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Besuche im Hunnenlande folgen, finden dort mit allen ihren Mannen den Tod. Hagen, durch Dietrich von Bern besiegt, wird von Kriemhilde selber getötet, worauf sie durch Meister Hildebrands Schwert den Todesstreich empfängt. — b. Die Gudrun enthält Nordfeefagen, welche von fahrenden Sängern nach Oberdeutfchland gebracht und in Steiermark aufgezeichnet wurden. — König Hettel von Hegelingen (d. h. der Nordfriefen) entführt mit Hülfe feiner Helden Hilde, die Tochter des Königs Hagen von Irland, und erhält sie dann zum Weibe. Ihnen blühen zwer liebliche Kinder auf, Ort Win und Gudrun. Um Gudrun werben vergeblich Siegfried von Moreland, Hartmut von der Normandie und Herwig aus Niederland; aber letzterer belagert Hettels Burg, und wegen feiner Tapferkeit wird ihm Gudrun verlobt. Siegfried und Hartmut fallen ihm deshalb ins Land; als Hettel ihm zu Hülfe zieht, wird Gudrun von Hartmut entführt. Obwohl von den Gegnern auf dem Wülpenfande angegriffen, entkommt er doch nach der Normandie. Hier muß die treue Gudrun maßlose Mißhandlungen erdulden, bis Herwig und Ortwin sie zurückerkämpfen. Heimgekehrt wird Gudrun Herwigs und Ortrun, Hartmuts Schwester, Ortwins Gattin. — Diese und andere Heldengedichte sind in der mittelhochdeutschen Sprache abgefaßt, die um 1300 in die neuhochdeutsche überging.
t §. 110. Die deutschen Reichsstände. Die alten großen Herzogtümer waren in kleinere Gebiete zerfallen; aber die Fürsten hatten beinahe völlige Selbständigkeit erlangt. Das Recht, den Kaiser zu wählen (küren), ging auf die 6 angesehensten über, die daher den Namen Kurfürsten führten. Dies waren 3 geistliche: die Erzbifchöfe von Mainz, Trier und Köln, und 3 weltliche: Pfalz (zu beiden Seiten des Rheins, Hptst. Heidelberg), Böhmen und Sachsen (Hptst. Wittenberg). Neben ihnen gab es über 100 Herzöge, Mark-, Land-, Pfalz-, und gefürstete Grafen und zahlreiche reichsfreie Ritter, ferner über 100 Erzbischöfe, Bischöfe, Reichsäbte und Ordensherren und etwa 60 reichsfreie Städte. Freie ländliche Gemeinden gab es nur noch in den 7 friesischen Seelanden. Wie die Kaiser nach und nach alle Macht an diese Reichsstände verloren, so wurden die Fürsten wiederum durch ihre Landstände (Adel, Geistlichkeit und Städte) beschränkt. So zersplitterte sich die Macht des Reichs, und das Fehde- und Faustrecht zerstörte überall die Ordnung und Sicherheit.
E. Kaiser aus verschiedenen Häusern. Zersplitterung des Reichs. Emporwachsen der Fürstenhäuser. 1273—1438.
§. 111. 1) Rudolf von Habsburg. a. Rudolf, Gras von Habs-1273 bürg im Aargau und Landgraf im Elsaß, war ein frommer, redlicher und wohlwollender Mann, im Kriege mutig und voll sinnreicher Anschläge, in feiner Lebensweise sehr einfach und dabei heiteren Gemütes. Er erhielt die Nachricht von feiner Wahl (Frankfurt), als er die Stadt Basel belagerte. Nachdem er zu Aachen die Krone empfangen und auf das Kruzifix sich hatte huldigen lassen, hielt er den Königsritt. Die Fürsten gewann er durch Milde und Klugheit, das Volk durch strenge Gerechtigkeit, Biederkeit
Backhaus, Leitfaden der Geschichte. 5. Aufl. 5
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ausgezeichneten Feldherren geführt wurde (Türenne, (Sonde, Luxemburg), und durch eine starke Flotte hoffte er Frankreichs Grenzen zu erweitern und die umliegenden Staaten von sich abhängig zu machen.
b. Zuerst griff er die spanischen Niederlande an; weil diese aber von Holland, England und Schweden Hülfe empfingen, so mußte er sich mit einem Grenzstriche begnügen (Friede zu Aachen 1668). — In dem Rachekriege gegen 1668 Holland (1672—78) hatte er sich vorher den Beistand Englands, Schwedens,
Kölns und Münsters, die Freundschaft Österreichs, Hannovers und anderer dent-schen Staaten erkauft. Todesmutig kämpften die Holländer unter Wilhelm Iii. von Oranien und den Admiralen Michael de Rniter und van Tromp.
— Brandenburgs großer Kurfürst Friedrich Wilhelm zog ihnen mit 20000 Mann zu Hülfe, ward aber durch beit Kaiser gehindert, den Rhein zu überschreiten.
