79
Königreich Preußen.
Düsseldorf, Köln, Koblenz, Aachen. — Das jetzige Kö-
nigr. Preußen bestand vor 400 Jahren nur aus der Mark Bran-
denburg (Provinz Brandenburg u. ein Theil der Provinz Sachsen);
Friedrich, Burggraf von Nürnberg aus dem Hause Hohen-
zollern, ward 1415 Markgraf und Kurfürst. Bis 1688 kam
ein Theil von Pommern, Kleve, Mark, die Bisthümer
Halberstadt, Minden, Magdeburg u. a. Provinzen hinzu
und schon 1525 war das Herzogthum Preußen erworben, was
ehemals dem Deutschen Ritlerorden gehörte. Kurfürst Friedr.
Wilh. I. machte sich unter dem Namen Friedrich I. zum König
von Preußen (1701). Er und seine Nachfolger erwarben Geldern
(1714), einen Theil von Vorpommern (1720), Schlesien
(1742), Ostfriesland (1745), einen großen Theil von Polen
0773, 17y3, 1795)/ die Bisthümer Münster, Paderborn,
Hildesheim (i8oz) u. a. Provinzen, ja (izvü) nach Abtretung
anderer Provinzen sogar das Kurfürstenthum Braunschweig
Lüneburg. Durch den unglücklichen Krieg mit Frankreich 1806
und 1807 gingen alle Gebiete in W. der Elbe und die Polnischen
Provinzen verloren; dagegen erhielt Preußen durch den Wiener
Congreß (1815) und durch Verträge mit andern Staaten seine je-
tzigen Bestandtheile, indem es außer den alten Provinzen zwischen
Elbe und Rhein von denen aber Ostfriesland, Hildesheim u. a. ab-
getreten wurden, Schwedisch Pommern, die Halste des Königr.
Sachsen, ein großes Gebiet am Rhein, das Großherzogth.
Posen u. a. Gebiete zu erhielt; von denen viele noch von eigenen
Fürsten und Grafen, den sogenannten Mediatisirten, regiert
werden. Auf den König Friedrich 1. folgte Friedr. Wilh. I.
07j3); Friedr. Ii., der Große, (1740); Friedr. Wilh. Ii.
(1786). Der jetzige König Friedr. Wilh. Iii. geb. 1770, kam
1797 zur Regierung. Preußen ist eine unbeschränkte Monarchie,
denn cs giebt bis jetzt noch keine allgemeine Stände, sondern
jede Provinz hat ihre besondere Ständeversammlung, auf welcher
die mediatisirten Fürsten, die Ritterschaft und die Abge-
ordneten der Städte und der übrigen Grundbesitzer auf dem
Lande erscheinen. Der König hat eine berathende Behörde, den
Staatsrath, neben sich. Die höchste Verwaltungsbehörde ist das
Staatsministerium, welches aus 7 Ministern besteht. Unter
den Ministern stehen 8 Oberpräsidenten, deren jeder eine oder
zwei Provinzen verwaltet. Jede Provinz ist in Regierungsbe-
zirke getheilt, deren jeder einer Regierung untergeben ist. Die
Bezirke zerfallen in Kreise, an deren Spitze die Landräthe stehn.
Die beiden höchsten Gerichte des Reiches sind das Geheime
Obertribunal und für die Rheinprovinzen der Obercassa-
tionshof. Unter jenem stehen die Oberlandesgerichte u. Hof-
gerichte, Stadt- u. Landgerichte, Justizämter u. Patri-
monialgerichte. In den Rheinprovinzen sind ein Appella-
tionshof, Land- u. Friedensgerichte, Handelsgerichte
und Assisenhöfe. Das Bergwesen steht unter Z Oberbergäm-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Burggraf_von_Nürnberg Kurfürst_Friedr Friedrich_I. Friedrich_1. Friedrich
86 Preußen.
der- u. Kupfergruben. Luther geb. 1483.— e) Theil des Herzogth.
