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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 5

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 5 — stellen. Die Haupt- und Residenzstadt wurde Kassel. Zu dem Königreiche wurden die von dem Kaiser unterworfenen Länder links von der Elbe gelegt. Von den jetzt zur Provinz Westfalen gehörigen Paderborn, Minden, Ravensberg, Corvey, Rietberg, wäh- rend andere aus dieser Provinz dem Großherzogtum Berg unter Murat zugeteilt wurden. Außerdem gehörten zu dem neuen König- reiche die Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Hildes- heim, Goslar, Quedlinburg, das Eichsfeld, Mülhausen, Nordhausen, Stolberg-Wernigerode, Göttingen, Grubenhagen mit dem andern Hohnstein und Elbingerode, Osnabrück, das sächsische Mansseld, Gommern, Querfurt, Treffurt, das brauufchweigisch-wolfenbüttelsche und die kurhessischen Länder, letztere mit Ausnahme von Hanau und Katzenelnbogen, zugeteilt. Die Herrlichkeit des neuen Reiches hörte aber zur Freude aller Vaterlandsfreunde bald auf, als der Jerome es nach der Niederlage der Franzosen am 16., 18. und 19. Oktober 1813 verließ und nimmer wiederkehrte. Den Namen westfälische Länder oder Provinzen führten ferner alle die Gebietsteile, die Preußen in der jetzigen großen Provinz Westfalen vor 1815 besaß und wiedergewonnen hatte. Seit dem Wiener Kongreß erhielten dann diese Gebiete mit den neuen andern, die hinzukamen, am 1. Oktober 1815 nicht mit Unrecht die Gesamtbezeichnung „Provinz Westfalen", weil sie zum größten Teile innerhalb der Grenzen des ältsächsischen Westfalen- landes lagen. 3. Ein vorläufiger Blick in die Provinz Westfalen. Unfre Heimatprovinz, so erzählt der Lehrer und spätere Buch- druckereibesitzer Engelbert Hegener zu Lippstadt, ist ein gar schönes, von Gott gesegnetes Land. Das haben Westfalens Kinder zu allen Zeiten tief gefühlt und durch treue Liebe und Anhänglichkeit bekundet. Nur wenige Gegenden unseres preußischen Vaterlandes dürften in der Beschaffenheit der Oberfläche eine größere Abwechselung und Mannigfaltigkeit darbieten. Um dir eine Vorstellung davon zu geben, will ich dich in Gedanken nach einem Punkte führen, von dem man den

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 31

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 31 — männlichen Linie ausgestorben waren. Daneben erkaufte Friedrich I. fünf Jahre später (1707) die Grafschaft Tecklenburg, um derer willen die Grafen von Bentheim und von Solms lange Zeit mit einander im Streite gelegen hatten. Als zu Anfang nnfers Jahr- Hunderts durch den Frieden zu Luneville (1801) alles Land auf der linken Rheinseite an Frankreich fiel, wurde auch der König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen für die erlittenen Verluste durch die Gebiete mancher geistlichen Fürsten entschädigt, deren weltliche Herrschaft gänzlich aufhören sollte. Damals (1803) kam von westfälischen Ländern das Bistum Paderborn als ein weltliches Fürstentum an Preußen, ebenso die östliche Hälfte des Bistums Münster mit der Hauptstadt und die Abteien Cappenberg und Herford. Die westliche Hälfte des Bistums (mit den Städten Bo- cholt, Ahaus, Koesfeld :c.) wurde unter verschiedene Fürsten ver- teilt, welche jenseit des Rheines ansässig gewesen waren, nämlich unter die Herzöge von Arenberg (die außerdem die ehemalige köl- nische Grafschaft Recklinghausen empfingen), Croy, Looz-Corswaren, die Wild- und Rheingrafen und die Fürsten von Salm. In dem unglücklichen Kriege von 1806 und 7, welcher durch den Frieden zu Tilsit beendet wurde, verlor der König alle seine Besitzungen in Westfalen, und Napoleon benutzte dieselben zur Bildung des Königreichs Westfalen und des Großherzogtnms Berg für seinen Bruder Hieronymus und seinen Schwager Joachim Mnrat, welch letzterer indessen schon bald daraus zum König von Neapel erhoben wurde. In dem Frieden zu Tilsit, den 9. Juli 1807, nach den blutigen Schlachten bei Preußisch-Eylau, den 8. Februar, und Friedland, den 14. Juni, mußte Friedrich Wilhelm Iii. die Hälfte seiner Länder an den siegreichen Kaiser der Franzosen, Napoleon, abtreten. Der König sah den Glanz seiner Krone erbleichen, aber der Glaube, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, gab ihm Mut und Zuversicht auf den höchsten Hort, der Trübsal sendet denen, die er lieb hat. Dieser Glaube bewährte an ihm seine Kraft. Er schied, wenn auch mit blutendem Herzen, wie ein Vater von seinen Kindern. Das Abschiedsschreiben, das er an die Bewohner

