2. Kap. Ludw.xiv.eroberungskl.'. v. 1672 b. 1697. 489
sein Bruder, Korn, von Witt, Bürgermeister zu Dordrecht.
Da die Landarmee besonders der oranischen Parten zugerhan
war, so hatte man sie sehr geschwächt. Ludwig machte solche
Vorkehrungen, diesen Staat von mittlerer Stärke zu bekriegen,
dergleichen Europa nie gesehen hatte. Er erhielt von dem Kai-
ser das Versprechen der Neutralität, 1671; schloß mit Karl Ii.,
König von England, mit dem Bischof von Münster und dem
Kurfürsten von Köln ein Offensiv-, und mit Schweden ein De-
fensivbündniß; zog viele Reichsfürsten in seinen Vorrheil; und
besetzte Lothringen, um dessen Verbindung mit den Niederlanden
zu verwehren, 1671. Frankreich und England kündigten der
schlecht gerüsteten Republik zugleich den Krieg an, am 7ten Apr.
2672. Eine stärkere und besser gerüstete Armee, als je vorher
ins Feld gestellt war, unter Ludwigs eigner Anführung, über-
schwemmte ohne Schwierigkeit die Provinzen diesseits des
Rheins. Der Kurfürst von Köln und der Bischof von Mün-
ster drangen an der andern Seite in die Länder der Republik
ein. Der König ging am irten Jun.-über den Rhein. Am-
sterdam rettete sich dtirch Durchstechung seiner Dämme. Prinz
Wilhelm war zwar zum Generalkapitain ernannt, wurde aber
mit seiner schwachen Armee überall zurück getrieben. Ludwigs
ungeheure Forderungen, als die Niederlande um Frieden baten,
erregten in denselben einen allgemeinen Aufstand, am ^sten
Zun., in welchem beide Witt ermordet, und der staatskluge
und tapfere Wilhelm Iii. zum Erbstatthaltcr erklärt wurde. Die
Fehler, welche die Franzosen in dem Kriege begingen; das
Glück der Admirale Runter und Tromp zur See gegen dir
feindlichen Flotten; der Beystand, den der Kurfürst Friedrich
Wilhelm von Brandenburg den Holländern leistete, den aber
Türenne zum Frieden zu Vossem zwang, 167z; endlich die Al-
lianz der Holländer mit Spanien'und dem Kaiser, die unter
Montekukuli eine Armee an den Rhein sandten, retteten die
Republik. Die Franzosen mußten deren Lander verlassen und
sich gegen die Alliirten wenden. Die Unzufriedenheit der eng-
lischen Nation mit dem Kriege nöthigte Karl Ii., mit den Hol-
ländern Frieden zu machen, 1674, und Köln und Münster
wurden gleichfalls dazu gezwungen. Wilhelm focht gegen Kon-
d« mit gleichem Glücke. Treffen bey Senes, am irten Aug.
1673. Türenne siegte fünfmal am Rhein, blieb aber bey
Sosbach, am 27sten Zul. 1674. Montekukuli war Sieger,
bis der Kurfürst von Brandenburg seinem von den Schweden
angegriffenen Lande zu Hülfe kommen mußte, worauf die Fran-
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Extrahierte Personennamen: Witt Ludwig Ludwig Karl_Ii Karl Ludwigs Wilhelm Ludwigs Ludwigs Wilhelm Friedrich
Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Karl_Ii Karl Wilhelm Montekukuli
Extrahierte Ortsnamen: Dordrecht Europa England Lothringen Frankreich England Rheins Rhein Spanien Rhein Rhein Brandenburg Schweden
49o Neueste Geschichte. 2. Zeitr. 2. Abschn.
zosen wieder überall Meister im Felde waren. Auch gab ihnen
im Quesne nach Nuyrerö Tode, 1676, die Oberhand zur See.
Die Franzosen näherten sich wieder den verein. Niederlanden,
1678, aber zugleich wurde Karls Widerstand überwunden, und
England alliirre sich mit Holland. Beides brachte am loten
Aug. 1678 zwischen Holland und Frankreich den Frieden zu
Nimwegen hervor, dem Spanien erst am 17^1 Sept. und der
Kaiser am ;ten Febr. 1679 beytratm. Frankreich erhielt die
Franche Komte und einen großen Strich in den Niederlanden
von Spanien, und Freyburg von dkm Kaiser.
