330
Erste Periode
anerkannt. Frankreich erhielt nicht nur die Oberhoheit über
Bisthümer Metz, Toul und Verdun bestätigt, sondern auch
noch Elsaß, die Landvogtei Hagenau und die Lehensherrlichkeit
über Pignerol vom Reiche abgetreten, sowie das Besatzungsrecht
in Philippsburg; Schweden bekam Vorpommern nebst der
Insel Rügen und einem Theile von Hinterpommern, Wismar,
Bremen und Verden, alles mit den Rechten der Reichsstandschaft;
Ehurbrandenburg die säcülarisirten Stifter Magdeburg, Hal-
berstadt, Camin und Minden; Braunschweig-Lüneburg den
abwechselnden Besitz des Bisthums Osnabrück und der Probsteien
Groningen u. Walkenried; Mecklenburg die Bisthümer Schwe-
rin und Ratzeburg und die Johannitercommenden Mirow und
Nemerow; Hessen-Cassel die säcularisirte Abtei Hirschfeld,
einen Theil der Grafschaft Schauenburg und 600,000 Thaler.
Chursachsen behielt die im Prager-Frieden erhaltene Lausitz;
Bayern die Oberpfalz, die Grafschaft Cham und die Chur-
würde. Für das pfälzische Haus wurde eine achte Chur-
würde errichtet; Karl Ludwig, der Sohn des geächteten
Friedrichs V., wurde in der Unterpfalz, sowie der Herzog von
Würtemberg, der Markgraf von Baden-Durlach und andere Fürsten
in ihren Ländern und Rechten wieder hergeftellt.
In Ansehung der Religion wurde der Passauer-Vertrag und
der Religionsfriede von 1555 bestätigt, und auch die Calvinisten
wurden als Reformirte in demselben mit einbegriffen. Alle geist-
lichen Besitzungen sollten in dem Stande bleiben, wie sie am
1. Januar des Jahres 1624, welches man deßhalb das „Nor-
maljahr" hieß, gewesen wa/en.
Die von den unmittelbaren Reichsständendbisher ausgeübte,
aber hie und da bestrittene Landeshoheit wurde denselben be-
stätigt, sowie das Recht ertheilt, unter sich selbst und mit aus-
wärtigen Mächten Bündnisse — nur nicht gegen Kaiser, Reich
und den Landfrieden — abzuschließen urfb zur Deckung der Kriegs-
kosten und anderer Lasten, welche früher der Landesherr aus seinen
Kammergütern bestreiten mußte, außerordentliche Steuern aufzu-
legen.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Mirow Karl_Ludwig Karl Ludwig Friedrichs_V. von
Würtemberg Baden-Durlach
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Hagenau Philippsburg Schweden Hinterpommern Wismar Bremen Ehurbrandenburg Minden Groningen Ratzeburg Hessen-Cassel Friedrichs
438
Dritte Periode von 1789 n. Chr.
1790 beschränkt, so daß zwar Avignon, Venaissin und Mömpel-
gard bei Frankreich blieben, dagegen Philippeville, Marienburg
und das Herzogthum Bouillon an die Niederlande, Savoyen und
Nizza an Sardinien, Versoir und ein Theil der Landschaft Ger
an den Cantori Genf, Saarlouis und Saarbrück an Preußen,
die Lander an der Queich und Lauter mit Landau an Bayern
abgetreten werden mußten. Ferner mußte eö die Verbündeten mit
700 Mill. Franks für Kriegskosten entschädigen und zur Siche-
rung der Ruhe auf drei bis fünf Jahre 150000 Mann Bundes-
truppen in den Grenzprovinzen und Grenzfestungen aufnehmen und
besolden. Von edler und erhabener Gesinnung durchdrungen, schlossen
hierauf die Monarchen von Rußland, Oesterreich und Preußen den hei-
ligen Bund (26. Sept. 1815), welchem fast atte europäischen
Mächte beitraten, und dessen Mitglieder sich verpflichteten, aus
wahrer Bruderliebe sich stets Hilfe und Beistand zu leisten und
ihre Unterthanen nach den Vorschriften der Gerechtigkeit, der
Liebe und des Friedens wie Familienväter zu beherrschen.
