1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 27 —
Kultur hohe Verdienste erworben haben. — Ostwärts öffnet sich das
burgundische Land an dem Doubs hinaus zur bekannten burgundi-
schen Pforte (trouee de Beifort), durch die der Rhone-Rhein-Kanal
die Gewässer des Mittelmeers und der Nordsee miteinander verbindet
und der hochwichtige Verkehr Deutschlands mit dem südlichen Frank-
reich ermöglicht wird. Hier liegt das französische Belfort, das die
Einsallspforte gegen Deutschland durch seine Forts und Kanonen deckt.
Von Belfort bis Dunkerque am Kanal ist die verwundbarste
Seite der französischen Grenze. Früher wollte man ja allerdings
sagen, daß die Champagne pouilleuse in der Regenzeit wegen ihrer
kotigen Beschaffenheit der beste Schutz von Paris wäre, aber heut-
zutage verlangt die moderne Strategie doch noch andere Bewehrung.
Es ist das Gebiet, von wo Frankreich seit je seine Vorstöße und Er-
obernngen nach den belgischen und deutschen Landen hin gemacht
hat, und die Ortschasten an diesem Saume entlang haben nun sran-
zösierte Namen erhalten, deuten aber in dem Körperbau der Be-
wohner oder gar im Süden in dem allemannischen Dialekt der Dorf-
insassen darauf hin, daß wir ehemalige flämische und deutsche Ge-
biete vor uns haben.,, Dunkerque ist das alte Dünkirchen, und es
solgen eine Menge Ortlichkeiten, deren ehemalige deutsche Namen
leider jetzt schon fast wie verschollen sind. Cambray ist Kamerik,
Verdun — Birten, Nancy — Nanzig, Luneville — Lünftadt, Toul —
Tull, und selbst das gute alte, württembergische Mömpelgard, wo
Nebenlinien des Herzogshauses residierten, ist umgetaust in Mont-
beliard. Man hat neuerdings aus den ausfälligen geologischen
Parallelismus hingewiesen, der auf der rechten und linken Rheinseite
nicht allein die Vogesen und den Schwarzwald als Zwillingsgebirge
erscheinen läßt, sondern der ostwärts und westwärts auch weiterhin
in den Plateaus Nordfrankreichs und Süddeutschlands beobachtet
werden kann. Dann entspricht etwa dem deutschen Jura ein sran-
zösischer Jura in Lothringen, und die französische Festung Toul
ist das rechte Gegenstück zu dem deutschen Ulm; die ganze Mosel-
und Maaslinie ist mit Forts wie bespickt, und schon dem Schüler
wird Gelegenheit gegeben, z. B. in dem Kartenbilde Frankreich des
Diercke-Gaeblerschen Schulatlasses, diese gewaltige Schutzmauer Frank-
reichs gegen uns genügend in Augenschein zu nehmen.
Westlich von Lothringen liegt die Kalk- und Kreideplatte der
Champagne. In die kreidigen und kalkigen Höhenzüge sind wie die
indischen unterirdischen Grottentempel meilenweit Kellereien gehauen,
in denen das edle Erzeugnis der Champagne lagert, der weltberühmte
Champagnerwein. Außerdem finden wir hier die Stadt Reims, die
in der früheren französischen Geschichte eine große Rolle spielte; sie
war nämlich die Krönungsstadt der französischen Könige, wie wir das
auch noch aus der Schillerschen Jungfrau von Orleans ersehen können.
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
16
von Ober Ungarn, das den Türken entrissen wurde,
von Galizien und Lodomirien und von der Buko-
wina gelangt (vgl. Jys* 48).
Dem Hause Bourbon ist es gelungen, auf
die Throne von Spanien, Neapel und Parma seine
Mitglieder zu erheben.
Spanien, das von 1580 —1640 Portugal be-
sass, hat seine frühere Machtstellung verloren.
Frankreich ist durch den Eisass, Metz, Toul
und Verdun, fast ganz Artois, Roussillon etc., die
Franche Comté, Lothringen und das den Genuesen
abgekaufte Corsica vergrössert worden (vgl. J\@ 60).
Über Italien siehe j\s* 53.
Die nördlichen Niederlande haben sich
von Spanien losgerissen und sich zu einer Repu-
blik unter einem Erbstatthalter aus dem Hause
Oranien vereinigt.
England, Schottland und Irland sind zu
Einem Staate vereinigt, an dessen Spitze nach Ab-
setzung der Stuarts das Haus Oranien und später
Hannover gesetzt wurde.
Über die innern Verhältnisse Deutschlands
siehe Jw 39. 40.
Schweden war schnell zu einer Hauptmacht
aufgestiegen, aber von dieser Höhe eben so schnell
durch die tollkühnen Unternehmungen Karl’s Xii.
herabgesunken. Von seinen Eroberungen sind ihm
nur Hailand, Schonen und Bleckingen, Jämteland
und Herjedalen und in Deutschland Vorpommern
und Rügen verblieben.
Dänemark und Norwegen sind noch ver-
einigt.
Russland hat seine Macht bedeutend erwei-
tert; dadurch, dass es den Schweden Esthland und
Liefland abnahm und die mongolischen Reiche ims.
sich unterwarf, fasste es festen Fuss an der Ostsee
und an dem schwarzen Meere. Im W. hat es von
den Polen bedeutende Gebiete erworben.
Polen hat bei der ersten Theilung 1772 fast
den vierten Theil seines Gebietes verloren und ist
zu einem völlig ohnmächtigen Staat herabgesunken.
Blatt Xiii.
J\? 33.
D as Reich Napoleons im J. 1812.
Deutschland (vgl. Bl.xvii. Jy? 40) verlor
1791 an Frankreich die im Eisass und in Lothrin-
gen liegenden Länder, im Frieden zu Basel 1795
die preuss. überrheinischen Besitzungen (einen
Theil von Kleve, Geldern, Mors), im Frieden zu
Luneville 1801 das ganze linke Rheinufer (1200
Q. M. mit 4mill. Einw.). Die dadurch beeinträch-
tigten Fürsten wurden durch geistliche Besitzungen
und Reichsstädte entschädigt. Nach dem Reichs-
Deputations-Hauptschluss vom 25. Februar
1803 erhielten Oesterreich diebisthümertrident
und Brixen (für den Breisgau); Preussen diebisth.
Plildesheim und Paderborn, ein Dritttheil des Bisth.
Münster, Erfurt nebst dem Eichsfelde, die Reichs-
städte Goslar, Mühlhausen, Nordhausen etc. (vgl.
Jy? 43); Bayern die Bisth. Würzburg, Bamberg,
Augsburg etc.; Württemberg 7 Abteien, Stifter,
9 Reichsstädte; Baden Heidelberg, Mannheim, das
Bisth. Constanz; Hessen-Darmstadt das zu
Cöln gehörige Herzogth. Westphalen; Hannover
das Bisth. Münster, Oldenburg das Fürstenth.
