164
Das Reich von 1450—1517.
kundig und es fördernd, voll Sinn für Poesie, Kunst und Wissenschaft, dabei in Deutschland sehr beliebt. In seinen politischen Plänen war er ausschließlich Habsburger.
Er vereinigte sämtliche deutsche Besitzungen seines Hauses wieder in seiner Hand, die beiden Österreich, Steiermark, Kärnten, K r a i n, Tirol und die Besitzungen in Schwaben, im Breis ga u und im Sundgau. Wien, das unter Friedrichs Regierung Matthias Corvinns von Ungarn besetzt hatte, brachte er in den Wirren nach des Königs Tode an sich. Er erhielt die Anwartschaft auf die Nachfolge in Böhmen und Ungarn und begründete die habs-bnrgische Weltmacht.
§ 90. Das burgundische Reich und die Gründung der Habsburgischen Weltmacht. Auf dem Boden des ehemaligen Reiches Lothars entstand im 14. und 15. Jahrhundert ein Zwischenreich zwischen Deutschland und Frankreich, das Herzogtum Burgund. Philipp der Kühne, der Sohn Johanns von Frankreich, hatte von seinem Vater das französische Herzogtum Burgund erhalten und mit diesem durch Heirat die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte), Flandern und Artois verbunden. Durch glückliche Ehen und Erbschaften erwarben seine Nachkommen fast die sämtlichen Herzogtümer und Grafschaften in den Niederlanden hinzu. Ihre Einnahmen aus den durch Industrie und Handel blühenden Städten machten sie zu den reichsten Fürsten Europas. Schon Philipp der Gute hatte die Absicht, die gesamten Lande zu einem unabhängigen lothringischen Königreiche zu erheben. Seinem Sohne Karl dem Kühnen schien die Verwirklichung zu gelingen. Er trat mit Kaiser Friedrich Iii. zu Trier in Unterhandlung, forderte die Erhebung zum Könige und bot ihm dafür die Hand seiner Tochter Maria für seinen Sohn Maximilian. Aber die Begegnung führte zu keinem Ergebnis. Durch die Eroberung Lothringens gewann Karl bald darauf die Verbindung zwischen der Nord- und Südhälfte seiner Besitzungen. Doch verfeindete er sich mit allen seinen Nachbarn. 1476 wurde er in der Schweiz von einem eidgenössischen Heere bei Granson geschlagen und erlitt drei Monate später die Niederlage bei Murten. Darauf eroberte Rene von Lothringen sein Land zurück; Karl wandte sich gegen ihn und belagerte Nancy, wurde aber hier von den Schweizern, die zum Entsatz heranrückten, geschlagen und fand den Tod (1477).
Karls Erbschaft versuchte Ludwig Xi. an sich zu ziehen. Frankreich wurde dadurch einen größeren Teil vom Reichsgebiet gewonnen haben, als es in den folgenden zwei Jahrhunderten erobert hat. Maximilian aber trat ihm entgegen, vermählte sich mit Maria und behauptete nach dem Siege bei Guiuegate die Franche-Comte und die Niederlande, nur das Herzogtum Burgund wurde wieder französisch. Nach dem
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§ 104.
Der Schmalkaldische Krieg.
189
In Norddeutschland nahmen die großen Fürsten, Heinrich von Sachsen-Meißen und (1539) Joachim Ii. von Brandenburg mit seinem Bruder, dem Markgrafen Hans von Küstrin, die Reformation an. Am Rheine folgte Kurpfalz. Dagegen mißlang der Versuch des Kurfürsten Hermann von Wied, auch im Erzbistum Cöln die lutherische Lehre einzuführen (1543); das Domkapitel und der Rat der Freien Reichsstadt drangen mit ihrem Widerstände durch, besonders als Karl mit Waffengewalt eingriff.
Auf fünf Sechstel der Bevölkerung wurden damals die Evangelischen in Deutschland geschätzt.
