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1. Kurzer Abriss der badischen Geschichte - S. 37

1903 - Karlsruhe : Lang
— 37 — nebenbei fei hier auch das sog. freie Reichstal Harmersbach angeführt. Diese Städte haben weniger eine politische, denn eine kulturgeschichtliche und wirtschaftliche Bedeutung als selbständige Glieder des Reiches gehabt. Selbst in den kleinen Verhältnissen, wie wir sie in den genannten Orten treffen, entwickelte sich unter einer freien Verfassung ein frischer Bürgersinn, der manche schöne Blüte für die Kultur unserer Heimat gezeitigt hat. Noch zeugen davon ehrwürdige Bau-und Kunstdenkmäler, so das im 14. Jahrhundert begonnene gotische Münster zu Überlingen, das prächtige Rathaus ebenda u. a. Überlingen, einer der ältesten Orte der Gegend, wurde 1397 zur freien Reichsstadt erhoben. Ohne Anteil an der Reformation zu nehmen, wurde die Stadt lebhaft in den Bauernkrieg verwickelt und hatte im dreißigjährigen Krieg eine zweimalige Belagerung auszuhalten, vermochte aber in den folgenden Kämpfen allen feinden gegenüber feine Freiheit zu behaupten. Die Überlinger Fruchtmärkte wie fein sonstiger Handelsverkehr hatten eine ansehnliche, weit über feine Mauern hinausreichende Bedeutung. Pfulleudorf, einst der Sitz gleichnamiger Grafen, kam im 12. Jahrhundert an die Hohenstaufen und erhielt 1220 die Reichsfreiheit. Die aut katholisch gebliebene Stadt wurde im Bauernkrieg eine Beute der Aufständischen und auch in den fortgesetzten kriegerischen Unruhen des 17. Jahrhunderts schwer heimgesucht. So erlebte sie keinen rechten Aufschwung und blieb im ganzen nur ein bescheidenes Landstädtchen. Offen bürg, dessen Ursprung in die Römerzeit zurückreicht, wurde nach Wechselbörsen Schicksalen gegen Ende des 13. Jahrhunderts freie Reichsstadt. In der Folgezeit mußte fichs die Stadt unzählige-mal gefallen lassen, als Pfandobjekt für die geldbedürftigen Kaiser zu dienen; sie kam dadurch vorübergehend an den Bischof von Straßburg, an die Kurfürsten von der Pfalz, an das Haus Fürstenberg und wiederholt an die Markgrafen von Baden. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an endlich bleibt ihr die Freiheit, anfangs unter österreichischem, später unter badenbadischem Schutze erhalten. Derartiger häufiger Wechsel war begreiflicher Weise einer günstigen Entwicklung des Gemeinwesens sehr im Wege. Das gleichfalls alte Gengenbach gehörte seit dem 11. Jahrhundert dem Bistum Bamberg und wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts reichsfrei. In der Folgezeit teilte es die Schicksale des nahen Offenburg, mit dem es schließlich gemeinsam an Baden kam. Gleiches Los erlebte auch die dritte Reichsstadt der Ortenau, Zell a. H. Noch manche andere Stadt des heutigen Großherzogtums war einst außerhalb der fürstlichen Macht, unmittelbar unter dem Reiche gestanden, hatte diese Freiheit aber früher schon

