Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 102 —
rechten Arm haltend, stürzte das Tier und zog ihm den Arm aus
dem Gelenke. Der Arm wurde so schlimm, daß er ihn nach seiner
Rückkehr sich abnehmen lassen mußte. Er ließ sich darauf eine kupferne
Hand mit Fingern und Gelenken machen. Mit diesem künstlichen Arme
ist er auch später in der Blasiikirche begraben worden.
4. Besonders groß ward die Not im Winter 1641 auf 1642,
als hier Kaiserliche und Schweden zusammenstießen. Das Pustleber
Kirchenbuch enthält unter 1641 folgende Aufzeichnungen darüber:
1. „Martin Knöchelmann, welcher von den Soldaten zu Tode
geschlagen, ungefähr 14 Tage vor Weihnachten von seinem Tochter-
mann nngepredigt, ungesungen und nngeklnngen begraben."
2. „Ottilia Scheffers und ihr Kind, welche in der bösen Zeit
beide Hungers gestorben und von den Hunden fast aufgefressen,
und das Übrige zusammengelegt und von ihrer Schwester un-
gesungen und -geklungen begraben worden."
Das Kirchenbuch von Mitteldorf bringt aus dem Anfange des Jahres
1642 folgende beiden Berichte:
1. Etliche Kaiserliche Soldaten von den Schwedischen erschlagen
allhier beigeschoren.
2. Etliche Kinder „ob tumultum bellicum" (in den Kriegs-
unrnhen) als die Herde zerstört, in die Erden verfchoren worden.
16. Die Grafschaft Hohenstein kommt an Brandenburg.
1648.
1. Im Westfälischen Frieden erhielt der Große Kurfürst von unserer
jetzigen Provinz Sachsen die geistlichen Fürstentümer Magdeburg und
Halberstadt. Zu Halberstadt gehörte auch die Grafschaft Hohenstein;
so kam auch diese mit Ausnahme des Amtes Walkenried, das an Braun-
schweig fiel, zu Brandenburg. Die Besitzergreifung durch deu Großen
Kurfürsten verzögerte sich aber bis ins Jahr 1650. Im Juni dieses
Jahres kamen die kurfürstlichen Abgesandten hierher, um die Untertanen
durch den Erbhuldigungseid dem neuen Landesherrn zu verpflichten.
Ehe jedoch der Huldigungseid geleistet wurde, schlössen die Stände der
Grafschaft mit den Abgesandten auf dem Rittersitze des Herrn v. Berlepsch
zu Buhla*) einen Vertrag, nach dem für die Grafschaft eine besondere
Regierung unter einem von den Ständen gewählten Direktor eingerichtet
werden sollte. Jedoch übernahm der Große Kurfürst zunächst die Re-
gierung noch nicht selbst. Schon während der Friedensverhandlungen
hatte er die Grafschaft Hohenstein seinem Geheimen Rate, dem Grafen
*) Das Haus mit dem Saale, der ehemalige Rittersitz des Herrn v. Berlepsch,
steht noch bei Buhla.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 105 —
18. Nordhausen und die Grafschaft Hohenstein
im Siebenjährigen Kriege.