Als dann auch das deutsche Reich und Spanien am Kriege gegen Frankreich teilnahmen, fielen Ludwigs Bundesgenossen, die Schweden, in Brandenburg ein; der Kurfürst aber schlug sie bei Fehrbellin (1675) und jagte sie bis über die ostpreußische Grenze. Am Rheine kämpften die deutschen Heere unglücklich; die ganze Pfalz ward von den Franzosen in Asche gelegt. Im Frieden von Nym- i67s wegen (Holland) erhielt Ludwig von Spanien die Freigrafschaft Burgund und eine Anzahl belgischer Grenzorte, von Deutschland die 10 kleinen Reichsstädte im Elsaß (§. 139) und die wichtige Festung Freiburg in Baden.
c. Mitten im Frieden besetzte Ludwig Xiv. eine Reihe deutscher Orte, die er sich durch seine s. g. Reunionskammern (Wiedervereinigungs-Gerichte) hatte zusprechen lassen; ohne Schwertstreich fiel, vom Reiche schmählich verlassen, selbst die Vormauer des Oberrheins, Straßburg, in seine Hand. 1681 Er reizte darnach die Dänen und Türken zum Kriege; aber jene wies der große Kursürst zur Ruhe, und diese erlitten, 200 000 Mann stark, vor den Mauern Wiens 1683 durch Herzog Karl v. Lothringen und König Johann Sobiesky v. P-olen eine furchtbare Niederlage. (Stahremberg).
ä. In dem großen Kriege gegen Deutschland und Holland (1688—97) fand Ludwig an dem Führer der Holländer, Wilhelm von Oranien, der 1688 auf den englischen Thron gerufen war, einen weitschauenden und unbeugsamen Gegner. Kaiser und Reich, später auch Spanien, Savoyen und Dänemark traten in den Kamps gegen den großen Länderräuber. Um sich gegen die deutschen Heere zu schützen, ließ Ludwig abermals die Pfalz und fast alles linksrheinische Land bis über Köln hinaus niederbrennen und die hungernden Einwohner in die fchneebebeckteit Felder hinaustreiben. Durch seine großen Felbherrn blieb er schließlich Sieger und behielt im Frieden zu Ryswik (Haag) das ganze Elsaß ic9? (3. Raub).
t §♦ 141. a. Der spanische Erbfolgekrieg (1701—14). Diesen unternahm Ludwig Xiv., um seinem Enkel Philipp die spanische Krone zu verschaffen, aus welche Kaiser Leopold I. für seinen jüngern Sohn Karl Anspruch machte. England, Holland, Savoyen, später auch das deutsche Reich und Preußen verbanden sich mit dem Kaiser, Bayern und Köln dagegen mit Frankreich. Des Kaisers Feldherr war Prinz Eugen „der edle Ritter", der bereits im Türkenkriege sich hohen Ruhm erworben hatte, tochon früh dem toolbatenftanbe leidenschaftlich zugethan, aber von Ludwig zurückgewiesen, war er in kaiserliche Dienste getreten und hatte 1697 bei Zentha a. d. Theiß das türkische Heer vernichtet. Jetzt bahnte er sich einen Weg über die Alpen, schlug die Franzosen aus Italien hinaus und siegte dann in Verbindung mit dem großen englischen Feldherrn
6*
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Michael_de_Rniter Tromp Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwigs_Bundesgenossen Ludwigs Ludwig_von_Spanien Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Karl_v Karl Johann_Sobiesky Johann Ludwig Ludwig Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Philipp Philipp Leopold_I. Leopold_I. Karl_Anspruch Karl Eugen_„der Eugen Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Frankreichs Holland England Schweden Aachen Holland Englands Schwedens Hannovers Brandenburgs Rhein Spanien Frankreich Schweden Brandenburg Fehrbellin Rheine Holland Burgund Deutschland Elsaß Freiburg Baden Straßburg Wiens Lothringen Stahremberg Deutschland Holland Spanien England Holland Bayern Frankreich Zentha Italien
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Schweiz in Republiken umgewandelt und von Frankreich abhängig gemacht, vorn deutschen Reiche aber die Abtretung des linken Rheinufers gefordert.
— b. 1798 segelte Bonaparte nach Ägypten. Er eroberte Malta, erstürmte Alexandrien und siegte bei den Pyramiden über die Mameluken (kaukasische Sklaven-Soldaten); dagegen wurde die französische Flotte durch den englischen Seehelden Nelson bei Abukir (öftl. von Alexandrien) vernichtet. Bonaparte drang 179z nach Palästina vor und schlug das türkische Heer am Berge Tabor, kehrte aber bald darauf nach Frankreich zurück. — c. Unterdessen hatten England, Rußland, Österreich, Neapel und die Türkei das zweite große Bündnis gegen Frankreich geschlossen (1798). Erzherzog Karl warf die französischen Heere über den Rhein zurück; der russische General Suwarow siegte in Italien, wurde dann aber bei Zürich geschlagen und von dem launenhaften Kaiser Paul mit seinen Truppen zurückgerufen.
