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Ferdinand Iit. (1637 — 1657 ) den lang ersehnten (westphälischen)
Frieden herbei (24. Oct. 1648). Wie der Krieg, so war auch dieser Friede
höchst verderblich für Deutschland: Frankreich erhielt für seine (erst dem Kaiser,
dann den Schweden geleistete) arglistige und eigennützige Hülfe für immer den
herrlichen Elsaß, Schweden für seine Anstrengungen Vorpommern nebst Rügen
und Theile von Hinterpommern nebst Wismar, Bremen und Verden; die Schweiz
wurde von Deutschland getrennt und die Unabhängigkeit der Niederlande von
Spanien anerkannt. — Ueber alle Begriffe elend war der Zustand, in welchen
der 30jährige Krieg Deutschland versetzt hatte. Ganze große Länderstrekken lagen
wüst und leer. Man konnte in manchen Gegenden Meilen weit gehen, ohne
einen Menschen zu sehen. Ganz besonders auffallend und traurig war die innere
geistige Verödung, die sich in Unzucht, Sittenlosigkeit, Völlerei und gleichgültiger
Stumpfheit gegen alles Höhere und Göttliche bemerkbar machte. — Das deutsche
Reich versank seit dem Frieden immer mehr in Ohnmacht und Schwäche, während
die Macht Oestreichs dem Auslande gegenüber bedeutend wuchs. So kamen z. B.
unter Ferdinands Iii. Sohne
Leopold I. (1657 —1705) nach der herrlichen Vertheidigung Wiens durch
Joh. Sobicsky von Polen gegen die Türken (1683), und nach ihrer, gänzlichen
Besiegung durch den kaiserlichen Feldherrn Engen von Savoyen (1601 an der
Theiß und 1607 bei Zentha) Ungarn, Siebenbürgen und Slavonien an
Habsburg. Dagegen verlor Deutschland an Ludwig Xiv. von Frankreich ganze
Distrikte am Rhein und in Lothringen, auch das freie Strasiburg (1681); und
in den Raubkriegen dieses ländergierigen Königs wurde die nnglükkliche Pfalz
diesseits und jenseits des Rheines durch Turennc (1688) auf Mordbrenner-Art
verwüstet. Der Jammer war noch nicht zu Ende. Kaum war der Friede mit
den Türken zu Staude gekommen ( 1609), so starb (1700) Karl Ii., der letzte
König von Spanien aus dem Hause Oestreich. Erhalte sein Reich dem jüngsten
Sohne Leopolds, dem Erzherzog Karl, zugedacht; Frankreichs Ränke und Künste
aber brachten eö dahin, daß er kurz vor seinem Tode den französischen Prinzen
Philipp von Anjou testamentarisch zu seinem Erben ernannte. Hierüber entspann
sich der in ganz Europa, besonders aber in Spanien, Italien, den Niederlanden
und Deutschland mit furchtbarer Erbitterung geführte spanische Erbfolgekrieg
(1701 —1714). Leopold I. starb in der Mitte dieses Streites, und sein ältester
Sohn und Nachfolger, Kaiser
Joseph I. (1705 — 1711) überlebte ihn nicht lange. Nun folgte Leopolds
jüngerer Sohn
Karl Vi. (1711 — 1740), derselbe, welcher um die Krone Spaniens focht.