1. Auch im Siebenjährigen Kriege nahm Nordhausen eine eigen-
tümliche Stellung ein; als Reichsstadt mußte sie aus Seiten des deutschen
Reiches stehen und zu Friedrichs des Großen Feinden gehören; das
Reich war aber nicht imstande, sie zu schützen, und so war sie dem
siegreichen Preußenkönige wehrlos preisgegeben; außerdem war sie ganz
von preußischen Landesteilen eingeschlossen, da die Grafschaft Hohenstein
preußisch war. Die Franzosen aber, die ja eigentlich Bundesgenossen
der Stadt waren, machten als fremdes Volk keinen großen Unterschied
zwischen preußischem und nichtpreußischem Gebiete. Anfangs Oktober
1757 rückten sie mit einigen Tausend Mann in Nordhausen ein. Als
Magazin für Heu und Stroh diente die Spendekirche, für Korn der
Walkenrieder Hof (jetziges Hauptsteueramt), für Hafer der Jlfelder Hof
(Pferdemarkt 11), die Hospitäler St. Martini und St. Cyriaci wurden
als Lazarett benutzt. Nachdem die Franzosen bei Roßbach geschlagen
waren, lagen sie auf dem Rückzüge hier wieder mehrere Tage. — Am
schlimmsten trieb es der preußische Rittmeister Kovats. Den Bürgern
forderte er ihre Gewehre ab, den Kaufleuten nahm er rotes und grünes
Tuch weg, den Kürschnern Pelze, den Schuhmachern und Gerbern
Leder. Als der Bürgermeister Riemann ihm die Schlüssel zu den
Kanonen nicht aushändigen wollte, nahm er ihn zwei Stunden in Haft
und ließ unterdes die Geschütze auf den Kornmarkt vor sein Quartier
bringen. Nachdem man ihm 15000 Taler zugesichert hatte, versprach
er, die Kanonen hier zu lassen und keine Geiseln mitzunehmen. Er
hielt aber sein Wort nicht, denn die Bürgermeister Rennecke und Lange
und drei andere Ratsherren nahm er als Geiseln mit, und außerdem
behielt er die schönste Kanone der Stadt, den „Lindwurm", und führte
sie nach Magdeburg, wo sie später eingeschmolzen ist. — Im ganzen
hat Nordhausen während des Siebenjährigen Krieges an Kriegs-
kosten und allerlei Lieferungen an Brot, Getreide, Fleisch usw. etwa
400000 Taler aufbringen müssen.
2. Wie für Nordhausen, so sind zu Anfang des Krieges auch für
die Grafschaft die Franzosen eine schwere Last gewesen. Alle Dörfer
waren von ihnen voll, in einem Bauernhause lagen oft hundertzwanzig
bis hundertdreißig Mann. Um die Häuser brannten Tag und Nacht
Feuer, an denen die Soldaten ihr Essen kochten. Das Vieh wurde
den Leuten aus dem Stalle geholt und nicht bezahlt; so wurde bei
Ellrich eine ganze Herde von vierundachtzig Stück aufgefangen und
weggeführt. Ihr Standquartier hatten die Franzosen in der Linie
Mühlhauseu-Worbis-Duderstadt-Göttiugen; hierher mußten alle Dörfer
im Unikreise von fünf bis sechs Meilen fast unerschwingliche Steuern an
an Hafer, Heu, Stroh, Roggen, Weizen usw. bringen. Auch Dienste
verlangten sie von den Bauern; jeden Tag, selbst bei der strengsten
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Martini Kovats Riemann
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 108 —
31. Nordhansen wird eine preußische Stadt.
1802.
Infolge der Verhandlungen der Reichsdeputation im Jahre 1802
hörte Nordhausen aus, eine freie Reichsstadt zu sein und wurde eine
preußische Stadt. Die Besitznahme erfolgte am 2. August 1802. Da
zogen preußische Truppen in die Stadt und besetzten die Tore und die
Hauptwache. Die Stadtsoldaten wurden verabschiedet, die alten Reichs-
und Stadtwappen abgenommen, und an ihre Stelle ward der preußische
Adler gesetzt. Am 10. Juli 1803 huldigte die Stadt Nordhausen dem
Könige von Preußen in Hildesheim. Von seiten des Magistrats, der
Bürgerschaft, der evangelischen Geistlichkeit und des katholischen Dom-
stistes war dazu je ein Vertreter erschienen. Sitz der Regierung von
Nordhausen und den gleichfalls erworbenen Gebieten von Mühlhausen,
Erfurt und dem Eichsfelde war zuerst Heiligenstadt, von 1804 ab Erfurt.
22. König Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin
Luise in der Grafschaft Hohenstein.
1805.
Nachdem das Königliche Paar im Jahre 1805 den Truppen-
Übungen in der Magdeburger Gegend wie alljährlich beigewohnt hatte,
trat es seine Reise über den Harz an. Zunächst besuchten sie den
Grafen von Stolberg in Wernigerode, machten dann einen Abstecher
nach dem Brocken und trafen am Nachmittag des 31. Mai an der
Landesgrenze zwischen Zorge und Ellrich ein, wo sie vom Landrat
unseres Kreises empfangen wurden; an der Rathaustreppe iu Ellrich
harrte zu ihrer Begrüßung der Magistrat und die Geistlichkeit der Stadt.