2. Kurzer Abriss der badischen Geschichte - S. 38

1903 - Karlsruhe : Lang
— 38 — eingebüßt. Die namhafteste derselben war das alte Konstanz, das schon 1192 zur Reichsstadt erhoben worden war und als solche einen glänzenden Aufschwung genommen hatte. In ihren Mauern fand 1414—1418 das berühmte Konstanzer Konzil statt, die größte Kirchenversammlung des Mittelalters, an der, wie berichtet wird, Wohl mehr als 80000 Fremde der verschiedensten Nationen teilnahmen. Mit voller Begeisterung schloß sich die Bürgerschaft der Reformation an und stellte sich auch im fchmalkaldifchen Krieg auf die Seite der Protestanten. Dafür verfiel es der Rache des Kaisers Karl V., der mit blutiger Strenge 1548 das neue Bekenntnis ausrottete, die Stadt ihrer freien Verfassung beraubte und sür das Habsburgische Haus in Besitz nahm. Seitdem war Konstanz als österreichische Landstadt in jeder Hinsicht zurückgegangen und blieb bis zum Anfall an Baden ziemlich unbedeutend. 5. Die geistlichen Herrschaften. Eine beträchtliche Gebietsvermehrung hat Baden durch die Zuteilung ehemals geistlicher Herrschaften erfahren. Nicht weniger als 6 Bistümer haben dazu beigetragen; eine ganze Reihe von Abteien, sowie Besitzungen des Dentschberren- und des Iohanniter-ordens wurden Baden einverleibt. Mit diesen geistlichen Herrschaften hat es eine besondere Bewandtnis. Nach der Verfassung des alten Reiches waren die Bischöfe und bedeutenderen Äbte nicht nur die geistlichen Häupter ihrer Diözese oder ihres Klosters, sondern sie besaßen auch über ein bestimmtes Gebiet volle landesherrliche Gewalt. Hier waren sie Fürsten, so gut wie die weltlichen Herzöge. Unsere Gegend war besonders reich an solchen geistlichen Territorien, die samt und sonders im Jahr 1803 durch Napoleon I. aufgehoben, säkularisiert (verweltlicht), wie man es nannte, und weltlichen Herren zugewiesen wurden. Das Bistum Konstanz, eines der ältesten und ausgedehntesten in Deutschland, umfaßte ein weites Gebiet und hatte eine wechselvolle Geschichte. Seine Fürstbischöfe übten nicht selten entscheidenden Einfluß in Reichsangelegenheiten. Frühzeitig machte sich die Stadt Konstanz von der Bischofsgewalt frei und ging, wie wir gesehen haben, ihre eigenen Wege. Das einst hochberühmte Kloster Reichenau wurde 1541 dem Bistum einverleibt. Zur Zeit der Reformation wurde die Residenz anfangs nach Überlingen, später nach Meersburg verlegt, wo der Bischof bis zur Auflösung des Hochstifts seinen Sitz behielt und auch die fürstliche Begräbnisstätte sich befand. Der letzte Fürstbischof von Konstanz war der bekannte Karl Theodor von Dalberg, gleichzeitig als Erzbischof von Mainz des heiligen römischen Reiches letzter Kurerzkanzler.

