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aufs Haupt sehen. Aber die Stadt Neuß am Rhein schlug helden-
müthig 56 Stürme ab; gegen die Schweizer erlitt sein stolzes Ritter-
heer bei Granson und Murten (1476) zwei furchtbare Niederlagen,
und als er im folgenden Jahre Lothringen angriff, verlor er durch die zu
Hülfe eilenden Schweizer und Straßburger bei Nancy (1477) Sieg und
Leben. — b. Seine einzige Tochter Maria vermählte sich mit Maxi-
milian, dem ritterlichen Sohn des Kaisers. In dem Kriege, den Maxi-
milian mit dem landersüchtigen französischen König Ludwig Xi. um die
burgundischen Besitzungen zu führen hatte, wurde er von Kaiser und
Reich und nach Marias Tode (1482) auch von den Niederlanden ohne
Hülfe gelassen; er sah sich daher trotz seines Sieges bei Guinegate ge-
nöthigt, das Herzogthum Burgund (Bourgogne) und die südwestlichen
Grenzprovinzen der Niederlande (Piccardie) an Frankreich abzutreten
(1. Raub Frankreichs); dagegen blieb die Freigrafschaft (Franchecomts)
jetzt dem Reiche noch erhalten.
1493 f §. 117. 3) Maximilian L, der „letzte Ritter". Maxi-
milian schließt die Kaiserreihe des Mittelalters. Er war eine hohe,
kräftige Gestalt, tapfer und kühn, hochgesinnt, geistreich und milde. Er
folgte den Gemsen auf die steilsten Felsen (Martinswand), erlegte die
Bären im Hochgebirge, die Löwen im Kampfspiele, die Ritter im Turnier
(der Franzose Claude Barre in Worms). Er liebte Wissenschaft und
Kunst (Waffenschmieden) und sprach die bekanntesten europäischen Spra-
chen. Aber ihm fehlte die Kraft und Beharrlichkeit Ottos I. unh Hein-
richs Iii., um dem Reiche die altegröße wiederzugeben.—Die wichtigsten
Einrichtungen, die er im Verein mit den Reichsfürsten schuf, waren:
a. der ewige Landfriede und das Reichskammergericht, welches alle
Streitigkeiten zwischen den Reichsständen zu entscheiden hatte; b. der
gemeine Pfennig, eine allgemeine Reichssteuer; c. die neue Kriegs Ord-
nung (besoldete Fußsoldaten oder Landsknechte und leichte Reiter);
d. die Posten (1516 von Wien nach Brüssel); 6. die Einteilung des
Reichs in 10 Kreise: 1) der nieder sächsische — Holstein, Mecklenburg
und das Land zwischen der Unterelbe und Weser bis zum Südrande des
Harzes ; 2) der ob er sächsische — Brandenburg, Pommern, Kursachsen
und Thüringen; 3) der westfälisch-niederrheinische — das Land
zwischen Weser und Holland bis nach Paderborn und Dortmund, ferner
die Grafschaft Mark (a. d. untern Ruhr), das Herzth. Berg (a. d. Wup-
per) und jenseit des Rheins die Herzth. Cleve und Jülich, diestadtköln
und das Bisthum Lüttich; 4) der mittelrheinische oder Kurkreis —
die Gebiete der 4 Kurfürsten von Köln, Trier, Mainz und Pfalz und die
Grafsch. Nassau; 5) der oberrheinische — Elsaß, Lothringen, Worms
und Speier, Frankfurt, Hessen; 6) der fränkische — die Bisthümer
Würzburg, Bamberg und Eichstädt a. d. Altmühl, die Fürstentümer
Anspach und Vaireuth, die Reichsstadt Nürnberg u. s. w.; 7) der schw ä-
bische —• vom Lech bis zum Oberrhein; 8) der bairische — vom Lech
und den Alpen bis zum Vöhmerwald; 9) der österreichische — Erz-
herzogthum Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Kram, Tirol; 10) der
burgundische — die Niederlande nebst Luxemburg und der Freigraf-