Die Fürstlichkeiten übernachteten in den für diesen Zweck besonders ein-
gerichteten Zimmern des Rathauses. Bei seinem Abschied gewährte der
König den Armen ein Geschenk von 100 Talern, dem die Königin noch
50 Taler hinzufügte. Beim Einsteigen in den Wagen sprach er: „Nun,
ich wünsche der Grafschaft Hohenstein ein gesegnetes Jahr; nach so
vielen schlechten Ernten, die Kummer und Armut herbeigeführt haben,
ist es nötig."
über Woffleben, Niedersachswerfen und Crimderode ging die Reise
am 1. Juni nach Nordhausen weiter. Hier wartete den Majestäten
ein ganz besonders feierlicher Empfang. Vor dem Gasthofe „Zu den
drei Linden" in der Grimmelallee hatten sich die staatlichen und
städtischen Behörden zur Begrüßung aufgestellt, während die aus der
reichsstädtischen Zeit noch stammenden vier Bürgerkompagnien und die
Schützenkompagnie paradierten. Nachdem umgespannt worden war, fuhr
der König infolge eines Versehens des Vorreiters über die Siechhofs-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 103 —
von Sayn-Wittgenstein, versprochen, weil dieser ihm gesagt hatte, die
Grafschaft Hohenstein bestehe nur aus zwei Ämtern und dem Städtchen
Bleicherode. Als jedoch der Große Kurfürst erfuhr, daß sie nicht aus
zwei Ämtern, sondern aus zwei Herrschaften — Lohra und Clettenberg —
bestehe, welche 3 Städte, 1 Flecken, 2 Klöster, 45 Amts- und 14 adelige
Dörfer, 14 Vorwerke, 51 Rittergüter und 26 Freigüter umfaßten, zögerte
er, sie dem Grafen zu überlassen. Indessen wollte er sein einmal ge-
gebenes Wort nicht brechen, und so gab er ihm die Grafschaft, jedoch
unter dem Vorbehalte, daß sie jederzeit durch eine Zahlung von
150000 Talern, die einige Jahre später auf 60000 Taler erniedrigt
wurde, von dem Kurfürsten von Brandenburg wieder eingelöst werden
könne; auch schrieb der Kurfürst dem Grafen: „Wenn Wir gewußt, daß
es eine solche Beschaffenheit um die Grafschaft Hohenstein, wie Uns
erst hernach von Unsern Ständen klar gemacht worden, gehabt hätte,
so würden Wir Uns zu einer solchen Vergebung nicht haben verstehen
können." Zu Anfang des Jahres 1651 trat der Graf die Regierung
an. Die um ihre Freiheiten besorgten Stände schlössen auch mit dem
neuen Regenten zu Ellrich einen Vertrag ab, worin ihnen ihr evan-
gelischer Glaube und die Rechtspflege nach sächsischem Rechte zugesichert
wurde. Eine besondere Regierung für die Grasschaft sollte nach Bleiche-
rode gelegt werden.
2. Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg verleibte im Jahre 1699
die Grafschaft seinen Staaten wieder ein. Er zahlte dem Grafen
von Sayn-Wittgenstein 100000 Taler bar aus und übernahm noch
eine auf den Gütern der Grasschaft ruhende Schuldeulast von fast
300000 Talern. Außerdem setzte er den Grafen August von Sayn-
Wittgenstein in ein hohes einträgliches Staatsamt ein. — Die Orte
der Grafschaft Hohenstein gewannen unter preußischer Herrschaft an
Bedeutung, so besonders Benneckenstein, das im Jahre 1741 durch
Friedrich den Großen zur Stadt erhoben wurde. Schon 1691 war
die Gräfliche Regierung von Bleicherode nach Ellrich verlegt worden
und verblieb dort als „Preußische Landesregierung für die Grafschaft
Hohnstein" bis zum Jahre 1714; dann wurde die Grafschaft der könig-
lichen Kriegs- und Domänenkammer zu Halberstadt zugeteilt. Neu ent-
stand unter der Regierung Friedrichs I. seit dem Jahre 1700 das Dorf
Friedrichsrode in der Grafschaft Hohenstein.
17. Friedrich Wilhelm I. in unserer Heimat.
1. Der erste preußische Monarch, der unsere Heimat besuchte, war
König Friedrich Wilhelm I. Es geschah dies im Juni des Jahres 1722.
