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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 121

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Viertes Kapitel. 121 Herrschaft Christian Ludwigs von dem Drucke der Kaiserlichen befreit, die 1643 auch Wolfenbüttel verließen. Daß Christian Ludwig nach diesen Ereignissen das Heer seines Vaters verabschiedete, raubte ihm jedes Mittel, seine Forderungen in den eröffneten Friedensverhandlungen mit Nachdruck zu unterstützen. In Osnabrück, wohin sich die Abgeordneten der evangeli- schen Fürsten begaben, hatte sich für Celle der Kanzler Langenbeck, für Göt- tingen-Calenberg der Dr. Lampadius eingefunden. Der Letztgenannte war der Sohn eines Bauern zu Heinsen im Amte Lauenstein. Auf verschiede- nen Universitäten gebildet, war er dem Rufe zu einer Professur nach Helm- stadt gefolgt, die er jedoch bald mit dem Dienste von Friedrich Ulrich ver- tauschte. Seitdem wohnte er verschiedenen Berathungen der evangelischen Fürsten bei, trat dann nach dem Tode seines Herrn in die Dienste von Herzog Georg, dessen Sohn, Christian Ludwig, ihn zum Vicekanzler er- nannte. In Osnabrück leitete er mit Einsicht und Gewandtheit die Ge- schäfte des Gesammthauses Braunschweig-Lüneburg, und vertrat kühn die Forderungen der Evangelischen gegen die Uebermacht der Gegner. Ihn liebte Salvius, der Günstling der Königin Christina von Schweden, und der kaiserliche Abgesandte, Graf von Trautmannsdorf, konnte dem uner- schrockenen Verfechter der Ansprüche seines Herrn und der Rechte der Pro- testanten seine innigste Achtung nicht versagen. Des edlen Mannes Aus- dauer rettete die Grafschaften Hoya und Diepholz, nach deren Besitze Schwe- den trachtete, dem Hause der Welfen; aber die Stifter Bremen, Verden, Ratzeburg, Magdeburg, Halberstadt und Minden, welche sich seit längerer oder kürzerer Zeit in den Händen braunschweigischer Fürstensöhne befanden, vermochte er nicht dem Gesammthause zu erhalten. Selbst um die Abtei Walkenried mit dem zu derselben gehörigen Hofe Schauen zu erwerben, be- durfte es des Aufwandes beträchtlicher Summen. Noch größer waren die Schwierigkeiten, welche Lampadius zu beseitigen hatte, bis es ihm gelang, die alternirende Succession in dem Stifte Osnabrück für Braunschweig- Lüneburg zu erstreiten. Am 24. October 1648 geschah der Abschluß des Friedens zu Münster und Osnabrück, welcher unter dem Namen des west- fälischen Friedens bekannt ist. Lampadius kehrte nicht in seine Heimath zurück; die anhaltenden Anstrengungen wahrend des Friedensgeschaftes hat- ten seine letzten Kräfte aufgerieben; er endete im Jahre 1649 zu Münster.

2. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 129

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Kapitel. 129 Kriegslust und Habsucht nicht nur benachbarter Dynasten, sondern auch seiner eigenen trotzigen Vasallen zu ringen, obwohl zu keiner Zeit in die- sem Theile von Westphalcn häufigere Schenkungen zu Gunsten von Klö- stern erfolgten. Nachdem Bischof Arnold, Graf von Altena, 1191 auf ei- ner Kreuzfahrt vor Accon seinen Tod gefunden hatte, und die zwiespältige Kaiserwahl Philipps von Staufen und des Welfen Otto das Reich er- schütterte, litt auch das Bisthum durch die Doppelwahl eines Vorstehers desselben. Bischof Bruno sah sich seines hohen Amtes entsetzt, weil er der Theilnahme an dem 1225 bei Schwelm erfolgten Morde des Erzbischofs von Cöln verdächtig galt. Damals verkaufte Graf Otto von Teklenburg den Bürgern von Osnabrück seine über diese Stadt ihm zustehende Voig- teigerechtigkeit. Seitdem wuchs das Ansehn der Stadt und damit zugleich das Verlangen der Bürgerschaft, ihre Freiheiten gegen die Eingriffe des Domkapitels, ihren Handel gegen die räuberischen Anfalle umwohnender Großen zu schützen. Ihr Bund mit den Städten Soest, Dortmund und Münster, dann ein gleichartiges Streben von Kaiser Rudolph I. für das Reich, erleichterte ihr den Kampf mit der Ritterschaft. Mehr als ein Mal wurden die Städter durch den kriegerifchen Sinn ihrer Bischöfe genöthigt, sich in's Schlachtgewühl zu stürzen. So als Ludwig den Grafen Simon von der Lippe bekämpfte und gefangen nahm. Erst 1305, nachdem er 6 Jahre im Bucksthurme geschmachtet hatte, erhielt der Graf feine Frei- heit wieder. Aber schon 4 Jahre darauf erglühte der Kampf von Neuem, und in der Schlacht auf dem Hallerfelde, wo Bischof Ludwig kämpfend siel, errangen Ritter und Bürger des Hochstifts einen glanzenden Sieg.' Durch Fehden diefer Art nahm der Wohlstand des Bisthums beträchtlich ab; Bischof Johann Ii. sah sich gezwungen, seine besten Schlösser und Aemtec zu versetzen und in dem Grafen Dietrich von der Mark einen Administrator des Stifts zu ernennen. Aber dieser siel in dem Kampfe bei Holthausen in die Gewalt des Bischofs von Minden. Melchior, Her- zog von Grubenhagen, der Nachfolger Johanns Ii., wurde 1363 bei Vad- bergen von dem Grafen von Hoya geschlagen und ergriffen, und in Folge dessen Graf Dietrich noch ein Mal zum Coadjutor des Stifts erkoren. Kaum war durch ihn der Bischof seiner Haft erledigt, als zwifchen beiden Männern ein ärgerlicher Zwiespalt ausbrach, den der Graf von Teklen- burg so glücklich zu benutzen verstand, daß er den größeren Theil des Bis- thums in seine Hände brachte. Die verlorenen Güter wieder zu erwerben, bedurfte es ungewöhnlicher Anstrengungen; dennoch weigerte sich das Domkapitel, einen Theil der Lasten auf sich zu nehmen, welche die Rüstun- gen der Stadt mit sich brachten. Dadurch wurde die Stimmung zwischen 9

3. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 130

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
130 Zweites Buch. Zweiter Abschnitt. der Geistlichkeit und der Bürgerschaft täglich gespannter. Ein von den Standen und geistlichen und weltlichen Fürsten Westphalenß errichteter Landfrieden konnte nicht immer mit dem erforderlichen Nachdrucke aufrecht erhalten werden, und die Bewohner von Osnabrück mußten sich durch den Bau der Dörenburg gegen die Gewaltthatigkeiten des Grafen von Teklen- burg sichern. Immer entschiedener trat die Macht der Stadt hervor, welche sich durch den Eintritt in den Bund der Hanfe eines eben so blü- henden Handelszuges, als einer gewichtigen Vertheidigung gegen räuberi- sche Edle zu erfreuen hatte. Deßhalb konnte nicht fehlen, daß der Rath der Bürgerschaft bald einen bedeutenden Einfluß bei der Besetzung des bischöflichen Amtes ausübte. Als nun 1424 bei der Wahl Johanns Hl. das Domkapitel der Stimmen der Bürger entbehren zu können glaubte, griffen diese zu Mitteln der Gewalt und behaupteten das Recht der Theil- nahme an der Wahl. Der in Folge dessen von der Geistlichkeit bewirkte Bann über die Stadt konnte deren muthige Bewohner nicht schrecken. Daß auch in Osnabrück die Patricier oder Geschlechter sich einer gewissen Bevorzugung in Besetzung der Rathsstellen rühmten, führte hier zu ähnli- chen Spaltungen, wie in Braunschweig und Lüneburg. Folgenreicher war der Zwist, welcher zwischen dem 1437 zum Bi- schöfe erkorenen Erich l., Grafen von Hoya, und seinem herrschsüchtigen Domkapitel ausbrach. Der Domdechant Johann von Vacendorp scheute sich nicht, 1441 seinen Gegner gewaltsam aus dem Dome zu werfen und jede Hoheit des Bischofs über das Domkapitel in Abrede zu stellen. Hier- aus entspann sich eine langdauernde Fehde, in welcher die Bürger von Os- nabrück Schloß Fürstenau stürmten und den gefangenen Grafen Johann von Hoya nach dem Vucksthurm abführten. Erich I. aber wurde 1442 vom Domkapitel entsetzt, und statt seiner Heinrich, Graf von Mörs, er- koren. Daß die Stadt die Befreiung des Grafen Johann verweigerte, zog ihr die kaiserliche Acht zu. Unter Bischofkonrad Ui., Grafen von Utrecht, wurde auch in den Klöstern des Hochstists Osnabrück die Reformation durchgeführt, welche Busch in den braunschweigischen Landen betrieben hatte. Im Jahre 1489 brach endlich der Unwille der Bürgerschaft über eine reiche, sittenlose, jeder Besteuerung sich entziehende Geistlichkeit sich Bahn, und mit Mühe konnte ein blutiger Aufstand gestillt werden. Der 1508 zum Bischöfe erkorene Erich I!., Herzog von Grubenhagen, lud durch Vorliebe für den Adel und durch Begünstigung der Geistlichkeit früh- zeitig den Haß eines Theiles seiner Unterthanen auf sich.

4. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 131

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Zweite Kapitel. 131 Zweites Kapitel. Geschichte von Stadt und Stift Osnabrück. Von den Zeiten der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 1521 — 1648. Die Verachtung, welche die Geistlichkeit von Osnabrück durch Hint- ansetzung der Gebote der Sittlichkeit bei den Bürgern auf sich geladen hatte, mußte wesentlich dazu beilragen, der Lehre Luthers den Eingang in diese Stadt zu erleichtern. Schon 1521 fand der neue Glauben daselbst zahlreiche Anhänger, wiewohl die ersten Verkündiger desselben sich Verfol- gungen der verschiedensten Art ausgesetzt sahen. Wie in Hildesheim, so setzte auch hier das Domkapitel der Verbreitung der jungen Lehre den leb- haftesten Widerstand entgegen; wie dort, so hatte es auch hier des Bei- standes eines mit Geschlechtern besetzten Rathes sich zu erfreuen, und er- laubte sich Willkürlichkeiten und Gewaltstreiche, ohne sich den öffentlichen Lasten zu unterziehen. Solche Unbilden glaubte die Bürgerschaft nicht langer ertragen zu dürfen; sie ergriff 1525 die Waffen und vertrieb einen Theil der Geistlichkeit. Da zog Erich Ii. mit einem mächtigen Heere ge- gen die Stadt; die Bürger verzagten; mit Geld mußten sie die Rache des Fürsten abkaufen und die verjagten Priester wieder aufnehmen. Dennoch behielt das Evangelium seine heimlichen Freunde, bis 1532 bei der Wahl von Franz Ii., Grafen von Waldeck, der so lange verfolgten Lehre freie Ausübung zu Theil ward. Mit Ernst und Nachdruck hatten Rath und Regierung ihre Unterthanen vor ähnlichen Freveln zu bewahren ge- wußt, wie solche die Schwesterstadt Münster an den Rand des Verderbens brachten. Strenge wurden die Wiedertäufer, welche sich in's Thor von Osnabrück zu schleichen gewagt hatten, gezüchtigt; es bedurfte der höchsten Wachsamkeit, um zu verhüten, daß nicht auch in Osnabrück ihrem unhei- ligen Beginnen Raum gegeben wurde. Dagegen ertheilte der milde, fromme Bischof Franz Ii. seinen Bürgern die Erlaubniß zur Berufung von Prädicanten. Dem an ihn ergangenen Rufe Folge leistend, begab sich 1543 Hermann Bonn von Lübeck nach Osnabrück. Durch ihn wurde eine Kirchenordnung entworfen und eingeführt; bald nahm die ganze große Stadtgemeine, mit Ausnahme einer kleinen Zahl von Bürgern, welche dem römischen Gottesdienste im Dome getreu blieb, das heilige Nacht- 9 *

