Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
nach Qjitfja» Adolphs Tode. 21l
größten Greuel in seinen Landern mit anseheu, so wie die
Franzosen in den Rheinländern, in Schwaben und Vaicrn
schrecklich verheerten. Der Kaiser Ferdinand Hi. (16z7 —
2667), der ohnehin friedlicher gesinnt war, sähe sich genö-
thigt, ernstlich auf Beruhigung der Völker denken, fand aber,
wir schwer es sey, das Verwirrte wieder zu ordnen. Die
katholische Partei schämte sich nachzugeben und die geraubten
Güter zu erstatten ; dem Kaiser war es anstößig als Ober-
haupt des Reichs mit den protestantischen Ständen zu unter-
handeln; die Protestanten glaubten aber auch den Zeitpunkt
für ihre völlige Sicherung, für welche sie so unaussprechlich
viel geleistet, gelitten und aufgeopfert hatten, benutzen zu
müssen. Allein auch Schweden und Frankreich wollten ihre
Dienste für Deutschland von Deutschland vergolten haben
und so gab cs zahllose Forderungen. Lange stritt man über
den Ort der Zusammenkunft und den Rang der verschiedenen
Machte.. i645 ging der eigentliche Fricdenscongreß an und
i643 wurde er geschlossen. Der Friede, der hier zu Stande
kam, heißt der Westphälische, vom den zwei Städten in
Westphalen, Münster, wo er zwischen Deutschland und
Frankreich, und Osnabrück, wo er zwischen den Deutschen
selbst und mit Schweden geschlossen wurde. Er gab Deutsch-
land die wichtigsten, so lange die Rcichsverfassung bestand,
gültigen Reichsgcsetze. Die Protestanten, worunter man nun
Lutheraner und Reformirte begriff, sollten völlige Religions-
freiheit haben;, die Stifter und Güter sollten demjenigen
Thcile zufallen, der sie 1624 im Besitze gehabt, doch wollte
sich der Kaiser in Ansehung seiner Erbländer nicht daran
binden. Frankreich bekam von der Landgraffchaft Elsaß das,
was Oesterreich darin besaß; Schweden die Herzogtümer
Bremen und Verden, einen Theil von Pommern und die
Stadt Wismar in Mcklenburg, welche Besitzungen abcr theils
in nachherigen Kriegen, theilts durch Vertauschungen von
Schweden wieder getrennt worden sind; auch bekam cs fünf
Millionen Thalcr Kriegskosten und das Heer ging erst t65o
aus Deutschland, um den Forderungen desto mehr Nach-
druck zu geben. Der Papst protestirte gegen diesen Frieden-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Hi Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Rheinländern Schwaben Schweden Frankreich Deutschland Deutschland Westphälische Westphalen Deutschland Frankreich Schweden Frankreich Elsaß Oesterreich Schweden Pommern Wismar Mcklenburg Schweden Deutschland
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
178 S>it Reformauen in andern Länder».
andre Große des Reichs, die besten Kräfte des Landes; das
übrige Frankreich verarmte. Für die religiöse Bildung und
den Unterricht des Bürger- und Bauernstandes that man
fast gar nichts, die Untcrthanen erlagen unter Abgaben und
wurden zu nichtigen Zwecken des Ehrgeizes in ihrer Unwissen-
heit gemißbraucht.
Manche Protestanten bekannten sich bloß äußerlich zur
römischen Kirche; mehr als 5oo,ooo meistens fleißige, or-
dentliche, fromme Menschen kamen dennoch durch die mit
hauenden Schwertern verwahrten Granzcn nach Holland,
in die Schweiz, nach England und Deutschland, wo sie vor-
züglich in Preußen gut ausgenommen wurden. Sie brachten
ansehnliche Geldsummen, und, was noch mehr Werth war,
Kenntnisse und Geschicklichkeiten mit, legten Fabriken an zu
Seidenarbcitcn, Hüten und dergleichen, und sie gewöhnten
sich bald an die Sümpfe von Holland und an das rauhere
nördliche Deutschland.