Unter ihm kam cs nach vielen Siegen über die aufs Tiefste erschöpften Franzosen
zu dein Frieden von Rastadt und Baden (1714): Philipp V. erhielt Spanien
und Indien; das Haus Habsburg die Niederlande, Mailand, Neapel und
Sardinien, welches es später gegen Sicilien umtauschte. Fürs deutsche Reich
aber geschah Nichts, und Frankreich blieb im Besitz aller seiner Deutschland
entrissenen Länder. — In dem Kriege, welchen Karl Vi. (1716—1718) gegen
die Türken führte, gewann er durch glänzend errungene Siege deö alten Helden
Eugen Belgrad und Serbien, mußte aber in einem zweiten Kriege (1736
— 1739) Beides wieder herausgeben. Um seiner einzigen Tochter,
Maria Theresia (1740— 1780), den vollen Besitz seiner Staaten zu
sichern, hatte er schon 1713 die sogenannte pragmatische Sanction aufgestellt und
auch von allen europäischen Mächten (außer Baiern) ihre Anerkennung und
Bestätigung erlangt. Kaum aber war er gestorben, als auch von allen Seiten
Ansprüche an seine Erbschaft gemacht wurden; die ernstlichsten waren die
Friedrichs Ii. von Preußen wegen Schlesien.*) Auch Karl Albert, Kurfürst von
*) Siehe preußische Geschichte.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Schweden Schweden Hinterpommern Wismar Deutschland Spanien Deutschland Wiens Ungarn Habsburg Deutschland Frankreich Rhein Lothringen Spanien Leopolds Europa Spanien Italien Deutschland Leopolds Spaniens Baden Spanien Indien Haus_Habsburg Niederlande Mailand Neapel Sardinien Sicilien Frankreich Deutschland Serbien Baiern Friedrichs
160 11l, Jeitr. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt.
lagert, weil keine Hand sie bebauete, und daß viele Städte und
Dörfer nur noch Schutthaufen waren. Durch so viel Jammer
und Elend mußten auch die Gemüther der Menschen ganz ver-
wildern, und eine traurigere Zeit hat unser Vaterland überhaupt
wohl niemals erlebt.
Noch mancher tapfere Anführer hat in den letzten 12 Jahren
des Krieges kühne Thaten verrichtet: Bernhard von Weimar,
die schwedischen Generale Banner, Torstensohn und Wrangel,
und von kaiserlicher Seite Johann de Werth, Piccolomini
und andere. Allein es wurde durch alles vergossene Blut nichts
Großes entschieden und die Erzählung solcher nutzloser Kriegsthaten
kann nicht erfreuen.
Der Kaiser Ferdinand Ii. sah auch das Ende dieses unglück-
lichen Kampfes nicht; er starb im I. 1637, im 59. Jahre seines
Alters, und sein Sohn:
Ferdinand Iii. (1637 — 1657.) wurde sein Nachfolger.
Dieser gab sich alle Mühe, dem langen Kriege ein Ende zu machen,
und auf seinen Betrieb wurden wirklich die Gesandten der kriegfüh-
. renden Theile nach zwei Städten Westphalens, Münster und Os-
j nabrück, die von dem Kriegsschauplätze ziemlich entfernt waren,
' zur Friedensunterhandlung beschieden. In Münster sollte mit den
Franzosen, in Osnabrück mit den Schweden unterhandelt werden.
Aber so langsam ging es schon mit der Versammlung der Gesandten,
daß, da die kaiserlichen sich schon im Sommer i 643 c einfanden,
die schwedischen erst am Ende des Jahres und die französischen gar
erst im folgenden Jahre kamen. Eben so langsam ging es mit den
\ Verhandlungen selbst. Die Fremden trachteten nur danach, so viel
als möglich von Deutschland abzureißen, und warteten deßhalb immer,
ob nicht neue Siegesnachrichten von ihren Generalen eingingen, um
ihre Forderungen noch höher spannen zu können; denn der Krieg
wurde unterdeß unaufhörlich fortgesetzt. Mit dem unerträglichsten
Uebermuthe schrieben die französischen Gesandten Gesetze vor und er-
langten auch am Ende die größten Vortheile aus diesem, von Frank-
reichs Seite, wahrhaft schändlichen. Kriege, £ -C v ^
{¡io . , ^ f - ;
74. Der westphälisch'e Friede. 24. Dct. L648.
Nach vierjährigen Unterhandlungen kam man endlich dahin
überein, daß:
1. Frankreich die Bisthümer Metz, Toul und Verdün, ganz
Elsaß, so weit es östreichisch gewesen, den Sundgau, und die
wichtigen Festungen Breisach und Philippsburg erhielt, wodurch
es sich den freien Eingängen das südliche Deutschland eröffnete.
2. Schweden begnügte sich mit Vorpommern und Stettin, der
meklenburgischen Stadt Wismar und den Bisthümern Bremen
und Verden, nebst 5 Mil. Thaler für aufgewandte Kriegskosten.