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 148

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
[48 Zweites Buch. Zweiter Abschnitt. - Kaiserhofe im besten Vernehmen stehenden Sohne Georgs der Fall, daß sogar die Gründung eines Jesuiter-Collegii erfolgen konnte. Zn Osnabrück und Hildesheim gewannen die weltklugen Vater Jesu unverkennbar an Ein- fluß. Die katholische Kirche hatte noch immer die Hoffnung nicht aufgege- den, die abgesallenen Kinder in ihren Schooß zurückkehren zu sehen. Der Uebertritt einzelner evangelischer Fürsten zum katholischen Glauben nährte diese Ansicht. In Betreff der welsischen Lande mußte das Beispiel von Johann Friedrich und Elisabeth Christine, deren Großvater, Anton Ulrich, die widersprechenden Prediger in Wolfenbüttel seinen ganzen Zorn fühlen ließ, von der höchsten Bedeutung sein. Was die katholische Partei früher dura) Gewalt der Waffen versucht hatte, sollte jetzt durch Zeit und Nach- giebigkeit gewonnen werden. Keiner war von diesem Wunsche tiefer durch- drungen, als Philipp von Schönborn, Kurfürst von Mainz, welcher durch wichtige Zugeständnisse einen Anknüpfungspunkt der Vereinigung zu ge- winnen trachtete. Zu dem nämlichen Zwecke bereiste der Bischof Spinola die protestantischen Fürstenhöfe Deutschlands. Mit Freundlichkeit wurde er von Johann Friedrich, dann nicht minder von Ernst August zu Hanno- ver empfangen, und der gelehrte Gerhard Molanus, Abt zu Loccum, bot zur Vermittelung die Hand. Zugleich mit diesem betrieb Leibnitz die Aus- söhnung der Kirchen. Schon wähnten sich diese Männer nahe am Ziele, als die Heftigkeit, mit der einzelne katholische Wortführer die Lehre der Protestanten angriffen, den künstlichen Bau wieder zertrümmerte. Immer tiefer sank wahrend dieses Zeitraums die Blüthe der Städte. Durch die Besetzung der Herzogthümer Bremen und Verden von Seiten der Schweden war der Handel mit der Hansestadt Bremen zerstört; der Verkehr der Stadt Osnabrück mit dem Westen erhielt durch die fortdauern- den Kampfe von Holland und den spanischen Niederlanden mit Frankreich einen empfindlichen Stoß. Daß mit der verlorenen Unabhängigkeit auch der Gemeingeist der Bürger erstorben war, hemmte alle großartigen Unter- nehmungen derselben. Seitdem Braunschweig der fürstlichen Gewalt erle- gen war, begaben sich seine betriebsamen Einwohner in großer Zahl nach Hamburg und Amsterdam, wo größere Freiheit des Einzelnen den Verkehr erleichterte. Die Begünstigungen, welche der Landesherr seinen Bürgern zukommen ließ, um die Gewerbe zu heben, konnten nicht ersetzen, was mit der Unabhängigkeit verloren gegangen war, und der Handel Braunschweigs büßte, trotz seiner Messen, im Vergleich mit dem früherer Tage, fast seine ganze Bedeutsamkeit ein. Um so rascher gediehen die fürstlichen Residenzen. Ihnen kamen die Einkünfte des dorthin sich wendenden Adels zu gute; der Aufwand der Hofhaltung setzte die Gewerbe in Thatigkeit. Hannover