Nur mit Mühe gelang eö der Klugheit des wohlgesinnten
Ludwig's Xviii., bis zu seinem Tode (16. Sept. 1824) Ruhe
und Ordnung in dem von Parteien durchwogten Frankreich zu
erhalten. Die Ermordung des Herzogs von Berry durch
Lo uvei (Febr. 1820» zeigte deutlich, welchen Haß die revolutio-
näre Partei gegen die Bourbons noch hegte. Als daher Karl X.,
der Bruder und Nachfolger Ludwig's Xviii., die von diesem ge-
gebene Verfassungsurkunde zu ändern beabsichtigte, zeigte sich eine
unglaubliche Erbirterung unter allen Ständen. Vergebens suchte
die Regierung dur h ihre Theilnahme an der Schlacht von N a-
varin (1827) u^ö durch die Sendung eines Truppencorps nach
Morea (1828 , um Griechenland von den ägyptischen Horden zu
befreien, die Stimmung des Volkes zu gewinnen; selbst die Ero-
berung Algiers (Juli 1830) unter Bourmont's Oberbefehl
machte keinen der Regierung günstigen Eindruck auf die Gemü-
ther. Ja, als der König durch mehrere Ordonnanzen vom 25.
Juli 1830 die Verfassung wesentlich ändern wollte, erhob sich
das Volk von Paris zu einem blutigen Kampfe (v. 27. — 29.
Juli). Karl X. wurde der Krone für verlustig erklärt und mußte
mit seiner Familie das Land verlassen, während Ludwig Phi-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Berry Karl_X. Karl_X. Karl_X Karl Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Frankreich Marienburg Niederlande Nizza Sardinien Cantori_Genf Landau Oesterreich Frankreich Morea Griechenland Paris
443
bis auf die neuesten Zeiten.
Sayn-Altenkirchen und mehrere mainzische und kölnische Besitzungen,
sowie an Nassau-Weilburg Theile des Churfürstenthumes
Trier und einige Abteien. Der Herzog von Oldenburg gewann
das Bisthum Lübeck und die münsterschen Aemter Vechte und
Kloppenburg und das hannoversche Amt Wildeshausen. Auch
andere fürstliche Häuser mehrerer Reichsgrafen wurden entschädigt.
Die Würden der Churfürsten von Trier und Cöln erloschen
und die des Churfürsten von Mainz in die Benennung Chur-
fürst« Erzkanzl er verwandelt. Dieser behielt das Fürstenthum
Aschaffenburg und wurde durch das Bisthum Regensburg mit
der Reichsstadt gleiches Namens, durch die Reichsstadt Wetzlar
und deren Gebiet, sowie durch einen Theil des Ertrages der Rhein-
zölle entschädigt. Bon den Reichsstädten blieben nur Augsburg-
Bremen, Frankfurt a. M., Hamburg, Lübeck und Nürnberg; alle
übrigen waren unter die Fürsten vertheilt worden.
Eine neue Ordnung der Dinge rief der Pr es bürg er Frie-
de (26. Dec. 1806> ins Leben. Oesterreich trat in demselben an
Bayern, welches sowie Würtemberg zum Königreiche er-
hoben wurde, die Grafschaft Tirol, die Fürstenthümer Trient und
Briren, die Markgrafschaft Burgau, den bisherigen falzburgischen
Antheil an Passau, die vorarlbcrgischen Herrschaften mit den da-
rin eingeschlossenen Gebieten, die Grafschaften Hohenems und
Königsegg-Rothenfcls, die Herrschaft Tetnang und Argen und
die Stadt und das Gebiet von Lindau ab; auch die Reichsstadt
Augsburg fiel an Bayern. Dagegen mußte dieses das Fürsten-
thum Würzburg an den bisherigen Churfürsten von Salzburg,
dessen Besitzungen als Herzogthum an Oesterreich fielen, abtreten.