$. 3. Schwedischer Krieg gegen Brandenburg und Dänemark.
Karl Xi. ließ, vermöge seiner Allianz mit Frankreich, ein
Korps Truppen ins Branbenburgische rücken, 1674. Friedrich
Wilhelm überfiel die Schweden bey Nathenau, am i zten Iun.
1675 t schlug sie bey Fehrbellin, am i8tenzun.; und jagte sie
zurück. Er verband sich mit Christian V., Könige von Däne-
mark, mit Braunschweig, Lüneburg, Münster und Holland.
Bremen, Verden, Wismar, der größte Theil von Pommern,
wurden 1675 und 1676 erobert; die Schweden zur See drey-
mal von den Dänen und Holländern geschlagen, und Schonen
wurde von Christian V. angegriffen, 1676; Stettin und Stral-
sund wurden 1678 erobert; und die Schweden aus Preußen,
in welches sie gefallen waren, verjagt. Dieser große Erfolg
wurde plötzlich gehemmt, als der Kaiser in dem Nimweger
Frieden Brandenburg in: Stiche ließ, und Frankreich sich seines
Verbundenen lebhaft annahm. Die Herzoge von Braunschweig
verließen die Verbindung mit Gewinn von Dorwern und The-
dingshauscn; Münster verließ sie gegen eine Summe Geld.
Eine französische Armee ging in die brandenburgischen und ol-
denburgischen Länder. Brandenburg mußte in dem Frieden zu
St. Germain en Laue, am 29sten Zun. 1679 mit einem Stri-
che an den pommerischen Granzen zufrieden seyn. Christian
mußte in dem Frieden zu Fontainebleau, am 2ten Sept., und
Lunden, am 2 6ften Sept., alle seine Eroberungen an Schwe-
den zurück geben, und dem Herzog von Holstein den souverai-
nen Besitz seiner Länder zugestehen, den er ihm durch persön-
liche Gefangennehmung, am z osten Zun. 1675, abgedrungen
hatte.
§. 4. Reuliionskammern.
Ludwig gründete auf die durch Erfahrung erhaltene Ueber-
zeugung von der Schwäche seiner Feinde die ungerechtesten
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Karl_Xi Karl Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Christian_V. Christian_V. Germain Christian Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: England Holland Holland Frankreich Nimwegen Spanien Frankreich Spanien Freyburg Brandenburg Frankreich Schweden Fehrbellin Lüneburg Holland Wismar Pommern Schweden Stettin Nimweger
Frieden_Brandenburg Frankreich Brandenburg Fontainebleau Holstein
494 Neueste Geschichte. 2. Zeitr. 2. Abschn.
die Oberhand. Aber der Staat war durch die außerordent-
lichen Anstrengungen äußerst entkräftet, und brauchte nothwen-
dig Erholung, damit er stch auf die bevorstehenden wichtigen
Vorfälle, die der Tod des Königs von Spanien, Karls Li.,
hervor bringen mußte, vorbereiren könnte. Ludwig suchte also
den Frieden, und bol solche Opfer an, daß ihn die Niederlan-
de, Großbritannien und Spanien, gegen die angestrengtesten
Bemühungen des Kaisers, am 2osten Sept. 1697 zu Nyswik
Unterzeichneten, und der Kaiser, am zosten Ocr., sich dazu ge-
zwungen sah. Frankreich versprach, den König Wilhelm in
seinen Besitzungen nicht zu beunruhigen, und gab Oranien zu-
rück; es trat an Spanien, an Deutschland und den Kaiser alle
seit dem Ryswiker Frieden eingeuomnrene Oerter gegen einen
kleinen Ersatz, wie auch Philippsburg, Kehl, Breysach und
Freyburg, gegen Strasburg , ab, und gab Lothringen an den
Herzog, bis auf Sar- Louis und Longvie, zurück. Die pfäl-
zische Streitsache entschied der Papst. Bewegungen in Deutsch-
land über die Bewilligung des vierten Artikels, die Religion
betreffend.
{. 7. Unruhen in Ungern und Türkenkrieg.
Die Ungern, mißvergnügt über den östreichischen bürger-
lichen und Religionsdruck, machten eine hart gestrafte Ver-
schwörung gegeit den Kaiser, 1670, und ergriffen unter Fr. Ra-
goczy die Waffen, wurden aber bald zum Frieden gezwungen.