§. 156. Napoleon Bonaparte als Konsul, + a. 1799 stürzte 1799 Bonaparte das Direktorium und ließ sich zum ersten Konsul ernennen.
Er ging mit einem neugeschaffenen Heere über bett großen St. Bernhard nach Italien und errang bei Marengo einen vollständigen Sieg über 1800 die Österreicher. Moreau drang zu gleicher Zeit in Süddeutschland vor und schlug den Erzherzog Johann bei Hohenlinden (östl. von München).
Im Frieden zu Lüneville trat Deutschland das ganze linke Rheinufer isoi an Frankreich ab. (Da England den Krieg wieder aufnahm, so ließ Napoleon 1803 Hannover besetzen und mit einer Kriegssteuer von 20 Mill. Franken belegen). — b. Napoleon I., Kaiser der Franzosen. Am 2. Dezb. 1804 1804 ließ sich Napoleon vom Papste zu Paris salben und setzte sich die Kaiserkrone auf. Um seiner Macht Schranken zu ziehen, schloß England mit Österreich, Rußland, Schweden und Neapel das 3. große Bündnis (1 *05). 1805 Über die französisch-spanische Flotte erkämpfte Nelson bei Trafalgar (südl. von Cadix) sterbend einen glänzenden Sieg; Napoleon aber nahm den österreichischen General Mack in Ulm gefangen und überwand das große österreichisch-russische Heer in der blutigen Dreikaiserschlacht von Austerlitz (östl. von Brünn; Franz Ii. v. Österreich, Alexander l. v. Rußland). Im Frieden von Preßburg trat Kaiser Franz Venetien an das Königreich Italien und Tirol an Bayern ab. Dann ernannte Napoleon seinen Bruder Joseph zum Könige von Neapel, seinen Bruder Ludwig zum Könige von Holland, seinen Stiefsohn Eugen zum Vicekönige von Oberitalien.
§. 157. Die Auflösung des deutschen Reiches.
a- 3m Frieden von Lüneville war das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten und zugleich festgesetzt worden, daß die weltlichen deutschen Fürsten durch geistliche Gebiete entschädigt werden sollten. Der deutsche Reichstag zu Regensburg bestimmte daher 1803 Folgendes: Österreich erhielt die Bistümer Trient und Brixen und für den verwandten Großherzog von Toskana das Bistum Salzburg; dafür trat es an den entthronten Herzog von Modena den Breisgau, das jetzige südliche Baden, ab. Preußen empfing die Bistümer Münster, Paderborn, Hildesheim, ferner das Eichsfeld, Erfurt, Nardhausen, Mühlhausen und Goslar; Bayern: die Bistümer Würzburg, Bamberg, Freisingen, Augsburg, Passau und eine Reihe Reichsstädte; Württemberg: Klostergüter und Reichsstädte; Bade«: Konstanz, Heidelberg und Mannheim; Havno ver: Osnabrück. — Von den geistlichen Fürsten blieb nur der Kurfürst von Mainz, dem Regensburg zum Wohnsitz angewiesen wurde. Napoleons Schwager Mürat wurde Großherzog von Berg (am Niederrhein). Baden, Württem-
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Extrahierte Personennamen: Nelson Karl Karl Suwarow Paul Napoleon Bernhard Marengo Johann Napoleon Napoleon_I. Dezb Napoleon Cadix Napoleon Franz_Ii Franz Alexander_l Alexander Franz_Venetien Franz Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Eugen Eugen Napoleons_Schwager_Mürat Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rheinufers Malta Palästina Tabor Frankreich England Neapel Frankreich Rhein Italien Italien Deutschland Frankreich England England Schweden Neapel Ulm Italien Bayern Neapel Holland Oberitalien Frankreich Brixen Toskana Bistum_Salzburg Modena Baden Paderborn Hildesheim Erfurt Nardhausen Bamberg Augsburg Württemberg Heidelberg Mannheim Mainz Niederrhein Baden
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das schwedisch-deutsche Heer unter Horn und Bernhard von Weimar bei Nördlingen, worauf Sachsen und Brandenburg mit dem Kaiser Frieden schloffen (1635).
d. Schwedisch französischer Krieg (1635—48). Um Österreich zu demütigen und deutsche Gebiete an sich zu reißen, gewährte Frankreich den Protestanten Hülse. Da entschloß sich Bernhard von Weimar, am Oberrhein sich ein Gebiet ;u erkämpfen und dadurch die westliche Grenze zu sichern. Aber nachdem er die Österreicher und Bayern bei Rheinfelden (Schweizergrenze) geschlagen und das feste Breisach erobert hatte, starb er plötzlich an Gift, und seine Regimenter ließen sich durch französisches Geld erkaufen. — Die Schweden erkämpften besonders uifter dem gichtkranken, schnellen Torstensohn neue Siege (1643 bei Leipzig); dagegen siegten die kaiserlichen Feldherren über die Franzosen bei Mergentheim (Württemberg, 1645). Endlich ermattete die Kraft Österreichs^ und als die Franzosen unter bayrischer Hülfe ihrer Beute sicher waren, wurde zu Münster und Osnabrück der Friede unterzeichnet.
