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79
Die Hauptgebiete Deutschland's.
Jahrh. eigene Markgrafen erhielt. In Oesterreich') starb 1245
mit Friedrich dem Streitbaren der babenbergische Mannsstamm aus.
Das dem Bernhard von Askanien/ Besitzer auch von Wittenberg
und der Umgegend, 1180 ertheilte Herzogthum Sachsen *) ** ***)) erstreckte
sich nur über das Lauenburgische/ Holsteinsche und einige übcrelbische
Grafschaften. Die Söhne seines zweiten Sohnes Albert's, stifteten
1260 die (Kur-) Linie Sachsen-Wittenberg/ welche 1422/ und Sach-
sen-Lauenburg/ welche 1689 ausstarb. Das Hauö Anhalt stammt
von Bernhard's ältestem Sohne Heinrich/ dessen drei Söhne 1252
des Vaters Besitzungen theilten. Auch das Herzogthum Braun-
schweig-Lüneburg zerfiel 1267 in Braunschweig-Wolfenbüttel
und Lüneburg-Zelle. Die Markgrafen von Thüringen verschwin-
den seit dem Ende des 11. Jahrh.'S; dagegen beginnen 1180 die
Landgrafen/ welche die Pfalzgrafschaft Sachsen als Lehn und Nie-
derhessen mit Cassel und Marburg als Alodium erwarben/ und deren
Lander nach ihrem Aussterben (1247) und nach einem langern Erb-
fchaftskriege so getheilt wurden/ daß Heinrich/ Sohn Herzogs Hein-
riche Ii. von Brabant und Stammvater der hessischen Fürstenhäu-
ser/ sich mit Hessen begnügte, jedoch auf dieß 1292 den landgraf-
lichen Titel übertrug, die Landgrafschaft Thüringen aber Markgraf
Heinrich der Erlauchte von Meißen, Nachkomme Konrad's des Gro-
ßen von Wettin und seit 1127 Markgrafen, erhielt. Das Herzog-
thum (Ober-) Lothringen ging in der Familie des elfassischen
Grafen Gerhard, welcher es 1048 erhalten hatte, von Vater auf
Sohn über bis i4ii; ein großer Theil des Landes gehörte den Stif-
tern in den freien Reichsstädten Metz, Tüll und Verdun. Der nie-
derlolhringische Herzogstitel kam 1106 an Gottfried von Löwen,
Grafen von Brabant, und wurde mit diesem Lande verbunden, neben
welchem und von demselben völlig unabhängig die Grafschaften Gel-
dern, Holland, Seeland, Limburg, Jülich und andere Gebiete be-
standen**''). Mecklenburg zerfiel seit Heinrich's des Löwen Zeit in
die, von diesem gegründete, Grafschaft Schwerin und das eigent-
liche (im 13. Jahrh. unter vier Linien getheilte) Mecklenburg, wel-
ches seit jenes Herzogs Zeit durch zahlreiche deutsche Colonisten bald
germanisirt wurde; die dänische Herrschaft war von kurzer Dauer.
Pommern, durch Bischof Otto von Bamberg (st. 1.139) zum Chri-
stenthume bekehrt, zerfiel in Pommerellen oder das östliche Pom-
*) M a i iato, Geschichte Oesterreichs I. 1834 ( — 1526).
**) 93 otti gei-, Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen.
2 Bde. 1830. 1831.
***) Leo, zwölf Bücher niederländischer Geschichten I. v. Kämpen, Ge-
schichte der Niederlande I. 1831 (—1609).
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Bernhard_von_Askanien/ Heinrich_der_Erlauchte_von_Meißen Heinrich Gottfried_von_Löwen Otto Leo Leo