Er kam über Benneckenstein und fuhr zuerst nach dem Gute Clettenberg
und von da nach Woffleben. Von dem dortigen Amtmann Fahrenholz
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Kurfürst_Friedrich_Iii Friedrich August Friedrich Friedrich Friedrichs_I. Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 117 —
stadt und Quedlinburg mit einigen geringen Ausnahmen. Zum Regierungs-
bezirk Erfurt kam Hohenstein, das Eichsfeld, die ehemals kursächsischen
Kreise Langensalza, Weißensee und Ziegenrück, die frühern freien Reichs-
städte Nordhausen und Mühlhausen, das Gebiet der Stadt Erfurt und
der kursächsische Anteil an der Grafschaft Henneberg, der jetzt den Kreis
Schleusiugen bildet. Den Regierungsbezirk Merseburg bilden Haupt-
sächlich die dem Königreich Sachsen abgenommenen Landschaften, außer-
dem die Stifter Merseburg und Naumburg und die Grafschaften Stolberg-
Stoiberg und Stolberg-Roßla. Zur Abrundnng der Grenzen wurden
einige Austauschungen mit thüringischen Staaten vorgenommen. So
trat Schwarzburg-Rudolstadt die Ämter Heringen und Kelbra in der
goldenen Aue, das Amt Großbodungen und das Dorf Wolkramshausen
an Preußen ab. Die alte Grafschaft Treffurt mit der Vogtei Dorla,
bestehend aus dem Städtcheu Treffurt und den drei Dörfern Ober- und
Niederdorla und Langula erfreute sich einer dreifachen Landeshoheit,
der kurmainzifchen, sächsischen und hessischen. Dieser Zustand erreichte
damit ein Ende, daß Preußen Besitz von dem Ländchen ergriff.
2. Schwierigkeit der Verwaltung. Keine preußische Provinz
bot ein solch wunderliches Gewirre von großen und kleinen Herrschaften,
wie die Provinz Sachsen. Mittel- und niederdeutsches, altgermanisches
und wendisches Land stießen hier aufeinander. Auch im Wirtschaft-
lichen und kirchlichen Leben bestanden in der Provinz die schärfsten
Gegensätze: hier die üppigen Niederungen der goldenen Aue und des
Magdeburger Landes, dort auf den rauhen Hochebenen des Eichsfeldes
die armen Weberdörfer mit ihren zahllosen winzigen Feldstreifen. Der
neue Regierungsbezirk Merseburg hatte nur eine einzige katholische Kirche;
als das Geburtsland von Luther, Paul Gerhard, Rinkart, als die Heimat
der Reformation, lebte und webte es in protestantischen Erinnerungen.
Auf dem Eichsfelde dagegen war den Jesuiten des Mainzer Kurfürsten
die Arbeit der Gegenreformation bis auf wenige Dörfer vollständig
gelungen; erst die Preußen hatten im Jahre 1804 in Heiligenstadt
evangelischen Gottesdienst wieder eingeführt. Auch eines gemeinsamen
Verkehrsweges entbehrte die Provinz, die Elbe war es nur für einen
Teil des Landes. Die neue Hauptstadt Magdeburg war herabgekommen,
sie zählte mitsamt den Vororten nur 31 Wo Einwohner und war nur
Handelsstadt; den Mittelpunkt für das gesamte Kulturleben der Provinz
konnte sie nicht bilden. Verschieden an Charakter und Gesinnung waren
die Bewohner. Die treuen Magdeburger und Altmärker verhehlten
kaum, wie wenig ihnen an der Gemeinschaft mit den kursächsischen
Rheinbündnern lag; und diese klagten über den Untergang der sächsischen
Nation. In Naumburg riß der Pöbel die preußischen Adler in den
Kot, und selbst die Ruhigen bezeichneten sich wehmütig als Mußpreußen.
Doch allmählich begann das Volk zu fühlen, daß eine bessere Zeit in
das Land einzog. Zuerst die Bürger und Bauern, dann auch die
Edelleute gewöhnten sich an die neuen Zustände und übertrugen die
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
19 —
Güter und zur Stärkung ihrer Macht legten sie Burgen an. Nach der größten unter denselben führten sie ihren Namen und nannten sich nun Grafen von Klettenberg und Grafen von Lohra. Das Besitztum dieser Grafen lag anfangs zerstreut in den verschiedensten Fluren, und die verschiedensten Herren hatten in ein und derselben Gegend Eigentumsrechte. Nach und nach aber rundeten sie die zersplitterten Besitzungen
durch Kauf, Tausch, Vertrag oder Gewalt zu geschlossenen kleinen Grafschaften ab. So entstanden in unserer Gegend die Grafschaften Klettenberg und Lohra.