Lübeck. Zugleich bekamen auch fremde Fürsten
für ihre anderweitigen Verlüste Entschädigungen
in Deutschland, nämlich der Grossherzog von
Toscana das Erzbisth. Salzburg, der Herz, von
Modena den österr. Breisgau und der Erbstatt-
halter der Niederlande die Abteien Fulda und
Corvey. Von 48 Reichsstädten blieben nur 6 übrig.
Zu den 5 alten weltlichen Kurfürsten Bayern,
Sachsen, Brandenburg, Böhmen, Hannover kamen
4 neue: Hessen-Kassel, Württemberg, Baden,
Salzburg. Von geistl. Reichsständen blieb nur der
Hoch- und Deutschmeister und der Kurfürst von
Mainz, welcher Aschaffenburg, Regensburg (Resi-
denz), Wetzlar und den Titel Kurerzkanzler erhielt.
Im Frieden zu Pressburg, 26. Dec. 1805,
verlor Oesterreich, ausser dem venetianischen
Gebiete, alle seine Besitzungen vom Rhein bis zur
Grenze des Erzherzogthums. Davon erhielten
Baden und Württemberg die schwäbischen
Länder, Bayern die Grafschaft Tyrol, Trident,
Brixen, Eichstädt, wogegen es Würzburg an den
Kurfürsten von Salzburg abtrat, dessen Lande
Oesterreich erhielt.
Im Traktat zu Wien, 15. Decbr. 1805, be-
kam Preussen für Anspach, das an Bayern kam,
und für Neufchatel und den Rest von Cleve, die
an Frankreich kamen, Hannover.
Bereits am 10. August 1804 hatte Kaiser
Franz Ii. den Titel Erbkaiser von Oesterreich an-
genommen; als nun am 12. Juli 1806 deutsche
Fürsten den Rheinbund schlossen, resignirte er am
6. August 1806 auf die deutsche Kaiserkrone und
erklärte den deutschen Reichsverband für aufgelöst.
Der Rheinbund wurde später erweitert und bestand
aus dem Rath der Könige (4 Königreiche: Bayern,
Württemberg, Westphalen, Sachsen und 5 Gross-
herzogthümer) und dem Rath der Fürsten (12 Her-
zogth. und 13 Fürstenth.).
Im Frieden zu Tilsit, 9. Juli 1807, verlor
Preussen alle Länder westlich der Elbe. Aus
ihnen, sowie aus Hessen-Cassel, Braunschweig und
einem Theile von Hannover wurde das Kgr. West-
phalen für Hieronymus Bonaparte und aus den
preussisch-polnischen Provinzen das Grossherzogtli.
Warschau für den König von Sachsen geschaffen.
Danzig wurde eine Freistadt, Erfurt behielt Napo-
leon für sich.
Im Frieden zu Wien, 14. Oct. 1809, trat
Oesterreich Salzburg und Berchtesgaden an
/
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
20
der Schlacht bei Mühlberg 1547 war Moritz von
Sachsen aus der albertinischen Linie in den Besitz
des beträchtlichsten Theils der ernestinischen Län-
der und der Kurwürde gelangt. Der unglückliche
Kurfürst Johann Friedrich der Grossmüthige be-
hielt nur einige thüringsche Aemter, etwa den
achten Theil seines früheren Besitzes, und erbte
späterhin noch die Fürstenthümer Gotha und Alten-
burg. Nach seinem Tode zerfielen sie in Gotha
und Altenburg, von denen sich späterhin mehrere
Nebenlinien abzweigten.
Der auf der Karte angegebene Strich bezeichn
net den Zug Gustav Adolphs von Schweden.
Gustav Adolph schiffte sich nämlich mit 15000
Schweden am 23. Juni 1630 ein, landete am 4.. Juli
auf der kleinen Insel Lüden, nahm Usedom und
Wollin ein, zog nach Stettin, vertrieb die Kaiser-
lichen allmälig aus Pommern, erstürmte am 13. April
1631 Frankfurt, wandte sich nach Landsberg, von
da nach llerlin und nach der Elbe und von hier
nach Sachsen, wo er sich mit dem sächsischen
Heere vereinigte; am 17. Septbr. schlug er Tilly
und Pappenheim bei Breitenfeld, von hier zog er
nach Halle, Erfurt, Würzburg, Hanau, Frankfurt
am Main, wo er am 27. Novbr. seinen Einzug
hielt; am 23. Decbr. nahm er Mainz ein und hielt
hier Winterquartier. Am 21. März 1632 war er in
Nürnberg, von wo er über Donauwörth nach Augs-
burg und München zog. Auf seinem Rückzüge
verschanzte er sich in Nürnberg; bei Lützen lie-
ferte-er dem Herzog Wallenstein eine Schlacht, in
welcher er seinen Tod fand, 16. Novbr. 1632,
Die durch den westphälischen* Frieden festge-
setzten Gebietsveränderungen sind auf der Karte
mit feinen Strichen bedeckt. Frankreich erhielt
die völlige Hoheit über Metz, Toul und Verdun,
sowie den Eisass mit Ausnahme der Reichsstädte,
den Sundgau und Rreisach; Schweden Vorpom-
mern mit Stettin, Rügen, Wismar, die säculari-
sirten Risthümer Bremen, Verden (jenes als Her-
zogthum, dieses als Fürstenthum) und zugleich die
Rechte deutscher Reichsfürsten; Brandenburg
Hinterpommern und statt Vorpommern, worauf es
nach dem Aussterben der pommerscheu Herzoge
1637 Ansprüche hatte, das säculavisirte Erzbisth.
Magdeburg als Herzogthum und die säeularisirten
Bisthümer, Halberstadt, Minden, Cammin als Für-
stenthümer (Magdeburg verblieb jedoch dem säch-
sischen Prinzen Albert bis zu seinem Tode 1680);
Meklenburg für das verlorene Wismar die Bis-
thümer Schwerin und Ratzeburg; Hessen-Cassel
die Abtei Hersfeld und einige Aemter; Sachsen
die Bestätigung der im Frieden zu Prag 1635 vom
Kaiser abgetretenen beiden Lausilze und die inagde-
burgischen Aemter Jüterbogk, Dame etc.; Bay-
ern behielt die Oberpfalz und die ihm ertheilte
Kurwürde; Carl Ludwig, Sohn des geächteten
Kurfürsten von der Pfalz Friedrich V., bekam
nur die Unterpfalz und die für ihn und seine
Nachkommen errichtete achte Kurstimme. — Die
Schweiz endlich ward als unabhängiges Reich
anerkannt.
Blatt Xvii.
. V* 40.
Deutschland im Jahre 1792.
Frankreich hatte im aachener Frieden 1688
bedeutende Stücke der spanischen Niederlande er-
halten; diese selbst kamen im utrechter Frieden
1713 an Oesterreich und wurden als burgundischer
Kreis wieder dem deutschen Reiche einverleibt.
Lothringen war nach dem polnischen Erb-
folgekriege 1738 an den ehemaligen König von
Polen, Stanislaus, den Schwiegervater Ludwig’s Xv.
von Frankreich, und nach seinem Tode 1766 an
Frankreich gekommen.