3. Kurzer Abriss der badischen Geschichte - S. 39

1903 - Karlsruhe : Lang
— 39 — Ein kleines Stück des Hochstifts Basel, die auf dem rechten Rheinufer liegende Landvogtei Schliengen, die seit 1400 vom Hauptort gleichen Namens aus verwaltet wurde, gehört jetzt gleichfalls zu Baden. Bedeutender ist das ehemals bischöflich Straßburgische Gebiet, nämlich die Herrschaften Ettenheim und Oberkirch mit den Klöstern Ettenheimmünster und Allerheiligen; erstere stand seit der Gründung des Ortes im 8. Jahrhundert unter dem Bistum Straßburg und erfreute sich einer günstigen Entwicklung. Nach Ausbruch der französischen Revolution nahm der letzte Bischof, Kardinal von Rohnn, nach Ettenheim seine Zuflucht und residierte in dem einfachen Schlößchen 1790 —1803. Stadt und Herrschaft Oberkirch waren ursprünglich im Besitz der Zähringer, dann der Fürsteuberger, die sie an den Bischof von Straßburg verkauften; lange Zeit mußten sie als Pfaudschafteu dienen, bis endlich vom Jahr 1697 an das erwähnte Hochstist sie dauernd behielt. Der größte Zuwachs rührt von dem Bistum Speyer her, dessen rechtsrheinischer Teil als Fürstentum Bruchsal bezeichnet wurde, nach der gleichnamigen Stadt, die einen alten Königshos besaß und im Jahr 1056 von Heinrich Iii. dem Speyrer Bischos verliehen wurde. Infolge ernster Zerwürfnisse mit den Bürgern der Stadt Speyer siedelte der Bischos 1722 von da nach Bruchsal über, wo unter Damian Hugo von Schön bor u und Franz Christoph von Hutten ein prachtvolles Residenzschloß erbaut wurde, das noch heute den Gegenstand allgemeiner Bewunderung bildet. Diese Gegend war ein Hauptherd des Bauernkrieges. Die zwischen Neckar und Main gelegenen Ämter Tauber-bifchofsheim, Hardheim und Lauda hatten früher zum Erzbistum Mainz und zum Bistum Würzburg gehört, nach deren Säkularisation (1803) sie an das neugebildete Fürstentum Leiningen (siehe u. S. 42) und von diesem nach wenigen Jahren an Baden kamen. Hier machte sich die ausständige Bewegung der Bauern beim Ausgang des Mittelalters ganz besonders bemerkbar. Einer der Führer dieser Bewegung war der volkstümliche Johann Böhm, der „Pseiser von Niklashausen." Unter den größeren Klöstern mit ansehnlichem Besitz, die an Baden sielen, verdient zunächst St. Blasien Erwähnung. Zu ihm gehörten die Herrschaften Bonndorf und Blumegg. Die irrt 10. Jahrhundert gegründete Benediktinerabtei war eine der angesehensten ihres Ordens und erwarb sich namentlich durch die Gelehrsamkeit seiner Mönche einen hohen Ruhm. Der Bauernkrieg spielte ihr Übel mit; auch sonst wurde das Kloster vielfach in die kriegerischen Unruhen hineingezogen. Gleichwohl