2. Die Grafschaft Klettenberg nahm den nördlichen Teil des Kreises „Grafschaft Hohenstein" ein; ihre Südgrenze ging etwa vom Bahnhöfe Wolkramshausen über den Schern nach Kehmstedt, Bliednngen, Trebra und Werningerode zu; die westliche Grenze war durch einen Knick (Graben mit Zaun) bezeichnet, der bei Werningerode begann und über Stöckey und Tettenborn nach Sachsa lief; zur größeren Sicherheit war der Knick in der Nähe der Dörfer noch mit Warttünnen versehen. Die östliche urtd westliche Grenze deckte sich mit den jetzigen Kreisgrenzen. Die Grafen von Klettenberg hielten als Gaugrafen des Helmegaues die Gaugerichte zu Nordhausen und Klettenberg ab und hatten auch das Reichsvogteiamt in Nordhausen inrte. Im Laufe des dreizehnten Jahrhunderts wurden die Klettenberger von den benachbarten mächtigen Grafen von Honstein hart bedrängt. Manche Besitzung fiel in die Hand der Honsteiner. Um 1250 kauften diese auch das Schloß Klettenberg, und bald waren sie Herren der ganzen Grafschaft.
3. Die Grafschaft Lohra bildete den südlichen Teil unseres Kreises
und reichte nach Westen noch in den Kreis Worbis hinein. Um 1220 starben die Grafen von Lohra aus, und die Grafen von Beichlingen erhielten die Grafschaft. Um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts erwarben die Grafen von Honstein auch dieses Gebiet.
4. Die Grasen von Honstein hatten den Namen von ihrer Stammburg Honstein, die bald nach dem Jahre 1100 erbaut worden ist. Der Besitz der Grasen war anfangs nur klein, aber sie wußten ihn rasch zu vergrößern; nach und nach machten sie sich zu Herren des ganzen Helme- und Wipperthales. Ihnen gehörten die Burgen zu Sondershausen, Greußen, Ehrich, Kirchberg, die Spatenburg b. Sondershausen, der Straußberg und andere; wahrscheinlich ist auch der Gras Heinrich, der zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts sich auf dem Stalberge eine Burg erbaute und der Begründer des Stolberger Grafen-, jetzt Fürstenhauses, wurde, ein Honsteiner. Im Jahre 1373 nahmen die Honsteiner Grafenbrüder eine Erbteilung vor; einer der Brüder bekam die Graffchaften Lohra und Klettenberg und nannte sich nun Graf von Honstein-Lohra-Klettenberg. Später fielen die beiden letzten Bezeichnungen fort, und man nannte das ganze Gebiet nur Hohnstein; dieser Name ist in der Form „Hohenstein" auch auf unseren Kreis übergegangen. Das Wappen der Grafen von Honstein ist schachbrett-artig geteilt in rot und weiß; das Wappen der alten Grafen von Lohra zeigte einen Löwen und das der Klettenberger einen Hirsch.