Brandenburg hatte bedeutend an Macht ge-
wonnen; es hatte die Grafsch. Lingen und das
Fürstenth. Mörs 1702, einen Theil der Grafschaft
Tecklenburg 1707, Obergeldern 1713, das Fürsten-
thum Ostfriesland 1744, — ferner Vorpommern bis
zur Peene 1720, Schlesien nebst der Grafsch. Glatz
1742 und bei der ersten Theilung Polens den Netz-
district und Westpreussen ausser Danzig und Thorn
erworben; die Fürstenthümer Anspach und Bay-
reuth waren 1791 ihm wieder zugefallen.
Die ernestiniseh-sächsische Linie war in
fünf Zweige zerfallen; Weimar-Eisenach, Gotha-
Altenburg, Meiningen, Hildburghausen, Coburg-
Saalfeld.
Braunschweig-Lüneburg hatte 1689lauen-
burg, 1692 die Kurwürde erhalten und 1715 Bre-
men und Verden, das 1711 die Dänen besetzt
hatten, von diesen erkauft.
Die verschiedenen pfälzischen Linien waren
allmälig bis auf Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Zwei-
brücken erloschen. Karl Theodor aus der ersteren
Linie erhielt 1777 auch Bayern und die Kurwürde,
musste aber im teschener Frieden 1779 das Inn-
viertel an Oesterreich abtreten, welches auch Erb-
folge-Ansprüche erhob. Nach seinem Tode 1799
folgte Maximilian von Pfalz-Zweibrücken, so dass
nunmehr sämmtliche pfalz-bayrische Lande ver-
einigt wurden.
In Baden waren 1791 die Länder von Baden-
Baden an Baden-Durlach gefallen.
1861 -
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- Autor: Rhode, C. E.
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- Sammlung: Geschichtsatlanten
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29
rieh Plantagenet nämlich, Graf von Anjou, Maine
und Touraine und seit 1150 auch Herzog der Nor-
mandie, hatte sich 1152 mit Eleonore (geschieden
von Ludwig Vii. von Frankreich), der Erbin von
Aquitanien und Gascogne, vermählt, 1154 die eng-
lische Königskrone und 1169 auch das Herzogth.
Bretagne erworben.
Der Stifter oder vielmehr Erneuerer des Königr.
Burgund war Boso, Graf von Vienne 879. Wäh-
rend dev Minderjährigkeit seines Sohnes machte
sich Rudolph, Statthalter in Hochburgund, 888
unabhängig, wodurch das Reich in Burgundia
transjurana (Hochburgund) und Burg, cisjurana
(Niederburgund) zerfiel. Rudolph Ii. vereinigte
933 beide Reiche wieder (Kgr. Arelat von der Re-
sidenz Arles genannt). Nach dem Tode des kin-
derlosen Rudolph Iii. kam dies 1032 an Deutsch-
land, stand jedoch mit ihm nur in geringer Ver-
bindung. Seine Hauptbestandtheile waren die
Freigrafsch. Burgund, das Herzogthum Klein-Bur-
gund, die Grafschaften von Genf, Savoyen, Orange,
Venaissin, Valence, Provence.
Jst 59.
Frankreich von 1 180 bis zum Regie-
gierungsantritt Ludwigs Xi. 1461.
Die französischen Könige hatten durch die
Kieuzzüge und durch die Kriege mit den Albi-
gensern und Engländern ihre Macht zu erweitern
und zu befestigen, so wie auch die grossen Lehne
unter ihre unmittelbare Gewalt zu bringen gesucht,
obschon sie mehrere derselben wieder an einzelne
Glieder ihres Hauses ausgethan hatten. '
Philipp Ii. Augustus (1180—1223) vereinigte
1204—5 die Normandie, Anjou, Maine, Touraine
und einen Theil von Poitou, — Ludwig Ix. der
Heilige (1226 — 70) den östl. Theil der Grafsch.
Toulouse, — Philipp Iii. (1270 — 85) den Rest
der Grafsch. Toulouse, ferner Poitou und Auvergne
und den nördl. Theil der Provence mit der Krone.
Philipp Iv. der Schöne (1285 —1314), durch seine
Gemahlin auch König von Navarra, zog 1312 die
bedeutenden Güter der Tempelherren ein. Phi-
lipp Vi. von Valois (1328 — 50) gab Navarra an
Ludwig’s X. Tochter Johanna, Gemahlin Philipp’s
von Evreux, und brachte 1349 die Dauphiné an
sein Haus. Unter ihm machte Eduard Iii. von
England Ansprüche auf die französische Krone
und führte einen langen Krieg herbei, an dessen
Ende im Frieden von Bretigny 1360 er auf jene
verzichtete und Calais, Poitou, Limousin, Gui-
enne etc. (wie auf der Karte angegeben ist) erhielt.
Unter Karl Vi. (1380 — 1422) begann der Krieg
1414 abermals und endete damit, dass die Eng-
länder 1453 alle ihre französischen Besitzungen
bis auf Calais (das 1558 auch verloren ging) ein-
büssten.
Das 1362 erledigte Herzogth. Burgund über-
gab Johann der Gute seinem Sohne Philipp dem
Kühnen 1363, der durch Heirath Flandern, Ar-
tois, Mecheln etc. erhielt und der Stifter der zwei-
ten Dynastie der burgundischen Herzoge ist. Der
letzte derselben, Karl der Kühne, besass das Ge-
biet, welches auf der Karte blau umzogen ist (vgl.
Jv? 56).
jw 60.
Frankreich von 146 1 — 1789.
In dieser Zeit hatte die königliche Macht sich
nicht nur befestigt und zum Absolutismus erwei-
tert, sondern auch nach Aussen den grössten Ein-
fluss erlangt und Frankreich bedeutend vergrössert.
Ludwig Xi. (1461—83) zog nach dem Tode
Karl’s des Kühnen 1477 das Herzogth. Burgund
ein und erbte 1481 die Provence, Anjou, Maine.
Mit der Thronbesteigung Heinrich’s des Vierten
von Bourbon, Titularkönigs von Navarra, 1589
kam dessen ansehnlicher Besitz (Navarra und
Bearn, Foix, ein grosser Theil von Gascogne und
Guienne, das Herzogthum Vendôme etc.) an die
Krone.
Durch den westphäl. Frieden 1648 erhielt
Frankreich den österreichischen Eisass ausser den
Reichsstädten, den Sundgau, Breisach, die Bestä-
tigung der im schmalkaldischen Kriege erworbenen
Stifter Metz, Toul und Verdun, — durch den
pyrenäischen Frieden 1659 Roussillon nebst Cer-
daigne, fast ganz Artois, — durch den aachener
Frieden 1668 Lille, Tournay, Courtray u. a. nie-
derländische Städte, — durch den nymweger Frie-
den 1678 die Franche Comté und 16 niederlän-
dische Festungen (Valenciennes, Cambray etc.), —
durch den ryswicker Frieden 1697 die Anerken-
nung der elsasser Reunionen. — Lothringen nebst
Bar, das im Wiener Frieden 1738 dem ehemaligen
König von Polen, Stanislaus Lesczinsky, dem
Schwiegervater Ludwig’s Xv., auf Lebenszeit ge-
geben war, fiel nach dessen Tode 1766 an Frank-
reich. — Corsica ward 1768 den Genuesen ab-
gekauft.