116 Vierte Periode. 1273—1492. Anhang zu §. 2.
Baden (bis 1771) und Baden-Durlach. Die burgundtschen
Länder wurden meist dem deutschen Reiche entfremdet, indem die
nördliche Provence 1271,Lyon i3io, und Dauphins 1349 an Frankreich
kamen, und diesem Reiche schloß sich auch die südliche Provence seit der
Herrschaft des Hauses Anjou an; Avignon kaufte 1348 der Pabst. Das
Kurfürstenthum Sachsen wurde nach dem Erlöschen der wittcnbergi-
schcn Linie 1422 trotz der Ansprüche der lauenbnrgischen vom Kaiser
Siegmund (dem wettinischen) Friedrich dem Streitbaren,Markgrafen
von Meißen, ertheilt; die Söhne seines Sohnes Friedrich'6, an wel-
chen 1440 die bisher einer befondern Linie gehörende Landgrafschaft Thü-
ringen siel, Kurfürst Ernst und Albert, begründeten durch Theilunq
1485 die nach ihnen benannten oder die kurfürstliche (thüringische)
und die herzogliche (meißnische) Linie. Die Landgrafschaft Hessen,
welche sich besonders im 15. Iahrh. durch einige Grafschaften ver-
größerte, wurde i460 unter die marburgische und die casselschc Linie
getheilt, aber 1500 wieder von Wilhelm Ii., Vater Philipp's des
Großmüthigen, vereinigt. Die braunschweigischen Lander blie-
den fortwährend getheilt und zerfielen noch am Ende des Mittelal-
ters in mehrere Herzogthümer. Das Herzogthum Lothringen fi'cl
nach dem Tode des letzten Herzogs 1431 an dessen Tochter Isabelle
und deren Gemahl Renatus, Grafen von Anjou und Herzog von
Bar, und seit 1434 Grafen von Provence und Titularkönig von
Neapel; nach Isabella's Tode ( i453) folgte deren Sohn und Enkel,
dann (>473) deren ältere Tochter Iolantha, Wittwe des Grafen
von Vaudemont, (Nebenlinie de6 lothringischen Herzogshauseö),
welche das Herzogthum sogleich ihrem Sohne Renatus Ii. überließ.
Im ehemaligen Nieder-Lothringen wurden Geldern 1339, Lu-
xemburg 1354, Jülich 1356, Berg 1378 und Eleve i4l7 Herzog-
tümer; 1423 wurde Jülich durch Beerbung mit Berg und mit
diesem bald darauf die Grafschaft Ravensberg und 15u Eleve, die
Grafschaft Mark und die Herrschaft Ravenstein vereinigt; Geldern
kam 1424 an daö Haus Egmont; die übrigen niederländischen Ge-
biete wurden allmälig mit dem Herzogthume Burgund verbunden.
Mecklenburg, seit 1348 durch die Herrschaft Stargard und die
Grafschaft Schwerin vergrößert, wurde i47i vereinigt und erst 1621
wieder getheilt in Güstrow (bis 1695) und Schwerin, von welchem
sich darauf Strelitz abzweigte. Pommern, 1264 vereinigt, wurde
1295 getheilt untre die stettinifche Linie (bis i464) und die wolgast-
sche, welche Rügen 1325 nach dem Tode des letzten Fürsten er-
warb und sich später mehrfach theilte, bis Bogislaus X. 1478 ganz
Pommern vereinigte.
In den getheilten brandenburgischen Ländern wurde die
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Siegmund_( Friedrich Friedrich Ernst Albert Wilhelm_Ii Wilhelm Isabelle Renatus Anjou Iolantha Renatus_Ii
— 313 —
Von den Grenzen des deutschen Reiches bedürfen besonders die Ostgrenze
und die südliche Hälfte der Westgrenze einer Verteidigungslinie von
Festungen, während die Südgrenze (an das befreundete Österreich und die
neutrale Schweiz stoßeud) und die Nordhälfte der Westgrenze (den neutralen
Staaten Luxemburg, Belgien und Niederlanden benachbart)*) ungefährdet
erscheinen. — Nahe der Ostgrenze des Reiches liegen vier Waffenplätze
ersten Ranges, Königsberg, Danzig, Thorn und Posen, nebst mehreren kleineren
Befestigungen (Fort Boyen, Glogan, Neiße). Unweit der Westgrenze be-
finden sich fünf Hauptfestuugew, Metz, Straßburg, Ulm, Mainz und Köln-
Deutz, mehrere Waffenplätze zweiten Ranges (Diedenhofen, Büsch, Neu-Breisach,
Rastatt, Germersheim, Ehrenbreitstein, Wesel n. a.). Im Innern liegen
östlich von Berlin die Festung Küstrin und westlich von der Hauptstadt
Spandau und Magdeburg. Der Küsteuverteidiguug dienen außer den
Kriegshäfen Wilhelmshaven und Kiel eine Anzahl kleinerer Forts und Küsten-
befestigungen.
