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1. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 69

1903 - Berlin : Nicolai
69 über die Schweden, der den Abfall Sachsens zur Folge hatte. Auch die Schweden errangen unter tüchtigen Generalen noch manchen Sieg. Aber es handelte sich gar nicht mehr um den Glauben, den Ferdinands Ii. Sohn, Ferdinand Iii., gern freigegeben hätte, sondern um den Widerstand gegen die Ausländer, die deutsche Länder an sich reißen wollten. Die Schweden trachteten nach Pommern und andern deutschen Gebieten; die Franzosen, die auch mit einem Heere in den Krieg eingegriffen hatten, waren lüstern nach deutschen Ländern am Rheine. Der Krieg wurde nun auch bort den Schweden mit unmenschlicher Grausamkeit geführt. (Der schwedische Trank.) Der Westfälische Friede. Münster und Osnabrück.) Endlich ig-is wurde der langersehnte Friede zu Münster und Osnabrück abgeschlossen. Er gab den Protestanten Freiheit des Glaubens, und zwar zunächst nur den Lutheranern und erst auf Drängen Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten bort Brandenburg, auch den Reformierten. Das war seine segensreiche Frucht. Aber deutsches Land ging an das Ausland berloren. Die Franzosen erhielten das Elsaß mit Ausnahme Straßburgs, die Schweden Vorpommern und die schöne Insel Rügen. Brandenburg gebührte ganz Pommern nach alten Verträgen; aber es bekam nur Hinterpommern mit dem früheren Bistum Cammin. Da auch Stettin den Schweden anheimfiel, so konnten diese den Schiffen die Einfahrt in die Oder sperren und so den brandenbnrgischen Seehandel lähmen. Zur Entschädigung für Vorpommern erhielt Friedrich Wilhelm das ehemalige Erzbistum Magdeburg nebst Halle und die früheren Bistümer Halberstadt und Minden. Das Restitutionsedikt wurde durch die Bestimmung beseitigt, daß für den Besitz der Kirchengüter der Besitzstand born 1. Januar 1624 entscheidend sein sollte. — Der lange Krieg hatte die Macht des Kaisers bollends bernichtet, der Friede gab den Fürsten bolle Hoheitsrechte (Souberänität). Deutschland zersplitterte in eine große Anzahl einzelner Staaten, in denen der Kaiser so gut wie gar nichts zu sagen hatte. So kam es, daß Deutschland dem Auslande gegenüber böllig machtlos war. Das deutsche Volk aber atmete auf, als der lange berderbliche Krieg endlich beendet war. Es dankte Gott mit dem Dichter Rinkart: „Nun danket alle Gott Mit Herzen, Mund und Händen!"

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 153

1893 - Berlin : Nicolai
153 geschütz der Deutschen eingetroffen war, begann dasselbe, die Forts zu beschießen. Kräftig erwiderten diese das Feuer. Die Stadt war reichlich mit Lebensmitteln versehen, und die Bevölkerung, immer auf Entsatz hoffend, ertrug mutig, alle Drangsale der Belagerung. Als aber auch in der Folge die Ausfälle vergeblich waren, als auf eine Hülfe nicht mehr zu hoffen war, als das Feuer aus den deutschen Geschützen der Stadt selbst Schaden zufügte, und als endlich der Mangel so sühlbar wurde, daß man an die Drangsale einer Hungersnot denken mußte, fügte die französische Regierung sich in das Unvermeidliche. Sie übergab die sämtlichen Forts und die Waffen der Armee von Paris an die Deutschen und erhielt dafür einen Waffenstillstand aus 21 Tage. Paris durfte von neuem mit Lebensmitteln versehen werden. Endlich führten auch die Unterhandlungen wegen des Friedens zum Ziele. Dieselben waren deshalb so lange fruchtlos gewesen, weil Frankreich durchaus in keine Landabtretung willigen wollte, Graf Bismarck aber auf der Herausgabe des Elsaß und Deutsch-Lothringens bestand. Nachdem Thiers zum Präsidenten der französischen Republik erwählt worden war, wurden zu Versailles die Grundlinien (Präliminarien) des Friedens festgestellt, worauf derselbe endlich am 10. Mai 1871 zu Frankfurt a. M. zu lo.sroaj stände kam. Frankreich trat an Deutschland das Elsaß mit der alten 1871 freien Reichsstadt Straßburg und Deutsch-Lothringen mit der Festung Metz ab, welche wie jene einst eine Perle deutscher Städte gewesen war. Außerdem bezahlte es 5 Milliarden Francs Kriegskosten. Das deutsche Kaiserreich. Für Deutschland hatte dieser Krieg aber noch einen weit höheren Gewinn. Nicht nur, daß Dank der Fürsorge und der Aufopferung unseres greisen Königs, der alle Strapazen des Feldzuges ertragen und sein Leben mehr als einmal in Gefahr gesetzt hatte, Dank dem Eifer der Fürsten und freien Städte Deutschlands, der Tüchtigkeit seiner Feldherren und seines großen Staatsmannes, der heldenmütigen Ausdauer unserer Krieger, ein siegreicher Krieg geführt und ein ehrenvoller Friede errungen war: nach langer Entfremdung hatten die Deutschen aller Stämme vom Anfange bis zum Ende des Krieges iu treuer Waffenbrüderschaft neben einander gestritten. So hatte sich das lange Zeit vergeblich ersehnte Band der Einheit um alle Gaue unseres weiten Vaterlandes geschlungen. Daher konnte es nicht fehlen, daß sich die Einigung

3. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 66

1893 - Berlin : Nicolai
66 im übrigen sollten sie die katholischen Lehren wieder annehmen. So groß war die Furcht vor dem Kaiser, daß keiner der mächtigeren protestantischen Fürsten es wagte, sich dem Interim zu widersetzen. Nur in den Städten regte sich Widerstand. Magdeburg trotzte dem kaiserlichen Befehle und blieb der lutherischen Lehre treu. Daher wurde es in die Reichsacht erklärt und Moritz beauftragt, diese zu vollstrecken. Aber vergeblich belagerte er die feste Stadt; die Bürger wiesen mutig alle Angriffe zurück. Da änderte Moritz selbst seine Gesinnung. Er zürnte dem Kaiser, daß er trotz seiner Bitten den Landgrafen, seinen Schwiegervater, nicht frei gab: er fürchtete, Karl würde seine Übermacht dazu verwenden, die Macht der Reichsfürsten wieder zu unterdrücken; endlich ertrug er die Verachtung schwer, mit welcher seine Glaubensgenossen auf ihn, wie auf eineu Verräter, blickten. Schlau verbarg er seine Pläne, verband sich im Geheimen mit andern protestantischen Fürsten, ja sogar mit den Franzosen, welchen er für ihre Hülfe die lothringischen Bistümer Metz, Tonl und Verdun zu überlassen versprach. Nachdem er hinreichend gerüstet war, brach er plötzlich gegen Tirol auf und überfiel den Kaiser so unvermutet, daß dieser mit Mühe und Not durch die Flucht über die Alpen der Gefangenschaft entging. — Karl sah nun ein, daß es ihm unmöglich sei, seine Pläne durchzuführen. Er übertrug seinem Bruder Ferdinand die Unterhandlungen mit den Protestanten, f Der passaner Uertrag und der Religronsfriede pt 1552 Augsburg. Dieser gestand zuerst im Vertrage zu Passau und dann 1555. im Augsburger Religionsfrieden den Ständen augsburgifcher Konfession freie Religionsübung zu. Moritz fiel in emer Schlacht gegen einen feiner früheren Bundesgenossen. Der Kriser Karl ward der Händel dieser Welt müde, er beschloß daher, sich von denselben zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp die Niederlande, Spanien, Neapel und Sizilien sowie die spanischen Länder der neuen Welt, 1556. seinem Bruder Ferdinand aber Östreich abgetreten hatte, begab er sich in die Nähe des spanischen Klosters San Just, wo er zwei Jahre später starb. So war den Protestanten freie Religionsübung gewährt. Metz, Toul und Verdun blieben in den Händen der Franzosen.

4. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 123

1903 - Berlin : Nicolai
123 Paris. Alle Anstrengung der Franzosen, Paris zu entsetzen, waren vergeblich. Die Heere der beiden Kronprinzen hatten die gewaltige Stadt, die im weiten Umkreise von mächtigen Forts umgeben ist, eingeschlossen. König Wilhelm nahm sein Quartier in dem Schlosse zu Versailles, wo einst Ludwig Xiv. residiert, von wo aus er Europa in beständiger Unruhe erhalten hatte. Die Franzosen hielten ihre Hauptstadt für unüberwindlich, besonders da gegen 400 000 Bewaffnete darin waren. Allein alle Ausfälle, welche die Generale Ducrot und Trochn unternahmen, blieben ohne Erfolg. Als nun das schwere Belagerungsgeschütz der Deutschen eingetroffen war, begann man, die Forts zu beschießen. Kräftig erwiderten diese das Feuer. Die Stadt war reichlich mit Lebensrnitteln versehen, und die Bevölkerung, immer auf Entsatz hoffend, ertrug mutig alle Drangsale der Belagerung. Aber die Heere, die die Stadt entsetzen sollten, wurden zurückgeschlagen/ Als die Geschütze der Belagerer die Stadt erreichten, schwand die Hoffnung auf Befreiung immer mehr. Endlich trat doch Mangel an Lebensrnitteln ein, er machte sich so fühlbar, daß man eine Hungersnot herannahen sah; Krankheiten brachen aus und rafften namentlich zahlreiche Kinder fort. Da fügte sich auch die französische Regierung in das Unvermeidliche. Sie lieferte die Forts und die Waffen der Armee von Paris aus und erhielt dafür einen Waffenstillstand von 21 Tagen. Paris durfte sich mit Lebensrnitteln versehen. Endlich führten auch die Friedensverhandlungen zum Ziele. Friede zu Frankfurt« Frankreich hatte sich lange nicht entschließen können, Land an Deutschland abzutreten, selbst nicht das, das es ihm geraubt hatte. Gras Bismarck bestand aber auf Herausgabe von Deutsch-Lothringen und dem Elsaß. Nachdem der besonnene Thiers Präsident der französischen Republik geworden war, wurden zu Versailles die Grundlinien (Präliminarien) des Friedens festgestellt. Endlich, am 10. Mai 1871, wurde dieser 10.5.1871 zu Frankfurt a. M. abgeschlossen. Frankreich fügte sich in die Notwendigkeit, das Elsaß mit der alten freien Reichsstadt Straßburg und Deutsch-Lothringen mit der Festung Metz abzutreten, die, wie jene, einst eine Perle deutscher Städte gewesen war. Außerdem bezahlte es 5 Milliarden Franks Kriegskosten. Das deutsche Kaiserreich. Es war durch die Weisheit und den Heldenmut unseres greisen Königs, der alle Strapazen des