Überall ging kirchlicher Besitz in weltliche Hand über; das erste Beispiel der Säkularisation eines geistlichen Fürstentums hatte 1525 auf Luthers Rat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in Preußen, Albrecht von Brandenburg, gegeben, der das Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelte, sich selbst zum Herzog machte und das Land von der Krone Polen zu Lehen nahm.
2. Die Wiedertäufer in Münster. Trotz der größten Verfolgungen von allen Seiten hatte sich die Sekte der Täufer nach Münzers Tode in aller Stille durch ganz Westdeutschland bis nach den Niederlanden hin verbreitet. Von hier wurde sie nach Münster in Westfalen verpflanzt und gewann unter Leitung von Jan Matthys schließlich die alleinige Herrschaft. Mit der religiösen verband sich eine soziale Umwälzung, der Kommunismus wurde mit Gewalt und unter Vertreibung der Andersgläubigen eingeführt. Nach Matthys' Tode trat Jan Bockelson (aus Leiden) als „König des himmlischen Jerusalem" an die Spitze, unter dessen Willkürherrschaft sich Grausamkeit und Ausschweifung mit dem Spottbilde des angeblichen „Gottesstaates" verbünden. Die Eroberung der Stadt durch den Bischof, den der lutherische Philipp von Hessen unterstützte, machte dent Treiben ein Ende. Die schärfste Verfolgung vernichtete die letzten Reste des Täufertums und der Reformation in den geistlichen Gebieten Westfalens.
§ 104. Der Schmalkaldische Krieg (1546—1547). Im Jahre 1546 kam der Entscheiduugskampf zwischen Karl und den Schmalkaldenern über den Weiterbestand der evangelischen Lehre in Deutschland zum Ausbruch, nachdem er sich seit mehreren Jahren vorbereitet hatte. Mehrere vom Kaiser veranlaßte Religionsgespräche waren immer wieder an der Unvereinbarkeit der Lehren gescheitert und hatten die bestehende Klnft nicht geschlossen, sondern erweitert. So hatten die Schmalkalden er die Reformationsversuche Hermanns von Wied in Cöln unterstützt. Doch hatten sie andererseits dem Kaiser Türkenhilfe bewilligt; die Lage war noch nicht geklärt. Zur Entscheidung aber mußte es kommen, als das vom Papst berufene allgemeine Konzil 1545 in Trient zusammentrat, die Evangelischen aber es zu beschicken sich weigerten.
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§ 105.
Die Fürftenverschwörung unter Moritz von Sachsen.
191
§ 105. Die Fürstenverschwörung unter Moritz von Sachsen. Trotz des Übergewichts, das Kaiser Karl errungen hatte, ist er zu keinem vollen Siege gelangt. Denn erstens vermochte er das Interim, das auch die Fürsten, die nicht zu d°en Schmalkaldenern gehört hatten, erbitterte, nicht durchzuführen, zweitens verfeindete er sich dadurch, daß er die Macht der Fürsten Herabdrücken wollte, alle deutschen Fürsten, auch die katholischen. Endlich aber entzweite er sich mit seinem Bruder Ferdinand über die Nachfolge im Reiche. Zu diesen inneren Schwierigkeiten kamen äußere. Der Friede mit den Türken und dem Könige von Frankreich, der ihm seine Siege in Deutschland ermöglicht hatte, wurde unsicher.
Dazu verschlimmerte sich sein körperliches Leiden. Es war auch ein bedenkliches Anzeichen, daß die Fürsten sich weigerten, seinen Sohn Philipp zu wählen.
Allmählich bildete sich in Norddeutschland eine Fürstenverschwörung gegen ihn, an deren Spitze der bedeutendste der damaligen Reichsfürsten, Moritz von Sachsen, trat. Mit der Achtvollstreckung gegen Magdeburg beauftragt, zog er ein starkes Heer zusammen, das er auch nach der Eroberung der Stadt unter dem Vorwande rückständiger Soldzahlung nicht entließ. Da er sein Ziel, die Kurwürde, erreicht hatte, trat er wieder zu den Gegnern des Kaisers über, ja er schloß mit Heinrich Ii. von Frankreich einen Vertrag, worin er ihm Metz, Toul, Verdun und Cambrai gegen eine Geldunterstützuug in dem bevorstehenden Feldzuge zu Pfandbesitz (als „Reichsvikariat") überließ.