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 35

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 35 — Tecklenburg gehörige Herrschaft Rheda mit Gütersloh, das Amt Reckenberg mit der Stadt Wiedenbrück, welches ehemals zum Bistum Osnabrück gehört hatte, und die Grafschaft Rietberg, alle drei zwischen dem Ravensbergischen und Paderborn'fchen gelegen; end- lich an der Weser das Gebiet der ehemaligen Abtei Corvey, das aber in ein mediatisiertes Fürstentum verwandelt und dem Land- grasen vou Hesseu-Roteuburg zur Entschädigung überwiesen wurde. Der Regierungsbezirk Arnsberg entstand, indem mit der Graf- schast Mark die dem Fürsten von Rheda gehörige Grafschaft Lim- bürg und außerdem das bedeutende, früher kurkölnische, seit 1803 hessendarmstädt'sche Herzogtum Westfalen verbunden wurde, dessen Namen auf die ganze Provinz übertragen worden ist. Endlich fiel die ehemalige freie Reichsstadt Dortmund, sowie das Fürsten- tum Nassau-Siegen mit den zum Fürstentum Dillenburg gehörigen Ämtern Burbach und Neunkirchen an Preußen, und die zu Wittgen- stein und zu Berleburg residierenden Fürsten von Wittgenstein traten gleichfalls unter die Oberhoheit des Königs von Preußen. Seitdem ist an dem Bestände der Provinz nur dieses ge- ändert worden, daß die Stadt Lippstadt, deren Besitz lange Zeit unter Preußen und Lippe geteilt war, 1850 infolge eines Ver- träges unter König Friedrich Wilhelm Iv. ganz an Preußen fiel. 6. Die Germanen und Römer in Westfalen. Schon Cäsar war von dem eroberten Gallien (Frankreich) aus zweimal nach dem rechtsrheinischen Germanien eingedrungen. 55 v. Chr. hatten Usipeter^) und Tenkterer^), als Cäsar von ihnen 430 000 Mann, die sich in Gallien neue Wohnsitze suchten, treulos vertilgte, Aufnahme bei den Sigambrern^) gefunden. Da- her zog Cäsar auf einer hölzernen Brücke zwischen Bonn und Koblenz über den Rhein, konnte aber nichts ausrichten, da die Ger- manen mit Hab' und Gut sich in die unwegsamen Waldgebirge der Wetteran flüchteten. Damit sich die von den Velgen (Belgiern) zu ihrer Hülfe gegen Cäsar eingeladenen Deutschen nicht mit ihnen Wohnhaft: *) von der Lippe bis zur Issel, 2) zwischen Ruhr und Lippe, ?') an beiden Seiten der Ruhr, 3*