5. Deutsche Geschichte von der Urzeit bis zum Ende des 30jährigen Krieges - S. 88

1903 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
88 Der dreißigjährige Krieg. zermetzelten fte mit Säbeln u. a. Vor Qualen baten die Bedrängten man möge fte doch gleich totschießen. Zum furchtbaren Schrecken wurden' diese Banden, wenn sie scharenweise in eine Gegend kamen: denn es aalt als Grundsatz, daß ein Kriegsheer vom Brandschatzen leben müsse. Am schlimmsten trieben es nach Gustav Adolfs Tod die Schweden, von denen das Volk sagte: „Die Schweden sind kommen, haben alles mitgenommen, haben die Fenster eingeschlagen und 's Blei davon getragen, haben Kugeln d'rans gegossen und den Bauer erschossen." 6. Der westfälische Friede. 1648. a) Die Friedensbedingungen. Nach langen Verhandlungen zu Osnabrück und Münster mit Schweden und Franzosen gelang es endlich, dem Kriege ein Ende zu machen. Die Friedensbedingungen waren hart. Frankreich erhielt Metz und Teile des Elsaß; Schweden erlangte fünf Millionen Taler Kriegskosten, Vorpommern und die Bistümer Bremen und Verden zwischen Unterelbe und Unterweser. Die Reichsstände sollten ihre alten Rechte und Freiheiten behalten; ja, es wurde jedem unter ihnen erlaubt, Festungen zu bauen, Soldaten zu werben, Kriege zu führen und Bündnisse zu schließen, mit wem er wolle, nur nicht gegen Kaiser und Reich. Damit waren die deutschen Reichsstände, etwa 360 an Zahl, völlig selbständige regierende Herren geworden. Die Kaisermacht war gebrochen und nicht viel mehr als der Titel davon übrig geblieben. Ein einheitliches deutsches Reich gab es nun vorläufig nicht mehr. b) Das verwüstete Land. Achtzehn Millionen Einwohner, reiche Städte und wohlhabende Dörfer hatte Deutschland beim Beginne des Krieges gehabt, jetzt waren es nur noch acht Millionen, und das Land glich einer Wüste. Trauernd und klagend sahen die Übriggebliebenen all die Not und den Jammer. Klage über Deutschlands Verfall. „Wie jämmerlich stehen nun große Städte. Da zuvor tausend Gassen gewesen sind, sind nun nicht mehr hundert. Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken! Da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstört, daß weder Dach, Gesparr, Türen oder Fenster zu sehen find. Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen? Sie haben sie verbrannt, zu Pserdeställen und Marketenderhäusern gemacht, die Altäre entweiht und die Glocken hinweggeführt. Ach Gott, wie jämmerlich stehet es auf den Dörfern! Man wandert bei zehn Meilen und sieht nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen Orten ein alter Mann oder ein paar alte Frauen zu finden. In allen Dörfern sind die Häuser voll Leichname und Äser gelegen, Mann, Weib, Kinder und Gesinde, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen, neben- und untereinander, vom Hunger und von der Pest erwürget und voll Würmer, und sind von Wölfen, Hunden, Krähen und Raben gefressen worden, weil niemand gewesen, der sie begraben, beklaget und beweinet hat. Deutschland lieget in Schmach, Jammer, Armut und Herzeleid." c) Der Friede. Als der Ruf „Friede" durch die deutschen Lande ertönte, ging eine schmerzliche Freude durch die Gemüter. Dem alten Landmanne kam der Friede vor wie die Rückkehr der Kinderzeit, da man noch fröhliche Tage unter der Dorflinde gefeiert. Das junge Geschlecht, in den Kriegsjahren geboren und aufgewachsen, vernahm es

6. Nicolaisches Realienbuch für die Oberstufe der Gemeindeschulen - S. 17

1906 - Berlin : Nicolai
17 Niederlande und verteidigte sich glücklich gegen die Heere der verbündeten Holländer, des Kurfürsten von Brandenburg und des Kaisers. Durch den Einfall der mit Ludwig verbündeten Schweden in Brandenburg wurde der Große Kurfürst vom Rheine abgezogen (Schlacht bei Fehrbellin), so daß Ludwig sich daselbst behauptete. Im Frieden zu Nymwegen (1678) er- hielt Frankreich wiederum mehrere feste Plätze der spanischen Niederlande und einen Teil Burgunds. Damit noch nicht genug, fuhr Ludwig im Frieden mit seinen Räubereien fort, indem er Reunionskammern, d. h. Gerichtshöfe einsetzte, die untersuchen sollten, welche Landschaften und Besitzungen jemals zu den neu erworbenen Gebieten gehört hätten. Auf diese Weise nahm er- trotz des Einspruchs der deutschen Fürsten mitten im Frieden gegen 600 Ort- schaften im Elsaß und in Holland weg und raubte durch Überfall und Verrat die Reichsstadt Straßburg (1681). — Auf einem dritten Raubzuge gegen Deutschland ließ er durch seine Feldherrn die Pfalz, die ihm streitig gemacht wurde, schrecklich verwüsten und die Städte Heidelberg, Mannheim, Speier, und Worms niederbrennen. Im Friedenschluß zu Ryswick (Holland) behielt Ludwig alle im Elsaß geraubten Besitzungen, auch Straßbnrg. 4. Aufhebung des Edikts von Nantes (s. S. 14 u. Anh. S. 11/12). 5. Einfluß auf seine Zeit. Das Hofleben Ludwigs in Versailles diente vielen europäischen Höfen zum Vorbilde. Selbst kleine Fürsten suchten ihm in seinen kostspieligen Bauten, in den kunstvollen Park- und Garten- anlagen, in der prunkvollen Hofhaltung nachzuahmen. Sie vergeudeten die Ein- nahmen des Staates, häuften die Abgaben der Untertanen ins ungemessene und stürzten das Land in Schulden, wodurch schließlich der Verfall herbei- geführt wurde. Als Ludwig 1715 starb, war das Land arg zerrüttet. Kurfürst Friedrich Iii., als König Friedrich I. (1688-1713). 1. Seine glänzende Hofhaltung. Der Nachfolger des Großen Kur- fürsten besaß eine große Vorliebe für Glanz und Pracht, und da sein Vater dem Staate Macht, Ansehn und Wohlstand verliehen hatte, so richtete sich Kurfürst Friedrich Iii. nach dem Vorbilde des prunkliebenden Königs von Frankreich einen glänzenden Hofstaat ein. Nach seiner Erhebung zum Könige entfaltete er noch größere Pracht. 2. Die treulosen Ratgeber und Minister. Des Kurfürsten ehemaliger Erzieher, Eberhard von Danckelmann (s. Standbild!), der nach der Thron- besteigung sein treuer Berater und Minister wurde, riet zur Mäßigung, weil das Land die großen Lasten nicht tragen könne. Aber neidische Hofleute ver- leumdeten den Minister beim Könige. Dieser ließ ihn in das Gefängnis werfen, gab ihn später jedoch wieder frei. An Stelle Danckelmanns trat der habsüchtige Minister Kolb von Wartcnbcrg, der mit seinen unredlichen Freunden auf Kosten des Staates sich bereicherte, die ehrgeizigen Pläne des Kurfürsten eifrig förderte und ihn in seinem kostspieligen Treiben unterstützte. Nccllicnbuch. 2