Der Aufstand wurde 167z erneuert. Der Graf Wesselini, und
seit 1678 der Graf Tökeli, führten die Mißvergnügten mit
Glück an. Als der Kaiser, durch Abänderung einiger Be-
schwerden, 1681 Tökeli's Partey schwächte, begab er sich un-
ter den Schutz des Sultans Muhammeds Iv., und wurde von
ihm zum Könige von Ungern erklärt. Der hieraus entstandene
Krieg mit den Türken lief anfangs sehr unglücklich. Sie dran-
gen in Deutschland ein, und belagerten Wien, am igaen Jul.
1683. Die Stadt wurde von den vereinigten Armeen des Kö-
nigs von Polen, Joh. Sobieski, des Herzogs, von Lothringen,
Karl, u. A, befreyet, am irten Sept. Die kaiserl. Waffen
waren seitdem glücklich. Karls Sieg bey Mohacz, am i2ten
Aug. 1687 unterwarf ihm Ungern und Slavonien, und man
zeigte klüglich Mäßigkeit bey der Einrichtung der ungerischen
Konstitution. Fortsetzung des Kriegs mit der Pforte unter
Soliman Iii" und Achmed Ii. Die Venetianer griffen die
Türken gleichfalls an, und eroberten Morea, 1690. Vollstän-
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwig Ludwig Wilhelm Louis Graf_Wesselini Muhammeds_Iv. Iv. Sobieski Karl Karl Karls Soliman_Iii" Achmed_Ii Achmed
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Karls Niederlan- Spanien Frankreich Spanien Deutschland Philippsburg Kehl Breysach Freyburg Lothringen Deutschland Wien Polen Lothringen Karls
8. Kap. Auflösung d. deutschen Reichs 1806. 609
fall fand. Während dieser Konstitution waren die Holländer
sehr unglücklich im Kriege gegen die Engländer, und ihre Flone
unter dem Admiral de Winter wurde auf der Höhe von Egmond
geschlagen von der englischen am uten Okt. 1797. Im Frie-
den zu Luneville wurde die batavische Republik anerkannt, und
erhielt am i6tenokt. 1821. schon wieder eine neue Konstitu-
tion, nach welcher an die Spitze des Staates ein Rathspen-
sionnaire trat. Die neue Einrichtung dauerte bis zum 2 4sten
May 1806, an welchem Tage ein Vertrag zwischen Frankreich
und Holland zu Paris abgeschlossen wurde, vermöge dessen Hol-
land in ein Königreich verwandelt und Louis Napoleon zu des-
sen König erklärt wurde, am zten Iun. 1806.
$. 4. Deutschland, bis zur Auslosung des deutschen Reiches
6. Aug. 1806.
Nach dem Tode des Grafen Philipp Ernst von Lippe -
Bückeburg-Schaumburg, am izten Febr. 1734, der einen
unmündigen Sohn, Georg Wilhelm, hinterließ, fand der Land-
graf von Hessen - Kassel, Wilhelm, einen Vorwand, das Dücke-
burgische zu besetzen. Allein die Direktoren des westfälischen
Kreises nöthigten ihn, dem Aufrufe des Reichshofraths gemäß,
die Länder zurück zu geben, am löten April.
Unter niehrern in Deutschland entstandenen Unruhen war
der Aufstand im Bisthume Lüttich der bedeutendste. Die Lüt-
ticher waren unzufrieden mit der verschwenderischen und drücken-
den Negierung ihres Bischofs, Cäsar Konstantin Franz, und
das Mißvergnügen brach 1789 völlig aus. Das Volk ver-
langte die 'Abänderung der Verfassung von 1684, gleiche Ver-
theilung der Auflagen, und Vermehrung der Repräsentanten
des Bürgerstandes. Der Bischof verließ das Land, und die
Veränderung wurde völlig eingerichtet. Auf die Klage des Bi-
schofs trug das Reichskammergericht den Kreisdirektoren die
Wiederherstellung des Bischofs und der alten Verfassung auf.