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 133

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 133 Da kämpft das Bruderpaar in wilder Stärke, Zwei Herzen sterben einem Streiche, Der Blonde stürzt auf seines Bruders Leiche, Um selbst zu sterben trüben Blicks. Da kam das junge Weib zum Wald gegangen, Den Gatten suchend wohl mit bangem Herzen. Ein Schrei, — sie lacht und weint in wilden Schmerzen, Sie kann das Grause nicht verstehn. Der wirre Wahn hält ihren Geist befangen, Bis man sie tot auf seinem Grab gefunden. — Jedoch auf rotem Grund in finstren Stunden Bewegts die Luft wie Geisterwehn. Ilse Stach von Goltzheim. Bischof Franz I. von Braunschweig glich mehr einem fehde- lustigen Ritter des 12. oder 13. Jahrhunderts, als einem Kirchen- fürsten. Kaum siebzehn Jahre alt, der Politik seines Hauses zufolge zum Bischöfe berufen, kehrte er, nachdem er 1508 auf dem Großen Tomhofe einen feierlichen Lehnstag gehalten, nach Braunschweig zurück, und erst im Jahre 1511 finden wir ihn wieder in Minden, wo er in Gegenwart seines Vaters sowie sämtlicher Prinzen und Herzöge des Hauses Braunschweig-Lüneburg auf dem mit Stroh bedeckten Marktplatze vierzehntägige Turnierspiele abhalten ließ. Nun beginnt eine sortlaufende Kette der abenteuerlichsten Züge, so gegen Hoya, Utrecht, Friesland und endlich die berüchtigte Hildesheimer Fehde, welche das ganze Stift mit Ausnahme der Stadt in einen Schutthaufen verwandelte und damit endete, daß der Bischof sein Land verlassen und bis zum Jahre 1520 heimatlos in der Welt umherirren mußte, bis er endlich durch das Eintreten seiner Brüder in das Stift zurückkehren durfte. Die Stadt hatte seine Abwesenheit dazu benutzt, sich gehörig zu befestigen und sich auch in der Person des gegnerischen Herzogs von Holstein-Schauenbnrg eines Schutz- Herrn versichert, der, als Petershagen von den heranrückenden Hildes- heimern eingenommen und dem Erdboden gleich gemacht, einen billigen Frieden vermittelte und Minden vor der Zerstörung be-

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 135

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 135 — nun zu den Schanzarbeiten herangezogen wurde, der Rat aber die Kirchenglocken abnehmen und zu Kanonen einschmelzen ließ und der durch Cragius aufgehetzte Pöbel sich die gröbsten Gewaltthätig- feiten gegen die Geistlichkeit erlaubte, war das Maß voll. Der Klerus secundarius verließ die Stadt und schloß mit alleiniger Aus- nähme der Pauliuenmöuche, deren Kloster 1530 in ein evangelisches Gymnasium verwandelt wurde, — ein Schutz- und Trutzbündnis, worin sich dieselben verpflichteten, auf gemeinschaftliche Kosten ihre Sache dem Reichskammergerichte zu Speyer zu übergeben. Die Stadt versprach zwar Entschädigung und ließ den unruhigen Cragius mit Gewalt angreisen und nach Stolzenau zurückschaffen, dennoch wurde am 9. Oktober 1538 die Reichsacht über sie ausgesprochen. Minden fuhr indessen unbekümmert, wenngleich in gemäßigter Weise — die Mönche von St. Mauritz waren inzwischen längst zurück- gekehrt — in der Befestigung der neuen protestantischen Einrichtung fort und fand sich, als im Jahre 1547 endlich die kaiserliche Exekutious-Armee auf Minden heranrückte, mit dem Führer der- selben durch ein Lösegeld von 6000 Thalern, das Versprechen der Restitution und einen Fußsall des Magistrats ab. Unter Christianus von Braunschweig, dem neunundfünfzigsten und vorletzten Bischöfe, beginnen die Schrecken des dreißigjährigen Krieges, wie die in ihrer Art nicht minder beklagenswerten Gräuel der Hexeuprocesse, denen in den nächsten achtzig Jahren allein in Minden und Umgegend über zweihundert unschuldige Menschen zum Opfer fallen sollten. Das Prozeßverfahren war fast immer dasselbe. Die unglücklichen Delinquenten oder Delinquentinnen — zumeist waren es arme alte Frauen mit triefenden Augen oder sonstigen Gebrechen, — wurden früh morgens mittels des Schinder- karrens auf das Rathaus geschleppt, dort dem peinlichen Verhör unterzogen, und nachdem sie alles Wünschenswerte eingestanden, in wichtigeren Fällen aber die in Hexen-Angelegenheiten als höchste Autorität geltende Universität zu Rinteln das Urteil bestätigt hatte, öffentlich geköpft oder verbrannt. Ein feierliches Gelage, welches die von der Exekution zurückkehrenden Ratsherren oft bis über die späte Mitternachtsstunde hinaus in den Räumen des Rathauses