Magdeburg. Halle a. d. Saale, 26,000 E. Universität. Ober-
bergamt. Irrenanstalt. Wichtiges Salzwerk. In der Vorstadt Gla ei-
ch a die berühmten Frankeschen Stiftungen, Waisenhaus, Päda-
gogium u. a. Woll-, Leder-, Stärke- u. Strumpffabr.— f) Für-
sten th. Querfurt mit der Stadt gl.n. Salpeterhütte, Pferde-
markt, Ziooe. — 3) Regierungsbezirk Erfurt, a) Für-
stenth. Erfurt mit der Stadt gl.n. a. d Gera, 2z,oooe. Zwei
Citadellen; schöne öffentliche Plätze, Dom. Regierung, Akademie der
Wissenschaften, Seminar für Taubstummen Lehrer u. a. Bildungs-
anstalten. Baumwoll-, Woll-, Strumpf-, Tabacks- u. a. Fabriken,
wichtiger Gemüle- u. Gewürzpflanzenbau; Handel mit Sämereien.—
k») Ehemaliger Theil des König r. Sachsen. Langensalza a. d.
Salza, 6300e. Starker Getreide-, Waid-, Krapp- u. Anißbau,
Seiden-, Woll u. a. Fabriken.— c) Das Eichsfeld mit der Stadt
Heiligenstadt an der Leine, Z800 E. — 6) Ehemalige freie
Reichsstädte. Nordhausen a. d. Zorge, io,Zooe. Wichtige
Brantwcinbrennerei, Kornhandel, Scheidewasser-, Vitriolöl-, Ta-
backs- u. a. Fabr. Ölmühlen. — Mühlhausen a. d. Unstrut,
10,000e. Waid-, Saflor- u. Anisbau. Stärke-, Leder - u. a.
Fabr.—« e)Grafsch. Henneberg am Thüringer Walde. Schleu-
sin gen, 2z00e. Schloß. Kupfer- u. Eisenwerke. Pulver- u.
Papiermühlen. — Suhl«, 6000e. Wichtige Gewehr- u. a. Ei-
senfabr. u. Eisenhämmer, Barchentweberei.
V. Provinz Westfalen. Boden in N. ebenes Tiefland, in
S. gebirgiges Hochland. Jno. das Wesergebirge u. die Egge,
in W. das Sauer ländische Geb. u. der Westerwald, in wel-
chem der Ederko pf—2( 00f. der höchste Gipfel der ganzen Provinz.
Die Weser empfangt von hier die Eider, Diemel, Emmer u.
Werre. Zum Rhein, der aber die Provinz nicht berührt, fließen
die Lippe, Emscher, Ruhr mit der Lenne u. die Sieg. Die
Ems entspringt hier. Dievecht mit der Dinkel fließen nach den
Niederlanden. Der Münstersche Kanal. Theils dürrer Sand-
u. Gebirgs-, theils fruchtbarer Boden. Waldungen nicht bedeutend;
starker Flachsbau, bedeutende Schweine- u. Ziegenzucht. Viel Eisen,
Blei, auch Silber; wichtige Steinkohlengruben u. viele Salzwerke.
Viel Torf. Wichtige Fabriken, besonders in W. Starke Leinewand-
weberei, viele Baumwoll-, Woll-, Band-, Strumpf-, Leder-, Eisen-,
Stahl- u. Messingfabriken. Unter den r, 250,000 E. sind ^20,000
Katholiken, ii,000 Juden. — i) Regierun gsbez irk Munster,
a) Bisthum Münster. Münster a. d. Aa, 22,000 E. Schöner
Dom, Schloß, Rathhaus, der große Romberger Hof. Sitz des Ober-
präsidenten, Regierung, kathol. Bischof, Oberlandesgericht, kathol.
theol. u. Philosoph. Facultät, Taubstummenanstalt. Strafanstalt.
Leinewandhandel u. verschiedene Fabriken. Westfälischer Friede 1648.
— Warendorf a.d. Ems, 4200e. Wichtiger Leinewandhandel,
Weberei.— 6) Die Standesherrschaften. Grafsch. Bent-
heim, Fürstenth. Horstmar mit der Stadt Koesfeld a. d.
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Niederrhein. 89
Vii. Provinz (Großherzogthum) Niederrhein.