Wehr- und Dienstpflicht. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig. Das Heer besteht aus
dem stehenden Heer, der Landwehr und dem Landsturm. Die Wehrpflicht dauert
vom 17. bis zum 45. Lebensjahr, die Dienstpflicht vom 20. bis zum 39. Jahre. Der
Soldat gehört 7 Jahre zum stehenden Heer (die 2 und bei reitenden Truppen 3 ersten bei
der Fahne und die 5 letzten bei der Reserve), 5 Jahre zur Landwehr 1. Aufgebots und dann
bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in dem er das 39. Lebensjahr vollendet, zur
Landwehr 2. Aufgebots. Hierauf erfolgt fem Übertritt zum Landsturm, zu dem jeder uicht
zum eigentlichen Heere gehörende Deutsche vom 17. bis zum 45. Lebensjahre in Fällen
dringender Not aufgeboten werden kann. — Die Manschaften, welche nicht einstellungsfähig
sind, werden entweder als unbrauchbar ausgemustert oder der Reserve überwiesen; diese
dient zur Bildung von Ersatztruppen im Falle eines Krieges.
Die Wehrkraft der europäischen Großmächte.
§ 266. Für die Erhaltung des europäischen Friedens kommen folgende
sechs durch Einwohnerzahl und Größe ausgezeichneten Staaten (Großmächte)
in Betracht: das deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Italien, Rußland, Frank-
reich und Großbritannien. Die drei ersteren haben ein zum Schutz des Friedens
bestimmtes euges Bündnis geschlossen und müssen daher bestrebt sein, ihre
Wehrkraft derjenigen der übrigen Großmächte gleichzustellen. — Das aus ge-
worbenen Soldtruppen bestehende englische Heer ist von geringer Zahl und
Bedeutung. Die Armeen der drei verbündeten Staaten einerseits, Ruß-
lands und Frankreichs andererseits sind nach Friedens- und Kriegsstärke
ungefähr gleich.
*) Ein neutraler Staat ist verpflichtet, im Falle (Tmes Krieges zwischen zwei Nachbar-
staaten sich keinem anzuschließen und auf fein Gebiet übertretende Truppenteile zu entwaffnen.
Dafür ist ihm von den Großmächten Schutz seines Gebietes zugesichert.
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Die christliche Kirche des Abendlandes.
289
dahin berufen, um für die Organisation der neuen Kirche Instruction und
päpstliche Vollmacht zu empfangen. Auf der Rückreise von Herzog Odilo
739 nach Baiern eingeladen, ordnete er auf einer Synode die Verhältnisse der
dortigen Kirche, indem er den vom Papst selbst geweihten Bischof von Pass au
bestätigte und die Äbte von Salzburg, Freisingen und Regensburg
zu wirklichen Bischöfen erhob. Gleichwol war damit diese Kirche dem Papst
nicht völlig untertan. Wie Bonifacius schon 735 einen Ketzer zu bekämpfen
gehabt hatteh, so erhob der Brite Virgilius, welcher 744 zweiter Bischof
zu Salzburg wurde und zuerst für die Mission unter den Slawen in bedeu-
tender Weise wirkte, Widerspruch dagegen-) und erst mit der strengen Ab-
hängigkeit des Landes von den Franken gewann die katholische Kirche die
Oberhand H. Bei Karl Martell fand Bonifacius für seine Absichten
nicht die Unterstützung, welche ihm erst Pipin, wol erkennend wie das
Christentum die Einfügung der deutschen Völker in dasfrankenreich und somit
dessen Weltherschaft möglich mache, zwar nicht in unmittelbarer Teilnahme
und Förderung, gewärte. 742 wurden auf einer Kirchenversammlung,
welche, weil man ihren Ort nicht weiß, die deutsche genannt wird, für die
neu gewonnene Kirche vier Bistümer erichtet: Eichstädt für den bairischen
Nordgau, Erfurt für Thüringen, Würz bürg für Franken, Büruburg
(bei Fritzlar) für Hessens, zugleich aber auch beschlossen dem heiligen Petrus