3. Der Churfürst von Brandenburg erhielt, für die Abtretung
von Vorpommern, ganz Hinterpommern, das Erzbisthum Mag-
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Johann_de_Werth Johann Piccolomini Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand_Iii Ferdinand Frankreich_die_Bisthümer_Metz
Extrahierte Ortsnamen: Osnabrück Schweden Deutschland Breisach Philippsburg Deutschland Stettin Wismar Bremen Brandenburg Hinterpommern
Der westfälische Friede.
161
deburg und die Bisthümer Halberstadt, Minden und Kamin
als weltliche Fürstenthümer.
4. Meklenburg und Hessenkassel erhielten kleine Ent-
schädigungen.
5. Braunschweig-Lüneburg, welches Ansprüche auf das Bis-
thum Osnabrück hatte, bekam das Recht, daß abwechselnd mit
einem katholischen Bischöfe ein braunschweigischer Prinz das
Land besitzen sollte.
6. Der älteste Sohn des unglücklichen Fried richsv. vonderpfalz
erhielt seine Erbländer wieder bis auf die Oberpfalz, die Baiern,
nebst der siebenten Churwürde, behielt. Um Pfalz nicht ganz zurück-
zusetzen, wurde für dasselbe eine achte Churwürde errichtet.
7. Was die Religionsangelegenheiten betraf, so wurde der Passauer
Friede bestätigt, und, damit von dem Restitutionsedikt nicht
ferner die Rede wäre, wurde ausgemacht, daß die Evangelischen
alle geistlichen Güter, die sie im I. 1624 besessen, auch ferner
ungestört besitzen sollten. Kein Landesherr sollte die, einer an-
dern Religionsparthei angehörigen, Unterthanen irgend drücken,
und damit man der Unparteilichkeit des Reichskammergerichts
gewiß wäre, sollte die Zahl der Räthe von beiden Kirchen gleich
seyn. — Durch Hülfe dieser gesetzlichen Bestimmungen ist denn
auch von nun an der Religionsfriede nicht wieder gestört wor-
den. Die Gemüther beruhigten sich nach und nach, der Haß
verschwand und die Duldung nahm immer fester ihren Wohn-
sitz in den Herzen ein, so daß die Kirchenverschiedenheit nicht
mehr als eine schroffe Scheidewand zwischen den deutschen
Stämmen dastand.
8. In Absicht der Fürsten des Reiches sprach der westphäl.
Friede allen die Landeshoheit zu, und machte dadurch die kai-
serliche Gewalt so gut wie zum bloßen Schattenbilde. Die
Fürsten sollten Krieg und Frieden und Bündnisse, sogar mit
Fremden, beschließen dürfen, und so wurden die alten Bande
des Reiches in der That schon damals zerrissen, obgleich sie dem
Namen nach noch anderthalb Jahrhunderte bestanden haben.
Nach diesem Frieden wird überhaupt die äußere Geschichte
unseres Vaterlandes, als eines Ganzen, nur immer trauriger. Die
Einigkeit verschwindet immer mehr, die Fremden gewinnen immer
stärkeren Einfluß, und die vielen Kriege, die seitdem auf unserm
Grund und Boden geführt sind, haben, bis auf den letzten Frei-
heitskrieg, entweder einen traurigen Anfang oder ein schimpfliches
Ende genommen, oder doch die Auflösung des Reichsverbandes be-
fördert. Im Innern ist indeß recht viel für die Aufklärung des
Geistes, für Kunst und Wissenschaft, für Gesetzlichkeit und Ordnung,
geschehen; und auch darin hat Deutschland sehr gewonnen, daß der
Ackerbau sich bald wieder emporhob, und daß der Bauernstand, der
die Grundkraft eines jeden Volkes ausmacht, nach und nach immer
mehr frei und geehrt wurde. Dagegen aber sanken die vielen blühen-
den Städte herab, weil der Handel sich zu andern Völkern gewendet
Kohlr. Darstellung d. d. G. 4. Aufl. 11
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Leopold l.
163
schlug sie nach einem harten Kampfe gänzlich in die Flucht. Die
übrig Gebliebenen mußten schleunig nach ihrem Pommern fliehen.