Jw 61.
Frankreich nach seiner älteren Ein-
theilung.
Jw 62.
Die Umgebungen von Paris,
Blatt Xxiii.
Jv? 63.
Die hesperische Halbinsel von 711
bis zum Sturz der Ommayaden 1028.
Die Westgothen hatten durch Chlodowig alle
ihre gallischen Besitzungen bis auf Sepfimanien
verloren, dagegen 585 das suevische Reich erobert
(vgl. Bl. Ix. Jw 26). Ihrer Herrschaft machten
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zu Sachsen, später zu Franken gehörend, wurde
1130 eine selbständige Landgrafschaft.
Die schon von Karl d. Gr. errichtete Nord-
mark oder Ostsachsen wurde von Heinrich I.
wieder hergestellt und später bis zur Oder erwei-
tert. Die Kämpfe gegen die Slaven wurden jedoch
erst durch Albrecht den Hären beendigt (vgl. Jvs?'41).
Burgund oder das Kgr. Arelat(vgl.bl.xxii.
,A:'* 58) vereinigte Conrad Ii. mit dem deutschen
Reiche; es stand jedoch mit ihm nur in loser
Verbindung.
Die Herzoge von Böhmen mussten mehrmals
zur Anerkennung der Lehnspflicht gezwungen wer-
den. Bisweilen erhielten sie von den Kaisern den
Königstitel. Erblich wurde dieser erst seit Otto-
kar I. (1198 —1230).
Mähren war seit Anfang des Ilten Jahrh.
mit Böhmen vereinigt, stand jedoch öfter unter
besondern Fürsten des böhmischen Herrscherhauses,
Die an Norddeutschland angrenzenden Slaven
zerfielen injmehrere Stämme: Obotriten, Polaber
und Wagrier; Lutizen oder Wilzen, zu denen die
Rhedarier und Tollenser gehörten; Heveller, Ukrer,
Brizaner; Sorben zwischen Mulde und Saale und
die ihnen verwandten Lusizer, Milziener, Dale-
mincier; Pommern etc. — Das vom Obotriten-
fürsten Gottschalk um 1042 gegründete grosse
Reich Slavien löste sich schon 1121 auf. — Pom-
mern zerfiel seit 1107 in Vorpommern und Pome-
rellen, welche durch die Persante von einander
geschieden waren. — Die polnischen Herzoge
suchten sich allmälig der Oberhoheit des deutschen
Reichs, welche Miesko (964 — 92) anerkannt hatte,
zu entziehen ; Boleslaw Iii. theilte das Reich unter
seine vier Söhne: Wladislaw als Oberherzog erhielt
Schlesien mit Krakau, Boleslaw Masovien mit Cu-
javien, Dobrczyn und Culm, Mieczyslaw Gross-
polen, Heinrich Kleinpolen (vgl. Jw 67).
Jw 36.
Preussen in der Mitte des 14ten
J ahrhunder ts.
Es sind auf der Karte die 11 alten Landschaf-
ten angegeben, in welche Preussen vor Ankunft
des deutschen Ritterordens zerfiel: Culm, Pome-
sanien, Pogesanien oder Hoggerland, Ermland oder
Warmien, Galindien, Natangen, Samland, Na-
drauen, Schalauen, Barten, Sudauen.
Blatt Xv.
Jvf 37.
Deutschland im Jahre 1512.
Die alten grossen Herzogthümer sind zerfallen;
das deutsche Reich hat sich in viele einzelne Ge-
biete aufgelöst, die durch den Grundsatz der Ver-
erbung nach dem Erstgeburtsrecht allmälig zu
grossem Ganzen vereinigt sind.
In Frisland haben bedeutende Gebiete er-
langt die Bischöfe von Utrecht und die Grafen von
Holland ; längs der Nordküste von der Zuyder See
bis zur Weser liegen die Lande der freien Frisen.
In Niederlothringen finden wir das Her-
zogthum Brabant, die Grafschaften Luxemburg,
Limburg, Geldern, Hennegau, das Erzbisth. Cöln,
das Bisth. Lüttich, die Herzogthümer Jülich und
Berg (1423 mit einander verbunden und 1511 durch
das Herzogth, Kleve und die Grafsch. Mark ver-
grössert); in Oberlothringen die Bisthilmer von
Metz, Toul und Verdun; in Schwaben das Her-
zogth. Württemberg, die Markgrafsch. Baden in
drei von einander getrennten Theilen, die Grafsch.
Zollern, das Bisth. Augsburg, die zu Oesterreich
gehörigen Markgrafschaft Burgau, Grafsch. N eilen -
burg, Landgrafsch. Breisgau.
In Bayern kam nach dem Sturz Heinrich des
Löwen die Herzogswürde an Otto I. von Wittels-
bach 1180; seine Nachfolger erlangten 1215 die
Rheinpfalz; nach dem Vertrage zu Pavia 1329 er-
hielt Ludwig der Bayer (seit 1314 Kaiser) Ober-
bayern, womit er nach dem Erlöschen der nieder-
bayernschen Linie auch Niederbayern verband,
und sein Bruder die Rheinpfalz und ein Stück vom
nördl. Bayern (seitdem Oberpfalz genannt). Beide
Linien theilten sich wieder in mehrere Zweige.
Die Zweige der ersteren vereinigte Albrecht Iv.
von Bayern-München (f 1508), der 1506 Untheil-
barkeit und das Recht der Erstgeburt einführte.
Von den Zweigen der letzteren waren zur Zeit der
Reformation noch übrig Kurpfalz und Simmern.
Das Herzogth. Sachsen war nach der Aech-
tung Heinrichs des Löwen 1180 zerfallen, der
westl. Theil als Herzogth. Westphalen an das Erz-
bisth. Cöln, — Lauenburg, Holstein etc. nebst
dem sächsischen Herzogstitel an Bernhard von As-
canien etc. gekommen. Ferner finden wir hier das
Erzbisth. Bremen, die Bisthümer Münster, Osna-
brück, Minden, Paderborn, Hildesheim, Verden,
die Fürstentümer Göttingen, Grubenhagen, die
Grafschaften Oldenburg, Tecklenburg, Bentheim etc.
Nach dem Tode Albrechts des Bären kam 1170
an seinen älteren Sohn Otto die Mark, die 1415
durch kaiserliche Belehnung an das Haus Hohen-
zollern gelangte, — und an seinen jüngern Sohn
das Anhaitische Gebiet. Aus letzterem gingen her-
vor das Herzogth. Sachsen-Wittenberg (1422 an
Meissen fallend), das Herzogth. Sachsen-Lauenburg
(1689 an Braunschweig fallend).