und seinem Nachfolger untertan zu sein, für die Metropoliten das Pallium von
dem Stuhl Petri nachzuholen und in allen Stücken den Vorschriften desselben
Folge zu leisten, wie es recht und billig ift5). Die Einrichtung jährlicher
Provinzialsynoden wirkte auf das trefflichste für Erhaltung einheitlicher
Lehre, Zucht und Verwaltung und sicherte der Kirche ebenso ihre Freiheit
gegenüber der weltlichen Gewalt, wie die Macht über die Gemüter. Was
wirkt gewaltiger als das Beispiel? Mit dem heißen Wunsch nach gleicher
innerer Tüchtigkeit schauten die westlichen deutschen Kirchen auf das, was im
Osten durch Bonifacius geschehn war. Und als nun Erzbischof Gewinlieb
von Mainz 745 durch eine Synode von seinem Sitz, dessen er sich unwürdig
gemacht, zu weichen gezwungen war, wen anders hätte man für diesen er-
küren können, als ihn, der so Großes gewirkt? Gern übernahm er, gern
bestätigte ihm der Papst das Erzbistum und es wurden ihm nicht allein die
alemannischen Bistümer (Straßburg, Basel, Costnitz, Chur und
Augsburg), sondern auch die austrasischen (Worms, Speier und Ut-
recht), für einige Zeit selbst das Erzbistum Cöln nebst Tongern unter-
geordnet. In einem weitern Kreis wurden denn jene Einrichtungen eingeführt
und sogar nach Neustrien erstreckte sich die Anregung. Auch hier traten die
Metropolitanverbände wieder ins Leben und weckten die Geistlichkeit aus ihrem
Verfall zu neuem Leben. An Pipins Krönung hat Bonifacius gewis einen,
aber keinen hervorragenden Anteil genommen. Mag man ihm kleinliche
Engherzigkeit in seiner Unterwürfigkeit unter Rom und in seiner unermüd-
lichen und rücksichtslosen Bekämpfung der Jrrlehrer, der Briten Virgilius 6)
und Clemens und des Franken Adalbert, schuld geben, man vergesse nur
nicht, daß er auch dem Papst Widerspruch cntgegenzusetzen im Stande war, * 4
1) Büding. I S. 97. — 2) Büd. I S. 101 f. — 3) Büd. I S. 107. —
4) Büraburg und Erfurt wurden später mit Mainz vereinigt. — 5) Giesebr. Gesch.
des d. Kaiserr. I 1 S. 97. Baur d. Kirche des Mittel. S. 10 Amn. 1. — 6) Bo-
nifacius bekämpfte feine Behauptung quod alias muudus et alii homines sub terras
sint. Daß die Iren frühzeitig Kenntnis von transatlantifchen Ländern hatten, s.
Humboldt Kosmos ll S. 273.
Di et sch, Lehrbuch d. Geschichte. 11. Bd. 1. Abth. 2. Ausl.
19
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Odilo Bonifacius Virgilius Karl_Martell Karl Bonifacius Bonifacius Clemens Humboldt_Kosmos
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Salzburg Salzburg Erfurt Büruburg Fritzlar Hessens Bonifacius Mainz Basel Costnitz Chur Worms Rom Büraburg Erfurt Mainz
Die Normannen.
51
Sachsen, Angeln und Jüten, die Eroberung Britanniens durch diesel-
den, ihre nördlichen Nachbarn zu gleichen Unternehmungen reizte. Ueber-
dies waren die Normannenländer übervölkert, daher Auswanderung ^iachen^der
nothwendig und diese konnte nur eine kriegerische sein. Das väterliche ° *
Gut erbte immer der erstgeborne Sohn, ein nachgeborner erhielt eine
Waffenrüstung, und war sein Vater reich, ein Schiff dazu, auf welches
er Seinesgleichen zu Raubfahrten einlud. Dies geschah im Frühjahr;
im Herbste kehrte man mit der Beute heim, feierte das Jul fest Julfcst.
(Wintersonnenwende) mit, freute sich beim Gelage der bestandenen
Abenteuer und fuhr im Frühjahre zu neuen aus. Auch Hungersnoth
veranlaßte Auswanderungen; bei einheimischen Kriegen retteten sich die
Besiegten auf das Meer und die Sachsenkriege Karls des Großen
scheinen auch den Religionshaß der Normannen entflammt zu haben.