Auf das Fürstenthum Würzburg wurde nun der c hur für st li che
Titel übergetragen, und dem Churfürsten völlige Souveränetat
zugesichert. Dem Könige von Würtemberg überließ Oester-
reich die Grafschaft Hohenberg, die Landgrafschast Nellenburg,
die Landvogtei Altorf, fünf Donaustadte, einen Theil des Breis-
gaues und die Grafschaft Bonndorf; dem Churfürsten von Ba-
den den übrigen Theil des Breisgaues, sowie die Ortenau,
Constanz und die Commenthurei Meinau.
Dem am 12. Juli 1806 gestifteten Rheinbünde waren
beigetreten: diekönige von Bayern und Würtemberg, der Churfürst-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
)
183
von 768 bis 1096 n. Ehr.
(772) gegen >sie den Krieg, der mit der größten Erbitterung von
beiden Seiten und mit wenigen Unterbrechungen über dreißig Jahre
fortgeführt wurde. Umsonst versuchte Karl Nachsicht und Milde,
er mußte Strenge anwenden, welche öfter in Grausamkeit über-
ging. Neue Siege führten endlich den Frieden herbei, der zu
Selz im I. 803 geschlossen wurde. Die Sachsen gelobten, unter
Beibehaltung ihrer Gesetze und Rechte, sich mit den Franken zu
vereinen, das Christenthum anzunehmen und den Zehnten an die
Kirche zu entrichten. Karl gründete die Städte und Bisthümer
zu Bremen, Paderborn, Minden, Halberstadt, Werden, Hildesheim,
Münster und Osnabrück und legte Schulen an, um die Bildung
dieser Nation möglich zu machen.
Der Sachsenkrieg hatte neue Kriege mit den slavischen Völ-
kern der Obotriten, Sorben (782), Wilzen und Böhmen herbei-
geführt, so wie mit den Danen oder Normännern, welche früher
den Sachsen Hilfe geleistet hatten und jetzt die fränkischen Grenzen
zu Wasser und zu Land beunruhigten. Um die Ufer der Elbe ge-
gen sie zu sichern, soll er (809) Hamburg angelegt haben. End-
lich schloß Karl auch mir den Normännern nach dem Tode ihres
Königs Gotrik einen Frieden (811), wodurch die Eyder die
nördlichste Grenze des Reiches wurde. So sah er noch am Abende
seines Lebens alle Völker von dem eben genannten Flusse bis zum
Tiber, von dem Ebro in Spanien bis an den Kanal und die
Nordsee, und vom atlantischen Oceau bis an die Elbe, die Theiß
und den Raabflnß in Ungarn seiner Herrschaft unterworfen.
Als Karl im I. 800 den Papst Leo Iii., der von einigen vor-
nehmen Römern bei einem feierlichen Kirchenzuge grausam war
mißhandelt worden, auf dessen Ansuchen in der päpstlichen Würde
wieder hergestellt hatte und das Weihnachtsfest in der Peterskirche
zu Rom feierte; setzte ihm der Papst die Kaiserkrone auf das
Haupt. Die Kirche aber hallte wieder von dem freudigen und
dreimaligen Zurufe des Volkes: „Leben und Sieg Karl dem
Erlauchten, dem von Gott gekrönten, frommen, groß-
ßen und friedebringenden Kaiser von Rom!" So wurde
ait diesem denkwürdigen Tage vom Papste daö abendländische
Kaiserthum nach 324 Jahren wieder erneuert und hat bis auf
unsere Zeiten als römisch-deutsches Kaiserthum fortgedauert.
/
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Königs_Gotrik Karl Karl Leo_Iii Leo Karl Karl Gott
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Bremen Paderborn Minden Halberstadt Hildesheim Sachsen Hamburg Spanien Nordsee Ungarn Rom Rom
325
von 1500 bis 1048 n. Ehr.