1648 t §• 139. 1) Der westfälische Friede setzte fest: a. Die katholischen und evangelischen Reichsstände erhielten gleiche Rechte, b. Die deutschen Fürsten empfingen volle Macht, über Gut und Leben und die Religion ihrer Unterthanen zu verfügen und mit allen auswärtigen Mächten Bündnisse zu schließen, e. An Frankreich wurden Metz, Toul und Verdün, das Elsaß (außer Straßburg und 10 kleineren Reichsstädten) und die Rheinfestungen Philippsburg und Breisach abgetreten; an Schweden Vorpommern, die Stadt Wismar und die Bistümer Bremen und Verden.. d. Die Schweiz und die Niederlande wurden ausdrücklich aus dem Reichsverbande entlassen, e. Brandenburg empfing Hinterpommern und die Bistümer Magdeburg, Halberstadt und Minden, f. Der Sohn Friedrichs V. von der Pfalz erhielt die an beiden Seiten des Rheins-gelegenen väterlichen Besitzungen mit der Kurwürde, mußte aber die am Böhmerwalde liegende Oberpfalz an Bayern abtreten, das auch im Besitz der Kurwürde blieb. g. Frankreich und Schweden wurden als Bürgen der fast zerrissenen Reichsverfassung anerkannt. — 2) Zustand Deutsch-lands. Der Krieg hatte 2/3 der Bewohner hinweggerafft; unzählige Drtr waren verödet, Dörfer und Städte verarmt, der Glanz des Adels verschwunden, Kunst und Wiffenschaft vernichtet. 200 Jahre dauerte es, bis Deutschland seinen früheren Wohlstand wieder erlangte. — Die Heere waren völlig verwildert (Kürassiere, Dragoner, Musketiere mit Brustharnisch und Muskete, Arkebusiere oder Scharfschützen); an 40000 Kämpfer schloß sich ein Troß von Weibern, Kindern, Knechten und Marketendern bis zu 180 000 M. — Die Bildung stand so tief, daß Hexenprozesse und die Anwendung der Folter ganz allgemein waren. Indes die Wissenschaften erwachten wieder, Fürsten und Städte gründeten neue Schulen, und die religiöse Duldung schlug Wurzel in den Gemütern.
t §. 140. Ludwigs Xiv. Raubkriege, a. Während der dreißigjährige Krieg die Macht des deutschen Kaisers noch mehr schwächte, war die königliche Macht in Frankreich immer größer geworden (besonders durch die beiden staatsklugen Kardinäle Richelieu f 1643 und Mazarin 11661); Ludwig Xiv. führte dann die unbeschränkte Selbstherrschaft ein (alsolute Monarchie. „Der Staat bin ich"!) Durch ein gewaltiges Heer, das von
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Bernhard_von_Weimar Friedrichs_V. Friedrichs_V. Ludwigs Richelieu Ludwig_Xiv Ludwig
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247
Der dreißigjährige Krieg.
Welt in Erstaunen setzte. Er besiegte die kaiserlichen Heere bei Leipzig und
am Berge Tabor, drang wiederholt in das Herz der östreichischen Staaten 1642>
und machte den Kaiser in seiner Hauptstadt erzittern; dann erschien er wieder
unerwartet an der Niederelbe, besetzte Holstein und Schleswig und trotzte dem
Dänenkönig einen nachtheiligen Frieden ab. Bon Krankheit erschöpft legte er
endlich den Befehlshaberstab nieder, welchen dann der tapfere Wränget er-
hielt. Dieser trug, vereint mit dem französischen Heerführer Türenne, die 1647i
Waffen wiederholt nach Bayern, nöthigte Maximilian zur Flucht und zum
Abschluß eines Waffenstillstands, und wollte sich eben mit dem schwedischen
General Königsmark in Böhmen vereinigen, als die Kunde von dem
Abschluß des westfälischen Friedens die Kriegsunternehmungen been-
digte. In Prag, wo der Kampf begonnen, fand er auch sein Ziel.
§. 383. Nach fünfjährigen Verhandlungen in Münster und Osnabrück
kam endlich der w estfä l ische Fr ieden, den die kriegsmatten Völker mit Ver-
zweiflung forderten, zu Stande. — Frankreich erhielt den östreichischen Theil
des Elsasses, den Su nd g a u und B rei sa ch, mußte jedoch den Reichsstädten
ihre bisherigen Rechte und ihr Verhältniß zum deutschen Reich zusichern. —
Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen, die Städte S Lettin,
Wismar u. a. O., die Bisthümer Br einen und Verden und eine Geldent-
schädigung. Brandenburg erlangte den östlichen Theil von Hinterpommern
nebst den Bisthümcrn Magdeburg, Halberstadt, Minden u. a. O.