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 202

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 202 — Grafen Dietrich aus Wittekindschem Geschlecht, von der sie auch in Herford erzogen war, zur Gemahlin. Da nahm er sich der zerstörten Stiftung besonders an. Die Abtei wuchs nun schnell an Umfang, Macht und Ansehen. Konrad Iii. setzte das Eigentum des Stifts an Kirchen und Oberhöfen fest und stellte es 1147 unter unmittelbare kaiserliche, und Papst Hadrian 1155 unter nnmittel- bare päpstliche Hoheit. Die Äbtissin wurde also eine freie Landes- fürstin. Die Schirmvogtei übten die namentlich im Lippeschen reich begüterten Grafen von Sternberg aus. Die alte und im Hunnenansturm zerstörte Waltgerus-Kapelle wurde zwar unter der Äbtissin Swanhilde 950 wieder aufgebaut und 1356 umgebaut, sank aber zu einer Nebenkirche hinab, als die Abtei die große Münsterkirche 1002 unter der Äbtissin Godesta zu bauen begann und unter der Äbtissin Pinnosa 1278 vollendete. Unter vielen Feierlichkeiten wurden die Gebeine der heiligen Pu- sinna und die Überreste des Waltgerns in ihr beigesetzt. Sie soll auf einem früheren Hofe des Waltgerus „dat Hus tho den seiwen Sonnen" gebaut sein. Daher erklärt man, seien über der großen Kirchthür ün Süden sieben runde vergoldete Platten wie sieben Sonnen angebracht. Andere nehmen sie als Erinnerung an das sagenhafte Ereignis, daß zur Zeit der Erbauung einmal sieben Sonnen am Himmel gesehen seien. Unter der Äbtissin Godesta wurde auf einer Anhöhe östlich von der Abtei, dem jetzigen Stiftberg, ein adliges, freiweltliches Fränlein-Nonnenkloster mit der St. Maria-Kirche gegründet. Man feierte, so erzählt die Sage, im Jahre 1011 zu Herford den Tag des heil. Gervasius und Protasius, den 19. Juni. An diesem Feste pflegte man den Armen Almosen zu geben. Ein armer Schäfer aus der Umgegend durchschreitet früh morgens Gebüsch, Sumpf und Wald, um nach Herford zu gelangen, das Fest mitzufeiern und ein Almosen zu empfangen. Als er auf der nahe vor der wtadt liegenden Höhe und gerade unter einer Linde ist, siehe, da erscheint die Mutter Gottes in himmlisch schöner Gestalt und spricht zu ihm: „Ich bin die heilige Jungfrau Maria. Geh und sage der Äbtissin und den übrigen Gliedern der Abtei zu Herford, daß wenn sie

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 253

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 253 — des hessischen Medizinalkollegiums. Seine Krankheitslehre, die auf der Verderbtheit der Säfte fußte, welche die reizbaren festen Teile des Körpers beeinflußten, also eine Vereinigung der Humoral- und Solidarpathologie, wurde den Vorlesungen auf den Universitäten zu Grunde gelegt, an der Pariser Universität wurden alle seine Schriften übersetzt und seine münster'schen Medizinalgesetze wurden der Kern für eine Medizinalreform in Frankreich. 1787 berief ihn der letzte Kurfürst in Mainz zu seinem Leibmedikus, geheimen Rat und Direktor des dortigen Medizinalkollegiums. Wie sehr er ihn ehrte, geht daraus hervor, daß er in der Freude über die ihm wiederge- schenkte Gesundheit dessen Bild malen und neben dem seinigen im Audienzsaale aufhängen ließ. Die letzten Jahre verlebte der hoch- verdiente Arzt mit seinem Kurfürsten und starb am 28. Juli 1807 zu Eltville im Rheingau 86 jährig. Tie Grafschaft Rietberg war früher reichsuumittelbar und ge- hörte gleichnamigen Grafen, welche 1552 im Mannsstamm erloschen. In weiblicher Linie vererbt, kam sie an das österreichische Haus Kau- nitz und wurde 1815 an Preußen übergeben. Das gräfliche Haus Kaunitz nannte sich von der neuen Besitzung Kaunitz-Rietberg und wurde wegen der Verdienste des bekannten Ministers Maria The- resia's in den Reichsfürstenstand erhoben. Nachdem die Grafschaft dem Königreich Westfalen einverleibt worden war, trat 1813 der damalige Fürst von Kaunitz den Besitz wieder an und wurde unter die Zahl der preußischen Standesherrn aufgenommen; doch ver- kaufte er 1823 einen Teil seiner Güter an Preußens Krone und 1824 den Rest an den Gutsbesitzer Tenge, der, weil nicht zum hohen Adel gehörig, auch nicht die frühern fürstlichen Rechte mit bekam. Bei Rietberg befinden sich noch Ruinen der alten gräf- lichen Burg, die „Holte" genannt. Tas Amt Reckenberg war ursprünglich ein Bestandteil der Burggrafschaft Stromberg im Münsterlande gewesen. Um 1370 war es dem Bistum Osnabrück zugefallen, mutmaßlich zum Lohn für den Beistand, den dieses dem Bischöfe von Münster gewährte, als dieser die durch Kaiser Karl Iv. über den Burggrafen Johann