Boden fast ganz gebirgig, zum Theil Hochebene; in N. Hochland,
zum Theil Heide und Moor. In So. der Hunds rück über
2000f. hoch, nördlicher die Eiffel, 2 — Z000f. hoch, ein kah-
les, unfruchtbares Gebirge, so wie nördlicher das Hohe Been,
öde Hochebene. In Sw. Theile die Ardennen; östlich vom
Rhein der Westerwald u. das Siebengebirge. Der Rhein
nimmt in O. die Wied, in W. die Nahe (Gränze gegen Baiern),
die Mosel mit der Saar, Sure, Kyll und Elz, die Nette
und Ahr auf. Die Roer (rühr) fließt in die Holländ. Maas.
Einen getrennten Theil der Provinz bewässert die Lahn. In S.
sind große Waldungen. Ackerbau mehr in N. Viehzucht in S.
Obst- und Weinbau, den wichtigsten des Staates, Eisen, Kupfer,
Blei, Zink, etwas Silber, viele Steinkohlen. Sand- und Mühl-
steine. Wichtige Tuch-, Leder-, Stahl- u. Eisenfabr. Unter den
i,i6o,oooc. sind 190,000 Protestanten, 12,000juden, Zgomen-
noniten. — 1) Regierungsbezirk Koblenz, a) Crzbis-
thum Trier. Koblenz am Rhein, 16,000 E. Festung. Zwei
Schlösser. Regierung, Tribunal. Tabacks- und Blechfabrik.
Weinhandel, Schiffahrt. — Thalehren breitstein am gegen-
überliegenden Rheinufer, 2300 E., daneben auf hohem Felsen die
Festung Ehrenbreitstein. — Mayen a. d. Nette, Z200 E.
Tuchweberei, Mühlsteinbrüche. — Adenau auf der Eiffel,
2400 E. Eisen- und Bleigruben. — Boppard am Rhein,
Z400e. Baumwoll- u. Thonpfeifenfabr. Schifffahrt. — Ober-
wesel am Rhein, 2200 E. Weinbau, Schieferbrüche.— b) Zur
Pfalz gehörte Kreuznach a. d. Nahe; 7000e. Leder- u. Ta-
backsfabr. Handel. Salzwerke. Simmern auf dem Hundsrück,
Lz00e. Gerberei, Strumpfwirkerei.— c) Erzbisthum Köln.
Andernach am Rhein, 2600e. Schifffahrt, Handel mit Mühl-
steinen und Traß. —^ Linz am Rhein, 2z00e. Eisen-, Blei-,
Silber- und Kupferhütten. — d) Grafsch. Wetzlar zwischen
Nassau und Hessen Darmstadt. Wetzlar a. d. Lahn, 4400e.
Ehemaliges Reichskammergericht.— e) Stande sherrschaften:
das Fürstenthum Wied mit der Stadt Neuwied am Rheine,
4800 E. Schloß mit dem Brasilischen Museum. Mancherlei Fabri-
ken, lebhafter Handel. Fürstenth. Solms Braunfels und
Sayn Wittgenstein. — 2) Regierungsbezirk Trier.
a) Erzbisthum Trier, in welchem die Stadt gl. N. a. d. Mo-
sel. 17,500 E. Ehemaliges Schloß, jetzt Caserne, Dom. Rö-
mische Alterthümer; Regierung, kathol. Bischof. Porzellan- und
Zuckerfabr. — Saarburg a. d. Saar, 1500 E. Alaun - und
Salmiakfabr. Bernkastel an der Mosel, 2000e. Weinbau;
Kupfer- u. Bleigruben.— Wittlich, 2z00e. Mineralquellen.—
b) Fürstenth. Nassau mit der Stadt Saarbrück a. d. Saar,
7200 E. Eisengruben, verschiedene Fabriken. — c) Zu Frankreich
gehörte sonst die Festung Saarlouis, 4500e. Eisen- u. Blei-
gruben. — 8) Regierungsbezirk Aachen, a) Ehemalige
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222
besitzt den schönsten Bahnhof in ganz Süddeutschland. Hier
müssen wir dem geneigten Leser ein Geheimniß verrathen: das
eigentliche Ziel unserer Reise ist nämlich Paris und die allge-
meine Industrie- und Kunstausstellung. In Ludwigshafen aber
werden Billets zu ermäßigten Preisen für die Reise über Mainz,
Cöln, Aachen, Lüttich, Brüssel, Lille, Amiens nach Paris und
zurück über Metz und Saarbrücken, oder umgekehrt, ausgegeben,
mit dem Rechte, beliebig auf einer der genannten Stationen zu
verweilen; für 110 Franken die Person macht man die ganze
Tour in den Wagen erster Classe.