2*
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Klettenberg Klettenberg Klettenberg Klettenberg Stammburg_Honstein Ehrich Heinrich Heinrich Klettenberg Graf_von_Honstein-Lohra-Klettenberg
auf dem Rittersitze des Herrn v. Berlepsch zu Buhla einen Vertrag. Danach wurde für die Grafschaft eine besondere Regierung unter einem von den Ständen gewählten Direktor eingerichtet, und die Steuern durften nur von den Ständen der Grafschaft ausgeschrieben und gehoben werden. Der große Kurfürst hatte schon während der Friedensverhandlungen dieselbe seinem geheimen Rate, dem Grasen Johann von Sayn-Wittgenstein versprochen, weil dieser ihm gesagt hatte, die Grafschaft Hohenstein bestehe nur aus zwei Ämtern und dem Städtchen Bleicherode. Als jedoch der Große Kurfürst erfuhr, daß sie nicht aus zwei Ämtern, sondern aus zwei Herrschaften — Lohra und Klettenberg — bestehe, welche 3 Städte, 1 Flecken, 2 Klöster, 45 Amts- und 14 adelige Dölfer, 14 Vorwerke, 51 Rittergüter und 26 Freigüter umfaßten, zögerte er, sie dem Grafen zu überlassen. Indessen wollte er feilt einmal gegebenes Wort nicht brechen, und so gab er ihm die Grafschaft, jedoch unter dem Vorbehalte, daß sie jederzeit durch eine Zahlung von 150 000 Thlrn., die einige Jahre später auf 60 000 Thlr. erniedrigt wurde, von dem Kurfürsten von Brandenburg wieder eingelöst werden könne; auch schrieb der Kurfürst dem Grasen „Wenn Wir gewußt, daß es eine solche Beschaffenheit um die Grafschaft Hohenstein, wie Uns erst hernach von Unsern Ständen klar gemacht worden, gehabt hätte, so würden Wir Uns zu einer solchen Vergebung nicht haben verstehen können." Zu Ansang des Jahres 1651 trat der Graf die Regierung an. Die um ihre Freiheiten besorgten Stäube schlossen auch mit dem neuen Regenten zu Ellrich einen Vertrag ab, worin ihnen ihr evangelischer Glaube und die Rechtspflege nach sächsischem Rechte zugesichert würde. Eine besonbere Regierung für die Grafschaft sollte nach Bleicherobe gelegt werben.
2. Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg verleibte im Jahre 1699 die Grafschaft feinen Staaten wieber ein. Er zahlte dem Grafen von Sayn-Wittgenstein 100000 Thlr. bar ans und übernahm noch eine ans den Gütern der Grafschaft ruhenbe Schnlbenlast von fast 300000 Thlr. Außerbem setzte er den Grasen August von Sayn-Wittgenstein in ein hohes einträgliches Staatsamt ein. — Die Orte der Grafschaft Hohenstein gewannen unter preußischer Herrschaft an Bebeutung, so besonbers Benneckenstein, das im Jahre 1741 durch Friedrich den Großen zur Stadt erhoben würde. Schon 1691 war die Gräfliche Regierung von Bleicherobe nach Ellrich verlegt worben und verblieb bort als „Preußische Sanbesregierung für die Grafschaft Hohnstein" bis zum Jahre 1714; dann würde die Grafschaft der königlichen Kriegs- und Domänenkammer zu Halberstabt zugeteilt.
37. Dienste und Abgaben in der Grafschaft.
1. Erbenzins. Der Grnnbherr übergab jemanbem, der barum nachsuchte, einen Bauplatz, Äcker und Wiesen, ohne basür Kaufgelb Au beanspruchen; statt besten erhielt er bei der Übergabe eine kleine
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Johann_von_Sayn-Wittgenstein Johann Klettenberg_— Friedrich_Iii Friedrich August Friedrich Friedrich Erbenzins
— 51 —
39. Wie Uordhausen völlig frei wurde.
1715.
Schon zur Zeit der Reformation, 1542, veräußerte der Schutzherr Nordhausens, Herzog Moritz von Sachsen, das Schultheißenamt nebst den anderen Rechten an den Rat wiederverkäuflich für 2000 Thaler. Dieser Kaufvertrag wurde mit allen späteren Kurfürsten erneuert, der Kaufpreis dabei allerdings immer gesteigert. Als aber der Kurfürst Friedrich August (der Starke) von Sachsen die polnische Königskrone erwerben wollte und hierzu viel Geld gebrauchte, verkaufte er 1697 alle seine Rechte in Nordhausen an den Kurfürsten von Brandenburg für 13000 Thaler. Der Rat war mit diesem Wechsel nicht zufrieden, zumal da der Kurfürst, seit 1701 König von Preußen, Beamte hersetzte, die ihre Rechte mit großer Strenge ausübten, ja dieselben noch zu erweitern suchten. 1703 kam sogar preußisches Militär als Besatzung in die Stadt. Der Rat versuchte nun, die Rechte dem Könige von Preußen wieder abzukaufen. Nach langen Verhandlungen trat endlich Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1715 seine Rechte in Nordhausen gegen eine Entschädigung von 50000 Thalern wieder an den Rat ab. Seit dieser Zeit war Nordhausen erst iu Wahrheit eine freie Reichsstadt.
