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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 42

1913 - Breslau : Hirt
42 V. Geschichte. Hannover. 8. Stammtafel. Ernst August, 1679-98 Georg Ludwig, 1698-1727 Zeit 1714 als Georg I. König von Großbritannien Georg Ii., 1727-60 Sein Enkel Georg Iii., 1760-1820 / Schwester: Karoline Mathilde von \ Dänemark, f 1775 in Celle Georg Iv., 1820-30 Wilhelm Iv., 1830-37 Ernst August, 1837-51 Georg V., 1851-66 f 1878 / Ernst August, Herzog von^ \ Eumberland, *1845 j (Ernst August, *1887) Wilhelm I., 1866 (61)-88 Friedrich Iii., 1888 Wilhelm Ii., seit dem 15. Juni 1888 9. Kurfürstentum Hannover. Die Vereinigung der Länder der jüngeren Linie begann unter Ernst August, dem Gemahl der Prinzessin Sophie von der Pfalz, der Enkelin Jakobs I. von England. Zuerst protestantischer Bischof von Osnabrücks erbte er 1699 Calenberg- 1682 setzte er die Unteilbarkeit der welftschen Erblande durch und erlangte 1692 vom Kaiserhause die Velehnung mit der neunten Kur. Sein Sohn Georg Ludwig gewann durch Heirat mit Sophie Dorothea die Erbschaft von Celle. Seine Gemahlin, die mit ihm in unglücklicher Ehe lebte, starb 1726 als „Prinzessin von Ahlden" in Gefangenschaft auf diesem einsamen Schlosse. Cr selbst aber bestieg als Georg I. 1714 den Thron von Großbritannien, da er durch seine Mutter, die Enkelin Jakobs I. von England, der nächste protestantische Berechtigte war. Unter seiner Regierung wurden die schwedischen, im Nordischen Kriege von Dänemark besetzten Herzogtümer (früher Bistümer) Bremen und Verden durch Zahlung von 695713 Talern gewonnen und später die Ansprüche Schwedens durch 1185476 Taler befriedigt. Die englischen Könige bewahrten ihrem Stammlande, das im ganzen in ihrer Abwesenheit unter der Geheimen Ratsbehörde ein friedliches Stilleben führte, un- verminderte Zuneigung. Aber nur zu oft wurde dies Stilleben durch Kriege unter- krochen, in die Hannover durch die englische Politik hineingezogen wurde. Die festlän- dischen Gegner des unerreichbaren Inselreiches suchten durch Angriffe auf Hannover ihr Mütchen zu kühlen, und so wurde unser Land mehrfach der Schauplatz feindlicher Einfälle,' es wurde in den Spanischen, dann den Österreichischen Erbfolgekrieg, den Siebenjährigen und alle Koalitionskriege der Revolutions- und Napoleonischen Zeit verwickelt. Das Jahr 1757 brachte nach der unglücklichen Schlacht bei Hastenbeck, die der Herzog von Cumberland vorzeitig verloren gab, die Besetzung durch den Marschall d'estre'es und die Konvention von Zeven, infolge deren sich das aus Hannoveranern, Hessen, Braunschweigern und Gothaern zusammengesetzte Koalitionsheer auflösen sollte. Dies geschah indessen nicht, vielmehr lebte jenes Heer wieder auf und begann unter dem Herzoge Ferdinand den glänzenden Siegesflug, der vor allem durch die Tage 1 Durch den Westfälischen Frieden war das seltsame Verhältnis geschaffen worden, daß Osnabrück zwar als Bistum weiter bestehen blieb, aber abwechselnd von einem katholischen Bischof und einem protestantischen Prinzen aus dem Hause Braunschweig- Lüneburg regiert werden sollte.

2. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 54

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
54 Eine zweite Sage von Wittekind lautet: Obgleich Wittekind seinem Pferde die Hufeisen verkehrt hatte unterlegen lassen, um seine Ver- folger irre zu führen, so ist ihm trotzdem Karl der Große einstmals nahe auf den Fersen. Da wird der fliehende Wittekind unglücklicher Weise gerade durch einen breiten Graben aufgehalten; in dieser 9cot ruft er seinem Hengste vertrauensvoll die aufmunternden Worte zu: „Hengstchen, spring awer, Kriegst'n Spint Halver, Springst im nicht awer, Freten mi und die de Rawen!" Mit gewaltigem Sprunge setzt darauf das mutige Tier über das Hindernis hinweg, und Wittekind ist gerettet. Die Stadt Osnabrück in dieser sagenreichen Umgebung hat ein hohes Alter; denn schon um das Jahr 800 ließ Karl der Große hier einen Dom bauen, um welchen bald viele Ansiedelungen entstanden, die im Laufe der Zeit durch Gräben, Wälle und Türme geschützt wurden. Von den alten Befestigungswerken stehen am Walle noch vier Türme, uuter denen der sogenannte Bucksturm, im welchem selbst kriegsgefangene Grafen und Fürsten jahrelang eingesperrt wurden, der merkwürdigste ist. Das Rathaus enthält im Friedenssaale die Bildnisse der Fürsten und Gesandten, die hier im Jahre 1648 den westfälischen Frieden abschlössen, welcher dem dreißigjährigen Kriege ein Ende machte. Über dem Eingange zum Rathause ist das steinerne Standbild Karls des Großen inmitten acht anderer Kaifer angebracht, ihm zur linken Seite steht Kaiser Wilhelm I. und zur rechten Friedrich Barbarossa. Jetzt ist Osnabrück mit 40000 Einwohnern in der Provinz Han- nover die zweitgrößte Stadt, und Handel und Gewerbe stehen hier in hoher Blüte. Aus dem Osnabrückschen wird uns viel Pumpernickel geliefert und der berühmte, westfälische Schinken; das Wort Schinken wird aber von den Bewohnern dieser Gegenden Skinken gesprochen nach ihrer Gewohnheit, das sch in sk umzuwandeln. Eine Eigentümlichkeit des Landkreises Osnabrück bilden die vielen Kolonate, das sind einzelne Gehöfte, deren Häuser an der Giebelseite meistens grün oder blau bemalt sind, und deren Besitzer Kolone ge- nannt werden.

3. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 174

1862 - Hannover : Meyer