Die Mark Meissen hatte 1127 Conrad von
Wettin erhalten. Heinrich der Erlauchte erhielt
1247 noch dazu die Landgrafsch. Thüringen,
musste aber 1264 die thüringschen Herrschaften
im jetzigen Hessen an Heinrich das Kind, den
Stammvater der hessischen Fürstenhäuser, abtreten.
Friedrich der Streitbare erbte 1422 Sachsen-Witten-
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19
berg, worauf der Name Sachsen auf alle wettin-
schen Lande überging; 1485 fand eine Theilung
zwischen den Brüdern Ernst und Albert statt ; jener
erhielt das Kurland nebstthüringen, dieser Meissen.
Im ehemaligen Franken finden wir die Bis-
thümer Bamberg, Würzburg, Worms, Speyer, die
Abtei Fulda, das Erzbisthum Mainz, zu dem auch
das Eichsfeld gehört, die Grafschaften Nassau,
Wied, Hessen (seit 1292 Landgrafschaft und nach
mehrfachen Theilungen 1500 wieder zu Einem
Ganzen vereinigt), die brandenburgsclien Lande
Anspach und Bayreuth.
Die Markgrafsch. Oesterreich ward 1156
durch das Land ob der Ens vermehrt und zu einem
Herzogthum erhoben. Später kamen zu ihr noch
Steyermark und Krain. Nach dem Aussterben der
Babenberger nahm sie Ottokar von Böhmen in
Besitz, der durch Erbschaft nodi Kärnthen, Hister-
reich etc. gewann. Als er wegen seines Wider-
standes gegen Kaiser Rudolph von Ilabsburg ge-
ächtet war, belehnte dieser 1282 seine beiden Söhne
Albrecht und lludolph mit Oesterreich und Steyer-
mark; 1335 wurden Kärnthen, 1363 Tyrol und
später einzelne Besitzungen in Schwaben (Vorder-
österreich) und im Eisass erworben, dagegen gin-
gen die habsburgischen Staminlande in der Schweiz
verloren; 1453 wurde das Herzogthum zu einem
Erzherzogthum erhoben. Maximilian 1, erheirathete
die reichen Niederlande, wodurch die habsburgsche
Macht die bedeutendste in Deutschland wurde
(vergi. Blatt Xix).
Ausser diesen Ländern gab es noch eine Menge
freier Städte, von denen die wichtigsten auf der
Karte angegeben sind.
Ladislaus Ii., König von Böhmen, war 1489
auch zum König von Ungarn erwählt worden.
Schlesien war in eine Menge Fürstenthümer
und Herrschaften zerfallen und hatte sich unter
böhmische Oberhoheit begeben.
Pommern war nach dem Tode Boleslaus X.
1478, der es zu einem Ganzen vereinigt hatte, in
die Herzogthümer Wolgast und Stettin zerfallen.
Der Staat der deutschen Ordensritter
im No. ist von seiner Höhe herabgesunken; der
westl. Theil nebst Ermland war 1466 an Polen
abgetreten, der östliche ein polnisches Lehen ge-
worden .
Dem Bündniss der Waldstädte in der Schweiz
hatten sich nach und nach mehrere Orte ange-
schlossen ('vgl. . V‘ 50). Dadurch waren sie im
Stande, nicht nur die Angriffe von Aussen abzu-
wehren, sondern auch die in ihrer Mitte liegenden
Besitzungen fremder Herren (z.b. der Habsburger)
sich zu unterwerfen.
Jw 38.
Die durch Maximilian vollzogene
Kreiseintheilung
bestand bis zu Anfang dieses Jahrhunderts. Die
10 Kreise waren ; 1) der österreichische (wozu auch
die in Schwaben liegenden österreichischen Be-
sitzungen gehörten). 2) Der bayersche. 3) Der
schwäbische. 4) Der fränkische. 5) Der kurrhei-
nische. 6) Der oberrheinische. 7) Der nieder-
rheinisch-westphälische. 8) Der obersächsische. 9)
Der niedersächsische. 10) Der burgundische. —
Böhmen nebst den zugehörigen Ländern Mähren,
Schlesien, Lausitz gehörte zu keinem Kreise.
Blatt Xvi.
„V? 39.
Deutschland zu Anfang des dreissig-
jährigen Krieges.
Das habsburgische Haus hat im O. ein bedeu-
tendes Läiulergebiet erworben. Böhmen nebst den
zugehörigen Ländern, sowie Ungarn waren 1527
an Ferdinand I , nachherigen deutschen Kaiser,
gefallen. Wegen Ungarn hatten sich jedoch hef-
tige Kriege mit den Türken entsponnen, indem
diese Niederungarn bis zu der auf der Karte an-
gebenen Grenze erobert hatten und bis 1699 im
Besitz behielten.
Der burgundische Kreis ist aus dem en-
geren Reichsverbande gekommen, indem Karl V.
ihn seinem Sohne Philipp Ii. von Spanien 1555
übergab; die 7 nördl. Provinzen haben sich 1581
von Spanien losgesagt und einen Bundesstaat unter
' Statthaltern aus dem Hause Nassau-Oranien ge-
gründet.
Im oberrheinisehenkreise hat Heinrich Ii.
von Frankreich für die den protestantischen Für-
sten geleistete Hülfe Metz, Toul und Verdun ge-
nommen und gegen Karlv. behauptet. Hessen war
nach dem Tode des in der Reformationsgeschichte
bekannten Philipp des Grossmüthigen 1567 unter
dessen vier Söhne getheilt worden; von den vier
Linien waren indessen nur noch zwei übrig ; Hes-
sen-Cassel und Hessen-Darmstadt, von welcher
letzteren sich 1596 die Nebenlinie Hessen-Homburg
abgezweigt hatte.
Im westphälischen Kreise sind nach dem
Tode des letzten Herzogs von Jülich dessen Lande
1614 vorläufig so zwischen Brandenburg und Pfalz-
Neuburg getheilt, dass ersteres Kleve, Mark, Raven-
stein und Ravensberg, letzteres Jülich und Berg
erhielt.
Im fränkischen Kreise sind Anspach und
Bayreuth 1603 an Johann Friedrich von Branden-
burg zurückgefallen, aber an dessen Brüder wieder
ausgethan.
Im obersächsischen Kreise hat Branden-
burg 1575 Beeskow und Storkow von Böhmen und
I °
1618 das Herzogth. Preussen, jedoch ausserhalb
des deutschen Reichsverbaudes erhalten. — Nach
3*
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Preussen, so dass seine Lande einen Umfang von
c. 2000 Q.-M. mit 1mill. Einw. erhielten.
J\s 42.
Preussen beim Tode Friedrichs des
Grossen 1 T 86.
Friedrich Iii. (1688— 1713), der sich 1701
die Königskrone aufsetzte und seitdem den Namen
Friedrich I. führte, erwarb durch Kauf die Erb-
vogtei Quedlinburg, 1707 die Grafsch. Tecklen-
burg und aus der oranischen Erbschaft 1702 das
Fürstenth. Mors und die Grafschaft Fingen, 1707
die Grafschaften Neufchatel und Valengin, trat aber,
wie er als Kronprinz insgeheim versprochen hatte,
1694 den Schwiebusser Kreis an Oesterreich ab.
