und fast den ganzen Odenwald. Rechts vom Rhein liegt die Hauptstadt Darm-
stadt (60 T.). Zwischen ihr und Heidelberg befindet sich die Bergstraße (S. 7).
Das Stück links vom Rhein ist die Provinz Rheinhessen. Der Mündung des Mains
gegenüber liegt hier Mainz (70t.), eine Festung ersten Ranges. Hier wurde Guten-
berg geboren, dessen Denkmal die Stadt schmückt. Außerdem merken wir Worms
(Reichstag 1521 und daher ein großartiges Lutherdenkmal) und Bingen (Mäuseturm).
7. Jas Neichsland Älfaft-Lothringen.
(S/s v. Brand. — 11/z M. — s/k kath.)
1. Elsaß-Lothringen, das fast 200 Jahre in den Händen der Franzosen war,
ist seit 1871 wieder mit Deutschland, seinem Mutterlande, vereinigt.
2. Das Elsaß ist ein gar herrliches Land. Mit Wohlgefallen betrachtet das Auge
die fruchtbaren Kornebenen, die sich hier am linken Ufer des Rheines von Basel bis
Lauterberg hin erstrecken. Wegen ihrer Fruchtbarkeit ist die Ebene dicht bevölkert.
Ein Dorf liegt neben dem andern, und schöne, mit Obstbäumen bepflanzte Straßen
führen von Ort zu Ort. Im Westen grenzt diese Ebene an ein noch reicher gesegnetes
Hügelland, das von unten bis oben mit Weinbergen bedeckt ist. Die Bewohner dieses
Landstrichs treiben fast alle Weinbau und sind durchweg sehr wohlhabend. Auf vor-
springenden Hügeln erblickt man hier viele Burgtrümmer, die teils aus dem 30jährigen
Kriege, teils aus der französischen Revolution herrühren. Von diesem schmalen Hügel-
lande steigt man zu dem mächtigen Walle des Wasgenwaldes empor, der größtenteils
mit unabsehbaren Wäldern bedeckt ist. — Die Bewohner des Elsaß sind schwäbischer
Abkunft und verraten schon durch ihre Sprache und ihr ganzes Wesen, daß sie deutsche
Landeskinder sind.
3. Städte im Elsaß. Die Hauptstadt des Elsaß ist Straßburg (120 T.),
an der Iii, eine sehr starke Festung und die bedeutendste Handelsstadt des ganzen Ober-
rheins. Das berühmte Münster hat nächst dem Ulmer und Kölner Dom den höchsten
Turm der Erde. In Straßburg wohnt der kaiserliche Statthalter Elsaß<Lothringens,
auch befindet sich daselbst eine Universität. Von Straßburg führt längs des Rheines —
der wegen seines reißenden Laufes zwischen Straßburg und Basel wenig zur Schiffahrt
geeignet ist — der Rhein-Rhone-Kanal nach Mülhausen (65 T.), dem Mittelpunkte
einer großartigen Baumwollenweberei und Kattundruckerei. Als Schlachtörter des Elsaß
sind Weißenburg und Wörth zu merken. (Gesch. S. 97.)
4. Deutsch-Lothringen ist ein hügeliges Land, das neben Getreide auch viel Obst
und Wein erzeugt. Die'hauptstadt ist Metz (55 T.), eine uralte Stadt und sehr
starke Festung, an der Mosel gelegen. In der Nähe die Schlachtfelder von Mars
la tour und Vionville; nach der Rheinprovinz zu bei Forbach die Spicherer
Höhen. (Gesch. S. 93.)
Europa.
A. Allgemeines.
1. Lage. Nächst Australien ist Europa der kleinste Erdteil (10 M. qkm; 350 M.
Einwohner); doch nimmt er hinsichtlich der Bildung und Gesittung seiner Bewohner
die erste Stelle ein. Drei Punkte sind es besonders, denen Europa diese seine hohe
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Odenwald Rhein Heidelberg Rhein Mains Mainz Worms Mäuseturm Deutschland Basel Lauterberg Elsaß Straßburg Straßburg Basel Rhein-Rhone-Kanal Mülhausen_( Forbach Europa Europa Europa
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
X
Karl der Große in der Schule. «
störten die neuerbauten christlichen Kirchen und erschlugen oder vertrieben die christlichen Priester. Ihr Anführer war Wittekind, ein Edeling der Westfalen.