Sachsen wurde mit der Lausitz, andere Fürsten mit andern Städten, Stiftern
und Bisthümcrn entschädigt. Bayern blieb im Besitz der Oberpfalz und der
Kur würde, die Rheinp falz mit der achten Kurwürde wurde dem Sohne des
im I. 1633, elf Tage nach der Schlacht von Lützen, verstorbenen Friedrich V.
— Karl Ludwig zurückgegeben. Die übrigen Fürsten und Reichsstände traten in
ihren frühern Besitzstand und die Schweiz und die Niederlande wurden als
selbständige Staaten anerkannt. — Hinsichtlich der kirchlichen Angelegen-
heiten vereinigte man sich nach langen Kämpfen dahin, daß der Passauer
Vertrag und der A u g s b u r g e r R e l i g i 0 n s fr i e d e den Protestanten bestätigt,
der „geistliche Vorbehalt" aufgehoben und der Friede auch auf die Calvinisten aus-
gedehnt ward. Für den Besitzstand der geistlichen Güter und für das Recht
freier Religionsübung wurde das Normaljahr 162 4 angenommen. Wie es
damals gewesen, sollte es bleiben oder werden. Somit hörte das Reformations-
recht der Landesherren auf, und den drei christlichen Confessionen wurde freie Re-
ligionsübung und bürgerliche Rechtsgleichheit zugesichert. — Weitere Folgen des
dreißigjährigen Kriegs waren: I) Erhöhungdermachtderlandesfürsten,
woraus kostspielige Hofhaltungen, stehende Heere, eine Ueberzahl von Beamten und
eine hohe regelmäßige Besteuerung hervorgingen; 2) eine kirchliche Recht-
gläubig! eit, die nicht auf religiöser Glaubenswärme, sondern auf einer starren
Verehrung des Buchstabens der symbolischen Bücher beruhte; 3) Verfall des
Handels, der Gewerbthätigkeit und des gewinnreichen Verkehrs. Wenn
auch der Ackerbau wieder aufblühte und der Pflug und die Karste dem verwüsteten
Boden die frühere Gestalt zurückgab, der ehemalige Wohlstand Deutschlands kehrte
nie wieder. Viele Handelsstädte verarmten, die Reichsstädte wurden von den
fürstlichen Residenzstädten allmählich überholt, Handel, Industrie und Reich-
thum schlugen ihren Sitz in Holland und England auf; 4) deutsche Kunst und
Literatur gingen unter; man vernachlässigte das Einheimische und entlehnte
von den Franzosen M öden, Sprache und Dichtkunst. Von dem an erlag
das altdeutsche Volksthum dem Einfluß des Fremden.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian General_Königsmark Friedrich_V.
—_Karl_Ludwig Friedrich_V. Karl Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Tabor Niederelbe Holstein Schleswig Bayern Prag Frankreich Elsasses Wismar Brandenburg Hinterpommern Bisthümcrn_Magdeburg Halberstadt Minden Sachsen Oberpfalz Rheinp Niederlande Deutschlands Holland England
263
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
Monat später wurde Türenne, der größte Feldherr seiner Zeit, bei Saßbach
von einer Kanonenkugel getödtet und der Feind gezwungen, sich über den
Rhein zu ziehen. Aber noch über drei Jahre dauerte der Krieg, der besonders
den Ländern an der Mosel und Saar, wo die Franzosen furchtbare Verwüstun-
gen anrichteten, verderblich wurde. Erst als das englische Parlament drohend
verlangte, daß die Regierung von dem Bunde mit Frankreich abstehe und die
Holländer unterstütze, beschloß Ludwig, dem Krieg ein Ende zu machen. Klug
wußte aber die französische Staatskunst die Gegner zu trennen, damit ihr Kö-
nig als Gebieter auftreten könne. In dem Frieden von Nymwegen bekamen
die Holländer, die mittlerweile dem tapfern Wilhelm von Oranien die
Statth alterschaft als erbliche Würde seines Mannstammes verliehen,
alle verlorenen Länder und Städte zurück; dagegen mußten die Spanier an
Frankreich die burgundische Freigrafschaft (Franche Comte) und alle in
der Linie von Valenciennes und Mau beuge liegenden festen Orte abtre-
ten und das deutsche Reich verlor nicht nur die Stadt Freiburg im Breis-
gau, sondern mußte sich auch die größten Demüthigungen gefallen lassen. Das
zu Deutschland gehörende Herzogthum Lothringen, welches die Franzosen
im Anfang des Krieges in Besitz genommen, wurde dem in östreichischen Dien-
sten stehenden Herzog unter so entehrenden Bedingungen zurückgegeben, daß
dieser vorzog, es noch länger in den Händen der Feinde zu lassen, und der
große Kurfürst sah sich genöthigt, alle mit so vieler Anstrengung eroberten
Landschaften und Städte in Pommern den Schweden wieder abzutreten.