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Extrahierte Personennamen: Nancy Maria Maria Ludwig_Xi Ludwig Marias Maximilian_L Maximilian Claude_Barre Ottos_I. Cleve
87
Christensklaven (1535); der Zug gegen Algier (1541) fand dagegen ein
unglückliches Ende. — b. Wegen seiner auswärtigen Kriege bewog Karl
gleich nach dem augsburger Reichstage die Kurfürsten, seinen Bruder
Ferdinand zum Könige zu wählen; Oesterreich und Ungarn hatte er
ihm schon früher überlassen. Ferdinand suchte vor allem den innern Frie-
den zu erhalten, weil der türkische Sultan Soliman Ungarn und Oest-
reich mit einem gewaltigen Heere bedrohte. Um die kirchlichen Mißbräuche
und die Kirchenspaltung zu beseitigen, drängte der Kaiser den Papst zur
Berufung eines allgemeinen Koncils, das zu Trient in Tirol zusam-
mentrat (1545—1563). Die Protestanten weigerten sich daran theil-
zunehmen, weil es unter der Leitung des Papstes stand; sie verlangten
die Berufung eines deutschen Koncils. Weil Karl jetzt vor dem auswär-
tigen Feinde Ruhe hatte, so beschloß er, gegen die Protestanten die Ge-
walt der Waffen anzuwenden und so entstand
§♦ 130. Der schmalkaldische Krieg (1546—1547). Der
augsburger Religionsfriede (1555). a. Der Kaiser sprach über die
protestantischen Fürsten, die zu Schmalkalden ein Vündniß geschlossen
hatten, die Acht aus. Er zog zuerst gegen die freien oberdeutschen Städte,
deren Heer der tapfereschärtlin führte. Kurfürst Johann Friedrich
von Sachsen (Wittenberg) und Landgraf Philipp von Hessen (Kassel)
eilten ihnen zu Hülfe. Da bewog der Kaiser den jungen, ehrgeizigen
Herzog Moritz von Sachsen (Dresden), seines Vetters, des Kurfürsten,
Land zu besetzen. Als dieser zum Schutze desselben voreilig zurückgieng,
mußten die Städte sich unterwerfen, alles Geschütz ausliefern und schwere
Buße zahlen; in Köln wurde der zur evangelischen Lehre übergetretene
Kurfürst Hermann entsetzt und die Reformation unterdrückt (1546). Im
folgenden Frühjahr siegte der Kaiser über Johann Friedrich bei Mühl-
b erg a. d. Elbe (1547) und führte, trotz des gegebenen Wortes, ihn und
den Landgrafen Philipp gefangen nach Süddentschland; fast ganz Kur-
sachsen erhielt der Herzog Moritz. Dann erließ der Kaiser eine harte
Verfügung, das augsburger Interim, worin den Protestanten nur
der Laienkelch und die Priesterehe bewilligt wurden. Magdeburg und
Bremen, die allein sich zu widersetzen wagten, wurden in die Reichsacht
gethan. — b. Moritz von Sachsen, den des Kaisers Verfahren ver-
droß, beschloß, der Netter seiner Glaubensgenossen zu werden. Mit dem
Heere, das er zur Unterwerfung Magdeburgs und Bremens gesammelt
hatte, brach er (1552) plötzlich nach Süddeutschland auf. Der Kaiser,
der in Jnsbruck krank lag, floh über die Alpen, gab die gefangenen Für-
sten frei und bewilligte zunächst im passauer Vertrage (1552) und
später im augsburger Religionsfrieden den protestantischen Fürsten«,585
das Recht, in ihren Gebieten die Religion zu bestimmen. Doch wurde
ke* sog. „geistl. Vorbehalt" hinzugefügt: wenn ein geistlicher Fürst zur
Reformation überträte, so sollte er sein Besitzthum aufgeben.
-¡-§. 131. Verlust der lothringischen Bisthümer. Karlsv.