Wittekind soll in seinem Wappen ein schwarzes Roß geführt haben, nach seiner Taufe aber ein weißes. Dieses ist dann später in das Braunschweiger Landeswappen übergegangen. Das Roß wurde von den Sachsen als ein heiliges Tier verehrt. In heiligen Hainen zog man Rosse, die dem Dienste der Götter geweiht waren, und aus deren Wiehern man die Zukunft erkennen wollte. (Deutsche Jugend 5, S. 142: Das weiße Sachsenroß.)
Einmal (782) vernichteten die Sachsen Karls Heer fast vollständig. Da war Karls Geduld zu Ende. Bei Verden a. d. Aller hielt er Gericht über die Anführer und ließ ihrer 4500 hinrichten. Wittekind war entflohen, kehrte aber bald zurück, um die Sachsen zur Rache für diese Bluttat zu entflammen. Sein Heer wurde jedoch an der Hase so vollständig geschlagen, daß er den ferneren Kampf aufgab. Er ging zu Karl, der ihn sehr freundlich aufnahm, und empfing mit vielen sächsischen Edlen die heilige Taufe. — Noch mehrmals versuchten die Sachsen, das Joch der Franken abzuschütteln, aber ihr Widerstand erlahmte nach und nach, bis sie endlich nach 31 Jahren sich Karl vollständig unterwarfen. Zur Ausbreitung der christlichen Lehre legte Karl in Sachsen Bischofssitze an, so in Münster, Minden, Hildesheim, Halberstadt, Bremen Paderborn re. Um das Heidentum mit Stumpf und Stiel auszurotten, hatte Karl die schärfsten Gesetze erlassen. So hatte er auf dem Reichstage zu Paderborn (785) verordnet, wer es verschmähe, zur Taufe zu kommen, oder die Toten in heidnischer Weise ver-
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karls Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Sachsen Sachsen_Karls Karls Sachsen Sachsen Sachsen_Bischofssitze Minden Hildesheim Halberstadt Bremen_Paderborn Paderborn
gen der Reformation durch Luther merkwürdig. Hier hat er die meisten Jahre
seines Lebens zugebracht, und die größten Thaten gethan. Das Haus, welches
er bewohnte, steht noch, und wird jetzt zu einer öffentlichen Untcrrichtsaustalt
benutzt. Auf dem Markte steht eilt schönes Denkmal des großen Manneö, und
ln der Schloßkirche, an welche er am 31. Oktober 1517 seine 95' Sätze an-
schlug, liegen seine und seines Freundes Melanchthvn Gebeine begraben. —
(5 iòle beit ist als Geburtsort Luthers in der ganzen Welt bekannt. Das
Haus, in welchem er am 10. Rov. 1483 geboren wurde, brannte im Jahre
1689 ab, ist aber wieder aufgebaut, und wird jetzt als Armcnschnlhaus be-
nutzt. — Erfurt ist eilte Festung mit 23,000 Einw., die sich besonders mit
dem Spinnen und Weben des Flachses beschäftigen. Sie hat 8 Kirchen, un-
ter welchen sich die Domkirche mit einer 275 Centner schweren Glocke auszeichnet.
— Halle a» der Saale hat ein berühmtes Waisenhaus.
<1. Pommern. Stettin mit 38,000 Einw., an der Oder, ist die
Hauptstadt der Provinz, treibt starken Handel und bedeutenden Schiffbau. —
Stralsund, eint starke Festung, treibt Handel und Schifffahrt. — Die Insel
Rügen zeichnet sich durch ihre Fruchtbarkeit, und ihre Naturschönheiten aus.
c. Westphalen. Mii nstcr hat 19,000 Einw., die beträchtlichen Handel
mit Leinwand, westphälischcn Schinken und Wein treiben. — Aus dem hiesigen
Nachhause ward am 24. Oktober 1648 der berühmte Fticden geschlossen, welcher
nach einem 30jährigen verheerenden Kriege dem Vaterlande Ruhe schaffte, und
wie in Münster, so auch zu Osnabrüek unterzeichnet wurde. — Minden ander
Weser hat bedeutende Fabriken, treibt Kahnfahrt und Handel. — Paderbo rn
hat 7000 Einw., die sich größtentheils von Viehzucht und Ackerbau ernähren.
