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1. Heimatkunde - S. 57

1907 - Kempten [u.a.] : Kösel
— 57 — eines guten (schlechten) Dorfes. Heute ist Gemeindever- sammlung. Der Nachtwächter. Der Polizeidiener läutet aus. Die Feuerwehrübung. (Die Verhaftung.) Beide müssen auf das Rathaus. Das Brückengeländer ist zer- krochen. Heute ist Scharwerk. Der Baumfrevler. Die Gemeindearmen. 3. Die Schute. Frühere und jetzige Zeit. (Vom Bürgermeister, der die Schrift des Herrn Landrichters für einen Gartenzaun hielt, der repariert werden müsse.) Zusammenfassung: Vor 100 und mehr Jahren konnte in der Gemeinde fast niemand lesen, und schreiben. Da- mals gab es keine Schule und keinen Lehrer. Nur einiges aus dem Religionsunterrichte wurde die Kinder gelehrt. — Als man 1800 schrieb, war ein großer Krieg. Im Walde draußen fand man einen verwundeten Franzosen, der in Elsaß geboren war und deutsch reden konnte. Der wurde lange im Dorfe verpflegt, bis endlich seine Wunden heilten. Dann blieb er im Dorfe und wurde Bader und Schul- lehrer. Nach seinem Tode wurde ein Weber L. sein Nach- folger. Dessen Sohn besuchte Schulen und ist dann der erste wirkliche Lehrer der Gemeinde gewesen. — Im ganzen wirkten in der Gemeinde bis jetzt 9 Lehrer. Die Schule wurde zuerst im Baderhäuschen gehalten, dann im Weberhaus, bis 1850 ein eigenes Schulhaus gebaut wurde. Das jetzige Schulhaus ist erst 1392 errichtet worden, und seit dieser Zeit benützt man das alte Schul- Haus als Armenhaus.

2. Die Neuzeit - S. 282

1915 - Kempten : Kösel
282 Deutschlands Zustand während des Dreiigjhrigen Krieges. Standes und die der Not mit dem grausamsten Mutwillen geltend machten. Wenn schon unter dem kurzen Durchzug eines Heeres ganze Landstrecken zur Einde wurden, wenn andere durch Winterquartiere verarmten oder durch Brandschatzungen ausgesogen wurden, so litten sie doch nur vorbergehende Plagen und der Flei eines Jahres konnte die Drangsale einiger Monate vergessen machen. Aber keine Erholung wurde denjenigen zuteil, die eine Be-satzung in ihren Mauern oder in ihrer Nachbarschaft hatten, und ihr Unglck-liches Schicksal konnte selbst der Wechsel des Glckes nicht verbessern, da der Sieger an den Platz und in die Futapfen des Besiegten trat und Freund und Feind gleich wenig Schonung bewiesen. Die Vernachlssigung der Felder, die Zerstrung der Saaten und die Vervielfltigung der Armeen, die der die ausgesogenen Lnder dahinstrmten, hatten Hunger und Teuerung zur unaus-bleiblichen Folge, und in den letzten Jahren vollendete noch Miwachs das Elend. Die Anhufung der Menschen in Lagern und Quartieren, Mangel auf der einen Seite und Vllerei auf der andern, brachten pestartige Seuchen her-vor, die mehr als Schwert und Feuer die Lnder verdeten. Alle Bande der Ordnung lsten in dieser langen Zerrttung sich auf, die Achtung fr Menschen-rechte, die Furcht vor Gesetzen, die Reinheit der Sitten verlor sich, Treu und Glauben verfiel, indem die Strke allein mit eisernem Scepter regierte; ppig sproten unter dem Schirme der Zucht- und Straflosigkeit alle Laster auf und die Menschen verwilderten mit den Lndern. Kein Stand war dem Mutwillen zu ehrwrdig, kein fremdes Eigentum der Not und Raubsucht heilig. Der Soldat (um das Elend der Zeit in ein einziges Wort zu pressen), der Soldat herrschte, und dieser brutalste aller Zwingherren lie seine eigenen Fhrer nicht selten seine Obermacht fhlen. Der Befehlshaber eines Heeres war eine wichtigere Person in dem Lande, worin er sich sehen lie, als der rechtmige Herrscher, der oft dahin gebracht war sich vor ihm in seinen Schlssern zu verkriechen. Ganz Deutschland wimmelte von solch kleinen Tyrannen und die Lnder litten gleich hart von dem Feinde und von ihren Verteidigern. Alle diese Wunden schmerzten umsomehr, wenn man sich erinnerte, da es fremde Mchte waren, welche Deutschland ihrer Habsucht aufopferten und die Drang-sale des Krieges vorstzlich verlngerten, um ihre eigenntzigen Zwecke zu er-reichen. Damit Schweden sich bereichern und Eroberungen machen konnte, mute Deutschland unter der Geiel des Krieges bluten; damit Richelieu in Frankreich notwendig blieb, durfte die Fackel der Zwietracht im Deutschen Reiche nicht erlschen.