Thronentsagung, a. Der Sieg der Protestanten brachte dem Reiche
einen schweren Verlust. König Heinrich Ii. von Frankreich besetzte die
freien lothringischen Städte Metz, Toul, Verdün und Cambray,
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ferdinand Ferdinand Soliman_Ungarn Karl Karl Kurfürst_Johann_Friedrich
von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von_Sachsen Hermann Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Philipp Moritz Moritz_von_Sachsen Karlsv Heinrich_Ii Heinrich
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c. Schwedischer Krieg (1630—1635). Gustav Ado lf, der fromme
und hochgesinnte König von Schweden, landete mit 15,000 Mann an
der pommerschen Küste. Er konnte, da die Kurfürsten von Brandenburg
und Sachsen nur widerwillig auf seine Seite traten, die schreckliche
Zerstörung Magdeburgs (1631) durch Tilly nicht hindern, schlug die-
sen aber bald darauf bei Breitenfeld (Leipzig) vollständig aufs Haupt
und folgte ihm in raschem Siegeszuge durch Franken und die Rheingegend
bis an den Lech, wo Tilly tödtlich verwundet seine Laufbahn endete. In
dieser Noth ernannte der Kaiser Wallenstein zum fast unumschränkten
Oberfeldherrn. Nachdem Gustav Adolf bei Nürnberg vergeblich sein
Lager bestürmt hatte, überwand er ihn sterbend in der blutigen Schlacht
von Lützen (16. Nov. 1632), wo auch der kaiserliche Neitergeneral
Pappenheim den Tod fand. Wallenstein wurde 1634 zu Eger ermordet;
aber Ferdinand, des Kaisers Sohn, schlug das schwedisch-deutsche Heer
unter Horn und Bernhard von Weimar bei Nördlingen (1635), wor-
auf Sachsen und Brandenburg mit dem Kaiser Frieden schlossen. —
6. Schwedisch-französischer Krieg (1635—1648). Um Oestreich zu
demüthigen und deutsche Gebiete an sich zu reißen, gewährte Frankreich
den Protestanten Hülfe. Da entschloß sich Bernhard von Weimar, am
Oberrhein sich ein Gebiet zu erkämpfen und dadurch die westliche Grenze
zu sichern. Aber nachdem er die Ocsterreicher und Baiern bei Rhein-
felden (Schweizergrenze) geschlagen und das feste Breisach erobert
hatte, starb er plötzlich an Gift, und seine Regimenter ließen sich durch
französisches Geld erkaufen. Die Schweden erkämpften besonders unter
dein gichtkranken, schnellen Torsten söhn neue Siege: 1643 bei Leip-
zig, 1645 bei Jankow im südl. Böhmen. Dagegen siegten die kaiser-
lichen Feldherrn Mercy und Johann de Werth über die Franzosen bei
Mergentheim in Württemberg (1645). Aber endlich ermattete die
Kraft Oesterreichs, und als die Franzosen unter bairischer Hülfe ihrer
Beute sicher waren, wurde zu Münster und Osnabrück der Friede
unterzeichnet.
1648 ^8» 1^8, Der westfälische Friede setzte fest: a. Die katho-
lischen und evangelischen Re ichs stände erhielten gleiche Rechte, b. Die
deutschen Fürsten empsiengen volle Macht, über Gut und Leben und die
Religion ihrer Unterthanen zu verfügen und mit allen auswärtigen
Mächten Bündnisse zu schließen, c. An Frankreich wurde Metz, Toul
und Verdün, das Elsaß (außer Straßburg und 10 kleinere Reichsstädte)
und die Rheinfestungen Philippsburg und Breisach abgetreten; an
Schweden Vorpommern, die Stadt Wismar und die Bisthümer Bremen
(Stade) und Verden nebst 5 Mill. Thlr. Kriegskosten. 6. Die Schweiz
und die Niederlande wurden ausdrücklich aus dem Neichsvcrbande ent-
lassen. 6. Brandenburg wurde für Vorpommern durch die Bisthümer
Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin (in Hinterpommern) ent-
schädigt; Hannover erlangte das Recht, das Bisthum Osnabrück ab-
wechselnd durch einen seiner Prinzen zu verwalten; an Hessen wurden
600,000 Thlr. gezahlt, f. Der Sohn Friedrichs V. von der Pfalz
erhielt die an beiden Seiten des Rheins gelegenen väterlichen Besitzungen
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Ado Gustav Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand Bernhard_von_Weimar Bernhard_von_Weimar Jankow Johann_de_Werth Johann Friedrichs_V. Friedrichs_V.