Unter Ä-ucholphil. (1576— 1612 .- einem gelehrten aber,
des wahren Herrschergeistes entbehrenden Fürsten, wurde das.m'ß-
trauen zwischen Katholiken und Protestanten immer größer', und
gegenseitige Klagen über Bedrückung und ungerechte Anmassungen
erhöhten täglich die Erbitterung. Die Absetzung des Churfürsteu
Gebhard von Cöln (1583), welcher zur reformirlen Confession
überging und sein Erzbisthum gleichwohl beibehalten wollte; die
Aechtung Aacheu's (1598) und Donauwörth's (1607), die
gewaltsame Aufrechthaltung des geistlichen Vorbehaltes bei einem
Capitelstreite in Straß bürg (1604) veranlaßten mehrere protestan-
tische Stande zum Abschlüsse der Union zu Anhausen (Mai 1608).
Diesem Bunde, dessen Zweck Beistand mit Rath und That gegen Angriff
und Gewalt war, traten der Pfalzgraf von Neuburg, die Markgrafen
von Culmbach und Ansbach, der Herzog von Würtemberg, der Mark-
graf von Baden-Durlach und bald mehrere Neicksstande bei.
Haupt des Bundes war der Churfürst Friedrich von der Pfalz.
Schon im folgenden Jahre schlossen der Herzog von Bayern,
der Erzherzog von Oesterreich, die Bischöfe von Würzburg, Re-
gensburg, Augsburg, Constanz, Straßburg und Passau, sowie
einige Aebte ein Gegcnbündniß zu München unter dem Namen
der Liga zum Schutze der katholischen Religion und der ihr zuge-
thanenen Stände. Das Haupt dieses Bundes war der umsichtige
und kriegserfahrene Herzog Marimilian von Bayern. Die
Gährung vermehrte noch der jülich'sche Erb folg e sire i t zwi-
schen dem Chursürften Johann Sigmund von Brandenburg
und dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg, den
Nachkommen der Schwestern des (1609- kinderlos verstorbenen
Herzogs Johann Wilhelm von Lüttich. Ein Theilungs-
Vertrag zu Düsseldorf (1624) legte den Zwist bei, und an Bran-
denburg fiel Cleve, Mark und Ravensberg, an Neuburg Jülich,
Berg und Ravenstein.
6) Deutschland während des dreißigjährigen Krieges.
\Uiiter Matthias (v. 1612—1619), dem sein Bruder Ru-
dolph 11. im I. 1608 die Kronen von Oesterreich und Ungarn
und drei Jahre später auch die von Böhmen, Schlesien und der
Lausitz hatte abtreten müssen, brach der verderbliche dreißigjährige
Krieg aus. Die Protestanten Böhmens hatten von Rudolph Ii.
X
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Gebhard_von_Cöln Culmbach Friedrich Friedrich Marimilian_von_Bayern Johann_Sigmund_von_Brandenburg Johann Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Johann_Wilhelm_von_Lüttich Johann Wilhelm Cleve Matthias_( Rudolph_Ii
362
Zweite Periode
Städte, Güter und Rechte an sich zu reißen, die jemals damit
verbunden waren. Er ließ daher im I. 1680 zu Metz, Breisach
und Besanoon sogenannte Reunionskammern niedersetzen, um
alle Dependenzen auszumitteln, und diese dann sogleich in Besitz
nehmen, ohne auf die Gegenvorstellungen der deutschen Reichsstände
zu achten. Vden Kaiser zwang ein neuer Türkenkrieg, einen zwan-
zigjährigen Waffenstillstand mit Frankreich zu schließen (1684),
worin diesem unter mehrern andern Plätzen auch Straßburg vor-
läufig abgetreten wurde.