Darauf wandte er sich im Frühjahr 1552 gegen den Kaiser und zwang ihn durch die rasche Erstürmung der Ehrenberger Klause, von Innsbruck über den Brenner nach Villach zu flüchten. Der kranke Kaiser entschloß sich zum Frieden.
Sein Bruder Ferdinand vermittelte den Passauer Vertrag (1552), durch den das Interim abgeschafft und den Anhängern der Augsburgischen Konfession freie Religionsübung bis zu einem allgemeine!. Reichstage bewilligt wurde. Der Landgraf von Hessen erhielt seine Freiheit wieder, wie schon vorher Johann Friedrich aus der Haft entlassen worden war.
Vernichtete der Passauer Vertrag alle bisherigen Erfolge Karls gegen die Evangelischen, so scheiterte auch sein Versuch, das von Franz von Guise zähe verteidigte Metz Heinrich Ii. wieder zu entreißen. Moritz erlebte den Abschluß eines endgültigen Friedens nicht. Sein ehemaliger Bundesgenosse, der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, hatte den Krieg gegen Klöster und Bischöfe in Norddeutschland auf eigene Faust fortgesetzt. Er wurde 1553 von den verbündeten norddeutschen Fürsten bei Sievershausen (unweit Braunschweig) geschlagen, sein Heer auseinandergesprengt und er zur Flucht nach Frankreich genötigt. In dieser Schlacht fiel Moritz, erst 32 Jahre alt.
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210
Die großen Gegensätze vor dein Kriege.
8 11 ö.
§r 115. Die Lage in Europa. 1. Der Westen. In den west-europäischen Staaten hatten die Religionskriege einen Abschluß gefunden, die Machtfragen traten in den Vordergrund.
Spanien hatte mit den Niederlanden nur einen Waffenstillstand, noch keinen Frieden geschlossen, e* hatte also die Entscheidung nur vertagt. Die alten Weltherrschaftsgedanken Karls V. waren in den beiden habsbnrgischeu Monarchien nicht erstorben. War mich Spaniens Macht geschwächt, so schien dafür einer der großen Feinde weniger gefährlich zu sein, die Pforte. Seitdem Solimau 1566 vor Sziget gestorben war, erlahmte die Angrifsskraft der Türken, daher wurden die Kräfte der österreichischen Habsburger für den Westen frei.
Ans feiten der evangelischen Mächte wuchs Macht und Reichtum der Niederlande. Während ihres Unabhängigkeitskrieges war zum erstenmal ein europäischer Krieg in die Kolonien hinübergespielt worden; als Philipp Ii. Portugal erobert hatte, rissen die Niederlande die süd-asiatisch eu Kolonien der Portugiesen an sich. Sie gründeten ihre ostindische Kompanie und überflügelten bald im Welthandel die romanischen Mächte.
In England zeigten die Stuarts wenig Neigung, sich in btt religiösen Kämpfe des Festlandes einzumischen; Jakob I. verfolgte die Puritaner (englische Reformierte, welche die Hochkirche verwarfen und sich der schottischen Presbyterialkirche anschlossen), die nach Nordamerika auswanderten und dort die ersten englischen Niederlassungen gründeten. Sein Sohn Karl I. trachtete nach absoluter Regierung, begünstigte die katholisierenden Kultusformen und stieß je länger je mehr auf den Widerstand des Parlaments, so daß er an einer großen auswärtigen Politik gehindert war.