s. N Hein provili z. Köln mit 60,000 Einw. ist eine wichtige Festung
am Rhein und in der Form eines Halbkreises angelegt. Die Einwohner zei-
gen bedeutenden Handels- und Fabriksleiß. Unter allen Gebäuden dieser Stadt
zeichnet sich der Dom ans; 250 Jahre hindurch ist an demselben gebaut wor
den, ohne ihn zu vollenden. Vor einigen Jahren hat der Ban ans Antrieb
und größtentheils auch ans Kosten dcs Königs von Preußen aufs neue be-
gönnen. — Bonn liegt am Rhein, südlich von Köln, und ist, trotz ihres
hohen Alters, eine freundliche, hübsch gelegene Stadt. Die meisten Einwoh-
ner sind Katholiken. — Düsseldorf und Elberfeld sind bedeutende Fa-
brikörtcr, beide etwa von der Größe Altona's. — Aachen mit 38,000 Einw.
ist die wichtigste und berühmteste Stadt der ganzen Rheinprovinz. Der größte
Theil der Einwohner lebt von Handwerken Fabriken und dem Handel. In
der neueren Zeit hat Aachen durch seine warmen Sehwefelguellen großen Ruf
erlangt. — Der Kaiser Karl der Große wurde hier geboren, erbaute diemüli-
ft erkirche, welche von dem damaligen Papste eingeweiht wurde, und liegt in
derselben begraben. Ueber 700 Jahre hindurch war diese Stadt derkrönungs-
vrt der deutschen Kaiser, und noch wird in Münster der marmorne Stuhl ge-
zeigt, auf welchem sie bei dieser feierlichen Handlung saßen. — Die Stadt ist
katholisch, und enthält viele Religuien, z. B. Karls dcö Großen Schädel und
Armknochen, ein goldenes Kreuz, mit einem Splitter vom Kreuz des Erlösers,
den Gürtel Jesu, den Gürtel der Maria, die Windeln des Heilandes u. s. w.
Die öffentliche Ausstellung dieser Religuien geschieht alle 7 Jahre, und dauert
15 Tage. Tausende von Menschen wandern alsdann nach Aachen.
7. Daö Herzogthum Braunschweig.
Dieses Land hat eine Größe von 71 Ouadratm., und eine Volksmenge
von 250,000 Menschen; es liegt zwischen preußischen und hannoverschen Be-
sitzungen, und ist zum Theil bergig. Ueberall, wo der Boden cs erlaubt, ist
es gut angebaut, und trägt alle Arten von Getraide im Ucberfluß. Die Bie-
rienzucht wird stark betrieben. Die Einwohner sind sehr gewcrbflcißig, und br-
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Extrahierte Personennamen: Hein Karl_der_Große Karl Karls Maria Maria
Kurze Geographie.
345
Thale, die goldene Aue genannt. Weißenfels an der Saale,
6000 E. 3n dieser Gegend ist das Dorf Roßbach, berühmt
1757. Naumburg an der Saale, 14,000 Einw., hat jähr-
lich zwei Messen. In der Nähe ist die Scbulpforte, eine berühmte
Schulanstalt. Zeitz an der Elster, 12,000 (?., bat ansehnliche
Waldungen. Die Grafschaft Mannsfeld in Thüringen*). Eis-
leben, Luthers Geburtsort, 9500 E. Die Salzwerke Ariern
in Thüringen, K ö se n und Dürrenberg an der Saale, sind
sehr ansehnlich. Halle an der Saale, 34,000 E., besteht aus
Halle, Glaucha und Neumarkt. Das große Salzwerk,
wovon 24 Kothen dem Könige, die andern der Bürgerschaft ge-
hören, liefert jährlich über 450,000 Schffl. Salz. Die Halloren,
Nachkommen der Wenden, muthvolle Menschen, arbeiten darin.
Die Universität. Das berühnite Waisenhaus, von Aug. Herm.
Franke 1694 gegründet, was er mir 5 Gulden anfing, versorgt
viele arme Kinder, enthält eine Bibelanftalt, Buckdruckerei unv
andere Anstalten. — Die Grafschaften Stolberg-Stolberg und
Stolberg-Roßla am Harz Mediatbesitzungen*^') unter preußischer
Hoheit.
Der ehemalige sächsische Kurkreis ist sehr sandig, hat Holz
und Hopfen. Wittenberg an der Elbe, eine Festung, Luthers
und Melanchtvns Begräbnißort, 11,000 E. Barby an der
Elbe, von Herrnhutern bewohnt. Bei Düben an der Mulde
ist eine mehrere Meilen große Haide. — In dem von dem meiß-
nischen Kreise erhaltenen Antheil ist die neue Festung Tor gau,
9000 E., an der Elbe.
b) Der Regierungsbezirk Erfurt liegt in einer sehr frucht-
baren Gegend, treibt besonders auch Handel mit Gemüse und
Sämereien. Erfurt ist durch die Eyriaksburg und dcnpeters-
berg fest, 33,000 E. Die große Glocke ist 275 Ctr. schwer.