Der Zug von Ludwigshafen war ungewöhnlich besetzt;
denn in Worms wurde die neu aufgeschlagene Rheinbrücke ein-
geweiht. Der Großherzog von Hessen hatte sich persönlich zur
Feier dort eingefunden, das alte Worms, das so viele Erinne-
rungen aus der deutschen Geschichte und Heldensage (Nibelungen)
in uns erweckt, prangte ganz im Festschmuck von Laub und
Fahnen, und immer neue Menschenschaaren strömten durch die
Thore der ehemaligen Hauptstadt des Wonnegaus, die heute
einen eigenthümlichen Gegensatz zu ihrer melancholisch stimmenden
Vergangenheit bietet. Schon im 5. Jahrhundert von den Hun-
nen erobert und zerstört, blieb Worms (das alte Hordotomak-uz,
die Hauptstadt der Vangionen, im Mittelalter Wormatia) in
Trümmern liegen, aus denen die Stadt nur langsam sich wieder
erhob, so daß sie unter Karl dem Großen mehre Reichstage und
Maiversammlungen beherbergte. Unter dem Hohenstaufen Fried-
rich Ii. zählte die Stadt 60,000 Einwohner; blühend war sie
noch, als Karl V. im Jahre 1521 dort den Reichstag hielt,
vor dem Luther erschien. Erst der Würgengel des dreißigjährigen
Krieges brach die Blüte. Von da an ein beständiger Kampf mit
Noth und Jammer: im Jahre 1635 eine gräßliche Hungers-
noth; am Ende des großen Krieges nur mehr 200 Familien
innerhalb der weiten Ringmauern und als die Stadt langsam
sich zu erholen begann, verwandelte sie der 31. Mai 1689 im
sogenannten Orleansschen Kriege in einen Schutthaufen. Ihre
Mauerkrone umhüllte fortan der Witwenschleier; erst in den letz-
ten Jahren stieg die Bevölkerung sichtbar, wenn auch langsam;
gegenwärtig (1857) beträgt sie 10,325 Seelen. — Beim An-
halten erfahren wir, daß die Liebfrauenmilch, der köstliche Reben-
saft von dem Hügel, der die Liebfrauenkirche in Worms (nicht
zu verwechseln mit dem Dom) trägt, für diesen Herbst besser
zu gerathen verspricht, als seit Jahren. Dann geht es rasch
weiter, rasch, wie die hessische Ludwigsbahn fährt, durch Boden-
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Extrahierte Personennamen: Wormatia Karl_dem_Großen Karl Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Paris Ludwigshafen Mainz Aachen Lille Amiens Paris Ludwigshafen Worms Rheinbrücke Hessen Worms Worms Worms
235
Anerkennung erworben. Bierkannen gehen in erstaunlicher Zahl
besonders nach Bayern. Neuerdings hat man angefangen, den
Bierkannen eine schöne künstlerische Gestalt zu geben, da die Ver-
mählung der Kunst mit dem Gewerbe auch hier einzieht. Man
nennt diese Thonwaren gewöhnlich Coblenzer Krüge, da Coblenz
ein Hauptstapelplatz für die Versendung derselben ist.
Vom Herausgeber.
20. Wanderungen durch Westfalen.
a. Minden und die Porta Westfalica.
Das alte Minden ist berühmt wegen seiner freundlichen
Lage an der Weser; die Stadt selbst aber ist keineswegs schön;
sie ist enge und winklicht zusammengebaut. Die starken Befesti-
gungen hindern sie an aller Entwicklung und an jener Ausdeh-
nung in freundlich helle, mit Gartengebüsch und grüner Natur
durchsetzte Vorstadtanlagen, die sich heutzutage um alle größern
Städte bilden, welche nicht das wenig beneidenswerthe Glück
haben, Festungen zu sein. Wie freundlich und anmuthig erscheint
uns z. B. Braunschweig, gleichsam in einem Laubocean mit
weiten Wallpromenaden und Parks umgeben, Leipzig, das
ja vom slavischen Worte lipa, d. h. blühende Linde, seinen
Namen hat, mit seinen schönen Anlagen, Frankfurt am Main mit
seinen reizenden Gartenwohnungen und so viele andere Städte!