Allein da die Kreisdirektoren uneinig waren, Preußen die Ab-
stellung der rechtmäßigen Beschwerden verlangte, Köln und
Pfalz die ganze unterdrückende geistliche Aristokratie beybehalten
wollten; so wurde nichts entschieden. Um Mißdeutungen zu
entgehen, zog Preußen am i6ten April 1790 seine Truppen
zurück, worauf die Lütticher die übrigen Erekutionstruppen ab-
trieben. Allein das Reichskammergericht trug dem burgundischen
Kreise die Exekution auf, worauf östreichische Truppen am 6ten
Jan. 1791 das Land zu einer unbedingten Unterwerfung zwair-
Qq
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Egmond Louis_Napoleon Napoleon Philipp_Ernst_von_Lippe Philipp Ernst Georg_Wilhelm Wilhelm Wilhelm Cäsar Konstantin_Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: May Frankreich Holland Paris Deutschland Hessen Kassel Deutschland
'
2. Kap. Ludw. Xiv. Eroberungskr.v. 1672 b. 1697. 49l
Ausdehnungsplane. Er behielt Lothringen und die im Frieden
abgetretenen Plätze in Händen, besetzte sogar andere, und mach-
te die Reichsstädte und die Ritterschaft im Essaß zu seinen Un-
terthanen. Hierauf wurden so genannte Reunionskammern zu
Metz, Breyjach, Besannen und Tournay angelegt, um zu
untersuchen, welche Oener ehemahls zu den abgetretenen Län-
dern gehört hätten, die alsdann der König sogleich tti Besitz neh-
men ließ, und sich auf diese Art eines ausgedehnten Strichs
am Rhein und in den Niederlanden, und am 3 osten Sept. 16^1
sogar der Stadt Strasburg bemächtigte. An demselben Tage
kaufte er Kasale, um einen festen Fuß in Italien zu haben.
Ludwig war in einer furchtbaren Verfassung, und die leidenden
Staaten konnten ihm nur ohnmächtige Unterhandlungen und
unwirksame Bündnisse entgegen stellen, die er um desto weni-
ger fürchtete, da England, Dänemark und selbst Brandenburg
auf seiner Seite waren, und der Kaiser mit den empörten Un-
gern und den Türken einen unglücklichen Krieg führte. Als
Frankreich 1683 die Stadt Luxemburg angriff, so kündigte ihm
Spanien den Krieg an, aber es wurde sogleich zum Nachge-
den gezwungen. Wilhelm war Frankreichs einziger furchtbarer
Feind. Aber er wagte es, bey der Schwäche von Spanien
und Oostreich, nicht, mit Frankreich zu brechen, sondern kam
mit Frankreich über einen Wassenstillstand auf zwanzig Jahre
überein, vermöge dessen Ludwig in dem Besitze desjenigen blieb,
was ihm die Reunionskammern zugesprochen hatten. Ludwig
war damahls auf dem höchsten Gipfel seiner Größe, und ließ
dieselbe jeden fühlen, der seinen Zorn reihte. Allein obgleich
äußerlich diese Uebermacht noch fortzudauern schien, so traten
doch damahls schon verschiedene Umstände ein, die Frankreich
innerlich schwächten. Kolbert starb am 6ten Sept. 1683. Lud-
wig verjagte seine fleißigen Hugenotten, und verdoppelte, im
Schwindel seiner Größe, seine Verschwendung. Louvois ver-
leitete ihn, den Waffenstillstand dadurch zu brechen, daß er,
nach dem Tode des Kurfürsten Karl aus der simmerischen Linie,
der unbeerbt starb, einen beträchtlichen Theil der pfälzischen
Länder als Allodialerbschaft für die Herzoginn von Orleans,
des verstorbenen Kurfürsten Schwester, forderte, 1655.; den
Waffenstillstand in einen Frieden verwandelt wissen wollte; und
sich in eine streitige Kurfürstenwahl von Köln mischte. Der
Prinz Wilhelm wünschte jetzt Frankreich zu beschäftigen, wegen
seiner beabsichtigten Unternehmung gegen Jakob Ii., König
von England, Frankreichs Alliirten. Man gewann Dranden-
X
J
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Kolbert Louvois Karl Karl Wilhelm Jakob_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Breyjach Rhein Niederlanden Italien England Dänemark Brandenburg Frankreich Luxemburg Spanien Frankreichs Spanien Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich England Frankreichs