3. Die Neuzeit - S. 286

1915 - Kempten : Kösel
286 Die Leidenszeit Deutschlands nach zeitgenssischen Berichten. Eh wir vor den Wald kamen, sahen wir ungefhr einen Bauren oder zehn, deren ein Theil mit Feuerrohren bewehrt, die brigen aber geschfftig waren' etwas einzugraben. Die Muquetierer giengen auff sie lo und schrien: Halt, halt!" jene aber antworteten mit Rohren. Und wie sie sahen, da sie von den Soldaten bermannet waren, lieff einer da, der ander dort hinaus, also, da die mden Muquetier feinen von ihnen ereilen fnten. Derowegen wollen sie wieder heraus graben, was die Bauren eingescharret. Das schickte sich um so viel desto besser, weil sie die Hauen und Schauffeln, so sie gebraucht, ligen Hessen. Sie hatten aber wenig Streiche gethan, da hreten sie eine Stimme von unten herauff, die sagte: 0 ihr leichtfertige Schelmen! O ihr Ertz-B-wichter, vermeynet ihr wol, da der Himmel euere un-Christliche Grausamkeit und Bubenstcke ungestrafft hingehen lassen werde?" Hierber sahen die Soldaten einander an. weil sie nicht wsten, was sie thun sollen. Etliche verneinten, sie hrten ein Gespenst, ich aber gedachte, es trume mir. Ihr Officier hie sie dapffer zu graben. Sie kamen gleich auff ein Fa, schlugens auf, und fanden einen Kerl darinn, der weder Nasen noch Ohren mehr hatte und gleichwol noch lebte. So bald sich derselbe ein wenig ermunterte und vom Haussen etliche kante, erzehlete er, was massen die Bauren den vorigen Tag, als einzige seines Regiments auff Ftterung gewesen, ihrer 6. gefangen bekommen, davon sie allererst vor einer Stund snffe, so hinter-einander stehen mssen, tob geschossen; und weil die Kugel ihn, weil er der fediite und letzte gewesen, nicht erlanget, indem sie schon zuvor durch fnft Erper gedrungen, htten sie ihm Nasen und Ohren abgeschnitten. Als er sich nun von den Ehr- und Gottesvergessenen Schelmen so gar geschmhet gesehen, htte et ihnen, wiewol sie ihn mit dem Leben davon lassen wolten, die aller-unntzesten Worte gegeben, die er erdencken mgen, der Hoffnung, es wrde ihm etwan einer aus Ungebult eine Kugel schencken, aber vergebens; sondern, nach dem er sie verbittert gemacht, htien sie ihn in gegenwrtig Fa gesteckt und also lebendig begraben, sprechend, weil er des Todes so eysrig begehre, wollen sie ihm zum Possen hierinn nicht willfahren. In dem dieser seinen berstandenen Jammer also klagte, kam eine andere Parthey Soldaten zu Fu berzwerchs den Wald herauff, die hatten obgedachte Bauren angetroffen, fnff davon gefangen und die brigen tob geschossen. Unter den Gefangenen waren vier, denen der bel-zugerichte Reuter turtz zuvor so schndlich zu Willen seyn mssen. Als nun beybe Partheyen aus dem An-schreyen einander erkannten, einerley Volck zu seyn, traten sie zusammen und vernamen wiederum vom Reuter selbst, was sich mit ihm und seinen Cammeraden zugetragen. Da folte man seinen blauen Wunder gesehen haben, wie die Bauren getrillt und geschurigelt wurden. Etliche wolten sie gleich in der ersten Fmi tob schiessen, anbere aber sagten: Nein, man mu die leichtfertigen Bget