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 178

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
i 78 Zweites Buch. Vierter Abschnitt. alle europäischen Mächte, mit Ausnahme des einzigen England, ihre Hul- digungen darbringen sollten. Die muthigsten östreichischen Heere, von den kühnsten Feldherren geführt, erlagen hinter einander seinen Talenten, und Kaiser Franz Ii. mußte sich zu den nachtheiligsten Friedensschlüssen beque- men. Nur England setzte unverdrossen den Krieg gegen Frankreich fort. Wegen der Strenge, mit welcher dessen Flotten die Schiffe aller Nationen einer Untersuchung unterwarfen, bildete sich eine s. g. nordische Neutralität, welcher, gezwungen durch Rußland, auch Preußen beitrat. Hierdurch wurde das bisherige gute Vernehmen zwischen Friedrich Wilhelm Iii. und Georg Iii. gestört. Demzufolge besetzte im Frühjahre 1801 ein preußisches Heer das Kurfürstenthum, welches jedoch schon gegen Ende des nämlichen Jahres, bei Gelegenheit der Friedensunterhandlungen zwischen Frankreich und Eng- land, seinem rechtmäßigen Oberherrn wieder übergeben wurde. Ohne die Entscheidung von Regensburg abzuwarten, woselbst eine Commission er- nannt war, um für die durch die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich betheiligten deutschen Fürsten eine Entschädigung ausfündig zu machen, nahm Preußen von dem Stifte Hildesheim und der Reichsstadt Goslar 1802 Besitz. Nach dem zu Regensburg 1803 erfolgten Deputa- tions-Beschlüsse erwarb Preußen überdieß das Elchsfeld, und wurde der erbliche Besitz des Bisthums Osnabrück dem Kurfürsten von Hannover zugesprochen. Bald nach dem Abschlüsse des Friedens zu Amiens brachen die Feind- seligkeiten zwischen England und Frankreich wieder aus. Unfähig, den Gegner in seinem eigenen Lande anzugreifen, beschloß Napoleon die Ueber- ziehung Hannovers. Hier war man auf keine Weise auf eine kräftige Ge- genwehr vorbereitet. Aber so gering auch der augenblickliche Bestand des Heeres war, und so entschieden Preußen auch die erbetene Hülfe ablehnte, hätte man doch durch Widerstand den benachbarten Fürsten Muße geben können, zu erwägen, daß nur die Vertheidigung Hannovers ihnen die eigene Sicherheit verbürge. Dagegen lebten die kurfürstlichen Räthe in einer ver- derblichen Unentschlossenheit. Ohne auf die dringenden Vorstellungen des Feldmarschalls Wallmoden zu achten, ohne selbst den ausgesprochenen Wil- len Georgs Iii. zu erwägen, wurden die Rüstungen kraftlos und saumselig betrieben und das kaum erlassene Aufgebot der gesammten waffenfähigen Bevölkerung wieder zurückgenommen. Bei einem solchen Verfahren verlor das Heer das Selbstvertrauen. Noch waren die Regimenter durch Einbe- rufung der Beurlaubten und durch Werbungen nicht vollzählig, als Mor- tm bereits mit einem französischen Heere die holländische Grenze überschritt und in Eilmärschen der Weser nahte. Jetzt wurde jeder Versuch, den

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 22

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
22 Erstes Buch. Zweiter Abschnitt. mehrte sich sein Zorn, und er wartete lauernd des Tages, um empfindliche Rache zu nehmen. — Noch immer hatte sich Heinrich Iasomirgott in Baiern behauptet. Jetzt erst gelang es dem Kaiser, ihn zur Entsagung auf dieses Herzogthum zu bewegen, indem die durch einen Theil von Baiem vergrößerte Markgrafschaft Oestreich zu einem Herzogthume erhoben wurde. Seit dieser Zeit (1156) herrschte über das Heinrich dem Stolzen abgespro- chene Herzogthum der Sohn desselben mit fürstlicher Gewalt. Es stand kein Herr im Reiche an Macht und Segen ihm gleich. Drittes Kapitel. Regierung Heinrichs des Löwen von der Zeit der Erwerbung des Herzogthums Baiern bis zur Pilgerfahrt nach Jeru- salem. Von 1156 — 1172. Weil Heinrichs' Erbgüter vornehmlich in Sachsen lagen, so konnte er nicht verkennen, daß dieses Land ihm in jedem Betrachte wichtiger sein mußte als Baiern. Deshalb genügte ihm, das letztgenannte Herzogthum durch den entschlossenen Otto von Wittelsbach verwalten zu lassen, während er selbst sich fast immer in Sachsen aufhielt. Hier mehrte er seine Alloden durch den vom Kaiser ihm übertragenen Harzwald und die Reichsgüter Scharzfels, Herzberg und Pölde, durch den Erwerb der Voigteien von Helmstedt und Gandersheim, des Amtes Lichtenberg und der Herrschaft Homburg. Auch Goslar, die wichtige, freie Stadt zu gewinnen, bemühte er sich vergeblich. 1159 ging Heinrich der Löwe abermals über die Alpen, um seinem Herrn in der Unterwerfung der. widerspenstigen Lombarden zur Seite zu stehen. Hier leuchtete vor allen anderen Städten Mailand durch hohe Mauern und schöne Kirchen, durch Freiheitsliebe und Kriegsmuth sei- ner Bürger hervor. Aber dem Hunger vermochte auch Mailand nicht zu widerstehen; es mußte dem Kaiserheere die Thore erschließen, und entmu- thigte durch seinen Fall die Schwesterstädte. Nur Crema wagte noch Wi- derstand, bis auch dieses, von den Schwaben des Kaisers, von den Baiern Otto's von Wittelsbach und den Sachsen Heinrichs bedrängt, die Verthei- digung aufgab. Den hierauf folgenden Kämpfen seines Kaisers in Italien beizuwohnen, hielten den Herzog die Verhältnisse Sachsens ab, welche seine