434 Neueste Geschichte, i. Zeitr. 2. Abschn.
verflochten, 1567, die ihm eine acht und zwanzigjährige Ge-
fangenschaft in Wien zuzogen. Er starb 1595. Erster Krieg
tritt den Türken über Siebenbürgen, 1566. Zweyeer Krieg,
1571. Der weise und thätige Maximilian 11. starb 1576.
L. Rudolph 11.
Die Regierung des sorglosen, bloß mit Alchemie und
Astronomie sich beschäftigenden, Rudolphs Ii. legte den
Grund zu dem dreyßigjährigen Kriege. Folgende Vorfälle
brachten die erbitterten Gemüther der sich selbst überlassenen
Parteyen einem völligen Bruche immer naher: a. Die Strei-
tigkeiten über die Magistratur in Aachen, 1580; b. die Strei-
tigkeiten über den Kalender, 1582; c. die Absetzung des Kur-
fürsten Gebhard von Köln, wegen seiner Absicht, das Stift
zu resormiren, 1587; 6. die Streitigkeiten über das Bisthum
Strasburg, 1592; e. die Achtserklärung der Stadt Donau-
werth, 1606, und die Eroberung derselben von dem Herzog
von Baiern, Maximilian, 1607; 1. das parteyische Verfah-
ren des Reichskammergerichts und Reichshofraths gegen die
Protestanten; g. die Bedrückung der Unterthanen, die nicht
der Religion des Landesherrn zugethan waren; h. die gegen
den geistlichen Vorbehalt laufenden Sekularisirungen geistlicher
Güter. Da die Protestanten auf den Reichstagen nicht gehört
wurden, so schlossen sie eine Union zu Heidelberg, 1603. Zn
einem 1591 mit den Türken über Siebenbürgen entstandenen
Kriege schlugen die Protestanten die Hülfe ab, und die katholi-
schen Stände bewilligten sie, 1603. Eine neue Union schlossen
die Protestanten 1610 zu Halle in Schwaben, und ernannten
den Kurfürst Friedrich von der Pfalz zum Oberhaupte, und den
Fürst Christian von Anhalt-Dessau zum General. Die Katho-
liken schlossen dagegen eine Ligue, an deren Spitze der Herzog
Maximilian von Baiern stand, 1610. Heinrich Iv., König
von Frankreich, und Prinz Moritz von Oranien brachten die
Gemüther noch mehr auf. Mittelbar hatten auf das Ganze
Einfluß: die Streitigkeiten der Häuser Hessenkassel und Darm-
stadt über die marburgische Erbschaft, 1604; und die Strei-
tigkeiten über die Succession des letzten Herzogs von Jülich,
Berg, Kleve, Mark u. s. w. zwischen den beiden sächsischen
Häusern, Kurbrandenburg, Pfalzneuburg u. a., 1609, wobey
sich Brandenburg und Pfalzneuburg sogleich in den Besitz dieser
Länder setzten, und von Frankreich und den Niederlanden darin,
gegen den von dem Kaiser versuchten Sequester, geschützt wur-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Rudolph Gebhard_von_Köln Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Christian_von_Anhalt-Dessau Maximilian_von_Baiern Maximilian Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Moritz_von_Oranien
Extrahierte Ortsnamen: Wien Aachen Baiern Heidelberg Schwaben Frankreich Häuser_Hessenkassel Kleve Kurbrandenburg Pfalzneuburg Brandenburg Pfalzneuburg Frankreich