Im I. 1679 wurde endlich zu Nimwegen Friede gemacht
und Ludwig erhielt leider wieder eine-der Festungen, die Deutschland
gegen Frankreich vertheidigen sollten, Freiburg im Brcisgau. —
Das war ihm aber lange nicht genug. Was er im Kriege nicht
hatte erlangen können, versuchte er durch freche List im Frieden.
Besonders reizte die große und feste Stadt Straßburg seine Hab-
sucht, welche eigentlich der Schlüssel des Oberrheins und so wichtig
ist, daß Karl V. einst sagte: „wenn Wien und Straßburg zugleich
in Gefahr waren, so würde er Straßburg zuerst Zu Hülfe kommen."
Ludwig Xiv. ließ nun durch seine dienstfertigen Rathe, welche eine
Sache am besten zu verdrehen verstanden, alte, ganz nichtige An-
sprüche auf jene Stadt und das ganze umliegende Land hervorsuchen,
um nur irgend einen Vorwand an der andern Rheinseite, gleichviel
ob gut oder schlecht, zu haben, und darauf rückte er auf einmal,
mitten im Frieden, gegen Straßburg, welches eine freie Stadt des
deutschen Reiches war, heran und ehe sich die Bürger nur besinnen
oder irgend zur Gegenwehr rüsten konnten, nahm er sie in Besitz.
Da half kein Gegenreden des Kaisers und Reiches, er behielt die
Stadt und Landschaft, und damit der Kaiser genug in seinem eignen
Lande zu thun hatte, hetzte er noch dazu die Türken gegen ihn auf-
Belagerung von Wien durch die Türken. 1683.
Der türkische Kaiser hatte gerade einen sehr kriegslustigen Großvezier,
Kara Mustapha, der seinen Herrn gern beredete, ein großes Heer
gegen Oeftreich auszurüsten und gerade auf die Hauptstadt Wien
loszugehen. Dies geschah mit solcher Schnelligkeit, daß im Frühjahr
1683 zweimalhunderttausend Türken vor Wien standen, ehe sich das
öftreichische und deutsche Heer zur Gegenwehr hatte sammeln können.
Sie beschossen die große, nur in der Eile befestigte, Stadt auf das
Furchtbarste, sprengten die Walle durch angelegte Minen und waren
ganz nahe daran, daß sie mit Sturm eindrangen, obwohl sich die
Besatzung unter dem Grafen von Stahreubcrg mit Heldenmuth ver-
theidigte. Als die Noth am größten war, erschien endlich am Abend
des 11. Sept. das Befreiungsheer auf den Höhen des Kalenberges
und gab seine Ankunft durch ein paar Kanonenschüsse zu erkennen.
Es bestand aus 46,000 Mann kaiserlicher, deutscher und vorzüglich
polnischer Hülfstruppen, die der tapfere König Georg Sobiesky
selbst befehligte. Am nächsten Morgen kam das Heer in die Ebene
herab. Sobiesky siel mit seinen leichten Reutern wie ein Sturm-
wind über die türkischen Reuter her und trieb sie in die Flucht;
die Hauptschlacht sollte am nächsten Tage geschehen; aber die Tür-
ken hatte solcher Schrecken ergriffen, daß sie in der.größten Verwir-
rung ihr Lager verließen und sich auf die Flucht begaben. Ihre
zusammengeraubten Schatze fielen in die Hände der fröhlichen Sieger
und man schätzte den Werth der ganzen Beute auf wenigstens- zehn
Millionen Thaler. Viel wichtiger aber als diese Beute war dj§
Errettung der hartgeangstigten 200,000 Einwohner Wiens, hie ge?
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Extrahierte Ortsnamen: Nimwegen Deutschland Frankreich Freiburg Straßburg Wien Wien Wien Stahreubcrg Wiens
50 Ii, Zeitr. Das Mittelalkcr. Bon 768 bis 1517.
)kvaren vereitelt. Er behielt nur das von ihnen eroberte Land bis
an die Naab, also besonders das jetzige Oestreich, besetzt und bevöl-
kerte es mit deutschen Anbauern.