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 66

1900 - Karlsruhe : Lang
— 66 — Zur Pflege des ritterlichen Geistes dienten die Turniere. Diese waren Kampfspiele, die entweder von Fürsten, oder auch von ritterlichen Genossenschaften veranstaltet wurden. Die Kämpfer, zu Roß in voller Wasfenrüstung, sprengten mit eingelegten Lanzen auf einander los, und wer den Gegner aus dem Sattel warf, gewann den Preis, den Tnrnierdank, der ihm von einer der zuschauenden Damen überreicht wurde. Dem Sieger verfielen auch Roß und Waffen des Besiegten, der sie iedoch um Geld auslösen konnte. Ost wurde bei den Turnieren mich mit dem Schwerte und dem Streitkolben gekämpft, und wiewohl das Turnier nur ein friedlicher Wettstreit sein sollte, büßte mancher wackere Ritter dabei das Leben ein. Die Kirche. Der Süden Deutschlands war früher für das Christentum gewonnen als der Norden und Osten. Durch Karl den Großen wurden die Sachsen — oft mit Anwendung von Gewalt — bekehrt und in ihrem Gebiete die Bistümer Münster, Paderborn, Minden, Osnabrück, Hildesheim, Bremen, Verden itrtö Halberstadt errichtet. Nach der Eroberung der von Slaven bewohnten Gebiete auf dem rechten Ufer der Elbe wurden das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen und Zeitz gestiftet Alle diese Bistümer wurden mit großen Gütern ausgestattet. Die Kaiser übertrugen den Bischöfen und Erzbischösen auch wichtige Ämter mit großen Reichslehen. So wurden mit der Zeit die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, Bremen mächtige Reichsfürften, die großen Einfluß aus die Geschicke des Reiches hatten. Sehr zahlreich waren im deutschen Reiche die Klöster. Unter diesen zeichneten sich besonders die des Benediktinerordens ans durch Pflege der Wissenschaften und Künste, durch Sorge für den Unterricht der Jugend, sowie durch Beförderung des Ackerbaues und der Gärtnerei. Dies gilt vornehmlich von den Klöstern Tegernsee, St. Gallen, Reichenau, Elünp, St. Blasien, Hirsau, Hersfeld. Fulda. Die Städte. Schon vor der Völkerwanderung gab es in Deutschland viele Städte, welche von den Römern gegründet worden waren, so Breisach, Straßburg, Speier, Worms, Mainz, Bonn, Köln, Trier, Baden, Augsburg, Regensburg, Passau. Andere Städte entstanden erst später im Anschlüsse an eine Kirche, ein Kloster, ein festes Schloß, oder durch Erweiterung eines Dorfes in günstiger Verkehrslage. Unter Heinrich I. wurden viele Dörfer und Flecken mit Mauern versehen und erhielten Stadtrechte. Die Einwohner der Städte trieben ursprünglich Ackerbau wie die Landbewohner; im Verlaufe der Zeit verlegten sie sich auf das Handwerk und den Handel. Die Bürger einer Stadt hatten nicht alle die gleichen Rechte. Mau unterschied die Geschlechter, d. h. die alteingesessenen reichen Bürger-familien, auch Adelige, die das Bürgerrecht hatten, und die Handwerker oder Zünfte; aus den Geschlechtern wurden die Stadtobrigkeiten gewählt; die Handwerker konnten wählen, aber nicht gewählt werden. Die Leute des gleichen Handwerks bildeten eine Zunft; der Zunftmeister und die Zunft-ältesten hatten darüber zu wachen, daß die Meister. Gesellen und Lehrlinge ehrlich arbeiteten und einen ehrbaren Wandel führten. Wenn der Handwerksgeselle auf Wanderschaft ging, jo fand er überall bei seiner Zunft sozusagen eine zweite Heimat. Im vierzehnten Jahrhunderte erhielten die Zünfte Anteil an der ötadtregierung. Die Städte waren teils Reichsstädte, teils Landstädte. Die Reichsstädte hatten nur den Kaiser als Herrn über sich und übertrafen an Macht und Ansehen manchen Fürsten, so Straßburg, Köln, Lübeck, Nürnberg, Augsburg Die Landstädte waren einem Fürsten, Bischof, Kloster, oder auch einem einfachen Adeligen Unterthan. Die deutschen Städte waren ausgezeichnet durch die Schönheit ihrer Kirchen, Rathäuser und öffentlichen Plätze; die Straßen waren allerdings meist eng und krumm; denn, weil die Städte durch Mauern mit Türmen und durch Gräben befestigt waren, mußte man eng bauen. Die Häuser