§. 405. Die furchtsame Nachgiebigkeit der deutschen Fürsten steigerte Lud-
wigs Xiv. Uebermuth und Vergrößerungssucht. Er stellte die Behauptung
auf, eine Anzahl Ortschaften und Gebietstheile, die in srühern Jahren zu den
im Westfälischen und Nymweger Frieden an Frankreich gefallenen Landschaften
und Städten gehört hätten, seien in die Abtretung inbegriffen. Um diese zu er-
mitteln, errichtete er in Metz und Breisach sogenannte Reunionskam- leso.
mein und riß, auf deren Aussprüche gestützt, eine Menge Städte, Flecken,
Dörfer, Burgen, Mühlen, ja ganze Landstriche ans dem linken Rheinufer an
sich. Der gute Erfolg machte den französischen Gebieter immer kühner, so daß
er zuletzt mitten im Frieden die freie Stadt Straßburg dem deutschen »«s«.'
Reiche entriß. Der verrätherische Bischof Franz Egon von Fürsten b erg
war bei der Ueberraschung und Besetzung behülflich. Die einst freie Bürger-
schaft mußte nach ihrer Entwaffnung dem fremden Machthaber knieend den Un-
terthaneneid leisten; das Münster, die Zierde deutscher Baukunst, wurde dem
katholischen Gottesdienst übergeben und das Zeughaus geleert. Auch in Italien
hatten Mailand und Genua unter den Gewaltthätigkeiten des Königs zu lei-
den. Und statt mit vereinten Kräften den Uebermuth zu strafen, schloffen Oest-
reich, Spanien und das deutsche Reich mit dem Machthaber zu Regensburgis. Aug.
einen zwanzigjährigen Waffenstillstand, worin alle reunirten und 168,<-
geraubten Gebiete und Ortschaften mit Einschluß der kurz zuvor eroberten Fe-
stung Luxemburg, dem letztem überlassen wurden mit der einzigen Bedin-
gung, daß die R eunionen nunmehr eingestellt und die französischen Hoheits-
rechte nicht weiter ausgedehnt würden. So lag die Welt vor Frankreich in
Schrecken gefesselt.
c) Oestreichs Bedrängniß und Sieg.
tz. 406. Während dieser Zeit warkaiser Leopold im Osten seines Reichs
beschäftigt. In Ungarn hatten die Bedrückungen der Protestanten durch die
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122. Ludwig Xiv. von Frankreich.
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2. Ludwigs Despotismus. Der Glanz, den ihr König um sich verbreitete, blendete die eitlen Franzosen so, daß sie sich ohne viel Widerstreben der Reste ihrer alten Freiheiten berauben und unter das despotische Regiment beugen ließen, welches Ludwig zu führen beliebte. Wie wenig ihm der Wille des Volkes galt, zeigte er schon als 16jähriger König. Als nämlich das Parlament gegen gewisse Forderungen der Regierung Vorstellungen erhob, sprengte er nach Paris und trat wie er war, mit Sporen und Reitpeitsche, in die Versammlung. Hier donnerte der bartlose König die Abgeordneten derart an, daß sie sich alsbald fügten. Ein englischer Herrscher hätte das seinem Parlament nicht bieten dürfen. Ludwigs Grundsatz war: Der Staat, das bin ich (l’Etat c’est moi)! Leben, Freiheit und Eigentum seiner Unterthanen sah er als Dinge an, über die er ganz nach Belieben verfügen könne.
3. Krieg gegen (1672—1678). Dieser rühm- und ländergierige König unternahm eine ganze Reihe von Raubkriegen gegen seine Nachbarn. Einer seiner ersten Angriffe war gegen Holland gerichtet. Mit 120000 Mann rückte er selbst in dieses kleine Land ein. Da war „Holland in Not". Die Bedrängten stellten den klugen und tapfern Prinzen Wilhelm von Oranien (nachmaligen König von England) an ihre Spitze und wehrten sich mannhaft. Zur See besiegte ihr trefflicher Admiral Ruyter (spr. Reuter) die französische Flotte samt der damit verbündeten englischen; aber zu Lande waren sie in großer Gefahr, von der Übermacht erdrückt zu werden. Da durchstachen sie die Dämme, daß das Meer ins Land brauste und dem erstaunten Feinde den Weg nach Amsterdam sperrte. Dennoch hätten sie unterliegen müssen, wenn sie nicht jetzt an dem deutschen Kaiser und dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg Bundesgenossen bekommen hätten. Ludwig merkte bald, daß der Brandenburger der gefährlichste seiner Gegner sei. Um ihn loszuwerden, reizte er die Schweden, von Pommern aus in Brandenburg einzufallen, worauf der Kurfürst wie ein Wetter in sein Land zurückeilte und die Schweden bei Fehrbellin aufs Haupt schlug (1675). In demselben Jahre verlor Ludwig seinen besten Feldherrn, Türen ne (spr. Türcin), und von da an ging sein Kriegsglück etwas zurück. Dennoch brachte ihm der Friedensschluß zu Nimwegen in Holland (an der Waal, nahe der Ostgrenze) Gebietsvergrößeruugen. „Nimm weg!" nannte das deutsche Volk höhnend diesen Frieden.