Ludwig Xiv. hob endlich 1685 das auch von ihm feier-
lich beschworne Edict von Nantes gänzlich auf und viele
Grausamkeiten fielen noch vor, denn er wollte durch Vertil-
gung der Ketzer des Namens des allerchristlichsten Königes
ganz werth feyn; Beichväter, Minister, besonders der eng-
herzige und grausame Louvois, spiegelten ihm vor, die Pro-
testanten wären treulos, obgleich die Könige mehr als ein-
mal Hülfe unv Rettung bei ihnen gegen ihre katholischen
Unterlhancn gefunden hatten, so lange man ihnen die Reli-
gionsfreiheit ließ. Eben dieser Ludwig riß ein Stück von
Deutschland nach dem andern und zuletzt auch Straßbnrg
an sich und ließ es wenigstens auf den Rath feines Ministers
geschehen, daß 168.-) die Unterpfalz, eine paradiesische Gegend,
mit ihren Städten, Flecken und Dörfern jämmerlich verhee-
ret, auch Mannheim und Heidelberg mit abgebrannt wurde,
unter dem Vorwände, daß man den Deutschen, die man
eben bekriegen wollte, den Unterhalt entziehen müßte. Die
armen Einwohner entflohen halb nackt; Tausende kamen
um. Ludwig wähnte in seinem Alter durch einen solchen
Religionseifer seine Laster und Jugendsünden wieder gut zu
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Holland Schweiz England Deutschland Holland Deutschland Nantes Deutschland Mannheim Heidelberg
Europa
Kwer
wenigstens Unterhalt
nach den, Elsaß, von Schlesien
Beute fanden
Böhmen
an
Unterschied
Von Meklenburg
Rhein trieben sich die Heere bald siegend, bald besiegt umher,
schon mußten mehrere Provinzen vermieden oder in stürmischer Eile durch-
schritten werden, weil sie, zu völligen Wüsten geworden, selbst dem Soldaten
keine Nahrungsmittel mehr darboten. Auch der edle Bernhard von Wei
mar, welcher mit französischer Hülse das ihm verheißene Elsaß erobert hatte,
starb 1639 nach der allgemeinen Meinung' an Gift, welches Frankreich ihm
gemischt hatte. Die Siege Torstenson's und Wrangel's 1643 und die Ein-
nahme von Prag durch den schwedischen General Königsmark 1648 führten
endlich den lange ersehnten Frieden herbei. Schon seit 7 Jahren hatte
man davon geredet, und seit 1642 saßen Gesandte des Kaisers, der Prote-
stanten und Schweden zu Osnabrück, und des Kaisers und Frankreichs zu
Münster; aber das abwechselnde Kriegsglück hatte bisher die Forderungen
bald gesteigert, bald gemäßigt, und erst die letzten Siege der Schweden ver-
mochten Ferdinand, dem damals kein Heer mehr übrig blieb, ernstlich an
den Frieden zu denken, welcher anr 24. October 1648 unterzeichnet und
unter dem Namen des westphälischen bekannt ist. Wie der Krieg, so
war auch dieser Friede höchst verderblich für Deutschland und nur als die
traurige Frucht der äußersten Noth und gänzlichen Erschöpfung zu betrachten.
Deutschland verlor dadurch für immer das herrliche Elsaß und die drei
lothringischen Bisthümer Metz, Toul und Verdun, welche an Frankreich
für seine arglistige Hülfe abgetreten wurden. Schlimmer als dieser Verlust
war die nun als gesetzlich anerkannte Einmischung Frankreichs in die deut-
schen Angelegenheiten. Auch das schwache Band der Erinnerung, welches
die Schweiz noch an das Reich knüpfte, ward nun gänzlich zerrissen.
Schweden erhielt als Entschädigung für seine Anstrengungen den besten
Theil von Pommern, die Stadt Wismar, die ehemaligen Bisthümer Bre-
men und Verden und eine bedeutende Geldsumme. Brandenburg, welchem
nach alten Verträgen ganz Pommern, dessen Herzöge ausgestorben, hätte
zufallen müssen, ward durch Magdeburg und Halberstadt entschädigt. Auch
die Unabhängigkeit Hollands ward jetzt erst von Spanien feierlich anerkannt.
Für die innere Ruhe ward insofern gesorgt, daß die völlige Freiheit der
Lutheraner sowohl als der Reformirten anerkannt und ihre Rechte sowie
die der Katholiken genau bestimmt wurden. Dagegen aber war auch nun
das Reich mehr als je in sich zerfallen, die Kaiserwürde zu einem leeren
Titel herabgesunken und das Reich, wehrlos und ohnmächtig nach außen,
dem verderblichen Einfluß fremder Politik mehr als je preisgegeben. Ver-
schwunden war der alte allgemeine kriegerische Sinn, und stehende Heere,
den kleineren Fürsten unerschwinglich und selbst den größeren eine drückende
Last, halfen auch' die letzte Spur der Freiheit unterdrücken. Seitdein
herrschte in Europa, vorzüglich aber in Deutschland, jener rohe, starre und
gesinnungslose Soldatensinn, welcher einen Theil des Volkes zu seelenlosen
Maschinen herabwürdigt, um die größere wehrlos -und unkriegerisch ge
wordene Menge ungestraft zu unterdrücken. — Dennoch war der 30-jährige
Krieg, bei allem Unheil, welches er über Deutschland brachte, bis auf unsere
Tage der letzte Krieg, »voran Volk und Gesinnung Theil nehmen konnten.