In Frankreich hatte Heinrich Iv. nach Herstellung des inneren Friedens die Wohlfahrt seiner Untertanen aus jede Weise gefördert. Er nahm in der auswärtigen Politik die alten Ziele der französischen Könige wieder auf, die Macht Frankreichs zu erweitern, die Rheingrenze (wie in gallisch-römischer Zeit) zu gewinnen, die habsburgische Macht nieder» zuwerfen. Für dieses Ziel, die Große ihres Vaterlandes, gewann er alle Franzosen ohne Unterschied der Konfession. Dabei stand er auf der Seite der protestantischen Mächte.
Bereits im Jahre 1610 drohte hier im Westen ein großer Krieg auszubrechen. Damals war der Waffenstillstand zwischen Spanien und den Niederlanden soeben erst geschlossen. Die Grenze zwischen den freien und den spanischen Niederlanden verlief südlich von den drei parallelen Stromläufen der Maas und des Rheines. An ihrer Oftgrenze lagen innerhalb des Reiches fast nur geistliche Gebiete (Trier, Cöln, Münster) und dazwischen die in einer Hand vereinigten Herzogtümer Jülich, Cleve, Berg, zu denen die Grafschaften Mark und Ravensberg in Westfalen
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Zeittafel.
243
1635
1635-1648
1637-1657
1648
Der Prager Sonderfrrede.
Der Schwedisch-französische Krieg.
Ferdinand Iii.
Baner siegt bei Wittstock.
Die schwedischen Generale Baner, Torstens on, Wrangel, Königsmark, die französischen Xurenne und Sonde, der ligistische Johann von Werth.
Westfälischer Friede, geschlossen zu Münster und Osnabrück.
Metz, Toul, Verdun und Teile vom Elsaß kommen an Frankreich. Vorpommern mit den Odermündungen, Wismar und die Stifter Bremen und Verden an Schweden. Die Schweiz und die Niederlande scheiden aus dem Reichs-verbande aus. Das jus pacis et armorum wird den . Reichsständen zugestanden, der Augsburger Reugions-frtede erneuert und erweitert. Frankreich und Schweden übernehmen die Garantie des Friedens.
16*
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8 120.
Der Westfälische Friede.
223
Die Schweden waren nach der Schlacht bei Nördlingen.bis nach Pommern zurückgedrängt worden. Daß sie sich hier behaupteten, verdankten sie der Umsicht und Kühnheit ihres Führers Baner, des „schwedischen Löwen"; durch den Sieg bei Wittstock hemmte er die Kaiserlichen unter Gallas. Noch bedeutender war Leonhard Torsten son, dessen überraschende Schnelligkeit den schwedischen Kriegsruhm von neuem erhöhte. Nachdem er Christian Iv., der sich den Gegnern Schwedens zugesellt, durch seinen Feldzug nach Jütland zum Frieden gezwungen hatte, schlug er (nach blitzschnellen Eilmärschen) die Kaiserlichen bei Breitenfeld und später bei Jankau in Böhmen. Sein Nachfolger Wrangel unterstützte die verwüstenden Franzosen mit gleichem Tun in Bayern; ein anderer General, Königsmark, hatte die Kleinseile von Prag eingenommen, als endlich der Friede abgeschlossen wurde.
§ 120. Der Westfälische Friede. Am 24. Oktober 1648 waren die jahrelangen Friedensverhandlungen zu Münster von den Gesandten des Kaisers Ferdinand Iii. (1637—57), des französischen Königs Ludwig Xiv. und denen oer Niederlande sowie in Osnabrück zwischen den kaiserlichen, den reichsständischen und den schwedischen Gesandten abgeschlossen worden.
Sie enthielten eine große Anzahl von Gebietsveränderungen.
1. Schweden erhielt Vorpommern mit den Odermündungen und Rügen, Wismar und die Stifter Bremen und Verden als Reichslehen, dazu Sitz und Stimme auf dem Deutschen Reichstage.