Friedrich Wilhelm I. (1713 — 40) erhielt
im utrechter Frieden 1713 einen T heil von Gel-
dern und im Frieden zu Stockholm 1720 Vorpom-
mern bis zur Peene, auch Stettin, Usedom und
Wollin und hinterliess seine Staaten, 2275 Q.-M.
gross mit 2‘/4 Mill. Einw. und einem Schatze von
9 Mill., seinem Sohne Friedrich Ii. dem Gr.
(1740 — 86). Dieser erhob gleich nach seinem Re-
gierungsantritte Ansprüche auf die scliles. Fürsten-
thümer Krieg, Wohlau und Jägerndorf und erwarb
nach dem ersten schles. Kriege im Frieden zu
Breslau 1742 ganz Schlesien als souveraines Her-
zogthum, jedoch ohne Jägerndorf, Troppau und
Teschen, sowie auch die böhmische Herrsch. Glatz ;
diesen Erwerb behauptete er in den beiden andern
schles. Kriegen; 1744 erwarb er Ostfriesland, 1780
einen Theil der Grafsch. Mansfeld, und 1772 bei
der ersten Theilung Polens Westpreussen (ausser
Danzig und Thorn) und einen Theil von Gross-
polen (den sogenannten Netzdistrict) — 600 Qua-
dratmeilen mit einer halben Million Einwohner,
wodurch der Staat auf 3600 Quadratmeilcn mit
über 5% Mill. Einw, heranwuchs,
---— 22 ---------—
Jw 43.
Preussen beim Tode Friedrich Wil-
helm s Ii. 17 9 7.
Friedrich Wilhelm Ii. (1786 — 97) über-
liess in dem Frieden zu Basel 1795 seine über-
rheinischen Besitzungen vorläufig bis zu einem all-
gemeinen Frieden an Frankreich. Unter ihm fielen
1791 die Fürstenthüiner Anspach und Bayreuth
wieder an Preussen, sowie auch bei der zweiten
Theilung Polens 1793 Danzig, Thorn und Süd-
preussen — 1000 Q. M. mit 1 '/5 Mill. Einw. —
und bei der dritten Theilung 1795 Warschau, Neu-
ostpreussen und Neuschlesien — 900 Q.-M. mit
1 Mill. Einw. — erworben wurden. Preussen,
dessen Umfang die vorliegende Karte angiebt, hatte
damals 5562 Q.-M. mit über 8% Mill. Einw.
Friedrich Wilhelm 111.(1797—1840) wurde
für die abgetretenen überrheinischen Besitzungen,
48 Q.-M. mit 125,000 Einw., durch den Reichs-
deputations-Hauptschluss 1803 mit 200 Q.-M. und
600,000 Einw. entschädigt, nämlich mit den Bis-
thümern Hildesheim und Paderborn, einem Dritt-
theil von Münster, mit Erfurt nebst dem Eichs-
felde, den Reichsstädten Goslar, Mühlhausen, Nord-
hausen, den Abteien Essen, Werden etc. (diese
Länder sind auf der Karte mit blauer Farbe be-
deckt) und beherrschte damals 5652 Q.-M. mit
9 Mill. Einw. Im Frieden zu Wien 1805 trat er
Anspach an Bayern, Neufchatel und Kleve dies-
seits des Rheins an Frankreich ab und erhielt dafür
Hannover, das er aber erst den 1. April 1806 in
Besitz nahm. Nach dem unglücklichen Kriege
1806 — 7 verlor er im tilsiter Frieden allen Besitz
westlich der Elbe, den Kottbusser Kreis, Danzig
und dessen Gebiet, sowie den grössten Theil der
ehemals polnischen Länder — 3100 Q.-M. mit 5
Mill. Einwohnern — und behielt nur das, was
auf der Karte roth umzogen ist (vgl. Blatt Xiii.
Jw 83).
Jv? 44.
Nach den glorreich beendigten Freiheitskriegen
bekam Preussen ausser seinen früheren Besitzungen
auf dem linken Elbufer Danzig, das Culmerland,
einen Theil des Grossherzogthums Warschau (das
Grossherz. Posen), statt der übrigen frühem pol-
nischen Besitzungen mehr als die Hälfte des Königr.
Sachsen (das Herzogth. Sachsen), das Grossherz.
Berg, das Herz. Jülich nebst dem grösseren Theil
der ehemaligen geistlichen Kurfürstenthümer Köln
und Trier und die Stadt Wetzlar (die Rheinpro-
vinz), das Herz. Westphalen und statt Ostfriesland
und Hildesheiin, die an Hannover kamen, von
diesem Lauenburg, gegen das es von Dänemark
Schwedisch-Pommern und Rügen eintauschte. Eben
so fielen Neuenburg und Valengin an Preussen
zurück, Anspach und Bayreuth verblieben aber bei
Bayern. Im J. 1834 erwarb Preussen das Fürsten-
thum Lichtenberg (Kreis St. Wendel), 1849 die
Fürstenthüinerhohenzollern-Hechingen undhohen-
zollem-Sigmaringen und 1853 ein kleines Terrain
am Jahdebusen Behufs Anlegung eines Marinehafens,
leistete aber 1857 auf Neuenburg Verzicht, das be-
reits 1848 das Band mit Preussen zerrissen hatte.
Es umfasst jetzt 5103 Q.-M. mite. 18mill.einw.
---------
Blatt Xix.
Bas alimäftge Wacostfjum Des österradjiscf)cn
Staates. *)
Jw 45.
Die Besitzungen des Hauses Habs-
burg in der Schweiz in ihrer
grössten Ausdehnung.
Das Haus Habsburg wird mit Wahrscheinlich-
keit bis auf Ethico, Herzog von Lothringen im
*) Blatt Xix. ist nach demselben Maasstabe angefer-
tigt, wie Blatt Xviii.
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Europa. Deutschlands politische Verhältnisse.