7. Nicolaisches Realienbuch für die Oberstufe der Gemeindeschulen - S. 79

1906 - Berlin : Nicolai
79 2. Verlust der Niederlande. Die einzelnen Provinzen der Nieder- lande waren im 14. und 15. Jahrhundert durch Erbschaft, Kauf und Waffen- gewalt mit dem Herzogtum Burgund vereinigt worden. Durch die Ver- mählung Maximilians von Östreich mit Maria von Burgund, der einzigen Tochter Karls des Kühnen, fielen Burgund und die Niederlande an Deutsch- land. Ihr Enkel, Kaiser Karl V., übergab bei seiner Abdankung (1556) die Niederlande seinem Sohne Philipp von Spanien. Dieser verletzte die alten Freiheiten (Privilegien), suchte den Protestantismus mit Gewalt auszurotten und legte willkürliche Steuern auf, so daß eine allgemeine Empörung aus- brach. Philipps Feldherr, der strenge Herzog Alba, warf den Aufstand nieder und ließ die Häupter der Verschwörung, die Grafen Egmont und Hoorn hinrichten; nur Prinz Wilhelm von Omnien entkam. Da schloffen die sieben nördlichen Provinzen 1579 die Utrechter Union, sagten sich (1581) gänzlich von Spanien und dem Reiche los und wählten Wilhelm von Oranien zum erblichen Statthalter der „Vereinigten Niederlande." Die zehn südlichen Provinzen (das heutige Belgien) blieben katholisch und bei Spanien. — Gleich der Schweiz erhielten auch die Niederlande im Westfälischen Frieden ihre Unabhängigkeit bestätigt. 3. Der Verlust des Elsaß und Lothringens. Seit Jahrhunderten zeigten die französischen Herrscher das Bestreben, sich in die deutschen An- gelegenheiten einzumischen, um bei günstiger Gelegenheit Vorteile daraus zu ziehen. So fand Herzog Moritz von Sachsen im Schmalkaldischen Kriege (1546—47) einen willigen Bundesgenossen gegen Kaiser Karl V. an dem französischen Könige Heinrich Ii., wofür dieser die lothringischen Städte Metz, Toul und Verdun erhielt. Für seine Teilnahine am Dreißigjährigen Kriege erhielt Frankreich Ober-Elsaß und zehn elsässische Reichsstädte zugesprochen. Doch einer der schlimmsten Feinde für Deutschland war Ludwig Xiv. von Frankreich. (Seine Raubkriege und die Einsetzung der Reunionskammern s. S. 16 u. 17). Unter Ludwig Xv. fiel auch das Herzogtum Lothringen, das der polnische König Stanislaus Lesczinski für seine Verzichtleistung auf den polnischen Thron erhalten hatte, (1766) an Frankreich. In den Revolutionskriegen zu Ende des 18. Jahrhunderts ge- langten die Franzosen nach und nach in den Besitz des gesamten linken Rheinufers (Friede zu Luneville s. S. 35), das sie aber nach dem Wiener Kongreß bis auf Elsaß und Lothringen wieder herausgeben mußten. Erst den vereinten Anstrengungen aller deutschen Stämme im Kriege 1870—71 gelang es, Elsaß und Lothringen, den „nie verjährten schnöden Raub", wieder zurückzugewinnen (s. S. 55). Gegenwärtiger Besitzstand des Deutschen Reiches. Das am 18. Januar 1871 wieder erstandene neue Deutsche Reich um- faßt 26 Staaten, nämlich 4 Königreiche: Preußen, Bayern, Württemberg und Sachsen;