4. Reunionskammeru. Wegnahme Straßburgs (1681). Ludwigs Übermut kannte bald keine Grenzen mehr. Auf die Schwäche des deutschen Reiches bauend, setzte er jetzt sogenannte Reunionskammeru ein. Das waren Gerichtshöfe, welche untersuchen mußten, was alles schon einmal zu denjenigen Städten und Landschaften gehört hatte, die Frankreich im Westfälischen Frieden oder später von Deutschland erbeutet hatte. So fand man z. B., daß Weißenburg vor vielen Hundert Jahren zum Elsaß und daß Germersheim schon einmal zu Weißenburg gehört habe; sofort nahm Ludwig beide Städte weg. Das ist nur ein Beispiel von der Art, wie dieser gekrönte Räuber verfuhr. — Und weil er einmal beim Stehlen war, so fiel er auch gleich wie ein Dieb in der Nacht über Straßburg her und schlug es, alles Völkerrecht mit Füßen tretend, zu Frankreich (1681). Und solche himmelschreiende Schmach duldete
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Holland England Amsterdam Schweden Brandenburg Schweden Fehrbellin Nimwegen Holland Frankreich Deutschland Weißenburg Germersheim Frankreich
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Extrahierte Personennamen: Christian_von_Braunschweig Tilly Christian_von_Dänemark Dänemark Christian
Extrahierte Ortsnamen: Nieberfachsen Ungarn Goslar Nord-und Magdeburg Bremen Minden Halberstadt
120. Von Gustav Adolfs Tode bis zum Westfälischen Frieden. 265
5. Der Westfälische Friede (1648). Schon lange hatte Kaiser Ferdinand Iii. mit seinen Feinden unterhandelt, zu Münster mit den Franzosen, zu Osnabrück mit den Schweden. Endlich kam der heißersehnte Friede — der sogenannte westfälische — zustande. Die Haupt-bestimmuugeu desselben sind folgende: 1. Frankreich erhält das Elsaß, doch ohne Straßburg und einige andere Reichsstädte. — 2. Schweden bekommt Vorpommern samt Rügen, Stettin und Wismar, die Stifter Bremen und Verden und 15 Millionen Mark Kriegsentschädigung. — 3. Bayern behält die Oberpfalz nebst der Kurwürde; dagegen erhält Friedrichs V. Sohn die Unterpfalz samt der neugestifteten achten Kurwürde. — 4. Die Unabhängigkeit der Niederlande von Spanien und der Schweiz von Deutschland wird anerkannt. — 5. Sämtliche deutsche Fürsten erhalten die Landeshoheit, wozu auch das Recht gehört, unter sich und mit auswärtigen Mächten Bündnisse zu schließen. — 6. Der Augsburger Religionsfriede wird bestätigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt.
6. Deutschland am Ende des Dreißigjährigen Krieges. So
endigte der verderblichste Krieg, den Deutschland je geführt hat. Die Protestanten hatten sich von neuem Religionsfreiheit erkämpft. Aber eine schöne Provinz (Elsaß) war von Deutschland abgerissen; in anderen (Pommern re.) herrschten Ausländer, und das also verstümmelte Deutschland war nicht mehr ein starkes, einiges Reich, sondern ein machtloser Haufe lose verbundener Staaten. Sein Kaiser war ein Schattenbild, seine Herrlichkeit war untergegangen in Blut und Thränen, Elend und Schmach. Unsäglich erschütternd war der Anblick, den unser vorher blühendes Vaterland nach dreißig Jahren voll Schlachten und Brand, Hunger und Pest darbot. Tausende von Städten, Flecken und Dörfern lagen in Schutt und Asche; sehr viele waren wie vom Erdboden hinweggefegt, so daß man auch ihre Stätte nicht mehr kennt. Ganze Gegenden, einst Sitze des regsten und fröhlichsten Lebens, waren in Wüsten verwandelt. Heimatlose Menschen, verwaiste und verwahrloste Kinder irrten umher und aßen Gras wie die Tiere. Die Felder waren nnangebaut und zum Teil mit Wald bewachsen; Vieh gab es so wenig, daß mancher Bauer sich selbst vor den Pflug spannen mußte. Handel und Gewerbe lagen gänzlich danieder; die Schulen waren verödet; die Kirchen, soviele der Zerstörung entgangen waren, lagen voll Pferdemist. An manchen Orten fehlte es an Händen, die Toten zu bestatten; unbegraben verwesten die Leichen in den Ruinen der Häuser, in Feld und Wald, oder wurden von Wölfen, Hunden und Krähen gefressen. Die Wölfe hatten sich so vermehrt, daß sie selbst in die Städte drangen. Deutschland hat im Dreißigjährigen Kriege durch Schwert, Hunger und Pest mehr als die Hälfte, einige sagen zwei Drittel seiner Einwohner verloren. Den Überlebenden hatte die ungeheure Not und der stete Anblick des namenlosen Jammers die Herzen verhärtet, so daß anstatt der altdeutschen Zucht und Sitte Roheit und Schamlosigkeit herrschend geworden waren. Nirgends war mehr Sicherheit; an den Straßen lauerten Räuber und Mordgesellen und überfielen die Wanderer. Es ist ein Wunder, daß sich unser armes
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Ferdinand_Iii Ferdinand Friedrichs_V.