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 241

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 241 — Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur- fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran, und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben und viele Eimer nebst Ketten fand. Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder- ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen, schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu- bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein- willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen- berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen- berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine Schulze, Heimatskünde. lg

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 334

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 334 — nannt, bestand im siebenjährigen Kriege, als Münster 1759 drei- mal vergeblich belagert wurde, die Feuerprobe. Fast unmittelbar vor dem Frieden aber brachte der Minister des Bischofs Maximilian Friedrich, Franz von Fürstenberg, ein weiser Regent des ihm anvertrauten Landes, den glücklichen Plan zur Ausführung, die so oft verderblich gewesenen Festungswerke schleifen zu lassen. Die Wälle wurden in Spaziergänge, die zugefüllten Gräben in Gärten, die Citadelle in einen schattigen Park umgewandelt; zwi- schen zwei früheren Bastionen wurde nach dem Plane des Ge- nerals Schlauu das herrliche Residenzschloß, ein mächtiger, aber gefälliger Rokokobau, 1767 errichtet. Unter Münsters berühmten und segensreichen Männern neuerer Zeit verdienen zwei besonders hervorgethan zu werden. Zuerst der schon genannte Franz Freiherr von Fürstenberg. Er wurde ge- boren am 7. August 1729 auf seinem väterlichen Stammgüte Her- dringen im Kreise Arnsberg. Den ersten Unterricht empfing er gemeinschaftlich mit mehreren Geschwistern durch einen Ortsgeistlichen zu Herdringen. Als er zu einer gewissen Reife des Alters und der Kenntnisse gekommen war, erhielt er einen Privatlehrer und besuchte darauf die Lehranstalten des Landes. Mit seinem Bruder, dem nachherigen Fürstbischöfe von Paderborn, studierte er zuerst bei den Jesuiten, dann an der Universität zu Köln und beschloß seine Bildung durch Reisen in Deutschland und einen ziemlich langen Aufenthalt in Italien. Seine feste Geistesrichtung aber gewann Fürstenberg vorzüglich während des siebenjährigen Krieges. Als junger Domherr in Münster und Paderborn trat er damals in vielseitigen Verkehr mit ausgezeichneten Männern, welche sich besonders zahlreich in dem preußisch-hannoverschen Heere unter dem heldenmütigen Ferdinand von Braunschweig zusammenfanden. Durch hohe Begabung, sichern Scharfblick und hervorragende Ge- schicklichkeit bekundete er im Domkapitel seine Befähigung für öf- fentliche Geschäfte und wußte zu jener Zeit schon manches Übel von dem Münsterlande abzuwenden. Seine segensvollste Wirksam- keit für dasselbe sollte noch beginnen. Am 16. September 1762 wurde Maximilian Friedrich, Graf

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 340

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 340 — von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho- lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt. Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke, haben wir schon gehört. Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß- gewand. Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803. Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz- stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland), Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen- berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver- ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806 nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge- biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs
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