Z 157. Schon 808 griffen sie Karls Bundesgenossen, die Obo- Raubfahrtcn
triten an, 810 Friesland, zogen sich aber zurück, als sie des Kai- „^^*808^
fers Anwesenheit vernahmen (die Sage läßt ihn beim Anblicke der
normannischen Schiffe in der Ahnung des kommenden Unheils Thränen
vergießen). Ein Schwarm Wikinger (d. h. Seefahrer) erschien 836
in der Schelde und verbrannte Antwerpen; das gleiche Schicksal
traf Bremen 843, Hamburg 845; die Sachsen wiesen 846 die
Räuber blutig zurück, doch kamen sie 848 nach Geldern, 850 nach
Friesland und überhaupt vergingen von 840—911 wenige Jahre, in
welchen die Küstenländer von der Esbe bis zur Garonne von Ver-
heerungszügen und Brandschatzungen verschont blieben; selbst die Mo-
hammedaner in Spanien wurden von den Normannen heimge-
sucht, Italien geschreckt, ja bis an die syrische Küste fanden die
Wikinger den Weg.
§ 158. Bei ihren Einfällen hausten sie schonungslos; schweren Charakter
Raub konnten sie nicht mitschleppen, daher zerstörten sie, was brennen
und brechen mochte und erschlugen die Gefangenen ohne Unterschied des
Geschlechts; besonders hatten sie es auf die Klöster und Kirchen abge-
sehen, welche zu Ehren der Äsen in Flammen aufgehen mußten. Zuletzt
vereinigten sie sich zu großen Geschwadern unter Seekönigen, setzten
sich am untern Laufe der Flüsse fest und zogen im Winter nicht mehr
heim, wie sonst, denn sie suchten jetzt nicht mehr bloß Raub, sondern
feste Wohnsitze. Aus ihren Lagern brachen sie unter Heerkönigen in
das Binnenland ein und bestiegen die erbeuteten Kriegsroffe; so zog
z. B. 881 ein Normannenschwarm die Maas auswärts, verbrannte
Utrecht, Mastricht, Tongern, wandte sich über Aachen und
Jülich an den Rhein, zerstörte Köln und Bonn, erschlug bei Prüm
viele tausend Bauern, welche sich als Landsturm zusammengeschaart
hatten, verwandelte Trier in einen Schutthaufen und kehrte über die
Ardennen an die untere Maas zurück. Arnulfs Sieg an der Dyle
verschaffte Deutschland Ruhe, Frankreich schützte Karl der Kahle durch
die Abtretung der Normandie, und überdies wandte sich der Haupt-
strom der normannischen Auswanderung nach den britischen Inseln.
Äie Uormänner auf Man, Irland, Island, Grönland, in Nordamerika.
§ 159. Norwegen, das von ungefähr 30 Häuptlingen oder
sogenannten Königen beherrscht wurde, unterwarf von 863—875 König
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Britanniens Sachsenkriege_Karls Karls Friesland Bremen Hamburg Sachsen Friesland Spanien Italien Rhein Bonn Deutschland Frankreich Irland Island Grönland Nordamerika Norwegen
24
Geschichte der neueren Zeit.
Passaucr ständen zum Abschlüsse, demzufolge der Landgraf von Hessen freige-
Aug"i552! ^ssen wurde und man sich gegenseitig Frieden, freien und ruhigen Ge-
brauch aller Rechte, Länder, Gerichtsbarkeiten und Religionsübungen
zusicherte; dieser Vergleich sollte bis zur endlichen Vereinbarung be-
stehen und auch dann gütig sein, wenn man sich wegen der Religion
nicht sollte vereinigen können.
8 61. Moritz verkündigte bei seinem Aufbruche gegen den Kaiser,
daß er „die alte Freiheit der deutschen Stände wieder Herstellen wolle,
welche von dem Kaiser mit erblicher, unerträglicher und viehischer Knecht-
schaft" bedroht sei. Gleichzeitig nahm der französische König Hein-
rich Ii. die Bisthümer Metz, To ul und Verdun ein und besetzte
diese Festungen, von denen Metz seitdem der Stützpunkt für die fran-
zösischen Operationen gegen Mitteldeutschland ist; auch auf Straß-
burg war es abgesehen, der deutsche Sinn seiner Bürger vereitelte
aber für diesmal die Anschläge des französischen Königs, der in einer
Proklamation die Deutschen seiner Uneigcnnützigkeit und Achtung ver-
sicherte und hoch betheuerte, daß er nur für die deutsche Freiheit
gegen den Kaiser eintrete. Gegen diesen hatte er auch einen Bund
mit Sultan Solpman geschloßen und eine französisch-türkische Flotte
erschien vor Neapel, mußte sich jedoch mit Verwüstungen an den
Küsten begnügen.