Seitdem bis zum Jahre 1813 waren alle Kriege in Deutschland, wie
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Wei Ferdinand Bisthümer_Metz
Extrahierte Ortsnamen: Europa Elsaß Meklenburg
Rhein Frankreich Prag Schweden Frankreichs Schweden Deutschland Deutschland Verdun Frankreich Frankreichs Pommern Wismar Brandenburg Pommern Magdeburg Halberstadt Hollands Spanien Europa Deutschland Deutschland Deutschland
Vh. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
219
gespielt, und sowohl die Schönheit ihrer Natur als die Betriebsamkeit ihrer
Bewohner hat für Einheimische und Fremde einen großen Reiz. Auch
unter preußischer Herrschaft haben die Gebiete der Rheinprovinz einen
mächtigen Aufschwung genonnnen. Fortschreitende Entwickelung ist das
genommen.
Zeugniß
eschichte.
Sie wurde bisher in zwei Provinzen, Jülich-Kleve-Berg, die nördliche, und
das Großherzogthum Niederrhein, die südliche Hälfte der jetzigen Rhein-
provinz, getheilt, welche nun in die fünf Regierungsbezirke Köln, Düsseldorf,
Koblenz, Trier und Aachen zerfällt. Das Ganze umfaßt 486,^ □Üüf.,
worauf 3,359,947 *) Einw., also 6913 auf der stüm. (die dichteste Bevöl-
kerung in ganz Preußen) leben, unter welchen nicht mehr als etwas über
800,000 Protestanten, über 2,463,000 Katholiken und über 35,000
Israeliten sind. Die Provinz besteht aus einer sehr großen Anzahl Gebiete
ehemaliger Reichsstände, worunter die bedeutendsten sind: die Herzogthümer
Jülich, Geldern, Kleve, Berg, das Fürstenthum Saarbrück, die Länder der
Erzbischöfe von Trier und Köln, mehrere Reichsstifter, wie Essen und
Werden, und einige freie Reichsstädte. Der Rhein und die Mosel, mit
Nebenflüssen
Die Nahe
I 9 » 1 • r f • w w ^
bildet einen Theil der südlichen Grenze und nur die Roer verläßt die Pro-
vinz, um nordwestlich der Maas zuzufließen. Die Ufer der meisten dieser
Flüsse, namentlich des Rheins von Bingen bis Bonn, der Mosel und der
Ahr gehören zu den schönsten und romantischsten Gegenden von Deutsch-
land und werden, vorzüglich die Rheingegenden, jährlich selbst von Tau-
senden stemder Reisenden, namentlich Engländern, besucht. Unterhalb
Bonn bis zur holländischen Grenze verflachen sich die Ufer des Rheins,
die ganze Provinz wird zur vollkommenen Ebene und geht in die Sand-
und Morastgegenden der Niederlande über. Der ganze südliche Theil der-
selben dagegen ist gebirgig. Auf dem rechten Ufer des Rheins herrschen
bis an die Sieg die Fortsetzungen des West er Waldes und das Sieben-
gebirge am Rhein, unweit Bonn, 2600' hoch. Weiter nördlich dringen
Verzweigungen der westfälischen H'öhenzüge in die Provinz ein, doch
erreichen sie nirgend die Ufer des Rheins. Auf der linken Seite des
Rheins ziehen sich, zwischen der Nahe und der Mosel, in südwestlicher
Richtung der Hundsrück, Soon-, Idar- und Hochwald, 2500'
hoch, hin. 'Nordwestlich von der Mosel erfüllen die Eifel, 2400'
hoch, und weiterhin die Hohe Veen, 3000' hoch, mehr Hochebene
als Gebirge, das Land mit ihren unfruchtbaren. wenia bewaldeten
Rücken. Sowohl die sandig
südlichen und westlichen Gegenden dieser Provinz gehören zu den minder
fruchtbaren; nur die mittleren Gegenden, vorzüglich das linke Ufer des
Rheins, sind höchst ergiebig. Dagegen ist diese Provinz durch die In-
dustrie ihrer Bewohner ausgezeichnet und die Bevölkerung dadurch in manchen
Gegenden so zusammengedrängt, daß, wie z. B. im ehemalig Bergischen,
8—12,000 Menschen aus der llim. wohnen, während die Eifel und der
Hundsrück nur sehr schwach bevölkert sind. Zu den Hanptproducten gehören
nicht sowohl Getreide, woran es eher fehlt, als Flachs, Hanf, Taback, Oel-
ihren unfnichtbaren, wenig
morastigen nördlichen, als die gebirgigen
*) 1867 3,452,430 Einw., Zunahme 92,483 Einw.