Das Eichsfeldliegt hoch, ist rauh, hat aber viele Wollenmanu-
fakturen. Heiligenstadt, 2d00 E. Duderstadt ist an
*) Unter Thüringen, das einst ein sehr großes Reich war, be-
greift man j.tzt noch ungefähr den Strich Landes zwischen der
Werra, Saale, dem Harz und Thüringer Wwde. Außer dem
preußischen Thüringen stnd darin unter andern Gotha, Weimar
mit Eisenach, Meiningen mit Hildburghausen, die schwarzburg.
Länder, die Grafschaft Stolberg.
**) M>diatisirte Herren stnd solche, die mit ihren Ländern einem
andern Fürsten nntergeortmt sind, und gewisse Hoheitsrechte,
z 93. Mtlltair zu halten, nicht haben. Diese Souveränität
haben besonders viele Fürsten. Grasn und Städte durch die
Folgen der französischen Revolution veiloren. Z. B. die ehe-
maligen freien Reichsstädte Nürnberg, Augsburg.!
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
52
Zweiter Teil: Da^s Gesanitgebiet. 9. Die Verwaltung.
unmittelbar unterstellt; er läßt sie durch die Provinzialschulräte beauf-
sichtigen. Das Volksschulwesen untersteht dagegen der Königl. Regieruug.
Diese ist eiue mehrgliedrige Behörde. Sie besteht aus drei Abteilungen,
nämlich aus der Abteilung des Innern oder Präsidenten-Abteilung,
aus der Abteilung für Kirchen- und Schulwesen und aus der Abteilung für
die Verwaltung der direkten Steuern, der Domänen und Forsten.
Jeder Abteilung steht ein Oberregierungsrat vor. Der Regienmgspräsideut,
die Oberregiernngsrüte und die zahlreichen Regierungsräte bilden zusammen
das Regierungskollegium. Die Aufsicht über die Volksschulen führen
im Auftrage der Regieruug die Regieruugs- und Schulräte und in den ein-
zelnen Kreisen serner die Kreisschuliuspektoreu. Für die äußeren An-
gelegeuheiteu der Volksschulen sorgt der Landrat, iu deu größereu Städten
der Oberbürgermeister.
Rechtspflege. Für die Rechtspflege siud in der Rheinprovinz die beibcn
Oberlandesgerichte zu Cöln nnb Düsseldorf, mehrere Landgerichte
und zahlreiche Amtsgerichte eingerichtet.
Bildungsanstalten. Außer zahlreichen höheren Schulen imb Seminaren
bestehen in der Rheinprovinz folgende Hochschulen: die Universität zu
Bonn, die landwirtschaftliche Hochschule zu Bonn - Poppelsdorf, die
technische Hochschule zu Aacheu, die Handelshochschule zu Cölu und die
Kunst - Akademie zu Düsseldorf.
Kirchliche Verwaltung, ß der Bevölkeruug der Rheiuproviuz siud katho-
lisch, ^ ist evangelisch oder protestantisch. Gegendeu, iu deueu die Pro-
testauteu vorwiegen oder sehr stark hervortreten, fhtb das Ruhrgebiet, das Ber-
gische Land und das Wuppertal, das Nahegebiet, der südliche Huusrück und die
Gegend von Saarbrücken. Die Verwaltung der katholischen Kirche
leiten in der Rheinprovinz der Erzbischos vou Cölu und die Bischöfe vou
Trier und Müuster; das evangelische Kirchenwesen untersteht dem
General-Superintendenten in Koblenz.
Armeekorpsbezirke. In militärischer Hinsicht gehört die Rheiuproviuz
zum Bezirk des Viii. Armeekorps, mit dein nördlichsten Teile aber zum
Bezirk des Vii. Das Geueralkommaudo des Viii. Armeekorps besiudet
sich in Kobleuz, das des Vii. iu Münster (in der Proviuz Westfalen). Cöln
und Koblenz sind Festuugeu; namentlich Cöln ist durch Vorgeschobeue Werke
sehr stark befestigt.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
62
Dritter Teil: Aus der Heimatgeschichte des Rheinlands,
heiten sich oft All schlimmen S euch eil entwickelten, daß das Volk an Spuk,
Geister und Hexen glaubte, und daß man Unschuldige marterte und
Hexen verbrannte.