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 29

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Fünftes Kapitel. 29 versuchen, und bat bei dem Freunde seiner Jugend um eine Zusammen- kunft. Diese wurde zu Neuhaldensleben gehalten, ohne jedoch den gehoff- ten Erfolg zu gewahren, weil cs der Herzog gegen seine Ehre erachtete, durch Leistung einer geringen Geldentschadigung sein dem Oberhaupte des Reiches zugefügtes Unrecht öffentlich zu gestehen. Noch zögerte Kaiser Frie- drich mit dem richterlichen Spruche gegen den seiner Vasallenpflichten sich überhebenden Heinrich, bis er denselben, nach viermaliger vergeblicher Vor- forderung vor ein Fürstengericht, I Iso zu Würzburg mit des Reiches Acht belegte und ihn seiner Lehen und Alloden verlustig erklärte. Sonach geschah, was zu erreichen die salischen Kaiser vergeblich sich bemüht hatten, daß Sachsen, das größte und mächtigste der deutschen Her- zogthümec, aufgelöst wurde. Die Vorsteher der Stifter Cöln und Pader- born bemächtigten sich Westphalens; die Bischöfe Ostphalens zogen alle dem sächsischen Herzogshause von ihnen verliehenen Lehen ein, und der kleine Theil des Herzogthums, welcher den Händen der Priester entging, wurde an Bernhard von Anhalt, den Sohn des Markgrafen Albrecht des Baren von Brandenburg, überwiesen. Zum Herzoge mbec Baiern wurde der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach ernannt. Jubelnd drangen die Neider Heinrichs in dessen Besitzungen ein; in Westphalen wüthete der schreckliche Erzbischof Philipp von Cöln, und mit den Fürsten von Obersachsen und Thüringen lagerte sich Erzbischof Wigmann von Magdeburg vor Neuhal- densleben , wo Graf Bernhard von Lippe mit heldenmüthiger Ausdauer stritt, bis die überhand nehmende Noth ihn zur Ergebung trieb. Aber noch galt es einen harten Kampf, um die ausgesprochene Acht an dem Löwen zu vollziehen. Mit seinen Getreuen zog dieser an dem ihm trotzenden Gos- lar vorüber, über den Harzwald, legte Mühlhausen und Nordhausen in Asche, siegte in dem Streit bis Weißensee über Herzog Bernhard, und führte den Landgrafen Ludwig von Thüringen sammt dessen Bruder Her- mann gefangen mit sich fort. Dann wandte er sich gegen Philipp von Cöln und die von diesem gewonnenen Grafen Westphalens, erstritt auf dem Hallerfelde bei Osnabrück über die Gegner einen glanzenden Sieg, und bemächtigte sich des Grafen Simon von Tecklenburg. Aber bei eben dieser Gelegenheit verlor er die Liebe des ritterlichen Grafen Adolph Ii. von Holstein, weil er demselben den billigen Antheil an der Beute abschlug. Nach diesem glücklichen Erfolge ging Heinrich über die Weser zurück, um an dem Bischöfe von Halberstadt Rache zu nehmen. Stürmend drangen feine Ritter in die Stadt ein, die bald in Gluth zusammensank; kaum daß

9. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 108

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
!•' ' î'-^ v:-ï.: -à ... . . Zweites B u ch Erster Abschnitt. Von dem Erlöschen des Hauses Gruben Hagen bis zum westfälischen Frieden. 1596 — 1648. Erstes Kapitel. Braunschweig - Wolfenbüttel. Vom Tode des Herzogs Julius bis zum Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig- Wolfenbüttel. 1589 — 1634. Auf Herzog Julius folgte sein schon als Kind zum Bischöfe von Halberstadt erwählter Sohn Heinrich Julius. Unter der Aufsicht von Kurd von Schwicheldt erzogen, hatte sich dieser frühzeitig auf eine für sei- nen Stand ungewöhnliche Weise mit den Wissenschaften vertraut gemacht. Er war in der Rechtskunde nicht weniger erfahren, als in den Sprachen des Alterthums, mit der Geschichte und Mathematik befreundet, gewandt in Geschäften, hellsehend, aber nicht ohne eifriges Streben nach Ausdeh- nung der fürstlichen Gewalt. Als im Jahre 1593 mit dem Grafen Ernst von Hohnstein der letzte Sproß dieses altberühmten Dynastengeschlechtes erlosch, nahm Heinrich Julius als Lehensherr von der Grafschaft Hohn- stein und den Herrschaften Lohra und Klettenberg Besitz. Auf eine ähn- liche Weise verfuhr der Herzog bei dem 1596 erfolgten Aussterben des Herzogshauses von Grubenhagen, obgleich die Herzoge von Lüneburg nicht ohne Grund ihre näheren Ansprüche an das cröffnete Land geltend zu ma- chen suchten. Obwohl nun der kaiserliche Hof in dieser Angelegenheit ei- nen dem Hause Lüneburg günstigen Bescheid erließ, wußte sich doch Hein- rich Julius, vermöge seines Einflusses bei dem schwachen Rudolph 11. im Besitze zu behaupten. Zu diesen Erwerbungen kam endlich noch, der Rück-

10. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 128

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
128 Zweites Buch. Zweiter Abschnitt. Zweier Abschnitt. Vom westfälischen Frieden bis zum Aussterben des herzoglichen Hauses Lüneburg-Celle. 1648—1705. Erstes Kapitel. Aeltere Geschichte von Stadt und Stift Osnabrück bis zum Jahre 1521. Die wahrscheinlich um's Jahr 783 erfolgte Stiftung des Bisthums Osnabrück durch Karl den Großen gab auch zu dem Ausbau der gleichna- migen Stadt die Veranlassung. Seitdem Wiho, der erste Bischof von Osnabrück, mit Erfolg den benachbarten Heiden dah Christenthum gepre- digt hatte, erstarkte das Bisthum im Innern; zahlreiche Klöster wurden gegründet, überall sah man Gotteshäuser erstehen, denen es an genügender Einnahme keinesweges mangelte. Der freie Mann, unfähig seine Freiheit gegen jeden mächtigen Dränger zu schützen, zog es vor, sich unter den Schutz der bischöflichen Kirche zu begeben, anstatt die Hoheit eines weltli- lichen Großen anzuerkennen. Ein lebhafter Verkehr nach Bremen und Cöln erhöhte den Wohlstand der stistischen Unterthanen und namentlich der Bewohner der Stadt Osnabrück, an welche sich bald die sogenannte Neustadt anlehnte. Unter Bischof Detmar, einem Zeitgenossen des gelehr- ten Bernward von Hildcsheim und Meinwerk von Paderborn, erfreute sich die Domschule eines besonderen Rufes der Gelehrsamkeit. Durch Benno Ii., der sich bis zum Ende seiner Tage durch eine unerschütterliche Treue gegen seinen Kaiser, den unglücklichen, von geistlicher und weltlicher Macht verfolgten Heinrich Iv., auszeichnete, wurde die reiche Benedictiner- Abtei zu Iburg gegründet; seitdem gab das ebendaselbst durch ihn aufge- führte Schloß häufig die Residenz der Bischöfe ab. Wegen feiner An- hänglichkeit an dem Oberhaupte des Reichs traf ihn der päpstliche Bann- fluch, und mußte er sein Bisthum von benachbarten Fürsten verwüsten se- hen. Die gegen Ende des elften Jahrhunderts vom Feuer verzehrte Dom- kirche wurde bald wieder aufgebaut. Wahrend der Fehdezeiten des darauf folgenden Jahrhunderts hatte auch das Hochstift Osnabrück mit der
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