4. Die Neuzeit - S. 293

1915 - Kempten : Kösel
Das Ergebnis und der Charakter des Dreiigjhrigen Krieges. 293 reichend vorhanden und blieb nicht unbentzt. Den Obersten ahmten im Beute-machen die Soldaten nach. Der allgemein angenommene Grundsatz, das Land msse den Krieg ernhren, machte die Heere zu Herren und hoch und niedrig fhrten ihn rcksichtslos durch. Die Zucht in diesen wsten Hausen zu er-hallen war, auch wo der Wille dazu bestand, schlielich unmglich und die Sldner wirtschafteten grauenhaft. Freilich schwammen auch sie nicht immer im berflu und konnten oft nur mit Mhe ihr Leben fristen; um so frchterlicher hausten sie dann. Nicht allein der Krieger war zu unterhalten; die Heere begleitete ein Tro, der oft an Kpfen zahlreicher war als die Kmpfer. Denn die Soldaten fhrten ihre Weiber (und Zuhlterinnen) mit, schon um sich das Leben bequemer zu machen, und die Kinder wuchsen verwildert im Lager auf; dieses und anderes Gesindel, beschftigt mit dem Fuhrwesen und sonstigen Diensten, betrug sich erst recht schamlos. Um die Bewohner auszupressen, ver-borgenes Geld ober Genumittel zu erlangen, griffen die Bestien zu den frchterlichsten Qulereien; die durch das juristische Verfahren angefachte Henker-Phantasie kehrte sich in noch schrecklicherem Mae gegen die wehrlosen Be-wohner. Keine Qual, die sich ersinnen lie, blieb ihnen erspart und die entmenschten Sldner wteten gleich in Feindes- und Freundesland. Zwischen den Heeren, fr wen und fr welche Sache sie fechten mochten, gab es kaum einen Unterschied, aber im schlimmsten Gedchtnis blieben die Schweden, die geradezu sprichwrtlich wurden. Die Lnder litten durch diese Scheulichkeiten noch mehr als durch die schon an sich erdrckenden Steuern, die die eigenen Herren auferlegten. Die damalige Literatur, alle Aufzeichnungen jeder Art, geschichtliche ober archivalische, lassen das allgemeine Elend in schauerlicher Weise erkennen. Doch das lebendigste und anschaulichste Bild der handelnden Menschen und der ge-drckten und gequlten Masse wie der gesamten Zeit in ihrer Denkweise gibt der 1669 erschienene Roman des Christoph von Grimmelshausen: Der aben-teuerliche Simplizissimus". Dieses Kriegswesen bezeichnete den tiefsten Stand-punkt, den menschliche Moral erreichen kann. Die Religion verlor ihm gegenber jede Kraft, und auch hier zeigte sich, wie ihre Wirksamkeit von den allgemeinen Zustnden abhngt. Der Dreiigjhrige Krieg wird gewhnlich als Religtonefrieg bezeichnet. Aber ihm fehlt, wie schon bemerkt, das hauptschliche Kennzeichen solcher, die Anteilnahme des Volkes. Entsprungen aus den bhmischen Verhltnissen, in denen freilich auch religise Momente die zunchst belegenden waren, zog er sich, weil der Pflzer Kurfürst die Wenzelskrone bernahm und ihm zugleich in Bayern ein groer Reichsstand entgegentrat, in das Reich selbst. Als dann der Kaiser die groen Erfolge fr die katholische Religion ausntzte, als er versuchte den Protestanten ihre seit dem Augslmrger Religionsfrieden ge-