Auch in späterer Zeit, als diese schrecklichen Zeiten überwunden waren,
als Ordnung und Sicherheit zugenommen hatten und die Bildung des Volkes
größer geworden war, wurde das wirtschaftliche Leben durch die Klein-
staaterei sehr gehemmt. Überall waren Zollschranken aufgerichtet,
jeder kleine Fürst verlangte eitle Abgabe für die Durchfuhr der Waren. Jnl
Rhein waren Ketten gespannt, die den Schiffen den Weg sperrten und erst
nach Entrichtung des Zolles gesenkt wurden. Durch diese vielen Zollabgaben
wurden die Waren sehr verteuert, so daß manche überhaupt nicht mehr in beu
Handel gebracht werden konnten.
8. Rheinland unter französischer Herrschaft.
Gegen,Ende des 18. Jahrhunderts, nach Ausbruch der Französischen
Revolution, fiel die linke Rheinseite der jetzigen Rheinprovinz an Frank-
reich, etwas später auch die rechte Rheinseite uebft den Gebieteil Westfalens.
Damit hörte die deutsche Kleinstaaterei im Rheinlande auf. Eine einheitliche
Verwaltung wurde eingeführt, die Rheinzölle wurden aufgehoben. Auch
sonst hat die kurze Zeit der französischen Herrschaft manches Gute geschaffen.
Ein besseres Gesetz wurde eingeführt (Code Napoleon), das bis zum Jahre
1900 im linksrheinischen Teile der Rheinprovinz Geltung behalten hat, und
gute Landstraßen wurden gebaut. Andrerseits hat das Rheinland in dieser
Zeit schwer leiden müssen unter deu fortwährenden Kriegen, Aushebun-
gen von Soldaten, Kriegslasten und unter beu hänfigen Durchzügen
der Heere. Als der gewaltige französische Kaiser und Feldherr Napoleou I.
von den Heeren Preußens und anderer Staaten Europas niedergerungen war,
da sollte auch für das rheinische Land eine Zeit des Friedens und eine Zeit
neuen Blühens beginnen.
9. Rheinland unter preußischer Herrschaft.
Im Jahre 1815 waren die Gebiete der jetzigen Rheinprovinz an das
Königreich Preußen gefallen. Die neue Provinz des Preußischen Staates
wurde hauptsächlich aus folgenden Gebieten gebildet: aus dem früheren
Kurfürstentum und Erzbistnm Eöln, aus dem Kurfürstentum und
Bistum Trier, aus den Herzogtümern Jülich, Kleve und Berg, aus
den Herrschaften Mörs und Pfalz - Zweibrücken und aus den Abteien
Essen und Werden. Einige von diesen Gebieten waren schon früher im
Besitze Preußens gewesen. Zuerst, und zwar schon im Jahre 1614, war das
Herzogtum Kleve preußisch geworden. Dieses Land gehörte zu dem Erb-
allteil des Kurfürstentums Braudeilburg an den jülich-klevischen Ländern. Im
Jahre 1702 war Preußen dann auch in den Besitz der Grafschaft Mörs nebst
Crefeld und 1713 in den Besitz eines Teiles von Geldern gekommen. Alle
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
auch sie werden geworfen, und Pappenheim selber fällt. Sterbend noch ruft er: „Sagt dem Herzog von Friedland, daß ich vergnügt sterbe, da ich unseren gefährlichsten Feind mit mir getötet weiß/'
14. Wallensteins Tod. Wallenstein wurde von seinen Feinden unaufhörlich beim Kaiser angeschwärzt. Sie glaubten, er wolle sich zum König von Böhmen machen. Da enthob ihn der Kaiser des Oberbefehls. Wallenstein unterhandelte nun in großer Hast mit den Schweden. Doch ehe es zum Abschlüsse kam, erfüllte sich sein Geschick. Zu seiner Sicherheit war er mit einem Teil seines Heeres nach Eger geeilt. Aber drei Obersten aus der Besatzung stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und beschlossen, ihn zu ermorden. Zuerst wurden seine Freunde niedergemacht, welche man abends zum Mahle geladen hatte, und dann wurde noch in derselben Nacht der Hauptschlag vollführt. Es war 11 Uhr. Eben hatte der Sterndeuter Seni den Feldherrn mit den Worten verlassen, „die von ihm in den Sternen beobachtete Gefahr sei noch nicht vorüber." Wallenstein wollte sich gerade zur Ruhe begeben. Ein Lärm von der Straße her schreckte ihn auf. Da stürmten plötzlich die Mörder die Treppe herauf, sprengten die Thür des Schlafgemachs, und lautlos, mit ausgebreiteten Armen, empfing Wallenstein den Todesstoß.