2. Frankreichs Herrschaft über die Bistümer und Städte Metz, Toul und Verdun wurde anerkannt; es erhielt die Stadt Breisach, die Landgrafschaft Ober- und Unterelsaß, den Sundgau und die Landvogtei der zehn vereinigten Reichsstädte im Elsaß. Frankreich und Schweden wurden mit der Durchführung der Bestimmungen des Westfälischen Friedens beauftragt.
3. Die Unabhängigkeit der Niederlande,
4. die Unabhängigkeit der Schweiz wurden anerkannt.
Unter den Gebietsveränderungen innerhalb des Reiches waren die wichtigsten:
1. Brandenburg erhielt Hinterpommern und wurde für den Verlust von Vorpommern durch die Stifter Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin entschädigt.
2. Sachsen behielt die (seit 1635 besessene) Lausitz
3. Bayern behielt die Oberpfalz und die Kurwürde.
4. Die Rheinpfalz mit einer neugeschaffenen achten Kurwürde erhielt der Sohn des (inzwischen verstorbenen) Friedrich V.
. Kirchliche Fragen. Der Augsburger Religionsfriede wurde bestätigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt.
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Extrahierte Ortsnamen: Pommern Schwedens Breitenfeld Bayern Niederlande Osnabrück Wismar Breisach Elsaß Frankreich Schweden Westfälischen_Friedens Niederlande Hinterpommern Halberstadt Minden Sachsen Rheinpfalz
Autor: Dittrich, P., Cramer, Franz, Pfeifer, Wilhelm
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Westdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
4. 5.
Die Reunionskammern.
Die Besetzung Straburgs.
15
Luxemburgs khner Marsch gegen Amsterdam der das Eis der Stauungs-Wasser mute wegen pltzlich eintretenden Tauwetters aufgegeben werden.
Inzwischen hatte Friedrich Wilhelm von Brandenburg vor Tureune bis zur Weser zurckweichen mssen und schlo nun den Frieden zu Vossem (bei Lttich), behielt sich jedoch freie Entschlieung vor fr den Fall, da das Reich angegriffen wrde.
Daher schlo er sich, als die Franzosen ins Elsa einfielen und Kaiser und Reich sowie Spanien ihnen den Krieg erklrten, diesen mit 20000 Mann an (1674). Nun rumten die franzsischen Heere unter furchtbarer Plnderung Holland und wandten sich gegen die neuen Feinde. In den spanischen Niederlanden behielten sie unter Conde schlie-lich die Oberhand, Ludwig selbst besetzte die Franche Comte, ein drittes Heer unter Turenne (der freilich in einem Gefecht bei Sasbach in Baden fiel) verhinderte am Oberrhein die Eroberung des Elsa durch die Kaiser-lichen. Diese Erfolge am Rheine hatte Ludwig nur dadurch ermglicht, da er den Groen Kurfrsten, der gegen Turenne gefochten hatte, abzog, indem er die Schweden zu einem Einfall in Brandenburg veranlate.
Obwohl der Kurfürst die Schweden nach dem Siege bei Fehrbellin in siegreichem Feldzuge zurckwarf (vgl. 29), ja sogar gauz Pommern samt Rgen eroberte, war doch sein endgltiger Gewinn an Land sehr klein. Seine Verbndeten schlssen nmlich inzwischen nacheinander den fr Ludwig Xiv. vorteilhaften Frieden zu Nymwegen (1678). Die Republik der Niederlande, die zuerst vom Kriege zurcktrat, erhielt alle verlorenen Besitzungen zurck, Spanien verlor die Freigrafschaft Bnr-gnnd und wieder zwlf feste Pltze in den Niederlanden, der Kaiser trat Freiburg im Breisgau ab, wogegen Ludwig Xiv. das Besatzungsrecht von Philippsburg aufgab. Von allen verlassen mute Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Frieden von St. Germain-en-Laye (1679) fast alles Eroberte wieder herausgeben.
Nach diesen Friedensschlssen war Ludwig Xiv. so mchtig, da er glaubte, sich gegen seine Nachbarn jede Willkr ungestraft erlauben zu drfen.