5. Die Neuzeit - S. 340

1915 - Kempten : Kösel
340 Der Raub Straburgs, Werk gerichtet, zu schicken und von demselben die Ursachen, welche ihn dazu veranlasst haben mchten, zu vernehmen; dieser hat barauf in Antwort / zu wissen gethan, basz Herr General de Montclar in] Erfahrung gebracht: ob sollten die Kayerl. in der Nhe liegenbe Völker dieses Passes sich zu ver-sichern, Vorhabens gewesen seyn; welches es keines Wegs htte knnen ge-schehen lassen und dewegen Ihn Herrn Baron d'asseld, mit 2 tausend zu Pserdt und 2 tausend zu Fu solches zu verhindern, und den Pa selber zu besetzen, contmanbirt, wrbe keine Gewalt gebet haben, wann die Stabl-Solbaten in dem Pa sich nicht zur Wehr gestellt htten. Bald hernach ist General de Montclar mit mehreren Vlkern, welche die Stadt auch von der andern Seithen her geschlossen und berennet, ange-kommen, hat einen Abgeordneten von daraus verlanget, und als derselbe die gebhrende Aufwartung ohnverzglich abgelegt, sich gegen Ihn alsobald mit drren ausgedruckten Wortten vernehmen lassen: wie dasz Jhro Knigl. Majestt sein Allergndigster Herr nunmehro Ihnen Convenient erachteten, die Sou-verainitt, welche Jhro krafft des Westflischen Friebensschlusses und dem in nchst verwichenem 1680ten Jahr von dem Conseil zu Brisach ergangenen Arret der alle Sttte, Flecken und Drfer desz unteren Elsazes und also auch der die Statt Straszburg zugesprochen worden, zu exequiren. Die Statt htte sich deswegen zu erklären: Ob Sie Ihre Knigl. Majestt v. Frankreich vor ihren Souverainen Herrn erkennen und deren Protection an und eine Garnison einnehmen wollte, mit dem Anhang, wann Sie Sich in Gte acco-mobiren und in die Sache schicken wrbe, Sie babnrch ihre Jura und privi-legia in salvo erhallen knnte, wibrigenfalls aber nichts anders zu geivartten htte, alsz basz Gewalt gebraucht und die von bero bereits vor der Stadt liegenben starken und stndlich sich vermehrenden Anzahl Völker und deren bisher sabricirten und in Bereitschaft stehenden Artillerie, Munition und Feuerwerken bald zu raison und devotion mit euerstem Schaden und Nachteil gebracht werden wrde. Als nun den nchstfolgenden Montag darauf M. le Marquis de Louvois, der Kgl. Hohe Minister Selber zu Jllkirch, einem Dorfe eine Stunde Wegs von der Stadt angekommen, und deren Deputirte vor sich kommen lassen: hat Er mit Erzehlung derjenigen Ursachen, welche von Herrn Baron de Montclar der Uebergab halben vorhin angefhret worden, es lediglich dahingestellet, da man entweder Hchstgedachter Jhro Knigl. Majestt die Thore der Stadt ein-reumen und eine Garnison einziehen lae, ober ba solches nicht noch benselben Abenb geschehen wrde, Selbige alsz rebelisch tractiret, mit wirklicher Belagerung von fnf und dreyig taufend Mann angegriffen und der uff ersten Verfolgung und Ruins so durch Feuer und Schwerd geschehen kann, gewrtig i) Die Reunionskammer *u Breisach.

6. Die Neuzeit - S. 343

1915 - Kempten : Kösel
Die Belagerung von Wien. 343 9.) bet) denen langwhrigen Reichs- Deliberationibus Mishelligkeiten und Zergliederung der Reichsstnden nirgend kein Rath, Hlff oder Sukurrs zu hoffen gewesen, oder, wenn es aufs hchste gekommen, man von einem Ort zum andern gewiesen worden, da doch hingegen 10.) die Staot ihren Ruin vor Augen gesehen, so hat man endlich nichts anders bey sich gefunden und resolviren knnen, dann durch einen ertrglichen Acord das Unglck, so viel mglich zu divertiren und abzuwenden alsz mit unschuldigen Weib und Kindern in die auserste Desolation gesezt und zu einem Brand und Aschenhauffen, davon die Statt vor diszmahl kein Mensch hatte erretten knnen, gemacht zu werden*). 7. Die Belagerung von Wien. Viktor v. Renner, Wien im Jahre 1633. (Wien, R. v. Waldheim.) A. Whrend Jung und Alt, Gro und Klein, Geistliche und Weltliche" ohne Unterschied fleiig an der Nollendung der Werke bei Tag und Nacht arbeiteten, der Stadtrat mit seinem Brgermeisters die Organisierung und Versorgung der Brgerschaft und der verschiedenen Freikompagnien vornahm, der Rektor Magnifikus die Studentenschaft zu den Fahnen aufrief, Karl von Lothringen3) von Krems her noch im letzten Augenblick einige tausend Zentner Kugeln und Pulver auf der Donau in das Arsenal bringen und auf dem Marchfelde Getreide fr die Stadt requirieren lie, mhten sich Caplirs und Starhemberg4) ab die Ordnung aller dieser Arbeiten und Anstrengungen zu *) Am 30. September 1681 sandte der Senat der Stadt die Kapitulation an den Kriegsminister von Louvois. Sofort besetzte die franzsische Armee, 15000 Mann stark, die Stadt. Bereits am 4. Oktober begann der Kriegsbaumeister Vauban die 93 e festigungswerke so umzugestalten, da Straburg fr die damalige Zeit uneinnehmbar wurde. Am 24. Oktober hielt König Ludwig Xiv. seinen Einzug in die Stadt. 2) Dem mutvollen und tatkrftigen Johann Andreas von Liebenberg, der sich um die Verteidigung der Stadt die grten Verdienste erwarb. Leider sollte der treffliche Mann den Entsatz Wiens nicht mehr erleben; er starb am 10. September 1683 an der Ruhr, die unter den Belagerten in schrecklicher Weise wtete. 3) Der kaiserliche Oberbefehlshaber, der Herzog Karl V. von Lothringen, hatte sich, nachdem er einen Teil seiner Truppen in das hart bedrohte Wien geworfen hatte, mit dem Reste seiner Streitkrfte auf das linke Donauufer zurckgezogen um mglichst rasch die Sammlung eines Entsatzheeres in die Wege zu leiten. 4) Der bhmnche Graf Caplirs war Vizeprsident des Hofkriegsrats und von dem nach Passau geflohenen Kaiser mit dem Vorsitz im Deputierten-Kollegium" betraut worden, das die Regierung in der belagerten Stadt während der Abwesenheit des