15. Die letzten Kriegsjahre. Nach dem Tode Gustav Adolfs übernahm der kühne Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer, wurde aber bei Nördlingen (1634) vollständig von den Kaiserlichen geschlagen. Nun fielen die meisten deutschen Fürsten von den Schweden ab, deren Macht durch die verlorne Schlacht gebrochen war. Alles sehnte sich jetzt nach Frieden. Da fachte Frankreich aufs neue die Fackel des Krieges an und schloß mit den Schweden ein Bündnis, um so die Macht Deutschlands zu schwächen und die Länder am Rheine an sich zu reißen. So dauerten die Schrecken des Krieges noch 13 Jahre, in denen sich der Sieg bald auf die Seite der Kaiserlichen, bald auf die der Schweden (Torstensohn und Baner) neigte. Furchtbar waren die Greuel, welche in dieser Zeit von den Truppen verübt wurden. Nicht nur bei den Landsknechten, sondern auch bei den Schweden war alle edle Sitte geschwunden, und der Ruf: „Die Schweden kommen!" verbreitete Schrecken und Entsetzen rings umher. Die Martern, welche den Bürgern und Bauern bei Erpressungen auferlegt wurden, waren warhaft teuflisch. Dem einen band man beide Hände auf den Rücken und zog ihm mit einer durchlöcherten Ahle ein Roßhaar durch die Zunge. Dann suchte man ihm durch Ziehen an dem Roßhaar die größten Schmerzen zu bereiten, und bei jedem Schrei, den der Unglückliche ausstieß, versetzte man ihm 4 Schläge mit der Karbatsche auf die Waden. Den andern legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Milchkübel voll garstiger Jauche in den Leib. Das nannten sie „einen schwedischen Trunk". Zu diesen Greueln gesellte sich eine entsetzliche Hungersnot, die so furchtbar war, daß die Menschen Gras aßen, ja, sogar Fleisch vom Schindanger holten und die Gräber nach Menschenfleisch umwühlten. Dazu kam noch die schreckliche Pest, durch welche ganze Dörfer ausstarben.
16. Friede. Endlich, im Jahre 1648, ward zu Osnabrück und Münster der „westfälische Friede" geschlossen. Deutschland verlor kostbare Grenzländer, von denen die Franzosen das schöne Elsaß hinnahmen. Schweden erhielt die Insel Rügen und Vorpommern mit der Hauptstadt Stettin. Der Kurfürst von Brandenburg wurde durch die Bistümer Kammin, Halberstadt und Minden sowie das Erzstift Magdeburg entschädigt. — Durch diesen langen Krieg war Deutschland in manchen Gegenden fast zur Einöde geworden. Tausende von Städten und Dörfern lagen in Schutt und Asche, und ihre Bewohner irrten heimatlos umher. Die Felder lagen unbebaut da; denn es fehlte an Saatkorn und noch mehr an Zugvieh. Zwei Drittel der Bewohner waren
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Bernhard_von_Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Pappenheim Friedland Schweden Eger Schweden Frankreich Schweden Deutschlands Rheine Schweden Schweden Schweden Deutschland Stettin Brandenburg Bistümer_Kammin Halberstadt Magdeburg Deutschland
151
hatte sich sehr getäuscht. Gustav Adolf trieb die kaiserlichen Heere vor
sich her und zog gegen Magdeburg, das von Tilly bedrängt war.
Allein seine Hilfe kam zu spät; die Stadt wurde erobert und durch eine
furchtbare Feuersbrunst fast vollständig zerstört. Über 20000 Menschen
fanden durch Feuer und Schwert ihren Tod. — Tilly konnte sich rühmen,
in 36 Schlachten gesiegt zu haben. Nun aber verließ ihn das Glück.
Zu Breitenfeld bei Leipzig wurde er 1631 von Gustav Adolf vollständig
geschlagen. Dieser verfolgte ihn bis zum Lech und erzwang sich den Über-
gang. Tilly wurde dabei durch eine Kanonenkugel schwer verwundet und
starb bald darauf. So fiel Bayern in die Hände des Siegers.
c. In dieser Not mußte sich der Kaiser, dessen eigene Länder
jetzt bedroht waren, wieder an Wallenstein wenden. Aber nur unter sehr
harten Bedingungen*) nahm der beleidigte, stolze Friedländer den Ober-
befehl wieder an. In kurzer Zeit hatte er abermals ein großes Heer beisammen.