— 93 —
mit der Kurwürdc, mußte aber die (am Böhmerwalde liegende) Oberpfalz
an Baiern abtreten, das auch im Besitz der Kurwürde blieb, g. Frank-
reich und Schweden wurden als Bürgen der fast zerrissenen Reichsverfas-
sung anerkannt. — h. Zustand Deutschlands. Der Krieg hatte 2/a
der Bewohner hinweggerasft; unzählige Orte waren verödet, Dörfer und
Städte verarmt, der Glanz des Adels verschwunden, Kunst und Wissen-
schaft vernichtet, die Heere verwildert. (Kürassiere, Dragoner, Muske-
tiere mit Brustharnisch und Muskete, Arkebusiere oder Scharfschützen :c.
An 40,000 Kämpfer schloß sich ein Troß von Weibern, Kindern, Knech-
ten, Marketendern re. bis zu 160,000 M.). Die Bildung stand so tief,
daß Herenprozesse und die Anwendung der Folter ganz allgemein waren.
Indeß die Forschung erwachte wieder, Fürsten und Städte gründeten
neue Schulen und die religiöse Duldung schlug Wurzel in den Gemüthern.
Europäische Ereignisse.
f §♦ 140. Ludwigs Xiv. Raubkriege, a. Während der drei-
ßigjährige Krieg die Macht des deutschen Kaisers noch mehr schwächte,
war die königliche Macht in Frankreich immer größer geworden (beson-
ders durch die beiden staatsklugen Kardinäle Richelieu, f 1643, und
Mazarin, f 1661), und Ludwig Xiv. führte die unbeschränkte Selbst-
herrschaft ein (absolute Monarchie). Durch ein gewaltiges Heer, das
von ausgezeichneten Feldherrn geführt wurde (Türenne, Conde, Lurem-
burg; Bauban) und durch eine starke Flotte hoffte er Frankreichs Gren-
zen zu erweitern und die umliegenden Staaten von sich abhängig zu machen.
— Zuerst griff er die spanischen Niederlande an; weil diese aber von
Holland, England und Schweden Hülfe empsiengen, so mußte er sich mit
einem Grenzstriche begnügen (Lille und 11 andere Städte). — b. In
dem Rachekriege gegen Holland (1672—1678) hatte er sich vorher den
Beistand Englands, Schwedens/Kölns und Münsters, die Freundschaft
Oestreichs, Hannovers und anderer deutscher Staaten erkauft. Todes-
muthig kämpften die Holländer unter Wilhelm von Oranien und den
Admiralen Michael de Ruit er und van Tro in p. Brandenburgs groß-
ßer Kurfürst Friedrich Wilhelm zog ihnen mit 20,000 Mann zu
Hülfe, ward aber durch den Kaiser gehindert, den Rhein zu überschreiten.
Als dann auch das deutsche Reich und Spanien am Kriege gegen Frank-
reich theilnahmen, sielen Ludwigs Bundesgenossen, die Schweden, in
Brandenburg ein; der Kurfürst aber schlug sie bei Fehrbellin (nord-
westl. von Berlin. 1675) und jagte sie bis über die ostpreußische Grenze.
Am Rheine kämpften die deutschen Heere unglücklich; die ganze Pfalz
ward von den Franzosen in Asche gelegt. Im Frieden von Nymwegen
(Holland. 1678) erhielt Ludwig von Spanien die Freigrafschaft Bur-
gund (§. 131) und eine Anzahl belgischer Grenzorte, von Deutschland
die 10 kleinen Reichsstädte im Elsaß (§. 139) und die wichtige Festung
Freiburg in Baden. — c. Mitten im Frieden besetzte Ludwig,Xiv. eine
Reihe deutscher Orte, die er sich durch seine sog. Reunionskammern
(Wiedervereinigungs-Gerichte) hatte zusprechen lassen; so siel auch, vom
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Kardinäle_Richelieu Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Michael_de_Ruit Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwigs_Bundesgenossen Ludwigs Ludwig_von_Spanien Ludwig Ludwig,Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Schweden Deutschlands Ludwigs_Xiv Frankreich Conde Frankreichs Holland England Schweden Lille Holland Englands Hannovers Brandenburgs Rhein Spanien Frank- Schweden Brandenburg Fehrbellin Berlin Rheine Holland Deutschland Elsaß Freiburg Baden
Mlr eiche schmählich verlassen, die Vormauer des Oberrheitts, Straßburg,
ohne Schwertstreich in seine Hand. Er reizte die Dänen und Türken
zum Kriege; aber jene wies der große Kurfürst zur Ruhe, und diese er-
1683litten, 200,000 Mann stark, vor den Mauern Wiens (vertheidigt von
Stahremberg) durch Herzog Karl v. Lothringen und König Johann
Sobiesky v. Polen eine furchtbare Niederlage. — d. In dem 3. groß-
ßen Kriege gegen Deutschland und Holland (1686—97) fand
Ludwig an dem Führer der Holländer, Wilhelm von Oranien, der
1688 auf den englischen Thron gerufen war, einen weitschauenden und
unbeugsamen Gegner. Kaiser und Reich, später auch Spanien, Savoyen
und Dänemark traten in den Kampf gegen den großen Länderräuber.