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 195

1900 - Karlsruhe : Lang
— 195 — und nahm 1681 mitten im Frieden gewaltsamerweise die freie Reichsstabt Straßburg in Besitz. Lubwigs Xiv. Bruder. der Herzog Philipp von Orleans, war mit Elisabeth Charlotte, der Schwester des kinberlosen Kurfürsten Karl von der Pfalz, verheiratet. Als der Kurfürst (1685) starb, erhob Ludwig für seinen Bruder Erbansprüche auf die Pfalz. Der Kaiser und die Reichsfürsten wiesen sie zurück und schlossen zur Abwehr einen Bunb mit den Hollänbern und den Englänbern. Ludwig besetzte die Pfalz im Herbste des Jahres 1688 mit einem Heere von 50000 Mann. Nachbem die Bewohner durch Plün-bentng und Gewaltthaten aller Art mißhandelt worben waren, gab Ludwig (1689) den Befehl, Städte und Dörfer nieberzu-brennen. Es würden französische Morbbrennerbanben ausgeschickt nicht nur in die Pfalz, fonbern auch nach Schwaben, Franken und selbst nach Böhmen. Ludwig wollte sich durch diese Verwüstungen dafür rächen, daß feine Ansprüche zurückgewiesen würden, und zugleich den beutfchen Heeren den Anmarsch durch die tieröbete Pfalz unmöglich machen. Durch den Morbbrenner Melac würden Worms, Speier, Frankenthal, Alzei, Oberwefel, Anbernoch, Kreuznach in Asche gelegt. In Speier würde der Koiferbom durch Sprengung mit Pulver verwüstet, die Kaisergräber erbrochen und die Gebeine der Kaiser umhergefchleubert. Auf dem rechten Rheinufer würden Mannheim, Labenburg. Weinheim, Breiten, Pforzheim, Bruchsal, Durlach, Rastatt, Baden und unzählige Dörser verbrannt. In Heibelberg würde das Schloß teils mit' Pulver gesprengt, teils durch angelegtes Feuer ausgebrannt, in den Häusern der Stadt der Oerbrennbare Hausrat aufgeschichtet und angezünbet. Erst im Jahre 1693 würden die Rheingegenben von ihren Peinigern befreit, als Markgraf Ludwig von Baden mit einem Reichsheere heranrückte. Der eigentliche Kriegsschauplatz war Belgien; hier kämpften bte Franzosen meist glücklich gegen den Kaiser und feine Bunbes-genoffeu. Im Frieden von Ryswick (1697) mußte Ludwig zwar seine Ansprüche aus die Pfalz aufgeben, behielt aber Straßburg und die Oberherrschaft über das Elsaß. Der letzte König von Spanien aus dem Hause Habsburg, $arl Ii., hatte keine Kinder. Das nächste Anrecht ans die Krone hatte der Sohn des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern. Allein der Kurprinz starb ein Jahr vor König Karl Ii., und nun war Kaiser Leopolb der einzige berechtigte Erbe, übertrug jeboch seine Rechte aus feinen zweiten Sohn Karl. Allein der spanische König ließ sich durch die Ränke feiner Hofleute, die von Ludwig Xiv. bestochen waren, dazu bewegen, daß er ein Testament Zu Gunsten von Lubwigs Enkel, Philipp. Herzog von Anjou, mochte und biefeti zu seinem Nachfolger erklärte. Die europäischen Westmächte Englaub und Hollanb wollten nicht, daß die spanische Krone

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 76

1900 - Karlsruhe : Lang
— 76 — sprachen worden. In Wittenberg ließ der Kaiser den protestantischen Gottesdienst unbehelligt und wies einen Höfling, der Luthers Grabesruhe stören wollte, mit den Worten zurecht: „Wir führen Krieg mit den Lebendigen, nicht mit den Toten." Nach der Niederlage des Kurfürsten von Sachsen konnte der Landgraf von Hessen nicht daran denken, dem Kaiser weiteren Widerstand zu leisten. Er kam freiwillig nach Halle, leistete dem Kaiser feierliche Abbitte, wurde jedoch, wie auch der Kurfürst, noch längere Zeit gefangen gehalten. Das gegen den Kurfürsten ausgesprochene Todesurteil wurde nicht vollzogen; doch die Kurwürde wurde ihm abgesprochen und seinem Vetter, dem Herzog Moritz, übertragen. 5. Karls letzte Jahre. Durch den Sieg über den schmalkaldischen Bund war die kaiserliche Gewalt im deutschen Reiche, allerdings nur auf kurze Zeit, wiederhergestellt. Karl V. suchte nun vor allem eine Wiedervereinigung der getrennten Religionsparteien zu bewirken. Er ließ durch katholische und protestantische Gottesgelehrte eine Verordnung ausarbeiten, wie es in Sachen der Religion einstweilen sollte gehalten werden. Man nannte diese Verordnung das Interim*). Die Katholiken und die Protestanten waren mit dem Interim unzufrieden, weil es von beiden Parteien Nachgiebigkeit verlangte. An weiteren Bemühungen für die Kirchenverbefsernng wurde Karl durch einen neuen Krieg mit Frankreich gehindert. Im Jahre 1551 schloß nämlich Kurfürst Moritz vou Sachsen mit dem französischen Könige Heinrich Ii. ein Bündnis gegen den Kaiser, um dessen Gewalt in Deutschland zu vernichten. Als Lohn für feine Hilse sollte der französische König die deutschen Bistümer Metz, Tull, Verdun und Cambray an sich reißen. Im Frühjahr 1552 rückte Moritz unversehens gegen Innsbruck, wo der Kaiser an der Gicht krank lag. Mit genauer Not entkam dieser nach Hörnten. Da er kein Heer hatte und keiner der Reichsstände sich für ihn erhob, beauftragte er feinen Bruder Ferdinand, mit Moritz zu unterhandeln. Hierdurch kam (1552) der Paffauer Vertrag zustande Dieser bestimmte, daß die Reichsstände untereinander Frieden halten und keiner des andern Besitz. Rechte und Religionsübung stören solle. Nachdem so in Deutschland die Ruhe wiederhergestellt war. zog Karl gegen die Franzosen, die indes durch List und Gewalt Metz, Tull und Verdun eingenommen hatten. Der Kaiser gewann eine Schlacht gegen die Franzosen, konnte aber das stark befestigte Metz nicht wieder erobern und zog mit schweren Verlusten nach Deutschland zurück. Die Stadt Metz blieb 318 Jahre in den Händen der Franzosen, bis Kaiser Wilhelm I. 1870 sie zurückgewann. *) Interim, lateinisch = einstweilen, vorläufig, bis aus weiteres.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 81