Bei Lützen, unweit Leipzig, kam es 1632 zur Schlacht, in welcher die
Schweden zwar siegten, aber ihren König verloren. Wallenstein zog sich
Nach Böhmen zurück. Von nun an blieb ec ganz unthätig. Man be-
schuldigte ihn sogar, daß er heimlich mit dem Feinde unterhandle. Deshalb
wurde er des Hochverrats angeklagt, lgeächtet und von seinen eigenen
Offizieren 1634 zu Eg er ermordet.
168. Der westfälische Frieden. 1648.]
Ill,r™178.j
a. Nach dem Tode Gustav Adolfs wurde der Krieg ein allge-
meiner, weil nun auch die Franzosen thätigen Anteil daran nahmen.
Diesen war es darum zu thun, das zwiespältige Reich völlig zu ver-
derben und Stücke deutschen Bodens an sich zu reißen. Deutschland
hatte schrecklich zu leiden. Denn auch aus den schwedischen Truppen war
alle Zucht und Ordnung gewichen, seit Gustav Adolf tot war. Blutige
Schlachten wurden geliefert; aber keine Partei erlangte über die andere
die Oberhand. Als alle aufs tiefste erschöpft waren, kam endlich im
Jahre 1618 nach fünfjährigen Unterhandlungen der Friede zustande. Er
wurde in den westfälischen Städten Münster und Osnabrück ab-
geschlossen; daher heißt er der westfälische Frieden.
b. Durch diesen Friedensschluß verlor Deutschland zwei seiner schönsten
Provinzen. Frankreich erhielt den größten Teil vom Elsaß, mit Aus-
nahme von Straßburg und 10 andern Reichsstädten; Schweden bekam
Pommern mit der Insel Rügen. Die Schweiz und Holland,
welche bisher zum Rüche gehört hatten, wurden selbständige Staaten.
Außerdem mußten bedeutende Kriegskosten bezahlt werden. Zwischen
Katholiken und Protestanten sollte vollständige Rechtsgleichheit bestehen.
*) Wallenstein durfte alle seine Generäle und Offiziere selbst ernennen und
hatte das Recht, mit dem Feinde über den Frieden zu unterhandeln.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Breitenfeld Leipzig Leipzig Schweden Deutschland Deutschland Frankreich Holland
Sprache und Mode verdarben die deutschen Höfe und schließlich auch
den schlichten Sinn des Bürgers. Mit der Sittenlosigkeit rissen Un-
glaube und Aberglaube eiu.
Hexenprozesse. Die verderblichste Frucht des Aberglaubens war der Hexen-
wahn, die Annahme, daß Menschen durch einen Bund mit dem Teufel bösen Zauber
verüben könnten. Von Frankreich aus breitete sich die Hexenverfolgung langsam in
Deutschland aus und erreichte hier ihren Höhepunkt im 16. und 17. Jahrhundert.
Fürsten und Reichsstädte ließen die der Hexerei Verdächtigten, darunter Personen aus
allen Ständen, Geschlechtern und Lebensaltern, ergreifen, foltern und verbrennen.
Die Hexenrichter wüteten mit gleich blindem Eifer in protestantischen wie in
katholischen Gegenden. Der eifrigste Bekämpser des Hexenwahns war der edle
Graf Friedrich von Spe. Aber nur langsam erloschen die Scheiterhaufen.
Mit dem Schwinden des deutschen Volkstums und mit der
zum Schatten herabgesunkenen Kaisermacht war der Glanz des
alten Reiches dahin für immer.
4. Serautmng und Verwüstung Deutschlands durch Ludwig Xiv.
Mit den Teilen des schönen Elsaß, welche Frankreich im West-
fälischen Frieden an sich gebracht, war König Ludwig Xiv. nicht
zufrieden, sondern er suchte noch weitere Gebiete ür Deutschland an
sich zu reißen. Zu diesem Zweck unternahm er mehrere Raubzüge.
Mitten im Frieden, 1681, nahm er das wichtige Straßburg
weg, von dem Kaiser Karl V. gesagt hatte, wenn Wien und Straß-
burg zugleich bedroht wären, würde er zuerst Straßburg retten.