Um sich gegen die deutschen Heere zu schützen, ließ Ludwig abermals die
Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Worms, Speier rc.) und fast alles links
rheinische Land bis über Köln, Trier und Jülich hinaus niederbrennen
und die hungernden Einwohner in die schneebedeckten Felder hinaustreiben.
Durch seine großen Feldherrn blieb er schließlich Sieger und behielt im
Frieden zu Ryswik (bei Haag) 1697 das ganze Elsaß (3. Raub)./^ ixs
§♦ 141. Fortsetzung, a. Den spanischen Erbfolgekrieg
(1701—14) unternahm Ludwig, um seinem Enkel Philipp die spanische
Krone zu verschaffen, welche Kaiser Leopold I. für seinen jüngern Sohn
Karl in Anspruch nahm. England, Holland, Savoyen, später auch das
deutsche Reich und Preußen verbanden sich mit dem Kaiser, Baiern und
Köln dagegen mit Frankreich. Des Kaisers Feldherr war Prinz Eugen
,,der edle Ritter," der bereits im Türkenkriege sich hohen Ruhm erwor-
den hatte. (Geb. 1663 in Paris; schon früh dem Soldatenstande leiden-
schaftlich zugethan; trat, von Ludwig zurückgewiesen, 1683 in kaiserliche
Dienste; siegte 1697 bei Zentha a. d. Theiß über die Türken). Er
bahnte sich einen Weg über die Alpen, schlug die Franzosen aus Italien
hinaus und siegte dann in Verbindung mit dem großen englischen Feld-
herrn Ma rlborough in der blutigen Schlacht von Höchstedt ander
Donau (1704) über die Baiern und Franzosen. Dann gewann er neue
Lorbeeren bei Turin (1706) und Marlborough bei Ramillies (südl.
v. Brüssel); abermals vereinigt, gewannen sie die Schlachten von Oude-
naarde (südl. v. Gent, 1708) und von Malplaq uet (östl. v. Valen-
ciennes, 1709). Als der englische Heerführer abberufen und der unfähige
Karl Vi. Kaiser wurde, erlahmte der Krieg. Im Frieden von Utrech t
(1713) und Rastatt (1714) erhielt Ludwigs Enkel, nachdem er auf
Frankreich verzichtet hatte, die spanische Krone; dafür fielen die Nieder-
lande (Belgien), Mailand, Neapel und Sicilien an Oestreich, Neufund-
land und Gibraltar aber an England. — b. Durch die Aufh ebung
des Edikts von Nantes (§. 133.b.) und durch blutige Verfolgungen
hatte Ludwig über \ Million frommer und fleißiger Reformierter aus
dem Lande getrieben (1687) und durch die Kriege eine schwere Schulden-
last gehäuft. Sein glänzender Hof aber wurde das Vorbild für die
übrigen Fürsten, und die französische Sprache und Sitte fand Eingang
bei den vornehmen Ständen in ganz Europa.