689
Q. M. mit 5 Ständen, 2) der burgundische, 469 Q. M. und 1 Stand, 3) der
westphälische, 1250 Q.m. mit54ständen, 4) der churrheinische, 458 Q.m.
mit 10 Ständen, 5) der oberrheinische, 500 Q. M. mit 54 Ständen, 6) der
schwäbische, 729 Q. M. mit 95 Ständen, 7) der bairische, 1010 Q. M. mit
20 Ständen, 8) der fränkische, 484 Q. M. mit 23 Ständen, 9) der nieder-
sächsische, 1240 Q. M. mit 24 Ständen, 10) der obersächsische Kreis,
1998 Q. M. mit 22 Ständen. . Die Nebenländer waren das Königreich Böh-
men, das Markgrafenthum Mähren, das Herzogthum Schlesien, das Mark-
grafenthum der Ober - und Nied erlausitz. Das ganze Gebiet des deutschen Reiches
umfaßte vor der französischen Revolution 12,512 Q. M. mit 28'/2 Mill. E. Die
Friedensschlüsse von Basel, Campo Formio und Lüneville in den Jahren 1795, 97
und 1801 entrissen dem deutschen Reiche nicht nur ansehnliche Landestheile, sondern
erschütterten es tief; noch einmal wurde durch den Reichsdeputation-Hauptschluß vom
25. Februar 1803 eine Anordnung und Befestigung der Reichsverhältnisse durch die
10 Churfürsten, 127 ständichen Reichssürsten, 4 reichsständischen Grafen und 6 reichs-
ständigen freien Reichsstädte versucht, die einen Länderbestand von 11,200 Q.m. mit
26'/4 Mill. Einwohnern hatten. Doch schon am 26. Dezember 1805 erfolgte die
Auflösung des deutschen Reichsverbandes durch den Frieden zu Preßburg; an seiner
Stelle errichtete Napoleon am 1. August 1806 zur Erreichung seiner Zwecke, zur
Schmach des deutschen Volkes den von ihm ganz abhängigen Rheinbund, welchem
sich nach und nach fast alle deutschen Fürsten anschlossen; nur Oesterreich, Preußen,
Braunschweig und Holstein schlossen sich nicht an, die Fürsten von Hessen-Kassel,
Nassau, Oranien und Braunschweig-Wolfenbüttel wurden aus ihren Ländern ver-
trieben, diese mit dem unter Napoleons Bruder Hieronymus stehenden Königreich
Westphalen vereinigt, die Churfürsten von Baiern und Sachsen und der Herzog von
Würtemberg wurden Könige, die Markgrafen von Baden, die Landgrafen von Hessen
Großherzöge, mehrere Großherzogthümer dieser Zeit haben aufgehört; im Ganzen ge-
hörten 4 Könige, 5 Großherzöge, 11 Herzöge, 15 Fürsten und die Stadt Lübeck, zu-
sammen mit 5384 Q. M. und 13 */2 Mill. Einwohnern zum Rheinbünde.
1) Der österreichische Kreis: Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Krain, oster.
Friaul und Triest; die gefürstete Grasschaft Tyrol; Vorderösterrcich oder oster. Breißgau, Burgau,
Nellenburg, Coustanz, Ravensburg, Vorarlberg. 2) Der bürg un dische Kreis: die Her-
zogthümer Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern, Flandern, Hennegau und Ramur; beide
Kreise gehörten dem Hause Oesterreich. 3) Der westphälische Kreis sehr zusammengesetzt:
die Hochstister und Bisthümer Münster, Paderborn, Lüttich, Osnabrück, die Abteien Corbei,
Stadio, Malmedy, Werden, Corneliusmünster, Esten, Herford; die Herzogthümer Cleve, Jülich,
Berg, die Fürstenthümer Minden, Verden, Nastau, Ostfriesland, Mors und Geldern, und eine
Menge Grafschaften und Herrschaften; seine äußersten Grenzlander im In Ostfriesland, am linken
Rheinuser Jülich, jenseits der Weser Verden und im 8 die Grafschaft Wied. 4) Der nieder-
ober churrheinische Kreis enthielt die Churstaaten Mainz, Trier, Köln und die Rheinpfalz,
das Furstenthum Aremberg und einige Grafschaften. 3) Der oberrheinische Kreis erstreckte
sich von Basel über das Elsaß, Zweibrücken, Spcier, Worms, Frankfurt, Hanau, Hesten bis
zum Bisthum Paderborn, und enthielt mehrere Hochstifter und Fürstenthümer, die Landgraf-
schasten Hesten, sehr viele Graf- und Herrschaften und die freien Städte Worms, Speier, Frank-
furt, Friedberg, Wetzlar; unter den Fürsten und Herren war der Landgraf von Hessen-Kastei
der mächtigste. 6) Der schwäbische Kreis lag zwischen Lech, Bodensce, Oberrhein und dem
Maingebiet, er war unter allen Kreisen am meisten zertheilt, die mächtigsten Herren waren die
Herzöge von Würtemberg und die Markgrafen von Baden; hier lagen allein 31 freie Reichs-
städte. 7) Der bairische Kreis bestand aus dem Hcrzogthum Baiern, der Oberpsalz, dem
Erzbiöthum Salzburg, den Bisthümern Regensburg und Passau mit der freien Reichsstadt Re-
gensburg. 8) Der fränkische Kreis enthielt das Maingebiet mit Ausschluß seines untern
Theils, nebst einzelnen Theilen des Weser- und Donaugebiets; die Hochstister Bamberg, Würz-
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
736
Europa. Daö Königreich Preußen. Preußen als Staat.
Preußen 36, Königsberg 20, Gumbinnen 16, Danzig 7, Marienwerder 13.
Posen 26, Posen 17, Bromberg 9,
Brandenburg 30, Potsdam 14, Frankfurt 16,
Pommern 23, Stettin 12, Köslin 9, Stralsund 4.
Schlesien 57, Bretzlau 22, Oppeln 16, Liegnitz 19.
Sachsen 39, Magdeburg 14, Merseburg 16, Erfurt 9.
Westphalen 34, Munster 10, Minden 10, Arnsberg 14.
Rheinprovinz 58, Köln 10, Düsseldorf 13, Koblenz 12, Trier 13, Aachen 10.
Das Kirchenwesen der unirten oder evangelischen Landeskirche
leiten in den einzelnen Provinzen die Konsistorien, an deren Spitze 1 weltlicher
Konsistorial-Präsident und 1 Generalsuperintendent stehen, die in einem
in Berlin 1848 errichteten Oberkonsistorium ihre Centralbehörde erhalten haben,
unter ihnen stehen die Superintendenten, denen die Aufsicht der in ihrem Sprengel
befindlichen Kirchen und Schulen obliegt. — Die Leitung der Kirchenangelegenheiten
der nicht unirten lutherischen Kirche besorgt das von ihren Gliedern auf zeiträumlich
stattfindenden Synoden erwählte, vom Staate bestätigte lutherische Oberkirchen -
kollegium zu Breslau.— Das katholische Kirchenwesenist nach dem unterm
28. August 1821 vollzogenen Konkordat unbeschadet der Majestätsrechte wie auch
der Rechte aller evangelischen Unterthanen geordnet worden. Im Staate sind 2 Erz-
bischöfe zu Köln und Posen-Gnesen, 1 Fürstbischof zu Breslau,
5 Bischöfe zu Ermeland und Kulm in Preußen, Münster und Paderborn
in Westphalen, Trier in der Rheinprovinz. Zum Erzbisthum Köln gehören
unmittelbar Köln, Aachen und der Südtheil von Düsseldorf, die Bisthümer Trier,
d. i. der Rgb. Trier und Koblenz, Münster, der Nordtheil des Rgb. Düsseldorf und
Münster, Paderborn, d. i. der Rgb. Arnsberg und Minden, und die kath. Kirchen
in Pr. Sachsen. — Das Erzbisthum Posen-Gnesen umfaßt unmittelbar die
ganze Provinz, das Bisthum Kulm mit dem westlich der Weichsel gelegenen West-
preußen und die wenigen kath. Kirchen im Rgb. Köslin; das Bisthum Ermeland
zu Oliva bei Danzig umfaßt das Ermeland und die untern Weichselniederungen. —
Das fürstliche Bisthum Breslau umfaßt fast ganz Schlesien und die kath. Kirchen
der Mark und Vorpommern.— Die Grafschaft Glatz gehört zum Erzbisthum
Prag, Leobschütz und Umgegend zum Erzbisthum Olmütz. Bei jedem Bischofssitz
ist ein D omk apitel. Den Superintendenten entsprechen die Erzprie'ster.