Minden ist eine der alten Bisthumsstiftungen Karls des
Großen, die man an das Jahr 780, besser wohl an 803 knüpft.
Der Dom soll gegründet sein an der Stelle eines Schlosses des
alten Sachsenherzogs Wittekind; doch spricht dafür eben nur die
Sage. Von den alten Bischöfen, denen Karls des Großen Stif-
tung anvertraut wurde, ist nicht viel zu sagen. Sie errangen die
landesfürstliche Gewalt nach dem Sturze Heinrichs des Löwen.
Hervorragende Charaktere, wie die Kirche von Paderborn in dem
berühmten Bischof Meinwerk, die von Münster in Otto Iv., die
von Osnabrück in Benno sie besaß, hatte Minden nicht. Die
Residenz der Bischöfe war, wie überall, nicht die Landeshaupt-
stadt, sondern das kleine ein paar Stunden tiefer an der Weser-
liegende Petershagen; so residierten die Bischöfe von Osnabrück
in Iburg, die von Paderborn in Neuhaus u. s. w.
Der westfälische Frieden gab das Fürstenthum Minden an
Kur-Brandenburg; am 1. Februar 1650 nahm der große Kur-
fürst selbst die Huldigung der Stände des Landes an. Es war
eine höchst wünschenswerthe Arrondierung der Besitzungen, welche
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Heinrichs Otto_Iv. Otto_Iv. Osnabrück Benno Osnabrück
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Bierkannen Coblenz Westfalen Porta_Westfalica Leipzig Frankfurt Main Karls Paderborn Weser- Petershagen Iburg Paderborn Neuhaus Kur-Brandenburg
375
Schottland, Oesterreich ohne die italienischen Provinzen hat 62,
wovon 24 in Ungarn, die Schweiz 5, Deutschland 24, wovon 8
in Preußen: die Erzbisthümer Cöln und Posen, das Fürstbis-
thum Breslau, die Bisthümer Kulm, Ermelan'd, Münster, Pader-
born, Trier, 8 in Bayern: die Erzbisthümer München und Bam-
berg, die Bisthümer Passau, Regensburg, Würzburg, Augsburg,
Eichstädt, Speyer; Hannover hat 2, Hildesheim und das 1857 neu
errichtete Osnabrück, Baden (Erzbisthum Freiburg, das Haupt
der oberrheinischen Kirchenprovinz), Württemberg, Hessen-Darmstadt,
Kurhessen, Nassau, Limburg je 1 (in dem zum deutschen Bunde gehö-
renden Herzogthum Limburg ist das Bisthum Roermonde). Polen
zählt 15, das europäische Rußland 10, die europäische Türkei, Grie-
chenland und die jonischen Inseln 20. In Asien gibt es 65, in Afrika
11, in Amerika 124, wovon 70 auf das nördliche, 11 auf Mittel-,
43 auf Südamerika kommen, und in Océanien (Australien) 10.
Die von der Congrégation de Propaganda Fide abhangenden
apostolischen Vicariate und Delegationen belaufen sich in Europa
auf 22, in Asien 63, in Afrika 17. Hierzu kommen noch die
gleichfalls unter Leitung der Propaganda stehenden Missionen,
deren es in Nordamerika 5, in Südamerika 4, in Océanien 10
gibt, jede mit verschiedenen Häusern und Collégien. — lieber
die Zahl der Katholiken, der Protestanten und der Christen über-
haupt vergl. den Artikel: Bilder aus Nordrußland.
Vom Herausgeber.
6. Sicilien.
Sicilien, diese von der Natur so reich gesegnete, aber durch
politische und gesellschaftliche Unbilden so unglückliche Insel zählte
auf 496 Quadr.-Meiten am Ende des Jahres 1856 2,141,800
Einwohner. Bekannt ist die Dreiecksgestalt der Insel, die von
ihren drei Vorgebirgen Peiorum (jetzt Peloro) an der Nordost-
spitze, Pachynum (Passaro) im Süden und Lilybaeum (Boco)
im Westen, bei den Alten Trinacria hieß. (Vergleiche Ovids
Metamorphosen V. 346 ff.:
Vasta Giganteis ingesta est insula membris
Trinacris, et magnis subjectum molibus urget
Sidereas ausum sperare Typhoea sedes.