7. Die Neuzeit - S. 350

1915 - Kempten : Kösel
350 Die Belagerung von Wien. Gar bald zeigten sich die Folgen dieser pltzlichen Umwandlung. Durch die vollstndige Abschlieung, das Zusammengepferchtsein so vieler Menschen auf engem Rume, entwickelte sich groe Unreinlichkeit auf den Straen und Pltzen. Die Schlachtung der Tiere, die zur Ernhrung ntig waren, mute in den Hfen, auf den Pltzen, in den Gassen der Stadt innerhalb der Be-sestigungswerke vorgenommen werden. Was man nicht verwenden konnte, blieb liegen; auch die Kchenabflle mehrten sich natrlich in diesen zwei Monaten in erschrecklicher Weise. Bald gab es auch umgestandene Pferde, die in den Straen verwesten, kurz, Stoffe in Hlle und Flle, die weder das Aussehen der Stadt verschnerten noch zur Verbesserung der Luft beitrugen. Infolge des bestndigen Kampfes hatte man bald sehr viele Verwundete und Tote zu beklagen. Diese muten smtlich innerhalb der Stadtmauern begraben werden, zu jenen gesellten sich bald auch die Kranken. Denn die Unsauberkeit allent-halben in der Stadt, das unausgebackene Brot, schlechtes Trinkwasser, verdorbener Wein und unvergorenes Bier, dazu Mangel an entsprechender Ver-sorgung der Erkrankten erzeugten die Ruhr, die eine immer schrecklichere Ausdehnung annahm. Viele hundert Menschen wmden von dieser bsartigen Seuche hinweggerafft, noch wett mehr aber aufs Krankenlager geworfen. Eine Menge dieser Unglcklichen lag auf den Gassen umher; mancher von ihnen hat hier sein Leben ausgehaucht. Grenzenlos war anfangs die Angst eines groen Teiles der Bewohner, namentlich jener, die selbst nicht fhig waren die Waffen zu ergreifen und dem Feinde Widerstand zu leisten. Welches Dasein mochten die Schwachen und Gebrechlichen, die Frauen und Kinder während dieser beiden Monate gefhlt haben! Unter ihnen mag die Krankheit am entsetzlichsten gewtet haben, denn es fehlte die Widerstandskraft. Die ungewohnte Lebensweise, das Eingesperrlsein, der Mangel an frischer Lust und an gesunder Nahrung trieb sie dem Tode in die Arme. Er erschien ihnen nicht einmal als das Schrecklichste. Denn welches Schichal htte sie wohl betroffen, wenn die Stadt dem Feinde erlegen wre! Wenn die Bevlkerung trotz dieser angstvollen Zeiten wacker stand hielt in der bedrngten Stadt, wenn sich in den ersten Tagen nach der Verwirrung sehr bald feste Ordnung zeigte, so war dies in erster Linie das Verdienst der auerordentlichen Umsicht und Tatkraft des heldenmtigen Stadtkommandanten Starhemberg und der wackeren Verteidiger Wiens, sowohl der Soldaten wie auch der Freiwilligen, zugleich aber auch der in der Stadt mit der Auf-rechthaltung des Gesetzes, mit der Frsorge fr die Bevlkerung betrauten Behrden.