Reichskrieg gegen die Franzosen und Türken (1553).
§ 62. Nach dem Paffauer Vertrage vermochte der Kaiser doch so
viel in Deutschland, daß er einige Unterstützung zu einem Feldzuge
gegen die Franzosen erhielt und Moritz mit einem Heere gegen die
^/553" Türken nach Ungarn zog. Im Herbste noch brach Karl V. nach
Am 4. No- Lothringen auf, schlug die Franzosen in einem Treffen, konnte aber
vember. Metz trotz aller Anstrengung nicht erobern, denn der Herzog von
Guise vertheidigte die Stadt trefflich und die schlechte Witterung unter-
stützte ihn so nachdrücklich, daß der Kaiser im December nach großem
Verluste abziehen mußte. Auch Moritz kehrte aus Ungarn zurück, ohne
etwas Erhebliches ausgerichtet zu haben.
K 63. Der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulm-
bach, ein armer, aber kriegerischer Fürst, der mit Moritzen gegen den
schmalkaldischen Bund gefochten und hierauf den Ueberfall gegen den
Kaiser hatte ausführen helfen, leistete letzterem große Dienste in dem miß-
lungenen französischen Feldzuge. Nach demselben behielt er seine Lands-
knechte und Reisigen bei einander und begann einen Raubkrieg
gegen die Hochstifte von Trier, Würzburg und Bamberg, wandte
sich hierauf, als sich ein großer Bund in Süddeutschland gegen ihn
bildete, nach Niedersachsen, brandschatzte ohne Unterschied katho-
lische und protestantische Stände und verheerte ihr Gebiet. Endlich
Äic lothringischen Festungen den Franzosen ausgeliesert.
Tod des Äursürsien Moritz (11. Juli 1553).
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Karl_V. Karl_V. Moritz Albrecht_von_Brandenburg-Kulm- Albrecht Moritz_(
26
Geschichte der neueren Zeit.
der Lesung frommer Bücher, pflegte seinen kleinen Garten und versuchte
sich in mechanischen Arbeiten. Er starb den 21. September 1558 be-
tend für die Einheit der Kirche.
§ 67. Seine Schuld war es nicht, daß während seiner Regierung
das deutsche Reich schwere Verluste erlitt und mit noch schwereren be-
droht blieb; denn an der Ostsee wurde das preußische Ordens-
land ein weltliches von Polen abhängiges Herzogthum, Kurland,
Livland und Esthland schieden aus dem Verbände mit Preußen und
wurden als weltliche Fürstenthümer Zielpunkte der schwedischen und
russischen Entwürfe. Lübeck und die wendischen Städte hatten 1534
bis 1536 einen unglücklichen Krieg gegen Dänemark und Schweden
geführt, ohne daß sie von den schmalkaldischen Bundesgenossen unter-
stützt wurden, wodurch die Herrschaft über die Ostsee an die
Skandinavier überging und ihre Einmischung in die deutschen An-
gelegenheiten vorbereitet war. Von Ungarn her drohte die Türken-
macht, die aber Karl mit vollem Recht, weil sie eine barbarische war,
für weniger gefährlicher ansah als die französische; daher äußerte
er auch: wenn die Türken Wien und die Franzosen Straßburg be-
lagern , so werde ich zuerst nach Straßburg marschieren. Durch den
Besitz der lothringischen Festungen waren einerseits das Elsaß mit
Straßburg, dem Thor von Süddeutschland, gefährdet, andererseits auch
die Niederlande, Trier, Köln und Aachen, das ganze linke
Rheinuser bloß gestellt, nach welchem die französische Politik auch
seitdem unablässig gestrebt hat.
Das Äoneil von Trient (1545—1563).