Nititur ille quidem pugnatque resurgere saepe:
Dextra sed Ausonio manus est subjecta Peloro,
Laeva, Pachyne, tibi; Lilybaeo crura tenentur;
Degravat Aetna caput; sub qua resupinus arenas
^Ejectat flammamque fero vomit ore Typhoeus.)
In der Mitte erhebt sich ein Gebirge, der heräische Berg-
rücken, welcher in 3 Armen bis zu den drei Vorgebirgen sich
verbreitet; seine größte Höhe erreicht das Gebirge an der Nord-
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Extrahierte Personennamen: Aetna
Extrahierte Ortsnamen: Schottland Oesterreich Ungarn Schweiz Deutschland Posen Breslau Kulm Trier Bayern Regensburg Würzburg Augsburg Speyer Hildesheim Baden Württemberg Hessen-Darmstadt Kurhessen Nassau Limburg Asien Afrika Amerika Südamerika Océanien Australien Europa Asien Afrika Nordamerika Südamerika Océanien Nordrußland Sicilien Sicilien Pachynum Lilybaeum_(Boco Laeva
304
wechselndem Erfolg mehrmalen durch Friedensschlüsse
beendigt und immer wieder erneuert wurde, und in
welchem sich der Kriegsheld Georg Frundsberg
großen Ruhm erwarb. Unter Karls V. Regierung
kam über Deutschland das Elend eines Religions-
krieges, welcher mit einem Umsturz des deutschen
Staatssystemes und mit völliger Unterdrückung eines
ansehnlichen Theiles der deutschen Fürsten und Städte
geendigt haben würde, wenn nicht der tapfere und
ftaatskluge Herzog Moritz von Sachsen, welcher
vorher Verbündeter des Kaisers gewesen, den gewal-
tigen Planen des großen Herrschers Einhalt gethan
hätte (1552). Mit Moritz hatte zugleich der Sohn
des 1547 verstorbenen Franz I., König Hein-
rich Ii., sich gegen den Kaiser vereint und die Städte
Loul, Metz und Verdün genommen. So kam zuerst
1552 der Vergleich Karls V. mit den Churfürsten
zu Passau, dann 1555 der Religionsfriede zu
Augsburg zu Stande, wodurch den Protestanten Re-
ligionsfreyheit zugesichert ward. Karl trat 1555
seinem Sohne Philipp Ii. Spanien, die Nieder-
lande und die italienischen Provinzen, seinem Bruder
Ferdinand I. 1556 die Kaiserwürde ab, er selber
starb 1558. Einer der ruhmwürdigsten fürstlichen
Zeitgenossen Kaiser Karl V. war, nebst dem Chur-
fürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen, der
geistig hochbegabte, fromme Herzog Christoph von
Würtemberg.
Philipp Ii. im Kampf mit den Niederlanden und mit
England.
H. 242. Unter Karls V. Sohn, König Phi-
lipp Ii. (von 1556—1598), fielen die Niederlande
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Extrahierte Personennamen: Georg_Frundsberg Karls_V. Karls_V. Moritz_von_Sachsen Moritz Franz_I. Franz_I. Karls_V. Karl Karl Philipp_Ii Philipp Ferdinand_I. Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Christoph_von
Würtemberg Philipp_Ii Philipp Karls_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Karls Spanien Sachsen Niederlanden England Karls
312
brachten bey dieser Gelegenheit das deutsche Hülfsheer
in beständigen Nachtheil, um so mehr, da ihm gegen-
über einer der größesten Feldherrn, welche Frankreich
jemals hatte, Türen ne, für die Ehre und den
Vortheil seines Königes kämpfte. Die arme Rhein-
pfalz hat damals am meisten von der Härte und den
Gräueln des Krieges gelitten, in welchem die so ge-
bildeten Franzosen ihren Ruf durch große Unmensch-
lichkeiten befleckten. Endlich schloß Frankreich im I.