174 deren leibliche Brüder gleich zu stellen. Das geschah im Jahr 803, und von der Zeit an fügten sich die Sachsen seiner Herrschaft. Sie nahmen das Evangelium an, lieferten den Geistlichen den Zehnten, ließen sich Bischöfe und Grafen geben und folgten dem Könige in den Krieg. Karl gründete im Sachsenlande acht Visthümer, nemlich zu Osnabrück, Minden, Verden, Bremen, Paderborn, Elze, Münster und Halberstadt. Von diesen Orten aus wurden die neuen Ge- meinden gepflegt, und aus den Missionsschulen dieser Bisthümer gingen die Prediger des Evangeliums auch in die noch heidnischen Gegenden des Sachsenlandes. Durch ganz besonderen Eifer in der Missionsarbeit zeichneten sich Willehad und Liudger aus, welche mit unermüdlicher Treue, starkenr Glauben und großer Aufopfe- rung arbeiteten, und deren Arbeit vom Herrn recht gesegnet wurde. Willehad wurde zuletzt Bischof von Bremen und Liudger Bischof von Münster. 54. Die ersten Herzoge der Sachsen. 1. An der Oftgrenze von Sachsen wohnten zu den Zeiten Karls des Großen Zweige von dem großen Volke der Slaven. Sie waren Heiden und voll Begier nach dem Lande der Sachsen. Die hatten an ihnen daher eine gefährliche Nachbarschaft und mußten manchen harten Kanrpf mit ihnen bestehen. Dazu kamen die heid- nischen Normannen, tapfere, thatendurstige Männer aus den Ländern Dänemark, Norwegen und Schweden, unter ihren Seekönigen oft in die Mündungen der Weser und Elbe. landeten, wo sie Beute hofften, erschlugen die Männer und führten die Weiber und Kinder gefangen weg oder ließen sich schweres Lösegeld für dieselben zahlen; daneben verheerten sie die Kirchen in ihrem Groll gegen das Christen- thum. So liefen sie einst mit 600 Schiffen in die Elbe ein und ver- wüsteten den von Ludwig deur Frommen gegründeten Bischofssitz Hamburg bis auf den Grund. Nun hatten die Sachsen freilich Grafen seit den Zeiten Karls des Großen; aber deren Macht war zu gering, als daß sie die Ihrigen hätten genügend schützen können. Daher setzte der König Ludwig der Deutsche 852 einen sächsischen Edeln, den Grafen Ludolf, zum Herzog von Sachsen ein. Der hatte nun für Frieden zu sorgen, Gericht zu halten, das Heer zu führen und die Güter zu verwalten, welche der König in Sachsen besaß. Sein Sohn Bruno, der ihm folgte, soll Braunschweig erbaut haben, wie denn der Name Braunfchweig bedeutet: Brunos Wik, d. i. Wohnung. Er fand seinen Tod im Kriege gegen die Normannen, und nun setzte der König Brunos Bruder Otto zum Herzog ein. Auch er vertheidigte sein Land mit kräftiger Hand, und als Karls des Gro- ßen Geschlecht in Deutschland ausgestorben war, sollte er deutscher König werden. Aber er war hochbetagt und sein Haar gebleicht; sein Verlangen ging nicht nach größerer Macht. Auf seinen Rath wählten die Deutschen den Frankenherzog Konrad zum König. Nach

4. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig - S. 39

1908 - Breslau : Hirt
Hannover. 39 Hannoveranern, Hessen, Braunschweigern und Gothaern zusammengesetzte Koali- tionsheer auflösen sollte. Dies geschah indessen nicht, vielmehr lebte jenes Heer wieder auf und begann unter dem Herzoge Ferdinand den glänzenden Siegesflug, der vor allen: durch die Tage von Krefeld (1758) und Minden (1759) ausgezeichnet ist. — In den Koalitionskriegen am Rheine taten sich hannoversche Truppen, bei denen damals Scharnhorst einen Teil der Artillerie befehligte, besonders durch den Ausbruch aus dem belagerten Menin unter General von Hammerstein 1794 hervor. Das Jahr 1801 brachte auf kurze Zeit die erste Besetzung durch Preußen. Nachdem 1803 das Bistum Osnabrück durch den Reichs-Deputations-Hauptschluß vollständig säkularisiert (verweltlicht) und Hannover zugesprochen war, erfolgte als- bald die erste Besetzung durch die Franzosen. Das hannoversche Heer, dem die Hände zum Widerstande gebunden waren, wurde durch die Konventionen von Sulingen und Artlenburg aufgelöst. 1806 wurde Ha. von Napoleon an Preu- ßen abgetreten und von diesem annektiert, jedoch infolge der Schlachten von Jena und Auerstedt erschienen alsbald wieder die Franzosen. Während sie den größeren s. Teil dem neugebildeten Königreiche Westfalen zuteilten, wurden die n. Land- fchaften 1810 unmittelbar an Frankreich angegliedert, und so fristeten diese echt deut- scheu Länder als die französischen Departements Ems superieur, Ems oriental. Bouches du Weser, Bouches de l'elbe ein trübseliges Dasein bis zur Befreiung i. I. 1813. Indessen schon gleich nach der Konvention von Artlenburg hatten die Söhne des Landes angefangen, sich über den großen Werbeplatz Helgoland nach England zu flüchten, wo sie alsbald zur Königl. Deutschen Legion vereinigt wurden. Nicht weniger als 27 000 Hannoveraner haben im britischen Dienste für die Freiheit ihres Baterlandes gefochten, in Spanien nicht am wenigsten zu den britischen Erfolgen beigetragen und mit Recht neben dem fpäteren „Waterloo" den Ehrennamen „Peninsula" als Inschrift ihrer Helme erworben. Sie wird seit 1899 von den preußischen Regimentern weitergeführt, welche die Überlieferungen der ent- sprechenden hannoverschen aufgenommen haben. Nach der Befreiung des Landes von den Franzosen war es der wiederhergestellten hannoverschen Armee vergönnt, am 18. Juni 1815 ihrem Ruhmeskrauze als schönstes Blatt den Namen Waterloo einznflechten. 10) 1814—1866 das Königreich Hannover. Durch die Wiener Schlußakte wurde dem inzwischen zum Königreich er- hobenen Lande zwar Lauenburg genommen, aber das Herzogtum Arenberg-Meppen, die Fürstentümer Hildesheim (ehemaliges Bistum) und Ostfriesland, die Grafschaften Bentheim und Lingen, der n.w. Teil des Eichsfeldes und Goslar hinzugefügt. — Nach dem Tode Wilhelms Iv., 1837, bestieg in England die nächste weibliche Erbin, die Königin Viktoria, in Hannover der nächste männliche als König Ernst August den Thron. In demselben Jahre erregte die Aufhebung des „Grund* gesetzes" durch den König, die den Protest der „Göttinger Sieben" hervorrief, um liebsames Aufsehen weit über die Grenzen des Landes hinaus. Zwar bestanden auch in der Folgezeit über das Maß der polnischen Freiheiten, die dem Volke zu gewähren wären, zwischen diesem und der Staatsregierung fortdauernd erhebliche Meinungsverschiedenheiten, ebenso über die Beteiligung am nationalen Leben, aber das Land erfreute sich doch einer vortrefflichen'verwaltung und kam in allen ma- teriellen Fragen rüstig voran) so ging auch die Revolution von 1848 hier verhält- nismäßig harmlos vorüber. Da aber i. I. 1866, als Preußen mit Österreich und anderen Bundesstaaten in Krieg geriet, der König Georg Y. die von Preußen ge- stellten Neutralitätsforderungen ablehnen zu müssen glaubte, so erklärte ihm dieses den Krieg. Die hannoverschen Truppen wurden in höchster Eile bei Göttingen zu- sammengezogen, versäumten aber durch zwecklose Märsche auf dem Eichsfelde und in Thüringen die Gelegenheit zum Durchbruche nach Bayern, erfochten sodann zwar am 27. Juni den Sieg von Langensalza über die Preußen, mußten sich aber am folgenden Tage, von allen Seiten umstellt, ergeben. Nach dem Friedensschlüsse wurde Hannover dem preußischen Staate einverleibt.

5. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 228

1864 - Hannover : Hahn
228 war bei seinem Regierungsantrltt schon 45 Jahre alt. Auch er nahm sich der Negierung seilles Landes mit lobenswerthem Eifer an. Aber nicht immer gelangte er zllm erwünschten Ziele, die Zeit war zu schwer. Der dreißigjährige Krieg war bereits angegangen. Schoil vorher hatten 1614 die Stände des niederfächsischeil Kreises Chrisiian zum Kreisobersten erwählt; allein bei der Uneinigkeit und der Schwäche der protestantischen Fürsten, bei ihrem Mißtrauen und der deutschen Liebhaberei, zu Fremden eher als zllm Bruder zu halteil, hatte er von diesem Amte wenig Freude und iloch weni- ger Vortheil. Als nun gar der Dänenkönig durch Kabalen aller Art sich in die deutschen Angelegenheiten mischte uild ilach diesem Kreisoberstenamte strebte, legte es Christian 1625 förmlich nieder, neigte sich sogar auf die kaiserliche Seite, weil er meinte, seinem Lande dadurch Friedeil 511 verschaffen, ein Schritt, über den er die bittersteil Vorwürfe feiner Verbündeten hören mußte. Er war es arlch, lvelcher das grnbenhagenffche Gebiet der wotfeilbüttelscheil Linie 1617 wieder abstritt. Die harburg'schen lind dannenbergffchen Vetteril, welche zlir lüneburg'schen Hallptlinie gehörteil, verlangten auch ihr Theil von dieser Erwerbung. Chri- stian verglich sich mit ihnen durch den Receß vom 30. März 1629, wodlwch er jedoch fast Alles in feine Gewalt bekam. Christian starb den 8. November 1633. Ihm waren schoil zwei jüngere Brüder, Johann, Thesanrarius am Domstifte zu Minden, 1628, llild Magnlls, Domprobst zu 8t. Blasii in Brannschweig, 1632, im Tode vorausgegangen. Es folgte nunmehr, bcm brüderlichen Vertrage gemäß, Anglist der Aeltere, Bischof von Ratzeburg, in der Regierung. Unter ihm erfolgte für welfische Geschichte eins der folgereichsten Ereigllisse. Herzog Friedrich Ulrich, der Besitzer von Braunschweig-Wolsen- büttel, Caleiiberg, Göttingeil urld den kleineren dazu gehörigen Stücken, starb plötzlich, wie schon früher erzählt ist, am 11./21. August 1634 in Folge eines im eigenen Zimmer gethanen linglücklichen Falles ohne männliche Nachkommenschaft. Es galt, die von feiner Linie besessenen Lande 511 vererben. — Als Erben dazu stellten sich: I. die lüllebnrger oder celle'sche Lillie. Sie ward zlir Zeit repräsentirt diirch den Regenten Aiiglist beit Aeltern, Fried- rich und Georg, den Fortpflanzer des gailzeil Geschlechts. Er war daher schoil aus diesem Grunde bei dem Geschäft am meisten

6. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 263

1864 - Hannover : Hahn
263 katholischen gewählten Bischof besessen werden solle; ans der Er- werbung des Stiftes Walkenried mit dem dazu gehörigen Hofe Schauen als freies Reichslehen; und endlich in dem Versprechen für August von Wolfeubüttel, daß die beiden ersten, am Domkapitel Pi Straßburg zur Erledigung kommenden Präbenden seinen beiden jüngeren Söhnen Anton Ulrich und Ferdinand Albrecht zufallen sollen. In den Religionssachen ging natürlich Braunschweig-Lüneburg mit dem übrigen protestantischen Deutschland. Das war der westphälische Friede vom 24. Oktober 1648! Vielleicht brachte er keinen der größeren weltlichen Staaten Deutsch- lands gleich ungünstige Resultate. Die Leideu lind Verluste im Innern, die dieselben sämmttich in einem 30jährigen Kriege erlitten, konnten wohl keinem vollständig ersetzt werden; aber für manchen, z. B. Brandenburg, wurden doch solche Vergütungen aus „dem Tuche der K.6guivaleutia", wie es Trautmannsdorf nannte, ge- schnitten, daß wenigstens das Gebiet des Staates und damit die Quelle der Macht nach dem Kriege viel bedeutender war, als vor- her. Dagegen standen die welfischen Fürsten geradezu in der Reihe der Verlierenden. Der alternirende Besitz von Osnabrück glich nämlich den direkten hildesheimischeu Verlust längst nicht zur Hälfte aus, und die übrigen erworbenen Brocken waren zu Gelde und Geldeswerth angeschlagen, nur für eine geringe Summe zu rechnen. Statt der Erwerbung von Bremen und Verden, die unter jeder Bedingung hätte durchgesetzt werden müssen, geriethen diese Stifter in die Hände der Schweden, die zwar Freunde des protestantischen Glaubens, aber Feinde des deutschen Reichs, und seit dem letzten goslarschcu Frieden speciellc politische Gegner und Nebenbuhler der welstscheu Fürsten gewesen waren. Von solchen Mitbewerbern mußte man sich eine domiuireude Stellung an der Nordgränze und eine Einengung des eigenen Gebiets gefallen lassen! Die Mündungen der beiden großen, dasselbe durchziehenden Flüsse, Elbe und Weser, die natürlichen Wege für Verkehr und Handel, waren durch jene Eroberung geschlossen, und jede freie politische Entwickelung damit abgeschuitten! Doppelte Ehre und doppelter Ruhm gebührt dem Fürsten, der nachher diesen Fehler von 1648 wieder gut gemacht hat.

7. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 184

1864 - Hannover : Hahn
184 Wolfenbüttel und Calenberg mit ihren Verbündeten rückten in das Bisthum Minden ein, vertrieben alsbald den Bischof, und über- zogen von da ab die Lande ihrer lünebnrgischeii Vetterii. Hier fiel noch in demselben Jahre, 29. Juni 1519, die Hauptschlacht bei Soltau vor, und schon aus dem Orte derselben, fern vom Stifte, ist zu entnehmen, daß längst schon keine kleine Landfehde, sonderii ein großer, allgemeiner niedersächsischer Krieg wüthete. Der hildes- heimische Bischof iind der Herzog von Lüueburg waren Sieger, lind unter ihren unzähligen Gefangenen wareii auch die beiden Herzoge Erich iiiid Wilhelm. Ersterer löste sich durch einen be- sonderen Vertrag; dem Bischof mußte er 30,000 Gulden zahlen, dein Herzog voii Lüneblirg, Heinrich dem Mittleren, die Schlösser Ehrenburg, Bareiiburg, Stolzenau, Uchte, Wölpe und Lauenau ab treten. Jetzt erfolgten Schritte von Reichswegen gegen die Unruhen. Zuerst kameii Gebote eines sünfmoiiatlicheii Wassenstillstandes, dann Friedensmandate von den Reichsvikarien; die Sieger lvollten jedoch ihre Vortheile gegen solche Concessionen liicht gradezu anfgeben; aiich war iiamentlich Herzog Erich güiistig beim Kaiser angeschrie- beii, so daß inan im Voraus keines unpartheiischen Spruchs ge- wärtig war. So kam es aiich; die Reichsacht ward gegen die Sieger, Hildesheim ntib Lüneburg, ausgesprochen, und Erekutoren derselben wurden die wolfelibüttelschen Vetterii nebst dem Könige von Däiiemark. Der Herzog voii Lüneburg, Heiiirich der Mitt- lere, schloß mit ihnen noch einen Separatvergleich, und die ganze Härte der Reichsacht siel allein ans Hildcsheim. Das Stift ward occnpirt, der Bischof suchte iroch kurze Zeit, jedoch vergeblich, dm Krieg gegeii die Uebermacht fortzusetzeii, iind so kam es, nach ver- schiedene'a vergeblicheii Vermittelungsversuchen, endlich 1523 zum Vergleich voii Quedlinburg, bei dem das siegende Hildesheim allein der verlierende Th eil war. Jii Zukunft sollte nämlich das Bisthum allein aiis der Stadt und dem sogenannten kleinen Stifte, oder den Remtern Marienburg, Steuerwald und Peine bestehen. Das sogenannte große Stift sollte, der Erekutionskosten wegen, an die Herzöge von Wolfenbüttel lind Calenberg abgetreten werden. Diese theilten sich, als der Bischof 1527 darauf förmlich resignirt hatte, so darin, daß Erich Gronau, Hnndsrück, Aerzen, Lauenstein, Grohnde, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Coldingen, so wie ver- schiedene Städte, Klöster und andre Stücke; Heinrich der Jüngere I

8. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 350

1864 - Hannover : Hahn
350 Preußen sprach seit der Räumung Hannovers stets von einer Entschädigung. Früher war dieserhalb wohl von den Bisthümern Würzburg und Bamberg in Franken die Rede gewesen. Jetzt war Alles hiervon still und man forderte plötzlich die Bisthümer Os- nabrück und Hildesheim. Der hannoversche Gesandte in Petersburg, der Graf von Münster, stellte sogleich vor, daß Hannover auf Osnabrück seit dem westphälischen Frieden ältere Rechte habe und Hildesheim nicht in fremden Händen sehen könne, weil dies Bisthum zwei getrennte Provinzen des Landes, Calenberg und Göttingen, vereinigt. Kaum erfuhr Preußen, daß Alexander geneigt sei, solchen Vor- stellungen nachzugeben, als es sich durch den Unterhändler Luche- stni an Frankreich wandte, der dann mit dem Gesandten Beur- nonville am 23. Men 1802 zu Berlin einen Vertrag schloß, in Folge dessen Preußen am 3. August 1802, lange vor Abschluß der Verträge der Reichsdeputation, Hildesheim und Goslar eigenmächtig mit Waffengewalt occupirte. Alexander, anfangs hierüber sehr entrüstet, gab nach unter der Bedingung, daß Preußen wegen Hildesheim mit England ein an- deres genehmes Arrangement treffe. Allein Preußen forderte von diesem obendrein noch hohe Summen, nämlich 300,000 Thaler als Auslagen für englische Truppen in den Kriegen von 1793 und 1795 und 6 Millionen Thaler für 250 in den Jahren 1800 und 1801 weggenommene Schiffe. Als man hierauf nicht einging, erreichte Preußen seine erste Absicht; der Reichsdeputations-Hauptschluß vom 25. Februar 1803 rechnete zu den prelißischen Erwerblingen Pader- born und Hildesheim. Hannover dagegen erwarb Osnabrück voll- kommen, ans welches es schon seit 1648 Ansprüche hatte; trat da- gegen das Amt Wildeshansen an Oldenburg ab, und verzichtete auf die Schutzherrschaft über Hildesheim und Corvey, so wie auf alle bisherigen ausgeübten Rechte an den Domkapiteln in Ham- burg und Bremen. Wenn Preußen, um Hildesheim zu erlangen und zu behaupten, seine mächtigen Alliirten ohne weiteres wechselt, so sieht man, daß es hier um eine Erwerbung von hohem Werthe für sich zu thun war. Auch entschied diese neue preußische Ver- bindung mit Frankreich das fernere politische Schicksal Hannovers in der nächsten Zeit. Als nämlich im Jahre 1803 die Feindseligkeiten zwischen Eng- land und dem ersten Consul immer zunahmen, erklärte letzterer, er

9. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 386

1864 - Hannover : Hahn
386 jährigen Krieges und die jämmerliche Negierung von Friedrich Ulrich hervorgernfenen Verhältnissen. Diese wenigstens in etwas zu ordnen, ließ er sich deshalb vor allen Dingen angelegen sein. Es war dies in der That keine kleine Aufgabe. Denn wenn Brannschweig-Wolsenbüttel auch unter seiner Negierung für den Krieg nicht mehr unmittelbar den Schauplatz abgab, so hatte das Land dennoch entsetzlich an den früheren Jahren zu leiden. Dazu lag noch immer kaiserliche Besatzung in Wolsenbüttel. Erst im Jahre 1643 ward mit dem Kaiser zu Goslar ein Friedensbündniß geschlossen, wonach Hildesheim dem Kurfürsten zu Cölln zu resti- tuiren war, mit Ausnahme der dem Hanse Braunschweig-Lüneburg schon zuständig gewesenen Acmter Coldingen, Lutter am Baren- berge lind Westerhof, die diesem neben den sonst von den Kaiser- lichen besetzten Städten und Festungen in den welstschen Herzog- tümern wiederum einzuräumen waren. Bis dahin war August gezwungen gewesen, seinen Sitz in Braunschweig zu nehmen. Die folgenden Jahre wurden von dem Herzoge dazu benutzt, viele für Brannschweig-Wolsenbüttel nützliche Einrichtungen zu treffen. So setzte er ein Consistorinm ein, verbesserte die Land- und Gerichts- ordnungen, sorgte für das Unterrichtswesen ansss Bestmöglichste und nahm eifrig auf Bereicherung seiner damals weltberühmten Bibliothek Bedacht, wobei ihm noch Zeit blieb, selbst verschiedene religiöse Schriften zu verfassen. So rückte das Jahr 1648 und mit ihm der westphälische Frie- den heran, wozu schon mehrere Jahre vorher die weitläuftigsten Verhandlungen gepssogen und wodurch dem furchtbaren, 30 Jahre lang die deutschen Gauen verwüstenden Kriege zwischen Katholiken und Protestanten endlich ein Ziel gesetzt werden sollte. Seine letzten Lebensjahre wandte der Herzog gleichfalls dazu an, in den Verbesserungen der Zustände seines Landes fortznfahren, die trotz des Friedens noch immer nur zu sehr im Argen lagen. Einer Zersplitterung des Herzogthnms vorzubengen, wie sie früher so oft geschehen und so viel Unheil über die Welsenlande gebracht hatte, ordnete er darauf 1661 in seinem Testamente die Primogenitur für Brannschweig-Wolsenbüttel an. Damit indeß seine übrigen Söhne gegen den Erstgebornen nicht zu sehr benach- theiligt wurden, bestimmte er ferner, daß die Grafschaft Dannen- berg, die ihm 1636 nach dem Tode seines Bruders Julius Ernst zugefallen war, seinem Sohne Anton Ulrich, die Grafschaft Blau-

10. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 400

1864 - Hannover : Hahn
400 Am 9. Oktober 1735 hatte der Fürst das Licht der Welt er- blickt. Seine Erziehung, die von dem Abt Jerusalem geleitet ward, war eine ausgezeichnete, und nur diesem würdigen Manne ver- dankte Karl Wilhelm Ferdinand das Gottvertrauen, den feinen Takt des Schicklichen, den angemessenen Allsdruck der Sprache und des Gefühls, und endlich seine bedächtige Lebensklugheit; wogegen seine Sparsamkeit und sein haushälterischer Sinn wohl eher ein Erbtheil seines Großvaters und Pathen, des Königs Fried- rich Wilhelm I. von Prellßen, sein mochte. Die äußere Erscheinung des hochgewachsenen, kräftig gebauten Fürsten zeigte in Allem aus den ersten Blick das Bild eines schönen Mannes. Sein Anstand war würdevoll; in deil ritterlichen Künsten zeigte er sich geübt, und für alles Höhere war er empfällglich. Dabei ließen ihll seine Milde und Freundlichkeit gegen seine Unterthanen deren Herzen bald gewinnell. Von seinem zwölften Jahre an hatte der junge Fürst das Collegilun Carolinum in seiner Vaterstadt besucht, wo- selbst er sich eifrig dem Stlidium der römischen Klassiker hingege- den, die ihm in frailzösischeil Uebersetzungen Vorlagen. Daneben waren es die Kriegswisseilschaften, die er in den Werken der dama- ligen bedeliteildsteil Militair-Schriftsteller emsig stlidirte. Seille Stlldieil wllrdeil indeß bald durch den Begiiln des siebenjährigen Krieges llilterbrochen, an dem er bis zu desseil Beendigung Tbeil ilahm llnd in dem er sich vielfach auszeichllete, so bei Hasteilbeck, Crefeld, Mindeil, Herford, im Tressen ans dem Johannisberge, in dem er nicht ungefährlich verwllildet ward. Nachdem der Krieg beeildet, vermählte sich Karl Wilhelm Fer- dinand 1764 mit Auguste, der ältesten Tochter des Prinzen Fried- rich Ludwig von Wales und unternahm sodann niit dieser eine größere Reise nach England, Frankreich und Italien. Ueberall fand er die freundlichste Aufnahme, doch war es wohl hauptsäch- lich Frankreich, das ihn am Meisten fesselte, wie er denn auch später stets eine besondere Vorliebe für dies Land nnb die Fran- zosen gezeigt hat. 1773 trat der Fürst in preußische Dienste und ward von Friedrich dem Großen zum Gouverneur von Halberstadt ernannt. Als dann 1780 sein Vater starb, trat er die Regierung über Braunschweig-Wolfenbüttel an. Wie kräftig er schon vorher, noch bei Lebzeiten des Herzogs Karl, in die Regierung mit ein- gegriffen, ist bereits im vorigen Paragraph erzäblt. Nach dem Tode des Vaters fuhr er in seineil Reformen und Veränderungen
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