Im Einverständnisse mit Ludwig Xiv. waren die Türken
unter dem Großwessir Cara Mustapha, als Bertheidiger der
Ungarn, die sich in ihren Rechten für gekränkt hielten und unter
Anführung des Grafen von Tökely sich von der österreichischen
Oberherrschaft befreien wollten, biö Wien vorgedrungen. Der
Kaiser flüchtete sich nach Linz und von da nach Passan, Graf von
Starhemberg aber vertheidigte, durch den Herzog Karl von
Lothringen kräftigst unterstützt, die Wälle Wiens, welche mehr
Trümmerhaufen glichen, so tapfer, daß Johann Sobiesky,
König von Polen, Zeit gewann, in Verbindung mit den deutschen
Fürsten nach einer mörderischen Schlacht Wien zu entsetzen (12. Sept.
1683). Die Türken ergriffen die Flucht und ließen ihr Lager mit
einer unermeßlichen Beute in den Händen der Sieger. Doch
dauerte der Krieg mit den Türken noch fünfzehn Jahre fort und
wurde erst nach drei großen Siegen der Kaiserlichen (beimohacz,
Salankemen und Zentha) durch den Frieden zu Karlowitz (1699)
beendigt. Ungarn nördlich der Marosch und westlich der Theiß,
sowie Slavonien und Siebenbürgen wurden dem Kaiser zugesichert.
Während noch der Krieg in den österreichischen Erbländern
wüthete, begann Ludwig Xiv. aus habsüchtigen und andern nich-
tigen Gründen den dritten Raubkrieg. Es brach im I. 1688 ein
französisches Heer in die Pfalz ein und verheerte dieses schöne
Land auf eine schreckliche Weise. Die Residenz des Churfürsten,
das schöne Heidelberger Schloß, Mannheim, Worms, Speyer,
Kreuznach, Baden und viele andere Städte und Ortschaften wurden
in Asche gelegt, die Einwoher auf's französische Gebiet gelrieben
und das Landvolk mit Gewalt zum katholischen Glauben gezwungen.
Bis tief in den schwäbischen Kreis verbreitete der Mordbrenner
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Cara_Mustapha Starhemberg Karl_von
Lothringen Karl Johann_Sobiesky Johann Ludwig_Xiv Ludwig Heidelberger_Schloß
Extrahierte Ortsnamen: Breisach Frankreich Ungarn Wien Linz Wiens Polen Wien Mannheim Worms Speyer Baden
366
Zweite Periode
:u Amerika, die Insel Minorka und die Festung Gibraltar. Den
Holländern bewilligte Frankreich einen günstigen Handelsver-
trag, und als Besitzer der spanischen Niederlande, schloß der Kai-
ser mit ihnen den sogenannten Barrieretractat ab, nach welchem
die Grenzfeftnngen gegen Frankreich von Oesterreich und Holland
gemeinschaftlich besetzt und vertheidigt werden sollten. Preußen
bekam Nenfchatel in der Schweiz. An das deutsche Reich
gab Frankreich alle Eroberungen am Rhein bis auf Landau heraus,
und die Ehurfürften von Bayern und Cöln wurden in alle
ihre Reckte, Länder und Würden wieder eingesetzt.
§ Kaum war die Ruhe hergeftellt, verwickelte ein Angriff der
Türken auf Venedigs Besitzungen auch den Kaiser in einen Krieg
mit denselben. Allein Eugen's Siege bei Petcrwardein (5. Aug.
1716) und Belgrad (16. Aug. 1717) führten den Frieden von
Passarowitz 21. Juli 1718) herbei. Die Pforte mußte in
demselben einen Theil von Bosnien, ganz Servien und Belgrad,
Slckvonien und einen Theil der Wallachei an den Kaiser abtre-
ten, erhie^ ,aber Morea von Venedig zurück.
Noedwährend dieses Krieges suchte Elisabeth von Parma,
Philipp's *V. zweite Gemahlin, die spanischen Nebenländer in Ita-
lien zum Besten ihrer beiden Söhne wieder an Spanien zu brin-
gen. Eine Allianz aber, die der Kaiser mit England, Frankreich
und Savoyen schloß (2. Aug. 1718-, erzwang den Frieden zu
Prag (17. Febr. 1720), gemäß welchem der Herzog von Sa-
voyen Skcilien gegen Sardinien an den Kaiser abtrat und sich
seitdem König von Sardinien nannte, Don Carlos aber, Eli-
sabeth'- ältester Sohn, Toscana, Parma und Piacenza alsreichs-
lehen zugesichert erhielt.