Extrahierte Ortsnamen: Westfälischen Schweden Frankreich Stettin Wismar Spanien Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Pommern Deutschland Deutschland
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nach W. und mündet unterhalb Köln in den Rhein. Sie ist das Gewässer,
„welches aus dem Erdboden am meisten arbeiten muß." _ An ihr liegen
Elberfeld und Lärmen, eine Doppelstadt, jene mit 140, diese mit 130 Ein-
wohnern. Beide sind wichtige Fabrikstädte für seidene, leinene und bäum-
wollene Waren. („Elberfelder Leinwand.") — h) Die Ruhr (= Schils,
weil im Gebiete der Quellen viel Schilfwiesen sind) entspringt im Sauer-
lande, gehört größtenteils Westfalen an, fließt von (). nach W. und mündet
bei Ruhrort in den Rhein. Das Ruhrgebiet hat sehr reiche Kohlen-
lag er, mit deren Ausbeutung sich namentlich Elsen beschäftigt. Hier ist die
weltberühmte Kruppsche Gußstahlfabrik, in welcher mehr als
20000 Arbeiter beschäftigt werden. Die in dieser Fabrik hergestellten Kanonen
sind jetzt die besten und werden nahezu iu alle Länder der Erde versandt. —
i) Die Lippe fließt in westlicher Richtung im Flachlande, welches zum Teil
sehr fruchtbares Gebiet ist, und mündet bei Wesel. An ihr liegt die Stadt
Hamm, welche sehr große Eisengießereien besitzt. —
a) Die 3u entspringt am Schweizer Jura, durchfließt das obere Elsaß
und mündet bei Straßburg. Sie ist der eigentliche Hauptfluß des
Elsasses. Zwischen Jll und Rhein zieht sich von Mülhausen bis Straßburg
der Rheinkanal. Wichtige Ansiedelungen sind Mülhausen, Colmar und Straß-
bürg. Mülhausen i. E. ist ein Mittelpunkt für Baumwollenindustrie und
der wichtigste Fabrikort (großartige Baumwollenweberei, vortreffliche Kattun-
druckereien) im Elsaß. Für die Fabrikarbeiter (etwa 20 000) sind hübsche
Häuser gebaut, die vou Gärten umgeben sind; auch in anderer Weise ist vor-
trefflich für die Arbeiter gesorgt. — Colmar liegt in einer fruchtbaren Ebene.
In der Nähe ist das „Lügenfeld", auf dem die Söhne Ludwigs des
Frommen durch Verrat ihren Vater gefangen nahmen. — Straß bürg
(f. S. 23). — b) Die tlahe entspringt auf dem Huusrück, bildet eine Strecke
lang die Grenze zwischen Hessen und Rheinpreußen und mündet bei Bingen.
An ihr liegen Oberstein, der Hauptsttz der Achatschleiferei im Huusrück, und
Kreuznach, ein Badeort. — c) Die Mosel ist (nach der Maas) der größte
Nebenfluß des Rheins. Sie entspringt auf dem Wasgeuwalde, fließt
in einem nach 0. offenen Bogen dem Rheine zu, in den sie bei Koblenz
mündet. Sie gehört in ihrem Oberlaufe zu Frankreich, von Metz an zu
Deutschland. Die Mosel hat gelbes Wasser, das sich anfangs eigentümlich
vom grünen Rhemwasser abhebt. Sie hat reizende User, an deren sonnigen
Schieferabhängen sich von Trier bis Koblenz viele Weinberge befinden, welche
die berühmten Moselweine liefern. Der wichtigste Zufluß der Mosel ist
die Saar, an welcher in der Rheinprovinz die Festung Saarlouis liegt.
Ausiedluugen an der Mosel sind Metz und Trier. Metz (60 T.) ist die
Haupt st adtvonlothrin gen und eine der stärksten Festungen der Erde.
1870 mußte es sich den Deutschen ergeben, wobei über 170 000 Franzosen
gefangen wurden. — Trier (40 T.) ist eine der ältesten Städte Deutschlands,
da es schon von den Römern vor Christi Geburt angelegt wurde. Noch heute
findet man Überreste römischer Bauten, z. B. das „Schwarze Thor". Im
Dome befindet sich der „heilige Rock", welchen einst Christus getragen haben
soll und der, nebst anderen Reliquien, zeitweilig zur Verehrung ausgestellt
wird. (Wallfahrten.) — d) Die Ähr hat in merkwürdigen Windungen ein
großartiges Thal in die Eifel eingeschnitten und mündet oberhalb des Sieben-
gebirges. Die Ahrweine sind beliebt.
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