1678 p Nymwegen mit Holland einen Frieden,
wobey dieses Land alle die ungerechter Weise ihm
genommenen Orte zurück bekam, während Spanien
in dem bald nachher auch mit ihm abgeschlossenen
Vertrag einen bedeutenden Theil seiner Niederlande,
Oestreich sein schönes Freiburg verlor. Aber diese
Friedensschlüffe waren dennoch nur scheinbar; Lud-
wig Xiv. brach sie bald hernach von neuem, als er
sich 1681 des Elsaßes und seiner Hauptstadt Straß-
burg bemächtigte, welche er jetzt für immer dem
deutschen Reiche entriß.
i
Türkische und französische Kriege.
H. 246. Die Mächte dieses deutschen Reiches, an
ihrer Spitze Oestreich, hatten jetzt weder Zeit noch Kraft,
dem räuberischen Feinde in Westen zu widerstehen,
denn ein andrer, scheinbar noch mehr fürchterlicher
und barbarischer Feind nahte sich aus Südosten: das
Heer der Türken unter Kara Mustapha, dem
Großvezier, welches im I. 1683 bis vor Wien drang
und diese Hauptstadt belagerte. Das kleine Heer der
Oesterreicher, unter dem Herzog Karl von Lo-
thringen, hätte die Stadt nicht vor dem nahen Un-
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Oestreich Mustapha Karl_von_Lo- Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Holland Spanien Freiburg Wien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
48
Bilder vom deutschen Rhein.
Vom Johanniskäferlichen lautet ein Volksreim:
'8 fliejt e fyri's mannet rum,
iwwer hauj (Haag) un hecke,
het e guldi's ladernel, drum
kann si's uidd verstecke.
Fyri's mannet uffm bauj,
gib merr dien ladernel au!
Vom Mann im Monde singt man:
Wellemännle im mond,
guck e bissei erunter!
Guck in alli stuewwe 'nien,
gell (gelt) es nimmt di wunder?
Wirf dien leiterle 'era
grattel driwwer 'nunter,
vorne 'ra, hinte 'ra,
iwwer all! stange;
wenn du mit spiele witt,
muescb mer's Lifsele fange.
Das Erwachen und die Entwickelung des städtischen Lebens und
Geistes hat früh dem deutschen Elsaß seine eigentümlichen Vorzüge ver-
liehen. Aber das Bild, welches frühere Jahrhunderte von den städtischen
Verhältnissen zeigen, ist in neuerer Zeit gänzlich verändert.
Es mag Wunder nehmen, auch in diesem Lande einer so ausge-
dehnten Zerstörung der Denkmäler der alten Zeit zu begegnen, da es
doch in den Zeiten, wo die Franzosen die Pfalz verwüsteten, wo sie
am Rhein, dem Neckar, der Mosel, der Nahe und der Lahn so zahlreiche
Burgen und Städte zerstörten, von Kriegsstürmen frei war. Aber
manches war fchon während der elsässischen Landesfehden, im Bauern-
kriege und dann im dreißigjährigen Kriege gefallen, und eine unzählige
Menge vou Kunstdenkmälern aller Art erlag dem rasenden Vernichtungs-
triebe der französischen Revolution. Vom Jahre 1793 an haben die
Franzosen im Elsaß mit einer Wut, die uur der Haß gegen die Zeugen
der alteu deutschen Kultur des Landes erklärt, Burgen zerstört, Kirchen
geschändet, Bildwerke und Malereien vernichtet, geschichtliche Denkzeichen
getilgt. Man wähne nicht, in den alten Reichsstädten noch jetzt den
Glanz und die Kunst alter Zeiten zu finden, in den alten Kirchen und
Klöstern noch jetzt jene Fülle von Gemälden und Bildwerken anzutreffen,
die frommer Sinn einst hier gestiftet. Wo ist die stolze, herrliche Kaiser-
bürg hin, welche die Hohenstaufen zu Hagenau gebaut, über deren Thor
die gewaltigen Männer demutsvoll geschrieben hatten: „Gott die Ehre?"