40. Nordhausen und die Grafschaft im siebenjährigen Kriege.
1. Auch im siebenjährigen Kriege nahm Nordhausen eine eigentümliche Stellung ein; als Reichsstadt mußte sie aus Seiten des deutschen Reiches stehen und zu Friedrichs des Großen Feinden gehören; das Reich war aber nicht imstande, sie zu schützen, und so war sie dem siegreichen Preußenkönige wehrlos preisgegeben; außerdem war sie ganz von preußischen Laudesteilen eingeschlossen, da die Grafschaft Hohenstein preußisch war. Die Franzofen aber, die ja eigentlich Bnndesgenoffen der Stadt waren, machten als fremdes Volk keinen großen Unterschied zwischen preußischem und nichtpreußischem Gebiete. Anfangs Oktober 1757 rückten sie mit einigen Tausend Mann in Nordhausen ein. Als
Magazin für Heu und Stroh diente die Spendekirche, für Korn der
Walkenrieder Hof (jetziges Hauptfteueramt), für Hafer der Jlfelder Hof (jetzige Rothardtfche Tabakfabrik auf dem Pferdemarkt), das Hospital St. Martini wurde als Lazarett benutzt. Nachdem die Franzosen
bei Roßbach geschlagen waren, lagen sie auf dem Rückzüge hier
wieder mehrere Tage. — Am schlimmsten trieb es der preußische Rittmeister Kovats. Den Bürgern forderte er ihre Gewehre ab, den Kaufleuten nahm er rotes und grünes Tuch weg, den Kürschnern Pelze, den Schuhmachern und Gerbern Leder. Als der Bürgermeister Riemann ihm die Schlüssel zu den Kanonen nicht aushändigen wollte, nahm er ihn zwei Stunden in Haft und ließ unterdes die Geschütze auf den
4*
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Sachsen Friedrich_August Friedrich August Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs Martini Kovats Riemann
— 52 —
Kornmarkt vor sein Quartier bringen. Nachdem man ihm 15 000 Thaler zugesichert hatte, versprach er, die Kanonen hier zu lassen und keine Geiseln mitzunehmen. Er hielt aber sein Wort nicht, denn die Bürgermeister Rennecke und Lange und drei andere Ratsherren nahm er als Geiseln mit, und außerdem behielt er die schönste Kanone der Stadt, den „Lindwurm", und führte sie nach Magdeburg, wo sie später eingeschmolzen ist. — Im ganzen hat Nordhausen während des siebenjährigen Krieges an Kriegskosten und allerlei Lieferungen an Brot, Getreide, Fleisch u. s.w. etwa 400000 Thaler aufbringen müssen.
2. Wie für Nordhansen, so sind zu Anfang des Krieges auch für die Grafschaft die Franzosen eine schwere Last gewesen. Alle Dörfer waren von ihnen voll, in einem Bauernhaufe lagen oft hundertzwanzig bis hundertdreißig Mann. Um die Hüufer brannten Tag und Nacht Feuer, an denen die Soldaten ihr Essen kochten. Das Vieh wurde den Leuten aus dem Stalle geholt und nicht bezahlt; so wurde bei Ellrich eine ganze Herde von vierundachtzig Stück aufgefangen und weggeführt. Ihr Standquartier hatten die Franzofen in der Linie Mühlhausen - Worbis - Duderftadt - Göttingen; hierher mußten alle Dörfer im Umkreise von fünf bis sechs Meilen fast unerschwingliche Steuern an Hafer, Heu, Stroh, Roggen, Weizen u. s. w. bringen. Auch Dienste verlangten sie von den Bauern; jeden Tag, selbst bei der strengsten Winterkälte, mußten aus jedem Dorfe zwanzig Mann nach Mühlhausen kommen, um an den Schanzen zu arbeiten. Das Holz, welches ^man zu den Befestigungen gebrauchte, wurde aus den Lohraschen Forsten geholt. — 1758 kamen österreichische Husaren in die Grafschaft und forderten große Summen. Da sie nicht genug Geld bekamen, nahmen sie Geiseln mit, so von Ellrich den Bürgermeister und den Stadtsekretär, ferner den Landrat von Werther, den Kammerjunker von Byla zu Hainrode, den Inspektor Hofmann zu Wollersleben, von Bleicherode den Bürgermeister Wedler und den Kaufmann Trautvetter. — Im folgenden Jahre rückten außer Österreichern auch Reichstruppen in die Grafschaft und erpreßten ungeheure Summen. Von Ellrich z. B. verlangten sie unter Aufhängung von Pechkränzen binnen fechs Stunden 10000 Thaler. Da es den Bewohnern nicht möglich war, dies Geld aufzubringen, obgleich sie sogar ihre silbernen Löffel mit aufs Rathaus trugen, nahmen die abziehenden Österreicher zur Sicherheit der noch rückständigen Summe wiederum Geiseln mit. — Wie schwer unsere Gegend von den Kriegsnöten heimgesucht wurde, kann man daraus sehen, daß z. B. das Dorf Niedergebra im ganzen etwa 12000 Thaler Kriegskosten aufzubringen gehabt hat.