Die Erledigung des polnischen Thrones (1733) entflammte
den Krieg aufs Neue. Während Frankreich den Exkönig Stanis-
laus Lesczinsky auf den polnischen Thron zurückbringen wollte,
suchte Oesterreich im Bunde mit Rußland den Chursürsten von
Sachsen im Besitze Polens zu erhalten. Stanislaus wurde zwar
aus Polen vertrieben, die Franzosen aber eroberten Lothringen
und Kehl und drangen in Deutschland ein, während ihre Ver-
bündeten, die Spanier und Sardinier, große Fortschritte in Ita-
lien und Sicilien machten. Der französische Minister Fleury
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Morea_von_Venedig Elisabeth_von_Parma Carlos Stanislaus
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Frankreich Frankreich Oesterreich Holland Schweiz Frankreich Rhein Landau Bayern Venedigs Belgrad Bosnien Belgrad Ita- Spanien England Frankreich Sardinien Sardinien Parma Piacenza Frankreich Oesterreich Sachsen Polens Polen Lothringen Kehl Deutschland Ita- Sicilien
442
Dritte Periode von 1789 n. Ehr.
u. Deutschland.
Da in dem Luneviller Frieden (9. Febr. 1801) das
deutsche Reich verbindlich gemacht wurde, die erblichen Fürsten
für ihre am linken Rheinufer verlornen Länder im Reichsgebiete
zu entschädigen, was nur durch die Säkularisation geistli-
cher Guter möglich war; wurde eine Reichsdeputation zu Re-
gensburg niedergesetzt, welche das Entschädigungsgeschäst am 25.
Febr. 1803 durch den R eichö d epu tationö-Haupt schl uß
beendigte.
Gemäß demselben erhielt der Großherzog von Toscana
außer der Churwürde das sacularisirte Erzstift Salzburg mit
Berchtesgaden und einem Theile von Eichstätt und Passau;
Preußen bekam Paderborn, Hildesheim, Erfurt, Eichsseld, ei-
nen Theil von Münster, die Abteien Herforden, Quedlinburg,
Elten, Essen, Werden und die Reichsstädte Mühlhausen, Nord-
hausen und Goslar; der Churfürst von Pfalzbayern erhielt
die Fürstenthümer Augsburg (Dillingen), Bamberg, Freising,
Würzburg, einen Theil von Eichstatt und Passau, zwölf Reichs-
prälaturen in Franken und Schwaben, mehrere Reichsstädte und
unter diesen Ulm, Schweinfurt, Rothenburg, Nördlingen und
Memmingen; das Haus Or anie n - Dill enb urg wurde durch
die Fürstenthümer Fulda und Corvey, durch die Abtei Weingarten
und durch die Reichsstadt Dortmund entschädigt; Churbraun-
schweig bekam das Fürstenthum Osnabrück; der Herzog von
Würtemberg nebst der Chur würde das Fürstenthum Ell-
wangen und mehrere Klöster, Abteien und Reichsstädte; der Mark-
graf von Baden außer der Churwürde das Fürstenthum
Conftanz, die Reste der Bisthümer Speyer, Basel und Straß-
burg, einige pfälzische Aemter mit Heidelberg und Manheim und
mehrere Abteien und Reichsstädte. Dem Landgrafen von Hes-
sen-Cassel wurden mit der Chur würde mehrere mainzische
Aemter und einige Klöster und dem Landgrafen von Hessen-
Darmstadt mehrere mainzische und pfälzische Aemter, das Her-
Zogthum Westphalen, einige Abteien und ein Theil des Hochstistes
Worms zugetheilt. An Nassau-Usingen kamen die Grafschaft
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]