8. Die Neuzeit - S. 354

1915 - Kempten : Kösel
354 Die Zerstrung Heidelbergs durch die Franzosen. sind, und man hat nicht aufmachen wollen, da haben sie alsbald mit ihren xten und Beilen die Tren aufgehauen, die Leute heien herausgehen und unter den Bettladen mit Pulver, Schwefel und Pech Feuer angemacht, Sthle, Tische und Bnke zerschlagen und zum Brand gebraucht, in einer Stunde hat es allenthalben gebrannt." Melac stand vor dem Rathause und starrte mit irrsinnigem Lachen in die Flammen, deren greller Widerschein auf seinem scharf geschnittenen, rot angelaufenen Gesichte hin und her zuckte. Einige der andern hheren Offiziere hatten dagegen Mitleid mit den armen Leuten und beuteten ihnen an, sie mchten nasses Stroh in ihre Huser tragen und anznden, das gebe Rauch und erwecke den Anschein, als ob es wirklich brenne. Befonbers Der Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlotes nach dtr Zerstrung ourch die Franzosen. der General Tesse war von dem Jammer der armen Bewohner tief ergriffen und beschmt, und als der Brgermeister vor ihm auf die Knie fiel und um Schonung bat, antwortete er, da er des Knigs strengen Befehl erfllen msse, obwohl er es bedaure. Endlich zogen die Peiniger zum Tore hinaus; hinter ihrem Rcken wogte ein Flammenmeer, das seinen Schein der die weite Rheinebene warf. Mit Recht konnte Kurfürst Philipp Wilhelm an den Kaiser Leopold schreiben: Weilen solche unmenschliche Taten, gleich wol von Trcken, Heyden und andern Unglubigen, die zwar keine Christen, jedoch Menschen sind, nicht dergestalt verbt worden, so mssen sie auch nicht von Menschen, sondern von dem leidigen Satan herrhren."

9. Die Neuzeit - S. 96

1915 - Kempten : Kösel
96 Die Verfeinerung des Lebens in Italien zur Zeit der Renaissance. damals in Italien. Alles strebt einer Normalbildung zu, selbst mit den auf-fallendsten, sichtbarsten Tuschungen. Vor allem werden falsche Haartouren, auch aus weier und gelber Seide, in Masse getragen, verboten und wieder getragen, bis etwa ein Buprediger die weltlichen Gemter rhrt: dann erhebt sich auf einem ffentlichen Platze ein zierlicher Scheiterhaufen, auf welchem neben Lauten, Spielgerten, Masken, Zaubergrteln, Liederbchern und andern Stand auch die Haartouren zu liegen kommen: die reinigende Flamme nimmt alles mit in die Lfte. Die Jdealfarbe aber, die man in den eigenen wie in den ausgesetzten Haaren zu erreichen strebte, war blond. Und da die Sonne im Rufe stand das Haar blond machen zu knnen, so gab es Damen, welche bei gutem Wetter den ganzen Tag nicht aus der Sonne gingen; sonst gebrauchte man auch Frbemittel und Mixturen fr den Haarwuchs. Dazu kommt aber noch ein Arsenal von Schnheitswassern, Teigpflastern und Schminken fr jeden einzelnen Teil des Gesichtes, selbst fr Augenlider und Zhne, wovon unsere Zeit keinen Begriff mehr hat. Kein Hohn der Dichter, kein Zorn der B-Prediger, keine Warnung vor frhem Verderben der Haut konnte die Weiber abwendig machen ihrem Antlitz eine andere Farbe und sogar eine teilweis andere Gestalt zu geben. Dieser Mibrauch war ein allgemeiner; auch die Landmdchen hielten dabei nach Krften mit. Das Parfmieren ging ebenfalls der alles Ma hinaus und erstreckte sich auf die ganze Umgebung des Menschen. Bei Festlichkeiten wurden sogar Maultiere mit Salben und Wohlgerchen behandelt. Das ganze uere Dasein war in Italien zur Zeit der Renaissance verfeinert und verschnert wie sonst bei keinem Volke der Welt. Schon eine Menge jener kleinen und groen Dinge, die zusammen die moderne Be-quemlichkeit, den Komfort, ausmachen, waren in Italien erweislich zuerst vorhanden. Auf den wohlgepflasterten Straen italienischer. Städte wurde das Fahren allgemeiner, während man sonst berall ging oder ritt oder doch nicht zum Vergngen fuhr. Die Wagen waren da und dort mit den reichsten seidenen, bunten und golddurchwirkten Decken ausgestattet. In den Zimmern sah man weiche, elastische Betten, kstliche Bodenteppiche und Toilettengerte. Die Menge und Zierlichkeit des Weizeuges wird von den gleichzeitigen Schriftstellern fters ganz besonders hervorgehoben. Manches gehrt schon zugleich in das Gebiet der Kunst; man wird mit Bewunderung inne, wie sie von allen Seiten her den Luxus adelt, wie sie nicht blo das mchtige Bsett und die leichtere Eta-gere mit herrlichen Gefen, die Mauern mit der beweglichen Pracht der Tep-piche, den Nachtisch mit endlosem plastischen Konfekt schmckt sondern vorzglich die Schreinerarbeit auf wunderbare Weise vllig in ihren Bereich zieht. Das ganze Abendland versucht sich in den spteren Zeiten des Mittelalters, sobald die Mittel reichen, auf hnlichen Wegen, allein es ist dabei teils in kindlicher.