Weithin über die Wipfel des Reichswaldes hinaus schaute d.r Kaiseraar;
in kostbarer Kapelle waren die Kleinodien des Reichs niedergelegt, und in
den prächtigen Hallen eines Friedrich Ii. fanden Dichtung und Kunst, Musik
und Gelehrsamkeit Pflege und Ehre. Die Wogen der Zeit waren über-
dies Schloß, nicht ohne ihre Spur zurückzulassen, dahingestürmt, doch
stand es noch herrlich da, als im Jahre 1678 der französische Marschall
Creqni die Feuerbrände an die deutsche Reichsstadt Hagenau legen ließ.
Die Trümmerhaufen der Burg, die das Feuer nicht gänzlich verzehren
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Marschall
Creqni
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Elsaß und seine Bewohner.
49
konnte, fielen unter den Brechstangen und Äxten der Knechte Ludwigs
Xiv. Und so wie das hohenstaufische Kaiserschloß ging noch manch
andere Burg — man könnte Hunderte von Namen nennen — unter;
keine von allen, die ehedem die Berge des Wasgenwaldes schmückten, ist
völlig erhalten. Alles, was auf uns gekommen, sind nur die Trümmer
einstiger Größe. Unter denselben ragt an Umfang weit hervor die Hohen-
stauseuburg bei Schlettstadt, einst ein Prachtbau im Besitze verschiedener
Adelsgeschlechter, nun eine Ruine, jedoch von solcher Ausdehnung, daß
sie wohl Rheinfels überragen mag, von solcher Schönheit, daß man sie
mit Heidelberg verglichen hat. Der hohen Königsburg schließt sich dann
nicht unwürdig das Schloß St. Ulrich, eine der drei Burgen von Rap-
poltsweiler, an, deren frühere Schönheit man in den bedeutenden
Trümmeru noch jetzt anschaut. Und jo stufen sich weiter die zahlreichen
Burgruinen des Elsasses in mannigfachen Graden der Erhaltung und
des Umfanges ab bis zu dem Steinhaufen, der noch wenigstens die
Stelle ehemaligen Glanzes bezeichnet.
Wenn uns in diesem traurigen Zustande gegenwärtig die Denk-
mäler fürstlicher Herrlichkeit und adeligen Lebens entgegentreten, so haben
sie nichts voraus und stehen in nichts den Städten nach, in denen das
bürgerliche Leben sich bewegte. Denn auch der einst so hell leuchtende
Glanz jener freien Städte des deutschen Reiches, die dem Namen des
Elsasses Ehre brachten in allen Landen, ist dahin! Entweder nahm man
ihnen ihre alten Thore und Wälle ganz und machte sie zu offenen un-
bedeutenden Landstädten, oder man schnürte sie eng in den Ring Vau-
banscher Befestigungen ein und beschränkte gewaltsam ihr Dasein. So
gingen die alten Reichsstädte unter und mit ihnen die Freiheiten alten
deutschen Bürgertums. Wie kann es danach Wunder nehmen, daß auch
die alten Rathäuser fast überall verschwunden sind! Da nun auch ver-
hältuismäßig sehr wenige städtische Wohugebäude aus früherer Zeit er-
halten sind, so tragen die Städte heute durchgehends nnr einen ein-
förmigen Charakter. Am meisten findet man noch das Bild einer Stadt
von geschichtlichem Leben in den alten Teilen von Kolmar, wo ein
Museum die wichtigsten Kunstdenkmale des Elsasses bewahrt, und an
einigen Stellen von Straßburg selbst erhalten. ^
Eine sinnreiche Sage des Mittelalters berichtet uus, daß Kaiser
Sigismund einst den edlen Frauen Straßbnrgs beim Abschied zum
bedeutsamen Angedenken jeder einen goldenen Ring geschenkt habe:
Wie euren Finger golden
umfaßt jedweder Ring,
soll eure Söhn' umwinden
der Treue festes Band
und soll sie ewig bindeu
ans deutsche Vaterland.
Heute bietet das deutsche Volk den wiedergewonnenen Brüdern
einen unsichtbaren Ring der Liebe zu neuem Bunde. Möchte das
Elsaß ihn ergreifen und annehmen als ein Pfand engster Zusammen-
gehörigkeit, als das Hoffnungszeichen reicher und fruchtbarer Zukunft,
Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]