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1. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 52

1912 - Breslau : Hirt
52 Zweiter Teil: Da^s Gesanitgebiet. 9. Die Verwaltung. unmittelbar unterstellt; er läßt sie durch die Provinzialschulräte beauf- sichtigen. Das Volksschulwesen untersteht dagegen der Königl. Regieruug. Diese ist eiue mehrgliedrige Behörde. Sie besteht aus drei Abteilungen, nämlich aus der Abteilung des Innern oder Präsidenten-Abteilung, aus der Abteilung für Kirchen- und Schulwesen und aus der Abteilung für die Verwaltung der direkten Steuern, der Domänen und Forsten. Jeder Abteilung steht ein Oberregierungsrat vor. Der Regienmgspräsideut, die Oberregiernngsrüte und die zahlreichen Regierungsräte bilden zusammen das Regierungskollegium. Die Aufsicht über die Volksschulen führen im Auftrage der Regieruug die Regieruugs- und Schulräte und in den ein- zelnen Kreisen serner die Kreisschuliuspektoreu. Für die äußeren An- gelegeuheiteu der Volksschulen sorgt der Landrat, iu deu größereu Städten der Oberbürgermeister. Rechtspflege. Für die Rechtspflege siud in der Rheinprovinz die beibcn Oberlandesgerichte zu Cöln nnb Düsseldorf, mehrere Landgerichte und zahlreiche Amtsgerichte eingerichtet. Bildungsanstalten. Außer zahlreichen höheren Schulen imb Seminaren bestehen in der Rheinprovinz folgende Hochschulen: die Universität zu Bonn, die landwirtschaftliche Hochschule zu Bonn - Poppelsdorf, die technische Hochschule zu Aacheu, die Handelshochschule zu Cölu und die Kunst - Akademie zu Düsseldorf. Kirchliche Verwaltung, ß der Bevölkeruug der Rheiuproviuz siud katho- lisch, ^ ist evangelisch oder protestantisch. Gegendeu, iu deueu die Pro- testauteu vorwiegen oder sehr stark hervortreten, fhtb das Ruhrgebiet, das Ber- gische Land und das Wuppertal, das Nahegebiet, der südliche Huusrück und die Gegend von Saarbrücken. Die Verwaltung der katholischen Kirche leiten in der Rheinprovinz der Erzbischos vou Cölu und die Bischöfe vou Trier und Müuster; das evangelische Kirchenwesen untersteht dem General-Superintendenten in Koblenz. Armeekorpsbezirke. In militärischer Hinsicht gehört die Rheiuproviuz zum Bezirk des Viii. Armeekorps, mit dein nördlichsten Teile aber zum Bezirk des Vii. Das Geueralkommaudo des Viii. Armeekorps besiudet sich in Kobleuz, das des Vii. iu Münster (in der Proviuz Westfalen). Cöln und Koblenz sind Festuugeu; namentlich Cöln ist durch Vorgeschobeue Werke sehr stark befestigt.

2. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 62

1912 - Breslau : Hirt
62 Dritter Teil: Aus der Heimatgeschichte des Rheinlands, heiten sich oft All schlimmen S euch eil entwickelten, daß das Volk an Spuk, Geister und Hexen glaubte, und daß man Unschuldige marterte und Hexen verbrannte. Auch in späterer Zeit, als diese schrecklichen Zeiten überwunden waren, als Ordnung und Sicherheit zugenommen hatten und die Bildung des Volkes größer geworden war, wurde das wirtschaftliche Leben durch die Klein- staaterei sehr gehemmt. Überall waren Zollschranken aufgerichtet, jeder kleine Fürst verlangte eitle Abgabe für die Durchfuhr der Waren. Jnl Rhein waren Ketten gespannt, die den Schiffen den Weg sperrten und erst nach Entrichtung des Zolles gesenkt wurden. Durch diese vielen Zollabgaben wurden die Waren sehr verteuert, so daß manche überhaupt nicht mehr in beu Handel gebracht werden konnten. 8. Rheinland unter französischer Herrschaft. Gegen,Ende des 18. Jahrhunderts, nach Ausbruch der Französischen Revolution, fiel die linke Rheinseite der jetzigen Rheinprovinz an Frank- reich, etwas später auch die rechte Rheinseite uebft den Gebieteil Westfalens. Damit hörte die deutsche Kleinstaaterei im Rheinlande auf. Eine einheitliche Verwaltung wurde eingeführt, die Rheinzölle wurden aufgehoben. Auch sonst hat die kurze Zeit der französischen Herrschaft manches Gute geschaffen. Ein besseres Gesetz wurde eingeführt (Code Napoleon), das bis zum Jahre 1900 im linksrheinischen Teile der Rheinprovinz Geltung behalten hat, und gute Landstraßen wurden gebaut. Andrerseits hat das Rheinland in dieser Zeit schwer leiden müssen unter deu fortwährenden Kriegen, Aushebun- gen von Soldaten, Kriegslasten und unter beu hänfigen Durchzügen der Heere. Als der gewaltige französische Kaiser und Feldherr Napoleou I. von den Heeren Preußens und anderer Staaten Europas niedergerungen war, da sollte auch für das rheinische Land eine Zeit des Friedens und eine Zeit neuen Blühens beginnen. 9. Rheinland unter preußischer Herrschaft. Im Jahre 1815 waren die Gebiete der jetzigen Rheinprovinz an das Königreich Preußen gefallen. Die neue Provinz des Preußischen Staates wurde hauptsächlich aus folgenden Gebieten gebildet: aus dem früheren Kurfürstentum und Erzbistnm Eöln, aus dem Kurfürstentum und Bistum Trier, aus den Herzogtümern Jülich, Kleve und Berg, aus den Herrschaften Mörs und Pfalz - Zweibrücken und aus den Abteien Essen und Werden. Einige von diesen Gebieten waren schon früher im Besitze Preußens gewesen. Zuerst, und zwar schon im Jahre 1614, war das Herzogtum Kleve preußisch geworden. Dieses Land gehörte zu dem Erb- allteil des Kurfürstentums Braudeilburg an den jülich-klevischen Ländern. Im Jahre 1702 war Preußen dann auch in den Besitz der Grafschaft Mörs nebst Crefeld und 1713 in den Besitz eines Teiles von Geldern gekommen. Alle

3. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 90

1915 - Bonn : Hanstein
90 gegenüber den Landesfürsten. Die Kämpfe mit Burgund, die gewöhnlich als Neußer Krieg bezeichnet werden, stehen daher auch unter den politischen Ereignissen des 15. Jahrhunderts am Niederrhein im Vordergrund des Interesses. Karl der Kühne von Burgund erstrebte für sein umfangreiches Herzogtum die Königswürde. In Trier verhandelte er 1473 darüber mit Friedrich Iii. Maximilian, Friedrichs Sohn, sollte Maria von Burgund als Braut heimführen; dafür wollte Friedrich Iii. Karl als König von Burgund anerkennen. In Trier steigerte Karl seine Forderungen. Er wollte zum römischen Könige ernannt werden. Nur wenn das gar nicht zu erreichen sei, sollten seine Gesandten die Übertragung des Reichsvikariats an ihn vorschlagen; so wollte er nach Friedrichs Iii, Tode deutscher Kaiser werden. Maximilian, dem er seine Tochter vermählen wollte, sollte die Krone von ihm erben. Erst wenn dem Herzoge das alles sichergestellt sei, wollte er die endgültige Einwilligung zur Vermählung seiner Tochter mit Maximilian geben. Diese Forderungen aber erfüllte der Kaiser nicht. Er brach die Verhandlungen ab und verließ Trier. Nun hielt Karl die Gewalt für das einzige Mittel zur Erreichung seines Zieles, und jede Gelegenheit, die sich ihm zur Trübung des Reichsfriedens bot, ergriff er mit Begierde. Bald sollte sich am Niederrhein eine günstige Gelegenheit zur Rache finden. Der Cölner Kurfürst Dietrich von Mörs (1414/63) brachte durch die Soester Fehde (1444/49) großes Elend über sein Land. Die Stadt Soest, durch die Hanse groß und mächtig geworden, glaubte die Fesseln des Erzbischofs abschütteln zu können. Sie empörte sich und erhielt Schutz und Hilfe von Cleve. Der Erfolg blieb nicht aus. Erzbischof Dietrich mußte Soest an Cleve abtreten, und das Erzbistum geriet in große finanzielle Schwierigkeiten. Dietrich von Mörs starb 1463. Eine große Zahl von Ämtern, Schlössern, Ortschaften, Land-und Wasserzöllen war damals für geliehenes Geld verpfändet. Dietrichs Nachfolger als Erzbischof von Cöln wurde Ruprecht von der Pfalz. Sein Augenmerk mußte sich naturgemäß zuerst darauf richten, die von seinem Vorgänger verpfändeten Güter zurückzugewinnen. Seinen Wunsch setzte er bald in die Tat um. Als Ruprecht nach seiner Belehnung mit den Regalien im Spätsommer des Jahres 1471 vom

4. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 94

1915 - Bonn : Hanstein
94 Wie locker und unsicher in der folgenden Zeit das Verhältnis zwischen Reichsfürsten und Kaiser war, zeigt vor allem hier am Rhein die Jülicherfehdein den Jahren 1542/43. In jugendlichem Übermute griff der Herzog von Jülich-Cleve-Berg, Wilhelm der Reiche, wegen der Erbfolge in Geldern gegen Kaiser Karl V. zu den Waffen, Er unterlag jedoch. Die blühende Stadt Düren wurde vom Kaiser am 24. August 1543 erobert und zerstört, und das ganze Herzogtum Jülich geriet an den Rand des Verderbens. Fremde Söldnerscharen blieben auch nach Beendigung des Krieges noch im Herzogtum. Der Herzog suchte nach Kräften seinem Volke wieder aufzuhelfen. Aus seinem Silbergerät ließ er Geld prägen — Talerstücke in viereckiger Form —, und er sorgte besonders dafür, daß die Städte gut befestigt und bewacht wurden. In demselben Maße, wie das Reich vom Höhepunkte seiner Macht sank, hob sich die Macht der Fürsten. Das 14., 15, und 16. Jahrhundert ist das Zeitalter der Ausbildung territorialer Staatsgewalten. Die Territorialfürsten unterwarfen sich nach Möglichkeit auch die freien Städte. Boppard, zur Zeit der Hohenstaufen freie Reichsstadt, kam 1312 unter die Herrschaft der Erzbischöfe von Trier. Noch im Jahre 1497 erhob sich die Stadt, wurde aber vom Erzbischof im Verein mit dem Pfalzgrafen bei Rhein bezwungen. Auf ähnliche Weise kam Düren unter die Herrschaft der Jülicher Herzöge. Das Streben der Städte Coblenz (1560) und Trier (1568/80), die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen, war vergebens. Stärker noch als auf politischem Gebiete zeigt sich das individualistische Streben der Neuzeit in allen Erscheinungen des wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Lebens des 15. und 16. Jahrhunderts. * * * Der Schauplatz des Lebens im ausgehenden Mittelalter sind vorwiegend die Städte. Verhältnismäßig zahlreich entwickelten sich diese besonders seit dem 13. und 14. Jahrhundert am Rhein. Den Grund zu den meisten Rheinstädten legten die Römer (s. o.). Zwar zerstörten die Franken die ehemaligen Römerstädte und ließen sich auf den Trümmern

5. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 62

1915 - Bonn : Hanstein
62 Iv. Die reichsunmittelbaren Herrschaften am Rhein im späteren Mittelalter und die rheinische Kultur zur Zeit der Hohenstaufen. Die territoriale Entwicklung. Die Blütezeit des Mittelalters. Die deutschen Stammesherzogtümer, die zur Ottonen-zeil eine so bedeutende Rolle spielten, nahmen vornehmlich unter dem Einflüsse der Entwicklung des Lehnswesens nach und nach einen ändern Charakter an; teils bestanden sie unter dem alten Namen in veränderter Gestalt und Stellung zum Landeshaupte fort, teils verschwanden sie ganz und gingen in eine Anzahl kleinerer Herrschaften auf. Aufstrebende Adelsgeschlechter verstanden es, diese Herrschaften in ihren Besitz zu bringen und ihrem Geschlechte erblich zu erhalten. Ein großer Teil der Gebiete gelangte auch bei dem kirchlichen Sinne großer und kleiner Fürsten in den Besitz der Erzbischöfe und Bischöfe, der Abteien und Propsteien. Das Herzogtum Niederlothringen zersplitterte allmählich, und vom Herzogtum Oberlothringen wurden im Laufe der Zeit größere und kleinere Teile abgetrennt, aus denen dann geistliche und weltliche Herrschaften am Mittel- und Niederrhein entstanden. Die Betrachtung der Entstehung und Stellung dieser Herrschaften zeigt die Entstehung der deutschen reichsunmittelbaren Herrschaften im Mittelalter überhaupt und deren Stellung in der Reichsgeschichte. Unzweifelhaft ist Trier das älteste Erzbistum in Deutschland. In den Wirren der Völkerwanderung ging das Bistum wahrscheinlich zugrunde, wurde aber von Dagobert I., einem Nachfolger Chlodewechs, wieder eingerichtet. Karl der Große und Ludwig der Fromme verliehen dem Trierer Erzbischof ansehnliche Güter, und Heinrich Ii. schenkte 1018 dem Erzbischof P o p p o (1016/47), dem bedeutendsten

6. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 109

1915 - Bonn : Hanstein
109 Kaisers Luther, konnte ihn aber nicht zum Widerruf bewegen, Die Folge dieses Reichstages war, daß Luther in den Bann erklärt wurde. Auf des Kaisers Befehl verbrannte man seine Schriften in Cöln, Trier, Mainz und Lüttich. Mit dem harten Urteil des Reichstages zu Worms über Luther war der Erzbischof von Cöln nicht einverstanden. Die Rheinlande, in denen das geistige und wissenschaftliche Leben seit dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts am kräftigsten pulsierte, beteiligten sich demnach schon von vornherein an dem religiösen Kampfe. Im Vordertreffen stand die Cölner Universität, die unter den deutschen Hochschulen die erste Stelle einnahm. Nach dem Reichstage zu Worms verließ der Kaiser auf neun Jahre Deutschland. Der Adel hatte gehofft, der jugendliche Enkel Maximilians werde sich auf ihn gegen die übermächtigen Landesfürsten stützen. Da er sich enttäuscht sah, schlugen die Ritter los (1522/23). Einer der fehdelustigsten war Franz von Sickingen, der u. a, die Ebernburg und den Rheingrafenstein bei Kreuznach besaß; auf der Ebernburg war er auch 1481 geboren. Im Jahre 1519 wurde er von Ulrich von Hutten der Lehre Luthers zugeführt. Mit der Stadt Worms, dem Herzoge von Lothringen, der Stadt Metz und dem Landgrafen von Hessen hatte Sickingen schon früher schwere Fehden ausgefochten. Im Jahre 1522 begann er eines nichtigen Vorwandes wegen eine Fehde mit dem Trierer Erzbischof Richard von Greif fenklau. In diesem wollte er einen persönlichen Feind, gleichzeitig aber auch die geistliche und weltliche Fürstenmacht mit einem Schlage treffen. Mit 5000 Reitern und 10 000 Mann Fußvolk fiel er in das Erzstift ein. Blieskastel und St. Wendel nahm er leicht. Dann zog er auf Trier zu. Die Stadt war gut befestigt und besetzt. Sechs Tage belagerte er die Stadt. Dann zog er ab, da er Kunde erhielt, der Kurfürst von der Pfalz und der Landgraf von Hessen rückten zur Hilfe des Erzbischofs heran. Der Erzbischof folgte dem Abziehenden mit seinen Truppen und wehrte einen Angriff Sickingens auf Bernkastel mit 500 Mann ab. Der Ruhestörer war der Reichsacht verfallen. Die verbündeten Kurfürsten von Trier und Pfalz sowie Philipp von Hessen verfolgten ihn im nächsten Frühjahr, Sie belagerten ihn in der Feste Landstuhl und nahmen diese ein, Sickingen fand hier 1523

7. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 110

1915 - Bonn : Hanstein
110 seinen Tod, und seine festen Schlösser wurden geschleift. In demselben Jahre starb auch Hutten als Flüchtling. So führte die Erhebung zur Demütigung des Adels und zur Stärkung der landesfürstlichen Gewalt. Ein gleiches Ergebnis wie die Bewegung des Rittertums hatte auch die sozialistische Bewegung der Bauern. Die Bauernkriege zeigten ihre Früchte in der Form von Brandstiftung, Kirchenraub, Entweihungen und Schändungen gräßlichster Art um 1525 auch in den Rheinlanden. Im Erzbistum Trier, besonders in der Gegend von Saarburgund Blieskastel, fanden Bauernaufstände statt. Auch die Wiedert ä u f e r machten sich am Rhein bemerkbar. Besonders zahlreich zeigten sie sich im Herzogtum Jülich, wo sie von vielen Adeligen begünstigt wurden. Die später aus dem Herzogtum Vertriebenen fanden größtenteils Aufnahme in Rheydt, Mörs und Crefeld; letztere Stadt verdankt den Täufern (Menoniten) nicht zum geringsten Teile ihr rasches Aufblühen seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die Wiedertäuferbewegung bereitete die nachfolgenden allgemeinen Unruhen vor. Als der Bischof von Münster vergeblich versuchte, seine Stadt, aus der er vertrieben worden, wiederzugewinnen, erklärten sich der Erzbischof von Cöln und der Herzog von Cleve in Neuß 1534 bereit, zu den Belagerungskosten für einen Monat je 20 000 Goldgulden beizusteuern, und auf dem ,,Tage“ zu Coblenz im Dezember 1534 beschlossen die Kurfürsten von Cöln, Trier, Mainz und der Pfalz mit ihren Landständen, fleißig über die Wiedertäufer, die sich inzwischen in den Rheinlanden vermehrt hatten, zu wachen. In Cöln, Aachen, Essen, Wesel und Mörs begründeten die Wiedertäufer schon bald eigene Gemeinden. Mit ihren Brüdern in Münster standen die Täufer in den Rheinlanden in steter Verbindung. Als Vorläufer der eigentlich reformatorischen Bewegung finden wir am Niederrhein Albrechtmünster und Adolf Klarenbach. Ersterer predigte im Jahre 1524 die neue Lehre in A a c h e n. Er wurde aber dort von der Obrigkeit der Städte Maastricht und Wesel angeklagt und zweier Mordtaten wegen hingerichtet. Adolf Klarenbach stammte aus Büscherhof bei Lennep. Er machte den Versuch, die lutherische Lehre im Erzstift Cöln einzuführen. Mit Peter von Fliesteden (bei Bergheim a. d. E. gebürtig)

8. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 66

1915 - Bonn : Hanstein
66 Domkirche in seine Metropole kamen1). Von Friedrich I. erhielt er auch die Stadt Andernach (1167). Nach dem Siege bei Tusculum, zu dem er nicht unwesentlich beitrug, starb er in Italien am Fieber, Sein Nachfolger Philipp von Heinsberg (1167/91) erhielt bei der Ächtung Heinrichs des Löwen 1180 den westlichen Teil des Herzogtums Sachsen als Herzogtum Westfalen. So legte er den Grund zur späteren Größe des Erzbistums, Der Erzbischof Adolf von Cöln und die von ihm abhängigen Geschlechter ergriffen in dem Streite zwischen Philipp von Schwaben und Otto Iv, die Partei des letzteren. Philipp ließ als Stützpunkt seiner Kämpfe mit den Gegnern am Rhein die Burg Landskron an der Ahr errichten. Als aber Otto mit dänischer Hilfe die deutsche Stellung seines Hauses wieder hersteilen wollte, sagte sich mit dem Herzoge von Brabant auch der Erzbischof Adolf von ihm los. Die Stadt Cöln blieb eine Feindin Philipps; dieser aber schädigte durch Errichtung neuer Zollstätten ihren Handel so sehr, daß sie sich ihm 1206 unterwerfen mußte. Einer der einflußreichsten Cölner Erzbischöfe war Engelbert I. von Berg (1216/25), der nach dem Tode seines Bruders Adolf (s, u.) auch Berg verwaltete und Ende 1220 oder Anfang 1221 bei der Abwesenheit Kaiser Friedrichs Ii. Reichsverweser in Deutschland war. Gleichzeitig war er Vormund von Friedrichs Sohne Heinrich, den er schon 1222 zu Aachen zum deutschen König krönte. Bei seinem Streben, Recht und Ordnung im Reiche herzustellen und zu erhalten, erwarb Engelbert sich viele Feinde, Im Jahre 1225 wurde er von seinem eigenen Neffen Friedrich von Isenburg bei Gevelsberge ermordet. Die Mörder flohen, wurden aber eingefangen- Friedrich von Isenburg wurde im Jahre nach dem Morde in Cöln vor dem Severinstor gerädert, Engelberts Nachfolger, Heinrich I, von Molenark, verlieh Rees (1228), Xanten (1228) und Rheinberg (1232) Stadtrechte, Seitdem die Reichsverfassung der Ottonen, Salier und Hohenstaufen sich immer mehr auflöste und das Kaisertum sank, erhob sich immer kräftiger das Bürgertum in den Städten, Ziel des ganzen Strebens der Städte war die volle Unabhängigkeit von der landesherrlichen Gewalt, die Reichsunmittelbarkeit, In den Bischofsstädten richteten sich ihre 1) Im Jahre 1903 erhielt das Domkapitel zu Mailand einen kleinen Teil der Reliquien zurück.

9. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 112

1915 - Bonn : Hanstein
112 sich bald in den Gebieten des Niederrheins Männer, die teils Luthers Lehren, teils die Anschauungen Zwinglis, Calvins und der Wiedertäufer zu verbreiten suchten. Der Erzbischof rief 1541 den Professor Bucer aus Straßburg, dem man als einem ehemaligen Mönche nicht geneigt war, und 1543 Melanchthon, beide eifrige Anhänger der Reformation, nach Bonn und Cöln, Sie sollten mit Gropper einen Reformplan ausarbeiten, den der Erzbischof ausführen wollte. Gropper aber entzweite sich bald mit ihnen, da er seine auf kirchlicher Grundlage ruhenden Reformpläne nicht durchführen konnte. Trotzdem wurde der Plan ausgearbeitet. Den weitgehenden Neuerungen des Erzbischofs widersetzte sich in Cöln der Rat, unterstützt vom Domkapitel und der Universität. Gropper, der Freund kirchlicher Reform, wurde zum entschiedenen Gegner des Erzbischofs, als er merkte, daß dieser in lutherisches Fahrwasser geriet. Als Melanchthon nach kurzem Aufenthalt in Cöln und mehrfachen Kämpfen mit der Stadtverwaltung, dem Domkapitel und Gropper sich entfernt hatte, mußte auch Bucer die Stadt verlassen, und der Rat sprach sich dahin aus, ,,daß es so bleiben möge, wie es vor vielen Jahren gewesen sei, und bis diejenigen eine Änderung vornähmen, denen es zukomme und gezieme, eine solche durchzuführen". Im Jahre 1545 verbot die Stadt Cöln den Buchhändlern, Schriften gegen die Religion zu vertreiben, und der Rektor der Universität machte bekannt, daß niemand an der Universität immatrikuliert werde, der nicht eidlich versichere, der katholischen Kirche und dem Papste gehorsam zu sein. In demselben Jahre begann Johann Sleidanus (geb. zu Schleiden 1506 oder 1508) sein Geschichtsbuch ,,Commentare über den Stand des Religions- und Gemeinwesens unter Karl V.“ in Straßburg zu schreiben, Wohl kein Geschichtswerk des 16. Jahrhunderts hat einen so tiefgehenden Einfluß ausgeübt, wie Sleidans Werk, das an den protestantischen Gymnasien als Unterrichtsbuch gebraucht wurde und über das noch im 17. Jahrhundert an deutschen Universitäten Vorlesungen gehalten wurden. Im Jahre 1542 ließen sich die Jesuiten in Cöln nieder1). Durch Verbesserung des Jugendunter- 1) Einer der bekanntesten Cölner Jesuiten ist Johann Adam Schall von Bell (1591/1666). Er trat mit 20 Jahren in den Orden ein und wurde ein bedeutender Mathematiker und Naturforscher. 1622 ging er nach China, wo er sogar die Würde eines Mandarinen erlangte.

10. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 70

1915 - Bonn : Hanstein
70 bert I. suchte den Rat mit Erfolg zu unterdrücken. Unter Engelberts Nachfolger aber lebte er wieder auf, und Konrad von Hochstaden erkannte ihn als rechtmäßig an, solange er der Unterstützung der Cölner Bürger bedurfte. Als er aber ihre Hilfe entbehren konnte, versuchte er einen entscheidenden Schlag gegen das Selbständigkeitsstreben der Stadt. Er erreichte, daß ein neuer Rat gebildet wurde, der ihm den Eid schwur. — Unter den Festen, die Cöln im 13. Jahrhundert feierte, nimmt unstreitig der Empfang der Braut Friedrichs Ii., Isabella, der Schwester des englischen Herrschers, im Mai 1235 die erste Stelle ein. In der Entfaltung des prunkenden Reichtums und des künstlerischen Schmuckes bildet diese Feier ein Gegenstück zu der Mainzer „Schwertleite“. Es war eine besondere Freundlichkeit, welche die Cölner vor allem dem englischen Herrscherhause und damit auch dem englischen Volke erwiesen. Diese kam ihren Handelsbeziehungen zu England wieder zugute. Welche Bedeutung Cöln und die rheinischen Städte schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts hatten, geht daraus hervor, daß der rheinischestädtebund, dessen Ziel die Erhaltung des Landfriedens, die Beseitigung unrechtmäßiger Rheinzölle und ein entscheidender Einfluß auf die Königswahl war, sogar an die Spitze der Reichsregierung trat und selbst die Fürsten zum Anschluß nötigte. Am 13. Juli 1254 einigten sich die Städte Cöln, Mainz, Bingen, Oppenheim, Worms, Speyer, Straßburg, Basel, die Erzbischöfe von Cöln, Trier und Mainz, die Biscliöfe von Worms, Straßburg, Metz, Basel und viele rheinische Grafen und Edle teils freiwillig, teils von den Städten gezwungen, zur Errichtung eines Landfriedens. Ein Jahr später gehörten dem Bunde sämtliche rheinischen Städte und die meisten Städte am Main, in Hessen und Westfalen sowie die meisten rheinischen Fürsten und Adelige an. König Wilhelm von Holland beschwur 1255 zu Worms den Landfrieden und sanktionierte so den Bund. Träger des Bundes waren die Städtetage; diese fanden jährlich einmal und zwar abwechselnd in Cöln, Mainz, Worms und Straßburg statt. Jede Stadt und jeder Herr hatten zu dem Städtetage vier Deputierte zu senden. Die bewaffnete Macht des Bundes bestand aus 600 Kriegsschiffen und schlagfertiger Mannschaft zu Fuß und zu Roß. Der Städtebund gewann bald Sitz und Stimme auf den Reichstagen und
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