§. 142. Peter der Große von Rußland und Karl Xii. von
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Extrahierte Personennamen: Karl_v Karl Johann
Sobiesky Johann Ludwig Ludwig Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Philipp Philipp Leopold_I. Leopold_I. Karl Karl Eugen
,,der Eugen Ludwig Ludwig Zentha Marlborough Karl_Vi Karl Ludwigs_Enkel Ludwigs Oestreich Ludwig Ludwig Karl_Xii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Wiens Stahremberg Lothringen Deutschland Holland Spanien Heidelberg Mannheim Worms Trier England Holland Savoyen Baiern Frankreich Paris Italien Baiern Rastatt Frankreich Belgien Mailand Neapel Sicilien England Nantes Europa
105
Konsuln, ein Tribunal von 100 und ein gesetzgebender Körper von 300
Mitgl. zur Seite gesetzt, die aber sämmtlich von seinem Millen abhängig
waren). Er gieng(1800) mit einem neugeschaffenen Heere über den großen
St. Bernhard nach Italien und errang bei Marengo einen vollständigen
Sieg über die Oestreichs; Moreau drang zu gleicher Zeit wieder in
Süddeutschland vor und schlug den Erzherzog Johann bei Hohenlin-
den söstlich von München). Im Frieden zu Lüneville trat Deutschlandl801
das ganze linke Rheinufer (1150 ldm., 3'/2 Mitt. E.) an Frankreich ab.'
Bonaparte stellte darauf die katholische Kirche wieder her, ließ sich zum
lebenslänglichen Konsul ernennen und sicherte seine Herrschaft durch
Hinrichtungen (Herzog v. Enghien) und Verbannungen (Moreau). Da
England den Krieg wieder aufnahm, so ließ er 1803 Hannover be-
setzen und mit einer Kriegssteuer von 21 Mill. Franken belegen. —
b. Napoleon I., Kaiser der Franzosen. Am 2. Dec. 1804 ließ sich1804
Napoleon vom Papste zu Paris salben und setzte sich die Kaiserkrone auf
(Hofstaat; 16 Marschälle; Orden der Ehrenlegion). Die norditalische
Republik verwandelte er in das Königreich Italien und setzte seinen
Stiefsohn Eugen als Vicekönig ein. Um seiner Macht Schranken zu
ziehen», schloß England mit Oestreich, Rußland, Schweden und Neapel
das 3. große Bündniß (1605). Ueber die französisch-spanische Flotte
erkämpfte Nelson bei Trafalgar (südlich von Cadir) sterbend einen
glänzenden Sieg; Napoleon aber nahm den unfähigen österreichischen Ge-
neral Mack mit 23,000 Mann in Ulm gefangen und überwand das große
österreichisch - russische Heer in der blutigen „Dreikaiserschlacht" von
Austerlitz (östlich von Brünn; 2. Dec. 1805. Franz Ii. v. Oesterreich,1805
Alexander I. v. Rußland). Im Frieden von Preßburg trat Kaiser
Franz Venetien an das Königreich Italien und Tirol an Baiern ab.
(1000 Ihm. 3 Mill. E.) Dann gab Napoleon das Königreich Neapel
seinem Bruder Joseph und Holland (als Königreich) seinem Bruder
Ludwig.
§.157. Die Auflösung des deutschen Reiches. (1801
—6). | a. Im Frieden von Lün ev ille (1801) ward das linke Rhein-
ufer an Frankreich abgetreten und zugleich festgesetzt, daß die weltlichen
deutschen Fürsten durch geistliche Gebiete entschädigt werden sollten. Der
deutsche Reichstag zu Regensburg bestimmte daher 1803 (durch den sog.
Reichsdeputations-Hauptschluß) Folgendes: Oestreich erhielt die Bis-
thümer Trient und Brixen und für den verwandten Großherzog von
Toskana das Bisthum Salzburg; dafür trat es an den entthronten Her-
zog von Modena den Breisgau (das jetzige südliche Baden) ab. Preu-
ßen empfieng die Bisthümer Münster, Paderborn, Hildesheim, ferner
das Eichsfeld, Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen und Goslar; Baiern
die Bisthümer Würzburg, Bamberg, Freisingen, Augsburg, Passau und
eine Reihe Reichsstädte; Württemberg Klostergüter und Reichsstädte;
Baden Konstanz, Heidelberg und Mannheim; Hannover Osna-
brück. Von den geistlichen Fürsten blieb nur der Kurfürst von Mainz,
dem Regensburg zum Wohnsitz angewiesen wurde. Napoleons Schwa-
ger Mürat wurde Großherzog von Berg (am Niederrhein). Baden,
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Marengo Johann Johann Deutschlandl801 Napoleon_I. Napoleon Eugen Eugen Oestreich Napoleon Franz_Ii Franz Alexander_I. Franz_Venetien Franz Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Oestreich Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Italien Süddeutschland Frankreich England Italien England Schweden Neapel Ulm Italien Baiern Holland Frankreich Brixen Toskana Bisthum_Salzburg Modena Baden Paderborn Hildesheim Erfurt Nordhausen Mühlhausen Goslar Würzburg Bamberg Augsburg Heidelberg Mannheim Hannover_Osna- Mainz Napoleons Niederrhein Baden
108
reißen und Pläne zur Eroberung der Türkei zu machen. Indessen die
Engländer zerstörten die dänische Flotte (1807), sicherten sich die
volle Herrschaft des Meeres und fanden für ihren Handel andre Wege.