438 Neueste Geschichte, i. Zeitr. 2. Abschn.
len focht, am 6ten May; der König wurde von Tilly bey Luk
ter am Barenberge völlig geschlagen, am 2/sten Aug.; und
der ganze niedersächsische Kreis wurde besetzt. Ein Aufstand
in den östreichischen Ländern, und ein neuer Einbruch des Für-
sten Deehlen Gabor in Ungern, zu dem der Graf von Mans-
feld durch Schlesien georuugen war, hatten wenig Erfolg,
Berhlen machte Friede, 1627, und der Gras von Mansfeld
starb am z osten Nov. 1626. — Oestreich glaubte jetzt der Er-
reichung seiner Absichten nahe zu scyn. Es drückte die besetz-
ten Länder durch vre wallensteinische 2lrmee fürchterlich; ließ
Ferdinands Soyn, Leopold Wilhelm, die Abrey Hersfeld, das
Visthum Halberstadt, das Erzbisthum Magdeburg, und end-
lich auch Bremen geben; erklärte die Herzoge von Mecklen-
burg in die Acht, gab ihr Land und ihren Titel dem Wallen-
stein, 1628, der außerdem Herzog von Friedland und Sagan
war, und wollte sich mit Hülfe der Hansestädte zum Herrn
von der Ostsee machen, weswegen Wallenstein Stralsund, aber
vergeblich, belagerte, 1628. Um Baiern in Oestreichs Inter-
esse zu erhalten, wurde ihm die Oberpfalz eigenthümlich über-
lassen , und die Kurwürde erblich auf alle seine Nachkommen er-
theilt. Endlich geschah der harte, schon lange entworfene,
Schlag, durch Publicirung eines Restitutionsedikts, am 6ten
May 1629, durch welches den Reformirten die Religionsübung
in Deutschland völlig untersagt, und den Lutheranern auferlegt :
wurde, alle seit dem passauischen Vertrage eingezogene oder in
Besitz genommene mittelbare oder unmittelbare Stifter zu resti-
tuiren. Die Erekution erfolgte sogleich, wo die kaiserliche Ar-
mee stand. Die Folgen davon waren für den kaiserlichen Hof '
widrig. Die Protestanten wurden zur äußersten Gegenwehr :
genöthigt. Aber auch die katholischen Stände und besonders l
Baiern fühlten ihr Unrecht, dem Kaiser zu einer Gewalt ge- -
helfen zu haben, deren Stärke er sie selbst fühlen ließ, und <
machten dagegen Vorkehrungen. Dem kaiserlichen Hofe, und <
selbst Wattensteimn, war auswärtiger Friede zur Erreichung j
ihrer Absichten in Deutschland nochwendig. Man schloß den- *
selben also mit Dänemark zu Lübek am i2ten May 1629, und <
gab dem Könige alle ihm weggenommene Länder gegen das <
Versprechen zurück, daß er sich nicht ferner in Deutschlands An- *
gelegenheiten mischen wolle. Wallenstein behielt Mecklenburg. .
Die deutschen Stände haßten in ihm den hartherzigen, die Je- *
sutten und Spanier den geraden Mann. Alle drangen auf f
Hessen Entlassung und auf die Abdankung eines Theils der Ar- *
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Tilly Gabor Oestreich Ferdinands Leopold_Wilhelm Leopold Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Ferdinands_Soyn Halberstadt Magdeburg Friedland Oestreichs Deutschland Baiern Deutschland Deutschlands Hessen
ir
442 Neueste Geschichte, i. Zeitr. 2. Abschn.
Aug. Harter Waffenstillstand, den Sachsen eingehen muß,
am ^7sten Aug. Am Rhein hielt Türenne die Sachen im
Gleichgewichte. Er vereinigte sich mit Wrangeln; und Beide
zwangen, durch einen Einbruch in Baiern, den Kurfürsten zu
einem Waffenstillstände, am i4ten März 1647. Wränget fiel
wieder in Böhmen ein, wurde aber mit großem Verluste nach
Niedersachsen getrieben, als der Kurfürst von Baiern, bey groß-
ßer Unthärigkeit der Franzosen, von der Verbindung absprang,
am 24sten Sepr. Die beiden verbündeten Armeen vereinigten
sich wieder, nach beygelegter gegenseitiger Unzufriedenheit und
erhaltener schwedischer Verstärkung, unrer dem Pfalzgrafen Karl
Gustav. Sie drangen abermah'.s in Baiern ein, 1648, und
züchtigten es hart. Überrumpelung der kleinen Stadt von
Prag, durch den Grafen Kbnigsmark, am 2zsten Jul.
8- Der osnabrückische Friede.