10. Die Neuzeit - S. 200

1915 - Kempten : Kösel
200 Die Zwlf Artikel der schwbischen Bauern. Monatssold; wenn dann bte Kpfe vom Rausche hei wurden, wenn ein Spieler des Betrugs verdchtig schien, so kam es vom Spiel wohl zu Mord und Tot-schlag. Dazu lief beim Spiel noch allerlei Aberglaube mit unter, so z. B. von Alraunen *), Diebsfingern u. dgl. Zu den hlichen Flecken des Landsknechtivesens gehrt auch das schreck-liche Fluchen und Schwren; fromme Gemter brachten manche Nieberlage der Lanbsknechte mit ihrer Gotteslsterung in Zusammenhang. Als eine Lanbplage wurden, namentlich von den Bauern, biejenigen Lanbs-knechte betrachtet, welche, von einem Hauptmann entlassen, im Lanbe umher-zogen, bis sie wieder angeworben wurden. Sie gurteten", b. h. sie gingen dem Bettel nach und lieen sich schlimme Ausschreitungen zuschulben kommen. Sie werfen", so wirb in einer Verorbnung des Herzogs Julius von Braun-schweig (f 1589) das Treiben der Gartbrber" geschildert, die Haustre mit Gewalt ab, brauchen alle Praktiken, da sie das Haus ffnen, schlagen Kisten und Kasten auf, nehmen daraus, was ihnen gefllig, ja, sie langen selbst das Fleisch und die Wrste aus dem Nauchfang und fangen die Hhner weg; den Frauen, Mgden und Knechten oder auch dem Hauswirt selber setzen sie das Rohr auf die Bru't und schlagen sie nieder, so da man ihnen also geben mu, was sie begehren". Es verflo eine lange Zeit, bis es endlich gelang, diesem Unwesen der Gartbrder, die in den frstlichen. Erlassen meist mit Juben und Zigeunern zusammengestellt wrben, enbgltig ein Ziel zu setzen. 7. Die Zwlf Artikel der fchwcibifcfien Bauern und die Wirkungen dieser Flugfehriff. Theodor Brieger. Die Reformation. In der Weltgeschichte von I. von Pslugk Harttung. Berlin, Ullstein und Co. Man ist einig in dem Urteil, da die Bauern bei der Aufstellung ihrer Forberungen im Anfang entfchieben Migung bewiesen haben. Deutlich tritt sie hervor in ihrem frhesten allgemeinen Programm, jenem, der welches sich int Mrz 1525 bte brei Haufen der oberschwbischen Bauern (die sogenannten Baltringer bte Allguer und bte Bobenfee-Bauern) zu Memmingen einigten. Es sinb die vielgenannten Zwlf Artikel, die, wie neuerbings festgestellt worben ist, den Walbshuter Prebiger Dr. Balthasar Hub maier zum Ver- *) Der knstlich in Menschenform gebrachten Wurzel der in den Mittelmeerlndern vorkommenden Mandragora wurden schon im Altertum bernatrliche Krfte zuge-schrieben. 2) Das Dorf Baltringen liegt nordstlich von Biberach.
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