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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig - S. 39

1908 - Breslau : Hirt
Hannover. 39 Hannoveranern, Hessen, Braunschweigern und Gothaern zusammengesetzte Koali- tionsheer auflösen sollte. Dies geschah indessen nicht, vielmehr lebte jenes Heer wieder auf und begann unter dem Herzoge Ferdinand den glänzenden Siegesflug, der vor allen: durch die Tage von Krefeld (1758) und Minden (1759) ausgezeichnet ist. — In den Koalitionskriegen am Rheine taten sich hannoversche Truppen, bei denen damals Scharnhorst einen Teil der Artillerie befehligte, besonders durch den Ausbruch aus dem belagerten Menin unter General von Hammerstein 1794 hervor. Das Jahr 1801 brachte auf kurze Zeit die erste Besetzung durch Preußen. Nachdem 1803 das Bistum Osnabrück durch den Reichs-Deputations-Hauptschluß vollständig säkularisiert (verweltlicht) und Hannover zugesprochen war, erfolgte als- bald die erste Besetzung durch die Franzosen. Das hannoversche Heer, dem die Hände zum Widerstande gebunden waren, wurde durch die Konventionen von Sulingen und Artlenburg aufgelöst. 1806 wurde Ha. von Napoleon an Preu- ßen abgetreten und von diesem annektiert, jedoch infolge der Schlachten von Jena und Auerstedt erschienen alsbald wieder die Franzosen. Während sie den größeren s. Teil dem neugebildeten Königreiche Westfalen zuteilten, wurden die n. Land- fchaften 1810 unmittelbar an Frankreich angegliedert, und so fristeten diese echt deut- scheu Länder als die französischen Departements Ems superieur, Ems oriental. Bouches du Weser, Bouches de l'elbe ein trübseliges Dasein bis zur Befreiung i. I. 1813. Indessen schon gleich nach der Konvention von Artlenburg hatten die Söhne des Landes angefangen, sich über den großen Werbeplatz Helgoland nach England zu flüchten, wo sie alsbald zur Königl. Deutschen Legion vereinigt wurden. Nicht weniger als 27 000 Hannoveraner haben im britischen Dienste für die Freiheit ihres Baterlandes gefochten, in Spanien nicht am wenigsten zu den britischen Erfolgen beigetragen und mit Recht neben dem fpäteren „Waterloo" den Ehrennamen „Peninsula" als Inschrift ihrer Helme erworben. Sie wird seit 1899 von den preußischen Regimentern weitergeführt, welche die Überlieferungen der ent- sprechenden hannoverschen aufgenommen haben. Nach der Befreiung des Landes von den Franzosen war es der wiederhergestellten hannoverschen Armee vergönnt, am 18. Juni 1815 ihrem Ruhmeskrauze als schönstes Blatt den Namen Waterloo einznflechten. 10) 1814—1866 das Königreich Hannover. Durch die Wiener Schlußakte wurde dem inzwischen zum Königreich er- hobenen Lande zwar Lauenburg genommen, aber das Herzogtum Arenberg-Meppen, die Fürstentümer Hildesheim (ehemaliges Bistum) und Ostfriesland, die Grafschaften Bentheim und Lingen, der n.w. Teil des Eichsfeldes und Goslar hinzugefügt. — Nach dem Tode Wilhelms Iv., 1837, bestieg in England die nächste weibliche Erbin, die Königin Viktoria, in Hannover der nächste männliche als König Ernst August den Thron. In demselben Jahre erregte die Aufhebung des „Grund* gesetzes" durch den König, die den Protest der „Göttinger Sieben" hervorrief, um liebsames Aufsehen weit über die Grenzen des Landes hinaus. Zwar bestanden auch in der Folgezeit über das Maß der polnischen Freiheiten, die dem Volke zu gewähren wären, zwischen diesem und der Staatsregierung fortdauernd erhebliche Meinungsverschiedenheiten, ebenso über die Beteiligung am nationalen Leben, aber das Land erfreute sich doch einer vortrefflichen'verwaltung und kam in allen ma- teriellen Fragen rüstig voran) so ging auch die Revolution von 1848 hier verhält- nismäßig harmlos vorüber. Da aber i. I. 1866, als Preußen mit Österreich und anderen Bundesstaaten in Krieg geriet, der König Georg Y. die von Preußen ge- stellten Neutralitätsforderungen ablehnen zu müssen glaubte, so erklärte ihm dieses den Krieg. Die hannoverschen Truppen wurden in höchster Eile bei Göttingen zu- sammengezogen, versäumten aber durch zwecklose Märsche auf dem Eichsfelde und in Thüringen die Gelegenheit zum Durchbruche nach Bayern, erfochten sodann zwar am 27. Juni den Sieg von Langensalza über die Preußen, mußten sich aber am folgenden Tage, von allen Seiten umstellt, ergeben. Nach dem Friedensschlüsse wurde Hannover dem preußischen Staate einverleibt.

2. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 228

1864 - Hannover : Hahn
228 war bei seinem Regierungsantrltt schon 45 Jahre alt. Auch er nahm sich der Negierung seilles Landes mit lobenswerthem Eifer an. Aber nicht immer gelangte er zllm erwünschten Ziele, die Zeit war zu schwer. Der dreißigjährige Krieg war bereits angegangen. Schoil vorher hatten 1614 die Stände des niederfächsischeil Kreises Chrisiian zum Kreisobersten erwählt; allein bei der Uneinigkeit und der Schwäche der protestantischen Fürsten, bei ihrem Mißtrauen und der deutschen Liebhaberei, zu Fremden eher als zllm Bruder zu halteil, hatte er von diesem Amte wenig Freude und iloch weni- ger Vortheil. Als nun gar der Dänenkönig durch Kabalen aller Art sich in die deutschen Angelegenheiten mischte uild ilach diesem Kreisoberstenamte strebte, legte es Christian 1625 förmlich nieder, neigte sich sogar auf die kaiserliche Seite, weil er meinte, seinem Lande dadurch Friedeil 511 verschaffen, ein Schritt, über den er die bittersteil Vorwürfe feiner Verbündeten hören mußte. Er war es arlch, lvelcher das grnbenhagenffche Gebiet der wotfeilbüttelscheil Linie 1617 wieder abstritt. Die harburg'schen lind dannenbergffchen Vetteril, welche zlir lüneburg'schen Hallptlinie gehörteil, verlangten auch ihr Theil von dieser Erwerbung. Chri- stian verglich sich mit ihnen durch den Receß vom 30. März 1629, wodlwch er jedoch fast Alles in feine Gewalt bekam. Christian starb den 8. November 1633. Ihm waren schoil zwei jüngere Brüder, Johann, Thesanrarius am Domstifte zu Minden, 1628, llild Magnlls, Domprobst zu 8t. Blasii in Brannschweig, 1632, im Tode vorausgegangen. Es folgte nunmehr, bcm brüderlichen Vertrage gemäß, Anglist der Aeltere, Bischof von Ratzeburg, in der Regierung. Unter ihm erfolgte für welfische Geschichte eins der folgereichsten Ereigllisse. Herzog Friedrich Ulrich, der Besitzer von Braunschweig-Wolsen- büttel, Caleiiberg, Göttingeil urld den kleineren dazu gehörigen Stücken, starb plötzlich, wie schon früher erzählt ist, am 11./21. August 1634 in Folge eines im eigenen Zimmer gethanen linglücklichen Falles ohne männliche Nachkommenschaft. Es galt, die von feiner Linie besessenen Lande 511 vererben. — Als Erben dazu stellten sich: I. die lüllebnrger oder celle'sche Lillie. Sie ward zlir Zeit repräsentirt diirch den Regenten Aiiglist beit Aeltern, Fried- rich und Georg, den Fortpflanzer des gailzeil Geschlechts. Er war daher schoil aus diesem Grunde bei dem Geschäft am meisten

3. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 263

1864 - Hannover : Hahn
263 katholischen gewählten Bischof besessen werden solle; ans der Er- werbung des Stiftes Walkenried mit dem dazu gehörigen Hofe Schauen als freies Reichslehen; und endlich in dem Versprechen für August von Wolfeubüttel, daß die beiden ersten, am Domkapitel Pi Straßburg zur Erledigung kommenden Präbenden seinen beiden jüngeren Söhnen Anton Ulrich und Ferdinand Albrecht zufallen sollen. In den Religionssachen ging natürlich Braunschweig-Lüneburg mit dem übrigen protestantischen Deutschland. Das war der westphälische Friede vom 24. Oktober 1648! Vielleicht brachte er keinen der größeren weltlichen Staaten Deutsch- lands gleich ungünstige Resultate. Die Leideu lind Verluste im Innern, die dieselben sämmttich in einem 30jährigen Kriege erlitten, konnten wohl keinem vollständig ersetzt werden; aber für manchen, z. B. Brandenburg, wurden doch solche Vergütungen aus „dem Tuche der K.6guivaleutia", wie es Trautmannsdorf nannte, ge- schnitten, daß wenigstens das Gebiet des Staates und damit die Quelle der Macht nach dem Kriege viel bedeutender war, als vor- her. Dagegen standen die welfischen Fürsten geradezu in der Reihe der Verlierenden. Der alternirende Besitz von Osnabrück glich nämlich den direkten hildesheimischeu Verlust längst nicht zur Hälfte aus, und die übrigen erworbenen Brocken waren zu Gelde und Geldeswerth angeschlagen, nur für eine geringe Summe zu rechnen. Statt der Erwerbung von Bremen und Verden, die unter jeder Bedingung hätte durchgesetzt werden müssen, geriethen diese Stifter in die Hände der Schweden, die zwar Freunde des protestantischen Glaubens, aber Feinde des deutschen Reichs, und seit dem letzten goslarschcu Frieden speciellc politische Gegner und Nebenbuhler der welstscheu Fürsten gewesen waren. Von solchen Mitbewerbern mußte man sich eine domiuireude Stellung an der Nordgränze und eine Einengung des eigenen Gebiets gefallen lassen! Die Mündungen der beiden großen, dasselbe durchziehenden Flüsse, Elbe und Weser, die natürlichen Wege für Verkehr und Handel, waren durch jene Eroberung geschlossen, und jede freie politische Entwickelung damit abgeschuitten! Doppelte Ehre und doppelter Ruhm gebührt dem Fürsten, der nachher diesen Fehler von 1648 wieder gut gemacht hat.

4. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 184

1864 - Hannover : Hahn
184 Wolfenbüttel und Calenberg mit ihren Verbündeten rückten in das Bisthum Minden ein, vertrieben alsbald den Bischof, und über- zogen von da ab die Lande ihrer lünebnrgischeii Vetterii. Hier fiel noch in demselben Jahre, 29. Juni 1519, die Hauptschlacht bei Soltau vor, und schon aus dem Orte derselben, fern vom Stifte, ist zu entnehmen, daß längst schon keine kleine Landfehde, sonderii ein großer, allgemeiner niedersächsischer Krieg wüthete. Der hildes- heimische Bischof iind der Herzog von Lüueburg waren Sieger, lind unter ihren unzähligen Gefangenen wareii auch die beiden Herzoge Erich iiiid Wilhelm. Ersterer löste sich durch einen be- sonderen Vertrag; dem Bischof mußte er 30,000 Gulden zahlen, dein Herzog voii Lüneblirg, Heinrich dem Mittleren, die Schlösser Ehrenburg, Bareiiburg, Stolzenau, Uchte, Wölpe und Lauenau ab treten. Jetzt erfolgten Schritte von Reichswegen gegen die Unruhen. Zuerst kameii Gebote eines sünfmoiiatlicheii Wassenstillstandes, dann Friedensmandate von den Reichsvikarien; die Sieger lvollten jedoch ihre Vortheile gegen solche Concessionen liicht gradezu anfgeben; aiich war iiamentlich Herzog Erich güiistig beim Kaiser angeschrie- beii, so daß inan im Voraus keines unpartheiischen Spruchs ge- wärtig war. So kam es aiich; die Reichsacht ward gegen die Sieger, Hildesheim ntib Lüneburg, ausgesprochen, und Erekutoren derselben wurden die wolfelibüttelschen Vetterii nebst dem Könige von Däiiemark. Der Herzog voii Lüneburg, Heiiirich der Mitt- lere, schloß mit ihnen noch einen Separatvergleich, und die ganze Härte der Reichsacht siel allein ans Hildcsheim. Das Stift ward occnpirt, der Bischof suchte iroch kurze Zeit, jedoch vergeblich, dm Krieg gegeii die Uebermacht fortzusetzeii, iind so kam es, nach ver- schiedene'a vergeblicheii Vermittelungsversuchen, endlich 1523 zum Vergleich voii Quedlinburg, bei dem das siegende Hildesheim allein der verlierende Th eil war. Jii Zukunft sollte nämlich das Bisthum allein aiis der Stadt und dem sogenannten kleinen Stifte, oder den Remtern Marienburg, Steuerwald und Peine bestehen. Das sogenannte große Stift sollte, der Erekutionskosten wegen, an die Herzöge von Wolfenbüttel lind Calenberg abgetreten werden. Diese theilten sich, als der Bischof 1527 darauf förmlich resignirt hatte, so darin, daß Erich Gronau, Hnndsrück, Aerzen, Lauenstein, Grohnde, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Coldingen, so wie ver- schiedene Städte, Klöster und andre Stücke; Heinrich der Jüngere I

5. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 350

1864 - Hannover : Hahn
350 Preußen sprach seit der Räumung Hannovers stets von einer Entschädigung. Früher war dieserhalb wohl von den Bisthümern Würzburg und Bamberg in Franken die Rede gewesen. Jetzt war Alles hiervon still und man forderte plötzlich die Bisthümer Os- nabrück und Hildesheim. Der hannoversche Gesandte in Petersburg, der Graf von Münster, stellte sogleich vor, daß Hannover auf Osnabrück seit dem westphälischen Frieden ältere Rechte habe und Hildesheim nicht in fremden Händen sehen könne, weil dies Bisthum zwei getrennte Provinzen des Landes, Calenberg und Göttingen, vereinigt. Kaum erfuhr Preußen, daß Alexander geneigt sei, solchen Vor- stellungen nachzugeben, als es sich durch den Unterhändler Luche- stni an Frankreich wandte, der dann mit dem Gesandten Beur- nonville am 23. Men 1802 zu Berlin einen Vertrag schloß, in Folge dessen Preußen am 3. August 1802, lange vor Abschluß der Verträge der Reichsdeputation, Hildesheim und Goslar eigenmächtig mit Waffengewalt occupirte. Alexander, anfangs hierüber sehr entrüstet, gab nach unter der Bedingung, daß Preußen wegen Hildesheim mit England ein an- deres genehmes Arrangement treffe. Allein Preußen forderte von diesem obendrein noch hohe Summen, nämlich 300,000 Thaler als Auslagen für englische Truppen in den Kriegen von 1793 und 1795 und 6 Millionen Thaler für 250 in den Jahren 1800 und 1801 weggenommene Schiffe. Als man hierauf nicht einging, erreichte Preußen seine erste Absicht; der Reichsdeputations-Hauptschluß vom 25. Februar 1803 rechnete zu den prelißischen Erwerblingen Pader- born und Hildesheim. Hannover dagegen erwarb Osnabrück voll- kommen, ans welches es schon seit 1648 Ansprüche hatte; trat da- gegen das Amt Wildeshansen an Oldenburg ab, und verzichtete auf die Schutzherrschaft über Hildesheim und Corvey, so wie auf alle bisherigen ausgeübten Rechte an den Domkapiteln in Ham- burg und Bremen. Wenn Preußen, um Hildesheim zu erlangen und zu behaupten, seine mächtigen Alliirten ohne weiteres wechselt, so sieht man, daß es hier um eine Erwerbung von hohem Werthe für sich zu thun war. Auch entschied diese neue preußische Ver- bindung mit Frankreich das fernere politische Schicksal Hannovers in der nächsten Zeit. Als nämlich im Jahre 1803 die Feindseligkeiten zwischen Eng- land und dem ersten Consul immer zunahmen, erklärte letzterer, er

6. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 386

1864 - Hannover : Hahn
386 jährigen Krieges und die jämmerliche Negierung von Friedrich Ulrich hervorgernfenen Verhältnissen. Diese wenigstens in etwas zu ordnen, ließ er sich deshalb vor allen Dingen angelegen sein. Es war dies in der That keine kleine Aufgabe. Denn wenn Brannschweig-Wolsenbüttel auch unter seiner Negierung für den Krieg nicht mehr unmittelbar den Schauplatz abgab, so hatte das Land dennoch entsetzlich an den früheren Jahren zu leiden. Dazu lag noch immer kaiserliche Besatzung in Wolsenbüttel. Erst im Jahre 1643 ward mit dem Kaiser zu Goslar ein Friedensbündniß geschlossen, wonach Hildesheim dem Kurfürsten zu Cölln zu resti- tuiren war, mit Ausnahme der dem Hanse Braunschweig-Lüneburg schon zuständig gewesenen Acmter Coldingen, Lutter am Baren- berge lind Westerhof, die diesem neben den sonst von den Kaiser- lichen besetzten Städten und Festungen in den welstschen Herzog- tümern wiederum einzuräumen waren. Bis dahin war August gezwungen gewesen, seinen Sitz in Braunschweig zu nehmen. Die folgenden Jahre wurden von dem Herzoge dazu benutzt, viele für Brannschweig-Wolsenbüttel nützliche Einrichtungen zu treffen. So setzte er ein Consistorinm ein, verbesserte die Land- und Gerichts- ordnungen, sorgte für das Unterrichtswesen ansss Bestmöglichste und nahm eifrig auf Bereicherung seiner damals weltberühmten Bibliothek Bedacht, wobei ihm noch Zeit blieb, selbst verschiedene religiöse Schriften zu verfassen. So rückte das Jahr 1648 und mit ihm der westphälische Frie- den heran, wozu schon mehrere Jahre vorher die weitläuftigsten Verhandlungen gepssogen und wodurch dem furchtbaren, 30 Jahre lang die deutschen Gauen verwüstenden Kriege zwischen Katholiken und Protestanten endlich ein Ziel gesetzt werden sollte. Seine letzten Lebensjahre wandte der Herzog gleichfalls dazu an, in den Verbesserungen der Zustände seines Landes fortznfahren, die trotz des Friedens noch immer nur zu sehr im Argen lagen. Einer Zersplitterung des Herzogthnms vorzubengen, wie sie früher so oft geschehen und so viel Unheil über die Welsenlande gebracht hatte, ordnete er darauf 1661 in seinem Testamente die Primogenitur für Brannschweig-Wolsenbüttel an. Damit indeß seine übrigen Söhne gegen den Erstgebornen nicht zu sehr benach- theiligt wurden, bestimmte er ferner, daß die Grafschaft Dannen- berg, die ihm 1636 nach dem Tode seines Bruders Julius Ernst zugefallen war, seinem Sohne Anton Ulrich, die Grafschaft Blau-

7. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 400

1864 - Hannover : Hahn
400 Am 9. Oktober 1735 hatte der Fürst das Licht der Welt er- blickt. Seine Erziehung, die von dem Abt Jerusalem geleitet ward, war eine ausgezeichnete, und nur diesem würdigen Manne ver- dankte Karl Wilhelm Ferdinand das Gottvertrauen, den feinen Takt des Schicklichen, den angemessenen Allsdruck der Sprache und des Gefühls, und endlich seine bedächtige Lebensklugheit; wogegen seine Sparsamkeit und sein haushälterischer Sinn wohl eher ein Erbtheil seines Großvaters und Pathen, des Königs Fried- rich Wilhelm I. von Prellßen, sein mochte. Die äußere Erscheinung des hochgewachsenen, kräftig gebauten Fürsten zeigte in Allem aus den ersten Blick das Bild eines schönen Mannes. Sein Anstand war würdevoll; in deil ritterlichen Künsten zeigte er sich geübt, und für alles Höhere war er empfällglich. Dabei ließen ihll seine Milde und Freundlichkeit gegen seine Unterthanen deren Herzen bald gewinnell. Von seinem zwölften Jahre an hatte der junge Fürst das Collegilun Carolinum in seiner Vaterstadt besucht, wo- selbst er sich eifrig dem Stlidium der römischen Klassiker hingege- den, die ihm in frailzösischeil Uebersetzungen Vorlagen. Daneben waren es die Kriegswisseilschaften, die er in den Werken der dama- ligen bedeliteildsteil Militair-Schriftsteller emsig stlidirte. Seille Stlldieil wllrdeil indeß bald durch den Begiiln des siebenjährigen Krieges llilterbrochen, an dem er bis zu desseil Beendigung Tbeil ilahm llnd in dem er sich vielfach auszeichllete, so bei Hasteilbeck, Crefeld, Mindeil, Herford, im Tressen ans dem Johannisberge, in dem er nicht ungefährlich verwllildet ward. Nachdem der Krieg beeildet, vermählte sich Karl Wilhelm Fer- dinand 1764 mit Auguste, der ältesten Tochter des Prinzen Fried- rich Ludwig von Wales und unternahm sodann niit dieser eine größere Reise nach England, Frankreich und Italien. Ueberall fand er die freundlichste Aufnahme, doch war es wohl hauptsäch- lich Frankreich, das ihn am Meisten fesselte, wie er denn auch später stets eine besondere Vorliebe für dies Land nnb die Fran- zosen gezeigt hat. 1773 trat der Fürst in preußische Dienste und ward von Friedrich dem Großen zum Gouverneur von Halberstadt ernannt. Als dann 1780 sein Vater starb, trat er die Regierung über Braunschweig-Wolfenbüttel an. Wie kräftig er schon vorher, noch bei Lebzeiten des Herzogs Karl, in die Regierung mit ein- gegriffen, ist bereits im vorigen Paragraph erzäblt. Nach dem Tode des Vaters fuhr er in seineil Reformen und Veränderungen

8. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 55

1864 - Hannover : Hahn
Od fehlte, zu förmlichen zusammenhängenden und geschlossenen Terri- torien z die unbedeutende gutsherrliche Gerichtsbarkeit und Ober- hoheit erweiterte sich durch die mit dem domanio verbundenen Grafen- und anderen Aemtern zìi einer förmlicheii Negierinig über Unterthaiien erst in des Kaisers, bald im eignen Namen; und so bildete sich lim jede Kirche, besonders natürlich um die Bisthümer innerhalb der geistlichen Discese, ein weltliches Gebiet, was der Bischof gleich jedem andern weltlichen Fürsten besaß und regierte. Es gehörteii natürlich Jahrhiiiiderte dazii, solche Verhältnisse bei den Kirchen bis zur letzten Vollendung auszubilden; aber in Niedersachsen ist in keinem Zeitabschnitt dafür so viel geschehen, als in den letzten Jahren der sächsischen Kaiserdynastie, — dieselbe Zeit, wo die weltlichen Dynasteiì den Grund zu ihrcu Territorien legten. Der letzte Kaiser, Heinrich Ii. ( 1002—24), ohne männliche Nachkommenschaft lind mit der Gewißheit, daß seine Krone einer ganz andern und fremden Familie ziifallen würde, dazu ein großer Begünstiger der Geistlichkeit und von ihr haciptsächlich gewählt, ließ diese ohne Nelle Erwerblingen in den Gütern des Reichs macheil, uild bestätigte Alles ohne Weiteres. Zeit lind Umstände weckeil die Energie nnb die Thatkraft der Meilschen; das von Eurem gegebene Beispiel treibt wieder Aildere zu gleicheil Eutschlüsseil nnb Thaten. Zu keiner Zeit hat Nieder- sachsen in sein eil Bisthümern so viel große Kirchensürsten gesehen, als am Schlliß des 10. nnb im Laus des 11. Jahrhunderts, die es volleilden koiliiten,sich aiißer als Hirten der geistlicheil Heerde, lloch als weltliche Fürsten Deiitschlands hinzustellen, und zwar auf dem Wege der Politik, der eben angegeben ist. Es sei beispiels- weise erinnert an Meinwerk (1009—36) und Jniad (1051—76) v. Paderborn; Bernward (993—1022) und Godehard (1022—38) v. Hildeshelm; Anno v. Collii (1056—75), Suitger v. Münster (993—1011); Detmar (1003—23) und Benno I. und Ii. (1052— 88) v. Osnabrück; Uuwanus (1013—29) und Adalbert (1045— 72) von Bremen u. A. m. Weiln wir nun alsbald die ganze katholische Kirche in Deutsch- land im Principe, lind die Bischöfe persönlich mit wenigen Aus- nahmen, in einer genauen politischeil Verbindung mit den welt- lichen Großen einen Kamps auf Leben und Tod mit dem Kaiser daselbst durchfechten sehen: so kann uns weder dieser noch eine solche Gliederuilg der Partheien wundern. In diesem Kampfe der

9. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 221

1864 - Hannover : Hahn
221 des lutherischen Glaubens in Deutschland zu Felde zu ziehen. Gustav Adolf landete 1630 in Deutschland in der Meinung, von seinen Glaubensbrüdern mit offenen Armen empfangen zu werden. Ob- gleich er sich hierin bitter täuschte, indem diese noch zu schwankend in dem Zutrauen für die abermalige Hülfe aus dem Norden waren, auch ihre Menge eine sofortige Einigung nicht zuließ, so drang Gustav Adolf dennoch unerschrocken vor, und dies Vordringen ward mit Erfolg gekrönt. Erft nachdem die Schlachten bei Breiten- feld und Leipzig geschlagen waren, erst nach dem grausamen Wüthen Tilly's in Magdeburg sollte das Mißtrauen der Protestanten in Deutschland gegen Gustav Adolf weichen. 1631 trat der Herzog Georg abermals mit ihm in Verbindung und das Resultat war seine Ernennung zum schwedischen General und die Verpflichtung zur Stellung von 4 Regimentern. Seine Handlungsweise ward von dem greisen Bruder Christian nicht gebilligt, und kam ihm dieser zur Erfüllung der eingegangenen Verpflichtung wenig genug zu Hülfe. Friedrich Ulrich trat dagegeii 1632 unter gänzlicher Um- gehung des Vetters, zu dem er nichts weniger als Ziliieigung hegte, mit Gustav Adolf in Verbiiidung, wodurch er für die auszuwen- denden Kriegskosteu neben dem kleiiien Stift Hildesheim ailch die Städte Goslar, Dudersiadt iind Gieboldehallsen nnb einen Th eil des Eichsfeldes §u erlangen gedachte. Während des Jahres 1632 zog sich der Kampf hin, ebne daß von kaiserlicher uiid protestan- tischer Seite besondere Vortheile errungen wurden, bis gegen Ende dieses Jahres Hildesheim in Pappenheim's Hand gelangte und Gustav Adolf bei Lützen siel, diirch welche beiden Ereignifie die Lage der Protestaiiteu in Niedersachsen mißlicher denn je ward. Der Schweden Auftreten nach dem Tode des Königs war der Art, daß es der protestalltischeii Sache mehr Schaden als Vortheil brachte. Herzog Georg hielt, was irgend zu halteii war. Mehrere kleiiie Ge- fechte wiirden voii ihm dem Feinde geliefert, iind am 28. Juiii 1633 gewann er über diese bei Hessisch-Oldendors in einer bliltigen Schlacht einen glänzenden Sieg. Einige Tage später fiel auch Hameln in seine Hand. So kam das Jahr 1634 heran und mit ihm die Erlösungs- stunde für den unglücklichen Friedrich Ulrich. Am 11. August 1634 starb er zu Braunschweig, und mit ihm erlosch das mittlere Haus Braunschweig, das mit dem Sohne des Magnus Torquatus, Hein- rich, seinen Ursprung genommen. Friedrich Ulrich ließ das Land

10. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 157

1864 - Hannover : Hahn
157 Alle diese Befugnisse waren natürlich nicht überall gleich vor- handen; es liegt dies schon darin, daß jederherr sein Verhältnißzu seinen Ministerialen selbst und nach eigenem Bedürfniß ordnete. Im Ganzen aber kann man wohl sagen, daß im Laufe der Zeit der Stand der Ministerialen sich immer mehr hob. Da die äußerliche Stellung desselben in der Gesellschaft sich wenig von der des niedern Adels unterschied, so fanden schon um deswillen häufig Uebergänge Statt. Zn der That ersetzten sich auch bis auf unsere Tage die nach und nach anssterbenden Familien des freien niedern Adels meist aus Ministerialen, und von ihnen stammen auch meist die alten Patrizierfamilien der Städte. Ii. Geistlichkeit. Die Einrichtung des Kirchenwesens in Niedersachsen war nach 6 Jahrhunderten, wenigstens in allen Haupt- sachen, noch dieselbe wie zur Zeit der Einführung des Chriftenthums daselbst durch Karl den Großen. Die großen Kirchensprengel stan- den unter Bischöfen, die sich bald ziemlich gleich den eigentlich ihnen noch Vorgesetzten Erzbischöfen gegenüber stellten, und jede Abhängigkeit von diesen von sich abzuhalten wußten. Dell Bi- schöfen stand als Rath in allen Angelegenheiten als höchste Be- hörde ein Domcapitel zur Seite. Die bischöstichen Sprengel zerfielen zunächst in Archidiakonate*), deren Vorsteher, Archidiakoilen, in ihren Kreisen in allen Stücken den Bischof vertraten, und auch Aufsichtsrechte über die einzelneil Klöster lind Stifter lind deren Vorsteher, Aebte, Pröbfte, so wie über Dekane und vorstehende Priester einzelner Kirchen ausübten. Sie waren sebr häufig auch Mitglieder des Domcapitels, ließeil aber in diesem Falle aus eigener Begliemlichkeit ihre Geschäfte durch Stellvertreter versehen. Es ist bekallnt, daß einzelne Klöster und Aebte das Privileg hatten, nicht unter einem Archidiakon, son- dern direkt unter einem Bischof, ja mitunter sogar direkt unter dem Pabst zll stehen. Die welstschen Lande lagen in den verschiedensten Kirchen- sprengeln, zunächst in denen der Bischöfe und Erzbischöfe voll Bremen, Verden, Hildesheim und Mindeil; dazu kamen die trans- albingischen Eroberungen unter den Bischöfen non Lübeck, Schwerin und Ratzeblwg; Stücke im Osten standen unter Magdeburg und ’) Solche Archidiakonate lernt man kennen aus Wippermann, der Buckü-Gau, für Minden; aus Lüntzel, Diöcese Hildesheim, - für diese; u. A.
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