— b. Weil Portugal der Handelssperre nicht beitrat, ließ Napoleon
das Land besetzen, worauf die königliche Familie sich nach Brasilien ein-
schiffte (1807). Im folgenden Jahre vertrieb Napoleon auch die könig-
liche Familie von Spanien und ernannte seinen Bruder Joseph zum
Könige dieses Landes. Da erfolgte ein allgemeiner Aufstand des Vol-
kes (Vertheidigung von Saragossa). Die Engländer, mit denen die
Hannoveraner (engl.-deutsche Legion) vereinigt waren, vertrieben unter
ihrem tapfern General Wellington (Wellesley) die Franzosen aus
Portugal und setzten dann den Kampf in Spanien mit der zähesten'^Aus-
dauer fort. Ihre größten Siege errangen sie bei Talavera am Tajo
(1809), Sa la m a n ka in Leon (1812) und Viktoria in den baskischen
Provinzen (1813).
§. 161. Niederwerfung Oestreichs, a. Ermuthigt durch den
Kampf in Spanien, griff Oestreich 1809 noch einmal muthig zu den
Waffen. Napoleon drang nach den Siegen südwestlich von Regens-
burg (Eckmühl) bis Wien vor, wurde aber bei den Dörfern Aspern
1809und Eßlingen (“““/b*) vom Erzherzog Karl völlig geschlagen. Neu
verstärkt überschritt er zum 2. Male die Donau und siegte nun in der
blutigen Schlacht von Wagram (".V?>). In: Frieden von Schön-
brunn (b. Wien) trat Oestreich Salzburg an Vaiern, die ganze Küste
des adriatischen Meeres an Frankreich und den größten Theil der pol-
nischen Provinzen an das Großherzogthum Warschau und an Rußland
ab (2000 lum. 3va Mill. E.). — b. Die treuen Tiroler schlugen
unter Andreas Hofer die Baiern zum Lande hinaus, mußten aber end-
lich der Uebermacht sich beugen. Hofer, in einsamer Sennhütte ver-
rathen, wurde gefangen und in Mantua erschossen. Eben so mißlangen
in Norddeutschland die Versuche, den Kampf zu erregen. Schill fiel
in Stralsund; der Herzog Friedr. Wilhelm von Braunschweig aber
schlug sich nach der Unterweser durch und schiffte sich nach England ein.
f §♦ 162. Napoleon auf der Höhe seiner Macht (1810
—12). Nach dem Siege von Wagram vereinigte Napoleon den Kir-
chenstaat, Holland und das nordwestliche Deutschland (Wesel, Münster,
Osnabrück, Minden, Verden, Lüneburg und Lübeck noch eingeschlossen)
mit Frankreich. Seinen Schwager Mürat erhob er zum Könige von
Neapel; sein Waffengefährte Bernadotte erlangte (unter dem Namen
Karl Johann) die Anwartschaft auf den schwedischen Thron. Um sich
den Glanz der alten Kaiserhäuser zu erwerben, verstieß Napoleon seine
kinderlose Gemahlin Joseph ine und vermählte sich mit der österrei-
chischen Kaisertochter Marie Luise (1810). Sein im folgenden Jahre
geborner Sohn erhielt den Namen „König von Nom". Auf Frank-
reich war die gebietende Stellung des römischen Kaiserreichs übergangen;
über 140 Mill. Menschen gehorchten dem eisernen Willen des stolzen
Gewalthabers.
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