5. Die Reunionskammern. Die Besetzung Straburgs. Da in
den Friedensschlssen zu Mnster und Nymwegen die Frage offen gelassen worden war, ob die an Frankreich gemachten Abtretungen im damaligen engeren Sinne oder im frheren weiteren zu verstehen seien, konnte jetzt in Frankreich die Behauptung aufgestellt werden, da in den Bestimmungen der Friedensschlsse alle Besitzungen, die jemals zu den abgetretenen Ge-bieten gehrt htten, eingeschlossen seien und demgem wieder mit ihnen vereinigt werden mten. Darauf wurden zu Tournay, Metz, Breisach und Besancon Kammern gebildet (Chambres de reunion), die untersuchen sollten, was ehemals zu den Gebieten der Bistmer Metz, Tonl und Verdun, zur Freigrafschaft und zu den Besitzungen im Elsa gehrt habe. Die von den Kammern der franzsischen Krone zugesprochenen Gebiete (Saarbrcken, Zweibrcken) wurden sofort militrisch besetzt und,
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Autor: Dittrich, P., Cramer, Franz, Pfeifer, Wilhelm
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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110
Die Franzsische Revolution.
64. 65.
Hier aber wurden die Bourbonen verjagt und die Parthenopeifche Republik gegrndet (wie im vorhergehenden Jahre die Franzosen den Kirchenstaat und die Schweiz in eine Rmische und eine Helvetische Re-publik verwandelt hatten). Auf den andern Kriegsschaupltzen hatten die Ver-bndeten zunchst groe Erfolge. Erzherzog Karl vertrieb die franzsischen Heere aus Oberdeutschland nach der Schweiz. In Italien erfocht Snworow mehrere Siege, berschritt im Herbste mit seinem Heere den St. Gotthard, um in der Schweiz Massena entgegenzutreten, wurde jedoch bald darauf nach verlustreichen Kmpfen der russischen Truppen aus Deutschland abberufen.
Es war Napoleon gelungen, von der gyptischen Kste aus mit zwei Fregatten zwischen den englischen Wachschiffen hindurch zu entkommen und in Frejns zu landen. Er wurde mit unermelichem Jubel begrt, strzte am 18. Brumaire (9. November) 1799 durch einen Staatsstreich das Direktorium, dessen Regierung allgemein verhat war, setzte die Konsulats-regieruug ein und wurde selbst Erster Konsul auf zehn Jahre.
Im Mai 1800 berschritt Napoleon den Groen St. Bernhard und schlug die sterreicher in der Schlacht von Mar engo; Desaix, der die Entscheidung herbeigefhrt hatte, fiel. Nach der Niederlage des Erzherzogs Johann von sterreich bei Hohenlinden (unweit Mnchen) lste sich die zweite Koalition auf.
Im Frieden zu Lneville 1801 traten Kaiser und Reich das linke Rheinufer an Frankreich ab. Hierdurch verlor Deutschland 3y2 Millionen Einwohner. Fr die Geschdigten wurde Ersatz durch Aufhebung geistlicher Herrschaften in Aussicht genommen.
Im Jahre 1802 schlo England, nachdem der jngere Pitt vom Ministerium zurckgetreten war, den Frieden von Amiens. Es ver-zichtete auf fast alle eroberten Gebiete und versprach, auch das inzwischen besetzte Malta zurckzugeben.
65. Ter Reichsdeputationshauptschlu. (1803.) Der Kaiser bestimmte zur Regelung der deutschen Besitzfragen gem den Bestimmungen des Lneviller Friedens eine besondere Reichsdeputation in Regensburg, bestehend aus Abgeordneten der acht greren Reichsstnde und einiger kleinerer Staaten. Das Ergebnis ihrer langwierigen Beratung wurde in dem Hauptschlu" zusammengestellt.