§ 68. Von 1545—1563 beendigte das Koncil nach mehrmaliger
Unterbrechung seine große Ausgabe. Es wurde von den Protestanten
nicht anerkannt und konnte von ihnen auch nicht anerkannt werden, da
sie der katholischen Kirche nicht angehören wollten, und eben so wenig
konnte es eine Ausgleichung anbahnen oder zu Stande bringen, da es
die Lehren der Reformatoren, so weit dieselben mit der Lehre der Kirche
im Widerspruche standen, ausdrücklich verwerfen mußte. Das Koncil
reformierte aber die katholische Kirche selbst durch das Verbot einge-
drungener Mißbräuche, Wiederherstellung der Kirchenzucht und durch
seine vortrefflichen Anordnungen zur Hebung des geistlichen Standes,
daher auch das katholische Leben nach dem Koncil einen neuen Auf-
schwung zeigte.
Zweites ñapitel.
Die Reformation außerhalb Deutschland.
Äaloin in Eens (1536—1564).
§ 69. Die Republik Bern sicherte nicht bloß die schweizerische
Reformation, sondern verschaffte ihr auch den einzigen unabhängigen
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Kurland Livland Schweden Wien Franzosen_Straßburg Aachen Deutschland
80
Geschichte der neueren Zeit.
Ludwig Xiv. als Selbstherrscher.
§ 208. 93? a ja rin starb 1661 und hinterließ seinen Verwandten
ein fabelhaftes Vermögen, nach seinem Tode aber nahm der König die
Zügel der Herrschaft selbst in die Hand. Seinen Herrscherberuf beur-
kundete er durch die Wahl seiner Diener. Sein Finanzminifier Kol-
bert (1661—1683) gab dem Gewerbsteiße und Handel Frankreichs
einen großartigen Aufschwung und schaffte, ohne das Land mit
Steuern zu überbürden, die ungeheuren Summen bei, welche für die
vielen Kriege, die Bestechung der fremden Minister und Feldherren sowie
für den Aufwand des Hofes nothwendig waren. Der Kriegsminister Lou-
vois stellte dem Könige gut ausgerüstete und schlagfertige Heere zur
Verfügung, der Prinz Konde, der Marschall Turenne und Luxem-
burg gaben der französischen Kriegführung eine langdauernde Ueberle-
genheit, der Ingenieur Vauban versah Frankreich mit einem Gürtel
starker Festungen, und zugleich kämpften die Admirale Du Ouesne,
Tourville und Bart mit den Engländern und Holländern um die
Herrschaft der Meere.
Krieg gegen Spanien (1667—1668). Aachener Friedc (2. Mai 1668).
§ 209. Nach dem Tode Philipps Iv. von Spanien verlangte Lud-
wig im Namen seiner Gemahlin, einer spanischen Prinzessin, die Nie-
derlande als Erbe und eroberte fast ohne Schwertstreich die Franche-
komts und eine Reihe niederländischer Festungen, wurde aber durch
Die Triple- das holländisch-englisch-schwedische Bündniß zu dem Frieden von Aachen
allianz. bestimmt, welcher ihm nur ein Stück von Flandern mit den Städten
Charleroi, Ath, Oudenarde, Douay, Tournay und Lille
(Ryssel) ließ.
Krieg gegen Holland (1672).
§210. Holland war damals die erste Geldmacht und trotz eini-
ger Niederlagen durch die Engländer noch immer die erste Seemacht, daher
im Stande die Entwürfe Ludwigs Xkv. zu stören, wie es durch die
Tripleallianz bewiesen hatte. Die Folge davon war eine große Er-
bitterung Ludwigs gegen die Holländer, die er ohnedies als Republika-
ner haßte; er leitete jedoch alles mit größter Vorsicht ein, um sie desto
sicherer zu verderben. Als Bundesgenossen erkaufte er den englischen
König Karl Ii. mit mancher Million, um geringeren Preis den Erzbi-
schof von Köln und den Bischof von Münster; die meisten deutschen
Fürsten waren seine Pensionäre, selbst von den Räthen und Generalen
des Kaisers standen einzelne in seinem Solde. Daher konnte er 1670
den Herzog von Lothringen ohne Umstände verjagen und 1672 mit
einem Heere von 120,000 Mann über kölnischen Boden in Holland
einfallen.