8. Nicolaisches Realienbuch für die Oberstufe der Gemeindeschulen - S. 94

1906 - Berlin : Nicolai
94 des Großen Kurfürsten, nämlich dem Bistnm Minden (1648); c) der oranischen Erbschaft König Friedrichs I., nämlich Mörs, Tecklenburg und Lingen (1702); ä) den ehemaligen Bistümern Paderborn und Münster (Neichsdep.-Hanptschlnß 1803); e) hauptsächlich aber aus den Be- standteilen der früheren Erzbistümer Köln und Trier und den Herzogtümern Berg und Jülich (1815). 8. Die Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassau kamen nach dem Kriege von 1866 unter König Wilhelm I. zu Preußen. a) Die Provinz Schleswig-Holstein wurde aus den ehemaligen Herzogtümern Schleswig und Holstein gebildet (Krieg von 1864 und 1866 s. S. 51—53). d) Die Provinz Hannover bildete vor 1866 das gleichnamige Königreich. e) Die Provinz Hessen-Nassau ist aus dem früheren Kurfürstentum Hessen, dem Herzogtum Nassau und dem Gebiet der freien Stadt Frankfurt a. M. zusammengesetzt (s. S. 53). 15. Werfassungsgefchichte. Die Entstehung und Bedeutung der unumschränkten Fürstengewalt» 1. Entstehung. Der Dreißigjährige Krieg hatte die letzten Macht- befugnisse des Kaisers beinahe vernichtet und die Fürsten ihm gegenüber fast völlig unabhängig (souverän) gemacht (Bündnisse, Gerichtsbarkeit, Zölle, Ge- setzgebung, Münzrecht). Dagegen waren die Fürsten von ihren Landständen (Adel, Geistlichkeit, Städte) in bezug ans die Gesetzgebung und die Erhebung von Steuern recht abhängig. Allmählich suchten sich die Landesherren den Beschränkungen durch die Stände zu entziehn und ihre Herrschaft nach dem Vorbilde der französischen Könige Ludwig Xiv. und Xv. unumschränkt (absolut) zu machen. 2. Bedeutung. Die unumschränkte Fürstengewalt erwies sich von großem Segen für das Land, wenn sie in den Händen tüchtiger und selbst- loser Fürsten ruhte (der Große Kurfürst, Friedrich der Große). Sie wurde bei dem Mangel einer Verfassung und dem häufig widerstrebeuden Verhalten der Stände geradezu zur Notwendigkeit für den Bestand des Staates. Andererseits bildete sie in den Händen selbsüchtiger oder unfähiger Fürsteir eine große Gefahr für das Land (Ludwig Xiv. und Xv). 3. Wie der Große Kurfürst die unumschränkte Herrschaft in seinem Lande durchführte. In Brandenburg gelang es dein Großen Kurfürsten, mit Kraft und Entschiedenheit die Macht der Stände zu brechen und an Stelle der Ständeregierung und der verschiedenartigen Verwaltnngssormen die ein- heitliche unumschränkte Herrschaft durchzuführen (Errichtung des stehenden Heeres s. S. 12. Kampf mit den Ständen, Durchführung einer gerechten Besteuerung, Einführung einer einheitlichen Verwaltung s. S. 13/14). 4. Friedrich Wilhelm I. als unumschränkter Herrscher, a) Auffassung seines Herrscherberufs. Friedrich Wilhelm I. brachte die vom Großen Kur-

9. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 29

1904 - Berlin : Nicolai
29 Sachsen. Der nördliche Teil der Provinz Sachsen, die Siitmarf, ist das Stammland, die Wiege der preußischen Monarchie. Die übrigen Teile sind überwiegend aus den Erwerbungen zusammengesetzt, die in den Jahren 1648, 1803 und 1815 gemacht worden sind. Im Jahre 1648 bekam der Große Kursürst im Westfälischen Frieden das frühere Bistum Halberstadt und die Zusicherung, nach dem Tode des Administrators August von Sachsen auch das Gebiet des ehemaligen Erzbistums Magdeburg nebst Halle zu erhalten. Als der Administrator 1680 starb, nahm der Große Kurfürst Magdeburg in Besitz. Im Reichsdeputations-Haupt-schluß 1803 erhielt Preußen für die erlittenen Verluste das Gebiet von Erfurt mit dem Eichsfelde und die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen. Im Tilsiter Frieden 1807 mußte Friedrich Wilhelm Iii. alle Gebiete im Westen der Elbe an Frankreich abtreten, so daß der gegenwärtigen Provinz nur die beiden Jerichower Kreise verblieben. Auf dem Wiener Kongreß erhielt Preußen die verlorenen Gebiete zurück und die größere nördliche Hälfte von dem Königreich Sachsen, so daß am 30. April 1815 i8i& die Zusammensetzung der Provinz Sachsen bestimmt werden konnte. Sie hat sich zu hoher Blüte entwickelt. Westfalen. Die einzelnen Gebiete dieser Provinz sind zu verschiedener Zeit an Brandenburg-Preußen gekommen. Im Jahre 1614 erhielt Johann Sigismund aus der Jülich-Cleveschen Erbschaft im Vertrage zu Xanten außer Cleve, das jetzt zur Rheinprovinz gehört, die Mark mit Hamm und Soest und Ravensberg mit der Hauptstadt Bielefeld. Aber dem Großen Kurfürsten blieb es erst vorbehalten, zu Düsseldorf 1647 und dann zu Cleve 1666 die endliche Ausführung und Bestätigung des Xantener Vertrages zu erlangen. Im Westfälischen Frieden erhielt Friedrich Wilhelm das Gebiet des ehemaligen Bistums Minden, das einst von Karl dem Großen gestiftet worden war. Im Jahre 1702 erbte Friedrich I. als Sohn einer Oranierin neben andern Gebieten die Grafschaft Lingen zwischen Ems und Haase, und 1707 kaufte er von dem Grafen zu Solms und Braunfels die Grafschaft Tecklenburg. Größere Erwerbungen machte Preußen hier erst wieder 1803, als es für seine Verluste auf dem linken Rheinufer und andere Einbußen durch die ehemaligen Bistümer Paderborn und Münster entschädigt wurde. Nach den siegreichen Kämpfen Napoleons gegen Preußen wurden

10. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 36

1904 - Berlin : Nicolai
36 Herrscher. Erworbene Gebiete. Gesamtflächeninhalt in Quadratmeilen. Einwohner- zahl. Joachim Ii. (1535—1571). Vs des Landes bekommt Johann von Küstrin, der die Herrschaften Beeskow und Storkow kauft. Behält nur 450 — Johann Georg (1571—1598). Mit der Wiedervereinigung der brandenburgischen Lande fallen auch die Gebiete Beeskow und Storkow dem Kurlande zu. 716 Joachim Friedrich (1598—1608). Zieht die Stifte Brandenburg, Havelberg und Lebus völlig ein. Wie vorher, da die Stiftsgüter bereits mitgerechnet wurden. Johann Sigismund (1608—1619). Wiedereinziehung der Herrschaften Schwedt und Vierraden. Cleve, Mark und Ravensberg, Ravenstein und die flandrischen Herrschaften im Vergleich zu Xanten (endgültig erst 1666). Jülich-Clevesche Erbschaft mitgerechnet: 1472. Georg Wilhelm (1619—1640). Verzichtleistung auf die Herrschaft Ravenstein. Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst (1640—1688). Im Westfälischen Frieden Hinterpommern mitden eingeschlossenen Stiftsgütern von Cammin (aber ohne den 2 Meilen breiten Streifen an der Oder mit den Städten Greifenhagen, Alt-Damm, Goll-now und Cammin) und als Entschädigung für Vorpommern das ehemalige Bistum Halberstadt 2013 1 500 000
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