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184
Fünfter Abschnitt.
faltige Fabriken, als in dieser Provinz, welche theils
Tücher (Kettwick, Cleve und Cöln), Lein-
wand (Elberfeld), Cattun (Cramfort und
Elberfeld), sehr schönen Damast (Gladbach)
unv seidene Zeuge (Crefeld), theils Stahl- und
Eisenwaaren (Barmen, Solingen und Rem-
scheid) und Porzellan (Poppelsdorf, ein D.)
liefern. In Bonn ist eine Universität; Wesel ist
eine Festung.
icx Die Provinz Niederrhein endlich
zerfällt in die Regierungsbezirke Aachen, Coblenz
und Trier. — Aachen, schon zu Carls des Gr.
Zeiten eine bedeutende St., wurde,eine Zeitlang für
die Hauptstadt des deutschen Reiches angesehen.
Die deutschen Könige wurden hier gekrönt. Außer
vielen andern Fabriken sind hier viele Nadelfa-
briken und in der Nahe der Stadt warme, stark
besuchte Bader. — Coblenz am Zusammenflüsse
der Mosel und des Rheines, der St. und Festung
Ehrenbreitenstein gegenüber, eine der schönsten
deutschen Städte, war ehemals die Residenz des
Erchischofes von Trier. 1688 wurde auch sie von
Ludwig Xiv. Heere (s. unten) beschossen und sehr
verwüstet. — Tri er, an der Mosel,- eine der älte-
sten, schon vor Chr. G. erbaute St. und ehemals
die Hptst. des Erzstiftes. — Wetzlar an der Lahn,
eine ehemalige freye Reichsstadt, war der Sitz des
von Maximilian (S. 161.) eingesetzten Reichskam-
mergerichtes. Auch in dieser sehr fruchtbaren
Provinz blühen Fabriken und Handel. In Aachen,
Eupen, Düren und Stolberg werden Tücher
gefertigt; in der zuletzt genannten, weitläufigen Stadt
sind auch mehre Metall-, namentlich Messing-Fa-
briken und eine Glashütte. —
2. Das Kaiserthum Oestreich.
Die Grenzen desselben in Deutschland zeigt die
Charte. Außer den deutschen Ländern gehören da-
zu: Böhmen, Ungarn, Mähren, Gallizien,
Siebenbürgen, Slavonien, Kroatien,
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Extrahierte Personennamen: Cleve Bader Ludwig_Xiv Ludwig Maximilian
Die einzelnen europäischen Staaten. 167
Allein er starb, ehe er sein Ziel erreicht hatte, und
sein treffliches Heer schloß sich größtentheils den
Franzosen an, welche den Krieg in die Länge zu
ziehn und Städte und Provinzen von dem deutschen
Reiche abzureißen bemüht waren.
Laut aber sprachen alle deutsche Provinzen den
Wunsch nach Frieden aus; und so versammelten
sich denn von 164z die Gesandten der beyden Par-
tkeyen in Münster und Osnabrück, um über
den Frieden sich zu berathen, während der Krieg
unter den schwedischen Generalen Torstenson und
Banner noch fünf Jahre lang fortgeführt wurde.
Erst 1648 wurde der Frieden abgeschlossen. Nach
ihm wurde den Protestanten in Deutschland Reli-
gionsfreyheit bewilligt. Außerdem wurde über die
Länder und Provinzen entschieden, durch welche die
Kriegführenden Mächte entschädigt werden sollten.