1900 - Karlsruhe : Lang
— 81 — eroberte hierauf Mitteldeutschland bis zum Rhein und im folgenden Jahre Schwaben und Bayern, nachdem er Lilly bei Rain am Lech geschlagen hatte. Tillh wurde bei Rain durch eine Kanonenkugel tödlich verwundet und starb zu Ingolstadt. Nun wurde Wallenstein vom Kaiser wieder zum Obergeneral ernannt und sammelte in kurzer Zeit ein starkes Heer. Bei Lützen in der Nähe von Leipzig wurde die Entscheidungsschlacht geschlagen. Gustav Adolf fiel, aber sein Heer erfocht den Sieg, und Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück. Nach Gustav Adolss Tod übernahm der Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl des schwedischen Heeres. Er wurde von dem kaiserlichen Heere (1634) bei Nördlingen geschlagen. Schwedisch-französischer Krieg 1635— 1648 Der König von Frankreich hatte Gustav Adolf mit Hilfsgeldern unterstützt. Nach der Niederlage der Schweden bei Nördlingen schickten die Franzosen auch Truppen nach Deutschland. Sie hatten dabei hauptsächlich die Absicht, Elsaß, Lothringen und andere Länder aus dem linken Rheinufer zu gewinnen. Noch dreizehn Jahre dauerte der Krieg. Unser armes deutsches Vaterland wurde furchtbar ausgeraubt und verheert. Als endlich Friede geschlossen wurde, glich der größte Teil von Deutschland einer Wüste, r k wejtfältfche Friede (zwischen Frankreich und Deutschst « Munster, zwischen Schweden und Deutschland in Osnabrück geschlossen) machte 1648 dem dreißigjährigen Kriege ein Ende. Die lutherischen und die reformierten Stände erhielten völlig gleiche Rechte mit den katholischen und behielten die Kirchengüter die sie nn Jahre 1624 besessen hatten. Die einzelnen Reichsstände erhielten die Landeshoheit und das Recht, mü auswärtigen Mächten Bündnisse zu schließen. ^ Au Frankreich wurde der österreichische Teil des Elsaß, an Schweden Vorpommern abgetreten. Überdies behielten sich Frankreich und Schweden das Recht vor, als Bürgen des westfälischen Friedens sich jederzeit in die deutschen Angelegenheiten einzumischen Vom westfälischen Frieden an hatte der Kaiser keine Regierungs-gewalt mehr m Deutschland. Seit dem Jahre 1664 hatte das Reich eine ständige Regierungsbehörde, die aus deu Gesandten der einzelnen Reichsstände bestand, Reichstag genannt wurde und zu Regensburg rhren L-itz hatte. 2. Wallen st ein. . Albrecht von Wallenstein «eigentlich Waldstein, war der Sohn eines Protesta,itnchen Edelmannes in Böhmen. Nach dem Tode »eines Laters wnrde er durch seinen Ohein, in ein- Erziehungsanstalt der Jelmten nach Ol,nütz gebracht, wo er zum katholischen Bekenntnis übertrat. Nach Vollend,,,,g seiner Stud.en machte er. cs 6cr ®ei,roucf) der jungen Adeligen damals war. zu seiner Berger —Stehle. Erzählungen aus der Weltgeschichte. B. 6

