Wunden Den armen Alten wüthend todt. Als Moses dieses sah, fiel er betrübt zur Erden; Doch eine Stimme rief: „Hier kannst du inne werden, Wie in der Welt sich Alles billig fügt, Denn wisse: es hat der, der jetzt im Blute liegt, Des Knaben Vater einst erschlagen, Der den verlornen Raub zuvor davon getragen.“ Die Vorsicht ist gerecht in allen ihren Schlüssen. Dies siehst du freilich nicht bei allen Fällen ein; Doch wolltest du den Grund von jeder Schickung wissen, So müsstest du was Gott ist, seyn. (0eifert.) 62. Der gerettete Jüngting. Eine legende. Eine schöne Menschenseele finden Ist Gewinn; ein schönerer Gewinn ist Sie erhalten, und der schönst' und schwerste, Sie, die schon verloren war, zu retten. Sankt Johannes, aus dem öden Patmos Wiederkehrend, war, was er gewesen, Seiner Heerden Hirt. Er ordnet' ihnen Wächter, auf ihr Innerstes aufmerksam. In der Menge sah er einen schönen Jüngling; fröhliche Gesundheit glänzte Vom Gesicht ihm, und aus seinen Augen Sprach die liebevollste Feuerseele.
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