§ 211. Hier hatten die aristokratischen Republikaner unter der
Führung der Brüder Johann und Kornelius de Witt über das
Haus Oranien, welches nach der Monarchie strebte, die Oberhand ge-
1667. wonnen und durch das sogenannte ewige Edikt die Statthalterwürde
für immer abgeschafft. Aber die Republikaner hatten für einen Land-
krieg wenig Vorsorge getroffen; die Festungen waren nicht im Ver-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Philipps Philipps Ludwigs Ludwigs Karl_Ii Karl Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Spanien Spanien Aachen Douay Lille Holland Holland Entwürfe_Ludwigs_Xkv Lothringen Holland Haus_Oranien
Die englische Revolution und das Zeitalter Ludwigs Xiv. 81
theidiguvgszustand, die Zeughäuser nicht versehen, wenige Soldaten
im Dienste, als Ludwig mit ohnehin weit überlegener Macht angriff.
Wahrend die holländische Flotte unter Ruyter und dem jüngeren
Tromp die englisch-französische Flotte im Schach hielt, suchte Johann
de Witt durch Unterhandlungen Zeit zu gewinnen, allein die Forderungen
Ludwigs waren so maßlos, daß das holländische Volk mit dem Muthe
der Verzweiflung den Kampf aufnahm. Der 22jährige Wilhelm
von Oranien wurde an die Spitze gestellt und vernichtete zuerst die
beiden de Witt, indem er sie dem Pöbel als von Ludwig erkaufte Ver-
räther bezeichnen ließ, führte aber auch den Krieg mit Einsicht und Fe-
stigkeit, obwohl er gegen die französischen Marschälle keine einzige
Schlacht gewann.
Allgemeiner Krieg (1673-1678).
§ 212. Zuerst nahm sich der Kurfürst Friedrich von Bran-
denburg der Holländer an, weil sein Herzogthum Kleve von den
Franzosen bedroht war, dann auch der Kaiser, aber weder der Kur-
fürst noch der kaiserliche Feldherr Monte kukkuli, die beide ausgezeich-
nete Krieger waren, vollbrachten etwas Bedeutendes, weil sie durch
die Freunde Ludwigs, die er im Reiche selbst geworben hatte, ver-
rathen oder verhindert wurden, daher der Kurfürst bald Frieden schloß.
§ 213. Allein die Ueberzeugung, daß mit dem Sturze Hollands
die Herrschaft Ludwigs Xiv. über ganz Europa entschieden sei, wirkte
so mächtig, daß der Kaiser, Spanien, Lothringen, Dänemark, Branden-
burg und das übrige deutsche Reich (1673—1674) sich allmälig gegen die
französischen Uebergriffe verbündeten. Das französische Heer am Ober-
rhein führte Turenne, jenes in den Niederlanden Luxembourg, welche beide
wie Vandalen und Türken raubten, brannten und verwüsteten, aber auch
die ihnen gegenüber stehenden schlecht geführten oder verratheven Heere
schlugen. Erst Montekukkuli that Turennes Sieges- und Verheerungszügen
am Oberrhein Einhalt und als der französische Feldherr bei Sasbach
unweit Achern im Badischen (27. Juli 1675) durch eine Kanonenkugel
siel, wurden die Franzosen über den Rhein zurückgetrieben, aber nicht
gehindert, in der Pfalz diesseits und jenseits des Rheins, im Breisgau
und Badischen Städte zu Dutzenden und Dörfer zu Hunderten niederzu-
brennen, sowie Kehl und Freiburg zu erobern. Die Holländer, die von
der erdrückenden Uebermacht durch die Dazwischenkunft der Verbün-
deten und den Frieden mit England befreit waren, aber zu Lande
im Nachtheil blieben und den Helden Ruyter (am 27. April 1676)
in der Seeschlacht bei Katania verloren hatten, schloßen einen Se-
paratfrieden, der in einen allgemeinen überging (Friede zu Nymwe-
gen 5. Februar 1679). Sie verloren nichts, Spanien dagegen die
Franchekomtö, die Festungen von Valenciennes bis Maubeuge, das
deutsche Reich Freiburg im Breisgau und mit Ausnahme Straßburgs
die Reichsstädte im Elsaß.
Der große Kurfürst besiegt die Schweden bei Fehrbellin
(28. Juni 1675).
§ 214. An Ludwig war auch der größte Theil des schwedischen
Adels verkauft, welcher die Gewalt in Händen hatte, daher ein schwe-
Bumüller, 2£fug. 111. p
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig Ludwig Johann
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