D e r F r i e d e mit d e n S a ch se n. 803. — Der avari-
sche Krieg war auch die Veranlassung des letzten großen Aufstandes bei
den Sachsen gewesen. Für diese war es eine ungewohnte und höchst
beschwerliche Sache, in so langen und entfernten Kriegen die Heeres-
folge zu leisten. Wenn der Krieg nur ein paar Monate dauerte und
nahe an den Gränzen blieb, so konnte der Hausvater allenfalls so
lange von Haus und Hof entfernt seyn; dauerte er aber über Jahr
und Tag, so war sein Hauswesen in Gefahr, großen Schaden da-
durch zu leiden; und dazu kam noch, daß er sich in der ganzen Zeit
selbst mit Unterhalt, so wie mit Kleidung und Waffen versorgen
mußte. An Sold für den Kriegsmann wurde damals noch nicht
gedacht; ein jeder mußte sich selbst unterhalten. Im Unwillen über
diesen drückenden Dienst empörten sich die Sachsen noch einmal und
verweigerten die Heeresfolge, so daß Karl auch aus dieser Ursache
den avarischen Krieg abbrechen und sich gegen die Sachsen wenden
mußte. Doch wurde die Sache hier bald wieder beigelegt und im
Jahr 803 endlich zu Selz ein fester Friede mit den Sachsen ge-
schlossen. Ihr tapferes und kräftiges Benehmen hatte ihnen Karls
Achtung erworben; die Friedensbedingungen gereichten ihnen zur Ehre;
sie behielten ihre Gesetze und Einrichtungen, wurden von ihren eige-
nen Grafen regiert, und haben von ihrer uralten Eigenthümlichkeit
vieles noch bis auf den heutigen Tag bewahrt. Noch jetzt wird in
Westphalen und Niedersachsen die alte sächsische Mundart, mit un-
wesentlichen Veränderungen, gesprochen, noch jetzt findet man in vielen
Gegenden mehr einzelne Höfe, als zusammenliegende Dörfer; und in
den häuslichen Einrichtungen des Landmanns zeigen sich noch immer
die Spuren einer Zeit, da eine jede Haushaltung alles in sich verei-
nigte, was zur Nothdurft des Lebens gehört.
Der größte Gewinn, den die Sachsen aus dem langen Kriege
davon trugen, war die Pflanzung des Christenthums unter ihnen;
zwar Anfangs wider ihren Willen, und lange noch in heimlicher
Mischung mit dem Heidenthume; allein das zweite und dritte Ge-
schlecht, welches schon ganz im Christenthum aufwuchs, wurde immer
inniger von demselben erfüllt. Karl der Große hatte eine Menge
Stifter und Kirchen in Sachsen gegründet, wozu Münster, Osna-
brück, Minden, Paderborn, Bremen, Verden, Bardewik, Seligenstadt,
Elze, Halberstadt und mehrere andere, gehörten.
24. Karls des Großen Kaiserkrönung. 800.
So hatte Karl in den dreißig ersten Jahren seiner Regierung
sein Reich nach allen Seiten hin erweitert: an der N. O. Gränze
durch die Vereinigung des ganzen Sachsenlandes; nach S. O. durch
die Eroberung Oestreichs von den Avaren; im S. durch die Erwer-
bung des ganzen nördlichen Italiens, und jenseits der Pyrenäen,
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— 26 —
vertheidigt wurde, und nahm sie mit Sturm (20. Mai 1631). Damit sie aber dem Sieger in dem Kriege gegen den Schwedenkönig nicht zum Vortheile gereiche, so ließ wahrscheinlich Falkeuberg die Stadt durch angelegte Pnlvermiuen in Brand stecken. Am Abend des Tages lag Magdeburg in Schutt und Asche. Nun wollte Tilly Sachsen unterwerfen. Gustav Adolph aber besiegte ihn vor Leipzig und drang durch Süd- und Westdeutschland, welches er sich rasch unterwarf. Im folgenden Frühjahre traf er am Lech noch ein Mal ans Tilly und schlug ihn abermals. Tilly wurde verwundet und starb bald an der erhaltenen Wunde. Nunmehr wandte sich der Schwedenkönig gegen Wallenstein. Am 16. Nov. 1632 kam es bei Lützen zu einer Schlacht. Die Schweden blieben zwar Sieger, aber ihr König, Gustav Adolph, wurde getödtet.
Nach dem Tode des Königs von Schweden dauerte der Krieg noch immer fort. Die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg aber schlossen am 25. Mai 1635 in Prag mit dem Kaiser Frieden. Bald traten auch alle protestantischen Stände des mittlern und nördlichen Deutsch« lands diesem Frieden bei.
Nun trat Frankreich, welches auch bisher schon die Protestanten unterstützt hatte, öffentlich als Feind des Reiches auf. 3hm ,war es nur darum zu thun, die Macht des deutschen Reiches zu schwächen und einige Provinzen unseres Vaterlandes an sich zu reißen. Die Franzosen besiegten das kaiserliche Heer und eroberten und besetzten das Elsaß. Die Schweden fielen in Böhmen ein und kamen selbst bis in die Nähe von Wien. Nun vereinigten sich die Schweden mit den Franzosen zu einem Angriffe auf Baiern. Da wurde endlich der Friede abgeschlossen, und zwar in Münster mit den Franzosen und in Osnabrück mit den Schweden (1648). In diesem Frieden, welcher der westfälische Friede genannt wird, erhielt Frankreich das Elsaß, so wie Metz, Tonl und Verdun; Schweden bekam Vorpommern nebst Rügen und den Städten Wismar, Bremen und
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— 57 —
und werfen alles vor sich nieder, was sich ihnen entgegenstellt. Die Schlacht geht für die Franzosen verloren, und in wilder Flucht eilen sie ans Frankreich zu. In dieser Schlacht bei Waterloo, welche auch die Schlacht bei „Belle Alliance" genannt wird, hatten die Franzosen 30000 Todte und Verwundete, die Verbündeten 20000.
Nach diesem großen Siege zogen die Verbündeten, fortwährend die Franzosen verfolgend, aus die Hauptstadt Frankreichs zu und hielten am 7. Juli 1815 zum zweiten Male ihren Einzug in Paris. Am folgenden Tage traf auch Ludwig Xviii. ein, und mit ihm schlossen die Verbündeten am 20. November desselben Jahres den zweiten Pariser Frieden. Napoleon wurde auf die Insel St. Helena abgeführt, wo er im Jahre 1821 gestorben ist. Frankreich aber mußte mehre Besitzungen abtreten (an Preußen die Festung Saarlonis), große Kriegskosten bezahlen, alle geraubten Kunstschätze herausgegeben und drei Jahre lang ein großes Heer der Verbündeten in seinen Grenz-Festnngen unterhalten.
Bei der nunmehr stattfindenden Neugestaltung Deutschlands e-rhielt Preußen, außer allen vor dem Tilsiter-Frieden besessenen Ländern, noch die Hälfte des Königsreichs Sachsen, das Großherzogthum Posen, den bisherigen schwedischen Antheil von Pommern und eine Reihe blühender Gebiete am Rheine, wozu auch das Kurfürstenthum und die Stadt Köln gehörte. Dagegen mußte es auf mehre der früher besessenen Länder, so auf Ostfriesland, Ansbach und Baireuth und einen großen Theil von Polen, verzichten.
So endete der große Befreiungskampf, der den Völkern Europa's und ganz besonbers Preußen die Segnungen des Friedens zurückbrachte, deren sie so lange entbehrt hatten.
Die lange Zeit der Ruhe, welche nun folgte, benutzte Friedrich Wilhelm Iii. auf das sorgfältigste, um seinem Laude wieder aufzuhelfen. Gerechtigkeitspflege und Kriegswesen wurden musterhaft geordnet, Gewerbe und Handel befördert, Wissenschaft und Kunst gehegt und gepflegt. Ganz
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m
detliitbifile Geschichte
für
Elementarschule«.
Von
Peter Hopstein,
Haspttehrer der psarrschulr Lt. Rnlrrai und St. Marti-Hlmmrlsahrt in Köln.
Dreiund dreißigste Auftage,
verbessert und vermehrt
mit Bezug auf die allgemeinen Bestimmungen des Kö»igl. Preußischen Ministers der geistlichen, Unterstd)t8-und Medicinsl-Augelegenhäten vom 15. belobet- 1872.
Q1 :::::: tu 35 Reichöpfenuige (S1/! Sgr ).
9300
H798
Köln.
und Verlag von I. P. Bachem.
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