Frankreich bekam einige Städte und Provinzen
jenseits des Rheines, Schweden einen Theil von
Pommern und 5 Millionen Thaler, der Churfürst
von Brandenburg den südlichen Theil von Pom-
mern, das Erzbisthum Magdeburg, als ein Herzog-
thum, und die Bisthümer Halberstadt, Minden und
Kamin, als Fürstenthümer. Der Churfürst von
der Pfalz erhielt sein Land zurück, und da man
Baiern die Churwürde nicht wieder abnehmen wollte,
so errichtete man für die Pfalz die achte Chur. —
Deutschland hatte durch diesen dreißigjährigen Krieg
außerordentlich gelitten. Tausende waren im Kriege
umgekommen, mehre noch vor Hunger und Kälte,
da die Saatfelder zertreten und die Städte verödet
wurden, da Seuchen und Krankheiten den Krieg
und die Hungersnoth begleiteten. Ueber zwey Drit-
theile der Einwohner waren umgekommen, und die
noch übrig gebliebenen verwildert und entartet, da
die Jugend in den traurigen Zeiten des Krieges in
den Feldlagern ohne Zucht' und Unterricht aufge-
wachsen war, da die Austritte des Greuels überall
Rohheit erzeugt hatten. — Am langsamsten erholten
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Schweden Pommern Brandenburg Magdeburg Minden Baiern Deutschland
in Geographie.
welchem 12 Kirchspiele stehen. Das Fürstenthum wurde,
so wie Bremen, ehemals von einem Bischof regiert, d. i°
es war ein Brsthum, wurde aber im Jahr 1648 in ein
weltliches Fürstenthum verwandelt, und kam mit Bremen
und dem wildeshäusischen Gebiet zugleich an unser Haus-
Weil ich Euch schon einigemal daö Wort Erzbisthum und
Bisthum genannt habe, so ist es billig, daß wir hier et-
was st-lls stehen, damit ich Euch diese Wörter erkläre. Zn
Len Zeiten, als Bremen und Verden noch katholisch waren,
wurden besonders vom Kayser Carl dem Großen hier und
in vielen andern Ländern eine Art geistlicher Personen,
die weder Pfarrer, noch auch Mönche waren, angestellt welche
für die Erziehung der Jugend zu sorgen, und Gesänge
und Gebete in der Kirche zu verrichten hatten. Des letzt
teren Umstandes wegen mußten sie täglich, zu gewissen
Stunden in die Kirche gehen, und da in einem abgesoni
denen, ihnen angewiesenen Theile der Kirche, den man
Chor nannte, Gebete verrichten, welche in einer Art von
Gelang bestanden. Drese Gottesverehrungen hiessenblorue,
die Stunden, auch wohl Horae canoniaae gesetzliche
Stunden Daher sagt man noch auf diese Stunde: die
Canonici beten, oder singen Bora?:. Die Geistlichkeit
eines solchen Chors hieß mit einem allgemeinen Namen
Capitel. Führte nun das vornehmste Glied dieser Gesii,
lichten den Trrel Bischof (Aufseher) oder gar Erzbischof
(Overaufseher), so hieß die Kirche ein Dom, und diegei
sellschaft der Chorsänger hieß Domeapitel; die Sänger
selbst aber hiessen theils Domherren, welche von altem
Adel seyn müssen, theils Chorherren (Canonici). Es
besteht demnach ein Domcapttel aus einem Bischof oder
auch Erzbischof, aus Domherren und aus Canonicis.
Sehr oft ist ein Bischof nicht blos das Haupt des Dorm
car
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144
Geographie.
Lande die Lutheraner und Neformirten, die Catholiken aber
nur zu Bentheim. Die reformirten Gemeinen machen die
größte Zahl aus, und haben r z Prediger. Die besten Oerr
ter darin sind: Bentheim, ein großer Flecken; er ist die
Residenz des Grafen — Gchüttorf, die älteste Stadt
der Grafschaft, an der Vechte.
Die Grafschaft Hohenstein.
Dies Land liegt weder im niedersächsischen, noch im
westphälischen, sondern im obersächsischen Kreise, stößt
aber an den Harz. Es ist sehr gebrrgigt, hat aber doch
vortrefirchen Getreidebau, schöne Viehzucht und starke
Waldungen und handelt mit Getreide und Vieh. Den
größten Theil der Grafschaft haben die Grafen zu Stolft
berg und zu Werningerode als ein hannöverisches Lehen im
Besitz; nur das Amt Ilefeld gehört unserm Hause wirkt
lich. Darin liegt Ilefeld, ein ehemaliges Mönchsstift,
jetzt aber eine berühmte Erziehungsr und Lehr r Anstalt, uni
ter dem Namen Pädagogium, an welchem io Lehrer ste<
hen. Der vor dem Kloster liegende Flecken Ilefeld ist der
Sitz eines hannöverischen Beamten und eines Superintem
denlen.