Die kriegenden Mächte hatten seit 1655 über den Frieden
unterhandelt, es ernstlich zu meinen. Die Vermittler,
Dänemark und der Papst, hingen auf östreichische Seite, und
die kaiserlichen Vorschläge waren stolz und abschreckend. i6z6
kamen die Gesandten zu Hamburg zusammen. Der Kaiser
weigerte sich, die Gesandten der Reichsfürsten zuzulassen. 'Auf
dem Reichstage 1641 wurde eine sehr beschränkte Amnestie be,
willigt, die Städte Osnabrück und Münster wurden zu den
Unterhandlungen bestimmt,. und Präliminarien zu Hambürg
unterzeichnet, am 2zsten Dec. 1641. Aber der Wechsel des
Kriegsglücks, der böse Wille auf beiden Seiten, und die Indo-
lenz der Reichsstädte, verhinderten die Eröffnung des Kongresses
bis zum uten Iun. 1645. Der Kaiser unterhandelte mit
Schweden zu Osnabrück, und mit Frankreich zu Münster; die
Stände schlossen sich, nach ihrem Vortheile, an die eine oder
die andere Macht an. Die große Zahl der zu bestimmenden
Punkte; das verschiedene Interesse, selbst der verbündeten Mäch-
te ; die Größe der schwedischen und französischen Forderungen;
Spaniens und Hollands Bemühungen, sie einzuschränken; zu-
letzt Frankreichs Wunsch, den Krieg fortdauern zu lassen, und
die Schwierigkeiten, den politischen und Religionszustand von
Deutschland fest zu sehen, zogen die Unterhandlungen hin, bis
am 24sten Okt. 1648 die Friedensinstrumente zu Osnabrück
und Münster zugleich unterzeichnet wurden. In dem Frieden
zu Osnabrück erhielt Schweden: Rügen, fast ganz Pommern,
Bremen und Verden als weltliche Fürstenthümer, die St. Wis-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Karl
Gustav Karl Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rhein Baiern Niedersachsen Baiern Baiern Prag Dänemark Hamburg Frankreich Spaniens Hollands Frankreichs Deutschland Schweden
6. Kap. Der westphälische Friede, 1648. 44ä
mar, und fünf Millionen Thaler; Sachsen: einige magde-
burgische Aemter; Brandenburg: einen Strich von Pommern,
und Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kamin als welt-
liche Fürstenthümer; Mecklenburg, auf gleiche Art: Schwerin
und Ratzeburg; Braunschweig: die alternative Besetzung des
Visthums Osnabrück, und die Klöster Walkenried und Grö-
ningen; Hessenkassel: Hirschfeld, Schauenburg und Sachsen-
hagen, und 600000 Rthlr; der Kurfürst von der Pfalz erhielt
seine Länder zurück, bis auf die Oberpfalz und Cham, die
Vaiern, nebst der fünften Kurwürde, behielt; Pfalz bekam die
achte Kur, die Gesammthand an die fünfte, und das Erz-
schatzmeisteramt; die geächteten, ihrer Staaten beraubten,
Stände erhielten sie zurück; die Reformirten wurden in den
bestätigten Religionsfrieden eingeschlossen, und das Jahr 1624
wurde zur Norm angenommen, welches Kirchensysiem in jeoem
Lande und Orte beybehalten werden sollte. Den Reichsständen
wurden ihre Territorialhoheits- und Reichsstandsrechte, so wie
auch der Besitz der Reichspfandschaften, bestätigt. Zn dem
münsterischen Frieden erhielt Frankreich die völlige Hoheit über
Toul, Metz und Verdun, mit Vorbehalt der trierischen Metro-
politanrechte, die St. Breysach, Elsaß, mit der Landvogtey
über die zehn Reichsstädte daselbst, und das Besatzungsrecht
in Philippsburg. Es bezahlte drey Millionen Livres.
Der Friede wurde am zten Febr. 1649 ratificirt. Bey
der Vollziehung entstanden jedoch so heftige Streitigkeiten, daß
sie einen neuen Bruch droheten. Eine Reichsdeputation zu
Nürnberg brachte endlich, am i6ten Zun. 1650, einen Frie-
densexekutions - Hauptreceß zu Stande. Auf dem Reichstage
zu Regensburg 1652 wurden noch verschiedene Punkte abge-
ihan» manche blieben aber unberichtigt; auch wurde damahls
der Grund zu dem, den Protestanten schädlichen, Simulta-
neum gelegt. Ein neuer Bruch hätte ieicht dadurch befördert
werden können, daß der Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm die
Protestanten im Zülichschen drückte, welches den Kurfürsten
von Brandenburg bewog, Truppen in dieses Land rücken zu
lassen.
Der verwüstende, entvölkernde dreyßigjährige Krieg ver-
heerte ganz Deutschland, und hinterließ Beweise seiner Wuth,
die noch zum Theil da sind. Die Menschheit schaudert bey den
schrecklichen Erzählungen der Grausamkeiten, mit denen er ge-
führt wurde, und des unaussprechlichen Zammers, den er ver-
breitete.. Er hatte viele böse Folgen für Deutschland, aber er
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Nürnberg Wolfgang_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Brandenburg Pommern Magdeburg Halberstadt Minden Schwerin Ratzeburg Hessenkassel Schauenburg Cham Frankreich Verdun Elsaß Philippsburg Brandenburg Deutschland Deutschland