3. Nach Friedensschluß war Friedrich der Große bemüht, seinem Lande wieder zu helfen. Manchen Gemeinden schenkte er namhafte Beträge, so z. B. Niedergebra 1000 Thaler, der Honsteinschen Ritterschaft 26000 Thaler.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Kammerjunker_von_Byla Hofmann Trautvetter Friedensschluß Friedrich_der_Große Friedrich
53 -
41. Christoph Gottliev Schröter.
An dem Hause Ritterstraße 2 in Nordhausen befindet sich eine Gedenktafel mit der Inschrift: „Hier wohnte und starb der Erfinder des Pianoforte Christian Gottlieb Schröter, Organist an der hiesigen St. Nikolaikirche 1732 — 1782". Durch den Mann, den Nordhausen mit dieser Gedenktafel geehrt hat, ist das Klavier erst so vollkommen geworden, wie wir es kennen. Bis dahin war das Klavier noch ein recht bescheidenes Instrument; es hatte dreieckige Gestalt und wurde durch Rabenfedern, welche an den Saiten rissen, zum Erklingen gebracht. Die Federkiele nutzten sich aber rasch ab und mußten daher häufig erneuert werden; außerdem klang der Ton immer gleich stark, so daß ein ausdrucksvolles Spiel auf dem Instrument nicht möglich war. Schröter gelaug es nun, statt Federn Hämmer im Klaviere anzubringen, die mit Filz oder Leder bezogen werden und gegen die Seiten schlagen. Dadurch gewann das Instrument nicht nur an Haltbarkeit, sondern auch an Ausdrucksfähigkeit, so daß jetzt der Spieler imstande ist, Töne von verschiedenen Stärkegraden und verschiedener Klangfarbe hervorzubringen. Schröter selbst besaß leider nicht die Mittel, seine Pläne zur Verbesserung des Klaviers auszuführen, ebensowenig fand sich ein Gönner, der ihn in den Stand gesetzt hätte, Instrumente nach seinen Angaben anfertigen lassen zu können. Auch hier, wie so oft, genoß ein anderer die Vorteile der Erfindung. Der Instrumentenmacher Silbermann zu Dresden baute die ersten Klaviere in der verbesserten Weise als Hammerklaviere; durch denselben erhielt das Instrument im wesentlichen die Einrichtung, die es heute noch hat. Der Fabrikant wurde eiu reicher Mann, der Erfinder aber lebte bis an sein Ende in den armseligsten Verhältnissen.
42. Uordhausen wird eine preußische Sladt.
1802.
Infolge der Verhandlungen der Reichsdeputation im Jahre 1802 hörte Nordhausen aus, eine freie Reichsstadt zu sein und wurde eine preußische Stadt. Ein königliches Schreiben vom 21. Juni verkündigte dieses Ereignis. Die Besitznahme erfolgte am 2. August 1802. Da zog der Generalleutnant Graf von Wartensleben mit seinem Regiment in die Stadt und besetzte die Thore und die Hauptwache. Die Stadtsoldaten wurden verabschiedet, die alten Reichs- und Stadtwappen abgenommen, und an ihre Stelle ward der preußische Adler gesetzt. Am 10. Juli 1803 huldigte die Stadt Nordhausen dem Könige von Preußen in Hildesheim. Von seiten des Magistrats, der Bürgerschaft, der evangelischen Geistlichkeit und des katholischen Domstiftes war dazu je ein Vertreter erschienen. Sitz der Regierung von Nordhausen und den gleichfalls erworbenen Gebieten von Mühlhausen, Erfurt und dem Eichs-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Christoph_Gottliev_Schröter Christian_Gottlieb_Schröter Schröter Silbermann August Graf_von_Wartensleben