Die Fürsten, die Gebiete auf dem linken Rheinufer verloren hatten, wurden fr ihre Verluste auf dem rechten Rheinufer entschdigt. Als Entschdigungslnder dienten die Staaten der geistlichen Fürsten, auer Mainz, und die Besitzungen der Klster und Stifter. Auch die 48 freien Reichsstdte wurden mit wenigen Ausnahmen eingezogen. An Preußen kamen als Ersatz fr die 1795 abgetretenen linksrheinischen Gebiete die Bistmer Hildesheim und Paderborn, ein Teil des Hochstifts Mnster, das bisher knrmainzische Erfurt mit dem Eichsfelde, eine Anzahl Abteien, darunter Werden an der Ruhr, und die ehemaligen
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Autor: Dittrich, P., Cramer, Franz, Pfeifer, Wilhelm
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
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Regionen (OPAC): Westdeutschland
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Zeittafel.
231
16881697
1697
17011714
17051711
17111740 1713
Frankreich auf der Hhe seiner Macht. Politische Umgestaltung des Westens von Europa.
Der dritte Raubkrieg (Pflzischer Krieg).
Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-Simmern Ansprche auf groe Teile der Pfalz. Die Verbndeten des Wiener Bundes treten ihm entgegen. Verwstung der Pfalz. Krieg in den Niederlanden, am Oberrhein, in Italien und Irland, wo Jakob Ii. landet, aber an der Boyne geschlagen wird. Der Marschall von Luxemburg, Catinat. Die franzsische Flotte bei Kap La Hogue geschlagen (1692).
Im Frieden zu Ryswyk behlt Frankreich die Reunionen im Elsa, mu Freiburg und Breisach heraus-geben.
Der Spanische Erbfolgekrieg.
Mit Karl Ii. sterben die spanischen Habsburger aus. Philipp von Anjon als Erbe des Gesamtstaates von Karl Ii. in seinem Testamente eingesetzt.
Frankreich mit dem Kurfrsten Max Emannel von Bayern verbndet, der Kaiser mit den Seemchten, Preußen und den meisten Reichsstnden. Krieg in Tirol, Sddeutsch-laud, den Niederlanden, Italien, auf der Pyreueuhalb-inselund zur See. Prinz Eugen von Savoyen; Herzog von Marlborongh. Leopold von Anhalt-Dessau.
Die Franzosen (1704) bei Hchstdt, (1706) bei Ramillies und Turin, (1708) bei Oudenarde, 1709 bei Mal-plaquet geschlagen.
(1704) Die Englnder besetzen Gibraltar.
Philipp behauptet sich gegen Karl auf der Pyrenen-Halbinsel.
Joseph I., Rmischer Kaiser.
Das Whigministerium (Marlborough) in England ge-strzt.
Karl Vi., Rmischer Kaiser.
Friede zu Utrecht, dem 1714 zu Rastatt und Baden Kaiser und Reich beitreten:
Philipp V., König von Spanien, erhlt Spanien und die auereuropischen Kolonien; Sizilien kommt als Knigreich an Savoyen, die Niederlande und die italienischen Besitzungen an sterreich, Gi-braltar an England, Obergeldern an Preußen.
Der preuische Knigstitel wird anerkannt.
Frankreich behlt Landau, tritt seine Besitzungen an der Mndung des St. Lorenzstroms an England ab.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Jakob_Ii Karl_Ii Karl Philipp_von_Anjon Philipp Karl_Ii Karl Max_Emannel_von_Bayern Max Eugen_von_Savoyen Eugen Marlborongh Leopold_von_Anhalt-Dessau Leopold Philipp Philipp Karl Karl Joseph_I. Marlborough Karl_Vi Karl Philipp_V. Philipp_V.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Pfalz Niederlanden Italien Irland Luxemburg La_Hogue Frankreich Elsa Freiburg Breisach Spanische_Erbfolgekrieg Frankreich Niederlanden Italien England Rastatt Baden Spanien Spanien Sizilien Niederlande England Frankreich Landau England