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 194

1900 - Karlsruhe : Lang
— 194 — Durch den westfälischen Frieden hatte Frankreich das Elsatz, soweit es österreichisch war. und die Landgrafschaft*) im Elsaß erhalten; das bedeutete nicht etwa, daß Elsaß forthin französisches Land sein sollte, sondern es sollte beim Deutschen Reiche verbleiben und nur vom französischen Könige im Namen des Deutschen Kaisers und Reiches verwaltet werden. Ludwig Xiv. aber zwang die El-fäfser, ihm als ihrem unbeschränkten Herrn und Könige zu huldigen, Melac in Heidelberg. *) Landgraf — Reichsstatthalter.

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 196

1900 - Karlsruhe : Lang
— 196 — an einen französischen Prinzen fomme, und verbanden sich darum mit dem Kaiser gegen Ludwig Xiv. Der Krieg wurde mit wechselndem Glück in Oberitalien wie in Süddeutschland und den Niederlanden geführt und dauerte 14 Jahre. Im Jahre 1704 erlitten die Franzosen eine schwere Niederlage bei Höchstädt in Bayern durch ein kaiserliches und englisches Heer und wurden bis zum Jahre 1710 so oft und so entscheidend geschlagen, daß Ludwig Xiv. um Frieden bat, auf Spanien zu verzichten und sogar Straßburg und das Elsaß zurückzugehen bereit war. Allein seine Gegner waren so übermütig, daß sie forderten, der französische König müsse seinen Urenkel mit Waffengewalt aus Spanien vertreiben. Dazu konnte sich Ludwig nicht verstehen, und der Krieg wurde fortgesetzt. Da starb plötzlich Kaiser Josef I., und sein Bruder Karl erbte die deutschen Länder Österreichs und die Kaiserkrone. Die Westmüchte wollten aber nicht, daß der Deutsche Kaiser auch das Königreich Spanien besitze, und führten den Krieg nur noch lässig bis zum Jahre 1713, in dem sie den Frieden von Utrecht mit Ludwig schlossen. Hierdurch wurde auch der Kaiser genötigt, Frieden zu schließen und in die Teilung des spanischen Erbes zu willigen. Durch den Frieden von Rastatt und von Baden (in der Schweiz) im Jahre 1714 behielt Philipp von Anjou Spanien und die amerikanischen Besitzungen, Kaiser Karl Vi. erlangte die spanischen Besitzungen in Italien, Neapel, Mailand und die Insel Sardinien, ferner die spanischen Niederlande (Belgien) und die Festungen Kehl, Breisach und Freiburg im Breisgau. welche die Franzosen seit dem Jahre 1685 besaßen. Die Engländer behielten die starke Festung Gibraltar, die sie während des Krieges erobert hatten. Die Kurfürsten von Bayern und von Köln, die mit Ludwig Xiv. verbündet und darum in die Reichsacht erklärt worden waren, wurden in ihre Länder wieder eingesetzt.*) Viii. Die Türkenkriege. 1. Belagerung von Wien 1683. Nachdem die Türken (1453) Konstantinopel erobert hatten, dehnten sie im Laufe der folgenden hundert Jahre ihre Macht *) Ludwig Xiv. überlebte bett spattischen Erbsolgekrieg nur um ein Jahr. In seiner Familie war es in letzter Zeit immer einsamer utn ihn geworden. Seinen Sohn und seinen Enkel hatte der Tod ihm schon entrissen. Im Jahre 1715 starb Ludwig, verlassen von der Liebe des Volkes, das er durch die vielen Kriege und seine Prachtliebe arm gemacht hatte. So sehr waren alle Bande der Ehrfurcht gelockert, daß das Volk den Sarg des Königs bei seiner Überführung nach St. Denis mit Fluch- und Schimpfworten begleitete, ihn mit Schmutz und Steinen bewarf. In ganz Frankreich wurde die Nachricht von dem Tode des Despoten wie eine Erlösung aus langer Knechtschaft mit Jubel begrüßt. Ludwig hinterließ eine Schuldenlast von über zwei Milliarden, einen sittenlosen Hofadel, einen verarmten Bürger- und Bauernstand. Und sein Nachfolger Ludwig Xv. überbot seinen Vorgänger an Verschwendung und Sittenlofigfeit.

10. Geschichtsbilder zum Gebrauche der Volksschule - S. 71

1892 - Stuttgart : Metzler
— 71 — Die Hauptzierde der Stadt ist das Münster, welches Erwin von Steinbach (in Baden) größtenteils schuf. Das Herrüche Meisterwerk altdeutscher Baukunst ist ganz aus Quadern aufgeführt, und sein Turm erreicht eine Höhe von einhundert dreiundvierzig Meter. Straßburg war vom elften Jahrhundert an eine freie deutsche Reichsstadt. Nachdem aber Frankreich zur Zeit des dreißigjährigen Krieges einen großen Teil des Elsasses an sich gerissen, streckte es seine Hände auch nach dem wichtigen Straßburg aus. Wohl hatte es die Unabhängigkeit der freien Reichsstädte des Elsasses ausdrücklich anerkannt. Aber was kümmerte sich der französische König Ludwig Xiv. um Recht und Verträge! Durch Bestechung wußte derselbe einen Teil der Bürger für sich zu gewinnen. Hieraus schickte er im tiefsten Frieden ein Heer von 20,000 Mann in das Elsaß. Diese umstellten die Stadt während der Nacht mit zahlreichen Kanonen und forderten sie beim Grauen des Morgens zur Uebergabe auf. Eine Besatzung lag nicht da, der Stadtrat selbst war teilweise bestochen. Daher öffnete man die Thore, und die erstaunten Bürger mußten Frankreich huldigen! Straßburg wurde sogleich zu einer Hauptfestung umgeschaffen, von der man das bloßgestellte Westdeutschland jeden Augenblick überfallen konnte. Um 168« n. Chr. 73. Ludwig Wilhelm von Baden. Unter den Nachfolgern Bernhards von Baden-Baden zeichnete sich um d. I. 1680 der Markgraf Ludwig Wilhelm als ein großer Feldherr aus. Er erhielt eine wissenschaftliche, deutsch-vaterländische Erziehung und zeigte schon als Jüngling hohe militärische Kenntnisse. Das deutsche Reich war damals von großen Gefahren bedroht. Im Osten unternahmen die Türken, im Westen die Franzosen Raubzüge in dasselbe. Daher mußten zur Bekämpfung dieser Erbfeinde am Rheine und an der Donau langwierige Kriege geführt werden. Eine neue Türkengefahr rief auch unsern Markgrafen zur Fahne. Bald erhielt Ludwig den Oberbefehl über einen Truppenteil, wurde im einunddreißigsten Lebensjahre Feldmarschall und nicht lange nachher Anführer der ganzen kaiserlichen Armee. Das Glück war überall mit ihm; in drei Feldzügen schlug er die Türken bis ^urber-
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