Besonders hatte es der Franzosenkönig auf die herrliche Pfalz ab-
gesehen. Ein französisches Heer von 80 000 Mann drang im Jahre 1689
in die Rheinpfalz ein. Da sich aber Holland, England und Spanien
mit dem Kaiser gegen den Ländergierigen verbündeten, ließ er die Pfalz
durch General Melac furchtbar verwüsten. Das alte herrliche Kurfürsten-
schloß zu Heidelberg wurde in die Luft gesprengt. Die alten Reichs-
städte Speier und Worms sowie unzählige kleinere Orte und Bur-
gen gingen in Flammen auf. Die ganze Pfalz sollte nach dem
Befehl Ludwigs in eine Wüste verwandelt werden, damit Frank-
reichs Ostgrenze gedeckt sei.
Beim Friedensschluß blieb zwar die verwüstete Rheinpfalz
deutsches Gebiet; aber auf Straßburg mußte der Kaiser verzichten.
Wie war es nur möglich, daß die Franzosen also hausen
konnten? Wo waren denn die deutschen Heere? Das Deutsche Reich
hatte zu dieser Zeit gegen die Türken zu kämpfen. Auch fehlte es an
Einigkeit. Die deutschen Fürsten standen sich eifersüchtig gegenüber;
manche hielten auch offen oder geheim zu Frankreich. Bei der Un-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Spe Friedrich Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Karl_V. Karl_V. Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Deutschlands Frankreich Deutschland Wien Rheinpfalz Holland England Spanien Heidelberg Worms Frankreich
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lange Jahre durchzogen schwedische und französische Heere ganz
Deutschland und machten große Gebiete zur menschenleeren Wüste.
Die Schweden hatten wieder Vorteile über den Kaiser erlangt und
bedrohten Wien. Schon hatten sie Prag eingeschlossen und über-
schütteten die Stadt mit glühenden Kugeln. Da erscholl von Münster
und Osnabrück her das beglückende Wort: Friede!
Der Westfälische Friede 1648. Der Friede war endlich nach
fünfjährigen Verhandlungen zustande gekommen. Deutschland erlitt
unersetzliche Verluste.
Die Schweden erhielten Vorpommern, die Insel Rügen und 15 Millionen Mark
Kriegsentschädigung. Frankreich bekam den größten Teil des schönen Elsaß. Der
einzige Gewinn für Deutschland war der Friede zwischen Katholiken und Prote-
stanten. Beide erhielten die gleichen Rechte. Der Besitz der Kirchengüter wurde
nach dem Stande des Jahres 1624 (Normaljahr) geregelt.
3. Zustand Deutschlands während und nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Geendigt war „der lange, verderbliche Streit"; aber seine Spuren
blieben in Deutschland auf Jahrzehnte hinaus unvertilgbar.
Kriegsgreuel. Während des Krieges hatten die rohen Söldner-
scharen in grausamster Weise gehaust. Bei der langen Dauer des
Krieges war es den Führern oft nicht möglich, die Truppen regel-
mäßig zu besolden. Diese entschädigten sich dafür durch Raub und
Plünderung. Freund und Feind verfuhren mit gleicher Schonungs-
losigkeit. Alles wurde geraubt, was irgendwie wertvoll erschien.
Um Geständnisse über verborgene Gelder oder Kostbarkeiten zu
erpressen, wurden die entsetzlichsten Martern angewandt. Die fort-
gesetzten Plünderungen, die Verwüstungen der Felder und Zer-
störungen der Weinberge führten eine schreckliche Hungersnot
herbei. Dem Hunger folgte die P e st, der Unzählige zum Opfer
fielen. Pest, Hunger und Krieg rafften mehr als die Hälfte der
Einwohner Deutschlands dahin. Tausende von Städten, Dörfern
und Flecken wurden ein Raub der Flammen. Landwirtschaft, Ge-
werbe, Handel lagen danieder. Roheit und Sittenlosigkeit nahmen
überhand.
Nach dem Kriege fehlte es den Landleuten an Saatkorn, Zug-
vieh und Arbeitskräften, den Gewerbetreibenden an Absatz für ihre
Waren. Viele der entlassenen Söldner scharten sich zu Räuberbanden
zusammen, die besonders in waldigen Gegenden ihr gefährliches
Unwesen trieben. Das stolze Selbstbewußtsein und die Selbst-
achtung des deutschen Volkes war gebrochen. Französische Sitte,
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Deutschland Frankreich Elsaß Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschlands