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an; namentlich verweigerte ihm der Emir von Saragossa, Ebn el
Arabi, den Gehorsam, und da Abderrahman ihn vertrieb, kam er (777)
mit einigen Andern nach Paderborn, um den mächtigen Karl um
Hülfe zu bitten. Karl versprach ihnen zu kommen, und im folgenden
Jahre 778 sehen wir ihn schon mit einem stattlichen Heere über die
Pyrenäen ziehen, Saragossa erobern, und den vertriebenen Emir wie-
der einsetzen. Alles Land zwischen dem Ebro und den Pyrenäen (die
spanische Mark) schlug er zu seinem großen Frankenreiche. Er selbst
kam mit dem Hauptheere unangefochten zurück; aber als ein Nachtrab
in langem Zuge durch die Engpässe der Pyrenäen zurückzog, stürzten
plötzlich die Bergbewohner, die Basken, aus einem Hinterhalte über
ihn her, tödteten alle, und nahmen das Gepäck weg. Unter den Todten
waren die tapfersten Helden der Franken: der Pfalzgraf Anshelm,
der Trugseß Eg hart, und Rutland oder Roland, der Karls
Sohn genannt wird. Die Thaten dieser Helden sind von den Dich-
tern des Mittelalters in mehreren Sprachen besungen und ins Riesen-
hafte ausgeschmückt worden; besonders wird Roland als ein unbesieg-
barer Held geschildert, der es nicht selten mit ganzen Heeren der Un-
gläubigen aufnahm. Zu seinem Andenken wurden auf den Markt-
plätzen der meisten Städte Niederdeutschlands Standbilder von Stein
und Holz errichtet, die man noch hier und da sieht. Die Niederlage
sollen die Franken im Thale Ronceval erlitten haben. In einer hier
stehenden Capelle zeigen noch die Mönche das Grab Rolands und drei
seiner Gefährten. Reisende haben hier wohl alte, halb vermoderte Ge-
beine gesehen, aber sie nicht von so riesenmäßiger Größe gefunden, als
die Mönche sie zu schildern pflegen.
Noch unterwegs erhielt Karl die Nachricht, daß die Sachsen
schon wieder einen Einfall unternommen hätten. Sie waren 778 bis
an den Rhein vorgedrungen, und hatten fürchterlich gehaust. Karl
eilte ihnen nach, und jagte sie in ihre Gränzen zurück. Im folgenden
Frühjahr 779 aber zog er in ihr Land, und ließ sich wieder durch
Friedensanträge beruhigen. Er beschied sie 780 zu einem großen Land-
tage, und sie erschienen auch, gelobten aufs Neue Frieden, und ließen
sich zum Theil taufen. Auch schickte Karl Grafen in ihr Land, um
sie zu regieren. Er ließ Kirchen und Klöster in ihrem Lande bauen,
und errichtete Bisthümer, aus denen nach und nach blühende Städte
entstanden. Als solche werden Bremen, Verden, Minden, Hal-
berftadt, Hildesheim, Paderborn, Münster und Osnabrück
genannt. Von ihnen ging die Bildung der Deutschen ganz besonders
aus; denn Karl ließ bei jedem Domstift zugleich eine Schule anlegen,
um recht tüchtige Volkslehrer zu bilden. Diese Schulen existiren in
den vorgenannten Städten zum Theil noch.
780 reiste Karl nach Italien, und nahm, weil er in seiner Fa-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Roland Karls Roland Capelle Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Saragossa Paderborn Saragossa Karls Niederdeutschlands Sachsen Rhein Minden Hildesheim Paderborn Italien
200
es, ihn so abzuschließen, daß alle die vielen d-bei betheiligten Fürsten
damit zufrieden sepn konnten! Jeder wollte gewinnen, Keiner aber
etwas verlieren. Dazu kamen die elenden Streitigkeiten über den
Vorrang der Gesandten; z. B. verlangten die kurfürstlichen Gesandten
den Titel Ercellenz, den ihnen die fürstlichen durchaus nicht geben wollten.
Endlich wurde in Münster und Osnabrück 1643 ein Friedenscon-
greß eröffnet, aber erst nach fünfjährigen weitlauftigen Verhandlungen
der Frieden unterzeichnet; man nennt ihn daher den westphälischen
Frieden. Die vielen Bedingungen, welche er erhielt, können hier
nicht ausgezeichnet werden. Es sey genug, zu wissen, daß die Evan-
gelischen (also auch die Reformirten) völlig freie Religionsübung er-
hielten. Für die kaiserlichen Erbländer wurde bestimmt, daß nur Bres-
lau und die evangelischen Herzoge von Schlesien die bisherige Relk-
gionsübung beibehalten, und die übrigen Protestanten Schlesiens drei
neue Kirchen in Schweidnitz, Iauer und Glogau bauen dürften.
Schweden erhielt Vorpommern, die Insel Rügen, und die ehemaligen
Bisthümer Bremen und Werden; Frankreich: Metz, Loul, und
Verdun, und den Elsaß; Brandenburg: das Erzbisthum Magde-
burg und die Bisthümer Halberstadt, Minden und Camin; andere
kleinere Fürsten erhielten gleichfalls Gebietserweiterungen. Der Sohn
des unglücklichen Friedrichs 5. wurde wieder in den Besitz der Nieder-
pfalz (am Rhein) gesetzt, und erhielt die 8. Kurwürde, wogegen er
aber die Oberpfalz an Baiern abtreten mußte. Auch wurden erst in
diesem Frieden die Schweiz und die Niederlande als von Deutschland
getrennte Republiken anerkannt.
So war denn nun der unglückseligste Krieg, der jemals Deutsch-
land heimgesucht hat, beendigt. Fast das ganze Reich war von den
zahllosen Heeren, die es in allen Richtungen durchzogen hatten, danie-
dergetreten; unzählige Städte und Dörfer waren nicht nur abgebrannt
und ausplündert, sondern zum Theil so gänzlich verschwunden, daß
man keine Spur mehr von ihnen fand. In manchen Gegenden war
meilenweit kein Haus, kein Mensch mehr zu finden. Der Wohlstand vieler
Familien war dahin; manche Familien waren gänzlich ausgestorben^), und
— was das Traurigste war—die Sittlichkeit war tief gesunken. Die
Soldaten, in deren Lager jedes Laster ungescheut getrieben wurde, hatten
*) Wie fürchterlich die Soldaten, besonders die Kaiserlichen, überall gehaust
hatten, davon wissen alle gleichzeitige Chroniken Greueldingc zu erzählen. Hier
nur ein Beispiel. 1634 waren die Kaiserlichen in die wehrlose Stadt Höchstädt
in Baiern eingcbrochen. Der Bericht davon sagt: „Manns- und Weibspersonen
ist, ohne Unterschied, kalt oder heiß Master, Essig, Mist- oder Kothlachcn einge-
schüttct, theils sind sie mit Ketten und Stricken an den Köpfen bis aus den Tod
gerotelt, etlichen Daumenschrauben angelegt, andern auf den Schienbeinen mit
Sägen hin und wieder gesägt, mit Schnüren die Füße bis auf die Beine getrieben,
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Schweidnitz Glogau Frankreich Verdun Minden Friedrichs Nieder- Rhein Niederlande Deutschland Baiern
224
dieser nun alle Hände voll zu thun hatte, den Andrang seiner vielen
Feinde abzuwehren. Die Vorfälle dieses sonst so merkwürdigen Kriegs
können hier nicht umständlich erzählt werden. Es sey genug, zu sagen,
daß der große Türenne in dem Treffen bei Sasbach unweit Straß-
burg (1675) durch eine Kanonenkugel sein Leben verlor, und auch
Ruyter in einer Seeschlacht (an der Küste von Sicilien 1676) erschos-
sen wurde. Um den umsichtigen Friedrich Wilhelm von Brandenburg
loszuwcrden, bewog Ludwig die Schweden (Karl 11. 1669 — 97) unter
Wrangel, dem Kurfürsten ins Land zu fallen. Dennoch hielt der
wackre Mann am Rheine aus, um seinen Bundsgenossen nicht untreu
zu werden. Erst als diese ihn entbehren konnten, brach er nach der
Mark auf. Hier überfiel er die Schweden unvermuthet in Rathenau,
und schlug sie (1675) bei Fehrbellin vollends in die Flucht. Zu-
letzt sah sich Ludwig genöthigt, den Frieden von Nimwegen 1678
zu schließen, durch welchen er wieder 16 Festungen in den spanischen
Niederlanden und die ganze Franche Comte, bisher eine Besitzung der
Spanier, gewann; die Holländer dagegen verloren nichts.
Wäre Ludwig nun mit seinen Erwerbungen zufrieden gewesen,
so würde, trotz der eben erwähnten Kriege, seine Regierung eine recht
glückliche genannt werden können. Denn die Früchte der Einrichtun-
gen Colberts (gest. 1683) waren nun gereift. Ueberall blühte Wohl-
stand; Fabriken und Manufacturen hatten vollauf zu thun, der Han-
del brachte große Summen ins Land, französische Schiffe befuhren alle
Meere, Frankreich hatte eine Seemacht erhalten, und wurde überall
gefürchtet. Nur in den königlichen Kassen bemerkte man schon damals
große Verwirrung. Sonst schien alles zu gedeihen, was Ludwig un-
ternahm. Aber eben dieses Glück riß ihn zu neuen Unternehmungen
fort, bei denen er nie nach Gerechtigkeit fragte, und dies war es, was
sein und Frankreichs Glück untergraben hat. Die himmelschreiendste
Ungerechtigkeit waren die sogenannten Reunionen. Bei den bis-
herigen Friedensschlüssen nämlich hatte man sich des Ausdrucks be-
dient, daß die und die Districte und Städte nebst ihren Depen-
de nzen an Frankreich abgetreten werden sollten. Natürlich hatte
Jeder, und auch Ludwig 14. selbst, sich dabei nichts Anders gedacht,
als diejenigen Ländereien, die in dem Augenblicke der Uebergabe dazu
gehörten. Aber gleich nach dem nimweger Frieden machte ein ver-
schmitzter Parlamentsrath in Metz (Roland de Ravaux) 1689 den
Kriegs-Minister Louvois darauf aufmerksam, man könne ja jene Worte
auch so auslegen, als wenn darunter alles verstanden würde, was je-
mals zu jenen abgetretenen Districten gehört habe. Louvois fand,
nach kurzem Nachdenken, diesen Gedanken ganz köstlich, und als eine
herrliche Gelegenheit, viele schöne Städte und Districte ohne Schwerdt-
schlag und unter dem Scheine des Rechts zu gewinnen. Auch Lud-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Ludwig Ludwig Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_un- Ludwig Ludwig_14. Ludwig Roland_de_Ravaux Louvois
Extrahierte Ortsnamen: Sasbach Sicilien Schweden Rheine Rathenau Fehrbellin Nimwegen Frankreich Frankreichs Frankreich
225
wig billigte den Plan, so wie jeden, der seiner Ländersuckt schmeichelte,
und nun wurde rasch zur Ausführung geschritten, nachdem man emsig
geforscht hatte, was wohl irgend einmal zu den erworbenen Ländern
gehört hätte. Plötzlich und mitten im Frieden ließ Ludwig die ange-
fochtenen Ort- und Grafschaften besetzen, und als der Kaiser und die
deutschen Fürsten, denen er dieselben wegnahm, erstaunt fragten, wie
er zu dieser Gewaltthätigkeit komme, so stellte er sich, als wenn er sich
wundre, daß sie die Gerechtigkeit der Besitznahme nicht einsähen. Er
wußte recht gut, daß er von ihnen nicht viel zu besorgen habe; denn
es herrschte damals auf dem Reichstage, der seit 1667 fortwährend in
Regensburg gehalten wurde, eine solche Unentschlossenheit und Klei-
nigkeitskrämerei, daß sich die Gesandten der Fürsten selbst über die
unbedeutendsten Dinge, z. B. wer von ihnen den Vorrang haben
sollte, mit der größten Leidenschaftlichkeit stritten, während sie die Be-
sorgung des Reichswohles unbeachtet ließen. So auch in diesem Falle.
Sie beschwerten sich zwar bei Ludwig über die ungerechte Maßregel,
und schrieben hin und her; aber sie berathschlagten so lange, was sie
thun sollten, bis Ludwig sich in den Besitz dessen, was er haben wollte,
so festgesetzt hatte, daß Niemand ihn wieder daraus vertreiben konnte.
Am meisten schmerzte die Deutschen der Verlust von Straß bürg,
welches von Ludwig durch Ueberrumpelung weggenommen wurde, ob-
gleich doch im westphälischen Frieden ausdrücklich bestimmt worden war,
daß es bei Deutschland bleiben sollte. Seit dieser ungerechten Hand-
lung Ludwigs sank Frankreichs Wohlstand sichtlich herab.
Wie aus kleinen Veranlassungen oft große Erfolge entstehen kön-
nen, davon ist der Krieg von 1688 bis 1697 ein recht auffallendes
Beispiel. Der König ließ sich in dem großen Park von Versailles
das Lustschloß Klein-Trianon bauen. Die Langeweile trieb ihn
oft, nach dem Baue zu sehen. Eines Tages bemerkte er ein Fenster,
welches ihm unsymmetrisch schien. Er machte darüber dem Minister
Louvois, der die Oberaufsicht bei dem Baue führte, Vorwürfe, und
dieser, ärgerlich darüber, äußerte gegen einen Vertrauten: „ich sehe
wohl, es ist Zeit, daß wir dem Könige wieder außerhalb zu thun geben,
damit er sich nicht um jeden Ziegelstein bekümmere." Und nun be-
redete er den König, dem Kaiser (Leopold I. 1657 —1705) und den
Holländern den Krieg zu erklären, die sich, aufgebracht über die An-
maßungen Frankreichs, schon seit einigen Jahren verbündet hatten.
Auch Spanien und Savoyen wurden im folgenden Jahre mit in den
Krieg gezogen. Ludwigs Absicht bei diesem Kriege gegen den Kaiser
und Deutschland ging eigentlich dahin, sich der Pfalz unter dem Vor-
wände, daß seine Schwägerin, die Herzogin von Orleans, eine pfälzi-
sche Prinzessin sey, zu bemächtigen, und einen französisch-gesinnten
Deutschen, Wilhelm von Fürstenberg, Bischof von Straßburg, zum
Nösi. Wcltgksch. Iii. Ah. 15
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Leopold_I. Leopold_I. Ludwigs Ludwigs Wilhelm_von_Fürstenberg Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Deutschland Frankreichs Versailles Frankreichs Spanien Deutschland Straßburg
27
einen Einfall unternommen hätten. Sie waren 778 bis an den Rhein (Cölu
und Coblenz gegenüber) vorgedrungen, und hatten fürchterlich gehaust. Karl
eilte ihnen nach, und jagte sie in ihre Gränzen zurück. Im folgenden Früh-
jahr 779 aber zog er in ihr Land, und ließ sich wieder durch Friedensanträge
beruhigen. Er beschied sie 780 zu einem großen Landtage, und sie erschienen
auch, gelobten aufs Neue Frieden, und ließen sich zum Theil taufen. Auch
schickte Karl Grafen in ihr Land, um sie zu regieren. Er ließ Kirchen und
Klöster in ihrem Lande bauen, und errichtete acht Bisthümer, aus denen nach
und nach blühende Städte entstanden. Als solche werden Bremen, Ver-
den, Minden, Seligenstadt, Hildesheim, Paderborn, Münster
und Osnabrück genannt. Von ihnen ging die Bildung der Deutschen ganz
besonders aus; denn Karl ließ bei jedem Domstift zugleich eine Schule an-
legen, um recht tüchtige Volkslehrer zu bilden. Diese Schulen existireu in
den vorgenannten Städten zum Theil noch.
780 reiste Karl nach Italien, und nahm, weil er in seiner Familie am
glücklichsten war*), seine Frau Hildegard und seine drei Söhnchen, Karl,
Pipin und Ludwig, mit. Er besuchte Rom zum zweiten Male, und machte
in Pavia die Bekanntschaft mit einem Manne, der sowohl auf ihn, als be-
sonders auf die Bildung der Franken großen Einfluß hatte. Das war Al-
cuin, ein englischer Geistlicher, ein Mann von einer für jene Zeit seltenen
Gelehrsamkeit. Karl nahm ihn späterhin an seinen Hof, behielt ihn bis an
seinen Tod bei sich, und brachte seine liebsten Stunden in seiner Gesellschaft
zu. Ueberhaupt zog Karl jeden Gelehrten oder sonst vielversprechenden Kopf
an sich, und so fand sich bald eine ganze Gesellschaft unterrichteter Männer
an seinem Hofe beisammen. Dahin gehört auch Eginhard oder Einhard,
den Karl schon als einen hoffnungsvollen Knaben zu sich genommen hatte, und
nachher zu seinem Schreiber und Kanzler machte. Der wackere Mann hat
uns in lateinischer Sprache eine sehr brauchbare Geschichte seines Wohlthäters
hinterlassen, soll auch endlich Schwiegersohn Karls geworden sein. Durch diese
Männer wurde ein heftiger Trieb nach Wissenschaften unter den Franken aus-
gebreitet. In Rom taufte der Papst Hadrian die beiden jüngern Söhne des
Königs, Pipin und Ludwig, und weihte sie zugleich zu Königen ein, den Pipin
zum König von Longobardien (mit der Residenz Pavia), den Ludwig zum
König von Aquitanien, ob sie gleich noch kleine Kinder waren.
Karl war kaum zurück, so standen die Sachsen schon wieder auf. Witte-
kind hatte sie dazu verleitet. Sie umringten am rechten Ufer der Weser (am
Berge Süntel' ein fränkisches Heer, und hieben es gänzlich zusammen. Das
brachte Karl in äußersten Zorn. Racheschnaubend zog er in ihr Land, und
verlangte drohend die Auslieferung der Anstifter. Wittekmd war wieder nach
Dänemark entflohen, aber 4500 Sachsen wurden ihm ausgeliefert, und diesen
ließ er in Verden an der Aller an einem Tage die Köpfe' abschlagen. Diese
Grausamkeit brachte die Sachsen aufs Aeußerste. Im folgenden Jahre (783)
erhob sich das ganze Sachsenvolk bis in die entlegensten Gauen. Nun begann
ein blutiger Krieg, der bis ins Jahr 785 währte, und halb durch Gewalt,
*) Sein Geschichtschreiber Eginhard sagt: „An seinen Kindern hing sein Herz der-
gestalt, daß er ihrer Gesellschaft weder bei Tische noch auf Reisen entbehren konnte."
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Hildegard Karl Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karls Hadrian Ludwig Ludwig Ludwig_zum
König_von_Aquitanien Ludwig Karl Karl Karl Wittekmd Eginhard
Extrahierte Ortsnamen: Rhein_(Cölu Coblenz Minden Seligenstadt Hildesheim Paderborn Italien Pavia Karls Rom Pavia Sachsen Dänemark Sachsen
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seine Soldaten fanden hier zu wenig zu leben; darum setzte er schnell über
den Rhein, und warf sich auf den Elsaß. Dies Land wurde durch den Räu-
berschwarm zur fürchterlichsten Einöde; die Städte mußten sich durch schwere
Summen von der Plünderung loskaufen, und das offene Land wurde so ent-
setzlich verwüstet, daß der größte Theil der armen, von Haus und Hof ver-
triebenen Einwohner durch Hunger und Kälte umkam. Dann warf er sich
auf das Bisthum Speier, und machte auch hier reiche Beute. Nun eilte
aber Tilly dem Generale Cordova, der gegen Mansfeld zu schwach war,
zu Hülfe; dennoch waren sie nicht stark genug, den gewandten Mann aus den
Rheingegenden zu vertreiben. Als der Pfalzgraf in Holland von den Fort-
schritten Mansfelds hörte, wachte sein Muth wieder auf. Verkleidet erschien
er in Mansfelds Lager, um Zeuge zu sein, wie dieser ihm sein Land wieder-
erobere, welches er durch Leichtsinn sich verscherzt hatte. Seine Hoffnung
lebte um so mehr auf, da auch Bethlen Gabor wieder zu den Waffen ge-
griffen hatte. Verheerend war dieser wieder in Ungarn eingebrochen, war
mit Thurn nach Mähren vorgerückt, und setzte den Kaiser in solche Furcht,
daß dieser ihm einen sehr Vortheilhaften Frieden bewilligte, in welchem er
ihm einen Theil von Oberungarn abtrat.
Das Beispiel des tapfern Mansfeld weckte noch andere Fürsten zum
Beistände des unglücklichen Pfalzgrafen auf. Der Markgraf Georg Fried-
rich von Baden trat seinem Sohne sein Land ab, um sich ganz dem Dienste
Friedrichs zu widmen, warb ein Heer, vereinigte sich mit Mansfeld und beide
schlugen den Tilly bei Wiesloch, 29. April. Aber unglücklicher Weise trenn-
ten sie sich bald wieder, weil sie über die Beute nicht einig werden konnten;
Tilly zog nun den General Cordova an sich, griff den Markgrafen (6. Mai
1622) bei Wimpfen an, und brachte ihm eine solche Niederlage bei, daß
er für alle fernere Unternehmungen den Muth verlor, seine noch übrigen
Soldaten abdankte, und sich in die Stille des Privatlebens zurückzog.
Schon war ein andrer Fürst zur Vertheidigung der Sache des Kurfür-
sten bereit. Herzog Christian von Braunschweig, Administrator von
Halberstadt, von jugendlichem Uebermuthe (er war erst 23 Jahre alt) und
glühendem Hasse gegen die katholische Geistlichkeit getrieben, auch vielleicht die
Wegnahme des Bisthums Halberstadt durch den Kaiser fürchtend, hatte schon
1621 Thätlichkeiten angefangen und warb ein Heer an, um es, wie Mans-
feld, auf Kosten der geistlichen Fürsten zu ernähren. In Holland hatte er
die Pfalzgräfin kennen gelernt; ihre hülflose Lage hatte ihn tief gerührt. Er
erbat sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst, und als sie ihm einen ihrer
Handschuhe gab, befestigte er ihn auf seinem Hut, und schwur voll ritterlichen
Sinnes, nicht eher dies Wahrzeichen herunterzunehmen, bis er sie in ihr Land
zurückgeführt habe. Auf seinen Fahnen las man die Devise: tout pour Oiou
et pour elle. Als das Heer beisammen war, warf sich Christian zunächst
auf die geistlichen Stifter in Westphalen und Niedersachsen, und hinterließ
überall die fürchterlichsten Spuren der Verwüstung. Als er nach Paderborn
handelt mit dem General für die Besatzung des Städtchens einen Vergleich. Die Spanier
rücken ein und finden Straßen, Markt und Häuser leer. Aber Cordova hielt die Capitu-
lation und stand 'bei des Schäfers Kinde zu Gevatter.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
195
von Amsterdam schnell vorgedrungen; aber die Durchstechung der Dämme
und Oeffnung der Schleußen setzte das Land unter Wasser, und nöthigte sie
zu schnellem Rückzüge. Auch eilte der Kurfürst von Brandenburg Friedrich
Wilhelm den Holländern zu Hülfe; der Kaiser Leopold I. schickte ihnen
ein Hülfsheer unter dem umsichtigen Montecuculi, und zuletzt erklärten
auch die Spanier dem ehrgeizigen Ludwig den Krieg, so daß dieser nun alle
Hände voll zu thun hatte, den Andrang seiner vielen Feinde abzuwehren.
Die Vorfälle dieses sonst so merkwürdigen Kriegs können hier nicht umständ-
lich erzählt werden. Es sei genug, zu sagen, daß der große Türenne in dem
Treffen bei Sasbach unweit Straßburg (1675) durch eine Kanonenkugel sein
Leben verlor, und auch Ruhter in einer Seeschlacht (an der Küste von Sici-
lien l6/6) erschossen wurde. Um den umsichtigen Friedrich Wilhelm von
Brandenburg vom Kriegsschauplatz zu entfernen, bewog Ludwig die Schweden
(Karl Xi. 1660—1697) unter Wrangel, dem Kurfürsten ins Land zu
fallen. Dennoch hielt der wackre Mann am Rheine ans, um seinen Bundes-
genossen nicht untreu zu werden. Erst als diese ihn entbehren konnten, brach
er nach der Mark auf. Hier überfiel er die Schweden unvermuthet in Ra-
thenau, und schlug sie (1675) bei Fehrbellin vollends in die Flucht. Zu-
letzt sah sich Ludwig genöthigt, den Frieden von Nimwegen 1678 zu
schließen. Aber er hatte sich vorher schon mit den Holländern vertragen, und
so gelang es ihm, die andern Feinde so zu meistern, daß er wieder 16 Festungen
in den spanischen Niederlanden und die ganze Franche Comtö, bisher eine Be-
sitzung der Spanier, gewann; die Holländer dagegen verloren nichts.
Wäre Ludwig nun mit seinen Eroberungen zufrieden gewesen, so würde,
trotz der eben erwähnten Kriege, seine Regierung eine recht glückliche genannt
werden können. Denn die Früchte der Einrichtungen Colberts (gest. 1683)
waren nun gereift. Ueberall blühte Wohlstand; Fabriken und Manufacturen
hatten vollauf zu thun, der Handel brachte große Summen ins Land, fran-
zösische Schiffe befuhren alle Meere, Frankreich hatte eine Seemacht erhalten,
und wurde überall gefürchtet. Nur in den königlichen Kassen bemerkte man
schon damals große Verwirrung. Sonst schien Alles zu gedeihen, was Lud-
wig unternahm. Aber eben dieses Glück riß ihn zu neuen Unternehmungen
fort, bei denen er nie nach Gerechtigkeit fragte, und dies war es, was sein
und Frankreichs Glück untergraben hat. Die himmelschreiendste Ungerechtig-
keit waren die sogenannten Reunionen. Bei den bisherigen Friedens-
schlüssen nämli.ck hatte man sich des Ausdrucks bedient, daß die und die Di-
stricte und Städte nebst ihren Dependenzen an Frankreich abgetreten
werden sollten. Natürlich hatte Jeder, und auch Ludwig Xiv. selbst, sich
dabei nichts Anderes gedacht, als diejenigen Ländereien, die in dem Augen-
blicke der Uebergabe dazu gehörten. Aber gleich nach dem Nimweger Frieden
machte ein verschmitzter Parlamentsrath in Metz (Roland de Ravaux) 1680
den Kriegs-Minister Louvois darauf aufmerksam, man könne ja jene Worte
auch so auslegen, als wenn darunter Alles verstanden würde, was jemals zu
jenen abgetretenen Distrikten gehört habe. Louvois fand, nach kurzem Be-
denken, diesen Gedanken ganz köstlich, und als eine herrliche Gelegenheit,
viele schöne Städte und Districte ohne Schwertschlag und unter dem Scheine
des Rechts zu gewinnen. Auch Ludwig billigte den Plan, so wie jeden, der
13*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_I. Ludwig Friedrich_Wilhelm_von
Brandenburg Friedrich Wilhelm Ludwig Ludwig Karl_Xi Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Roland_de_Ravaux Louvois Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Brandenburg Sasbach Schweden Rheine Fehrbellin Nimwegen Frankreich Frankreichs Frankreich
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seiner Ländersucht schmeichelte, und nun wurde rasch zur Aueführung geschrit-
ten, nachdem man emsig geforscht hatte, was wohl irgend einmal zu den er-
worbenen Ländern gehört hätte Plötzlich und mitten im Frieden ließ Ludwig
die angefochtenen Orte und Grafschaften besetzen, und als der Kaiser und die
deutschen Fürsten, denen er dieselben wegnahm, erstaunt fragten, wie er zu
dieser Gewaltthätigkeit komme, so stellte er sich, als wenn er sich wundre,
daß sie die Gerechtigkeit der Besitznahme nicht einsähen. Er wußte recht gut,
daß er von ihnen nicht viel zu besorgen habe; denn es herrschte damals auf
dem Reichstage, der seit 1667 fortwährend in Regensburg gehalten wurde,
eine solche Unentschlossenheit und Kleinigkeitskrämerei, daß sich die Gesandten
der Fürsten selbst über die unbedeutendsten Dinge, z. B. wer von ihnen den
Vorrang haben sollte, mit der größten Leidenschaftlichkeit stritten, während
sie die Besorgung des Reichswohles unbeachtet ließen. So auch in diesem
Falle. Sie beschwerten sich zwar bei Ludwig über die ungerechte Maßregel
und schrieben hin und her; aber sie berathschlagten so lange, was sie thun
sollten, bis Ludwig sich in Besitz dessen, was er haben wollte, so festgesetzt
hatte, daß Niemand ihn wieder daraus vertreiben konnte. Am meisten
schmerzte die Deutschen der Verlust von Straßburg, welches von Ludwig
durch Ueberrumpelung weggenommen wurde, obgleich doch im westphälischen
Frieden ausdrücklich bestimmt worden war, daß es bei Deutschland bleiben
sollte. Seit dieser ungerechten Handlung Ludwigs sank Frankreichs Wohl-
\ stand sichtlich herab.
Wie aus kleinen Veranlassungen oft große Erfolge entstehen können, da-
von ist der Krieg von 1688 —1697 ein recht auffallendes Beispiel. Der
König ließ sich in dem großen Park von Versailles das Lustschloß Klein-
Trianon bauen. Die Langeweile trieb ihn oft, nach dem Baue zu sehen.
Eines Tages bemerkte er ein Fenster, welches ihm unsymmetrisch schien. Er
machte darüber dem Minister Louvois, der die Oberaufsicht bei dem Baue
führte, Vorwürfe, und dieser, ärgerlich darüber, äußerte gegen einen Vertrau-
ten: „Ich sehe wohl, es ist Zeit, daß wir dem Könige wieder außerhalb zu
thun geben, damit er sich nicht um jeden Ziegelstein bekümmere." Und nun
beredete er den König, dem Kaiser (Leopold I. 1657—-1705) und den Hol-
ländern den Krieg zu erklären, die sich, aufgebracht über die Anmaßungen
Frankreichs, schon seit einigen Jahren verbündet hatten. Auch Spanien und
Savoyen wurden im folgenden Jahre mit in den Krieg gezogen. Ludwigs
Absicht bei diesem Kriege gegen den Kaiser und Deutschland ging eigentlich
dahin, sich der Pfalz unter dem Vorwände, daß seine Schwägerin, die Her-
zogin von Orleans, eine pfälzische Prinzessin sei, zu bemächtigen, und einen
französisch-gesinnten Deutschen, Wilhelm von Fürstenberg, Bischof von Straß-
burg, zuñí Kurfürsten von Cöln zu befördern. Auf die Niederländer war er
darum aufgebracht, daß ihr Statthalter Wilhelm von Oranien König von
England geworden war (s. oben). Ohne in die einzelnen Vorfälle dieses
blutigen Krieges einzugehen, wollen wir nur erzählen, wie schonungslos da-
mals die Franzosen mit unserm deutschen Vaterlande umgingen. Lonvois be-
fahl, damit die deutschen Heere nicht über den Rhein in den Elsaß einfielen,
die ganze Niederpfalz, von Heidelberg bis nach Mainz, dieselbe Gegend, welche
schon im 30jährigen Kriege mehrmals fürchterlich mitgenommen war, zur
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Leopold_I. Leopold_I. Ludwigs Ludwigs Wilhelm_von_Fürstenberg Wilhelm Wilhelm_von_Oranien_König_von
England Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Deutschland Frankreichs Versailles Frankreichs Spanien Deutschland Rhein Heidelberg Mainz
174
men; der Kaiser floh im ersten Schrecken von Prag nach Wien, und schickte
seine Familie schnell nach Grätz. Torstensohn drang nun in Mähren ein,
ging bis an die Donau bei Wien, und machte schon Anstalt über diesen Strom
zu setzen. Dazu kam, daß der Fürst von Siebenbürgen, Georg Ragoczy,
mit Schweden im Bunde, zur Unterstützung der evangelischen Ungarn dem
Kaiser den Krieg erklärt hatte, und in Ungarn eingefallen war. Der Kaiser
wurde nur dadurch gerettet, daß die Festung Brünn den Schweden vielen
Widerstand entgegensetzte, und Torstensohn vier Monate lang aufhielt, und
daß Ragoczy sich mit Torstensohn, der sich weigerte, ihm Ungarn erobern zu
Helsen, veruneinigt hatte, und mit dem Kaiser Frieden schloß. Während der
Zeit rissen Krankheiten im schwedischen Heere ein, so daß es bis über die
Hälfte zusammenschmolz. Torstensohn, von Krankheit gequält und mißmuthig,
zog sich nach Böhmen zurück, legte das Commando nieder, und übergab es
dem General Wränget, der aber nicht mit solcher Kraft wie er, die Feinde
niederzuschmettern verstand. Da er allein den Kaiserlichen nicht gewachsen
war, mußte er sich an die Franzosen unter Tür en ne anschließen, der aber
stets seinen eigenen Ansichten folgte, und dadurch die Selbstständigkeit Wran-
gels aufhob. Gallas starb 1647 in Wien; Melander Graf von Holz-
apfel erhielt nun den Oberbefehl der Kaiserlichen. Die letzte Kriegsunter-
nehmung war die Eroberung der Kleinseite von Prag durch den schwedischen
General von Königs mark.
Uebrigens waren alle kriegführende Parteien des Streites herzlich über-
drüssig, und sehnten sich nach Frieden. Aber wie schwer hielt es, ihn so ab-
zuschließen, daß alle die vielen dabei betheiligten Fürsten damit zufrieden sein
konnten! Jeder wollte gewinnen, Keiner aber etwas dabei verlieren. Dazu
kamen die elenden Streitigkeiten über den Vorrang der Gesandten; z. B. ver-
langten die kurfürstlichen Gesandten den Titel Excellenz, den ihnen die fürst-
lichen durchaus nicht geben wollten. Endlich wurde in M ü n st e r und Osna-
brück 1643 ein Friedenscongreß eröffnet, aber erst nach fünfjährigen weit-
läuftigen Verhandlungen der Frieden unterzeichnet; man nennt ihn daher den
westphälischen Frieden, 24. Oktober 1648. Die vielen Bedingungen,
welche er enthielt, können hier nicht aufgezeichnet werden. Es sei genug, zu
wissen, daß die Evangelischen völlig freie Religionsübung erhielten, wie es der
Augsburger Religionsfrieden bestimmte. Auch die Reformirten wurden in dieses
Recht eingeschlossen. Für den Besitzstand der eingezogenen geistlichen Güter
wurde festgesetzt, daß es so bleiben oder werden solle, wie es im Jahr 1624
gewesen war. Die deutschen Reichsfürsten erhielten die Landeshoheit mit dem
Recht Bündnisse zu schließen, soweit Kaiser und Reich nicht gefährdet wurden.