Nun, lieben Neisegesellschafter, haben wir unser Land
durchreist, und zwar mit etwas langsamen Schritten; von
nun an marschiren wir geschwinder.
Das Herzogthum Braunfchweig - Wolfenbüttes.
In diesem Herzogthum wohnen unsere lieben Vettern
und Nachbaren, die Braunschweiger. Es gehört seines
Alters und seiner Vorzüge wegen unter die ersten deutschen
Häuser, hat von jeher große und edle Fürsten hervorge,
bracht
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Deutschland. 147
dem meismschen und berlinischen Porcellan die besten in
Europa sind.
Blankenburg, eine kleine-hübsche Stadt, mit zz6
H. In der Nachbarschaft derselben ist eine merkwürdige
Höle, die Baumannshöle Sie besteht aus sehr vielen
Klüften, von denen man aber nur 7 betreten kann. In
diesen Klüften tröpfelt beständig Tropfstein; die Tropfen
bilden allerhand Figuren, und diese werden alsdann zu einer
festen Steinmasse. Noch befindet sich in der Nähe der Stadt
ein sehr reicher Marmorbruch. Er liefert Marmor von
allen Farben, der in großer Menge geschliffen und zutssch,
platten, Urnen, Rauch r Tabacksdofen rc. verarbeitet und
ausgeführt wird.
Das Hochstift (Bisthum) Hildesheim»
Auch dies Land ist unsere Nachbarin. Der Regent
desselben ist ein katholischer geistlicher Herr, und zwar ein
Bischof. Eben deswegen heißt das Land ein Disthum,
oder Hochstift. Es ist vor tausend Jahren vom Kayser
Carl dem Großen gestiftet worden, und das Capirel ent,
hält 40 Domherren und Canonicos» Der jetzige heißt
Franz Egon, gebohrner Frepherr von Fürstenberg. —
Das Land beträgt 40 Q. Meilen, hat 8 Städte, 4 Flecken
zoo D. u. 150,000 Gr., worunter sich ein zahlreicher, sehr
begüterter Adel befindet. Der Boden bringt viel Getreide,
Holz und Flachs. Den letztern wissen die Einwohner vor,
züglich gut zu behandeln und die Kunst, geschwinde zu spin,
nen ist hier vornehmlich zu Hause. Die Flüsse Leine,
Fuse, Ocker und Innerste bewässern das Land. Ob,
gleich der Landesherr römischkatholisch ist, so sind doch die
meisten Unterchanen lutherisch. Die bestenstädte deslan,
des sind:
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Carl Franz_Egon Franz Fürstenberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Blankenburg
;^6 Geographie.
?lltona, eine berühmte Handelsstadt an der Elbe.
Sielst hübsch und hat 20000 E., die aus Protestanten,
Cathvlilen und Mennonieen bestehen, welche letzteren hier
2 Kirchen haben. Auch die Zudenschaft ist zahlreich
und har 2 Synagogen. Die Stadt hat berühmte Leder,
gerbereyen, viele Tabackssabriken und einige Zuckersiedei
rcyen, und treibt einen ausgebreiteten Handel, welches der
dicht an ihren Mauern liegenden Stadt Hamburg eben
nicht sehr lieb ist, als welcher sie all to nah (allzunahe)
liege, wovon der Nähme der Stadt kommen soll.
Das Hochstift Lübeck.
Dies ist das einzige Disrhum in der Welt, dessen Bi,
schof lutherisch ist. Es liegt in Holstein und ist nur ein
kleines Land: denn es besteht blos in 1 St. 1 Zl. und 36
D. Das Capitol hat 26 lutherische und 4 katholische Glie,
der. Der Bischof ist ein Prinz von Holstein, und wohnt
in der Stadt Eutin.
Reichsstädte.
Was eine deutsche Reichsstadt ist, wisset Ihr nun:
sie ist eben so wohl, wie z. B. das Herzogthum Braun,
schweig, oder das Disrhum Hildesheim rc. ein deutscher
Staat, der kern anderes Oberhaupt hat, als den Kapser.
Solcher Reichsstädte haben wir im niedersächsischen Kreise
sechs, nemlrch i)
i) Hamburg, an der Elbe, die hier eine Meile
brric ist; eine in der ganzen Welt berühmte Handelsstadt.
Sie hält r Stunden im Umfange, und hat über 100 000
Einwohner, die ausser 2000 Catholiken und Mennonrten,
4000 Reformirten und 6000 Juden, der lutherischen Kir,
che
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