Die Provinzialleitung des Schulwesens besorgen die Provinzial-
Schulkollegien in den höhern, die Regierungen in den niedern Schulanstalten,
in kleinern Kreisen die Superintendenten und Schulinspektoren.
In neuester Zeit suchen die Behörden auch Einheit in das jüdische Kirchen-
wesen zu bringen.
Die Provinzial-Medizinalangelegenheiten stehen unter den Pro-
vinzial-Medizinalkollegien und den Regierungen, in den Kreisen haben
die Kreisphysiker die ärztliche Oberaufsischt. Im ganzen Staat waren 1843:
2847 Civil-, 323 zur Civilpraxis berechtigte Militär-Aerzte, 724 Civilwundärzte
erster, 1292 zweiter Klasse, 120 Zahnärzte u. d. m.; 1403 Apotheken, 11,260 ge-
prüfte Hebammen, 749 Thierärzte, 336 öffentliche Krankenanstalten mit mehr als
8000 Kranken; verhältnißmäßig sind in den Provinzen Preußen, besonders Rgb.
Gumbinnen, Posen, in Hinterpommern wenig ärztliche Personen, Berlin hat die
meisten, die Provinzen Schlesien, Sachsen, Westphalen, Rheinprovinz mis Ausnahme
von Trier haben 1 ärztliche Person auf 1700—3000 Einwohner, Gumbinnen auf
9800 Einwohner.
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
787
Europa. Das Königreich Preußen. Provinz Sachsen.
Wasserkunst. Viele wohlhabende Dörfer im Kreise; eine lange Dörferreihe, fast 4 Meilen lang
an der schnellen Deichsel. Baudmannsdorf, 26. Mai 1813 siegreiches Gefecht Blüchers
qeqm die Franzosen, Denkmal. Wolfödorf, Gefecht d. 27. Mai 1813; Rochlitz, desgl.
d 17. u. 23. Aug.; Kaiferswaldan, desgl. d. 19. Aug. 1813. Gröditzberg mit altem
Schloß; der Probsthainer Spitzberg. — 19. Schönau a. d. Katzbach, im schlesischen Mittel-
gebirge, 1206 E. Kupferberg auf einem Berge unfern des Bobers, Bergamtskommission,
Kupfererze. Mehrere große Dörfer, große Kalk und Marmorbrüche; die Kitzelhöhle. Alten-
berg, Arsenik-Bergwerk und Arsenikhütte.
6. Provinz Herzo qthunr Sachsen.
tz. 56. Die Saal-Eibeprovinz, das preußische Sachsenland besteht
in ihrer jetzigen Zusammensetzung erst seit 1815, und enthält die Alt- oder Nordmark,
die gefürstete Grafschaft Wernigerode, das Herzogthum Magdeburg, die Fürstenthümer
Erfurt, Eichsfeld und Halberstadt, die Erbvogtei Quedlinburg und die früher freie
Reichsstadt Mühlhausen, die vor 1806 zu Preußen gehörten, und dann noch aus den
Hochstiftern Merseburg und Naumburg, Theile von Chursachsen, den Grafschaften
Mannsfeld, Stolberg und Hennebecg, die Gauherrschaft Treffurt und die frühere freie
Stadt Nordhausen, die bis dahin zum Königreich Sachsen gehört hatten. Es ist das
Land der Thüringer und der Sachsen, wo frühe schon das Christenthum durch Kilian
und Bonifacius Eingang gefunden hatte, die Wiege der Reformation mit Eisleben,
Erfurt, Wittenberg —mit Lützen, Mühlberg, Magdeburg — eine der Hauptbildungs-
stätten des deutschen Bürgerthums in Norddeutschland.
460'/z Q. M., 1,742,452 E., 3783 auf Q. M., nur Deutsche, vorwaltend
evangelisch. Das Gebiet mehr als alle übrigen Staatstheile zerrissen, viele preu-
ßische Enklaven in anderer Herren Länder, viele fremde Enklaven in preußischem
Gebiet, besonders im Rb. Erfurt; im No sind anhaltinische und braunschweigische,
im Sw schwarzburgische und sächsisch-ernestinische Enklaven, die größte preuß. Enklave
im 8 ist Schleusingen.— Der Ob erfläche nach gehört die Provinz dem Harz,
dem Thüringer Wald, den Thüringer Stufen und den sächsischen Elbebenen
an; sie ist gebirgig, bergig, hügelig und eben. Aus dem Harz erhebt sich der 3508' h.
Brocken, di« 3165' h. Heinrichshöhe, die 1464' h. Roßtrappe, im N davon der
hüglige H uyw ald, im 80 die Mannsfeldischen Berge, zum Thüringer Walde hin die
Hainleite, Schmücke und Finne, und von diesen zur Weser das Düngebirge
und der So kling; aus dem Thüringer Walde erheben sich nahe der Grenze desschleu-
singer Kreises der Schneekopf und Beerberg 3043 und 3064' h. Die Thäler der
Unstrut und Saale sind liebliche Berg- und Hügelgegenden, von der Saale nach W
ist das ganze Land von Bergen und Hügeln erfüllt, nach 0 von derselben breiten sich
weite Ebenen aus, so wie im N der Saalmündung in die Elbe. — Die Gebirge be-
stehen, den Harz und Thüringer Wald ausgenommen, vorwaltend aus Flötzgebirgen,
buntem Sandstein und Muschelkalk mit Gypslagern und Salzquellen,
hin und wieder Porphyr, bei Halle, Löbejün und Wettin mit Steinkohlen.
Der Harz besteht zum großen Theil aus Granit, Grauwacke und Thonschiefer,
der letztere ist auf den südlichen Abhängen und Stufen im Mannsfeldischen reich an
silberhaltigem Kupfer, der Mannsfelder Kupferschiefer. Der Thüringer Wald
besteht aus buntem Sandstein, Porphyr, zum Theil aus Gneiß und Glimmerschiefer.—
Ganz Nordseegebiet durch Elbe und Weser; die Elbe durchfließt 29 M. l. die
Provinz, nimmt rechts schwarze Elster, Nuthe, Elbe, Ihle, Havel, links Mulde und
Saale, diese mit der Unstrut auf. Elbe und Saale sind schiffbar, die erstere selbst