Für die kaiserlichen Erbländer wurde bestimmt, daß nur Breslau und die evan-
gelischen Herzöge von Schlesien die bisherige Religionsübung beibehalten, und
die übrigen Protestanten Schlesiens drei neue Kirchen in Schweidnitz, Jauer
und Glogau bauen dürften. Schweden erhielt Vorpommern, von Hinterpom-
mern Stettin und einige Städte, die Insel Rügen, und die ehemaligewbisthümer
Bremen und Verden; Frankreich: Metz, Tout, Verdun und den Elsaß;
Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die Bis-
thümer Halberstadt, Minden und Camin; andere kleinere Fürsten erhielten gleich-
falls Gebietserweiterungen. Der Sohn des unglücklichen Friedrich V. (Karl
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Extrahierte Ortsnamen: Prag Wien Donau Wien Schweden Ungarn Ungarn Wien Prag Breslau Schlesiens Schweidnitz Glogau Stettin Frankreich Verdun Hinterpommern Magdeburg Halberstadt Minden
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zun, Könige der Franken salben ließ. Er regierte mit Kraft und Ein-
sicht, und war besonders für die Aufnahme des Gottesdienstes und
des Unterrichtes, so wie für die Sicherheit seines Reiches besorgt
Während seiner Regierung hatten die Longobarden den heil. Vater hart
bedrängt. Pipin zog daher gegen dieselben, schlug sie (754), nahm
ihnen die eroberten Länder wieder ab, und schenkte sie dem Papste
Stephan dem Ul. Dadurch entstand der Kirchenstaat.
4. Von Karl dem Großen bis zum Anfänge der Kreuz-
Züge.
(Von 771 bis 109(3.)
Nach Pipins Tode (768) fiel der fränkische Thron seinen beiden
Söbnen Karl und Karlmann zu. Als aber Karlmann unvcrmu-
thet dahin gestorben war, ward Karl (771) Alleinherrscher der
Franken. Dieser Fürst, mit Recht der Große genannt, hatte ein
ehrfurchtgebietendes Aeußere und treffliche Geistesanlagen, welche von
dem Britten Alkuin gebildet waren. Er lebte einfach und mäßig,
und haßte überhaupt Prunk und Schwelgerei. Er war groß im Kriege,
aber noch größer als Regent und Gesetzgeber; dabei beförderte er Künste
und Wissenschaften, und vorzüglich den Lardbau. Es ist nur zu be-
dauern, daß fast immerwährende Kriege ihn hindern mußten, noch
mehr für das Wohl seiner Lander zu sorgen. Seinem Reiche gab er
durch glücklich geführte Kriege eine so ungeheuere Ausdehnung, daß es
vom Ebro in Spanien bis zur Raab in Ungarn, und von der Ti-
Deutschcn. 'Dom Dabste Gcprg dem Ii. ln Rom zum Bischöfe gesalbt,
und von Georg dem !!I znm Erzbischöfe non Mainz, zu seinem Vikar
und -um Primas in Deutschland erhoben, organisirte er die Bislhümee
Freisinnen, Regcnsburg, Erfurt, Würzbnrg, Eichstädt, Bernburg und Ut-
recht in Holland. An dem Flusse Borna (bei Dokkum, 6 Stunden non
kcuwarden), wo ec vicie Tausende neubckchrter Christen zur Firinung be-
stellt bette, wurde ec von den heidnischen Barbaren plötzlich überfallen, und
den Z. Juni 755 sammt seinem zahlreichen Gefolge von Welt- und Klo-
stcrgeistlichcn erschlagen? Die Christen der Umgegend und die zur Firmung
Herbeiwüllenden horten mic Entsetzen den schmählichen Tod des großen
Mannes, vereinigten sich zu einem Heere, überfielen die Mörder und schlu-
gen sie; was von denselben dem Tode entrann, ließ sich taufen.
Bonikazens Leiche wurde nach Utrecht gebracht und feierlich beigesetzt.
Nicht ohne Schwierigkeit überließ der dasige Bischof die theuern Ucberreste
dem Nachfolger des Ermordeten, dem Erzbischöfe Lullus in Mainz, welcher
sie wie einen Schatz aufbewahrte, bis sie endlich der (von Bonisazius selbst
zur Ruhestatt erkornen) Abtei zu Fulda ausgehändigt wurden.
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Extrahierte Personennamen: Stephan Karl Karl Karl Karl Karlmann Karlmann Karlmann Karlmann Karl_( Karl Britten_Alkuin Georg Bonikazens Bonisazius
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Ungarn Gcprg Mainz Deutschland Regcnsburg Erfurt Würzbnrg Bernburg Holland Borna Dokkum Utrecht Erzbischöfe_Lullus Mainz Fulda